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Z? 162 Bau neuer -e bemerkte der Ministerpräsident Tirard Erscheint jeden Wochentag Nachmüt. 's>'Uhrsürden andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Pm., zweimonatlich 1 M. 50 Ps. und einmonatlich 7S Pf. 42. Jahrgang. Sonntag, den 14. Juli und Tageblatt Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zu Freiberg und Brand Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg. Inserate werden bis Vormittag 41 Uhr angenom men und beträgt der Preis sür die gespaltene geile oder dereu Raum tb Pfg. unter allgemeinen! Beifall, daß die Regierung, trotzdem sie auf die finanziellen Hilfsquellen Rücksicht zu nehmen habe, doch keinen Augenblick zögere, sich für solche Zwecke an den Patriotismus der Kammern zu wenden. Die Bonlangisten setzten in den letzten Tagen alle Hebel in Bewegung, um die Regierung und die Senatskommission des Staatsgerichtshofes in der öjfentlichen Meinung zu diskreditiren. Wie weit ihnen dies mit Hilfe des aus Algier zurückkeh>enden früheru Leiters des Nachrichten - Bureaus, Oberst Vincent, gelingen wird, steht noch dahin. Am Donnerstag benutzte der Boulangist Laguerre die Interpellation seines Genossen Leheriss» in der Deputirten- kammer dazu, den Staatsgerichtshof als eine Parodie auf die Justiz hinznstellen und den Minister des Innern, Constans, gröblichst zu beleidigen. Nach einer überaus stürmischen Skandalszene wurde über Laguerre die Zensur mit Ausschließung verhängt. Einen im englischen Oberhaus gestellten Antrag, wonach die englische Regierung von Portugal eine Entschädigung der englischen Aktionäre für die ungerechte Beschlagnahme der De- lagoa-Bahn verlangen sollte, wieS der Premierminister Salis bury erfolgreich mit dem Bemerken ab, daß er die Sachlage noch nicht genau genug kenne. Aus der amtlichen Erklärung, welche der portugiesische Minister des Auswärtigen gegeben hat, geht hervor, daß seine Regierung völlig in ihrem Recht war, als sie die Eisenbahn in eigene Verwaltung nahm, denn die Gesell schaft hat den Bau ungebührlich verzögert und die Ausführung desselben in vertragswidriger Weise bewirkt. Die englische Delagoa-Bahn-Gesellschaft scheint kein sehr gutes Gewissen zu heil abgeschlossenen internationalen Verträge anzuhalten habe, ast von allen Schweizern, die nicht zur ultra radikalen Partei «gehören, bereits als eine billige anerkannt worden. Daniit ist schon die Grundlage für eine Verständigung gewonnen. Mit der Wahl des deutschen Reichskommistars für Ostafrika hat Fürst Bismarck eine glückliche Hand gehabt. Hauptmann Wißmann strebt seinem Ziele einer Beruhigung des deutsch- «ostafrikanischen Küstenlandes nnd der Einschüchterung der arabischen Rebellenführer mit Energie und Vorsicht erfolgreich entgegen. Am 8. d. M. hat er den wichtigen Kästenort Pangan mit geringen Verlusten eingenommen. Das deutsche Geschwader beschoß die Stadt und ließ dieselbe dann durch am Nordufer gelandete Matrosen besetzen. Vier Kompagnien Wißmanns be setzten das Südufer; die Dampfbarkassen Wißmann's „Max" und „München" avancirten den Fluß aufwärts. Von den Truppen Wißmann's fielen zwei Schwarze; ein weißer Unter offizier wurde leicht verwundet. Die Marine hatte keine Ver luste; die feindlichen Verluste sind unbekannt. Der Feind ist 'geflohen; die Indier sind in der wenig beschädigten Stadt ver- haben, da sie das Anerbieten der Lissaboner Regierung, die Streitfrage durch ein Schiedsgericht entscheiden zu lassen, zurück-- gewiesen hat. Augenblicklich hat die englische Regierung ganz andere Sorgen als die Delagoa-Bahn-Sache, da sie angesichts der verschlimmerten Lage in Oberegypten 2000 englische Sok-» daten von Malta nach Egypten absenden mußte. Wie der Staatssekretär Stanhope am Donnerstag dem englischen Unter hause mittheilte, ist ein 6000 Manu starkes Heer von Derwischen in Egypten eingedrungen und 3 Meilen südlich von Abu Simbel, mithin 33 Meilen nördlich