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Glauchau, Leipzigerstraße Nr. 17. Vor 25 Jahren eröffnete Herr Wilh. Mehlhorn am Markte in Glauchau eine Lederhandlung. Tas Geschäft hat sich im Laufe der Jahre einen sehr guten Namen erworben. — Billigen Gänsebraten gab es dieser Tage in Grotzbothen. Ein Bahnwagen Gänse war von der russischen Grenze eingetroffen. Der Adressat hatte aber die Annahme verweigert, weil der Gesundheitszustand der Thierc, der jedenfalls durch die enge Verladung gelitten hatte, ihn nicht befriedigte. Es gab ein Hin- und Herschreiben, das damit endete, daß die Thiere sammt und sonders abgestochcn wurden, denn die Rück sendung hätte sich nicht gelohnt. Die geschlachteten Gänse wurden Stück für Stück für 50 Pfg. verkauft, und es gab alsbald ein gewaltiges Ueberangebot im Gänsehandel, da» selbst dadurch nur unwesentlich ge lindert worden sein soll, daß ein paar hundert nach Leipzig abgeschoben wurden. — In der Nacht zum Montag Uhr ist in aühren bei Wurzen eine dem Gutsbesitzer Scheibe ge hörige Scheune und ein Seitengebäude mit vollständiger Ernte niedergebrannt. Brandstiftung wird vermuthet. Aus dem Sachsenlaude. — Das Dresdner Militärgericht verurtheilte den Kanonier Schramm vom 48. Feldartillerieregiment zu 3 Monaten Gefängniß. Der Mann hat während des Manövers der strengsten Instruction zuwider vor Ab- feuern eines Schusses einen Feldstein in das Geschütz, rohr gepackt, um zu sehen, wie weit der Stein wohl stiegen werde. Das Geschütz, daS «inen Werth von 5- bis 6000 Mk. hatte, ist dadurch unbrauchbar ge- worden und wird schwerlich reparirt werden können. — Tie Wittwe des in Brüssel verstorbenen Lukas Meyer ist mit ihrer 22jährigen Tochter in Dre-dtN eingctroffen und hat in dem Fremdenpensionat Seidel an der Bürgerwiese Wohnung genommen. — Ein Durchgänger aus Dresden wurde in Berlin sestgcnommen. In einer Gastwirlhschaft mit weiblicher Bedienung verkehrte ein junger Mann, der schließlich eine große Zeche machte, ohne bezahlen zu können. Als man ihn nun feststellte und als Zechpreller der Crimi- nalpolizei zuführte, erkannte diese in ihm einen Mccha- niker Heppe aus Dresden, der seinen Arbeitgebern die Geldkasse erbrochen und 3000 Mk. gestohlen hat. Heppe wurde bereits steckbrieflich gesucht. — Der Stadt Dresden siel von einem dieser Tage in New-Bork verstorbenen Dresdner Rentner ein Ver- mächtniß von 1 Million Mk. zu wohlthätigen Zwecken zu. — Am Sonnabend Vormittag kamen, dem „Lcipz. Tagebl." zufolge, die im Grundbuch für Letpzig- Eouuewitz auf den Namen des vormaligen Bank- directors Exner eingetragenen Grundstücke im Wege der Zwangsvollstreckung zur Versteigerung. Aus dem in Sachen Exner gefällten Urtheil werden von der Concurs- Verwaltung der Leipziger Bank 100,000 Mk. als An theil auf die Grundstücke Exners in Anspruch genom- men. Die beiden Grundstücke erwarb mit dem Höchst, gebot von 96,000 Mk. der Kaufmann C. Kaiser in Leipzig. — Das neue Centrallheater in Chemtttst, das dem Dresdner Ccntraltheater an Eleganz und Größe nicht nachstehen, ja vielfach übertreffen soll, wird bestimmt am 1. December eröffnet werden. — Die Hinterlassenen des Stifters der Gcmeinde- Tiaconie in Hohenstein-Ernstthal, des Herrn Fabri- kant F. W. Herrmann haben nach dem Wunsche des selben die von ihm vor sechs Jahren errichtete Stif tung um 5000 Mk., mithin auf 25,000 Mk. erhöht. . Sonnabend wurde der 5jährige Knabe einer 'm Niederdorf ins Wüsteubran- wohnenden Familie beerdigt. Ter Kleine hatte noch nicht ganz reife Birnen gegessen und ungekochte Milch darauf getrunken. Als die Mutter auf kürzere Zeit sich „ach dem Garten begab, um etwas zu versorgen, traten unterdessen bei dem in der Stube