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md Tagmatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Bttmttworilichrr Redakteur: Julius Braun in Freiberg. Il/V M >! Erscheint jedenWochmtag Nachmttt.'/.Sllhr für dm ^abracma- » Inserate werden bis Bormittag 11 Uhr angmom- -Zr 8, Donnerstag, den 1». Januar. IMS. Die Samoa-Frage. Vie neuesten Nachrichten aus Samoa beweisen leider nachträglich, wie unpolitisch die Reichstagsmehrheit handelte, als sie sich im Jahre 1880 von zwei fortschrittlichen Gegner« der Kolonialpolitik überreden ließ, die deutschen Interessen auf den Samoa-Inseln preiszugeben. Das LaudungskorpS des deutschen Kriegsschiffs .Olga", welches de« deutschen Konsul bei seinem Versuch bristehen wollte, Gmugthuung für die Beleidigung beurlaubter Marine- Mannschaften und für die Zerstörung deutschen Eigenthums zu erlangen, ist am 18. Dezember v. I. von aufständischen Samoanem unter Führung des Amerikaners Klein über fallen worden. Dabei wurden Lieutenant Sieger und 15 Mann getödtet, die Lieutenants Sprengler und Burchard, sowie 36 Mann verwundet. Bei einer darauf von Mann- schaft« der .Olga", des Kreuzers „Adler" und des Kanonenboots „Eber" unternommenen erneuten Landung sind die Eingeborenen zurückgeworfen und einige am Strande gelege« Dörfer derselben zerstört worden. Die an sich jeineswegs kriegerischen Samoaner werden sich den Denk zettel merken und sich künftig vor den Deutschen hüten, wenn sie nicht abermals von irgend einem Europäer auf gestachelt werden. Die vor Samoa versammelte deutsche Streitmacht von 460 Mann mit 19 SchiffSgrschützen reicht hi«, um die Eingeborenen im Zaum zu halten. Ueber die auf der dortigen australischen Station befindlichen drei Kriegsschiffe „Olga", .Adler", „Eber" führt der Ateste Offizier, Korvettenkapitän Fritze, der Komman dant des „Adler" ist, den Befehl. Die Kreuzer-Korvette .Olga" (Kommandant Korvettenkapitän Frhr. von Er hardt) ist mit acht 15-Centimeter-Stahlkanonen und zwei t-Ee«timeter-Stahlgeschützm armirt, außerdem führt die „Olga" noch zwei Jagdgeschütze kleineren Kalibers am Heck. Die Bemannung zählt ca. 260 Mann. Der Kreuzer „Adler" hat vier Geschütze und 120 Mann; das Kanonen boot „Eber" (Kommandant Kapitänlieutenant Wallis) drei Geschütze und einige 80 Mann Besatzung. Um aber weitere blutige Zusammenstöße zu verhüten, sind neue Ver handlungen mit England und Amerika nöthig. Bei dem englischen Kabinet Salisbury hat das Auswärtige Amt in der Samoa-Angelegenheit stets freundliches und vertrauens volles Entgegenkommen gefunden, während die Abberufung des offen deutschfeindlichen amerikanischen Konsuls Grün baum Alles war, was die deutsche Reichsregierung von dem Kabinet von Washington erlangen konnte. Die Unter stützung, welche dem König Malietoa II. Mataafa von amerikanischer Seite zu Theil wurde, trotzdem die Deutschen auf Samoa sich für den König Tamasese erklärt hatten, »ar bereits wieder ein Akt der Feindseligkeit. Es fehlte nur noch die hervorragende Theilnahme eines Amerikaners an einem blutigen Kampfe der Eingeborenen gegen deutsche Marine- soldaten, um die Geduld Deutschlands vollständig zu er schöpfen. Schon vor der Kunde von dem Gefecht am 18. v. M war man auf eine Verschärfung der seit Jahren die öffent liche Meinung in Deutschland, England und Amerika be schäftigenden Samoa-Frage vorbereitet Die plötzliche Be rufung des deutschen Generalkonsuls vr. Stübel in Kopen hagen nach Berlin, der früher längere Zeit deutscher Konsul in Apia war, stand unzweifelhast mit diesen Vorgängen