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lhimburm Tageblatt Erscheint ttglich mit Ausnahme der Tag» uach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächsterscheinende Nummer bi« Bormittag '/,11 Uhr. Der *bonn> »entspreis beträgtvierteljährlich Mk.L.SV, für den S. und 8. Monat Mk. 1.LV, für den 8. Monat 58 Pf. Einzelne Nr. 10 Pf, Zierate pro Zeile 1Ü Pf., für ««»wärt» 15 Pf. Watjenburger Anreißer. Filialen: in «ltstadtwaldenburg bei Her« Otto Förster; in Lallenberg bei Hrn. Strumps- »irker Fr. Herm. Richter; in Kaufuugen bei Herru Fr Janaschek; in LangeuchurSdork bei Herrn H. Stiegler; m Penig bet Herrn Wil helm Dahler; in Wolkenburg bei Herrn Herm. Wildenhain; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Se-aspr-ch-, Nr- Amtsblatt für das Königlicke Kmtsgerickt unü den Stsülrst zu Waldenburg. Postscheckkonto Leipzigs Zugleich'weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Calluberg und in den Ortschaften der nachstehenden StandesamtSbezirkc:s klltstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langenleuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 1911 Donnerstag, den 16 November Waldenburg, am 14. November 1SI1. Der Stadtrat. Ablauf dieser Frist wird gegen die Säumigen «nuachstchtlich mit der Zwangs bei treibuug vorgtgangen werden. Opposition machen wollte. Und in einer Zuschrift a» das genannte Blatt mahnt daS Preußische Herrenhausmitglied Graf Hohenthal mit den Worten zum Frieden, Regierung und Konservative seien so aufeinander angewiesen, daß sie doch immer wieder zusammenkommen und miteinander gehen müßten. Ende der 70er Jahre schloß auch Fürst BiSmarck nach langer und heftiger Fehde Versöhnung mit dem damaligen Führer der Konservativen, Herrn v. Kleist-Retzow. Ganz unwahrschein lich ist daS Gerücht, Herr v. Heydebrand habe dem Reichs kanzler v. Bethmann Hollweg wegen der Vorgänge in der Freitagsitzung des Reichstags seine Zeugen geschickt. Fürst Bismarck übersandte in der Konfliktsperiode bekanntlich ein mal dem freisinnigen Abgeordneten Rudolf Virchow eine Duellsorderung, die dieser jedoch ablehnte. Seitdem ist eS zu Forderungen vor die Pistole zwischen Abgeordneten unter einander oder zwischen diesen und Ministern bei unS im Reiche nicht gekommen; während die politischen Duelle in Oesterreich-Ungarn, Frankreich und anderen Auskandsstaaten durchaus keine Seltenheit sind. Der bayerische Landtag wurde am Dienstag durch landesherrliche Botschaft aufgelöst, da das Ministerium es für unmöglich hielt, mit dem bisherigen Zentrum weiter auS- kommen zu können. Die Auflösung wurde mit stürmischem Jubel auf der linken Seite des Hauses und auf den Tribünen ausgenommen, im Zentrum herrschte eisiges Schweigen. Präsident Ortcrer schloß die Sitzung mit einem Hoch auf den Prinzregenten Luitpold. Die Agitationsreise deS elsässischen Reichstagsabgeord neten Wetterle durch Frankreich erregt mit Recht in den reichsdeutschen Kreisen unliebsames Aufsehen. Herr Wetterle hat an demselben Tage, an dem im Reichstage über daS Marokko-Abkommen verhandelt wurde, in Paris einen Vor trag über die elsaß-lothringische Verfassung gehalten und dm Beifall ausgesprochener Deutschfeinde eingeheimst, als er ver sicherte, daß der elsaß-lothringische Nationalismus, den er zu verbreiten suche, den Kultus der Erinnerungen und die Hinneigung zu Frankreich pflege. In verschiedenen anderen Städten der Nachbarrepublik sprach Herr Wctterle ähnlich. ES ist für das deutsche Volk und seine parlamentarische Vertretung beschämend, daß ein Mitglied des deutschen Reichs tags in dieser Weise handelt. Der Volksschullehrer Englert in Kahl am Main wurde wegen Lesens eines sozialdemokratischen Blatte- und Lieferung zweier tendenziöser Erzählungen für diese- Blatt, sowie wegen Besuchs sozialdemokratischer Versammlungen im Disziplinarwege mit Zwang-Versetzung bestraft. Der Lehrer hat Beschwerde beim Kultusministerium eingelegt. DaS spanische Kolonialgebiet an der Küste von Guinea wird auf der Landseite von allen Seiten eingeschlossen durch daS jetzt i» Marokko-Abkommen von Frankreich an Deutsch land abgetretene Kongogebiet. ES wurde schon darauf hin gewiesen, daß die Abtretung diese- spanischen Gebietes an Deutschland inS Auge gefaßt sei. Jetzt wird der .Franks. Ztg." aus Madrid gemeldet: Die längere Unterredung deS deutschen Botschafters mit dem Minister deS Ambern am Montag wird trotz amtlicher Ableugnung mit einer Ab tretung Spanisch-GuineaS an Deutschland in Zusammen hang gebracht. Die Erwerbung dieses Gebietes würde die .Unstimmigkeit' beseitigen, daß inmitten unseres Besitze- ein sremdeS Gebiet bestehen bleibt, da- noch dazu direkt an der Küste gelegen ist. Der eigene Zugang zum Meere ist natür lich eine Notwendigkeit für daS deutsche Hinterland in Guinea. Auch die Erwerbung der Insel Fernando Po, die der Küste Kameruns am nächsten liegende der vier Guinea-Jnseln, ist geplant. