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der dort befindlichen, leicht brennbaren Stoffe eine^große Ausdehnung erlangt. Die Blumenfabrik Schurz, in Firma Petzold, hat durch den Brand ganz bedeuten« den Schaden erlitten. Drei Räume der Blume»»'/"^^ brannten vollständig aus. — Wegen Münzverbrechens wurden am Mittwoch Abend ein 38jähriger Lackirer aus Zschochau und seine 18jährige Pflegetochter, beide in Seifersdorf bei Leipzig wohnhaft, von der Polizei in Leipzig festgenommen. Dieselben haben am Weihnachtsheiligabende in Ge schäftslokalen am Königs«, Roß« und Augustusplatze falsche Zweimarkstücke mit dem Bilde König Alberts, dem Münzzeichen L und der Jahreszahl 1898, ver ausgabt, bis ihnen noch an demselben Tage durch die erfolgte Verhaftung ihr Handwerk gelegt wurde. In ihrem Besitze wurden auch eine größere Anzahl Falsifikate, sowie in ihrer Wohnung die zu deren Her stellung erforderlichen Formen und Materialien vorge- sundc«. — Ter Inhaber des großen Wclt-Jmporthauses Reisig in Leipzig, 44 Jahre alt, Mitglied der Handels, kammer und Vorsteher von vielen Wohlthätigkeitsanstalten, ist am ersten Feiertage gestorben. — In Leipzig sind in der Nacht zum Sonnnabend Liebe in die Bctstube der Synagoge eingedrungen und haben dort aus zwei Opferstöcken etwa 200 Mark baares Geld gestohlen. — Am Mittwoch Morgen wurde in Meerane von den Streikenden an die Fabrikanten und an die noch oder wieder arbeitenden Fabrikwcber ein Flugblatt vertheilt, in welchem die Namen aller derjenigen Fabrikweber bekannt gegeben werden, welche in den Webereien arbeiten. Auch wird in scharfen Worten gegen die letzteren loSgezogen. — In Reichenbrand bei Chemnitz erregt die vor einigen Tagen erfolgte plötzliche Verhaftung der dorti gen Hebamme Berger nicht geringes Aufsehen. Sie Hal seit Jahren in diskreten Verhältnissen lebenden jungen Mädchen Aufnahme in ihr Haus gewährt, und es dürfte ihre Verhaftung damit in Zusammenhang stehen. — Ten Acht-Uhr-Ladenschluß in Markneukirchen hat die Kgl. Kreishauptmannschaft Zwickau auf Antrag betheiligter Gewerbetreibender dergestalt angeordnet, daß im ganzen Jahre, mit Ausnahme des Monats Teccmber, die offenen Verkaufsstellen für Uhren, Gold- und Silberwaarcn und alle in dieses Fach einschlagen den Artikel abends 8 Uhr zu schließen sind. — Am Sonnabend früh stieß der Pcrsonenzug Nr. 1861, der 7 Uhr 28 Minuten vormittags von Zwönitz nach Stollberg verkehrt, bei seiner Einfahrt in den Bahnhof Stollberg mit einer aus dem Heizhaus kom menden Lokomotive zusammen, wodurch beide Maschinen und cinigeWagen erheblich beschädigtwurden. Vcrlctztwurde dabei niemand, auch sind weitere Betriebsstörungen da durch nicht eingetretcn. — In einer Gefängnißzelle zu Reichenbach erhängte sich am Fenstergitter der Appreturarbeiter Otto Lang aus Netzschkau, ca. 24 Jahre alt. Tcrselbe verbüßte schon seit Wochen eine Freiheitsstrafe, zu der er wegen Unterschlagung verurtyeilt worden war. — Der am 8. October in Blastwitz verstorbene Rentier Herr Heinrich Julius Knoetzsch hat der Blinden anstalt zu Dresden in seinem Testamente 10,000 Mark zur Unterstützung armer blinder Personen ausgesetzt. — Seil Jahren ist man bemüht, das Steinkohlen bergwerk in Berthelsdorf bei Frankenberg wieder auf zuschließen. In einem neugcleuften Schachte sind nun jetzt bei 20 Meter Tiefe abbauwürdige Kohlen gefunden worden, deren Nutzbarkeit durch Brennversuche bereits erwiesen ist. — AuS Lebensüberdruß, hervorgcrufen durch eine lange unheilbare Krankheit, entleibte sich in seiner Woh- nung, in einem unbewachten Augenblicke der pcnsionirte Steueraufseher H. in Nerchau. Derselbe hat sich im Kriege 1870/71 in hervorragender Weise ausgezeichnet und war dafür mit dem Eisernen Kreuze und auch dem Heinrichsorden decorirt worden. — Am Neubau des Gutsbesitzers