in Verbindung. Im vorigen Jahre, führt die „M. Ztg." aus, schien es, als ob endlich auf Samoa geordnete Zu- stäude hergestellt wären. Der deutsch-feindliche König Malietoa war entfernt und sein Nachfolger, König Tamasese, von den meisten einheimischen Häupt lingen anerkannt worden. Die Verhältnisse schienen sich derartig gestaltet zu haben, daß man deutscherseits gegen die Rücksendung Malietoa's, der zuerst nach Kamerun und dann nach Hamburg gebracht war, keine Bedenken hatte. Derselbe trat im Sommer vorigen Jahres von Bremerhaven aus auf einem deutschen Postschiff die Heimreise an. In Tidney angelangt, mußte er indessen wegen neuer auf Samoa ausgebrochenen Unruhen, welche die Herrschaft kamasese's in Frage stellten, abermals auf ein deutsches Kriegsschiff gebracht werden. Der von den Amerikanern Angeblich unterstützte rebellische Häuptling Mataasa, den zahlreiche Samoaner als Malietoa II zum König aus gerufen hatten, griff den deutschfreundlichen König Tamasese wiederholt an; er versuchte es acht Mal, am 7. 8, 10 und 11. November die feste Stellung Tamasese's bei Salufato zu stürmen; jedes Mal mußten seine Krieger mit blutigen Köpfen abziehen. Der dem Londoner „Bureau Reuter" über Auckland zugegangene Bericht, der allerdings nicht s ganz zuverlässig erscheint, besagt über die weiteren Vorgänge s zu erfreuen. Von Herzen danke ich für den erneuten A«»- Folgendes: .Es scheint, daß das Kanonenboot „Adler", druck der treuen Gesinnung, indem ich zugleich die Hoffnung und den Wunsch ausspreche, daß die großartige Entwickelung Berlin» auf allen Gebieten de« städtischen Leben«, dir ich mit lebhaftem Jnterrffe verfolge, unter Gotte« gnädigem Schutz« gedeihlich fortschrriten möge. Wilhelm. — Die Eröffnung de« preußischen Landtage« am 14. Januar erfolgt, wie der „Reich»-Auzelger" amtlich mitthrilt, im Weißen Saale de« Königlichen Schlöffe« in Berlin Mittag« 12 Uhr durch d« Kaiser persönlich. — Der .Reich«.Anzeiger" veröffentlicht außerdem im amtlichen Theile folgende Mitthrtlung: „Der KabtneU-Raih Ihrer Majestät der Kaiserin Königin August« hat an de» Vortragenden Rath in der RelchSkanzlet da« nach folgende Schreiben gerichtet: Berlin, den 3. Januar 188S. Ihre Majestät die Kaiserin Königin Augusta beauftragen «ich, Ew. Hochwohlgeboren zu ersuchen, über folgende Angelegenheit Sr. Durchlaucht dem Herrn Reichskanzler Bortrag halten zu wollen. Ein Theil der Presse hat sich in dm letzt« Tage» mit einer au« dem .Fremdenblatt" vom 1. Jinuar 188» entnommenen, angeblich au« .zuverlässigster" Quelle stamm«- dm Nachricht beschäftigt, derzusolgr der verstorbene KabinetS- Rath Ihrer Majestät vr. Brandi« im Jahre 1870 gehti«« Depeschen au« dem Großm Hauptquartier während der An wesenheit Ihrer Majestät in Homburg v. d. H. i« ver träum aus seine Freundschaft mit dem damaligen englisch« Gesandten in Darmstadt, Mr. Morirr, diesem mttgrthrtlt haben soll. Um das durch Verbreitung dieser irrthitmlichex Brrmuthung verletzte, bisher aber unbescholtene Andenken eine« im Königlichen Dienst streng gewissenhaften, der Kron« Vie der Person Ihrer Majestät treu ergebenen Beamtm vor Ver unglimpfung zu bewahrm, würden Ihre Majestät e« gern« sehen, wenn In einer von dem Herrn Reichskanzler geeignet erachteten Weise eine Widerlegung dieser mit dem Scheine authentischer Begründung umkleideten Enthüllung erfÄgm könnte. E« muß darauf hingewiesrn werdm, daß geheime Depeschen über Truppenbewegungen, welche hier In Frage stehen, überhaupt nicht an Ihre Maj. die Königin gelangtm, viä- mehr nur dirjmigen