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hat, denn der Colonialminister Chamberlain, der sxiritns reotor der gesammten ausländischen Politik Englands, hat sich entschlossen, in höchst eigener Person nach Süd» afrika zu gehen und die Zustände in der Kapcoloni» und in Natal, im Oranjesreistaat und in Transvaal einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Es gährt in Südafrika, das haben wir im Laufe der vergangenen Woche wiederholt hören können, die allgemeine Unzu friedenheit ist im Wachsen begriffen und der Unmuth über die Vernachlässigung der von England im Friedens- Verträge von Pretoria übernommenen Pflichten ist all mählich zu einer allgemeinen Empörung herangewachsen. Aus dem Mxldeuthale. "Waldeubarg, 28. October. Wir find in die Periode der KirmeSfeiern eingetreten, die mit den altenburgischen Kirmessen endet. Am Sonntag fand Kirmes in Ober wiera, Uhlsdorf und Wolkenburg statt; überall hatten sich die Feste eines zahlreichen Besuches zu erfreuen, ein Beweis, daß trotz der Zeit der schweren Noth im mer noch einige Groschen fürs Vergnügen vorhanden sind. *— Der seit 14 Tagen in Kuhschnappel vermißte 64 Jahre alte Gutsbesitzer Tost ist am Sonntag vor mittags gegen 11 Uhr im herrschaftlichen Walde in der Nähe von Kuhschnappel an einer kleinen Fichte erhängt aufgefunden worden. Seit der Entfernung Dosts aus feiner Wohnung ist ununterbrochen von einer Anzahl Leuten die ganze Umgegend abgesucht worden, ohne daß es bisher gelang, den Vermißten zu finden. Am Sonntag sind nun zu diesem Zwecke ca. 40 Personen aufgeboten worden, deren Bemühungen endlich von Erfolg gekrönt waren. *— Die Zahl der Parteitage ist für Sachsen noch nicht abgeschlossen. Am 26. October hat der National sociale Landesverein in Dresden seine Mitglieder ver sammelt, während am 2. November die Teutsch-sociale Reformpartci in Meißen zusammcntreten wird. Der Conservative Landesverein will zwar nicht alle Freunde zu einer Tagung zusammcnrufen, aber er will in nächster Zeit, wie das „Vaterland" kürzlich mitgetheilt hat, unrer Hinzuziehung der Vorsitzenden der conservativen Lokalvereine eine Sitzung des erweiterten Vorstandes abhalten. Für alle diese Veranstaltungen dürsten die Reichstagswahlcndes nächsten Jahres den hauptsächlichsten Berathungsstoff bieten. — Bei der Einfahrt in den Glauchauer Bahnhof sind am Sonabend von dem abends 8 Uhr 10 Min. von Großbothen her eintreffenden Personenzuge ein Personen- und ein Pferdewagen — vermuthlich infolge vorzeitiger Weichenumstellung — entgleist. Durch diesen Unfall war daS Ausfahrtsgleis für die Züge nach Dresden etwa 3 Stunden lang gesperrt. Verletzt wurde Niemand, auch ist der Materialschaden nicht be deutend. — Die 33. Diöcesanversammlung der Ephorie Glau: chan findet am Mittwoch, den 5. November 1902, in der Aula der I. Bezirksschule (Lehngrund) zu Glauchau Von früh 9 Uhr an statt. Nach Gesang, Gebet, Ge schäftlichem und EröffnungSwort deS Herrn Vorsitzenden, Unterhaltungstheil. Ang' um Auge, Zahn um Zahn. Roman von Karl Eden. 81) (Fortsetzung.) „Ich brauche Ihren Rath und Ihre Hilfe," sagte der junge Mann, „denn obgleich ich sie gesehen habe, ist mir doch ganz unbekannt, wer sie ist." „Nun, dann schütten Sie Ihr Herz aus!" rief Bo- diskow theilnehmend. „Heraus damit! Tenn eine Schönheit in Lowice ist eben so unerwartet als will kommen." „Gestern Abend, kurz vor der zwölften Stunde," fuhr v. Stahlberg fort, „kehrte ich zu Fuß nach Hause zurück, nachdem ich einen angenehmen Abend bei Kra- mowitsch zugebracht hatte. Mein Weg führte