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M/s tv i Erscheint jedmWochmtajj Nachmitt.^,SUHr für deu anbernTaa. Prei, vierteljShrlich »Matt 2b Pf., j zweimonatlich IM. LOPf- wtd «imumlütlich 7b Pf. I kaiserlichen Hofe zu Theil gewordenen glänzenden Empfang I General Riu, der eine von ihm in einer geschlossenen Ele ganz überwältigt. Die am Mittwoch erfolgte Auffahrt der sellschaft gehaltene politische Rede widerrechtlich veröffent- marokkanischen Mission bot ein wahrhaft prächtiges und Inserate werden bi» Bormittag 11 Uhr angerum- men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeil« oder deren Raum 1b Pf. 41. Jahrgang. Sonntag, de« 10. Februar licht hatte, sowie über den Obersten Senard, welcher in einem Tagesbefehl an das 90. Infanterie-Regiment eine in der deutschen Botschaft in Paris mit Rücksicht auf die kompetente Behörde in Straßburg de einem elsässischen Stabsarzte gegenüber vorgekommene Paßverweigerung z« einer gehässigen Kundgebung gegen Deutschland benutzt hatte. Die Woche. Der deutsche Reichstag hat sich am Freitag auf unbe stimmte Zeit (wahrscheinlich bis zum 1b. März) vertagt, da die vorhandenen Aufgaben erledigt, die AltersversorgungS- und die Genossenschaftsgesetz-Vorlage in den Kommissions- berathungen aber noch nicht so weit gediehen waren, um das Plenum beschäftigen zu können. Beide Kommissionen werden auch während der jetzigen Ferienpause ihre Ver handlungen in Berlin eifrig fortsetzen, um dem nach einigen Wochen wieder zusammentretenden Reichstag die wichtigsten Berathungsstoffe möglichst bald unterbreiten zu können. Die letzten Sitzungen der deutschen Volksvertretung boten manches Bemerkenswerthe. Am Montag rief der sozial demokratische Antrag auf Aufhebung der Getreidezölle eine sehr lebhafte Debatte hervor. Selbst der deutschfreisinnige Abg. Rickert erklärte eine sofortige Wiederaufhebung der Getreidezölle für eine Unmöglichkeit. Der nationallwerale Führer von Bennigsen wies darauf hin, daß aus den Zu der Protestbewegung in England, welche die Parnelliten und Gladstonianer gegen tue dem Abgeordnete« O'Brien im Gefängnisse zu Clonmel angeblich zugefügte« Mißhandlungen hervorzurufen bemüht sind, melden die „Daily News", der Vollzugsausschuß des Verbandes der Londoner liberalen und radikalen Union sei einberufe«, um zu erwägen, welche Schritte aethan werden sollen, um gegen die harte Behandlung irischer politischer Gefangener »u protestiren. Bei dm Wahlen der 19 Aldermen durch xn neum Londoner Grafschaftsrath siegte die Liste der Fortschrittler und fand nur ein Gemäßigter, der Earl of Meath, der in städtischen VerwrltungSsachen als Autorität gilt, Gnade. Die fortschrittliche Loosung lautete: Beauf sichtigung der Londoner Polizei durch den Grafschaftsrath, währmd die englische Regierung sich diese Kontrole selbst erhalten will. — Ein englisches Kriegsschiff wurde vo« Shanghai nach Chinkiang beordert, wo vor einigen Tag« währmd ernster Unruhen das britische Konsulat und mehrer« Ausländern gehörige Häuser niedrrqebrannt Word« find. malerisches Schauspiel. Unter Vermeidung jeden Gepränges wurde am Diens tag die Leiche des österreichische» Kronprinzen in der Kapuzinergruft zu Wien beigesetzt. Die Theilnahme, welche der von diesem Trauerfall so hart betroffenen österreichischen Kaisersamilie von allen Seiten gezollt wurde, war innig- ergreifend und wohl geeignet, Balsam in die schwer« Wunden zu träufeln. Allgemeine Bewunderung erregte die Haltung des seines einzigen geliebten