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Schönburger Tageblatt ««d Filialen: in «ltstadlwaldeubnrg bei Her^ L . Otto FLrster; in L-ll-nberg bei Hru. LtEpf- xZ-MMZ WalöeMUMr ämeiqer. ffML-G V Herm. Wildeuh-in; in Ziegelheim bei Herr» WtM«e pro8euelOPf.,M»««wantIvPf. Eduard Kirsten. „«,»«-4,, Amtsblatt für das Königlicke Nmtsgerickt und den Stadtrat zu Waldenburg. ».^0 E Zugleich »eit verdrestet in dm Städte« Memt-, Lnnzena», LlchtenßtetnEallndsrg und i» dm Ortschastm der nachstehenden StandeSamtSbezirke: NUstadt-Waldeuburz, BrSrm-dorf, Callenberg, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falten, Grumbach, Kaufungen, LaugenchurSdorf, Langenleuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhai» Rederwiera, Oberwiera, Oberwintel, Orl-nitz i. L, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolteuburg und Ziegelheim. 142. 1911 Donnerstag, den 22. Juni WitterungSbericht, aufgenomwen am 21 Juni, Rachm. s Uhr. Baroweterstaud 765 mm reduziert auf dm Meeresspiegel. Thermoweterftaud -j- 20,^ 6. (Morgens 8 Uhr -s- 15 6. Tiefste Nachttemperatur 4- 13,, 6.) Feuchtigkeit«. Gehalt der Luft nach Lambrecht« Polymeter 50°/,. Taupunkt -s- 1O„ 6. Windrichtung: West. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 1„ nun Dalier WitternagSaaSstchtea für den 22 Juni: Meist halbheiter. »Waldenburg, 21. Juni 1911. London steht zur Zeit unter dem Eindrücke der KrönungS. feirrlichkeiten. Am 6. Mai 1910 bestieg König Georg V. (geboren am 3. Juni 1865, vermählt mit der um zwei Jahre jüngeren Prinzessin Mary von Teck) nach dem Tode seines Vaters Edward'S VII. den britischen Thron. Jetzt findet die feierliche Krönung deS Herrscherpaares in der ehr würdigen Westminster-Abtei statt, zu der zahlreiche Fürstlich keiten und Abgesandte aus allen Ländern der Erde und Ver treter der zahlreichen Kolonien des englischen Weltreiches an der Themse eingetroffen find. Die Feierlichkeiten dauern vom 20. bis 27, Juni. Nur das alte Rom konnte auf dem Höhepunkt seiner Macht ein solches imposante« Bild bieten, wie eS heute London darstellt. Es ist erklärlich, daß die Engländer an all' dem Prunk der Zeremonie festhalten, wenn auch in unserer modernen Zeit davon manches als veraltet erscheinen will. Eine jede Nation hat das Recht auf Wah rung ihrer Traditionen, und wenn sie dem Zuge der neuen Zeit nicht immer folgen will, soll sie Niemand darum tadeln. In Deutschland hat die letzte Krönung vor fünfzig Jahren stattgefunden; es war diejenige König Wilhelm'S I. von Preußen, bcS nachmaligen Kaisers, in Königsberg. Eine Kaiscrkrönung hat seit 1871 nicht stattgcfundcn, obwohl sie besonders Kaiser Wilhelm II. nahegelegt wurde. Der mit den modernen Anschauungen am engsten be freundete Monarch war König Edward VII. von England, aber auch er hat bereitwillig an der alten Krönungsfeier festgehalten. Unvergessen ist, wie er am Vorabend des Krönungstages, als schon alle Vorbereitungen getroffen waren, an Blinddarmentzündung erkrankte, sodaß die Zeremonie erst ein halbes Jahr später stattfindcn konnte. Heute find Zwischenfälle dieser oder anderer Art nicht zu erwarten, und da auch gewaltige polizeiliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen wurden, so kann man annehmen, daß Alles nach dem Pro gramm verläuft. Damit auch die ärmere Bevölkerung der Riesenstadt, die keine kostspieligen Tribünenplätze bezahlen kann, etwa- zu schauen hat, wird eine wiederholte Umfahrt deS KönigspaareS in den Straßen von London erfolgen. Die Festtage legen dem Herrscherpaare daher auch nicht ge^ wöhnliche körperliche Anstrengungen auf, dauert doch der eigentliche Krönungsatt allein schon mehrere Stunden. Auf König Edward und seinen glänzenden Geist ist mit feinem Erben ein schlichter, fast bürgerlich einfacher Regent gefolgt, der aber trotzdem und ungeachtet des parlamenta- rischen Regicrungksystems in England seiner Uederzeugung sehr bestimmt Ausdruck zu geben weiß. Das hat König Georg V. namentlich bei dem jüngsten Besuch des deutschen Kaisttpaares aus Anlaß der Enthüllung deS Standbildes der Königin Viktoria bewiesen, wo er sich mit sehr herzlichen Worten an seinen kaiserlichen Vetter wandte. Es konnte damals sestgestellt werden, daß sich mit der verwandtschaft lichen Freundschaft auch eine höhere