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Schönburger Tageblatt M Hebit täglich mit Ausnahme der Tage »H Sonu- und Festtagen. Annahme cn D»serate» für die »Lchsterfcheinende Nummer N» Vormittag V,l1 Uhr. Der Abonn-- «*»t«preir bettägt vierteljährlich Mk.1.60, fsts den 2. «ud 3. Monat Mk. L.LV, für d» «. Monat 5S Pf. Einzelne Nr. 10 Pf kKs««te pro Zeile 10 Pf., für «««wärt» 16 Pf. ValKeaburHer A^eiger. Filialen: in Altstadtwaldeubnrg bei Harra Otto Förster; in Lallenberg bei Hrn. Strümps Wirker Fr. Herm. Richter- in Ikmlfnngen Herrn Fr Janaschek; in LangenchnrSdorf b« Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Sm» Helm Dahler; in Wolkenbxrg bei Herr« Herm. Wildenhain; in Ziegelheim bei Herr« Eduard Kirsten. »-7» limtsblstt für -ss Königlicke fimlsgerickt und den Stsütrst;u Wslüenburg. Zugleich «eit verbreitet in dm Städte» Pe«is, Lichte»ftei«aL<T»»»K«g und m dm Ortschaften der »achstehmden StandeSamtSbezirke: Wtst»»t-W«lderrbmg, Brärm-'soch C-llrnberg, Lhrtcham, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufnuge«, LangenchurSdorf, Langenleuba-Mederhain, Langenleuba-Oberhai» N edcrwtrr«, Overwicr«, Obrrwiukel, OelSnitz i. L, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 157 ' i 11» >ii Sonntag, de» S. Juli 1911. deutsche Firmen sowohl wie die auf Seiten der sich um die Interessen des noch englische Interessen. Mit auch von der deutschen Presse Auftreten der Reichsregierung bei allen Parteien einhellige, die Ueberlegung ein Ende gefunden, als erklärten, sie bedürften des Schutzes. Die englische Presse, die konservative liberale, steht in dieser Frage einmütig Regierung; letztere erhält damit eine geradezu unerschütterliche Stellung. Die bitterste innere Fehde, die um die Stellung der beiden Häuser des Parlaments geführt wird, ist wie der Notwendigkeit des Schutzes der deutschen Interessen be steht. England überlegt noch, wie es in Zukunst seine eigenen Interessen schäifer zu wahren habe. Für Deutschland hatte verschwunden. Es handelt Landes und da gibt eS nur Befriedigung kann man dies seststellen. Das entschiedene in der Marokkofrage hat Fischer auf den Watten zu beschlagnahmen und die Fischer an der Ausübung der Fischerei mit Gewalt zu verhindern. Da es sich hierbei für die preußischen Fischer um eine Existenzfrage handelt, fürchtet man, daß eS zu Zusammen, stößen kommen wird. Die Fischer haben Klage auf Un gültigkeitserklärung der gegen sie gerichteten Bestimmungen des holländischen Fischereigesctzes angestrengt. Der deutsche Kronprinz stattete am Freitag Bormittag dem Staatssekretär des Auswärtigen von Kiderlen-Wächtser einen längeren Besuch ab. Im Hansabunde kriselts weiter. Der Vorsitzende des Bayrischen Jndustriellen-Verbandes, Geh. Baurat vr. Riepel- Nürnberg, und der Vorsitzende des Vereins Süddeutscher Baumwoll-Industrieller, Geh. Kommerzienrat Scmmlinger- Bamberg, Haden für ihre Person den Austritt aus dem Hansabunde erklärt. DaS Mitteldeutsche Braunkohlensyndikat in Leipzig ist aus dem Zentralverband Deutscher Industrieller wegen dessen Haltung gegenüber dem Hansabund ausgeschieden. Hrsrrikreich. Ueber die marokkanische Frage schreibt die Pariser »Lanteine«: Wir werden ohne vorausgegangene Verständi gung mit London und Petersburg nichts mit Deutschland abschließen. Wir werden mit