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t., Zo. WettlnekL 635 Sonntag gn- thmas YammerstundeniErzckhkungem Wie ein duxchsichiiges weißes Schleiettuch lag der Schnee heut früh auf den Rasenflächen unseres Gartens. Jetzt, beim Her-annahm der Dämmerung sieht es aus, als ob ein Stück Papier mit großmächtigen Tintenflecken daläge. Wer ist an der Wandlung schuld? » Aarkonsolmtzq und schnell. - raxls im Ins tun .tboit.v.l·leeen. o. Weiterffilm - Als Äms-alte i lassea. - Anver vetth.-Ikrfolgo. - ROHR-ehrenh 1. Bimkbotheji.s its. cost-Mag Wer anders als die gluthäugige, schönste, mächtigste aller Frauen, Frau Sonne. Sie hält ihre Strahlenbegleiter, ihre Cavaliere nicht kurz genug, denn als sie nach Art aller vornehmen Damen erst gegen 11 Uhr zur Begriißung erschien, huschten die vorlauten Burschen un bekümmert um Dorn und Strauch durch die dünnften Stellen des s Flockengewebes und suchten nach Schneeglöckchen. - Natürlich mußten sie unverrichteter Sache wieder abziehen, aber T« . kei der Rückkehr zerrissen die Maschen, und die dunkle, schwarze Erde »Mit Wä» am zum Vorschein. i «15222 TM Das Wort erinnert mich daran, daß wir morgen s- still, Mama verläßt das Nebenzimmer da ist sie. Langsam, leise schreitet sie zum Sopha und schmiegt sich fest in die Polster-. Ein Be toeis dafür, daß sie der Stütze bedarf. , g O, wir wissen schon, was sie bewegt, es will nur Keiner von dem schmerzlichen Thema anfangen. « Jm Flüsterton beginnt die Gute: · ~.Hosfentlich ist’s morgen nicht so kalt wie gestern und vorgesternz wir miissen Tante Hermines Canarienvvgel ja unter den Rosenhaum betten, genau fo, wie sie es bestimmte. Der letzte Wunsch einer Ver storbenen muß uns heilig sein. Jch habe drüben in meiner Stube ein schmales, langes Kästchen stehen, es waren früher allerhand Schmuck sachen drin. Wir wollen Epheublätter, von den Primelsiöcken, die Jhr mir zu Weihnacht schenktet, ein paar Blumen und dann den fiir immer verstummten kleinen Sänger hineinlegen. « Bitte, entgegnet mir nicht, daß man mit Thieren keine solche Umstände machen soll. Tante Hermine würde noch viel mehr gethan haben, als wir, ihre Erben, thun können, der Vogel war ihr Liebling, rhr Glück, äre Freude. Der danke mag Euch morgen begleiten, wenn Jhr mit dem Spaten in die gefrorene Erde eindringt und die Schollen auf das Kutschen set-schier « , ( . Recht oft habe ich mir heut«, weil der Vogel nicht mehr zwitscherte» Und but-sie, das Bild seiner ehemaligen Besitzerin vergegenwärtigt. ; Sie war eine der wundersamsten, der idealsten Frauengestalten,; die guts Tante Hermine. · » s Einen Charakter besaß sie, wie ihn selten eine der modern Er- Ivgenen zeigt, so ehrenhaft, so frei von Selbstsucht, so treu. Leider habe ih sie in ihrer Jugend nicht gekannt. Man sagte, daß sie eine der herrlichsten Mädchentnofpen, jedoch immer ein Kind gewka fei. Jch sah sie zum ersten Male als altes Fräulein, das blonde HAHIB über der lilienweißen, von feinen blauen Aederchen umzogenen Sinn aufgesteckt, nach der Frisur der Königin Luise von Preußen, Über die Locken gebreitet einen schwarzen Spiyenshawh der auch die schmalen Wangen und den überaus schlanlcn Hals umfing. Wenn er sich ein wenig verschob, bemerkte man eine dreireihige, totbhraune Glasperlenkette. Gar merkwürdig nahm sich der völlig werthlose Paß neben dem schwerem altmodifch geschnittenen schwarzen Seidentleide aus, in dem Tante Hermine ihr Daus zu verlassen pfle te. Es geschah nur einmal ZU Jsbkk Kurs nach Pfingsten reiste sie weg, vter Wochen später So X( Kam-o köstet 14997 r 96 Pf. Auslese- DIE 60 