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Schönburger Tageblatt ien. Mw. Wildenhain; in Eduard Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage »ach Sonn- und Festtagen. Annahme en Inseraten für die nächftcrscheinendc Numm » bis Bormittag st,11 Uhr. Der Abonn - mmtspreis beträgt vierteljährlich Mk.L.KV, für den 2. und S. Monat Mt. A.10, für den S. Monat 58 Pf. Einzelne Nr. 10 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., für »»«wärt« 16 Pf Filialen: in NUstadtwaldendurg bei Herr» Otto Förster; in Lallenberg bei Hrn. Strumpf wirker Fr. Herm. Richter; in tkaufungru bei Herrn Fr Janaschek; in LangenchurSdori bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wil helm Dahler; in Wolkenburg bei Herrn Hern, Walienburger Anreißer —Amtsblatt für das Königlicke Kmtsgerickt und den Stadtrat;u Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lnnzena«, Lichtenstein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langenleuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Cchlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 256. Freitag. Seu z November kW. Die türkischen Siegesmeldungen enthalten offenbare lieber« fand Londoner Meldungen sich in dem gegenwärtigen der Kriegsbcrichterstattung ab und eroberten zwei Feldgeschütze. Der Sultan über mittelte den türkischen Soldaten in Tripolitanien seinen Gruß und seine Genugtuung über ihre Tapferkeit. Türkenfreund- liche Massenkundgebungen finden in Aegypten statt. In Alexandrien nahmen die von etwa 10,000 Personen ver anstalteten Straßenkundgebungen zu Gunsten der Türkei einen so bedrohlichen Charakter an, daß die Polizei einschritt und zahlreiche Verhaftungen vornahm. Mehrere Polizisten wurden im Handgemenge verletzt. so erkennt man staunend, daß Feldzuge ein ganz neuer Brauch entwickelt. Ein neues Gefecht bei Tripolis ! zufolge am letzten Oktodcrtage statt. Unter dem Schutz eines ! Kanonenbootes schlugen die Italiener einen türkischen Angriff der Türkei jetzt endlich eine derartige Lektion erteilen, daß ihr jede Luft zu weiterem Widerstande ein für allemal vcr- gehe. Nach den blutigen Kämpfen vom 24. bis 26. Oktober, durch welche die Italiener zum Rückzüge auf eine kürzere Verteidigungslinie gezwungen wurden, haben nach Konstanti nopeler Meldungen in den jüngsten Tagen wieder neue er folgreiche türkische Angriffe statlgefunden, durch welche die Der türkisch-italienische Krieg. Während die Konstantinopeler Berichte, auch die amtlichen, dabei beharren, daß die Mehrzahl der Forts von Tripolis durch die türkischen Truppen zurückerobcrt worden und der> italienische Oberbefehlshaber Caneva in Gefangenschaft ge-! raten sei, erklären die römischen Zeitungen, Italien müsse! wird neuerdings wieder die schärfste Depeschenzensur geübt. Man begnügt sich aber damit nicht, sondern hält auch brief liche Mitteilungen zurück und öffnet sogar die Briefe der fremdländischen Beiichterstattcr. Zu Beginn des Krieges herrschte unter den Landungstruppen, die von einem tripoli- tonischen Spaziergange träumten, ein merkwürdiger Schlendrian. DaS hat nach den üblen Erfahrungen mit dem Feinde all mählich nachgelassen; aber Erfolge find von dem Expeditions korps bisher auch nicht erzielt worden. Ob dessen Ver doppelung oder Erhöhung auf 100,000 Mann eine ent scheidende Aenderung herbeiführen wird, bleibt noch abzu- warten. Die Klagen der Italiener, daß sie mehr gegen die Arabcrhorden als gegen reguläre türkische Truppen zu kämpfen haben, sind grundlos; Italien mußte sich schon bei der Kriegserklärung sagen, daß die Araber TripolitanienS zu den Türken halten würden, und demgemäß seine Maß nahmen treffen. Die Kriegskosten Italiens für die bisher vergangenen 2 Monate werden auf 500 Million?» Lire geschätzt; gleichwohl hält die italienische Regierung die Aufnahme einer Kriegs anleihe noch nicht für erforderlich. Die italienische Botschaft in Berlin erklärte zu den türki schen Siegesmeldungen: Die Italiener find in allen Kämpfen zu Wasser und zu Lande ohne Ausnahme Sieger geblieben. Sie haben Tripolis, Benghasi, Derna, Homs und Tobruk besetzt, indem sie den Feind schlugen und ihn zwangen, sich zurückzuzichen. Seitdem sind alle Angriffe des