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gen Dienstag die Düsseldorfer Ausstellung, die sich ihrem Ende nähert. Die Kaiserin kann ihren jüngst aufgeschobenen Besuch der Ausstellung nicht mehr aus» Der Präsident des Reichstags Graf Ballestrem ist gestern in Berlin eingetroffen, um die erforderlichen An ordnungen wegen der ersten Reichstagssitzung nach der Vertagung zu treffen. ^Oberpräsident v. Goßler kämpft einen schweren Todeskampf. Seit Sonntag Nachmittag ist er ohne Besinnung. Wenn diese Zeilen unsern Lesern zu Ge sicht kommen, hat der verdienstvolle Staatsmann jeden falls schon ausgelitten. MDer Leutnant Thieme, der im Januar d. I. den Studenten Held in Jena im Pistolenduell erschoß und zu zweieinhalb Jahren Festung verurtheilt worden war, ist dem „Jenarer Volksblatt" zufolge begnadigt wor den. Leutnant Thieme hat etwa 8 Monate seiner Strafe verbüßt. In einem Nachruf auf den verstorbenen Medicinal- rath Professor Gerhard-Berlin erklärt dessen früherer Assistent Prof. Martius, daß Gerhard gleich bei der ersten Untersuchung des Kronprinzen Friedrich Wilhelm Kehlkopfkrebs feststellte, zugleich aber auch, daß die Neubildung so günstig gelegen war, daß sie ohne Ge fahr für das Leben des hohen Patienten abzutragen gewesen wäre und den geliebten Kronprinzen gerettet hätte. Indem der englische Arzt Mackenzie baldigste Heilung ohne Operation versprach, habe er sich einer falschen Diagnose schuldig gemacht und die Rettung des Kronprinzen verhindert. Der Verlag des Buches über den südafrikanischen Krieg von dem bekannten Burengeneral Christian Dewet ist laut »Voss. Ztg." nach längeren Verhand lungen zum Preise von 200,000 Mk. in den Besitz des Verlagsbuchhändlers Siwinna zu Kattowitz in Ober schlesien übergegangen. TerUmbau des Bismarckschen Schlosses Friedrichs- ruh ist jetzt soweit gefördert, daß die Räume wieder bezogen werden konnten. Das Sterbezimmer des Alt reichskanzlers ist unberührt geblieben. Auf die amerikanische Note betr. die Judenfrage in Rumänien hat bisher noch keine einzige europäische Regierung geantwortet. Es ist begreiflich, daß in dieser Angelegenheit Niemand gern den Ton angeben möchte, das vielmehr lieber dem Nachbar überläßt. Die Reform des Krankenkassengesetzes, durch welche eine Verlängerung der Mindestdauer der Unter stützung von 13 auf 26 Wochen festgesetzt wird, wurde bisher durch den Widerspruch einzelner Regierungen ge gen diese Verlängerung der Mindestdauer der Unter stützung aufgehalten. Wie jetzt bekannt wird, haben sich die Regierungen sämmtlicher Bundesstaaten mit der Ver doppelung einverstanden erklärt, so daß der Einbringung eines entsprechenden Gesetzentwurfs nichts mehr im Wege steht. Unser kleiner Kreuzer „Kormoran" wird infolge der Waffenschmuggeleien japanischer Händler auf den Carolinen und der Ausweisung dieser Händler von der Insel Ruck demnächst nach diesen Inselgruppen eine längere Rundreise ausführen, um dort die deutsche Flagge zu zeigen und dadurch das Ansehen der deut schen Verwaltung zu stärken. Der Vorschlag der Reichsregierung auf Einberufung einer internationalen Conferenz für drahtose Telegraphie ist nunmehr von allen an der Regelung dieser Frage interessirten Staaten angenommen worden. Das Programm für die Conferenz, die demnächst in Berlin stattfinden dürfte, wird zur Zeit im Reichspost amt ausgearbeitet. Oesterreich-Ungarn. Es verlautet, daß die Ausgleichsverhandlungen nunmehr zum Abschluß gelangt sind. Kaiser Franz Joseph habe seine Abfahrt zu den Hochwildjagden um einen Tag verschoben, um das hochwichtige Abkommen sofort mit seiner Namensunterschrift zu vollziehen. Hoffent- lich bestätigt sich die