mich durch das Judenviertel, das so still war wie ein Kirchhof. Unwillkürlich vermied ich jedes Geräusch und hielt meinen Säbel in der Hand und war froh, als ich fast das Ende dieses Labyrinths erreicht hatte. Da plötzlich wurde die tiefe Stille durchbrochen durch einige Saiten klänge, wahrscheinlich von einer Guitarre, und unmittelbar darauf fiel eine so süße, liebliche Stimme ein, wie ich sie noch nie gehört habe." „Und Sie verstehen sich darauf, Kamerad, wenn nur die Hälfte der Geschichten wahr ist, die ich in Petersburg von Ihnen gehört habe," bemerkte Bodiskow, etwas gelangweilt über die triviale Erzählung. Ler junge Mann erröthete. „Ersparen Sie mir die Erinnerungen früherer Thorheiten, General, ich bitte Sie! Ich war wie angewurzelt — es war ein sehr unsauberer Ort, aber Sir wissen, wie leidenschaftlich ich Musik höre. Immer lauter und klarer erhob sich der Gesang, immer leidenschaftlicher und voll unbe- schreiblicher Melancholie. Ohne ein Glied zu rühren, blieb ich, bis die letzten Laute verklangen, und dann näherte ich mich geräuschlos den Fenstern des Hauses, Kirchenrath Hup. Weidauer, Bericht über die Thätig- leit des Receßherrschaftlich Schönburgischen ZweigvereinS der Gustav Adolf-Stiftung und über die Thätigkeit des Vereins zur Fürsorge für Entlassene folgt als Berathungs- gegenstand: „Der Kampf gegen den AlkoholismuS als Aufgabe der Kirche": 1. Die gesundheitsschädlichen Wirkungen des Alkoholgenusses (Referent Herr I)r. most. Schmidt-Hohenstein-Ernstthal); 2. Was können wir zur Bekämpfung des Alkoholmißbrauches thun? (Referent Herr Oberpfarrer Seidel-Lichtenstein). — Der militärische Brückenbau bei Penig zwischen dem Zinnberg-Thierbacher Steg und dem dortigen Mühlenwehr am Sonnabend erfolgte, wie das „P. T." meldet, unter Anleitung von Pionieren dmch Militär vom Zwickauer Regiment, welches mit Sonderzug aus Altenburg gekommen und auf freier Streck« zwischen Haltestelle Steinbach und Wernsdorf in voller Feld ausrüstung, mit Munitionswagen nnd Lazarethwagen nebst den dazu gehörigen Gespannen rc., aus dem Zug geladen worden war. Der Marsch nach Thierbach wurde durch Markersdorf eingeschlagen. Die den Feind bildenden Truppen vom Regiment Nr. 134 aus Leipzig kamen ebenfalls mit Sonderzug und entstiegen in der Nähe der Haltestelle Langenleuba auch auf freiem Felde dem Zuge, um durch Penig bis in die Gegend zwischen Mühlau und Hartmannsdorf zu marschiren und sich daselbst auf günstigem Terrain zu verschanzen. Dort erst kam eS zu einem Treffen mit den Zwickauer Truppen. Diese hatten sofort nach Passiren des hergestellten Muldenüberganges den letzteren wieder abgebrochen und waren sofort weiter marschirt, um den Feind aufzu suchen. Gegen 3 Uhr nachmittags wurde daS Gefecht bei Mühlau abgebrochen und von den gesammten Mann schaften an dazu geeigneten Stellen auf freiem Felde abgekocht. Abends erfolgte der Rückmarsch nach Penig und di« Zurückbeförderung der Mannschaft«» mit den fahrplanmäßigen Zügen um 6,52 und 7,38 Uhr nach Leipzig resp. Zwickau. Aus dem Vachseulaude. — Kronprinz und Kronprinzessin Friedrich August sind am Freitag Abend 8 Uhr 33 Minuten von Paris nach Dresden zurückgekehrt. — Das Befinden Sr. Excellenz des Herrn Staats- miiiistcrs Or. Rüger, der, wie bereits gemeldet, sich einen Armbruch zugezogen hat, ist den Umständen nach ein gutes. Ein Berliner Blatt wußte zu melden, daß eine Verschlimmerung eingetrrten sei. Dies ist glück licher Weise nicht der Fall. — Ter Landtagsabgeordnete Commerzienrath Kellner ist am Montag gestorben. Der