zurückgebliebenen Kinde Leibschmerzen auf. Dieselben wurden so heftig, daß das Kind sich vor Schmerzen mit dem Leib auf die Diele legte Kurze Zeit darauf verschied auch ,ch°n das bedauernswert^ Kind. - Ein größ-rer Eisenbahnunfall, bei dem glücklicher- weise der Verlust an Menschenleben nicht zu beklagen ist, ereignete sich am Sonnabend Abend kurz vor 9 Uhr zwischen WittgtNSdorf und Burgstädt. Zwei beladene Güterwagen sollten auf dem Bahnhof Wittgensdorf auf ein Abstellgleis geschafft werden. In Folge falscher Weichenstellung geriethen sie aber auf das in einem Gefälle von 1 : 95 liegende Lripzig-Chemnitzer Haupt- gleis und entliefen nach Burgstädt zu. Ungefähr in der Mitte zwischen beiden Stationen trafen die Wagen einen von Burgstädt nach Chemnitz verkehrenden Leerzug und fuhren auf diesen auf. Hierdurch wurden sowohl die beiden entlaufenen Wagen zertrümmert, als auch die Maschine und mehrere Wagen des Leerzuges stark be schädigt und vier Wagen zur Entgleisung gebracht. Leider erlitt dabei der Oberschaffncr Sachsenweger aus Chemnitz innere Verletzungen; das übrige Personal kam ohne Schaden davon. Der Materialschaden ist ein ziemlich bedeutender. Durch den Unfall wurde das eine Haupt gleis für den Verkehr gesperrt, und es mußte sich dieser auf ein Gleis beschränken, wodurch die Nachtpersonen züge theilweise größere Verspätungen erlitten. Tie Auf- räumungsarbeiten wurden durch Personal der Chemnitzer Werkstätten, welches mit Sonderzug nach der Unfallstätte befördert wurde, alsbald ausgenommen und waren gegen 6 Uhr Morgens beendet. — Tas Ministerium des Innern hat der Schuh. macher-Fachschule in Lichtenstein abermals 6000 Mk. zugebilligt. — In St. Egidie« fand am Sonntag der 21. Verbandstag des Kreis-Feuerwehr-Verbandes Zwickau- Glauchau unter großer Betheiligung statt. Vormittags 11 Uhr begann die Delegirtensitzung, die von Haupt- mann Klötzer-Bockwa mit einem dreimaligen Hurra auf König Georg eröffnet wurde. Nach Begrüßungs- und Dankesworten seitens des Gemcindevorstandes Lippmann sowie des Regierungsrath Or. Pertens, welcher in Vertretung der Amtshauptmannschaft Glauchau erschienen war, wurde die Tagesordnung erledigt und als Ort für den nächsten Verbandstag Planitz gewählt. Der Verband umfaßt 63 Wehren mit ca. 5200 Mann. Nach der Sitzung fand gemeinschaftliche Tafel im Gast- Hof „Drei Schwanen" statt. V,4 Uhr nachmittags begannen die Schulübungen der freiwilligen Feuerwehr zu St. Egidien, darauf fand Umzug durch den Ort und ein Sturmangriff statt. Ein solenner Festball im Schwan und in der .Schönen Burg" beschloß den Tag. — In Crimmitschau ist eine Bewegung im Gange, die bestehenden verschiedenen Orts-, Fabriks-, HilfS- und Jnnungskrankenkassen zu einer allgemeinen Kranken kasse zu vereinigen. Es haben bereits mehrere große Versammlungen stattgefunden, die sich in dieser Frage im bejahenden Sinne geäußert haben. — Tie Nachricht, der das schwere Unglück in Frei: berg verschuldende Artillerie-Gefreite Lehmann habe sich erhängt, bewahrheitet sich nicht. Er ist vielmehr von Freiberg nach Dresden in das Untersuchungsge- fängniß der 3. Division Nr. 32 eingeliefert worden. Die Verhandlung gegen ihn findet bereits im October statt. — Ein großes Eleklricitätswerk zur Abgabe von Licht und Kraft beabsichtigt man, nach Mittheilung aus Kraulenberg i. Sa. für die Ortschaften Auerswalde, Burkersdorf, Göppersdorf, Heiersdorf, Hartmannsdorf, Mühlau, Röhrsdorf, Wittgensdorf, Garnsdorf, Clausnitz, Markersdorf, Taura, Dietersdorf und Mohsdorf zu er richten. — Mehrere Firmen haben die ihnen von der Aus- stellungs-Commission für Preisvertheilung in Zittau -verkannten silbernen Medaillen und Ehrendiplomc zurückgewiesen. Unter anderem veröffentlicht eine Firma in der „Z. M.