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Bram, z Trjcheint jede««ochmtag Michmtti.V,0llhr für den NS M 8 anvern Tag. Preis vierteljährlich 2 Marl 2b Pf., »--- * * jj zweimonatöch 1M. LO Pf. und einmonatlich 7S Pf. i dem Beginn der Reichstagsfesfion. IN daßsie mit dem Vortragt der eingehend begründeten t mit der Ueberschrift " Wünsche Erfolge erzielen werden, wobei es einleuchtend ist, 1870/71", tvsbesonder Au» Kaiser Friedrich'» Tagebruh IM, 1870/71", insbesondere in den in der Anklageschrift de» Ober- reichSanwaltS unter I 1 bis 15, H 1 bi» 2, in 1 bi» 2, Inserate werden bis Bormittag 11 Uhr angenom men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeil, oder deren Raum 15 Pf. 41. Jahrgang. — Wittwoch, de« S. Januar Lagesschai». Freiberg, de» 8. Januar. Am Sonntag Vormittag wohnt« der deutsche Kaiser dem Gottesdienste in der Berliner DretsaltigkettSkirche bet. Darauf nahm der Kaiser die regelmäßigen Borträge entgegen. Gegen 4 Uhr stattete der Großherzog von Sachsen-Weimar vor seiner Abreise dem Katserpaare einen Abschiedsbesuch ab. Um 5 Uhr reiste der Kaiser, begleitet vom Hofmarschall Frrtherrn v. Lyncker, de» Flügeladjutauten v. Vissing und v. Kessel und dem Grasen Herbert BiSmarck rc., mittel» Son derzuge» vom Stettiner Bahnhofe au» nach Liebenberg bei Löwenberg, um, «wer Einladung de» Kammerherrn Grafen Philipp Eulenburg entsprechend, an den aui den Besitzungen de» Grafen stattfindendrn großen Jagden Theil zu nehmen. Kriegrrverrlne mit Musik und Bannern, die Bevölkerung Lie benberg» und der umliegenden Ortschaften waren zum festlich geschmückten Bahnhof geeilt, um dem Monarchen einen enthu- fiastischen Empfang zu bereiten. In offenem Wagen legte Se. Majestät zur Seite de» Gesandten Grafen Eulenburg die Strecke nach Schloß Liebenberg zurück: in drei weiteren Wagen folgten die übrigen Herren. Am Schloß war der Weg mit Lampion» illumintrt; viel Publikum umstand da» Schloß und brach bei der Ankunft in begeisterte Hochrufe au». Die Damen de» Hause» erwarteten S«. Majestät im Vestibüle de» Schlaffes. Um 7'/, Uhr fand Abendtisch statt; demselben solgten musikalische Vorträge, bei welchen Graf Hochberg, Graf Moltke und von CheltuS anwesend waren. Bei herr lichstem Jagdwetter erfolgte gestern Vormittag um 9^ Uhr der Aufbruch de» Kaisers zur Jagd. Se. Majestät fuhr In einem offenen Wagen. E» sanden mehrere Treiben aus Sauen tu freier Wildbahn in den Lankrn-Bergen statt. Am Mittag wurde in einem Häu»chcn au» Borklinde an einem See da» Jagdfrühstück eingenommen. Dann fanden noch mehrere Trei ben in den Hasen» Bkken statt. Um 4 Uhr erfolgte die Rückkehr, spät» wurde die Strecke hinter dem Schlöffe be sichtigt, dann war Mittagstafel uad Abend» musikalische Solle?. — Der Erbgroßhnzog und dir Erbgroßherzogin von Baden trafen gestern Vormittag in Berlin ein und wurden bet ihr» Ankunft auf Bahnhof Friedrichstraße von dem Großherzog von Baden und dem badischen Gesandten ewpfangen. Da» Erbgroß herzogliche Paar hat Im Niederländischen Palais Wohnung genom men. — Der „Relchr-Anz." enthält tn seinem amtlichen Theil den Beschluß des ersten Strafsenats de» Reichsgerichte» zu Leipzig in der Strafsache gegen Geffckrn. Der Wortlaut diese» Beschlusse» ist folgend»: „In der Strafsache gegen den Geheimen Justizrath, Professor a. D., Dr. jur. Friedrich Heinrich Geffcken au» Hamburg, wegen LandrSverraths, hat der erste Strafsenat de» Rrich»g»ichtS in seiner nicht öffent lichen Sitzung vom 4. Januar 1889, auf den Antrag de» OberreichSauwalt», in Erwägung, daß zwar nach dem Er- gebniß der Voruntersuchung hinreichende Vcrdachtsgründe für die Annahme Vorlieben, daß der Beschuldigte rc. Geffckrn tm