Genannte vertrat den 23. städtischen Wahlkreis und war beim letzten Landtag zum Vorsitzenden der nationalliberalen Fraction gewählt worden. Besonders bemerkenswerth war der ausführ- liche Bericht, den er im April dieses Jahres als Referent für die Eisenbahn-Angelegenheiten erstattete. Auch sonst hat sich der Verblichene mit großem Eifer seiner Landtagsthätigkeit gewidmet. — Der würtlembcrgische Minister des Acußeren Frei herr von Soden ist in außerordentlicher Mission in aus welchen ich den Gesang vernommen hatte. Sie waren fest verschlossen und verriegelt, doch endlich be merkte ich einen Lichtstrahl, legte mein Auge an den entdeckten Spalt, von dem die schöne Bewohnerin des Hauses sicherlich nichts wußte, und erblickte ein Bild, daS mich in starres Erstaunen versetzte. Denken Sie sich, ein junges Mädchen im orientalischen Kostüm, mit funkelnden Juwelen! Ihr rabenschwarze- Haar war in einem Knoten vereinigt, über welchem ein Kopfschmuck von seltsamer Gestalt, mit Goldmünzen besetzt, schaukelte. Einige Augenblicke berauschte sich mein Auge an der stolzen Schönheit der unbekannten Sängerin, auf deren Knien eine Guitarre lag, und erst dann fiel mir ein, daß eS ganz unerlaubt war, ein Mädchen zu belauschen, da- allein zu sein glaubte." „Bravo!" rief Bodiskow, höchst belustigt durch diese Begeisterung. „Bravo! Sie sind ein ächter Poet, aber Sie haben viel Ehrgefühl bewiesen," fügte er mit mora- lischer Würde hinzu. „Nun, wie endigt die Geschichte?" „Unglücklicherweise stolperte ich über einen Stein, mein Säbel fiel klirrend zur Erde, und sofort wurde das Licht ausgelöscht und tiefe Dunkelheit herrschte im Zimmer. Es müssen noch andere Leute zugchört haben in der anscheinenden Einsamkeit, denn auf der anderen Seite der Straße wurde ein Fenster geöffnet und eine Stimme schrie: „Diebe! Räuber!" in hebräischem Pol nisch. Ich eilte hastig davon und erreichte ganz athemlos meine Wohnung." „Sind Sie überzeugt, mein Bester, daß Sie bei Kramowitsch nicht zu viel Champagner vertilgt haben und daß nicht etwa Ihre erhitzte Phantasie eine ge wöhnliche Jüdin in diese wundervolle orientalische Schönheit verwandelt hat? Gestehen sie es nur, eS war der Wein!" „Ich war so nüchtern, wie jetzt," erwiderte v. Stahl berg, und die ganze Nacht konnte ich kein Aug« schließen. Heute Morgen ging ich wieder nach dem Ort des nächtlichen Abenteuers und erkannt« sofort das Haus. Dresden eingetroffen, um im Auftrage seines Souveräns den König Georg zu seiner Thronbesteigung zu beglück wünschen. Der Minister wird heute vom Könige in Audienz empfangen. — Der Neubau deS Ständehauses an der Brühl- schen Terrasse in Dresden macht jetzt sichtbare Fort schritte. Bei den Fundamentirungsarbeiten waren be kanntlich große Schwierigkeiten zu überwinden. Jetzt aber erhebt sich das Außenmauerwerk bereits an allen Seiten über die Höhe der Eouterrainräume hinaus, und auch die Mauern im Innern sind bis zu derselben Höhe emporgeführt. An den Außenseiten des Baues werden durchweg schwere Sandsteinblöcke verwendet, während daS innere Mauerwerk aus Ziegelsteinen be steht. — Von der König!. Kreishauptmannschaft Leipzig ist nunmehr das Programm für den Besuch des Königs Georg in Leipzig am 4., 5. und 6. November fest gesetzt. Darnach ist Dienstag, den 4. November, nach mittags 3 Uhr großer Empfang auf dem Dresdner Bahnhofe, dann folgt feierlicher Einzug in die Stadt unter dem Geläute der Glocken und Spalierbildung der Innungen, Schulen, Vereine rc. über den Georgi-Ring, Augustus-Platz, Grimmaische Straße nach dem Ralh- hause, woselbst in dem großen Saale ein« Huldigungs- Ansprache Seitens des Oberbürgermeisters gehalten wird und Vorstellung der städtischen Collcgien statlfindet. Di« Abfahrt erfolgt über die Kaiharinenstraße, den Brühl und die Goethcstraße nach dem Königl. Palais. 