-Ztg." nachstehende seltsame Anzeige: Der Grund des Diebstahls und gebrechliche Erfahrungen (?), sowie die Zielbewußtigkeit (!) meines Geschäftes ge nügen mir, das Ehrendiplom der Zittauer Gewerbe- und Industrie-Ausstellung abzulehnen. — Frau verwittwete Bertha Schlenzig in Krumbach bei Frankenberg hat der Kirche zu Ottendorf die Mittel zur Anlage einer Niederdruck-Dampfheizung geschenkt. — Für das Genesungsheim ehemaliger Soldaten ist von drei Herren in Lauter ein Bauplatz dem König!. Sächs. Militärvereinsbund geschenkt worden. Der Platz liegt am Südabhange des 581 m hohen Burckhardt- Waldes in geschützter Lage und unmittelbar am Fichten- Hochwalde. — In Meiste« nahm am Sonntag Abend mit einer Begrüßungsversammlung die 3. Generalversammlung des Verbandes Sächsischer Lehrerinnncn ihren Anfang. Die Berathungen find auf 2 Tage vertheilt und zwar finden zwei öffentliche Versammlungen, am Montag Vor mittag um 9 Uhr und am Dienstag Nachmittag um 3 Uhr, sowie zwei nichtöffentliche Versammlnngen am Montag Nachmittag und am Dienstag Vormittag statt. Altenburg. 29. September. Ein Trauerspiel ist es, womit diesmal die Vorstellungen im Hoftheater beginnen; aber was für eins? „Emilia Galotti" von Lessing, die erste große deutsche Tragödie, ein Muster strenger Ge setzmäßigkeit in der Anlage und Durchführung. Jahre sind vergangen, seitdem es zum letzten Mal hier auf dem Spielplane stand; um so lieber wird man es wieder einmal sehen, zumal sich Gelegenheit bietet, eine Anzahl neuer Mitglieder kennen zu lernen. Dasselbe ist der Fall am Freitag, da Webers unverwüstlicher Freischütz wieder auf der Bildfläche erscheint. Eine Empfehlung hierzu ist ganz unnölhig. — Herr Lehrer Erler, der bis Ostern 1902 an der Bürgerschule in Frauenfels angestellt war und dann an die protestantische Schule nach Saaralbcn in Lothringen ging, folgt jetzt einem Rufe an die deutsche Realschule in Mexiko. Vermischtes. Das Unwetter in Italien. Erschütternde Einzel heiten werden über den Orkan und die Wasserhose mit- getheilt, die Sizilien verwüstet haben. In Scicli bei Modica wurden die eng aneinander geschmiegten Körper eines alten Ehepaares, die selbst der Tod nicht zu trennen vermocht hatte, aufgefischt. Viele Frauen haben vor Schmerz den Verstand verloren; ihre Augen haben keine Thränen mehr; sie irren stumm umher, die Kleider zerrissen und mit Schlamm bedeckt. Andere schluchzen herzzerreißend. Bis jetzt sind in Modica, wo das Un wetter am schlimmsten hauste, einige 130 Leichen auf gefunden. Weitere 60 bis 70 Opfer sollen noch unter den Trümmern liegen oder sind ins Meer fortgeschwemmt. Nicht genug können die Truppen und Behörden gelobt werden, die dem Sturm und dem Regen, dem grausigen Anblick trotzend, bei dem Rettungswerk wetteifernd sich zu überbieten suchen. Es finden Sammlungen für die Heimgesuchten statt. König Victor Emanuel hat dem Minister des Innern Giolitti für die durch das Un wetter Geschädigten 50,000 Lire überwiesen. Giolitti übersandte sofort 15,000 Lire nach Catania und 35,000 Lire nach Syrakus. Der Unterstaatssekretär der öffent lichen Arbeiten hat sich Montag Abend nach den heim gesuchten Orten begeben. Der deutsche Dampfer „Caprera" wurde bei Catania durch eine große Fluth- welle zum Sinken gebracht. Der Aetna sandte eine starke Säule weißen Dampfes aus; an dem Vulkan Stromboli bildeten sich zwei neue Krateröffnungen. Ein neuer Sturm, der am Sonntag in der Provinz Catania wüthete, hat in dem tief gelegenen Theile von Belpasso die Dächer der Kirche und vieler Häuser zerstört. Auch auf den Feldern richtete das Unwetter viel Schaden an. Bei Messina wurden mehrere