Depeschen militärischen Inhalt», deren Ver öffentlichung sofort nach dem Empfang derselben zu erfolgen hatte. E« ist daher allein schon au» diesem Grunde nicht annehm bar, daß dem Kabinet»-Rath vr. Brandi» Einsicht in De peschen zu Gebote gestanden hätte, au« drum die fragliche« Nachricht« vorzeitig hätten geschöpft werden können. Im Uebrigra aber widerlegt sich die betreffende willkürliche Be hauptung durch den Umstand, daß Ihre Majestät die Königin im August de» Krieg-jahreS, zu welcher Zett der Vormarsch der deutschen Heere über die Mosel stattsand, Berlin nicht verlassen hat. Ihre Majestät hat vielmehr erst im Lause de« Monat» Oktober 1870 einige Zeit in Homburg v. d. H. ver weilt. Wenn Ihre Majestät auch im Allgemeinen derartig« Erzeugnissen der Presse ein Gewicht nicht brtzulegm pflege», so halten Allerhöchstdieselbe in diesem Fall rS nicht mit de« einem langjährigen treum Diener gewidmeten ehrenvoll« Au- deuken für vereinbar, daß solche von Ihrer Majestät al» un wahr anerkannten, angeblichen Thatsachen »»widerlegt bleib«, welche sogar «in rlgenthümliche« Licht auf die Wahrung de» GehrimntffeS der der Königin von Preußen amtlich anver- traut« Depeschen zu werfen geeignet find. Mit au»g,zrtchneter Hochachtung rc. von dem Knesebeck. Ao dm Vortragenden Rath in der Reichskanzlei, Herrn Wirklich« Geheimen Obrr-Re- gieruugSrath vr. von Rotteoburg, Hochwohlgeboren." — Di« .Höllische Zeitung" thetlt mit, daß sie im Besitze de» Origi« »ÄS einer auf dm Grffckm-Prozeß bezüglichen nach HM« gerichtet« Schreiben« des Herrn von Roggmbach, de« Ver trauensmannes Kaiser Friedrichs ist; dasselbe lautet: .Segen- Haut bei Neuwied, 27. November 1888. Geehrtrster Herr! Ich muß Ihre freundlich« Nachsicht wegm Verzögerung meiner Rückantwort aus Ihre an mich gerichtete Anfrage tu Anspruch urhmen. Meine Abwesenheit von Schopfheim ließ mich erheblich verspätet im Besitz derselben komm«. ES ist. mein unerschütterlicher Grundsatz in der Geffckrnschen Prozeß- angelrgeoheit keinerlei Mttthetlung zu machen, wir stark bei den mannigfachen mich verdächtigenden Preßäußerungm di« Ver suchung der Abwehr auch sein mag. Nur eine» kann ich be stimmt versichern, daß ich niemals auch die geringste Keontniß irgend eine» Tagebuche» de» verstorbenen Kaiser Friedrich« hatte. Ebensowenig hatte ich ein« leiseste Ahnung, daß Geh. Rath Geffckm im Besitze von Auszügen war, oder daß der selbe mit der Absicht der Publikation umging. Auch das dars ich sagen, daß ich letztere von allen Gesichtspunkten au« verurthetlr. Dieselbe ist moralisch, juristisch und politisch gleich mäßig zu verdammen. Hochachtungsvollst Frhr. v. Roggen bach." — Der Ankunst de» Reichskanzler« Fürsten Bi»^ marck und der Fürstin Bi«marck in Berlin wird sür heute. mit dem deutschen Konsul an Bord, sich am 18. Dezember nach Lanly, Mataafa's Hauptstellung, begab, um Unter handlungen für die Entwaffnung seiner Truppen anzu knüpfen. Die Korvette „Olga" landete am nämlichen Tage 120 Mann in Vailele, welche von Mataafa's Anhängern angegriffen wurden. Die Deutschen zogen sich nach Bailie zurück, welche Stellung si- gegen den weit überlegenen Feind behauptet«, bis der „Adler" eine Anzahl Mannschaften landete. So verstärkt trieb« die Deutschen die Samoaner zurück, wobei Lieutenant Sieger und 15 Mann todt auf dem Platze blieben. Von Mataafa's Streitkräften wurden 10 Mann getödtet und 30 verwundet. Die Deutschen bombardirt« hierauf die Dörfer Vailie, Letoga, Lanly, Matafage und Matafao. Mataafa's Hauptquartier ist jetzt unweit Apia, wo er