Deutschland keinen Vorschlag irgendwelcher Art erörtern, dessen Zweck eine Besitzergreifung vyn Marokko in irgendeiner Form sein würde. Wir werden mit Deutschland auch keinerlei Besitzergreifung an anderer Stelle erörtern, die in irgendeiner Weise den Interessen unserer englischen Freunde entgegengesetzt sein könnte. Damit eine Lösung des gegenwärtigen Zwistes dauerhast sei, muß Deutschland eine loyale Haltung einnehmen. Deutschland treibt nicht allein Nadelstich-Politik, und wenn eS fortfährt, seine Haltung der letzten Tage einzunehmen, wird eS bald feststellen können, daß die französische Regierung Maßregel» zu ihrer Verfügung hat, deren Anwendung ihm wenig au- genehm sein würde. Die antimilitärische Agitation breitet sich in Frank reich immer weiter auS. Vor kurzem wurde festgeftellt, daß eine Anzahl Soldaten durch die Post Geldanweisungen von 5 und 10 Frcs. erhielten, denen antimilitarische Rundfrage« beigelegt waren. Nachforschungen ergaben, daß diese Sen dungen von den Sekretären des Bauarbeiter-Syndikats ad- gesandt worden waren. Ferner wurde festgeftellt, daß diese Syndikats- und einige andere Arbeiterverbände die Einrich- tung getroffen haben, ihren ehemaligen Mitgliedern, die ihrer Militärpflicht genügen, von Zeit zu Zeit Unterstützung zuzu schicken, um sie daran zu erinnern, daß sie als Syndikalisten die Pflicht hätten, im Streitfälle auf ausständige Arbeiter nicht zu schießen. Die Durchsuchung des an der ArbeitS- börse gelegenen Bureaus fand unter großem Polizeiaufgebot statt und nahm mehrere Stunden in Anspruch. ES wurde« zahlreiche Schriftstücke beschlagnahmt. Auch in der Wohnung der SyndikatSsekretäre wurden Durchsuchungen vorgcnommeu und eine Anzahl Briefe, von Soldaten herrührend, beschlag nahmt. Fast gleichzeitig wurden auf Anordnung des Kom mandeurs deS 76. Infanterie-Regiments die Effekten der Mannschaften geprüft und drei Soldaten verhaftet, in deren Tornister antimilitaristische Lieder vorgcfunden wurden. England. Zwischen Frankreich und Marokko scheint ein Geheim vertrag abgeschlossen worden zu sein. Die Londoner Tele- graphen-Agentur »Exchange Telegraph Company- bringt die Meldung von dem Abschluß eines französisch-marokkanischen Geheimvertrages. Die Agentur behauptet, daß der Text des Vertrages seit dem 25. Juni der Londoner Regierung be- kannt sei. Die Stauer in Southampton haben die von den Reedern angebotenen Bedingungen einschließlich einer Lohnerhöhun, von 4 Pfennig für die Stunde angenommen. Dadurch find alle Streitigkeiten mit den Arbeitern beigelegt. Aste». Chrna unterhandelt erneut mit Deutschland behufs Beur- freudige Zustimmung gefunden; nur die sozialdemokratische Presse schließt sich davon aus. Bei der doktrinären Ver- ranntheit der sozialistischen Führer braucht man sich darüber nicht zu wundern. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser unternahm am Donnerstag um 5 Uhr eine Fahrt an Land, besichtigte in Stavanger den Dom und fuhr dann mü den Herren der Umgebung nach den Aussichts punkten, die ein herrliches Bild über die Landschaft ge währten. Der deutsche Konsul wurde zur Abendtafel ge- , laden. Das Wetter hatte sich leider eingetrübt. Am Freitag früh 8 Uhr sollte nach einer Fahrt in den Lysefjord die Weiterreise nach Bergen erfolgen, wo die Ankunft am Freitag Abend 9 Uhr