September 1888 durch die in Berlin »scheinende Zeitschrift „Deutsche Rundschau" Heft 1, Oktober 1888, tn einem Artikel md Tageblatt. Amtsblatt für die Vmglichea und städtischen Behörden zu Freibttg «ttkutwortltch» Redakteur: Iuliu» Braun in Freiberg. daß d» im Wahlkreise eingesessene oder mit demselben und seinen wirthschaftlichen Verhältnissen genau bekannte Abge ordnete ein geeigneterer Mittelsmann sein wird, als der nur aus parteipolitischen Rücksichten aufgestellte und ge wählte Berufsparlamentarier, welcher naturgemäß nur ein geringeres Verständniß der Erfüllung von Wünschen der angedeuteten Art entgegenbringen kann. Nach den aus dem Lande eingeganaenen Nachrichten scheint es festzustehen, daß die Pause in ven parlamentarischen Arbeiten in aus giebiger Weise für die bezeichneten Zwecke Verwerthung gefunden hat, und deshalb ist die Annahme gerechtfertigt, daß die parlamentarischen Verhandlungen auch ferner einen gedeihlichen Fortgang nehmen und zur Förderung des Wohles von Reich und Land beitragen werd«." Auf der Tagesordnung der um Mittwoch um l Uhr IV 1 bl» 2, V, VI 1 bl» 3 hervorgehobenm Stellen, Nach richten, deren Geheimhaltung anderen Regierungen gegenüber für da» Wohl de- Deutschen Reich» «forderlich war, öffentlich bekannt gemacht hat, daß jedoch für die Annahme de» Be wußtsein» de» Beschuldigte» rc. Geffcken, daß der fragliche Artikel Nachrichten d» bezeichneten Art enthafte, genügend« Gründe nicht vorhanden sind, beschlossen: 1) den Beschuldigt« rc. Geffcken hinsichtlich Ker Beschuldigung de» LarrdtSverraH» (Strafgesetzbuch Z 92 Ziffer 1) außer Verfolgung zu setzen, 2) die Haft de» Beschuldigten aufzuhebe», 3) die Kosten de» Verfahren» der ReichSkaffe auszurrlegen. Leipzig, 4. Januar 1889. Da» Relch-gerlcht, »st» Strafsenat. Dr. Leruz. von Geß." — Ueb» diese Entscheidung de» Rrich»g«rtch1» sagt dir „Köln. Ztg.": „Dasselbe hat tu seinem Beschlusse am 4. d. M. ausdrücklich festgrstellt, daß das veröffentlichte Tage buch in mehreren Beziehungen Staatsgeheimnisse enthüll, deren Geheimhaltung sür da» Wohl dr» deutsche» Reiche» tm Sinne de» 8 d2 Absatz 1 de» Strafgesetzbuch» geboten war. ES hat nur deshalb entschieden, daß Geffcken außer Verfol gung zu schm sei, wril drmsrlben nicht genügend nach- gewiesen sei, daß er das vewußtsei» von dem landerv«- räthrrischen Charakter sein» Veröffentlichung gehabt habe und daher der von dem Grsch «forderte Vorsatz fehle." — Sehr bemerkt wird dir Aeuß-rung eines allgemein al» maßvoll anerkannten süddeutsche» Blatte», der „München« Allg. Ztg.", welche also lautet: „Ein Staatsmann von de» unvergleichlichen und unvergänglichen Verdienste» des deutsch« Reichskanzler», welch« sei» große» Werk unter Schwierigkeiten und HrmmutH« zu vollbring« hat, der« Umfang, Verzweigung uud Tragweite nur Wmtge zu bemessen tm Stanie find, kann e» ohne Ein buße an sew« Größe hinnehmrn, wenn er stch einmal nach allgemein menschlich rm Gesetzt geirrt hat. Wohl ab« schtiut un» der gegenwärtige Fall eine Lehre sür Diejmtg« zu «thalten, welche dem Fürst« Bt»marck, fei'» auch im besten Glaub«, eine Unfehlbarkeit beilegen, die « selbst niemals beansprucht hat. Die Veröffentlichung deS Kron- prtnzlichm Tagebuches war von den meisten Organ« der deutschen Presse, auch solch« der national« Mittelpartei«, als hochersreulich begrüßt und nachgedruckt, und dem Inhalt der Auszeichnungen deS fürstlichen Verfassers warme Anerken nung und Zustimmung ausgesprochen worden. Nach der Be kanntmachung deS gegen die Geffckw'sche Veröffentlichung ge richtet« JmmediatbertchtS deS Reichskanzlers schlug jen« erste Eindruck bet viel« Organ« d« öffentlichen Meinung t» fei» Gegrnthetl um, und