Sohnes so uner wartet beraubten Kaisers Franz Joseph, der sich an den Tröstungen der Religion und an seinem strengen Pflicht gefühl aus seinem tiefen Schmerz emponichtete und in einem an den Ministerpräsidenten Grafen Taaffe gerich teten Handschreiben mit dem Dank an seine Völker die Versicherung verband, nach wie vor muthtg und zuver sichtlich ausharren zu wollen in unablässigen Bemühung« um das allgemeine Wohl und die Erhaltung der Seg nungen des Friedens. Ein gleiches Manifest des Kaisers wurde auch in Ungarn veröffentlicht und erweckte daselbst denselben sympathischen Wiederhall wie in Oesterreich. Die Bewohnerschaft von Budapest rüstet sich, daS dort am Montag eintreffende österreichische Kaiserpaar in ebenso herzlicher als großartiger Weise zu empfangen. Für daS durch die Mißliebigkett einzelner Paragraph« des neuen Wehrgesetzes in eine sehr mißliche Lage gerathene unga rische Ministerium Tisza ist das persönliche Erschein« o«S Kaisers Franz Joseph m der ungarischen Hauptstadt von unermeßlichem Nutzen, da das Parlament Ungarns gerade in der jetzigen Stimmung kaum eine Vorlage ablehneu wird, auf deren unveränderte Annahme der Monarch den höchst« Werth legt. Das mit dem Prinzen Balduin nach Wien gereiste belgische Königspaar kehrte wieder nach Brüssel zurück, ohne die schwergeprüfte junge Wittwe ves Kronprinzen Rudolf mit nach ihrer belgischen Heimath zu nehmen. — Die Arbeiterverhältnisse in Belgien tragen nach wie vor einen sehr unbefriedigenden Charakter. Am 5. d. M. kam es in Quenast zwischen feiernd« Steinbrucharbeitern und Gendarmen zu einem Zusammenstoß, wobei zwei Arbeiter tödtlich verwundet wurden. Der traurige Zwischenfall ver anlaßte eine Anfrage in der belgischen Repräsentanten kammer, auf welche der Minister des Innern erwiderte, daß in Quenast die Freiheit der Arbeit bedroht gewesen und die bewaffnete Macht provozirt Word« sei. Die eingeleitete Untersuchung werde erst ergeben, wer die Verantwortung für den Zusammenstoß trage. Eine besondere Bedeutung erhielt die Adreßverhand- lung der ttalienische» Deputirtenkammer diesmal durch das geschickte Eingreifen des Ministerpräsidenten Crispi in den Gang der Erörterungen. Derselbe benutzte den Anlaß zu einigen inhaltsreichen Bemerkungen über die auswärtige Politik des Ministeriums, welche zwischen dem Wünschens- werthen und dem Erreichbaren eine scharfe Grenze zog«. „Entwaffnung'' und „Friede" sind nach Crispi das wün- schenswerthe Ideal — er nannte die Worte sogar „heilig". Als praktischer Staatsmann sagte er sich aber, daß der Friede ohne Waffen gegenwärtig unmöglich ist und gab dieser Ueberzeugung einen der Kammermrhrheit so ein leuchtenden Ausdruck, daß der von ihm gebilligte Adreß- entwurf gegen die alleinigen Stimmen der Radikalen An nahme fand. An die Stelle des aus dem Kabinet Floquet geschiedenen französische« Justizministers Ferrouillat trat der radikale Deputirte Guyot Dessaigne, der ehemals unter dem Kaiser reich als Staatsanwalt in Jssoire und dann als General advokat in Riom wirkte, seine spätere Stellung als Unter suchungsrichter im Seine-Tribunal im Jahre 1880 aber freiwillig aufgab und 1885 von dem Departement Puy- de Düme in die Kammer gewählt, sich dort der radikalen Partei anschloß. Sein erstes Auftreten als Minister war ein glückliches. Die Interpellation des Deputirten Salis über die Verzögerung des Prozesses gegen Numa Gilly gab ihm Gelegenheit zu der mit Beifall ausgenommen« Erklärung, es sei Zeit, daß der Skandal