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Das erste Auftreten Boulangers in der französischen Deputirtenkammer ist für ihn kein glückliches gewesen und hat jedenfalls gezeigt, daß er auf diesem Felde keine Lorbeern zu erringen vermag Trotzdem fast alle Pariser Blätter im Voraus berichtet hatten, daß Boulanger am Montag zum ersten Male m der Kammer erscheinen werde, waren vor dem Kammerpalaste an diesem Tage nicht mehr Neugierige als sonst zu erblicken und unterblieb sowohl bei seinem Eintritt in das Palais Bourbon als auch bei seinem Fort gehen jede geräuschvolle Kundgebung. Begleitet von einigen befreundeten Deputirten betrat der frühere General Montag Nachmittag 2 Uhr den Sitzungssaal und brachte alsbald seinen lange vorher pomphaft angekündigten Antrag auf Revision der Verfassung ein, für welchen er die Dringlichkeits erklärung verlangte. In der von ihm verlesenen ausführ lichen Begründung des Antrages wurde von ihm hervor- gehoben, daß die bei den Wahlen für ihn stattgefundenen lebhaften Kundgebungen es ihm zur Pflicht gemacht hätten, die Leiden des Landes an dieser Stelle darzulegen. Ein Freistaat dürfe nicht von einem einzelnen Häuflein regiert werden, auch nicht das Eigenthum einzelner Personen sein und solle auch keine Bürger ausschließen. Vielmehr müsse die Regierung einer Republik für alle Interessen und für alle Meinungen Verständniß haben. Unter lebhaftem Wider spruch der Opportunisten fuhr dann Boulanger fort: „Wir sind alle Republikaner, daS heißt, wir wollen Freiheit und Gerechtigkeit für Alle. Fortgesetzt sind Kundgebungen auf meinen Namen erfolgt; cs ist dies für mich eine Ehre, denn diese Kundgebungen stammen von vaterlandsliebenden Männern, deren Herzen erbittert sind. Diese Kundgebungen machen es mir zur Pflicht, der Kammer die Wünsche aus zudrücken, welche sie in sich zu schließen scheinen." (Lärmende Unterbrechung im Zentrum.) Cassagnac: „Herr Floquet, wagen Sie es doch einmal eine Volksbewegung hervorzurufen." Floquet: „Ich bitte Sie, mich nur auf der Rednertribüne zuinterpellircn." Boulanger: „Frankreich leidet seit einigen Jahren an einem tiefen Unbehagen; es hat nicht die er forderliche Sicherheit, es fordert ein neues Regierungs system, nämlich die Regierung des Landes durch das Land, den Gegensatz des tödtlichen anarchischen antidemokratischen Systems, das gegenwärtig auf ihm lastet." (Großer Lärm.) De Mahy : „Ihre Sprache ist verfassungsfeindlich, sie kann auf der Rednertribüne nicht geduldet werden." Boulanger: „Gegenwärtig herrscht eine ganz falsche Vorstellung von dem Wesen der Republik." (Schreiender Widerspruch vom Zentrum.) Vorsitzender Meline: „Die Kammer muß be weisen, daß wir wenigstens die Freiheit der Rednerbühne haben." Laguerre: „Fahren Sie fort, Sie sprechen nicht für die Kammer, sondern für's Land." (Bewegung.) Boulanger : „Die Republik ist Niemandes Eigenthum, alle Franzosen haben ihren Antheil an der Regierung." Faures: „Selbst die Jesuiten." (Lärm) Boulanger: „Ausgeschlossen dürfen nur die Bürger werden, die sich gegen die vom Volke angenommenen freien Einrichtungen auflehnen." Gillet: „Das ist Ihr Fall." Boulanger: „Der Parlamentarismus erzeugt leicht unwürdige Begehrlichkeiten und läbmt den guten Willen. (Beifall auf der Rechten und äußersten Linken, starker Lärm auf den übrigen Bänken.) Die Re gierung muß eine vollständige Reform gewähren, zu der die Abänderung der Verfassung unbedingt nöthig ist. Das gegenwärtige System giebt die Herrschaft in die Hände der privilegirten Klassen; der