politische Einsicht Ver band. Jahre lang hat sich England ein starkes Miß- traue« gegen das deutsche Reich gezeigt, obwohl Kaiser Wil- Helm gerade m der kritischsten Zeit des BurenkriegeS nach London kam, von wirtschaftlichen Voreingenommenheiten war man zur politischen Angstmeierei gekvmmen. Wir erinnern nur an die tollen Erzählungen von einer deutschen Invasion und was dergleichen Dinge mehr waren, die wie ein trüber Nebel über den deutsch-britischen Beziehungen lagen, bis end lich die Sonne der Einsicht durchbrach, daß Deutschland nur einen einzigen Gedanken hat, den an einen gesegneten Welt frieden. Wir freuen unS, daß heute keine direkte Spannung zwischen den beiden Ländern und Nationen besteht, daß wir der eng lischen KrönigSkrönung unsere besten Wünsche widmen können für den König Georg und die Königin Mary, wie für ihr Volk Wenn anders von einer solchen feierlichen Zeremonie das Glück und Heil deS Staates und seines Herrschers er- wartet wird, dann dürfen wir auch hoffen, daß di-Politiker dies Wohlergehen in dem Frieden und der Freundschaft mit anderen Ländern erblicken. England kann vermöge seiner Weltmachtstellung unendlich viel zum Weltfrieden beitragen, und darin sollte eS den Ruhm seines Königs und seiner Regierung erblicken. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser begab sich am Dienstag Vormittag mit Ge folge an Bord seiner Jacht »Meteor» zur Unterelbe. Um 11 Uhr begann dort die internationale Segelwettfahrt deS norddeutschen Regattavereins. Mittwoch Abend findet an Bord der .Hohenzollern» das übliche Festmahl für die Regattateilnehmer statt. Ein Scherzwort deS Kaisers wird nachträglich von seiner Anwesenheit in Lelle bekannt. Bei dem Besuche des dortigen Vaterländischen Museums interessierten den Kaiser die an der Wand des Untergeschosses hängenden »Gemeinde- knüppel»; als der Kaiser deren Bedeutung erfuhr, äußerte er scherzhaft: .Das Verfahren (gemeint war damit die Art und Weise, wie der Gebrauch des Geweindeknüppels in früheren Zeiten gehandhabt wurde) wäre auch praktisch bei den Reichstagswahlen, bei denen sich Mancher gern drücktI» Bei dem Besuche von Hagenbeck in Hamburg sagte der Kaiser, er solle ihn im Herbst in Cadinen besuchen und ihm seine Erfahrungen in der Zebuzucht mitteilen, für die sich der Monarch interessiert. Als der Kaiser sich von der Familie Hagenbeck verabschiedete, reichte er auch den kleinen Enkeln und Enkelinnen Karl Hagenbecks die Hand und sagte zu einem der Knaben, der kurz vorher vor dem Kaiser auf einem Nilpferd geritten war: .Du hast mit Deinen paar Jahren schon mehr fertig gebracht, wie ich mit meinen 52 Jahren.» Zum Abschied küßte er die Kinder auf die Wange. Zum deutsch.amerikanischen Schiedsgerichtsvertrag fordern die Deutsch-Amerikaner in einem Aufruf die alte Heimat zur Zustimmung auf. Sie sagen darin: .Sprecht aus, daß das deutsche Volk diesen Friedensvertrag mit der Schwesternalion jenseits des Weltmeers wünscht, daß Ihr vertraut auf die Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit unsercs An erbietens, daß Freundschaft und Gerechtigkeit walten soll zwischen Eurem und unserem Volke, das 25 Millionen Bürger deutschen BluteS zu den Seinen zählt.» Die Anerkennung der Republik Portugal durch Deutschland wird, wie daS .Berl. Tagebl.» hört, erfolgen, sobald die konstituierende Nationalversammlung in Lissabon die neue Verfassung angenommen und die endgültige Präsi dentenwahl vollzogen hat. Deutschland wird die portugiesische Republik gleichzeitig mit England und Frankreich anerkennen. Die europäischen Großmächte haben kürzlich ihre Abmachung vom Oktober 1910 erneuert, der zufolge sie die portugiesische Republik wenigstens ungefähr gleichzeitig anerkennen wollen. Am Mittwoch begann, wie die »Tägl. Rudsch.» hört, im Reichsamt des Innern die Konferenz der sozialpolitischen Abteilung mit Referenten sämtlicher Bundesregierungen zur Durchführung der Reichsversicherungsordnung. Die Konferenz dürfte mehrere Tage in Anspruch nehmen. In erster Linie handelt eS sich um die Organisation der neuen Versicherungsbehörden. Außerdem werden gemeinsame Grund- sätze für die Neuorganisation der Krankenkassen, die Ab grenzung der Bezirke für die einzelnen Klassen, OrtS- und Landkrankenkaflen aufgestellt