waS vorh« als patriotische That gepriesen war, wurde nun zum „Schurkenstreich", sür welch« di« höchste Strafe gerecht «schienen wäre. Selbst die freiwillige Stellung Geffcken'» vor der Behörde, dte unerwartkt lange Hast dr» kränkelnden Manne» und dir durch die längere Dau« der Voruntersuchung gebotene Frist zur gründlichen Prüfung der Angelegenheit, welche durch mehrfache publizistische Ausführungen unterstützt wurde, schienen nicht überall zu einer unparteiischen besonnmen Auffassung htnzureichen. Der nunmehrige Abschluß der vlelumstrittenm Sache gtebt ersreultcherwetse Denjenigen eine Gmugthuuug, welche selbst bet der tiefsten Verehrung sür den leitenden Staat»mann aus ein selbständige» Urthetl uud aus dte geistige Unabhängigkeit gegenüber der Sensatton»mach««t und dem PartetsanatiSmu» nicht verzichten mögen." — Auf denSamoa - Inseln hat rin höchst bellagkniwerth« Zwischen fall stattgesundm, welch« mit traurigen Verlusten sür dte deutsche Marine verknüpft war; rS wird darüber solgrud« Bericht «stattet: „Nach amtlichen Meldungen au» Apta vom 28. Dezember v. IS. wurde wegen Zerstörung deutsche» Eigen- thumS uud weg« thätltch« Insult« gegen beurlaubte Marine« Mannschaft« seitens d« aufständisch« Samoann da» Lan- dungSkorp» S. M. S. „Olga" zur Begleitung dr» deutschen Konsul» auf den Kriegsschauplatz der Eingeborenen «tsandt, wo der Konsul Verhandlungen wegen Entwaffnung etuletten wollt«. An d«m Wrge nach der Pflanzung Batlel« wurde da» LandungSkorp» der „Olga" von den Rnsständischen unter Führung de» Amerikaner» Kl«in überraschend ange griffen. In ein« derauf durch die Lmdungskorp» S. M. S. „Olga", Kreuzer „Adler" und Kaaoncnbot „Eber" unter nommenen siegreichen Landung wurden dte Eingeborenen zurück- geworfen und einige am Strande gelegene Dörfer derfrlbe« zerstört. Lieutenant Steger und 15 Mann stnd todt, dte Lteutenant» Spengler und Burchard, sowie 36 Mann verwundet. Eine Verlustliste wird veröffentlicht werden, sobald dte Namen festgestellt find. Da» Befinde» d« Verwundet« ist gut." Der brklagenSwerth« Vorgang muß nothwendtgerwetsr zu Verhandlungen zwischen der deutsch« Nachmittags beginnenden 16. Plenarsitzung des Reichstages steht die zweite Berathung deS Entwurfes eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichshaushaltsetats für das EtatSjahr 1889/90, und zwar folgender SpezialetatS: u) Etat der Verwaltung des Reichsheeres, Anlage V, sä » mit dem mündlicken Bericht dn Kommission für denReichS- haushaltsetat üoer das Extraordinarivm dieses Etats; b) Reichseisenbahnamt, Anlage IX; o) Rechnungshof, An lage XI; 6) Reichsinvalidenfond, Anlage XIII; o) Ver waltung der Eisenbahn«, Anlage XVIII, nä s auf Grund mündlichen Berichts der Kommission für dm ReichShauS- Haltsetat. ' An diesem Mittwoch tritt nach Ablauf der Weihnachts- serie» der deutsche Reichstag Wied« in Berlin zu einer Session zusammen, bei der wichtige Entscheidungen zu erwarten sind. Zu nächst wird bei der Schwierigkeit der bedeutendsten Berathungs- gegeustände der Schwerpunkt voraussichtlich in den Kom- mssious-Berathungen liegen. Wie von zuverlässiger Seite berichtet worden ist, soll dem Reichstage bald nach seinem Wiederzusammentritt eine Vorlage wegen Bewilligung von Mitteln für militärische Zwecke zugehen. Es dürste sich jedoch dabei um nicht mehr als höchstens 12 bis 15 Millio nen handeln, wovon kaum 2 vis 3 Millionen dauernde Ausgaben wären, lieber die Nothwendigkeit einer Ergän- jmig unserer Artillerie Henschen bekanntlich in den maßgeden- >en Kreisen durchaus keine Zweifel mehr. Die ostzfrikanische 8orlage ist in diesen Tagen fertig gestellt worden und als- >ald an den Bundesrath gelangt, lieber den