Müller in Nieder: rabensteiu verunglückten am Mittwoch drei Personen, eine davon tödtlich. Sie wurden von niedcrstürzenden Balken getroffen. — In Limbach hatten die Stadtverordneten am vergangenen Dienstag eine Vorlage wegen Abände rung des Klassenwahlsystems zu berathcn. Nach längerer Aussprache des Herrn Bürgermeister Or. Goldenberg, welcher für die Annahme des Systems war, sprach hierauf Herr Stadtverordneter Gust. Semmler dagegen. Schließlich wurde mit 19 gegen 6 Stimmen auf den Antrag des Herrn Bürgermeisters zugekommcn und somit die Einführung des Klassenwahlsystcms be schlossen. Herr Stadtverordneter Semmler stellte noch den Antrag, daß die 3. Klasse statt 6 Ansässigen und 3 llnansässigen 3 Ansässige und 6 llnansässige in das Stadtverordnetencollegium zu wählen habe, welcher Be schluß auch einstimmige Annahme fand. Nach dem neuen Wahlrecht haben demnach zu wählen: Klasse 1: 6 Ansässige und 3 Unansässige, Klasse 2: 6 Ansässige und 3 Unansässige, Klasse 3: 3 Ansässige und 6 Un- ansässige. — Eine jähe Unterbrechung fand am I. Feiertag abends gegen 8 Uhr in Falkenstein eine Schlittenfahrt an der Ecke der Haupt- und der König Albert-Straße. Der Führer des Geschirrs bog schnell um die Ecke in die König Albert-Straße ein, der Schlitten schlug um ^nd die Insassen desselben, eine auswärtige Familie, flog^u heraus auf die Straße. Dasselbe Geschick ereilte den unwichtigen Fahrer. Zum Glück hat niemand einen Schau?" erlitten, nur die Schlittcndeichsel war in Stücke gegangen'- Ter Kutscher mußte mit seinem Schlitten allein hinwärts fahren, seine Fahrgäste steuerten mit dem AbenvzUge der Heimat zu. — Am zweiten WeihNach^stiertag abends gegen 5 Uhr brannte in ZschocktN die ncAArbauie mit Erntc- vorräthen gefüllte Scheune des Gutsbesitzers Ernst Boch mann bis auf die massiven Umfassungen nieder. Die Entstchungsursache ist noch nicht bekannt, doch wird Brandstiftung oder Fahrlässigkeit beim Umgang mit Licht durch Kinder vcrmuthct. Glücklicherweise hat der Besitzer versichert. Vermischtes. Leopold Wölfling und Frau, wie sich der Bruder der Kronprinzessin von Sachsen mit seiner Geliebten ins Hotel-Fremdenbuch einschrieb, sind einander würdig. Die Letztere ist von brüchiger Moral seit jungen Jahren. Die Wiener Villa, die der Erzherzog ohne Anzahlung ihr kaufte, bezahlte später mit der sonstigen Schulden last des Erzherzogs Kaiser Franz Joseph, ebenso eine Geldabfindung für die Geliebte, die trotz eines Ver zichtes die Beziehungen zu dem Prinzen nicht abbrach. Der Erzherzog hat durch seinen Genfer Advokaten an das Wiener Oberhofmarschallamt die Meldung gelangen lassen, daß er die Verzichtleistung nur unterschreibe, falls seine materiellen Interessen geschützt würden. Er hat es also doch nicht so eilig mit der Niederlegung aller seiner Würden. Er verlangt besonders, daß seine Erb ansprüche an den verschollenen Erzherzog Johann Salvator (Johann Orth) geschützt würden. So lange dies nicht geschehen, weigert er sich, die Verzichtleistung auf Rang und Würden zu unterzeichnen. Er soll übrigens schon vor längerer Zeit mit Fräulein Avamovics in aller Stille getraut sein, lieber die Vergangenheit dieser beiden Herrschaften wird noch aus Wien berichtet: Bevor der Erzherzog Fräulein Adamovics kennen lernte, verkehrte letztere in dem der Lebewelt sehr bekannten Hause einer Polin. Sie ward wegen ihrer Schönheit von Offizieren und Cavalieren sehr umschwärmt und reich beschenkt. Eines Tages aber wurde sie in diesem Hause von Geheimpolizisten ausgesucht und aufgefordert, sich bei der Polizei auszuwcisen. Ihr Vater wurde von dem Treiben seiner Tochter in Kenntniß gesetzt und mußte sie bei der Polizei abholen. Ter Erzherzog hatte früher mit einem Fräulein Rilli ein Vcrhältniß, dem ein Mädchen entsproß. Das Kind lebt noch, die Mutter ist gestorben. Vor 