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Die Industrie der Freiberger Gegend Weichblei, Antimonblei, Bleialätte, Zinnblei und Bleirauch): 46694,89 (1886 : 52554,175) Ztr. imWerthe von 598534 (1886: 618595) M. und auf Arsmikälien: 23126,96 (1886 : 22505,08) Ztr. im Werthe von 303044 (1886: 342815) M. Die Produktiv» von Kupfervitriol, Schwefel säure, Eisenvitriol und schwefelsaurem Natron betrug 366928,72 Ztr. im Werthe von 1069474 M. Die Stlberproduktton ist somit gegen da» Vorjahr um 189,642 Ztr. d. i. um beinahe 11,9 Prozent gestiegen. Es entfallen von derselben nur 640,794 Ztr., d.i. 35,89 Prozent, auf den sächsischen Bergbau, was eine abermalige beträchtliche Zu nahme der aus ausländischen Erzen herstammenden Silber menge ergiebt. Der Durchschnittspreis für das Pfund Feinsilber stellte sich auf 65 M. 66 Pf. gegen 66 M. 83 Pf. in 1886, also wiederum um 1M. 17 Pf. niedriger. Anfang 1887 betrug der Silberpreis 68 M., stieg auf 69 M, begann aber un Februar wieder zu fallen und sank Anfang April auf 63 M. Am Jahresschluß stand er auf 65 M. Ferner hat auch eine Herabsetzung der Preise sämmtlicher Arsemkalien stattgefunden; dabei war auch der Absatz nicht durchgehends ein guter. Dagegen hat sich der Durchschnittspreis der Bleiprodukte (12 M. 81 Pf.) gegen das Vorjahr um 1 M. 4 Pf. erhöht Die Zahl der ständigen bei den fiskalischen Hütten beschästigten Arbeiter und Aufseher war: 1034 (1886 : 915), der unständigen 437 (1886: 577) und 42 (1886 : 57) Arbeiterinnen. Zu erwähnen ist noch, daß die Stände die Errichtung einer 135 M. hohen, auf 220 OM M. veranschlagten Esse in den Halsbrückener Hütten beschlossen haben, wodurch man die Hüttenrauchschäden auf ein Geringfügiges zu be schränken hofft. Diese Esse wird die höchste des Festlandes sein und nur von zwei anderen in Glasgow übertroffen. Ueber den Bau von Motoren und Dampfkesseln sprachen sich die Berichte insofern befriedigt aus, als Auf- träge reichlich Vorlagen. Die Preise der fertigen Maschinen waren aber sehr gedrückt, wogegen von Rohmaterialien preisen die des Eisens langsam und mäßig, die des Kupfers und seiner Legirungen gegen Ende des Jahres sehr beträchtlich anzogen und auch die Löhne in vielen Fällen sich höher stellten. Die Erträgnisse entsprachen aus diesen Gründen nicht der Vermehrung der Produktion und werden von den meisten Berichterstattern nur als leidlich, von einigen sogar als unter normal bezeichnet. Sehr stark für das Ausland beschäftigt war eine Freiberger Fabrik, deren Spezialität bergmännische Maschinen sind. — Zwei Fabriken in Nossen und Obergruna, von welchen sich dre erste ausschließlich, die zweite neben anderen Artikeln mit der Erzeugung von Maschinen für Papierfabrikatton und Holzschleiferei beschäftigt, hatten von einer wesentlichen Veränderung nach irgend einer Richtung nicht zu berichten. Von der Fabrik in Obergruna und ihren Nachbarfabriken im Muldenthale wurde der Bau einer Eisenbahn von Nossen aus nach Halsbrücke als dringend erforderlich zur Verbesserung der schwierigen Verkehrsverhältnisse gewünscht. — Die Nossener Waage n fabrikation ist gut und lohnend beschäftigt gewesen, obgleich der Absatz nach Oesterreich sehr zurückgegangen ist. — Ueber die Pianoforte - Fabri kation lag unter zahlreichen sehr günstigen Berichten auch ein solcher aus Freiberg vor. — Ein kleines Werk iu Langenau, welches für den Erzbergbau und die Hütten Hunde, Räder u. dgl. liefert, hatte im verflosfenen