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unseres Hauswirthes, dort erschienen. Bis spät in die Nacht wurde dort concertirt und nach dem Klange der Castagnetten flott getanzt. Erst spät in der Nacht traten wir gemeinschaftlich mit unseren Familicngenossen den Heimweg an. Wer „das moderne Kngriffsoerfaftm" schreibt ein militärischer Fachmann der „Deutschen Zeitung": Wen sein Geschäft in der Nähe eines Uebungsplatzes deutscher Fußtruppen vorüberführt oder wer es liebt, am Rande von Exercirplätzrn auch von Reitern, die aber gerade Fußdienst üben, zu lustwandeln, der wird seit Beginn dieses Frühjahrs durch neue, ungewohnte Bilder überrascht worden sein. Unsere Infanterie übt ein neues Angriffsverfahren, das recht wesentlich von dem bisher jahraus jahrein gepflegten abweicht. Bis« lang sah das Auge unendlich lange, schön gerichtete Schützenlinien, sah dieselben feuern, in ziemlich regel» mäßigen Pausen aufspringen, vorlaufen, die neue Linie mit fortreißen und wieder feuern. Dahinter folgten geschloffene Abtheilungen, die zum Verstärken der Schützen linie bestimmt waren, vielfach aber auch mit Bum-bum, d: h. mit Trommelschlag, ja sogar mit spielender Re- gimentsmusik und mit der Fahne den Angriff durchführ ten. Daß diese Taktik nicht dem 20. Jahrhundert und dem schnellfeuernden Mehrlader entspreche, konnte sich selbst der Laie sagen. Es war ein schönes Bild, wie es rin dreißigjähriger Frieden zeitigt. - Jetzt sieht man dagegen, wenn eine Truppe sich gegen den Feind entwickelt, ganz kleine Gruppen vorgehen, diese in dünne Schützenlinien sich auflösen, denen wei tere, ebenso lichte Linien folgen. Man vertheilt die Menschen auf möglichst weite Räume nach Breite und Tiefe, um das männermordende Feuer der modernen Geschütz und Gewehre abzuschwächen und die Verluste zu mindern. Hat sich dann vorn eine Schützenlinie ge bildet, so eröffnet sie auf weite, bisher unerhörte Ent fernungen (1200 rn) das Feuer, Verstärkungen wer den ihr von hinten, ganz gedeckt und kriechend zuge führt. Die Bewegungen erfolgen nicht mehr durch ein fröhliches Aufspringen und Vorlaufen, soweit der Athem reicht, in vollen Compagnien. Jetzt schleichen und kriechen unsere braven Krieger in ganz kleinen Gruppen nur 30 bis 40 w vorwärts, um dem Gegner die Vorbe- wegung möglichst zu verbergen, um das Feuer nie ab reißen zu lassen, und selbst immer feuerbereit zu sein. An Stelle des früheren regelmäßigen Wechsels zwischen feuernd Liegen und schnellem Vorlaufen ist das Bild völliger Regellosigkeit und scheinbarer Ungebundenheit getreten, eine Art Jndianertaktik, die die denkbar höchsten Ansprüche an die Intelligenz und den Entschluß des einzelnen Mannes stellt. Hinter den sich langsam auffüllenden Schützen, die nicht mehr eine gerichtete Linie, sondern regellose Gruppen bilden, folgen die geschlossenen Abtheilungen nicht mehr durch parademäßiges „Avanciren", sondern so geräuschlos und unbemerkt wie möglich, in ganz schmaler Formation, um der weittragenden Artillerie kein Ziel zu bieten, hier über eine Kuppe forthuschend, dort in einer Mulde verschwindend und sich nieder- werfend. Es ist sogar erlaubt, ganze Züge, ja die ganze Compagnie aufzulösen, sie als „Rudel" verlaufen zu lassen, um sie vorwärts an einem bestimmten Platz wieder zu versammeln. Auch die Reserven können selbst verständlich nur in geöffneter Form den letzten Angriff mitmachen. Und wer hat diesen Bruch mit der sonst unüber windlichen „Tradition" bewirkt? Was ist die Veran lassung, daß die preußische Garde-Jnfanterie mit Hosen- schonern und Lederknieen auf dem Tempelhofer Felde und die stolze sächsische Grenadierbrigade auf dem Heller rutscht und kriecht, wo sonst die langen Leiber nur auf recht gesehen wurden? Das haben die Erfahrungen und die Gefechtsberichte vom südafrikanischen Kriegsschauplätze, die taktischen Fehler der englischen Generäle, die Ungewandt heit Tommy Atkins', die großartige Schießfertigkeit und Geländebenützung der Buren fertig gebracht. Wahrlich, die deutsche Infanterie kann sich beglückwünschen, daß