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silien dreimal und fälschte auch zur Erlangung von Geld Unterschriften. Der Gesammtbetrag seiner Be trügereien soll sich auf ca. 1t,000 Mk. belaufen. Hier von dürften seine Gläubiger wohl niemals einen Pfennig Wiedersehen. — Vom 12. bis 15. October findet im Meister hause in Glauchau unter dem Ehrenvorsitz des Herrn Schulrath Lötzsch eine Jubiläumsausstellung des Bezirks obstbau-Vereins zu Glauchau statt. Dieselbe verspricht sehr interessant zu werden, da sie ein genaues Bild von dem Stande des Obstbaues im genannten Bezirke geben soll. In großen Gruppen werden dem Beschauer vor geführtwerden: 1. Wissenschaftlicher Liebhaber-Obstbau, 2. Marktfrüchte, 3. Obstmarkt, 4. Obstverwerthung, 5. Lehrmittel. Mit der Ausstellung wird eine Ver- loosung von Obstkörbchen verbunden sein. — Am 4. d. fand in Zwickau die Constituirung der neuerrichteten Conditor- und Pfefferküchler-Kreis- (Zwangs-)Jnnung für den Regierungsbezirk Zwickau statt. Als Vorsitzender wurde Conditor Buschbeck- Zwickau, als stcllvertr. Vorsitzender Conditor Trömel- Plauen gewählt. — Die beiden ältesten evangelischen Gesangbücher Sachsens sind in Zwickau gedruckt worden. Das älteste Gesangbuch existirt nur noch in einem Exemplar, das in der dortigen Rathsschulbibliothek verwahrt ist. Von ihm ist in Zücklers Verlag dort ein Abdruck erschienen. — Das Stadtverordneten-Collegium von Zwickau hat in seiner letzten Sitzung die vom Rath vorgelegten Bestimmungen, betr. Eingemeindung des Landgemeinde bezirks Marienthal, genehmigt. Für den Bezirk der bisherigen Gemeinde Marienthal wird ein besonderes Standesamt (Zwickau II) errichtet werden. — Dem Rector des Zwickauer Gymnasiums Prof. Dr. Opitz wurde im Dresdner Diakonissenhaus der rechte Fuß abgenommen. — Am Sonntag Vormittag erfolgte die Einweisung des neuen Anstaltsgeistlichen am Kgl. Kreiskrankenstift in Zwickau, Herrn Hermann Schubert aus Untergöltzsch durch Herrn Consistorialrath Klemm aus Dresden. Als nach beendigter Feierlichkeit Herr Consistorialrath Klemm den Altar verlassen wollte, fiel er plötzlich rücklings die Altarstufen herab; ein Schlaganfall hatte ihm die linke Seite vollständig gelähmt. Der feierliche Act erfuhr dadurch einen jähen Abbruch. — Im Gräflich Schönburgischen Forste bei Penig unweit der Höllmühle wurde Mitte voriger Woche ein bereits entseelter alter Mann erhängt aufgefunden und abgeschnitten. Derselbe führte seine Militärpapiere unv den Confirmalionsschein bei sich, aus welchem hervor ging, daß der freiwillig aus dem Leben Geschiedene Friedrich August Kühn heißt, am 25. Juli 1823 zu Penig geboren und 1839 daselbst confirmirt worden ist. Da sich die in Chemnitz wohnende Tochter des tobten Vaters, bei welcher der fast 80jährige Greis bisher gelebt hatte, seiner nicht annahm, so wurde der selbe an die Anatomie in Leipzig abgeliefert. Aus dem Lachsenlande. — Prinz Max von Sachsen hat sich wieder einmal! über die zur Bekehrung der Protestanten einzuschlagen den Wege ausgesprochen. Aus dem Freiburger Maria nischen Congreß, auf dem er für das Dogma der Himmelfahrt Mariä energisch eintrat, führte er am 21. August aus, daß man die Marienverehrung be nutzen müsse, um zunächst die Griechisch-Katholischen für den römischen Katholizismus zu gewinnen. Erst dann könne an der Bekehrung der Protestanten zum römischen Katholizismus mit Aussicht auf Erfolg gearbeitet werden. Dazu schreibt die „Teutsch-Evangelische Korrespondenz": „Als Sohn des Königs eines ganz evangelischen Landes thäte der Prinz besser, sich nicht fortwährend gerade mit der Frage zu beschäftigen, welche die wunde Stelle in dem sonst so innigen Verhältniß zwischen dem sächsischen Volk und seinem Fürstenhause bildet." — Wie