aufhöre; so lange er Minister sei, werde er die Gesetze niemals ungestraft verletzen lassen. Salis zog darauf seine Interpellation zmück. Der französische KneaSminister Freycinet verhängte mit lobenswerthem Muth Disziplinarstrafen über dm Preisverhältnissen kein genügendes Motiv für diesen Antrag zu entnehmen sei, daß der Arbeiter bei den seit dm fünf ziger Jahr« gestiegen« Löhnen mehr Brot als früher taufen könne. Namens der Zentrumspartei bekämpfte Abg. Orterer d« Antrag, dessen Annahme nach seiner Ansicht den Ruin der Landwirthschaft und eine Schädigung der Reichsfinanzen zur Folge haben würde. Da eine kommis sarische Berathung mit großer Mehrheit abgelehnt wurde, wird eine weitere Berathung des unter dm gegenwärtigen Verhältnissen völlig aussichtslosen Antrages im Plenum stattfinden. Anläßlich der Berathung des Etats des Reichs- kanzleramteS lenkte am Dienstag der deutschfreisinnige Abg. Munckel die Aufmerksamkeit deS Hauses auf den Fall Geffckm. Der neue preußische Justizminister von Schelling vertheidigte die Veröffentlichung der Anklageschrift, sowie die bemängelte Beschlagnahme des vertraulichen Schrift wechsels in einer Weise, welche in der Presse viel besprochen und besonders von der konservativen „Neuen Preuß. Ztg." einer scharf« Kritik unterzogen wurde. Die freikonservatwe „Post" billigte zwar den Standpunkt des Justiz ministers und erklärte sich mit der Veröffentlichung der Anklageschrist gegen Geffckrn einverstanden, meinte aber doch/ daß die Mittheilungen aus dem Privatbrtefwechsel nicht hätten an die Oeffentlichkeit gelangen soll«. Am Mittwoch und Donnerstag setzte der Reichstag die dritte Lesung des Etats fort. Zum Etat des Reichsschatzamtes lag ein von zahlreichen Mitgliedern der beiden konservativen Fraktionen und des Zentrums unterstützter Antrag der Abgeordneten von Helldorff und von Karoorff vor, welcher dahin ging „die verbündeten Regierungen zu ersuchen, falls England die Initiative zur Wiederherstellung des Silbers als Währungsmetall ergreift, die Bereitwilligkeit Deutschlands zu einem gemeinsamen Vorgehen mit England auszusprechen." Abg. Graf Mirbach begründete diesen Antrag mit den Vortheilen, welche für die Industrie und die Landwirthschaft aus einer Rehabilitirung des Silbers erwachsen würden. Nach der bündigen Erklärung des Schatzsekretärs von Maltzahn, daß die deutsch« Münzverhältnisse schlechterdings keine Veranlassung sür eine Veränderung des Standpunktes der Regierungen böten und daß die Frage nur dann er wogen werden könne, wenn das Vorgehen anderer Re gierungen hinreichende Bürgschaft« für das Aufgeben der jetzt geltenden Währung schaffe, zog Abg. von Kardorff den von ihm mitgestelltm Antrag wieder zurück. Auf der Tagesordnung der Freitags-Sitzung stand der Rest des Etats und die Vorlage über die Geschäftssprache in Elsaß- Lothringen. Das preußische Abgeordnetenhaus verwies am Mittwoch den Gesetzentwurf über die Erhöhung der Kron dotation ohne jede Debatte an die Budgetkomnussion, welche am Tage darauf gegen die Stimmen der Abgg. Richter und Virchow beschloß, die Vorlage zur Annahme zu em pfehlen. Der dem preußisch« Abgeordnetenhause von dem Minister der öffentlichen Arbeiten vorgelegte Gesetzentwurf über die Erweiterung und bessere Ausrüstung des Staats eisenbahnnetzes verlangt für die Herstellung von Eisenbahnen 36248000 M, zur Anlage von zweiten, bez. dritten und vierten Geleisen 13694000 M., zur Erwerbung der der niederländisch-westfälisch« Eisenbahngesellschaft