Parlamentarismus führt Spaltungen in Gruppen herbei, die nur ihren eigenen Vortheilen nach- strcben." Als Boulanger darauf von Ministern sprach, welche aus Koterien hervorgegangen seien und die Stimmen der Wähler durch Gelder aus dem Staatsschätze erkaufen möchten, wurde er von dem Präsidenten aufgefordert, diese beleidigenden Worte zurückzunehmen. Er erklärte, durchaus nicht die Absicht gehabt zu haben, seine früheren Amts genossen anzugreifen, warf dann aber die Frage auf, ob Frankreich überhaupt einen Präsidenten der Republik brauche, den er schließlich als ganz entbehrlich bezeichnete. Am Schlüsse dieser wiederholt durch höhnische Zwischen rufe unterbrochenen Rede verlangte Boulanger die Auf lösung der jetzigen Kammer, welche dem Lande keine Re gierung zu geben vermöge, die dem Auslande durch eine mächtige Armee und eine richtige auswärtige Politik Achtung einflöße und dadurch den europäischen Frieden verbürge. Die Kammerheit begleitete die von Boulanger so dann verlesene Resolution, die Revision der Verfassung und die Kammerauflösung betreffend, mit anhaltendem Zischen und dann bestieg der greise Kommunist Felix Pyat die Tribüne, um gegen Boulanger zu sprechen, der seines zeit als Oberst die Kommunisten niedergemacht habe. — Cassagnac: „Sie gehören nicht hierher. Wagen Sie nicht, von der Zeit der Geiseln zu sprechen." (Rufe rechts: Die Mörder der Kommune wagen noch das Haupt zu er heben! Tumult.) Nachdem wieder Stille eingctreten war, ergriff der Konseilpräsident Floquet das Wort zu einer schneidigen Abfertigung des boulangistischen Schwindels, von der die Opportunisten einen vorzüglichen Eindruck im Lande erwarten. Der Minister erinnerte an seine am Sonnabend in dem Ausschuß für die Verfassungs- Revision abgegebene Erklärung, wonach die Regierung es sich Vorbehalte, seiner Zeit selbst eine Vorlage über Um änderungen der Verfassung einzubringen. Wahrscheinlich habe Boulanger mit seinem Anttage nur die Ungeduld seiner Wähler beschwichtigen und die Gefahr vermeiden wollen, als ein nichtsthuender Diktator zu gelten. Bou langers ganzes Auftreten sei eine Nachahmung des Cäsaren thums, da er nur sehr zweifelhafte Zukunftspläne vor bringe, die weiter keinen Zweck hätten, als seinen eigenen Ruhm zu verbreiten. Hierbei unterbrach Boulanger den Ministerpräsidenten mit den Worten: „Mein Ruhm kommt dem Ihrigen völlig gleich!" Unter dem jubelnden Beifall der Linken bemerkte der Minister, daß Napoleon I., welcher ja auch eine republikanische Verfassung vernichtete, in dem Alter, welches Boulanger jetzt erreicht habe, bereits todt gewesen sei und daß der Letztere höchstens der „SiHes" einer todtgebornen Verfassung sein iMde. Hierauf erklärte der einflußreiche Führer der Radikalen, Cismenceau, daß er für die Regierung stimme, weil es sich jetzt nicht um die auch von ihm gewünschte Verfassungs-Revision, sondern um die Dringlichkeit für dm Boulanger'schen Antrag handle. Die Abänderung der Verfassung werde von allen Republikanern gefordert, aber dieselben würden geduldig warten, bis die'Regierung dafür die Zeit als gekommen erachte. Zuletzt sprach der Arbeiter Basly, welcher das Auftreten Boulangers einm „Schlag auf die große Trommel" nannte. Wie bereits gemeldet wurde, lehnte die Kammer mit 377 gegen 186 Stimmen den Dringlichkeitsanttag Boulangers ab, beschloß dagegen auf Antrag Arenes mit 335 gegen 170 Stimmen, daß die Rede des Konseilpräsidenten Floquet in allen Orten Frankreichs angeschlagen werden solle. Die spöttische Rede Floquets hat in der Kammer