Nachricht. Frankreich. Emile Zola ist in seiner Wohnung zu Paris infolge eines Unglücksfalles erstickt. Seine Frau ist schwer er krankt. So meldet der officielle Telegraph in lakonischer Kürze. Und doch wird diese Trauerkunde in der ganzen Culturwelt ein gewaltiges Echo erwecken. Denn Zola gehörte, man mag über seinen stark ausgeprägten Naturalismus denken, wie man will, doch zu den größten Schriftstellern der Gegenwart. Seine Werke sind wohl in alle Cultursprachen der Erde übersetzt worden. Aller orten hat er glühende Verehrer, freilich auch ebenso heftige Tadler gefunden. Achtlos an ihm vorübergehen konnte Niemand, der in der modernen Litteratur Um schau halten wollte. Wäre Maupassant nicht so jung gestorben, dann wäre durch ihn Zola vielleicht in den Schatten gestellt worden. So aber war nicht nur in Paris die Herausgabe jedes neuen Zola-Werkes ein Ereigniß. Zolas Einfluß auf die moderne Litteratur ist außerordentlich groß gewesen. Seine anschauliche Darstellungsweise wurde für Viele vorbildlich. Aller dings ermüdete der französische Meister bisweilen durch die Breite seiner Schilderung. Tas hat Fürst Bismarck empfunden und gesagt, der sich in seinen letzten Lebens jahre eingehender mit der Lectüre Zolas beschäftigte. Der große französische Romancier, der seinem Genie vielleicht weniger als seinem eisernen Fleiße die großen Erfolge, die er erntete, zu danken hat, erreichte ein Alter von nur 62 Jahren. Er stand mitten in groß- artigen Plänen und Entwürfen, als ihn ein plötzlicher Tod hinwegnahm. Politisch oder überhaupt öffentlich ist Zola nicht aufgetreten, nur in der Angelegenheit Dreyfus bewies er sich als einen unerschrockenen Ver fechter des Rechts und der Wahrheit. Nach Privat meldungen ist auch Frau Zola bei dem noch nicht auf geklärten Unglücksfall ums Leben gekommen. In Frank reich rief die Kunde von dem plötzlichen Ableben ZolaS die denkbar stärkste Bestürzung hervor, die französische Nation ist sich bewußt, in Zola ihren größten Sohn verloren zu haben unter allen Leuchten der Gegenwart. Rußland. Der Zar besuchte dieser Tage die baltische Schiffs- werft und hielt an eine Abordnung der Arbeiter folgende Ansprache: Habt Dank für Euer Brod und Salz und für die von Euch geäußerten Gefühle. Arbeitet ehrlich, verhaltet Euch ruhig und lasset Euch nicht von schlechten Menschen irre führen, die ebenso Eure wie auch meine Feinde sind. England. Der Burengeneral Viljoen ist mit einigen mili- tärischcn Begleitern in London »ingetroffen. Wie dortige Blätter wissen wollen, erklärte der General, er beab- sichtige keineswegs, die Rundreise Bothas, Telareys und Dewets mitzumachen, da er den Aufruf nicht billigen könne. Tie Generale handelten entschieden unklug, die ihnen vom britischen Volk dargebotene Hand und Freund schaft (?) zurückzuweisen. Die Buren in Südafrika seien versöhnlich gestimmt, des Streites müde und bedürften endlich der Ruhe und Gelegenheit, sich zu rehabilitiren. Auch eine versöhnliche Haltung der britischen Behörden in den Colonien sei erforderlich, um in Eintracht die Verschmelzung (?) der beiden Rassen in Südafrika herbei zuführen. So kann unsres Erachtens General Viljoen unmöglich gesprochen haben. Wir vermuthen, daß diese angeblichen Arußerungen Viljoens von den Londoner Blättern erfunden sind, um gegen Botha, Delarey und Dewet ins Feld geführt zu werden. Tie drei Generale werden übrigens in der zweiten Octoberwoche Gäste Berlins sein und von dort aus die bereits genannten anderen deutschen Städte besuchen. Asten. Die Nachricht von dem angeblichen Tode des Kaisers von Korea ist jetzt auch amtlich mit dem Hinzusügen dementirt worden, daß der Kaiser bei bester Gesund heit und das Land völlig ruhig sei. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Nord amerika bekundet ein auffallendes Interesse an den Vorgängen im Uangtsethale. Sie hat den Admiral Evans mit einer Inspektionsreise durch die an den Nangtsekiang angrenzenden Provinzen und mit eingehen der Berichterstattung über die Lage daselbst beauftragt. — Tie Rusten haben, wie Londoner Blätter triumphirend melden, die Eisenbahn Niutschwang-Shanghaikwan that- sächlich an die Chinesen zurückgegeben. Auf die Räumung der Mandschurei wird man in London aber wohl noch lange vergeblich warten. Amerika. Präsident Roosevelt schwebt entgegen allen bis- herigen beschwichtigenden Versicherungen in ernster Gefahr, da, wie die Aerzte jetzt erst festgestellt haben, eine Entzündung des Schienbeins eingetreten ist, die einen erneuten operativen Eingriff erforderlich machte. Wir haben sofort unserm Befremden darüber Ausdruck gegeben, daß die amerikanischen Aerzte erklärten, sic hofften, daß eine Verletzung des Schienbeins nicht be- stehe. Auf die Feststellung, ob eine solche vorhanden oder nicht, kam in dem vorliegenden Fall» alles an. Und da hätten die Aerzte also darauf los curirt, ohne sich über die Natur des Leidens Gewißheit verschafft zu haben. Tie amerikanischen Aerzte scheinen also doch nicht auf der Höhe zu stehen. Das ist schon bei der Behandlung des Präsidenten Mac Kinley befürchtet und behauptet worden, und das kann man auch jetzt wieder zu hören bekommen. Tas eine wird man jeden falls festzustellen haben, daß Präsident Roosevelt bis zur Vornahme der zweiten Operation falsch behandelt worden ist, da die Aerzte den Grund seines Leidens gar nicht aufgedeckt hatten. Sie versichern nun nach der zweiten Operation, daß sich die Heilung ohne Unter- brechung vollziehen werde. Wir wollen wünschen und hoffen, daß sie recht behalten, müssen aber bekennen, daß uns nunmehr ernste Complicationen nahe liegend erscheinen. Die amerikanischen Wundärzte nehmen Ver letzungen zu leicht, dem Vorwurf werden sie sich kaum noch entziehen können, was sie auch dagegen ins Feld führen mögen. Zum Befinden des Präsidenten Roose velt wird weiter gemeldet, daß die Knochenfläche des rechten Schienbeins nur in ganz geringem Maße ange griffen und eine dauernde Schädigung des kranken Beines nicht zu erwarten sei. Es bestehe auch kein Anlaß zu der Befürchtung, daß eine Blutvergiftung eintreten könnte. Es handle sich nur noch um die Heilung der Wunde. Die Aerzte in Indianapolis hätten bereits die Noth wendigkeit einer zweiten Operation vorausgesehen. Das klingt alles stark nach Phrase. Unser Urtheil über die amerikanischen Aerzte wird dadurch nicht geändert und unsre Besorgniß nicht vermindert, daß der Präsident sich in ernster Gefahr befinde. Aus dem Muldenthale. *WalÄenburg, 30. September. Aus Anlaß der be vorstehenden Turnhallen- und Fahnenweihe ist nächsten Sonntag ein erweiterter Geschäftsverkehr für die hiesigen Handelsgeschäfte nachgelassen worden. * — Vom 1. October an dürfen auch die Hasen, so wie Fasanen außerhalb der Fasanerien, jene beide Wild arten, welche in Sachsen volle acht Monate hindurch Schonzeit genießen, wieder abgeschossen werden, und außer dem weiblichen Rehwild, das noch bis 15. Octob»r, und den Krammetsvöacln, die noch bis zum 15. No vember gesetzlichen Schutz genießen, unterliegt nunmehr alles Haar- und Federwild dem Jagdrrcht. * -— Nach den auf hiesiger meteorologischer Station vorgenommenen Messungen betrug die Niederschlags menge in der dritten Decade des Monats September 15,i MIN. * — Ter seinem durchschnittlichen Verlauf entsprechende, diesjährige September war ein heiterer, trockener