Dampfer beschädigt. In folge Ueberfluthens der am Meere gelegenen Straßen erlitt der Verkehr Störungen. Aus Modica: In den Häusern liegen die Bewohner zwischen dem Hausgeräth erstickt unter dem meterhohen Schlamm. So schnell stürmten die Wogen heran, daß die meisten Leute keine Zeit fanden, sich anzukleiden. In einer Apotheke lagen todt dicht nebeneinander geschmiegt der Besitzer mit der Frau und vier Kindern. Zehn Mitglieder einer anderen Familie ereilte das gleiche Schicksal. Die lleberlebenden graben mit den Händen im Schlamm nach den Körpern ihrer Lieben . . . Allerlei. Der Hannoversche Hypothekenverein, eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftung, hat Concurs angemeldet. Dem Genossenschaftskapital in Höhe von 75,000 Mk. sollen nach der „N. A. Z." Spareinlagen, also Forderungen, von annähernd 3 Mill. Mk. gegenüberstehen. Unter den Genossenschaftern so wohl, wie unter den Spareinlegern sollen sich zahlreiche kleine Leute befinden. Der plötzliche Zusammenbruch soll im Wesentlichen darauf zurückzuführen sein, daß viele Spareinleger, die durch den Zusammenbruch der Hannoverschen Landesbank in Besorgniß gerathen waren, ihre Einlagen zurückforderten. — Die Voruntersuchung gegen die früheren Directoren der Pommerschen Hypo thekenbank in Berlin, Schulz und Romeick, ist jetzt ab geschlossen. Die Acten sind der Staatsanwaltschaft zur Erhebung der Anklage übersandt worden. Bei dem großen Umfang des Materials werden wohl einige Monate bis zur Eröffnung des Hauptverfahrens ver gehen. — Eine kaum glaubliche Geschichte wird aus Saratow in Rußland gemeldet. Die Leiterin eines Kinderasyls bestrafte Unarten ihrer Schutzbefohlenen dadurch, daß diese Brennnesseln einsammeln mußten, mit welchen die Dame dann auf die Kinder losschlug. Das Geschrei der Gepeinigten machte die Geschichte be kannt, und die Aufsichtsbehörde leitete ein Verfahren gegen die Grausame ein, die aber gute Protection zu haben scheint, denn sie kam mit einem Verweis davon. — Die Zahl der Opfer des Eisenbahnunglücks bei Arleux in Frankreich, wo ein Zug entgleiste, beläuft sich auf 24 Todte und 66 Verwundete; von letzteren sind mehrere inzwischen gestorben. In den ersten Stunden nach dem Unfall hörte man fortgesetzt das Wehgeschrei der Verunglückten aus den Trümmern her vordringen. Ein zwischen zwei Wagen Eingeklemmter bat fortwährend, man möge ihm doch die Beine ab schneiden, damit er aus seiner furchtbaren Lage befreit würde. Alle Wagen bis auf die drei letzten wurden infolge der Entgleisung umgeworfen. Merkwürdiger weise ist von dem Zugpersonal Niemand getödtet wor den. — Ueber ein Straßenbahnunglück in Elberfeld wird berichtet: Ein Motorwagen gerieth unterhalb der Grenze des Nevigeser und Elberfelder Gebiets ins Rutschen, offenbar, weil die Bremse versagte. In einer Weiche in der Nähe eines Vergnügungslokals stand ein zweiter Wagen. Sein Führer erkannte die Gefahr; er schaltete den Strom aus, zog alle Bremsen an und rettete sich durch einen Sprung aus dem Wagen. Der Führer und der Schaffner des anderen Wagens gaben sich alle Mühe, den Wagen zum Stehen zu bringen, und flüchteten kurz vor dem Zusammenstoß ins Innere. Mit furchtbarem Krachen stießen die Wagen zusammen, dann entsetzliche Angstschreie. Zunächst sah man nur eine dichte Staubwolke. Als sich diese verzogen hatte, sah man blutende Menschen schreiend umherlaufen, an dere lagen wie todt. Die beiden Vorderperrons der Wagen waren vollständig zertrümmert. Mehrere Aerzte waren sofort zur Stelle, auch die Sanitätscolonne der freiwilligen Feuerwehr nahm sich der Verunglückten an. Telegramme. Berlin, 30. September Zu dem «lölebe« Emile Zolas wir» «och ans Paris gemeldetr Es handelt