von Wady Halfa, angelangt. Oberst Greenfell befindet sich in Assuan, wohin Verstärkungen abgingen, unter denen sich auch einige britische Truppenabtheilungen be finden. Wenn die russische Regierung nach Bern die Mittheilung gelangen ließ, daß sie die internationale Arbeiterschutz-Konferenz aus Opportunitätsgründen nicht beschicken werde, so wird auch diese Erklärung dazu beitragen, die Schweizer zu überzeugen, daß sie von dem Schutz, den sie den Anarchisten und Nihilisten gewähren, schwere moralische Nachtheile haben. Als die Zü richer Bomben-Explosion Veranlassung zur Entdeckung eines Verschwörernestes gab, erhielt der russische Justizminister Manassöin zweimal direkt Briese von Schweizer Bürgern, in welchen diese die russische Regierung benachrichtigten, daß ein neuer Anschlag auf das ^.'eben des Zaren im Gange sei. Der artige Verschwörungen sind ein schändlicher Mißbrauch des Asyl rechts, den zahlreiche Bürger der Schweiz auf's Schärfste tadeln und dem der eidgenössische Bundesrath entschieden Schranken setzen muß. Tagesschau. Freiberg, den 13. Juli. Ueber die Reise des deutschen Kaisers werden folgende interessante Einzelheiten gemeldet: Am Montag ist die Jacht „Hohenzollern" aufgelaufen gewesen. Eine dem Kopenhagener Blatte „Politiken" aus Bergen zugehende Depesche vom 8. Juli 2 Uhr 53 Min. Nachm. meldete: „Heute Morgen bei der Ab fahrt von Ejde lief „Hohenzollern" in der Bucht auf Grund, Der Kaiser, den dies etwas alterirte, übernahm selbst das Kommando und leitete alle Bewegungen, das Schiff flott zu machen. Dies gelang nach manchen Schwierig keiten durch das Ausbringen von Trossen. Sowohl Dampf- wie Handkraft mußten angewandt werden und erst nach drei stündiger eifriger Arbeit wurde das Schiff wieder flott." Dar über schreibt der „Hamb. Korresp.": Die Fassung dieses Tele gramms trägt den Stempel totalster Unrichtigkeit an der Stirn. Wir wissen es hier recht wohl, daß das Kaiserschisf auf eine Untiefe gerathen ist, aber ebenso wenig unbekannt ist es nns geblieben, daß es, ohne eine Spur von Schaden zu nehmen, sofort wieder flott geworden. Wenn die Dänen etwa glauben, der deutschen Seemannskunst auf Grund dieses Vorfalles eins auswischen zu können, so haben sie dabei Eines übersehen: „Hohenzollern" hat ja einen norwegischen Lootsen an Bord gehabt! Der Aufenthalt des Kaisers in Odde, am Hardangerfjord, der sich bekanntlich über zwei Tage erstreckte, ist vom schönsten Wetter begünstigt gewesen. Ueberall auf seinen Ausflügen in das Land hat der Kaiser seine aufrichtigste Bewunderung iiber die Großartigkeit der Naturschönheiten der norwegischen Westküste rückhaltlos geäußert und seiner Freude über die Reise Ausdruck verliehen. Von dem Besuch des Buar- gletschers findet sich in norwegischen Blättern eine Mittheilung, deren Richtigkeit sehr zweifelhaft erscheint. In derselben heißt es nämlich, daß der Kaiser, nachdem er das „Kalben" (Abstoßen von Theilen) des Gletschers in Augenschein genommen, beinahe von einem Unfall betroffen worden sei, indem ein großer Eis klumpen neben dem Kaiser herabgefallen und Letzteren sogar ein kleineres Stück an der Schulter getroffen habe. Weiter wird gemeldet, daß der Kaiser in Norwegen unter dem Namen eines „Grafen Hohen" reist.— Die deutsche Kaiserin wird sich anfangs August von Kissingen nach Bayreuth begeben und dort, wo sie mit dem Kaiser zusammentrifft, vom Prinz-Regenten Luitpold von Bayern begrüßt werden. — Die Ankunft (der jetzt bei ihrer Mutter, der Kaiserin, in Kissingen weilenden vier Prinzen in Wilhelmshöhe wird dort bereits gegen den 17. Juli erwartet. Die Prinzen werden voraussichtlich drei Wochen in Wilhelmshöhe verweilen. — Wie der „Schw. Merk." mittheilt, hielt gelegentlich der am vergangenen Sonntag in Schopfheim stattgeyabten Grundstein legung der neuen evangelischen Kirche der Großherzog von Baden bei dem darauffolgenden Festmahl eine längere Ansprache, in der er sagte: „Es ist