Inhalt der korlage, wie üb« die dem Hauptmann Wißmann zu über tragenden Vollmachten ist augenblicklich noch nichts zu ag«; was darüber gemeldet wird, beruht auf leerer Ver- muthung. Ebensowenig begründet scheint die Annahme, aß der deutsche Reichskanzler Fürst Bismarck eigens nach S«lin kommen werde, um im Reichstage für die schleunige md unveränderte Annahme der ostafrikanischen Vorlage «s Wort zn ergreifen. Wenn nicht ganz besondere uner wartete Zwischenfälle eintrrten, ist Fürst BiSmarck erst kurz vor dem Geburtstage deS Kaisers (27. Januar) aus Friedrichsruhe zurück zu erwarten; von da ab dürfte der Reichskanzler aber einen längeren Aufenthalt in Berlin irhmen und sich unter Umstanden sowohl im deutschen Reichstage wie im preußischen Landtage an den parlamen tarische» Verhandlungen betheiligen, die kaum vor Ende neses Monats in lebhaften Fluß kommen werden. Gestützt durch daS ihm am Neujahr von dem Kaiser in » auszeichnender Weise aufs Neue zugesichcrte Vntrauen, ieht Fürst Bismarck der Entwickelung der Dinge in beiden Parlamenten wenn nicht mit stoischem Gleichmuth, so doch mit fester Siegeszuversicht entgegen. Dafür zeugt der zuver sichtliche Ton, mit dem an der Schwelle der neuen Reichs tags-Session die bekanntlich dem Reichskanzler sehr nahe stehende „Nordd. Allg. Ztg." Folgendes schrieb: „Dem bevorstehenden Wiederzusammentritt des Reichstags folgt bald darauf die Eröffnung der Sitzung« des neugewählten preußischen Landtags; damit tritt bei uns die parlamen tarische Saison in vollem Umfange ein. Aus den Ver handlung«, welche im Reichstage vor Weihnachten ge pflogen wurden, ließen sich bereits die besten Erwartungen bezüglich ihrer schließlichen Ergebnisse ableiten, so daß die Reichsboten befriedigt in die Ferien gehen konnten, in denen ihn« eine erwünschte Gelegenheit geboten ward, sich mit ihr« Wählern über die Aufgaben, welche dem Reichstage gestellt stnd, und die Art der Erledigung derselben in Ein- verständniß zu setzen Vor allen Dingen sind es die kolonialenAngelegenheiten gewesen, welchen das Laud, wie zahlreiche inzwischen abgehaltene Versammlungen beweisen, die lebhafteste Theilnahme entgegcnbringt Es ist dabei erfreulicher Weise festzustellen gewesen, daß die Wähler stch ohne Rücksicht auf die verschiedenen politischen Strömungen der Parteiansichten im Allgemeinen zu den Zielpunkten bekannten, welche in der Reichstagssitzung vom 14. Dezember v. I. aufgestellt Word« sind. Man macht s.ch kein« Uebertreibung schuldig, wenn man «klärt, daß mit jenen Zielen nur ein Theil der Berliner Joumalistik nicht einverstanden ist, und wird mit der Annahme nicht fehlgehcn, daß dieser eine günstige Gelegenheit gekommen glaubt, durch die Erweckung von Furcht vor d«, den kolo nialen Aufgabm zu bringenden Opfern das Volk in die Opposition zu drängen. Jndeß ist trotz der großen zu diesem Zwecke aufgewendeten Mühe ein Erfolg nicht zu bemerk« gewesen. Auch bezüglich d« sonstigen Arbeiten des Reichstags haben die Abgeordneten die Ansichten, welche im Lande herrsch«, zu erforsch« gesucht, so daß »an annehmen darf, diese Erörterungen werden namentlich dem Zustandekommen der Alters- und Jnvaliden- Versicherung zum Vor! heile gereichen. Damit ist jedoch der Kreis d« Wünsche, welche im Lande gehegt werden, durchaus nicht geschlossen; es sind vorzüglich die umfang reichen Gebiete der Wirthschafts- und Wohlfahrtsverwal tung des Staates, auf denen naturgemäß die verschiedenen Gegenden verschiedene Bedürfnisse haben. Je inniger stch nun der Verkehr der Abgeordneten mit ihren Wählern gestaltet hat, je genauer sie sich über die einschlägigen Ver hältnisse unterrichtet hab«, desto größer ist auch die Aus-