aus Leipzig gemeldet wird, läßt der Ge- schäftsgang zur Messe durchweg in sämmtlichen Branchen zu Wünschen übrig. Wenn ja auch die Micha elismesse durch die Ostermefse, zu welcher Exporteure, Grossisten und sonstige größere Einkäufer ihren Hauptbedarf decken, immer mehr verliert, so war vor ein und zwei Jahren der Verkehr immerhin ein bedeutend regerer. — Der Kaufmann Dietzel in Chemnitz hatte der Stadt Chemnitz gelegentlich eines größeren Arealverkaufs (neue Kaserne) ein Geschenk von 45,000 Mk. vermacht, von dem die Hälfte dem Theaterneubaufonds zufließen und die andere Hälfte zur Errichtung eines Asyls für Obdachlose oder der Herberge zur Heimat zugewiesen werden sollte. Das Collegium hat nun beschlossen, daß die letztere Hälfte in Höhe von 25,837 Mark der Her berge zur Heimat zufließen soll mit der Bestimmung,! daß der Stadt das Recht zusteht, jährlich bis zu 1000 Betten für Obdachlose in Anspruch zu nehmen. — Der in Chemuitz tagende Congreß deutscher Naturärzte wählte als nächstjährigen Versammlungsort Halle a. d. Saale. Anmeldung zum Fackelzug in Chemnitz zu Ehren des Königs Georg ist jetzt abgeschlossen. An dem Zuge, in welchem 18 Musikcorps marschiren, nehmen über 9000 Menschen Theil. Die Leitung des gewaltigen Zuges liegt in den Händen des städtischen Branddirectors Lothar Weigand. Der Zug wird sich in vier Abthcilun- gen durch die Stadt bewegen und zu gleicher Zeit auf dem Markte vor dem Hotel „Römischer Kaiser" ein treffen, wo die Huldigung der Arbeiterschaft stattfindet, der sich die Serenade der Chemnitzer Sängerschaft an schließt. — Im Walde zwischen Grüna und Limbach wurde in der Nacht zum Montag der 25jährige Gutsbesitzers sohn Lohse aus Rabenstein von einem unbekannten Manne überfallen, welcher mit einem Beile bewaffnet war. Bei dem entstandenen Handgemenge entriß Lohse dem Wegelagerer das Beil und versetzte ihm damit mehrere Hiebe über den Kopf. Lohse ergriff hierauf die Flucht und meldete den Vorfall bei der Behörde. Am andern Morgen fand man den Räuber unweit des Thatortes als Leiche im Gestrüpp. In dem Todten wurde der 40jährige Strumpfwirker Temmler aus Grüna erkannt. Lohse ist einstweilen in Haft behalten worden. — Das „Werd. Tageblatt" dementirt die Meldung, daß die städtischen Behörden von Gerda» beschlossen hätten, mit Rücksicht auf die hohen Viehprcise und die Fleischvertheuerung den Weiterbau des Schlachthofcs zu sistiren. — Ein ganzes Fabrikgebäude in Treue«, in welchem früher Wollwäscherei betrieben wurde, nebst Garten, Wiese und Teich, 34,1 n groß und auf 14,400 Mk. geschätzt, hat Herr Fabrikant Wolf daselbst bei der ge richtlichen Versteigerung um sein Meistgebot von 161 Mk. 72 Pf. zugcschlagen erhalten. (!!) — Am Sonnabend und Sonntag tagte in Bautze« der Verein sächsischer Scbuldirectoren. Entsprechend einem vor Jahren gefaßten Beschlusse fanden die Be- rathungen unter Ausschluß der Presse statt. — In Halbendorf bei Bautzen wüthete am Frei tag Abend eine mächtige Feuersbrunst. Es brannte das Nocke'sche Lchngut und das dem Fabrikbesitzer Kalauch gehörige Bauerngut vollständig nieder. Tie ganze reiche Ernte und viel Mobiliar ist mit verbrannt. — Während eines Streites, der unter einer Truppe italienischer Arbeiter in Oelsnitz i. E. ausgebrochen war, wurde einem derselben von seinem Gegner mit einem Taschenmesser eine 15 Centimetcr lange und 2 Centimeter tiefe Wunde am Kopfe beigebracht. Der Thäter entfloh und konnte noch nicht festgenommen werden. — In der Güntherschen Papierfabrik in Mylau wird gegenwärtig ein Papier hergestellt, welches zu Billardüberzügen Verwendung findet. Tas Papier macht im Aeußeren den Eindruck von Tuch; es ist stark ge rauht und äußerst zähe. In Greiz sind schon mehrere Billards damit überzogen