nicht nur das Bedürfniß dieser Kirche, das wir ins Auge fassen müssen! Wir müssen uns bewußt sein, daß unsere evangelische Kirche noch eine andere Aufgabe erwartet von uns, und zwar die, von den Freiheiten Gebrauch zu machen, die sie gewährt. Freiheit» meine Freunde, ist ein schönes Wort, wenn es recht verstanden wird. Sie verstehen es Alle mit mir in dem Sinn«, daß eG heißt: Selbstbeherrschung, und diese muß kundgegeban werden. Die Woche. Während der deutsche Kaiser in Begleitung des Chefs des großen Generalstabs, Grafen von Waldersee, an Bord der Jacht „Hohenzollern" eine vielfache Abwechselung bietende Lust- und Erholungsfahrt an der norwegischen Küste fortsetzt, beschäftigt sich ein Theil der deutschen Presse sehr lebhaft mit dem schroffen Gegensatz, der angeblich zwischen dem Grafen Waldersee und dem deutschen Reichskanzler bestehen soll. Die nächste Veran lassung sür diese wahrscheinlich unbegründete Annahme war die Art, mit der in letzter Zeit die für den Grafen Walder see sehr eingenommene „Nene Preuß. Ztg." an der sonst all gemein anerkannten auswärtigen Politik des Fürsten Bismarck herummäkelte.. Die dadurch erzeugten Gerüchte erhielten eine neue Grundlage durch einen Artikel der offiziösen „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung", welcher den Zusammenhang von Politik rind Krieg im Anschluß an einige längstbekannte und eigentlich unbestreitbare Lehrsätze des Generals von Clausewitz derart erörterte, daß man darin eine Spitze gegen Diejenigen finden konnte, welche einer Unterordnung der Kriegführung unter den Gang der allgemeinen Politik widerstreben. Unwill kürlich faßten Viele den Artikel als einen Appell des Reichs kanzlers an die öffentliche Meinung ans, an welche scheinbar die Frage gerichtet wurde, ob mau zu einem Kriege rathen dürfe, wenn man für diesen gerade gut gerüstet sei. Diese Deutung, welche von vielen Seiten dem Clausewitz-Artikel des Kanzler blattes gegeben wurde, erregte den höchsten Zorn der „Neuen Preuß. Ztg." und veranlaßte dieselbe, von der „Norddeutschen" die Erklärung zu fordern, daß jener Artikel keine aktuelle poli tische Bedeutung habe, wenn sie nicht den Borwurf einer Herab würdigung der höchsten militärischen Behörden auf sich laden wolle. Dies ist mit der ausweichenden Erklärung abgelehnt worden, daß Niemand die „Neue Preuß. Ztg." zum Richter über Handlungen und Unterlassungen der „Nordd. Allg. Ztg." gesetzt habe. Mit einem Schlage würden alle Vermnthungen von Kriegstreibereien und Friktionen zwischen dem Reichs kanzler und dem Chef des großen Generalstabes beseitigt worden sein, wenn sich die seit den jüngsten Tagen ver breitete Nachricht bewahrheitet hätte, daß unmittelbar nach Be endigung der Nordlandfahrt des Kaisers Gras Waldersee in vertraulicher Mission nach Petersburg gesendet werden würde. Ein solcher Auftrag müßte doch entschieden als Beweis dafür gelten, daß Graf Waldersee mit den friedlichen Intentionen der deutschen Politik vollständig einverstanden ist, denn andern falls würde er eine Mission nach Petersburg nicht übernehmen oder von den maßgebenden Faktoren nicht dazu ausersehen wer den. Fürst Bismarck, der sich während seines jetzigen Land aufenthaltes in Varzin einer ausgezeichneten Gesundheit erfreut, beschäftigt sich neuerdings wieder mit den politischen Angelegen heiten eifriger als sonst. Die Verhandlungen mit der Schweiz leitet er während des Urlaubs des Grafen Herbert Bismarck -selbst und läßt sich alle darauf bezügliche Aktenstücke nach Varzin konimen. Die angelündigte Veröffentlichung der schweizerischen Antwortnoten kommt den Wünschen des Reichs kanzlers entgegen, der dieselbe selbst ins Werk gesetzt hätte, wenn ein solches Verfahren nicht dem diplomatischen Brauche widerspräche. In Betreff der von deutscher Seite kundgegebenen Absicht, den Niederlassungs-Vertrag von 1876 zu kündigen, soll der Bundesrath betonen, daß eine solche Kündigung kaum zu