6 Jahren hatte er ein Bcr- hältniß mit einer jetzt in Reichenberg lebenden Choristin. Dieselbe konnte auf friedlichem Wege vom Erzherzog keine Alimentationskosten für das Kind erlangen und mußte ihn verklagen. Ter Verklagte verpflichtete sich dann, jährlich 360 Gulden und bei Erlangung der Volljährigkeit eine Aussteuer zu geben. Der Vertreter der Klägerin bemühte sich, mehr zu erreichen, es wurde ihm aber bedeutet, der Erzherzog könne seiner zerrütteten Finanzen wegen kein größeres Opfer bringen. Allerlei. In einer Kohlengrube im Gouvernement Jekaterinoslaw kamen über 50 Bergleute durch eine Explosion um. — Bei einem Eisenbahnunglück in der kanadischen Provinz Toronto wurden 22 Menschen getödtet, 28 verletzt. — Eine Entschädigung von 182,500 Mk. hat, wie verschiedene Blätter mittheilen, der preußische Eiscnbahnfiskus den Hinterbliebenen des Reichstagsadgeordneten Friedel zugesprochen, der bei dem Eisenbahnglück in der Nähe von Zschortau seinen Tod fand. — Drei Personen erstickten in der Nacht zum Sonnabend in einem Hause der Billencolonie Grunewald-Berlin, und zwar der Kirchendiener Weber, seine Frau und ein I7jährigcr Sohn; ein jüngeres Kind konnte gerettet werden. Es wird angenommen, daß der älteste Sohn beauftragt worden war, nach seiner Rückkehr vom Zirkus die Dampfheizung zu rcguliren. Er hat dabei augenscheinlich technische Fehler begangen, die die Katastrohe herbciführten. Der Vater, der an scheinend im Begriff war, die Gefahr im letzten Augen blick abzuwcnden, wurde dabei von den heißen Dämpfen erstickt; sein Schicksal thcilten die Frau und der Sied« zehnjährige. — In der Nähe von Oldesloe in Holstein gerietst ein mit fünf Personen besetztes Gefährt in den Chausseegraben, dessen Wasserstand 1 Meter betrug. Alle Fünf ertranken, desgleichen das Pferd. — Bei Skagen ging die norwewische Bark „Penry" unter; elf Mann der Besatzung fanden ihren Tod in den Wellen. — Von einem Raubanfall auf einen Gcldbriefträger wird aus Kiel gemeldet: Am Morgen des ersten Weihnachtstagcs wurde der 70jährige Geldausträger Marienthal von zwei Strolchen, die ihm in einem Hausflur aufgelauert hatten, angefallen und mit einem schweren Schraubenschlüssel niedergeschlagen. Der Geld briefträger brach blutüberströmt zusammen, hatte aber noch die Kraft, um Hilfe zu rufen. Die Bewohner der zunächst gelegenen Häuser eilten auf die Straße und verfolgten die flüchtenden Räuber, die auch gefaßt wurden. Es sind zwei arbeitslose Burschen -on etwa 20 Jahren. Ter Ueberfall wurde in der im belebtesten Stadtthcil am Hafen gelegenen Sackgasse vorgenommen. Die Verletzung des alten Mannes ist recht erheblich, jedoch nicht lebensgefährlich. — Der Mörder Matrose Kohler vom Stationsschiff „Loreley" traf aus Athen in Wilhelmshaven ein und wurde im llntersuchungs- gefängniß eingeliefert. Da die Voruntersuchung abge schlossen ist, dürfte die Aburtheilung in nächster Zeit erfolgen. — Einen Selbstmordversuch machte nach der „Zeit" der Leutnant im 1. hessischen Infanterieregiment zu Darmstadt Prinz Ernst Diether zu Isenburg, in dem er sich eine Kugel in den Kopf schoß. — Zahlungs unfähig ist nach dem „B. T." der bekannte Hotelier Sacher in Baden bei Wien. Die Schulden sollen 1,2 Mill. Kronen betragen. — Auf der Zeche „Friedrich August" in Jaworsnia brach nach einer Meldung aus Kattowitz in Oberschlesien infolge Kurzschlusses in der clectrischen Leitung Feuer aus. Der Helenenschacht wurde bis auf 100 Meter Tiefe zerstört. Ter Schaden beträgt gegen 4 Millionen Kronen. Tausend Arbeiter wurden brodlos. — Tie Millionenschwindler kommen auf die Bühne. Wie aus Madrid berichtet wird, soll die Humbert-Affäre als ein fünfactiges, den Heißhunger nach Gold verdammendes Trama in den nächsten Tagen im Martinthcater aufgeführt werden. Worauf „findige" Köpfe doch kommen! — In