worden. Tas Fabrikat, das natürlich erheblich billiger als Tuch ist, soll diesem im übrigen in keiner Weise nachstehcn. — Ter 40jährige Tischler Paul in Grotzenhai« hatte sich beim Hobeln in den Finger geschiesert, die kleine Verletzung anfangs nicht beachtet, es trat jedoch Blutvergiftung ein, die nach schweren Leiden zum Tode führte. — In Ober-Cunewalde verschluckte ein Kind beim Spielen einen Knopf, ohne daß es schlimme Folgen hinterließ. Nach einigen Tagen stellte sich jedoch ein plötzlicher Hustenanfall ein, welcher den Fremdkörper in die Luftröhre beförderte und den Erstickungstod des Kindes herbeiführte. — Am Montag Vormittag wurde der Handarbeiter Pfüller in Götzuitz erhängt in seiner Wohnung auf gefunden. Tie gerichtliche Aufhebung fand am Nach mittag statt. — Im Landesgerichtsgefängniß zu Altenburg er hängte sich der 59jährige Müller Fischer aus Eisenberg, welcher wegen Verdachts der Wechselfälschung in Unter suchungshaft saß. Vermischtes.. ! Allerlei. Ein neuer Komet ist auf der nord amerikanischen Lick-Slernwarte entdeckt worden. Er er schien als runde, etwas längliche Nebclmassc von vier Bogenminuten Durchmesser mit Kern und Schweif. Auf der Königsberger Sternwarte sah man den Liern scharf, ähnlich einem Stern 11. Größe. Ter Komet stehl im Sternbilde des Perseus. — Die Bohrungen im Sirnplon- tunnel sind im letzten Monat auf der Nordseite um 156 Meter beziehungsweise 5,20 in per Tag, und auf der Südseite um 189 m oder 5,90 ra per Tag vor gerückt. Die Gcsammtbohrung beträgt jetzt 12,915 m, der Wasserabfluß immer noch 973 Sekundenliter, von denen 905 m auf die Südseite entfallen. — Ter hoch- angesehene Fabrikbesitzer Ulrich in Apolda (Weimar), Mitinhaber der Glockengießereien Gebrüder Ulrich, ist laut „Staatsb.-Ztg." nach Hinterlassung von Wechsel schulden in Höhe von über 300,000 Mk. flüchtig ge worden. — In der Wiener Westbahnstation Pockers- dorf riß am Montag bei der Ausfahrt eines Pcrsoncn- zuges die Kuppelung zweier Wagen. Turch den infolge ! dessen stattgefundenen starken Stoß wurden 7 Reisende verletzt. — In Quirl bei Schmiedeberg in Schlesien wurde ein Fuhrwerk vom Zug überfahren. Ein Mann I wurde dabei gctödtct, zwei Personen sind schwer ver ¬ letzt. — Auf Zeche Dorstfeld bei Dortmund stürzten drei Bergleute 80 Meter tief in den Schacht und wur den durch rollende Kohlenmassen verschüttet. — Im Höllenthal im Baugebiet stürzten drei Personen aus Wien ab, von denen 2 todt sind, während einer schwer verletzt wurde. — Auf grauenhafte Weise verübte ein Landwirth in Uebelroda (Koburg) Selbstmord. Er füllte ein Tintenfaß mit Pulver, nahm das Gefäß in den Mund und zündete das Pulver an. — Ein furcht bares Brandunglück hat die türkisch-kleinasiatische Stadt Afiun Karahissar heimzesucht. Vor einigen Tagen ist bereits gemeldet worden, daß dort eine riesige Feuer brunst ausgebrochen sei. Nun wird bekannt, daß 1149 Häuser und 2 Kirchen in Flammen aufgegangen sind. Ter Brand wüthete mehrere Tage, 8000 Menschen sind obdachlos. Ter Sultan hat Hilfeleistung befohlen. Afiun hat etwa 20,000 Einwohner, die in der Haupt sache vom Opiumhandel leben. — Unweit Schlau in Böhmen stießen zwei Güterzüge zusammen. Ein Be amter büßte sein Leben ein, zwei sind verletzt. — Einem Hamburger Briefmarkensammler wurden drei mit den seltensten Marken gefüllte Albums im Werthe von 150,000 Mk. gestohlen. Der erste Band umfaßt Marken von Europa, der zweite Band solche von Afrika und Amerika, der dritte von Asien und Australien. Es sind Marken im Werthe von 5000 Mk. dabei. Als Thäter kommt in Betracht der Privatsekretär Gustav Roth, ein gebürtiger Ungar, der geflüchtet ist und auf dessen Er greifung 1000 Mk. Belohnung stehen; ferner sind 10,000 Mk. auf die Herbeischaffung