eine stark verschanzte Stellung inne hat. Große Aufr«ung, herrscht in Apia und die europäi schen Frauen und Kinder wurden an Bord der Kriegsschiffe gebracht. Das Geschäft stockt für den Augenblick gänzlich, da ein weiteres Vorgehen der Deutschen erwartet wird. Mataafa erhielt eine Zufuhr von Munition und erklärte, er sei bereit, vor den Befehlshabern der britischen und amerikanischen Kriegsschiffe zu erscheinen." Von wohlunterrichteter Seite ist die Vermuthung aus gesprochen Word«, daß an den neu« Wirren auf Samoa die Hauptschuld nicht d« einheimischen Elementen beizu messen sei. Eine Darstellung, welche m der „N.-D St.-Z." veröffentlicht wird, ist nur dazu angethan, eine solche Auf fassung zu bestärken. Der Nachfolger Grünbaums, der nordamerikanische Generalkonsul Sewall, hat seinen Berichten an das Kabinet von Washington Korrespondenzen eines amerikanischen Handelsherrn in Samoa Namens Moors beigefügt, welche die Schädigung der amerikanischen Inter essen durch die Deutschen darthun sollten. Dieser Mr. Moors ist Theilhaber der Firma Grevsmühl und Moors, welche außer der Firma Wightmann und Komp, die einzige große amerikanische Firma in Apia ist. Daneben besteh« nur noch mehrere Kleinhändler. Die Firma Grevsmühl und Moors (Grevsmühl ist ein Deutscher und früherer Beamter der Deutschen Handels- und Plantagen-Gesellschaft), welche mit der Firma A. Crawford und Komp, in San Francisko in enger Verbindung steht, befand sich im Beginne der 80er Jahre in Schwierigkeiten. Vielleicht, daß daher der Aerger deS Herrn Moors gegen Deutschland rührt, dem seine Hauptkonkurrenten angehör«, und daß sich so sein Nathschlag erklärt, daß die Vereinigten Staaten Samoa annektiren möchten, „um den deutschen Diplomaten zu zeigen, daß sie mit den Bereinigten Staaten nicht will kürlich verfahren könnten." Nur eine energische Politik werde verhindern, daß die Deutschen nicht demnächst auch auf Hawaii so „rücksichtslos" vorgingen wie jetzt auf Samoa. Bisher hat es das deutsche Reich an Rücksichten gegen Amerika in der Samoa-Frage wahrlich nicht fehlen lasfen. Trotzdem auf Samoa die deutschen Interessen in einem Maaße überwiegend sind, daß die englisch« oder gar die amerikanisch« Interessen damit gar nicht in Vergleich kommen können, hat die deutsche Negierung sich seit Jahr und Tag eifrig bemüht gezeigt, ein Arrangement auf der Inselgruppe nur im Einverständniß mit der englisch« und amerikanischen Regierung zu treffen. Es ist zu hoffen, daß das auch jetzt noch möglich sein wird, ungeachtet der Ränke jener Handelsleute, die ihre kleinlichen persönlichen Interessen mit den« ihres Vaterlandes vermengen möchten Mit ähnlichen Drohungen, wie sie von amerikanischer Seite neuerdings nach Paris gerichtet wurden, um die franzö sische Regierung an einer staatlichen Unterstützung des Panama-Kanal-Baues zu verhindern, würde das Kabinet von Washington dem sieggewohnten deutschen Volke gegen über blutwenig ausrichten. Niemand wird jetzt, nachdem deutsches Blut auf Samoa geflossen ist, die deutsche Reichs regierung daran hindern dürfen, die dortigen Verhältnisse einer Neuregelung zu unterziehen, durch welche das Leben und Eigenthum der europäischen Ansiedler besser als bisher geschützt sind. Tagesschau. Freiberg, de« 9. Januar. Der deutsche Kaiser kehrte gestern Abend 7 Uhr 55 Minuten von Liebenberg nach Berlin zurück. Dem Ber liner Magistrat ließ der Kaiser folgend,» Schreiben zugihen: „Der Beginn de» neu« Jahres Hut dem Magistrat Anlaß gegeben, mich durch freundliche Glückwünsche sür die Zukunft