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einem dem Landtage vorgelegten Bericht beträgt die Summe rund 500 Mill. Mk. Wenn selbstverständlic diese Summe auch nicht annähernd sogleich verbaut werden kann, schon deshalb nicht, weil bei einer Anzahl neuer Bahnen die gesetzlichen Vorbedingungen nicht er füllt sind, so ist doch sicher, daß die zeitgemäße Maß regel der Bahnverwaltung für das ganze Land sehr segensreich wirken wird. Die Pferdelieferungen namhafter deutscher Firmen an England werden auch von der „Post" als Neu tralitätsbruch bezeichnet und es wird bedauert, daß die deutsche Regierung nicht in der Lage ist, privaten Unternehmungen die Lieferung von Waaren rc. an Eng land zu untersagen. Oesterreich-Ungarn. Die alldeutschen Vertrauensmänner beschlossen die Grün dung eines Alldeutschen Vereins unter Führung des Abg. Schönerer als Gegenerin zu dem Verein Teutsch- nationaler, dessen Obmann Wolf ist. Wie in Parlaments kreisen versichert wird, ist infolge Entgegenkommens der Regierung alle Aussicht vorhanden, daß die Streitpunkte in Angelegenheit der mährischen Universitätsfrage bei gelegt werden. Wohl geling's. Italien. Tie italienische Regierung geht, wieder „Kreuz-Ztg." aus Rom gemeldet wird, daran, Vorsorge zu treffen, damit sie über den Handelsverkehr zwischen Italien und den auswärtigen Staaten in eingehenderer Weise unterrichtet werde und die Handelsinteressen Ita liens im Auslande ausgiebiger pflegen könne. Zu diesem Zweck hat die Regierung an ihre diplomatischen Vertreter im Auslande ein Rundschreiben gerichtet, wo rin sie aufgefordert werden, ihr bestimmte Vorschläge darüber zu machen, wo innerhalb des Gebietes ihrer Amtsthätigkeit die Errichtung von Consulaten empfehlens- werth wäre. Serbien. König Alexander von Serbien und seine Traga haben ihrem Herzen Lust gemacht. Wenn man dem Bericht eines Pariser Blattes trauen darf, sagte Alexan der, er hoffe noch 20, vielleicht 30 Jahre zu leben, und er werde seinen Thron mit dem Schwerte in der Hand Vertheidigen. Sein Weib, seine Macht und sein gutes Pferd gebe ein Mann niemals weg. Habe er bis 1912 keinen Leibeserben, dann werde er sich mit der Volksvertretung über die Nachfolge verständigen, aber nicht im Sinne des Thronforderers Karageorgie- witsch. Königin Draga äußerle: „Was man jetzt unternimmt, unser musterhaftes Eheleben zu stören, kommt zu spät. Wir werden nicht abdanken." (Tas i klingt sehr selbstbewußt.) Afrika. Was bei Jtala und Berkenlagte wirklich vorging, i berichten briefliche Mittheilungen der „Leipz. N. N." aus Südafrika. Als bezeichnend für die britischen Kriegs- berichte kann mitgetheilt werden, daß Botha bei dem : bekannten Angriff auf die Forts Jtala und Prospekt i nur etwa 300 Mann um sich hatte. Nach den officiellen englischen Berichten haben die Buren „in starker Ueber- macht" angegriffen — nach Reuter mit 1500 Mann —, aber trotzdem dabei „schwere Verluste" erlitten — nach Reuter bei Jtala allein 500 Mann. Wie jetzt I bekannt und sogar in einem officiellen Bericht Kitchener's ( bestätigt wird, hat der Angriff den Buren nur 19 Todte gekostet, während sie 130 Engländer außer Gefecht ge setzt und 153 Pferde erbeutet haben. Nach der blutigen, einer Vernichtung gleichenden Niederlage der Benson- schen Colonne bei Berkenlagte fielen den Buren sämmt- liche Kanonen und 58 Wagen in die Hände. Benson, der bekanntlich fiel, bediente während des Gefechts eigen händig die Kanonen, da sich die Artilleristen platt auf den Boden warfen und sich weigerten, zu schießen. („Brave" Kerle.) Wie die menschenfreundliche Engländerin Hobhouse in einem Londoner Blatt schreibt, sind über 13,000 Burenkinder dem verdammten System der Concen trationslager zum Opfer gefallen. Der