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser nahm am Dienstag an der Parforcejagd in Döberitz teil. Der Kronprinz hat daS Jagdgebiet Gondeville in Lothringen, das bisher dem Pariser Schriftsteller Francois de Curel gehörte, gekauft. Von den bewegten Reichstagsdebatte» über Marokko ist kaum noch etwas zu verspüren. Ein Bruch zwischen Kon servativen und Reichskanzler ist nicht eingetreten und wird auch nicht erfolgen. ES wäre gegen alle konser- *Waldenburg, 15. November 1911.! AIS man im Reichstage in der Marokko Debatte auf die Beziehungen zu England zu sprechen kam, fehlte ein geschulter Historiker, der dartun konnte, daS England sehr wohl Hand in Hand mit Deutschland gehen kann, wie dies auch schon zu wiederholten Malen geschehen ist. Im nächsten Jahre beginnen die Gedenkfeiern an die vor hundert Jahren er folgte Wendung im Geschick des ersten Napoleon, dessen Ge- schichte beweist, wie England Haffen kann. 1815, im selben Jahre, der uns den hundertsten Geburtstag Bismarcks bringt, schlugen die vereinte» Engländer (unter Wellington) und Preußen (unter Blücher) den großen Korsen bei Waterloo, dessen Laufbahn damit beendet war, dessen Leben fünf Jahre später auf der weltenfernen Insel Helena erlöschen sollte. Von diesem Tage gemeinsamen deutsch-britischen Ruhmes wird an der Themse, wenn die politische Gruppenbildung sich nicht ändern sollte, und daS ist nicht anzunehmen, kaum viel ge sprachen werden, denn die republikanischen Franzosen be trachten Napoleon I. noch immer als ihren Nationalheros, Anschauungen, die die praktischen Engländer schwerlich beein trächtigen werden wollen. Napoleon I. ist für Deutschland ein harter Eroberer ge- wesen, aber seine Politik England gegenüber gründete sich aus der rechten Erkenntnis des Charakters der Londoner Staatsmänner. .England oder Frankreich Herren zur See und damit im Welthandell' DaS war die Losung und darum hat sich alle- gedreht. Mit der Seeschlacht von Tra falgar, in der der berühmte englische Seeheld Nelson fiel, war Frankreichs Macht zur See gebrochen, aber daS Fest land von Europa blieb unter dem Willen Napoleons, und so wurde an der Themse weiter an dem Untergang deS Korsen gearbeitet. Die europäischen Diplomaten erblickten in dem reichen England den eifrigsten Vorkömpsrr gegen den gemeinsamen Feind in Paris, aber daß die Briten wesentlich für sich arbeiteten, daS erkannten die wenigsten. Und so ist eS in allen folgenden Jahren hindurch geblieben. In der schleswig-holsteinischen Frage, im Krimkriege und sonstwie, immer wieder erkennen wir daS heiße Bemühen Englands, die Staaten des Kontinents gegen einander auszuspielcn, um die eigene Stellung immer mehr zu befestigen. Seit mehreren Jahrhunderten ist Alt-England zur stolzesten Höhe empor- gestiegen, und heute fürchtet man das Abwärts! Lange war Deutschland der gegebene Faktor in den Be- rechnungen, ordere europäische Großstaatcn zum Besten der britischen Interessen wirksam matt zu setzen. Als der Aus bau unserer Flotte, der Anfang der Kolonialpolitik in London erkennen ließen, daß daS Deutsche Reich denn doch etwas andere- anstrebe, als für die englische Politik die Kastanien aus dem Feuer zu holen, begann jene Periode der Eifer- süchtelei, die sich zunächst in Intrigen und heftigen ZeitungS- artikeln Sußelte, bis sie König Eduard VII. in bestimmte Bahnen lenkte. Seine Auseinandersetzung mit Frankreich, die den Zweck verfolgte, die französische Republik vor den eng- lischen Wagen zu spannen, hat die heutige Lage in Europa so gestaltet, wie sie ist, denn die Franzosen haben nicht die Kraft besessen, sich aus den sanften, aber zwingenden Fesseln zu befreien, die König Eduard um sie gelegt hatte. Nur mit dem kleinen Finger und gewiß nicht in der Absicht, das eigene Land in einen Krieg zu ziehen, hat er auf Deutsch, land gezeigt, und Frankreich halte die Besonnenheit verloren, die englische Annäherung, das herzliche Einvernehmen nach dem wahren Wert abzuschätzen. Seitdem liegt die französische Politik im britischen Schlepptau, sie wurde geleitet, während sie zu leiten glaubte. , In London glaubte man die Wahrnehmung gemacht zu haben, daß die deutsch französische Gespanntheit nachzulaffen begann, und eS muß in der Tat gesagt werden, daß seit der Witterungsbericht, ausgenommen am 15. November, Nach«. 