stattfindcn sollte. An Bord ist alles wohl. Auf der Tagesordnung der Frettagssitzung der 2. Kammer in Stuttgart stand die sozialdemokratische Interpellation über die Aktion des Deutschen Reiches vor Agadir. Der Schriftführer des Hauses verlas ein Schreiben des Minister präsidenten, worin dieser erklärt, daß er zurzeit nicht in der Lage sei, die gestellte Frage zu beantworten, daß er aber später einen Zeitpunkt bestimmen werde, in dem er die An frage zu beantworten bereit sei. Damit war die Angelegen- heit erledigt. DaS ReichSmarineamt hat mit dem Erfinder des Wirth- schen besatzungsloscn Fernlenkbootes Verhandlungen ein- geleitet, die auf eine Nutzbarmachung der Wirthschen Erfin dung für die deutsche Reichsmarine abzielen. In der thüringischen Metallindustrie droht eine Aussperrung. Ein Telegramm des »Erfurter Allg. An zeigers- meldet: Der Verband Thüringischer Metallindustriellen hat in einer gestern Abend in Ersurt abgehaltenen außer ordentlichen Hauptversammlung beschlossen, eine Aussparung in sämtlichen Betrieben vorzunehmen, falls die bei einer Anzahl von Mitgliedern schwebenden Ausstände nicht alsbald beigelcgt werden können. Der günstige Stand der Reichseinnahmen hat auch für das am 30. Juni abgelaufene 11. Quartal 1911 (drittes Budgetquartal 1910/11) angehalten. Die Zolleinnahmm für das letzte Quartal weisen nach vorläufiger Aufstellung eine durchschnittliche Mehreinnahmc von 25 bis 30 Prozent über den Sollvorschlag auf, während die Jsteinnahme der Steuern den Sollanschlag teilweise annähernd erreich», teilweise ihn — schwankend zwischen 2 bi« 8 Prozent — übertrifft Die Generalversammlung der Mitteldeutschen Bc-irkSgruppe deS Arbeitgeberschutzvcrbandes deutscher Glasfabriken beschloß, wegen des Ausstandes in Rauschs sämtlichen organi sierten Arbeitern des sächsischen, schlesischen und Lausitzer Bezirks zu kündigen, falls bis zum 15. Juli keine Einigung erfolgt ist. Wie aus Emden gemeldet wird, hat sich auf Grund des neuen holländischen Fischereigesetzes, das am 1. Juli in Kraft getreten ist, der Bürgermeister von Finsterwalde in Gröningen mit einer Polizeikommission zu Schiff auf den Dollart begeben, um die Fischercigeräte der preußischen Witterung-bericht, ausgenommen am 8 Juli, Nach». 8 Uhr. N«VMeterK»«d 765 narn reduziert auf den Meeresspiegel. ThermoIlletertzand -s- 25 6. (Morgen» 8 Uhr -s- 21 Q. Tiefste Nachttemperatur -1- 17 6.) Feuchtigkeit- Ler LHt nach Lambrechts Polymeter 37»/,. Tan-nult -s- 11 6. Wiusrtätnng: West. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 0,^ n m Daher Witter rmgssttstchteu für den 9 Juli: Halbheiteres windiges Wetter mit Neigung zu Niederschlägen. «Waldenburg, 8. Juli 1911. Im englischen Unterhause hat der englische Premierminister über den Stand der Unterhandlungen zwischen den Mächten bezüglich Marokkos eine Erklärung abgegeben in der er die Absicht der englischen Regierung dahin kundgibt, in Marokko eine mehr aktive Politik als bisher zu betreiben. Von min destens derselben Wichtigkeit ist die Tatsache, daß der Premierminister in seiner Rede erst in zweiter Linie die Veriragsverpflichtungen Frankreich gegenüber betont hat, woraus geschloffen wird, daß England sich in seinen weiteren Entschließungen freie Hand behalten und in Marokko mehr englische als Bündnispolitik betreiben will. Wenn der Minister von der in Marokko entstandenen neuen Situation spricht, so meint man, daß er damit das Vorgehen Frank reichs und Spaniens, das ja tatsächlich eine neue Lage ge- schaffen hat, im Auge gehabt habe, und nicht die Hinsendung eines deutschen Schiffes nach Agadir, die infolge deS fran- zösisch-spanischen Eingreifens in Marokko und der dadurch hervorgerufenen Zustände im Suslande notwendig geworden war, wenn reichsdeutsche Interessen nicht gefährdet werde.