Holländische Vorschlag an die englische Re gierung soll einem Londoner Blatte zufolge dahin gehen, eine Commission nach Südafrika zu schicken, um den i Burengeneralen die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage klar l zu machen und direct an sie zu appelliren, namentlich ! mit Rücksicht auf die Aussichtslosigkeit einer europäischen ( Intervention. Da die Burengenerale über die Lage aber ! genau informirt sind und eine europäische Intervention i so wenig erwarten, daß sie sich vielmehr vollkommen l auf ihre eigene Kraft verlassen, so wird es immer sicherer, daß der Schritt der holländischen Regierung auf Er- l suchen Englands unternommen worden ist, das hoffen ! mochte, die Buren würden sich nachgiebig zeigen und > Bedingungen annehmen, zu denen sie sich später nicht > mehr verstehen möchten. Die Buren aber bleiben eisen- i fest. Sie fordern als Vorbedingung jeder Eröffnung von Friedensunterhandlungen die gänzliche Abberufung Milners aus Südafrika. Andrerseits sollen die Buren bereit sein, auf die volle Unabhängigkeit zu verzichten, i jedoch nur unter der Bedingung, daß ein kaiserlich britisches Parlament, bestehend aus den Delegirten aller i Colonien, geschaffen werde, zu dem auch die Buren- z : Republiken ihre Abgeordneten entsenden würden. Sollte die englische Regierung diese Forderung nicht zugestehen, t so verlangen die Buren eine proportionale Vertretung l im Kap-Parlament, das in ein südafrikanisches Parla- - ment umgewandelt werden würde. Ganz Britisch-Süd- - afrika würde unter diesem Parlament vollste Selbst- , Verwaltung besitzen, im kaiserlichen Parlamente in Lon don ihm aber nur ein Beto in großen Reichsfragen zu stehen. Daß die Buren wirklich so complicirte Friedens bedingungen zu machen bereit sein sollten, erscheint uns wenig glaubhaft. Ör. Leyds hatte erklärt, England kennt unsre Bedingungen und kann täglich ja oder nein sagen; diese Bedingungen aber bestehen in erster Linie in der unumwundenen Anerkennung der Selbst ständigkeit der beiden Buren-Republiken. Und die tapferen Burghers werden nicht eher ruhen, als bis sie sich diese Anerkennung erstritten und erzwungen haben. Und dazu wird es kommen. In England verstimmen die verlangten Kriegslasten, die eine Anzahl Milliarden ausmachen, verbunden mit dem Budgetausfall von 200 Millionen Mk. aufs tiefste. Tie Colonien werden über ihre Kräfte zu Kriegsleistungen herangezogen, so daß über kurz oder lang der vollständige Zusammenbruch unvermeidlich wird. Amerika. Amerika sucht einen Tummen, der ihmseine Philippinen abkaufen möchte, die sich Dank des Widerstandes der Tagalen noch garnicht in dem Besitze der Vereinigten Staaten befinden. Die Londoner Meldung, Deutsch land sei nicht abgeneigt, die Inseln zu erwerben, müßte geradezu als eine Beleidigung aufgesaßt werden, wenn die Angabe nickt eben aus London käme. Aus dem Muldenthale. " Waldenburg, 31. Januar. Tie militärpflichtigen Candidaten des Volksschulamtes in den Aushebungs bezirken Glauchau, Meerane, Hohenstein-Ernstthal und Lichtenstein, welche den Berechtigungsschein zum ein jährig-freiwilligen Dienst nicht besitzen und am 1. April d. I. zur Ableistung ihrer Dienstpflicht bei einem Jn- anterietruppentheile eingestellt sein wollen, ebenso die noch nicht militärpflichtigen Candidaten des Volksschul amtes, welche sich freiwillig zur Einstellung am 1. April d. I. melden wollen, wie endlich auch diejenigen militär pflichtigen und noch nicht militärpflichtigen Seminaristen ' und sonstigen Lehramtsaspiranten, welche zwar die Be- ähigung für das Schulamt noch nicht besitzen, aber bis Lnde März d. I. in vorschriftsmäßiger Prüfung dar- ' legen werden und zum I. April d. I. eingestellt sein - wollen, haben sich