Feindes zurückgcschlagen worden, wobei ihm sehr schwere Verluste zugefügt worden find. Die italienischen Truppen haben zahl reiche Kanonen und zwei Fahnen erbeutet. Nach der Schlackt vom 26. hat kein Kampf mehr stattgefunden. Da die tür kische Botschaft in Berlin das gerade Gegenteil bekannt gab, nach dem Rückzug der Truppen in die eigentliche Stadt Tripolis zu schließen, sind auch die Soldaten gerade nicht hervorragend für den Wüstenkampf geeignet oder die Türken Der bisherige Gerichtsscköppe Herr Friedensrichter Richard Reinhard Rudolph von Callenberg ist heute als Ortsrichter und der Privatmann Herr Friedrich Moritz Richter daselbst als Gerichtsschöppe für Callenberg in Pflicht genommen worden. Königl. Amtsgericht Waldenburg, am 1. November i9li. Verordnung an sämtliche Amtshauptmannschaften, Stadträte, Bürgermeister und Gemeindevorstände, die Wahlen zum Reichstag betr. Die Ncumahlen für den Reichstag werden in der ersten Hälfte des Monats Januar 1912, voraussichtlich am 12. Januar, vorzunehmen sein. Der Wahltag und der Tag der Auslegung der Wählerlisten werden noch besonders bekannt gegeben werden. Die Gemeindeobrigketlen, und zwar für die Städte mit der Revidierten Städteordnung die Stadträte, für die übrigen Städte die Bürg-rmeister und für das Platte Land die Amts- hauptmannsckafien, werden deshalb angewiesen, unter Beobachtung der Bestimmungen des Wahlgesetzes für den Reickstag vom 31. Mai 1869 (Bundesgesetzbl. vom Jahre 1869 S. 145 fg.i und des zur Ausführung dieses Gesetzes erlassenen Reglements vom 28. Mai 1870 28 April 1903 (dundesgesetzbl. vom Jahre 1870 S. 275 fg. und Reichsgesetzdl. vom Jahre 1903 S. 202 fg), zugleich für die in ihren Bezirken gelegenen exemten Grundstücke, die in den ZZ 6 und 7 des angezogenen Reglements vorgeschriedene Abgrenzung der Wahl bezirke vorzunehmen. Hiernächft haben die Stagträte, Bürgermeister und Geweindevorstände gemäß 8 8 deS Wahlgesetzes und Z 1 des Reglements, sowie weiter unter Berücksichtigung des Reichsgesetzes betr. die Einwirkung von Armenunterstützung auf öffentliche Rechte, vom 15. März 1909 (Reichsacsetzbl. S. 319) die Wählerlisten aufzustellen. In Gemeinden, die in mehrere Wahlbezirke einzuteüen find — Z 7 Abs. 3 des Reglements, — find die Wählerlisten für jeden Wahlbezirk gesondert aufzustellen. Die Amtshauptmannschaften haben zu diesem Zwecke den Gemeindevorständen möglichst bald zu eröffnen, in welcher Weise die Wahlbezirke abgegrenzt worden find. Die für die Wahlhandlung benötigten Protokoll, und Gegenlisten-Formulare, sowie Wahlzettclumschläge werden für die städtischen Wahlbezirke den Stadträten und Bürger meistern, für die Wahlbezirke des platten Landes den Amtshauptmannschasten zur Behändi gung an die Wahlvorsteher zugehen. Die Amtshauptmannschasten, Stadträte und Bürgermeister haben sofort anher anzu- zeigcn, wievieler Formulare und Umschläge sie bedürfen. Dresden, am 27. Oktober 1911. Ministerium deS Inner«. Witterungsbericht, ausgenommen am 2. November, Nachm. 3 Uhr. Barometerstand 766 WM reduziert auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -s- 11 6. (Morgens 8 Uhr -st 4,z O. Tiefste Nachttemperatur -st 4 O.) Feuchtigkeits gehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 37»/,. Taupunkt — 3 6. Windrichtung: Südost. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 0„ nun Daher Witterungsausfichten für den 3 November Halbheiteres Wetter. find viel stärker, als man bisher glaubte. In der Schlacht bei Adua stand den Italienern -ine fünffache Uebermacht gegenüber. Von einer solchen zahlen mäßigen Ueberlegenheit der Türken und Araber kann indessen diesmal keine Rede sein, und man kann daher die Annahme nicht ganz von der Hand weisen, die Soldaten seien nicht stramm genug für den schweren Kriegsfall ausgebildet ge wesen. Natürlich tut die afrikanische Sonne auch das ihrige. Immerhin wird die italienische Regierung der Zu versicht ihres heutigen Obergenerals nicht solches Vertrauen beimcssen dürfen, wie eS 1896 der Fall war, wenn nicht noch unliebsamere Möglichkeiten eintreten sollen. Der Ministerpräsident Giolitti wollte der VollSströmung nach- kommen; er hoffte das Ziel auch verhältnismäßig billig und