iDtT itzerstmße b. sggqurllk MI. ick W Mo Mo 2.40 1,80 2,90 3,—— 1,40 3,60 Mo Löo 4,60 4,80 i,40 Mo W i,50 7,—— W ) Stück- ent dene Sorten Ich beliebiger dicnften. Inhal, Isa, 24001 set-il ts. · « 111-gesandt Länder, Haus nnd Herd. Reduktion von Silvia Brand, Dresdeln lehrte sie mit der Püniilichkeit eines Uhrweckers zurück. Warum, st fuhr ich von der Dienerin, die von Hermines Eltern gewissermaßen aus die Tochter vererbt wurde. Babette hieß ske. Obschon die Gewohnheiten ihrer Dame nicht« ganz einflußlos an ihr vorüber zu gehen schienen, gab sie sich doch ganz anders. Das liegt wohl bei jedem Menschen im Blute. Während Tanie Hermine von wahrhaft edlen Eltern abstammte, gehörte Babette einer unglück seligen, um ihr Lebensglück, um die Jugend und um den guten Namen betrogenen Mutter an, deren verbittertes Gemüth das Kind als eine Bürde, das erwachsene Mädchen als steten Vorwurf betrachtete, die froh war, als Babette einen ständigen Dienst einnahm und sich darin ohnewbesonderen Tadel behauptete, « . » f Wollt Jhr Tante Hermines Geschichte hören? Ich will mich so knapp als möglich ausdrücken, damit kein Roman daraus wird. Jm Frühjahr 18 . . vollendete die einzige und letzte Sprossin eines altadligen Geschlechts ihr 20. Lebensjahr. Bis dahin war sie nach den besonderen Erziehunggprincipien der Eltern aus dem einsamen Landsttze in fast klösterlicher Abgeschiebenheit gehalten worden, man hatte ihr einen hochgelehrten, jedoch schon zahnlosen und ver-schrumpften Hauslehrer gegeben, im Uebrigen sie aber mit ihren Puppen spieien lassen. " » Nun sollte Hermine binaug in die große Welt. Nicht in der ge wöhnlichen Weise, beileibe nicht, Vater und Mutter verabscheuten die Vallfeste und die Gesellschaften bei denen man sich im Mantel set Tugend und der Heuchelei beartlszt und mit dem barmlosesten Gesicht conventionelle Liigen austauschi. Nein, eine Reise, eine Rheinreise, sollte dem jungen Mädchen die Pforte zur Welt öffnen. » Die Rosen glühten und dufteten in erster Pracht, als die drei Personen das stille Heim Verließen und sich auf den Damvfcr begaben, der von Frankfurt am Main nach Coblenz und· Köln fährt· « Hermine benahm sich rührend kindlich ; sie gerieth bald in Staunen, bald in Entzücken, wenn ein Stück der gesegneten Gegend nach dem anderen vor ibr aujtauchte «« » . —— « · HmAntf heissen , Feine-Hei Fabrf gesellte der Zufall einen jungen Mann zur Familie Er zeigte elegante Manier-en, er sprach vollendet Fin, er wußte feine Erlebnisse im Ausland in die fesselndste Form zu eiden. » Athemloö hing Hermine an feinem Munsr. vSolche Rede war ihr neu; solche Blicke hatten noch nie auf ihr geruht; die Empfindung, die sie in Gegenwart dieses Mannes über-kam diese Scheu und wiederum diese sehnluchtsvolle Hingabe beängstigte und befeligke zu gleicher Zeit. . , Hermines Vater betrachtete den jungen Mann mit ernsten, forschendenAugen. « , « « « « A War das Derjenige, der ein unberühries, blumenhafies Frauen hcrz zu würdigen wußte, war er der Rechtes « Bevor diefje Frage zwilchen den Eltern zur Erledigung gelangte, hatten sich die beiden jungen Leute bereits verständigt. Es blieb dem Freiherrn nichts weiter übrig, als den Bitten seiner Gattin und seiner Tochier zu entsprechen nnd Curt Fels zu einem Besuche einzuladen. Ueber die Verhältnisse desselben wußte man nichts, als daß er ohne weitere Angehörige eine ziemlich umfangreiche und einirsaliche Wein lelterei betreiben lasse und in seinem eigenen Nutzen die Besten seiner Abnehmer jährlich einmal anssnche. Nach zweimöchentlkchem Bei fammenfein irenntzehman sich in Köln. A « f f » f » « "« Zuin letzfen Male fük ffekfüdfsnbestimmie Frist ging Cukk an Hermines Seite am Dom vorüber. MFE weit davon saß ein Weib, das bunte Glamklenletteu und Roseult nie seist-oh Mit imvulävet 5. Februar-. Leidenschaftlichkeit trat Curt an die Händlxerin heran, kaufte eine roth braune Glasperlenkette es war dieselbe, von der ich Vorhin erzählt — schlang sie um Hermines Arm und sprach: »Auf ewig!