bis 10. Februar d. I. unter Bei- Agung des Losungs-, oder wenn sie einen solchen noch 1 nicht haben, des Geburtsscheines bei dem Civilvorsitzen- den der kgl. Ersatzcommission für die Aushebungsbezirke i Glauchau, Meerane, Hohenstein-Ernstthal und Lichten- tein, Herrn Amtshauptmann Ebmeier, schriftlich anzu- ! melden und am 1. März d. I., vormittags i/z9 Uhr . im Schützenhause zu Meerane persönlich einzufinden. ' * — Auf die sächsischen Staatsbahnen sind im December 7354 Güterwagen in beladenem Zustande weniger von remden Bahnen übergegangen, als im gleichen Vor- s ahrsmonate. Der Rückgang im ganzen Jahre 1901 ' berechnet sich insgcsammt auf 82,455 Wagen. Ein großer Theil fällt auf den Kohlenverkehr. i * — Aus Jägerkreisen wird mitgetheilt, daß der Wild- i bestand zur diesmaligen Saison so gering ausgefallen < t, wie es seit Jahren nicht bemerkt wurde. Tie Schuld s oll vor allem daran liegen, daß sehr viel junge Thiere I rühzeitig verenden. Man führt es auf die jetzige Nah rung zurück, welche mit der künstlichen Düngung im Zu- ammenhange steht. Auch das Raubwild soll sehr zurück gegangen sein. , * — Für die altehrwürdige, noch aus dem 13. Jahr- ( hundert stammende Kirche in Langenchursdorf macht ' ich nunmehr doch auch ein durchgreifender Um- und ' Lrncuerungsbau nothwendig. Der Kirchenvorstand daselbst jat dafür 29,000 Mk. in Aussicht genommen. Aus vem Sachseulande. — Zum Ballfest bei Ihren Majestäteu dem König und der Königin im Kgl. Schloß in Dresden am Mitt- ' woch waren über 300 Einladungen ergangen. Unter den Festtheilnehmern, die sich von ^9 Uhr ab im Stucksaale und großen Ballsaale versammelt hatten, befanden sich die Herren Gesandten Graf v. Dönhoff und Graf v. Clary und Aldringen, sowie Ministerresi dent Viscount Pongh mit den Setretären und Attaches der Gesandten und ihren Damen, Se. Erlaucht der Graf Joachim von Schönburg-Glauchau mit Gemahlin, Ihre Durchl. der Prinz Bernhardt mit Prinzessin-Tochter und der Prinz und Frau Prinzessin Ulrich von Schön- § burg-Waldenburg rc. Der Kgl. Hof erschien ^9 Uhr I in der Festversammlung. Im Stucksaale fand zunächst i ein kurzer Cercle statt. Danach traten die Kgl. Herr- § Haften in den Ballsaal und der Tanz nahm seinen Anfang. Von 11 bis s/,12 Uhr wurde soupirt; nach dem Souper wurde der Tanz fortgesetzt. Se. Majestät )er König verließ das Fest nm 12 Uhr, Ihre Majestät die Königin und die übrigen Fürstlichkeiten blieben bis zum Schluffe des Festes. LWW - — Ihre Majestäten der König und die Königin , treffen am 4. Februar in Leipzig ein und werden bis , zum 7. Februar daselbst verweilen. - — Die 1. Kammer nahm am Donnerstag das Ge- > setz, wilde Kaninchen betreffend, in der von der ersten - Deputation vorgeschlagenen Form an. Nächste Sitzung Dienstag. — Die 2. Kammer beschäftigte sich am Donnerstag mit dem Vermögenssteuergesetzentwurf und nahm nach langer Debatte mit 66 gegen 9 Stimmen den Z 1 des Entwurfes an. Eine sehr ergiebige Debatte entspann sich über ß 2 des Gesetzes, der von der Beitragspflicht handelt. Gegen 7 Stimmen beschloß man folgenden neue» Z 2a: „Beitragspflichtig find auch Actiengesellschaften und Commanditgesellschaften auf Actieu. Commanditgesell- schaften auf Actien sind nur mit demjenigen Theile ihres Ver- mögens beitragspflichtig, welcher sich nach Abzug des Werthes der Antheile der persönlich haftenden Gesell schafter von dem gesammten Vermögen der Gesellschaft ergiebt. Zu den noch zulässigen Abzügen ist auch das eingezahlte Actienkapital zu rechnen. Haben Beitrags pflichtige der in Absatz 1 gedachten Art ihren Sitz außerhalb Sachsens, so sind sie nach dem Werthe ihres sächsischen Grundbesitzes und ihres dem Betriebe eines Gewerbes in Sachsen dienenden Anlage- und