Jahre einen unverändertm Geschäftsgang. — In der Freiberger Fabrik von Metalltuch für Holzstoff- und Papier fabriken verlief das Geschäft in der Hauptsache wie im Vorjahre. Die auch in Freiberg vertretene Kupfer schmied er ei wies gegen das ungünstige Vorjahr eine Besserung auf, die in der Hauptsache auf die zahlreichen Aufträge zurückzuführen war, welche von Brennereien ein- gingen und durch die Ausführung der durch das Brannt weinsteuergesetz vorgeschriebenen Einrichtungen, beziehentlich Aenderungen der Betriebsanlagen bedingt waren. — Die Nachrichten über die Freiberger Fabrikation von Gold- und Silberdrahtwaaren bez. Spitzen und Tressen lauteten nicht besonders günstig. Befriedigt sprachen sich aber diejenigen Firmen aus, welche in der Hauptsache Militäreffekten Herstellen; sie berichten von theils größerem, theils gleich gebliebenem Umsätze ohne Aenderung der Fabrikatpreise. Die anderen Berichte klagen über Ueber- produktion, wodurch im Jnlande, wie durch die französische Konkurrenz beim Export nach dem Auslande die Preise andauernd gedrückt erhalten worden seien; für Ironische Waaren habe die Vertheuerung des Kupfers sich als sehr schädigend erwiesen. In dem jetzt erschienenen Bericht der Handels und Gewerbe-Kammer zu Dresden auf das Jahr 1887 sind von den in Freiberg und Umgebung vorhan denen industriellen Verhältnissen zahlreiche Schilderungen enthalten, welche wiederum dem Gewerbfleiß und Unternehmungsgeist in unserer Gegend ein rühmliches Zeug- niß ausstellen. Für den Aufschwung der hiesigen Industrie in dem letzten Betriebsjahre zeugt schon die Erhöhung des Kohlenverbrauchs gegen das Vorjahr. Freiberg empfing lm Jahre 1887 6060 Wagmladungen (L 5000 Kg. — 5 Tonnen) böhmische Braunkohlen (1886 nur 5396), 5187 Wagenladungen Braunkohlen aus Dresden (1886: 5008), 1572 Wagenladungen Zwickauer Steinkohlen (1886: 1553), 4463 Wagenladungen Lugau-Oelsnitzer Steinkohlen <1886: 5454) und 528 Wagenladungen schlesische Stein kohlen (1886: 454). — Ueber den Freiberger Erz. bergbau enthält der Handelskammerbericht Mittheilungen, welche dem bereits hinreichend bekannten ausführlichen Be richt der Finanz-Deputatton der Zweiten Kammer ent nommen sind und bekanntlich nicht sehr günstig lauten. Es wird aber hinzugefügt, daß im letzten Viertel des Berichtsjahres gerade auf derjenigen fiskalischen Grube, deren allmähliche BetriebSeinstellung man aus Sparsam- keitsrücksichten beschlossen hatte, auf Bei hisse-Chur- prinz, der Gang in abbauwürdigem Zustatid angefahren und dadurch erzielt worden ist, daß sich die Grube zur Zeit frei verbaut. Der Bericht erwähnt dies nicht allein deswegen, weil dadurch das Erzausbringen der fiskalischen Gruben in erfreulicher Weise vermehrt wird, sondern weil dadurch am besten vor Augen geführt wird, wie unerwartet bei dem Gangbergbau eine Aenderung zum Bessern eintreten kann. Wie in dem letzten Berichte wird darauf hingewiesen, daß man sich durch die wenig befrie digenden Ergebnisse der kurzen Zeit seit der Verstaatlichung nicht dazu veranlaßt sehen solle, dieselbe überhaupt als aussichtslos zu bezeichnen, vielmehr auch in anderen Gruben über kurz oder lang die Erschließung besserer Erzmittel zu hoffen berechtigt ist. Nach den von dem König!. Bergamte zu Freiberg gegebenen statistischen Mittheilungen wurden in der Freiberger Revier im Jahre 1887 17 Staats-, 8 Revier-, 17 gewerkschaftliche und 23 Berggebäude von Gesellenschaften und Alleinbesitzern, somit