mit geringeren Opfern an Menschenleben erreichen zu können. Beide Hoffnungen find heute schon getäuscht, und die leicht enthusiasmierte Bevölkerung der apenninischen Halbinsel spricht jetzt ganz anders, wie vor wenigen Wochen. Gerade weil Italien unser Verbündeter ist, können wir nur wünschen, daß in Rom die militärische Verantwortlichkeit gestärkt werde, denn eS ist z. B. kein Geheimnis, daß der Mann- schaftsbestand der italienischen Regimenter oft zu schwach für eine gewissenhafte Ausbildung der Leute war. AuS finan- zi-llen Gründen sollten bisher möglichste Ersparnisse im Heere gemacht werden, aber dies Sparen zu unrechter Zeit erweist sich heute als recht teuer. ^Waldenburg, 2. November 1911. Zum B-ginn deS Jahres 1896 hatte die italienische Re gierung zu einem energischen Vorstoß ausgeholt, um den König Menelik von Abeffynien zu zwingen, ihr Protektorat über sein Land anzuerkennen. Unter dem Oberbefehl des General Baratieri zog ein italienisches Korps von 20,000 Mann von Massaua an der Küste des Roten Meeres in das Innere von Abeffynien, um Menelik den Frieden zu diktieren. In Rom gingen Meldungen ein, daß der König eine starke Armee zusammengezogen habe, und ein Abgeordneter inter pellierte deshalb das damals am Ruder benndliche Ministe rium Crispi, ob die italienischen Truppen auch genügend stark seien, um dem Feindt erfolgreich die Spitze bieten zu können. Die Regierung bezog sich auf die zuversichtlichen Berichte deS Generals Baratieri, daß an seinem Stege gar nicht zu zweifeln sei, und fügte hinzu, „mit den paar Spitz buben werde man schon fertig werden." Wenige Tage später kam die Kunde von einer großen Schlacht bet der abessinischen Stadt Adua. Für die italie- "ischen Zeitungen mußte es selbstverständlich ein voller Sieg gewesen sein. Donn hieß es, der Ka^npf sei unentschieden gewesen, und endlich — tropfenweise — ward die furchtbare Wahrheit bekannt. Am 1. März 1896 war der allzusiegesge- s wisse italienische General von dem Könige Menelik geradezu Vernichtend geschlagen worden; an 8000 Italiener lagen, meist entsetzlich verstümmelt, auf dem blutigen Felde, der General Dabormida war gefallen, an 2000 Mann, darunter die Ge neräle Arimondi und Albertone, wurden von den Abeflynicrn gefangen, in deren Hände auch fünfzig italienische Geschütze fielen. Damit war der Traum von einer Annexion des afrika nischen Königreiches in Rom aus geträumt. Das Ministerium CriSpi wurde zum Sündenbock für die militärische Kata strophe gestempelt und mußte zurücktrrtcn; sein Nachfolger beschränkte sich auf den Besitz von Massaua und machte mit Abeffynien Frieden. Der geschlagene General Baratieri ist vor einigen Jahren in einer kleinen norditalienischen Stadt, wo er als Pensionär gelebt hatte, Vergessen und unbeachtet gestorben. Vergessen haben ober auch die italienischen Po litikcr und Zeitungen die Warnung, die in diesen Tatsachen liegt; namentlich die Presse ist es gewesen, die in bodenloser Unterschätzung der Türkei zu dem Zuge nach Afrika aufge- reizt hat und nicht zum wenigsten die Schuld hat, daß alles in den enthusiastischen Ruf „Nach Tripolis!" einstimmte. Aus den allmählich eingehend:» brieflichen Berichten von Privatpersonen und unabhängigen ZeitungSkorrespondenten ergibt sich zur Genüge, daß die Stimmung des italienischen Korps mit der Möglichkeit ernster Kämpfe recht wenig ge rechnet, und daß auch die Ausrüstung manches zu wünschen übrig gelassen hat. Das Schlimmste ist, daß die Kavallerie- Pferde und Zugliere, wie früher schon mitgeteilt, nicht für Italiener gezwungen wurden, unter Zurücklassung zahlreicher Vorräte, Munition und Maulesel, sowie zahlreicher Toter! und Verwundeter verschiedene wichtige Forts zu räumen.! Die Italiener seien jetzt genötigt, sich auf die Verteidigung! der Stadt Tripolis selbst zu beschränken, deren Zurück-! eroberung durch die Türken in kurzem zu erwarten sei. ! den Wüstensand trainiert find, daß die italienische Reiterei - also den schnellen Arabern gegenüber im Nachteil ist. Aber treibungcn. Auffallend aber ist die hermetische Verschloffen- nack dem Rückrua der Truppen in die eigentliche Stadt heil der italienischen Kriegsberichterstattung. Von Italien