Betriebs kapitals zu besteuern." Schließlich wurde das ganze Gesetz gegen 7 Stimmen angenommen. Alsdann trat die Kammer noch in die Beraihung des Gesetzes, die directen Steuern betr., ein und wurde das Gesetz mit den Aendcrungen der Deputation gegen 4 Stimmen ange nommen. Nächste Sitzung Freitag. — Tie mit der 33. Deutschen Lehrerversammlung Pfingsten 1902 in Chemnitz verbundene Ausstellung wird nach den Beschlüssen des Ortsausschusses vier Abtheilungen umfassen, und zwar 1. die Kunstpflege in der Schule; 2. die in den letzten Jahren herausge- gebencn werthvollen Lehrmittel; 3. nach Fachklassen ge ordnete Arbeiten der Chemnitzer Fortbildungsschule; 4. Charakteristisches aus dem Volksschulwesen der Stadt Chemnitz. — Ein ehemaliger Studirender der König!. Berg akademie in Freiberg Eduard Stoiber, Grubenbesitzer in Silverton (Colorado), hat vor kurzem in dankbarer Erinnerung an die ihm hier gebotene Gelegenheit, das Bergfach zu studiren, dem Rectorate 1000 Mk. zu einer Prämie für den würdigsten und eifrigsten Studirenden im Lehrjahre 1901/1902 überwiesen. Tie Verleihung dieser Prämie wird am Ende des Studienjahres durch das Professorencollegium erfolgen. — lieber das Vermögen des Schnittwaarenhändlers Karl Hermann Leipziger in St. Egidien wurde am 29 d. das Concursverfahren eröffnet. Concursverwalter ist Herr Localrichter Moritz Mehlhorn in Glauchau. — In Beiersdorf bei Werdau sind in der Türrschen Fabrik, die seit etwa vier Jahren leer steht, seit einiger Zeit Ingenieure aus England mit Ausstellung mechanischer Webstühle für englische Spitzen beschäftigt; der Betrieb oll angeblich für 300 Arbeiter eingerichtet werden. — Seinen Verletzungen erlegen ist der Schieferdecker Fischer in Mittweida, der am Montag Nachmittag vom Dache eines Neubaues in Weinsdorf herabstürzte. — Infolge Verdachts der Brandstiftung ist am Montag der gegen 30 Jahre alte Gasthofsbesitzer Robert Weller aus Ebmath in das Oelsnitzer Königliche Amtsgericht eingeliefert worden. Es geht das Gerücht, daß er das Feuer, dem sein Gasthof zum Opfer fiel, selbst ange legt habe. Deutscher Reichstag. 130. Sitzung vom 30. Januar. 1^Uhr: Das Haus ist gut besetzt. Auf der Tagesordnung steht zunächst die dritte Berathung des Branntweinsteuergesetzes. Die Berathung hier über hatte am 15. Mai abgebrochen werden müssen, weil sich Beschußunfähigkeit ergab bei der nament lichen Abstimmung über einen Antrag Fischbeck, die Brennsteuer vorläufig bis Ende 1902 in unveränderter Höhe, statt mit 50 erhöhtem Satze, wie die Commission beantragt hatte, fortzuerheben. Es muß also geschäftsordnungsmäßig heute die Abstimmung wiederholt werden. Der Präsident Graf Ballestrem heilt mit, daß der Antrag auf namentliche Abstimmung inzwischen zurückgezogen worden ist. Es erfolgt also nur einfache Abstimmung über den Commissionsbe- chluß. Dieser wird einstimmig abgelehnt, da er schon aus dem formalen Grunde, weil die Brennsteuer eit dem 1. October nicht mehr besteht, also auch nicht orterhoben werden kann, nicht zur Annahme gelangen änn. Abg. Paasche (nl.): Ich beantrage nunmehr, den Artikel 2 der Vorlage, der in der Commission abgelehnt wurde, nochmals mit den inzwischen eingegangenen Com- promißanträgen Prinz Arenberg und Gen. an die Commission zurückzuverweisen. Abg. Müller-Sagan (fr. Vp.): Ich schlage vor, die ein gegangenen Anträge vielmehr an die Zolltarif-Commission u überweisen (Heiterkeit). Unser Grund ist einfach der: das Zentrum hat bekanntlich in der Tarifcommission einen An rag gestellt, etwaige Mehrerträge aus den Zollerhöhungen ür Zwecke der Wittwen- und Waisenversorgung zu ver- venden. Wir beabsichtigen dort vorzuschlagen, auch die Liebesgaben, wie sie bisher durch die Branntweinsteuerge-