werden. Daneben ist eine ganze Reihe von Einzelfragen zu erörtern, wie beispielsweise die Festsetzung der ortsüblichen Tagelöhne und die Regelung des Verhältniswahlverfahrens. Die Viehschlachtungen in Deutschland zeigen im ersten Vierteljahr d. I., wenn man von den Schweine« absieht, im Vergleich mit dem ersten Vierteljahr 1910 einen recht erheblichen Rückgang. Die Zahl der Rinder, die der Schlacht- Vieh- und Fleischbeschau unterworfen find, ist um 125,000, die Kälber um 241,000 und die der Schafe um 46,000 zurückgegangen. Dem steht allerdings eine Steigerung der beschauten Schweine um 467,000 Stück gegenüber, wodurch der Ausfall an Fleisch, den die Abnahme der anderen Schlachtungen gebracht hat, annähernd, wenn auch nicht ganz, ausgeglichen ist. Von ausländischen Blättern war kürzlich die Nachricht ver breitet worden, daß die an der portugiefisch-spanischen Grenze beschlagnahmten, für die Royalisten bestimmten Waffen deut schen Ursprungs seien. Dieser Behauptung gegenüber stellte die spanische Regierung ausdrücklich fest, daß die beschlag nahmten Waffen belgische Fabrikate seien und auS Ant werpen kämen. Die deutsche Ausfuhr nach Frankreich ist trotz der letzten französischen Zollerhöhungen im Steigen begriffen, wie es in Paris sestgestellt ist. ES ist erfreulich, daß die fran zösische Geschäftswelt sich mehr an die Preiswürdigkeit der deutschen Fabrikate und Produkte, wie an die Treibereien der Chauvinisten gehalten hat. Die Wichtigkeit einer rechten Berufserziehung deS ge werblichen Nachwuchses, eine zeitgemäße Regelung der Lehrling* frage, ist sowohl auf dem deutschen Handlungsgehilfentag in BreSlau, wie in der Zentralversammlung für Jugendfürsorge erörtert und allen Eltern ans Herz gelegt, ebenfalls hierauf zu achten. In der Tat soll die Lehrlingsfrage nicht sofort eine Geldfrage, sondern eine ErziehungS- und Lernangelegen heit sein. Darin liegt ein Weg, auf dem wir in Deutsch land zu den erstrebenswerten besseren Verhältnissen in allen Zweigen deS Nährstandes kommen. Wenn die jungen Leute tüchtige Leute geworden sind, brauchen sie um Verdienst nicht zu sorgen. Oesterreich-Ungarn Am gestrigen Haupttage für die Stichwahlen kam eS namentlich in Böhmen zu blutigen Ausschreitungen, während am Tage zuvor Galizien das Schlachtfeld gewesen war. DaS Militär mußte mit gefälltem Bajonett vorgehen, die Zahl der Toten und Verletzten wird im Ganzen auf über fünfzig bemessen. Mehrfach wurde auch scharf geschossen. Mne sichere Mehrheit im Abgeordnetenhaus ergaben die Stich wahlen allem Anschein nach nicht. In Falkenau wurde ge wählt der dcutschradikale vr. Mühlwert gegen den Sozial demokraten ; in Brumau der deutschradikale Ör. Wichtl gegen den Sozialdemokraten; in Warnsdorf der deutschfreiheitliche vr. Langenhahn gegen den Sozialdemokraten; in Leitmeritz a. d. E. der deutschradikale Hummer gegen den Sozialdemo kraten; in Schlucken«» der deutschnationale Kindermann gegen den Sozialdemokraten; in Marienbad-Land der Agrarier Spieß gegen den Sozialdemokraten und in Hohenelbe-Land der Agrarier Goll gegen den Sozialdemokraten. Arankrelch. Der französische Oberbefehlshaber General Toutee in Marokko ist in Paris angekommen, um seine militärische» Anordnungen bei der Regierung zu vertreten. Er versichert, das Sultanat werde binnen Kurzem beruhigt sein, so daß zur Aufrechthaltung der Ordnung dann einige Militärstationen genügen werden. In den Pariser Zeitungen wird die Kammerrede deS Kriegs Ministers Goiran, daß in Frankreich es keinen ein zigen Oberbefehlshaber der Armee, wie in Deutschland, geben könne, sehr lebhaft erörtert. Einzelne Organe geben dem Minister recht, indem sie auf Boulanger Hinweisen, andere aber erblicken darin ein SchwächezeugniS und vor allem ein bedenkliches Zeichen für einen Kriegsfall, in dem eine Kommando-Zersplitterung unheilvoll wirken könne. Rntzlan». Ei« Jntendanturprozeß, der unglaubliche Dinge an den Tag bringt, begann gegen mehr als ein halbes Hundert Militär-Intendanten in Moskau. Die Fabrikanten mußten den Beamten bedeutende Summen zahlen, um überhaupt Lieferungen zu erhalten. Einzelne Angeklagte bekamen an 700,000 Mk. im Jahr. Namentlich waren die Stiefel für die Soldaten unglaublich schlecht. England. Der Seemannsstreik hat noch größere Ruhestörungen