sie diese Lehre von außerhalb rechtzeitig und ein dringlich genug erhalten hat. Sie war thatsächlich — wie vor hundert Jahren — wieder auf dem besten Wege, in reine Friedenspraxis zu verfallen und taktische Bilder auszuüben, die vor keinem scharfen Schuß zu bestehen vermochten und ihr im Ernstfälle wie im Jahre 1870 Hekatomben unnützer Opfer gekostet hätten. Sehr erfreulich ist es jedenfalls, daß die offene Wahrheit dies mal so schnell und so gründlich wirkt, während nach dem französischen Kriege achtzehn Jahre verflossen, bevor die taktischen Lehren von den Schlachtfeldern in das Jnfanterie-Reglement übertragen wurden. Gegenwärtig wirkt die Neuerung sogar wie ein Sturzbad, denn es muß sich gerade in der Hauptausbildungszeit eine Um wandlung in allen militärischen Köpfen vollziehen. Die deutsche Infanterie hat es nicht ganz leicht; sie muß plötzlich zwischen zwei Gegensätze sich hindurchwinden: zwischen der ihr traditionellen Paradeausbildung und der modernen Fcuertaktik. Man möge ihr nur ein wenig Zeit gönnen, um sich mit dem Neuen abzufinden, sie wird schon die richtige Mittelstraße einzuschlagen wissen. Glücklicherweise hat die Infanterie noch einen wich tigen, unentbehrlichen Bundesgenossen bei der schweren Arbeit des heutigen Angriffs, das ist die Artillerie. Sie hat in den ersten Tagen des August 1870 gegen über der gleich tapferen und besser bewaffneten französischen Infanterie uns den Sieg erfechten helfen, sie hat inzwischen gewaltige Fortschritte in Organisation, Führung, Material und Schießtechnik gemacht, sie wird auch in Zukunft die Schwester nicht im Stiche lassen. Nur unter Mitwirkung der fernwirkenden und sicher treffenden Feldbatterien ist es möglich, die Feuerüberlegenheit derart zu erringen, daß die selbst durch langen Feuerkamps mürbe gemachte Infanterie zum letzten Gewaltakt, zum Sturm, schreiten kann. Die innige taktische Verbindung, in der Infan terie und Artillerie neuerdings stehen und in der sie ins Gefecht treten, ist eine weitere Sicherheit für ihren beiderseitigen Erfolg. So erfreulich es ist, daß man — wenn auch ein wenig plötzlich — Friedensgebräuche abschafft und sich unbedingt dem rein Kriegsmäßigen zuwendet, so sollte auch noch der letzte Schritt gethan werden, der die Truppe von dem wahren Bilde des Krieges scheidet. Man gebe ihr eine Feldausrüstung, die alles Blinken und Blitzen vermeidet, bequem und leicht ist und nur den Zwecken des Krieges, nicht denen des Putzes und des Zierats dient. Man nehme der Infanterie ferner die Fahnen, die ein unheimlicher Nimbus umgiebt, die im heutigen, alles auflösenden Ge fecht ihren ehemaligen Zweck nicht mehr erfüllen können, dagegen ein Gegenstand beständiger Besorgniß und heimlicher Angst sind, da ihr vielleicht unbemerkter Ver lust den Namen des Truppentheils mit unverdienter Schmach bedeckt. Es ist unrecht, einem Bataillon ein Feldzeichen mit ins Gefecht zu geben, an dem seine Ehre hängt, während die Formen des Kampfes ein Ver sammeln um die Fahne ausschießen und diese immer im äußersten Hintertreffen zurückgehalten oder noch weiter zurückgeschickt werden muß. Jie älteste ßullur des Wandes. Uebcr die Entdeckung von Ueberresten der ältesten Cultur in Egypten, die bisher bekannt geworden ist, entnehmen wir einem Berichte des bekannten englischen Egyptologen Prof. Flinders Petrie Folgendes: Die Civilisation in Egypten beginnt mit dem Entstehen culturfähigen Landes auf den ersten Ablagerungen des Nillandes, etwa 7000 v. Chr. Die ältesten bekannten Gräber stammen von einem ansässigen Hirtenvolk und zeigen, daß diese rauhen Bewohner schon Töpferwaaren und Kupfer besaßen. Aber diese Civilisation entwickelte sich schnell im Nilthal, und die vor Kurzem in Hiera- konpoliS ausgegrabenen Gräber der Könige der ersten Dynastie zeigen bereits bedeutsame Reste der Kunst jener Zeit. Ter große Kirchhof der Begründer der egypti- schen Geschichte lag auf einem niedrigen Gebirgsvor sprung, konnte also niemals überfluthet werden. Jedes Königsgrab war mit Ziegeln ausgelegt, 20 Fuß breit und 