einer Aenderung des Vertrages führen dürste, indem die Schweiz -auf das Recht jedes souveränen Staates, Fremde ohne Papiere -aufzunehmeu, nicht Verzicht leisten könne. An einem freund lichen Ausgleich des deutsch-schweizerischen Konflikts wird trotz dem in den maßgebenden Kressen nicht gezweifelt, da die an gesehensten schweizerischen Mütter den eidgenössischen Bundes rath zu einer strengeren Ueberwachung der fremden Elemente «und zur Verhinderung ferneren Mißbrauches des Asvlrechts .auffordern. Die Forderung Deutschlands, daß der Bundesrath jede Lvkalbehörde zur Beobachtung der im Namen derGesammt- blieben." Am 10. d. M. haben die Deutschen Tanga bombardirt nnd auch diesen Hafenort nach kurzem Widerstand besetzt. Die Session der österreichischen Delegation wurde am Freitag geschlossen und diejenige der ungarischen Dele- ation naht sich ihrem Ende. In der österreichischen Delegation wickelten sich die Geschäfte meist sehr glatt ab und wurden verschiedene Voranschläge und Nachtragskredite ohne jede Debatte genehmigt. Bei der Berathung des Heereserfor- ternisses in der ungarischen Delegation ließ es sich die Oppo sition aber nicht nehmen, die nationalen und staatsrechtlichen Ansprüche der Magyaren abermals zur Sprache zu bringen. — Die Landtagswahlen in Böhmen haben die Macht derJung- czechen ansehnlich verstärkt, obgleich die Altczechen bei den städti- chen Wahlen noch 25 Mandate und bei den Handelskainmer- vahlen 8 Mandate errangen. Die von ihren Erfolgen förmlich berauschten Jungczechen sollen eine Kundgebung an die Krone planen. Die Entlassung des Statthalters von Oberösterreich, garon Weber, und des Statthalters von Istrien, de Pretis, wird von den altczechischen Blättern als ein Beweis dafür an gesehen, daß das Kqbinet Taaffe nicht zu dem früheren System des antinationalen Zentralismus zurückkehren will, dem diese beiden Staatsmänner noch immer huldigten. Weber, der früher den böhmischen Statthalterposten innehatte, mußte vor 8 Jahren dem Hasse der Czechen weichen und wurde in Prag durch den Baron Kraus ersetzt, unter dem die Versöhnung der Nationali täten freilich ebensowenig zu Stande kam, wie unter seinem Vorgänger. Die Gegnerschaft der Czechen ist trotzdem dem Baron Weber auch in seiner späteren Stellung in Oberösterreich geblieben. Am Dienstag hat sich die italienische Deputirtenkammer bis znm Herbst vertagt. Vorher wurde erst noch über die von Cavallotti an den Ministerpräsidenten Crispi gerichteten Inter pellationen, verschiedene untergeordnete Angelegenheiten aus dem Gebiete der internationalen Beziehungen Italiens betreffend, verhandelt. Sensationelle Erklärungen wurden dabei nicht ertheilt, auch wohl von Niemandem, den Interpellanten nicht ausgenommen, erwartet. Es braucht keines günstigeren Zeug nisses sür die ebenso große als erfolgreiche Umsicht, die der leitende italienische Staatsmann auf seinem Hochverantwortlichen Posten entwickelt, als die Thatsache, daß es der parlamentarischen Opposition durchaus nicht gelingen will, Ausstellungen von nur irgend welchem Gewicht gegen die politische Aktion Crispis vorzubringen. Die Meldungen, daß der Papst seinen Aufenthalt un Falle von Krieg nnd Unruhen zum Gegenstand diplomatischer Verhandlungen gemacht hat, bestätigten sich. Den noch glaubt Niemand ernstlich daran, daß es den Unversöhn lichen im Vatikan gelingen werde, den staatsklugen Papst zum Verlassen Roms und zu der Uebersiedelung nach Spanien zn bringen, von der auch das Wiener Kabinet dringend abge- rathen hat. - Von der französischen Deputirtenkammer, deren Sessions schluß bevorsteht, ist im Einvernehmen mit dem Senate nicht nur eine bedeutende Vermehrung der Feldartillerie Frankreichs beschlossen, sondern auch die größte Bereitwilligkeit gezeigt worden, neue große Opfer für die Vermehrung der französischen Flotte zu bringen. Zu der von dem Marineminister Krantz angekündigten Forderung von 58 Millionen Franks sür den