« Glücklickj lächelnd, erglühend bis zum Nacken, stand Hermine einen Augenblick still, dann fiel eine Thräne auf die Kette, eine Thräne überströmendet Seligkeit- » » · »« »W« tm «- Den Eltern, die Curt schweigend beobachteten, Verursaehte das Vortommniß Unbehagen, sie fürchteten für Hermine eine schlimme, auf regende Zeit; es wäre ihnen lieber gewesen, wenn er das Mädchen nach ruhigem prüfenden Verkehr an sich herangezogen, nicht mit der vollen Uebekmacht weltmännischer Gewandtheit an sich gerissen hätte. Doch die Bekanntschaft war geschlossen, es hieß zum A das B fügen. Erst im Spätsommer, an einem prachtvollen Septemdertagk stellte sich Curt Fels als Gast ein. Hermine lief ihm entgegen wie ein Kind, sie jubelte wie ein Kind, sie tanzte vor Vergnügen, als ihr Curi in kostbarem Gebauer einen Canarienvogel überreichte nnd der Vogel sofort Zu singen begann. » Erspart mir die Beschreibung der Tage, die dene lieben Mädchen nur Minuten dünkten. Als Curt nach längerem Aufenthalte abreiste, versprach et Mai des nächsten Jahres wiederzukommen und sich dann öffentlich mit Hetmine zu verloben. · Der Mai kam, Carl nicht. Ein Briefwechskl hatte voit Anfang an auf Wunsch Her Eliern nichk stattgefunden, es wußte daher Niemand, wezhalb er fortbliekk Wind Eltern hegten Bedenken, sie schallen sich selbst unvor si LA, schließlich zog der Vater ganz unter lzer Hand Email-ig ungetx em. Die ergaben ein iraurigeg Resultat. Es stellte sich heraus, das Curt Fels bereits verheirathet, allerdings sehr unglücklich verheirathet, aber doch als Katholik lebenslänglich an seine Gattin gebunden war- Jn der ersten Auswallung des Zornes und der gerechten Ent-. rüstung wollte Herrnines Vater von demfalschen und ehrlosen Manne Rechenschaft fordern, da wurde Herrnine vom Nervenfieber ergriffen uns all die Pläne und Vorsätze erstarben rnit der Angst um das ge-. lie te Kind. Nach der Krankheit, von der sich Hermine nur mühsam erhoffe, waqfe man nin, ihr etwas über Cutt Fels mitzutheilen und sie frag auch Lnfcht Hoch Hym- . »O « « 4 , Jhre Perlenßhniike um den Hals,«ben Canarienboget auf einem Tischchen neben sich, so saß sie halbe Tage und blickte in die Weite. Man merkte es ihr an, sie erwartete den Heisiaeltebtem sie hoffte auf ibn, sie glaubte unetfchütteklich an seine Rückkehr-. So versttjchezt Jabtr. . «l« « . » Plötzlich starben binnen einer Woche Vater und Mutter an des iiberaug heftig und bssartig austretenden Grippe, neuerdings Nu fluenza getauft, Hermine tvar eine Waise. · · » , Der Schmerz über den Verlust der Eltern drohie ihre zarte Gei. sundheit gänzlich zu untergraben. Wäre Babetie, die resoiuie praktische Dienerin nicht gewesen, hätte sie ihr armes Fräulein nicht gehegt und· gepflegt wie ein Baby, es wäre wohl kaum am Leben geblieben. Und nicht allein am Leben blieb Herrnine, sie erholte sich soga aussallend. Nur still war sie, unendlich still. Babetie erschrak daher nicht wenig, als ihr ohne dorhergegangene Erklärung befohlen wurde, die Koffer zu packen, sich selin reisefertig zu halten. Den Vogel, der nicht mitgenommen werden konnte - er var ein schon betabrter here - vertraute derart-se unter eindrinalicheu