des Albums aus gesetzt. — Der französische General Caitaiguel in Tours erschoß sich wegen eines unheilbaren Leidens. — Eine eigenartige Duellgeschichte wird dem „Kl. Jl." aus München mitgetheilt. Ein früherer österreichischer Ober leutnant erschien kürzlich in einer Klagesache vor dem städtischen Bermittelungsamt. Er behielt den Hut auf, was der Vermittelungsbeamte rügte. Der Leutnant entfernte sich und richtete einen Brief beleidigenden In halts an den Beamten. Als dieser nicht antwortete, schickte der Leutnant ihm seine Zeugen. Der Beamte lehnte die Herausforderung zum Zweikampf ab, worauf der Leutnant ihm schrieb, er würde ihn mit der Hunde peitsche züchtigen. Nun ist der Staatsanwalt gegen den Leutnant eingcschritten. Telegramme. Berlin, 9. Sevtember. Zu dem heute beginnende« 26. deutsche« Juristrntag find bereits zahlreiche Theilnehmer ans allen Theilen »eS Reiches «ud auch ans OesterreichNugarn eiugetroffe». Heute Aben» findet in »er Börse die Begrüßung der Theil nehmer «durch die Berliner Juristische Gesellschaft statt. Berlin, 9. September. Die Seiche Rudolf Virchows wurde gestern «den» von der Wohnung nach dem Rathbans üüergeführt. Die Nebersührnng erfolgte in aller Stille. Nur die drei Kinder und ein Schwie gersohn gaben Sem Todteu das Geleit. Dem Leichen wagen voraus fuhren zwei Wagen mit Kränze«. Stastverorsnetenvorsteher vr. Langerhaus ging dem Sarg entgege« und begrüßte tur, die Angehörigen. Im Saal wurde »er Sarg auf den Katafalk ge hoben, worauf Gärtner «»» Decorateure die zahl reiche» Kränze «no Blumen ordneten. Hamburg, 9 Sevt-mber. An Bord des von Currache« (Indien) hier eiugetroffeveu BremerHausa-DampferS „Neidenfels" wurde» bei einem Manu der Besatzung prstvrrsächtige Krautheitsrrscheiuuuge« wahrgeuom- me«. Wie«, 9 September. Anläßlich der Eröffnung deS hiesigen ArveiterheimS veranstaltete die Social« semokratie gestern eine Lassalle-Feier, welche eine« Würdigen Verlauf «ahm. Abgeordneter Schnmayrr hielt die Festrede. Wien, 9. Sevtember Der hier tagende deutsche Phtlatelistentag bestimmte Pforzheim alS Ort des nächstjährigen Coagrefles. Krakau, 9. September. Der „Nova Reform«" z«. folge soll die Neve des deutsche» Kaisers, sowie de« überaus gnädige Empfang, der dem Erzbischof vo« Siadl-wSki zu theil geworden ist, unter den Pole« N.igung zur Verständigung mit der deutschen Re gierung hervorgerufen haben. Paris, 9. September. Das KriegSministerium theilt amtlich mit, daß der Oberstleutnant de St. Remy in de« Rnhestano versetzt werden wir». Der Be schluß wir» j-doch erst «ach der Rückkehr des Kriegs« Ministers aus de« Manöver« ratificirt werde«. Paris, 9. September. Der Kommandeur der fran« zösisch atlantischen Marin« Divifto« meldet, »atz di« Insel Bermuja, welche im Bnse« von Mexiko lieg«, völlig verschwunden ist. Er mahnt die Schiffe zur Vorficht, da immer noch vulkanische Ausbrüche statt finden. Paris, 9. Sevtember. In der Akademie der Wissen schaften widmete das Mitglied Bouchard dem schaffe«, den Genie Virchows einen warmen Nachruf, welcher liefe« Eindruck machte. Petersburg, 9 September. Die „Birsh. Wjedom." bringen folgende Anslasfungr Die Antwort Kaiser Wilhelms auf die Ansprache des Provinziallaud« Marschalls von Pose« wird die Chauvinisten i« Deutschland betrüben, vo« allen Freunden einer friedlichen Entwicklung aber mit Freuden gelesen werde«. Dir Rede war vo« dem Wunsch oictirt, die aufgeregten polnische« Leideuschaften zu be» r«hige«. Indem oas Blatt zahlreiche Stelle« aus Ser Rede des Kaisers wörtlich ausührt, bemerkt es «. a., eS sei schon eine starke Neigung zur Versrshuug von Thatsachen erforderlich, «m irr »er Rede ei«r« Aufruf zum schonungslosen Kampf gegen die pol nische Nationalität oder gar gegen das Slaveuthum