« sollten. Man ist gewöhnt, daß in kritischen Lagen englische Minister sich der äußersten Zurückhaltung befleißigen und ihre Worte vorsichtig wählen. DaS ist auch hier geschehen. Der eng lische Minister gibt dem Vertrauen Ausdruck, daß die Vcr- Handlungen mit den Mächten zu einem gedeihlichen Abschluß kommen werden. Ec deutet weiter an, daß es nach dem englisch-französischen Abkommen von 1904 selbstverständlich ist, daß England der Politik Frankreichs seine moralische Unterstützung nicht versagen werde. Von der französischen Presse ist die Erklärung Asquiths natürlich mit großer Zustimmung begrüßt worden. Auch die deutsche Presse beschäftigt sich damit eingehend. Die »Kreuz- zeitung« schreibt sehr richtig, daß England sich deS deutschen Wohlwollens versichert halten könne, wenn es in Zukunft seine marokkanischen Interessen intensiver wahrnchmcn werde, und daß wir Deutschen ebenfalls auf die freundschaftliche Haltung Englands rechneten bei unserem Bestreben, unsere wahlberechtigten und umfangreichen Interessen in Marokko zu schützen. Die Abmachung von 1904 zwischen England «nd Frankreich könne doch keineswegs bedeuten, daß Eng- land Frankreich in seiner EroberungS und Gewaltpolitik »egenüber anderen Staaten unterstützen werde, sondern nur, daß es Frankreichs begründete Ansprüche fördern werde. Em Berliner Mitarbeiter des »Leipz. TM.« schreibt dem Blatte zu der Erklärung Asquilhs: Bedeutsam an der Erklärung ist, daß England zum ersten- mal fett 1904 (Vertrag mit Frankreich das Vorhandensein eigener Interessen und die Absicht, sie zu wahren, betont. In der Zwischenzeit hatte sich England, sehr gegen den Wunsch der englischen Interessenten, der eigenen Tätigkeit enthalten. Hier liegt also ein neues Moment vor. Es er gibt sich dann m logische der Schluß: Wenn Eng- land eine neue Situation als gegeben anficht, in der es, trotz des Vertrages von 1904, unter Umständen gezwungen sein werde, die eigenen Interessen mehr zu betonen, um so mehr wäre Deutschland gezwungen, in dieser Situation ent sprechend zu handeln Von der neuen Lage sagt Asquith n ch, woher er ^- datiere. Es ist aber klar, daß er si- nicht auf die Entsendung des Kanonenbootes »Panther« zurückfuhren kann, denn diese ist im Verhältnis zu anderem ein geringfügrges Ereignis, und eS war auch kein selb- ständiger Schritt, sondern einfach das Ergebnis einer Ent wicklung, die ohne Zulun Deutschlands vor sich gegangen war, und die bezeichnet wird durch die französische Expedition nach Fez und durch das Vorgehen der Spanier. Aus französischer und spanischer Seite haben Zchntausende von Kriegern eingegriffen, auf deutscher Seite sind nur wenige hundert Mann eingesetzt worden. So aufgefaßt, verstärkt die Erklärung des englischen Premierministers den Grund, aus dem der deutsche Schritt erfolgt ist und der bekanntlich in