ihre Wirkung erzielt, aber ob die letztere nachhaltig sein wird, läßt sich doch noch bezweifeln. Wie zahlreiche Reden Gambettas wurden seiner Zeit in derselben Weise durch Anschlag ver öffentlicht und dennoch habm die Opportunisten auf Macht und Ansehen zu Gunsten der Radikalen verzichten müssen! Nur falls es den republikanischen Parteigruppen wider Erwarten noch in letzter Stunde gelingen sollte, sich auf zuraffen und dem Lande zu zeigen, daß die Republik noch nicht zur Ohnmacht verdammt ist, könnte den boulangistischen oder verwandten Bestrebungen mit Erfolg begegnet werden. Das erste Kammerdebut Boulangers endete mit einem schmählichen Fiasko, das seine Anhänger aber deshalb kaum sehr entmuthigen wird, well sie recht gut wissen, daß ihre eigentliche Macht nicht im Parlament, sondem auf der Straße liegt. Tagesschau. Freiberg, de« 6. Juni. Ucber daS Grundlciden de» deutsche« Kaisers ging der „Voss. Ztg." von maßgebender Seite folgende Mittheilung zu: In San Remo zeigte sich beim Kaiser bei einer der zahl reichen Untersuchungen deS Kehlkopfe» und HalseS wildes Fletsch, dessen Farbe alle Acrzte des Kaisers zu der Annahme bewog, daß man eS mit einem Kreb»gebitde zu thun habe. Diese Erscheinung dauerte bi- Ende April, war also noch länger al- 6 Wochen nach der Ueberfiedelung de- Kaisers nach Charlottenburg vorhanden. Dann begannen diese Aus wüchse zu verschwinden; sie verloren sich schließlich gänzlich. Mitte Mai trat da» wilde Fleisch wieder auf, ist aber jetzt seit 4 bi- 5 Tagen in einem Verfalle, so daß man mit Sicherheit darauf rechnen kann, es werde in 3 bis 4 Tagen ganz verschwunden sein. Daß der Kaiser an PertchondritiS leidet, darüber herrscht unter den Aerzten kein Zweifel mehr. Das ist aber schon lange bekannt und die Zeitungen, die dies jetzt berichten, bringen durchaus nichts Neues. Eine andere Frage ist dir, ob daneben Krebs vorhanden ist. Die Ansicht, daß dies der Fall sei, hat ihre Anhänger und ihre Gegner Jedenfalls sind seit Charlottenburg im Kehl kopfe des Kaisers alle bö-artigen Zeichen ge schwunden und e» hat sich ein Heilungsprozeß eingestellt. — Nach einer gut verbrachten Nacht nah« Kaiser Friedrich gestern Vormittag auf der Terrasse de» Schlosse» Friedrichskron die Vorträge de» General» von Albedyll, de» Genrraladjutauten v. Mischke, de» Oberstall- meister» von Rauch und de» Fürsten Radoltn entgegen. Nach 1 Uhr traf Fürst Bismarck in Potsdam zur Audienz beim Kaiser ein und wurde bei der Ankunft auf dem Bahnhofe stürmisch begrüßt. Der Reichskanzler begab sich im kaiserliche« Wagen nach Schloß Friedrichskron und berieth bi» 2*/. Uhr, also eine volle Stunde, mit Sr. Maj. dem Kaiser. Eine Stunde nach dieser Konferenz legte sich der Kaiser zur Ruh«, befand sich aber trotz der zahlreichen Audienzen wohl und frisch. Der Reichskanzler war zum Frühstück geladen und nahm dasselbe mit der Kaiserin allein ein. — Der englische Arzt vr. Hovell erhielt die Nachricht von dem Tode seine» Vater» und reiste infolge dessen sofort nach London, vr. Krause hat an Stelle Hovell's die ärztliche Pflege de» Kaiser» übernommen. — Die Kaiserin Viktoria wird sich, de« Vernehmen »ach, in den nächsten Tagen nach der Provinz Westpreußen begeben, doch find bi» jetzt Tag und Stunde der Abreise noch nicht bestimmt festgesetzt. — Durch da» gestrige Frühstück de» Reichskanzlers in Friedrichskron ist die Ansicht der „Börsenzeitung" bestätigt worden, daß die preußische Mtnistev- krtsis zwar vorhanden war, aber bereit» beigelegt worden ist. Al» Epilog bringt die