zusammen 65 ge zählt. Von dm gewerkschaftlichen Berggebäuden arbeiteten 2 mit Ausbeute (Alte Hoffnung Gottes zu Kleinvoigtsberg 600 M. pro Kux — 76800 M, Gesegnete Bergmanns- Hoffnung Fundgrube 525 M. pro Kux — 67200 M.), während die übrigen 15 Zubuße erforderten. Das Gleiche war der Fall bei den 23 Berggebäuden von Gesellenschaften und Alleinbesitzern. Unter Zurechnung der vom Rothschön berger Stölln an die Staatskasse abgeführten Ueberschüsse im Betrage von 55834 M. 57 Pf. beträgt die vertheilte Ausbeute insgesammt 199834 M. 57 Pf. Das Gesammt- ausbringen stellt sich für 1887 folgendermaßen: Silber 32039,720 (1886: 34431,8) Kg.; Blei 3102160,8 (1886: 3543073) Kg.; andere Metalle, als: Kupfer, Nickel und Kobalt, Zink, Arsen und Schwefel 3 909 153,4 (1886: 4 623 266,6) Kg., wofür unter Einrechnung von 27 003 M. 18 Pf. Erlös aus Schwerspath, Wäschsand, Schaustufen rc. zusammen 3870272 M 38 Pf. (1886: 4258453 M. 43 Pf.), incl. der Nachzahlung aus den Hüttenertragen, bezahlt wurden. An Stelle dieser Nachzahlungen tritt in Zukunft eine erhöhte Erztaxe. Das Erträgniß blieb um 388181 M. 5 Pf. zurück. Die aesammte anfahrende Mannschaft bestand am Schluffe des Jahres 1887 in 5987 Mann, zu welchen noch 121 Taglöhner kamen. Dm von dem Königl. Oberhüttenamte zu Freiberg ge machten Mittheilungen über dm Betrieb der Mu Iden er undHalsbrückener fiskalischen Hütten entnimmt der Bericht Folgendes: Der Produktenverkauf belief sich 1887 auf 481081 (1886: 448566,9) Ztr. imWerthe von 15 974 887 (1886: 14 955 084) M. Hiervon kommen auf Feingold in Schcidegold: 11,742 (1886: 11,741) Ztr. imWerthe von 1639211 (1886: 1639 825) M.; auf Feinsilber in Scheidesilber: 1785,302(1886:1595,660) Ztr. im Werthe von 11717 269 (1886: 10 625228) M.; auf Wismuth: 40,8(1886: 68,302)Ztr. imWerthe von 32343 (1886: 54 554) M.; auf Nickelspeise: 797,7 (1886 : 552,4) Ztr. im Werthe von 17 775 (1886: 7967) M.; auf Zink und Zinlstaub: 922,27 (1886: 807,66) Ztr. im Werthe von 13148 (1886: 11234) M.; auf Bleiprodukte (Probirblei, Tagesschau. Freiberg, de» 3. Juli. Der Verasche Kaiser hat gestern de» Unter- staatSsrkretär Herrfurth zum StaatSmtuister und Minister de» Innern ernannt. Noch an dem selben Tag« stand in der „Nattoual-Ztg.": „Die Frage der Ernennung eines neue» Ministers des Innern ruht vollständig; da Fürst BiSmarck verltu in den nächsten Tag« verläßt, wtrd sie noch längere Zeit in diesem Stadium bleib«, der Unterstaatssekretär Lerrsurth wtrd die Geschäfte Wetter lettm." Inzwischen tst gestern doch diese nicht unwichtige Frage zu einem eudgtlttgen und jedenfalls allseitig befriedigenden Ab schluß gekommen, da der Nachfolger Puttkanwrs kein Partet- mann, sondern eine tüchtige BerwaltuugSkraft sein soll. Wie dir Berliner „Poltt. Nachrichten" erfahren, werd« in Folge der Ernennung d«S UnterstaatSsekretär» Herrfurth zum Minister de» Inner» in Preuß« wichtig« und bedeutungsvolle Personal« verändrrungen, namentlich Neubesetzungen von Oberprästdeutm- stell« erwartet. Fürst BiSmarck wird sich zunächst auf eia« Tag nach Schönhausen begeben, von dort nochmals zu eiaer Konferenz mit de« Kaiser nach B«rlin zurückkehren und alS- dann nach Friedrichsruhe zu mehrmouaüichrm Aufenthlllt über- fiedrln. — Kaiser Wilhelm nahm am Sonntag Vormittag nach der Rückkehr au» der FriedevSkirch« di« rrgrlmäßtgen Vorträge entgegen und empfing darauf dm au» Rom zurückgekhrt« Fürsten von Pleß. Mittag» 13 Uhr hatten dann die Kom mandeure der