3 Uhr. Barometerstand 763 WM reduziert auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -j- 8,5 6. (Morgens 8 Uhr -f- 0,z 6. Tiefste Nachttemperatur -s- 0 6.) Feuchtigkeit-- gehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 71«/,. Taupunkt 4- 3„ 6. Windrichtung: Südwest. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: ww Daher Witterungsanssichten für den 16 November- Neblig mit Neigung zu Niederschlägen. aus der deutschen Nachbarschaft mit mehr Liebenswürdigkeit als zuvor begegnet wurde. Dann kam die herzliche An näherung durch König Eduard, welcher daS marokkanische Geschenk an Frankreich durch den Geheimvertrag mit Eng land folgte. Damit war ein neuer Streitfall zwischen Deutsch land und der Republik künstlich herbeigcführt, der nur den englischen Interessen dienen konnte. Vielleicht hat die deutsche Politik damals etwas versäumt; sie hätte selbst mit der französischen Regierung über Marokko verhandeln sollen, die sich weit weniger fest in ihren Ansprüchen auf das nord- westasrtkanische Sultanat fühlte und deshalb auch wohl manches damals zugestanden hätte, waS fit heute entschlossen abgewiesen hat. Aber leider stand an der Spitze deS aus wärtigen Ministeriums Herr Delcassk, der heutige Marine minister, der größte Chauvinist, den Frankreich seit zwei Jahr zehnten besitzt. Und da war wohl mit allen gut gemeinten Verhandlungen wenig anzufangen. England Hal uns mit soviel Wohlwollen, als eS seiner kühl berechnenden Kaufmannspolitik möglich war, bedacht, so lange wir mehr oder weniger direkt und indirekt seine Interessen förderten. Als die deutsche Reichspolitik die eigenen wirtschaftlichen und politischen Interessen in den Vordergrund stellte, erkannte eS in uns ernstliche Konkurrenten, und wenn es unS auch nicht mit demselben Haß, wie den ersten Napoleon bedachte, in den britischen Herzen stieg ein langsames Gefühl von einem nahen Absturz oder Hinabgleitcn von der stolzen Weltherrschaft zur See auf, die durch den gewaltigen In- dustrie-Ausschwung Deutschlands bestärkt wurde. Solche Empfindung ist einer Fieberkrankheit vergleichbar, ein guter und großer Arzt beseitigt sie mit rechten Mitteln, ein anderer entschließt sich zu einer Gewaltkur. WaS einmal kommen wird, weiß heute Niemand; wir können nur das Beste wünschen. Der türkisch italienische Krieg. Das italienische Geschwader soll Befehl erhalten haben, aus dem Aegäischen inS Mittelländische Meer zurückzukehren. Wegen des möglichen Einspruchs der Großmächte gegen eine Beschießung von Hafenorten der europäischen Türkei soll der Plan aufgegeben und von Italien noch einmal versucht worden sein, aus diplomatischem Wege von der Türkei die Anerkennung der Annexion Tripolitaniens durch Italien zu erlangen. In Benghafi soll Enver Bai mit großer Umsicht die Operationen leiten und die türkischen Stellungen befestigen Ein italienischer Ausfall wurde von ihm zurückgeschlagen. Auf Tripolis soll ein neuer Sturmangriff der Türken bevor stehen, die neuerdings von Berbern und Arabern erhebliche Verstärkungen erhalten haben sollen. Die türkische Botschaft in Berlin weist die Beschuldigung deS italienischen Oberbefehlshabers Caneva zurück, die Türken in Tripolitanien begingen Grausamkeiten gegen die Italiener, und erklärt, Italien erhebe die Behauptung nur, um die Auf- merksamkeit von den erwiesenermaßen von Italienern be gangenen Scheußlichkeiten abzulenken. Die am 15. dieses Monats fällig werdende städtische Einkommensteuer ans den 2. Termin de- Jahres 1811/12 ist längstens bis zum 15 Dezember d. I. an die hiesige Stadtsteuereinnahme in den festgesetzten Annahmestunden abzuführen. Nach großen Pariser Weltausstellung von 1900 von der Seine, vativen Grundsätze, so schreibt die ,Kreuz-Ztg.', wenn unsere Fraktion einem Kanzler wegen seiner auswärtigen Politik