30 Fuß lang. Wirkliche Balken, so lang wie die Breite der Gräber, überdeckten diese großen Kammern. Reihen kleiner Kammern zur Beisetzung der Mitglieder des königlichen Haushalts und anderer Beamten um gaben die großen Gräber. In verschiedenen Theilen dieser Gräber fand man Thonwaaren, Schiefer und Bilderschriftzeichen und verschiedene andere Opfergaben. Tie bildliche Darstellung von Thierformen in Schiefer- Platten beginnt in der festen Form fast in den frühesten Gräbern und geht dann in der ganzen prähistorischen Periode vollständig zurück. Besonders beliebt waren Thierformen in Elfenbeinschnitzerei als Spitzen von. Kämmen. Gewöhnlich wurde ein Vogel dargestellt, ge legentlich findet sich auch der Körper eines Vierfüßlers. Zu den wichtigsten Funden dieser Art gehört die Büste eines Mannes. Tie Stirn ist hoch, der Bart spitz, und der allgemeine Typus ähnelt den Libyo-Amoritern. Auf einem bemalten hölzernen Paneel, das das egyptische Todtenschiff auf seiner Trauerreise dar stellt, ist die Behandlung des Schiffes und der Figuren kühn und gut herauSgebracht. Ein interessanter, wenn auch härterer Stil erscheint in den klein glasirten Thon figuren derselben Zeit. Diese Thierfigurcn wurden zu einem Spiel gebraucht; die Gesichter sind sehrabgegriffen. Aus der Gegend von Hierakonpolis kommen dann unsere nächsten Beispiele der Kunst kurz vor der ersten Dynastie. Eine große Masse Elfenbeinfiguren zeigen nicht nur gute .Proportionen der Figuren, sondern in den Köpfen auch wirkliche Tarftellungskunst. So können wir das beste Porträt des prähistorischen Volkes finden. Obgleich Spuren archaistischen Stils noch daran haften, ist doch mit großer Kraft des Ausdrucks Charakter und Rasse gezeigt. Die wichtigsten Denkmäler sind jedoch die Schiefcrplatten mit Reliefdarstellungen. Eine ganz mit Thierfiguren bedeckte Schiefertafel, die in Hierakonpolis gesunden wurde, hat großes Interesse, weil sie mehrere jetzt in Egypten ausgestorbene Thiere zeigt. Die Sculpturen auf den Schieferplatten beziehen sich auf Schlachten bei der Begründung der vereinigten Monarchie. Diese Schiefertafeln wurden zum Zerreiben der Gesichtsschminke gebraucht, die von den ersten Egyptern in großen Mengen verwendet wurde. Daß die Eroberer, die diese Arbeiten machten, einen sehr entwickelten künstlerischen Geschmack und eine auf langer Uebung beruhende Technik hatten, geht aus den Gegenständen selbst hervor, die in dieser Hinsicht jeder späteren egyptischen Arbeit weit überlegen sind. Eine der schönsten Schiefertafeln zeigt auf einer Seite zwei junge Giraffen und einen Palmbaum. Auf der andern Seite sieht man die Figur eines Ge fangenen mit hinten gebundenen Händen, der augen scheinlich von einer Person mit einem langen, fast bis auf die Füße reichenden Gewand vorwärts getrieben wird. Darunter war die Hauptgruppe, die aus einem ungeheuren Löwen besteht, der in den Körper eines auf dem Rücken liegenden Mannes beißt. Darunter sieht man die Leichname von vier anderen, und einer wird von Geiern, Falken und großen Adlern der- schlungen. Die Gefangenen zeigen einen andern Typus wie die Bilder cgyptischer Rassen; diese Darstellung be zieht sich daher auf eine Eroberung außerhalb des unteren Nilthales. Die Behandlung des Löwenhaares ist wie die auf den Elfenbeinschnitzereien der ersten Dynastie; dieser Umstand bringt sie mit der letzten Zeit der Prämeniten in Zusammenhang. Der letztere Stil scheint durch die Schiefertafel König Narmars, der kurz vor Mena angesetzt wird, dargestellt zu sein. Man sieht den König mit dem Fahnenträger dahinter, vor ihm die Königin mit vier Fahnenträgern. Rechts sind die Leichen von zehn Gefangenen, deren abgeschnittenc Köpfe zwi schen den Füßen liegen. In der nächsten Abtheilung sind zwei zusammengesetzte Ungeheuer mit Pantherköpfen und Leibern und verschlungenen Hälsen, die an Schlangen erinnern. Sie werden durch Stricke gesichert, die zwei Diener halten. In der nächst unteren Abtheilung ist der König als Stier, auf einem fliehenden Feind, dar gestellt. Tie Rückseite