Danzig deckte ein heftiger Sturm zahlreiche Dächer ab. Viele Schaufenster wur den zertrümmert, die Telephonverbindung wurde gestört. Achnliche Nachrichten kommen aus ganz Westpreußcn. In Schlesien war der Sturm vielfach mit Gewilter- erscheinungen verbunden. Auch in Königsberg in Ost preußen wurden Dächer abgcdeckt, Scheiben zertrümmert, Bäume und Zäune umgerissen. — Zu Melle in Hannover ertranken gelegentlich eines starken Gewitters zwei Personen. In der Wesermkndung stranvete der spanische Dampfer „Jupiter". Auf dem Meere erlitten viele Schiffe arge Beschädigungen. — In Kopenhagen befürchtet man, daß der Dampfer „Thor", der den Verkehr mit Bornholm vermittelte, untergegangen ist. — Der englische Schlepper „Tiger" kenterte vor Greenock. 9 Mann von der Besatzung werden vermißt. Telegramme. Berlin, 29. December. Eine große Unterschlagung Sei »er „Natisnalbank für Deutschland" beschäftigt gegenwärtig sie Ltrafbehörssu. Der 42 Jahre alte Bankbeamte Albert Hry,s ans Schlachtens-;, ser sei« sieb?» Jahren zweiter Vorsteher der Potsdamer Filiale der ,-Ratio iaibaut für Deutschland" ist, war feit Sem 12. December beurlaubt, sollte am Freitag zurückkehreu ans am Lsnuabrud »ergangener Woche feine Dieuftgn'chäflr unsrer aufuehmm. Als er an diesem Tag nicht im G schäft erschien, schick:« mru nach seiner Wohnung in Schtachisnsre, ohne daß man dort über seinen Anfeuthalt Auskunft er halten konute. Eine größere Revision der Kissen und Bücher der Filiale hat bisher ergeben» daß sür 95,000 Mark Wertypapiere fehlen. Die Niter« schlagung wurde sofort »er Kriminalpolizei äuge« z«tgt, welch« alSbal, alle Maßregeln zarErgreifung des ungetreu?« Beamten traf. Wien, 29. Dscsmvsr. Ein Special Korrespondent »es ,,Neuen Wiener Journals" hatte dieser Taz« eins Unterredung mit sem König von Serbien über Sie macesouischr Krag.-. N. a. sagte König Alexander, an «in-Autonom;-Maceos,tienS sei nicht j« senken. Es käme» nur zwei Eorutualiiätsn in Betracht: -««weder sie Beibehaltung s-S status quo oser ein« MoSificrung »es Verliese Vertrags. I se ander« Operation wer?r eine Gefahr für Serbien herauf« vsschwösen. Der König hielt es schließlich für »aS Neste, wen« Sie Pforte dir derzeitige militärische Besatzavg i« Macsso Ken mit eiser <,ÜS auatslikchen oder arabischen T-uppen bestehenden vertauschen wilese, ods den Ecri,a!sse» in Macedsnie« dan» odjcctivrr gtgsnübsrständm. G:r»sprst, 29 Dsce ub-r. Die Ministerpräsidenten von Szrlt und von Körber, sowie Sie veiden Finanz« Minister setzten gestern Nachmittag sie Ausgleichs» B-raihurtgen fort. Da auch Sir Fiuariz-Fachrefe» rc«tcn au den Verhandlungen theilnah neu, so schließt man, baß diese erfolgreich verlaufen find, uoy saß auch Detail L-Heu besproch-u war»«-,. Hauptsächlich haudelie es stch bei den Zerathungen um sie Rückzahlung des ungarische» Theils ser Staatsschuld und Aufnahme von Baarz rplnngeu. Paris, 29- December. L'tztcu Erkundig««;?» zu folge trifft s-r F,mili« Humbert h-nte früh 7 Nyr 2tk Miu. aus Or!sanS-Bah"Hof hier ein. Paris, 29.December. Die Sussknpiioa des,.Figaro" r»r B kämpfaug der T :b ikulose ergab bisher 1-202,145 Fr. Rom, 29 Dccember. Ein aus Mace-onieu zurück« gekehrter Eorrespo»se--t ser „Tribnua" sementirt sie an jS 'ncht» türkischen Greuel, wKche durchwegs i«leresfi:ls Erstuduugrn seiea. Daz.gra hätten die bulgarischer« In urgenten u irr:örte Gtwalt-Hslcn gegen die christliche wie dis muselmännische Brvöl« kraura begangen. Rom, 29. Drcembcr. Oesterreich kündizl« gestern Seu Havde.soeetrog Mir Italien. Brüssel, 29. Dccember. Giro» erklärte einem Ber« trct-r v-s „Priit Visu," ser königliche Familien« ratü i , Dressen habe am 7. D-c mvcr beschlossen, sie Kronprinz«,stu zu luterrrire». — Giron erhielt angeblich aus Deutschland Drohung:». Petersburg, 29 Decc^brr Ei» starkes Erdbeben