Leibregimenter und der Leibkompagnt« zur lleberreichung der MÜttär-Mouatsrapporte die Ehre de» Em pfanges. Nachmittags 12^ Uhr empfing der Monarch den General - Adjutant« von Winterfeld uud dm Lieutenant von Jakobi, welch« von thr«r R«ise nach England Tag» zuvor nach Berlin zurückgekehrt wa«n. Wyhnud d« später« Nach mittagsstunden arbeitete der Kaiser qiAx längere Zett allein und unternahm hierauf mit der Kaiserin etu« gemeinsam« Spazierfahrt. Im Lauf« de» gestrig« Bormittag» ließ sich der Kaiser wieder einige Vorträge halt« und arbeitet« mit dem Zivil-Kabinet. — Die beiden Thronreden, welche Kaiser Wilhelm zur Eröffnung de» Reichstags am 2b. und zur Er öffnung de» Landtag» am 27. Juni gehalten hat, wurden am Sonntag an dm Straßeneck« Berlins angeschlagm. — Der deutsche Bundesrath wird nach sehr angestrengter Arbeit zu Ende dieser Woche in die Feri« geh«. Die frühere Ver fügung, wonach da» Altersversicherungs-Gesetz erst im Herbst von dem Plenum berathm werden und vorher in der von den Ausschüßen festgestellten Form veröffentlicht werd« sollte, wird wohl aufrecht erhalten werdm. Selt« hat übrig«» eine Vorlage bei der Au»schußberathung «ine durchgreifendere Abänderung ersahrm, als dieser Entwurf. Die gespmmtm Bestimmungen, welche die Organisation betreffen, sind umgrändert worden. Da die Plenarberathung noch a«sst«ht, uud auch das GenoffenschaftSgesetz unter all« Umständen an den Reichstag gelangen soll, so erwartet den BundeSrath bei dem Wiederbeginn seiner Thätigkett im Herbst eine sehr umfaffmde Arbeit. — Die „Nordd. Allg. Ztg." weist die aufgetauchte Behauptung zurück, al- ob da» gemeldete Ausscheiden de» General» von Caprivi au» der Admiralität auf Zwistigkeit« mit dem Staats sekretär Graf« BiSmarck zurückzuführen sei. Zwischen dem Auswärtigen Amte der Admiralität bestehe da» vollste Ein vernehmen. Der Abgang von Caprivis aus seiner gegen- wärttgm Stellung werde, wmn er sich bestätigen sollte, nirgends mehr Bedauern Hervorrufen, als im Auswärtig« Amte. — Ueber dir Vorbereitungen für dir deutsche Abthetlung d«r Melbourne! Weltausstellung berichtet dasselbe ministeriell« Blatt, daß dirsrlbm einen günstigen Fortgang nehmen. Stimmt- liche Ausstellungsgüter, welche mit dem Dampfer „Hohenstaufen" befördert Word« find, befind« sich bereit« im Ausstellung»« gebäude, namentlich auch die für die Kunstausstellung bestimmten Bilder und Skulpturen. Auch diejenigen Güter, welche seiner Zett in Folge der Schneeverwehungen dm Anschluß an dm „Hohenstaufen" versehlt haben, sind über England bereit» in Melbourne eingetroffen, so daß die Ausstellung schon im vollen Gange tst. Deutschland ist, Dank der umsichtigen Leitung, mit seinen Vorbereitungen zweifellos am weitest«; di« übrigen europäischen Staaten, darunter England, ja selbst die australi« schm Kolonien stehen noch erheblich zurück. Gleichwohl wird al» Eröffnungstermin der 1. August sestgehalten. Die Ein ladungen zu dm Eröffnungsfeierlichkeit« sind für diesen Tag bereits ergangen. Daß Deutschland sich offiziell bethelltgt und so zeitig am Platze ist, hat In Melbourne sichtlich einen guten Eindruck hervorgeruse». Dementsprechend tst auch die Auf nahme in der Kolonie eine sehr entgegenkommende, wie nicht nur bei der Raumzuwetsmig, bei welcher erst kürzlich eine uST-gedlall ' AmtMM für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand Venuüwortltcher Redaktem: J»li»S Bra>« i» Freiberg — - 41. Jahr««,. — —- Mittwoch, de» 4. Juli