gehörenden Bahnstrecken 6254251 M-, zu verschieden« Bauaus führungen und Erweiterungen 527000 M. und zur Be schaffung von Betriebsmitteln für die bereits bestehenden Staatsbahn« 50 Mill. M-, zusammen 156 723251 M, wofür Schuldverschreibungen auSgegeben werden sollen. Die Mitglieder der jetzt in Berlin verweilend« marokkanischen außerordentlichen Gesandtschaft sind von dem ihnen am - Freiberg, d« S. Februar. Der -ermche Reichstag setzte gestern dir dritte Lesung de» Etats fort und genehmigte zunächst ohne jede Debatte d« Etat der Reichsstempelabgabrn. Beim Postrtat beantragt« die Abgg. Kruse (nat.-ltb.) und Genoss« dte Wieder herstellung der bet da zweit« Lesuag gestrichen« Forderung von 70000 Mk. al» Baurate sür da» Postgebäud« tu Aurtch. — Da Staatssekretär vr. v. Stephan befürwortete d« Antrag, da die Finanzlage günstig sei, insbesondere auch die Postverwaltung erheblich« Uebaschüffe erziele. Allein du Dezember 1888 sei riu Rrtnüberschuß von K Million« ML erzielt mord«. — Bei dem Kapitel „Einnahmen" thellt« Staatslrkrrtär vr. v. Stephan mit, daß es durch das ein- müthtgr Zuiammeuwirkm mit der rnglischm Regierung ge lungen sei, eine direkt« Verbindung des deutsch« Telegraph«« netze» mit drm englischen herzustell« und dadurch dm früher«, beim Prwatbrfitz da Kabel vorhanden« UebelstSudeu, da Verlangsamung drr Depeschen und dem theuer« Taris«, ab« zuhelsm. Auch mit Holland und Belgim s«t ein« Verein barung getroffen worden, laut welcher am 1. April über Hol land und Belgien der direkte Verkehr mit England eröffnet werde. Im Ganzen ständm nunmehr 14 Linien, statt da früheren 8 zur Verfügung. Die Grundtoxe von 40 Pf. für Telegramme nach England werde sortsallen, dte Worttax« von 20 auf 15 Pfennig« amäßigt Waden. ES besteh« faua die Absicht, auch «in« direkten Telegrammvakehr von Ham burg bis Liverpool herbetzusühr«». (Beifall.) Entsprechend einem vorher gefaßten Beschluße wurden sodann dte Eiuuah««n der Postverwaltung um 70000 M. höher angrsetzt. — Bei dem Etat de» Bankwesen» bat Abg. v. Strombeck (Zm- trum) um Erstattung ausführlicher Bericht« über dir Ver pflichtung der Retchsbank, sowie über dte Beamtengehälter. — Der Staatssekretär v. Bötticher sagte eine dl«sb«zügltche Prüfung zu und verfichtrte, daß ihm Klag« üba di« Lag« der Beamten nicht zugegangen s«tm. Dte Beamt« thätm besser, sich mit solchen Klagen an die Verwaltung statt a» dte Abgeordneten zu wenden. — Da» Etatsgesetz wurde schllrßltch, abweisend von dm Btschlüfsm da zweiten Lesung, insofern geändert, als dir Balauctrung de» Etat» in den Einnahmm und AuSgab« mit 946181699 Mark angenommen wurde. Darauf wurde das Gesetz mit allen gegen dte Stimmen drr Sozialdemokrat« angenommen. — Da» Anleihegrsetz fand ohne jede Debatte Annahm-. Dte Petitionen wurden nach den Anträgen der Budgetkommtsfion erledigt. — Die Vorlage, betreffend di« GeschäMprache da gerichtlich« Behörde» tu Elsaß-Lothringm wurde «ach kurzer Debatte, t« welcher Abg. Johannsen (Däne) gegen, Abg. Hartman» (dtsch.-ko»s.) sür dm Gesetzmtwurs sprachen, tn da asten Lesung ange« nommrn. — Hterauf folgte dte erste Berathung de» Antrages Rtckert, betreffend die Abänderung da Mtlitärstrafgericht»- ordnung, und der zu diesem Antrag« gehörigen Resolution. Dte Di»kusfion üba dte Letzter« wurde auf Antrag des Abg. Rickert von da Tage»ordnung abgesetzt. D«rs«lb« Ab-«- TiMMM Amtsblatt Ar die Nützlichen und städtischen Behörden zu Freiberg mb Bruno Verantwortlicher Redakteur: Julius Brau» in Freiberg.