ministerielle „Nordd. Mg. Ztg." eine lange Auseinandersetzung, in der u. A. gesagt wird: Der König brauche keine Gründe für feine etwaige Weigerung, et» Gesetz zu unterzeichn«, anzugeben. Auch sei e» durchaus nicht immer nöthig, daß in einem Falle von Meinungsverschiedenheit eine Trennung deS Ministeriums vom Monarchen erfolge. Eine Gefahr für da» vaterländische Gemeinwesen, wie sie allei« den Rücktritt bei Meinungsverschiedenheiten begründen könne, liege jetzt nicht vor. Daun heißt eS ganz im Gegensatz z» den bekannten Aeußerungen der „Köln. Ztg." weiter: „Wärm die Minister der Ansicht, daß die dreijährigen Wahlperiode« den Staat wesentlich schädigen, so hätten sie schon längst eine Verlängerung ihrerseits in Anttag bringen müssen. Da» ist nicht geschehen. Die Frage der Dauer der Legislaturperiode« ist von den Ministern sür nützlich gehalten und deshalb der betreffende Anttag der Mehrheit beider Häuser von ihnen bet Sr. Majestät befürwortet wordm. Sie werden zu erwägen haben, ob sie den Nutzen einer Verlängerung der Legislatur perioden so hoch anschlagen, daß sie die Verantwortlichkeit für ihren Rücktritt in der heutigen Sachlage vor dem Lande zu übernehm« bereit find, wmn die bisherige Dauer der Wahl, Perioden noch länger zu Recht bestehend bleiben sollte. Be rechtigt ist daS Kabtnet jederzeit dazu, aber die Gesammtlage wird einem jedm gewissenhaften Minister eine besonder» vor sichtige Erwägung der Frage nahe legen, welche Rückwirkung ein Kobinetswechsel in diesem Augenblick auf das Maß von Vertrauen üben würde, dessen sich Preußen bei seinen Freunden im Reiche und außerhalb desselben erfreut, und auf daS Maß von Zuversicht, mit welchem die Gegner deS Reiches in Deutsch land und in Europa in die Zukunft blicken würden." — Auf ihrem Landsitz bei Salzburg verstarb die geschiedene Gemahlin deS Vaters des regierend« Fürsten von Schwarzburg-Sonders hausen, Fürstin Mathilde, geboren am 3. Juli 1814 als Tochter des Fürst« zu Hohenlohe-Oehring«. — Die Schiffe des Manövergeschwaders „Baden", „Bayern", „Zielen", sind gestern von Kiel zu UebungSfahrten ausgelaufen. „Friedrich der Große" und „Prinz Adalbert" verließen ebenfalls dm Kieler Hafen. — Der bekannte Amerikaner Henry Villard richtete am 4. d. M. ein Schreiben auS Karlsbad an die Berliner „National-Zeitung, in welchem er da» Verdienst, die Initiative zur Organisation einer Südpolarexpedition ergriff« zu haben, dem Vorstand der deutschen Seewarte in Hamburg, Neumayer, zuweist. Diesem habe er seine Mithilfe angebotm und bei seinen die-fallsizen Bemühungen in Deutschland überall wohlwollendes Entgegenkommen gefunden. Vorläufig handel« sich» noch um einen einfachen Plan. Sollte e» zur Organisa tion der Expedition kommen, dann dürfte die Leitung dem eigentlichen Urheber und Vertreter des Plane», Neumayer, ge bühren, der als ein Mann der Wissenschaft und als ein prak tischer Seemann auch besonder- dazu besähigt sei. — Au- Frankfurt a. O. wird als amtliche» Resultat der Reich-tag»- Ersatzwahl im Wahlkreise Ost- und West-Sternberg gemeldet: Abgegeben wurden im Ganzen 8056 Stimmen, davon erhielt Landrath Bohtz (konservativ) 5235 und Stadtrath Witt (deutsch-freisinnig) 2776 Stimmen. Ersterer ist mithin gewählt. — Während die Franzosen damit drohen, daß der Orient- Expreßzug künftig über Delle geleitet werden solle, ist, wie die „Köln. Ztg." mit Bestimmtheit vernimmt, zwischen den bethei- ligten Kreisen bereits ein« allerseits befriedigende Lösung ver einbart worden. Demnach soll von Ausländern, welche einer