5^ Uhr findet Königliche Tafel im Palais statt, um 8 Uhr Gesang und Lampionzug des Leipziger GausängcrbundeS vor dem PalaiS; um 9 Uhr Soiree beim comman« dircnden General; Mittwoch, den 5. November, vor mittag?: Besuch der Militärctablissements in Möckern und Aufstellung der Garnison daselbst. Um 2 Uhr feierlicher Empfang in der Wandelhalle der Universität, Vorlesung des Rrctor MagnificuS Prof. Or. Wach, Vorlesung des Prof l)r. Wundt und deS Prof. Or. Hauck; 6 Uhr: Königl. Tafel im PalaiS, ^9 Uhr: Fackelzug der Studenten vor dem Regierungsgebäude, um 9 Uhr: Thee beim Krcishauptmann. Donnerstag, den 6. November: von circa ^10 bis 10 Uhr Vor lesung des Prof. Or. His im Anatomischen Institut, von circa 10 bis ^/z11 Uhr Besuch der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt, von circa bis V,12 Uhr der Handelshochschule, von ^,12 bis 1 Uhr Besuch der Handelskammer in der neuen Börse, r/,1 bis ^1 uhr Besuch der neuen Börse, von 3 bis ^4 Uhr Besuch des Stadtkrankenhauses St. Jacob, ^4 bis 4 Uhr Besuch des Buchhändler- und Buchgewerbehauses, um 4 Uhr Besuch der Ortskrankenkasse; um ^6 Uhr ist Königl. Tafel im Palais, um ^8 Uhr beginnt das Gewandhaus-Concert. — Ein brillantes Geschästsergebniß kann der Gas- beleuchtungs-Actienverein in Reichenbach für das Ge schäftsjahr 1901/1902 verzeichnen, da die General versammlung der Actionäre am Donnerstag Nachmittag die Vcrtheilung einer Dividende von 20 Prozent be schloß, außerdem aber noch, abgesehen von reichlichen Abschreibungen, etwa 12,300 Mk. auf neue Jahres- Jch erkundigte mich, wem es gehöre und erfuhr, daß es jetzt von dem jüdischen Rabbi Itzig ASkanasi be wohnt sei, der einen großen Ruf unter den Israeliten besitzt. Ich hielt er nicht für klug, weit«r zu fragen, aber hier können Sie mir sicherlich einen Dienst leisten, Ihre Leute werden da? ganze Geheimniß in einem Tag aufklärcn." „Sehr gern," erwiderte der Graf, „schreiben Sie alles auf, waS Sie zu wissen wünschen, und ich werde es für Sie ermitteln. Aber ich glaube, es wird Ihnen nicht viel helfen, denn diese Juden sind schlaue Hallunken und nicht sehr entzückt über kleine Aufmerksamkeiten von Fremden für ihre Damen." Nachdem v. Stahlberg gegangen war, berief Bodis kow Kurilowitsch und berichtete ihm kurz, was der junge Mann gesagt hatte. Der Spion grinste, als er hörte, daß es sich um einen Unterrock handelte und er trat sogleich seine Entdeckungsreise an. Am folgenden Abend, als Bodiskow schlafen gehen wollte, meldete sein Diener, Kurilowitsch bitte um Au- dienz, da er eine wichtige Meldung zu machen habe. „Was giebt es?" fragte der Graf ärgerlich, als der Spion in sein Zimmer trat. „Kann Ihre wichtige Angelegenheit nicht morgen erledigt werden?" Der Agent gab keine Antwort, bis der Diener die Thüre geschlossen hatte; dann trat er ganz nahe auf dem Gouverneur zu und flüsterte: „Ich dachte, Excellenz würde besser schlafen, wenn ich Ihnen sagen würde, daß Baron v. Stahlbergs Er zählung ganz richtig war. Bei dem Rabbi ist ein junges Mädchen, daS ganz auf seine Beschreibung paßt." „Wie unterstehen Sie sich, zu dieser Stunde mit solchem trivialen Unsinn zu mir zu kommen!" schrie Bodiskow zornig.. „Ihre Unverschämtheit wird uner träglich! Was geht mich die Familie des Rabbi an?" (Fortsitzung folgt.)