zeigt, daß die vereinigten Streit mächte der Egypter sich aus drei verschiedenen Rassen zusammensetzen, den langhaarigen, den bärtigen und den gewöhnlich rasirten Egyptern der späteren Zeiten. Sie triumphiren über bärtige Leute mit Stierfellen und Hörnern auf dem Kopf. Verwischtes. Der Saturn dnrch di» Cassini-Spalte sichtbar. Man schreibt der „Frkf. Ztg.: Bald wird Saturn, der jetzt im Südosten kurz nach 11 Uhr aufgeht, zu noch bequemerer Stunde erscheinen und damit den Abendhimmel wieder mit einem Planeten schmücken, sobald Merkur seins kurze Gast rolle im Nordwesten ausgespielt hat. Es bricht damit eins günstige Zeit für die Beobachtung des Ringsystems des Planeten an, das schon in kleinen Fernröhrsn sichtbar ist. Wie man weiß, sind die beiden Hellen Ringe Saturns getrrnnt durch einen leeren Zwischenraum, den Cassini zuerst entdeckte, und der daher den Namen der Cassini-Spalie führt. Diese ist nach Barnard's Messung etwa 9000 Kilometer breit etwa Erddurchmesser) während die Dicke der Ringe etwa 200 Kilometer beträgt. Am 17. Juli d. I tritt nun ein eigenartiges Phänomen ein, worauf der englische Liebhaber astronom Whitmell in Leeds aufmerksam macht. Die Erde steht genau zwischen Sonne und Saturn — von Saturn aus gesehen geht die Erde als schwarzer Fleck durch die Sonnen scheib», was 11^/4 Stunde dauert — und es dringen das Sonnenlicht und der Blick des Beobachters aus derselben Richtung durch die Cassini-Spalte au die Saturn Oberfläche, und die dort liegenden Gegenden erscheinen jetzt dem Beobachter hell. Nunmehr werden die beiden Ringe von der Planetenscheibe nicht durch einen dunklen Strich getrennt, sondern durch eine Licht brücke verbunden und würde in einen Hellen Ring zusammen- fließen wenn nicht die Saturn-Oberfläche etwas weniger kräftig'daS Sonnenlicht zurückwirft, als die glänzenden Ringe, so daß der HeUigkeitsunterschied vielleicht bemerkbar bleibt. Es erscheint angezeigt, schon jetzt auf dieses einzigartig und bisher nie beobachtete Phänomen aufmerksam zu machen, weit nur der Unterschied gegen den einige Zeit vorher be obachteten Anblick des ringgeschmückten Planeten es auffallend macht. OaS Datum des 17. Juli könnte sich ein bis zwei Tage verfrühen oder verspäten. A«f AmorS Pfad»« begegneten sich kürzlich Mutter und Sohn. Berliner Blätter schreiben darüber: Eine hiesige Rentnerin, in den besten Jahren und Wittwe, suchte durch eine Zeitungsanzeige einen Mann. ES meldeten sich ohne Angabe ihres Namens viele, welche die Bekantschaft der Frau mit „imposanter Figur" machen wollten. Die Heiratslustige entschied sich für einen Bewerber aus der Provinz. Auf dem Fernbahnsteig an der Friedrichstraße sollte er sie treffen. Sie wollte einen Maiglöckchenstraub tragen, und er sollte «ine rothe Rose ins Knopfloch stecken. Sehnsüchtig harrte die Wittwe der Ankunft des Zuges; der einzige Reisende aber, der mit einer rolhen Rose ausstieg, war ihr Sohn, der in der Provinz angcstellt ist. Das Wiedersehen war für Beide etwas peinlich. Di» Schlachtfeld»» Al»xa«»«»'S de» »rotze«. Aus Konstantinopel wird der „Frantf. Ztg." berichtet: Eine aus dem Obersten Janke, den Oberleutnants v. Bismarck, v. Pleffen und v. Marees bestehende Mission sst nach mehr monatigem Aufenthalt im sublimen Kleinasien, dem alten Cilicien, wieder hier angelangt und nach Berlin zurückge reist. Zweck der im Austrage der Geographischen Geiellschaft und mit Unterstützung des Kaisers entsandten Mission war di« Herstellung topographischer und photographischer Auf nahmen der berühmten Schlachtfelder Alixander's des Großen am Jssus (333 v. Chr. über DariuS) und am GranikoS (334 v. Chr. über die Perser). Es ist der Mission gelungen, die ihr gestellte Ausgabe vollkommen zu löse» und neues werthvolles, besonders kartographisches Material heimzu bringen. So entdeckten sie u. A. an den cilicischen Pässen einen bis letzt gänzlich unbekannten Fluß. Di« Heimat d«r d»«tscht« Uh» ist der Schwarzwald Die dortige Uhrindustrie verdankt ihre Entstehung einer im Jahre 1685 gegebenen Anregung des Abtes Paul von