Monat, brachte aber vom 6. zum 7. ausgrbreitete, ergiebige Regenslille. Die Druckvertheilung war nach Mitthei- lung des königlichen meteorologischen Instituts Chemnitz an letzterem Tag eine für Sach;en typische Regenlage: hoher Truck von mehr als 765 mw über Westdeutsch land, eine flache Depression unter 760 mm in Schlesien die Bedingung für eine bei uns nordwestliche Strömung' die unter abnehmender Temperatur große Feuchtigkeit^ mengen mit sich führt und dieselben bei dem von Nord west nach Südost ansteigenden Terrain in reichem Maße abgiebt. Am stärksten betroffen wurde davon der Theil des Landes, welcher etwa von der Freiberger Mulde sich ostwärts erstreckt, während der Westen unter dem Einfluß des hohen Drucks mehr im Regenschutz lag, wenn auch hier immerhin noch Niederschläge von 10 bis 20 mm fielen. Heben wir diejenigen Gebiete her vor, in welchen 30 und mehr mm in dieser Zeit ge messen wurden und halten uns dabei an die einzelnen Flußläufe, so sind hier folgende zu erwähnen: Frei- bergcr Mulde, Unterlauf 39, Oberlauf 35 — 44; Flöha 33—36, Würschnitz und Zwönitz 34 — 37, Lungwitz 31, Striegis 30 — 44, Elbe 31 — 92 (Wilsdruff; Coswig und Zeithain 62, Dresden 70, Hosterwitz 75); Döllnitz 71 (Oschatz), Triebisch 31—63 (Wendischbora), Wilde Weißeritz 31 — 59 (Tharandt), Rothe Weißeritz 32 — 67 (Reichstädt), Lockwitz 56 — 65 (Poffendorf), Gottleuba 39, Biela 36 — 39, Wesnitz 42, Polenz 31-36, Seb- nitz 32—40, Kirnitzsch 32, Röder 30—59 (Gävernitz; Moritzburg 55), Pulsnitz 44—53 (Königsbrück), Schwarze Elster 54 (Kamenz), Spree 36 — 55 (Klipphäuser), Löbauer Wasser 38—72 (Lawalde) und Neiße 32 — 54 (Reibersdorf) mm. *— Am Freitag Nachmittag ist dem Qrtsdiener Herrn Karl Winkler in Bräunsdorf für 30jährige treue Dienstzeit das tragbare Verdienstkreuz durch Herrn Or. Hallbauer im Beisein des Herrn Regierungsrath Or. Curlitz, Herrn Gemeindevorsteher Ittner und Ge- meindeältesten Herrn Reinhold Kühnrich unter ent sprechender Ansprache und Beglückwünschung im dortigen Gemeindeamte feierlichst überreicht worden. *— Tas deutsche Publikum kann nicht genug Vor sicht walten lassen. Besonders von England, Ungarn, Rußland und Spanien her wird immer wieder ver sucht, dem „deutschen Michel" sein Geld abzunehmen. Jetzt wird auch vor einem schwedischen Bankhause „Skandia" gewarnt, das sich darauf verlegt, Antheil- nkhmer an einer Serienlotterie zu gewinnen. In viel versprechenden Aupreisungen heißt es, daß jedes Loos gewinnt. In Wirklichkeit liegt die Sache so, daß fast jeder Theilnehmer sein Geld verliert. Also: Die Taschen zu! *— Nach einer Uebersicht der Dichtigkeit der Be völkerung in der Amtshauptmannschaft Glauchau kommen auf 1 <^Irm in den Städten 158,60, in den Dörfern 27,86, im Bezirk überhaupt 45,82 bewohnte Gebäude, während die Einwohnerzahl auf das <jkm in den Städten 1,753,07, in den Dörfern 261,61, im Bezirk überhaupt aber 466,54 Einwohner pro <^km beträgt. *— Gelegentlich des BauverbandstageS erzgebirgischer Gewerbevereine in Zwickau wird in der »infachen Bürger- schul» III, Georgenplatz daselbst, eine Ausstellung der Zeichnungen, Modelle und Lehrmittel der gewerblichen Fortbildungsschule und in der Ingenieurschule eine Vor führung von Experimenten mit Wechselstrom und Dreh strom veranstaltet werden. Ziegelheim, 30. September. Vergangenen Sonntag beging der hiesige Jugendverein sein diesjähriges Stiftungsfest in dem sehr reich und geschmackvoll deco- rirtcn Saal des Oehmig'schen Gasthofes, wozu sich die Mitglieder und Damen trotz des ungünstigen Wetters sehr zahlreich eingefundcn hatten. — Tas silberne Geschäftsjubiläum feiert am 3. Obtober die Firma Wilh. Mehlhorn's Wittwe in