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SD 8 Seiten, irtrank von r LUs» löiAöll. 0,4« R. 1,»° L lvr. 1888: ag. , Dresden- »M rbsft. osen. itlvo. November, 100, 101, Tagesschau. Freiberg, de« 6. November Am Sonntag Vormittag erledigte der deutsche Kaiser verschiedene Regiernngsangelegenheitrn und empfing den preußi schen Gesandten in Oldenburg, Grafen zu Eulenburg, sowie später den Erbgroßherzoz von Oldenburg, welcher auch von den Kaiserlichen Majestäten am Nachmittage zur Tafel gezogen wurde. Der Kaiser nahm im Laufe de» gestrigen Vormittage» die regelmäßigen Vorträge entgegen und arbeitete später längere Zett mit dem Wirklichen Geheimen Rath von LucanuS. — Die Kaiserin Friedrich wird am 17. November in England zu einem Besuche der Königin Viktoria ekntreffen. Ihre Majestät wird bet der Landung in Qaeentborough von dem Prinzen von Wale» al» Vertreter der Königin von Eng land empfangen und nach Windsor geleitet werden, wohin am Morgen de» nämlichen Tage» die Königin au» Balmoral zu rückkehrt.— Dem deutschen Reichskanzler ist folgende Eingabe der in Belfort mißhandelten Studenten zugegangen: „Freiburg i. B., 30 Oktober 1888. Die Ende»unterzeichneten gestatten sich in aller Ergebenheit, einem hohen „Reich»kanzler- amte" zur geneigten Kenntnißnahme zu unterbreiten, daß laut Erlasse» de» Großherzogl. Justizministerium» vom 23. d M. dasselbe die Belforter Angelegenheit, soweit fie da» diesseitige Ministerium berühre, al» erledigt halte, nachdem alle Bemüh ungen, einen französischen Recht»anwalt zur Vertretung zu ge winnen, erfolglo» geblieben seien. Albert Heiser, stuck. ror. nat., Max Matzier, stuck. rsr. nut, F. Mußmann, stuck, rsr. nut., Fritz Heiser, stuck, jur." — Bekanntlich hattm sich die genannten Studenten vorher selbst durch ihren deutschen mühungen ungeachtet de» klaren Rechte» ohne jeden Erfolg. Nun auch die Schritte de» Großherzoglichen badischen Justiz ministerium» von einem Erfolg nicht begleitet waren, bleib« al» letzter Instanz der Rrichtregierung wohl die etwaig« nothwevdigen Schritt« Vorbehalten. — Gestern hielten in Berlin dir Au»schüsse de» deutschen Bunde»rath» für Rech nungswesen, ferner die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, sowie für Eisenbahnen, Poft und Telegraphen und für Rechnungswesen Sitzungen. — Bei dm bezüglichen in Berlin stattgrfundrnm Unterhandlungen Hot man sich dahin geeinigt, daß zwischen Deutschland und der Schweiz grundsätzlich ein Tarisvertrag vereinbart werden solle. — Der „Köln. Ztg." zusolge wird schon in nächster Zeit eine neue kleidsame Uniform für die Reichtbeamtrn angeorduet werden. — Ueber die am 3. d. M. stattgehabt« Reichstag»- Stichwahl in AnSbach Schwabach llrgm di« Schlußzahlm noch nicht vor, doch dürft« drr volk-parteiliche Kandidat Kröber, für dm die Dmtsch Frtifinnigkn und Soziawemokraten stimmt«, mit ktwa 6400 Stimm«» gegm «twa 4000, wrlch« drr frrt- konsrrvative Kartrllkandtdat von Lrrchmfeld «rhirlt, grwählt sein. — Dem „StaatSanzeiger sür Württemberg* zufolge ift der Präsident deS StaatSministertumS, Freiherr von Mitwacht, aus Wunsch deS Königs von Württemberg nachNiz»« abgereist. Der „Staatranzetger" bringt ferner folgende Mit- theilnng: „Gegenüber der Behauptung an»wärttger Zeitung« über angeblich von Sr. Majestät dem König kontrahirte, do» allerhöchste Prlvatvrrmögm belastend« Verbindlichkeit«» find wir von zuständiger Seit« zu der Erklärung ermächtigt, daß die fragliche Behauptung jede» tatsächlichen Grund«» entbehrt. — Au» Kapstadt liegen, nach einer Mitteilung der Münchener „Allg. Zig." Briefe von Deutschen vor, welche verschied«« bemerkm»werthe Mittheilungen auch über und au» Deutsch« Eüdwrstafrika enthalten. Darin heißt r»: „Die Rach richtm au» Damara-Land lauten günstig, auch nördlich von Otjimbingur ist an mehreren Orten Gold gefunden Word«. Je mehr e» sich nun herau-strllt, daß Damara-Land so et« Art Eldorado ist, scheint sich auch der Hader unter dm Lands leuten dort zu steigern. Au» wohlunterrichteter Stelle ver lautet, daß die Deutschen dem R«ich»kommifsär mehr Schwierig keiten machen, al» die Farbigen. Inzwischen haben sich auch von hier (Kapstadt) und von Kimberley mehrer« Expedition«» nach Damara-Land begeben, und wir spüre» hi«r schon sehr, daß d«r Schiffsverkehr rin lebhafterer geworden ist." In dm d«utschltberalm Kreisen Oesterreichs tritt imm« sichtlicher die Tendenz hervor, dem Wehrgesetze keine Opposition zu machen. Die „Neue Freie Presse" warnt ihr« Gesinnungs genossen davor, diese Angelegenheit zur Parteisrage zu machen, und bemerkt, da» Beispiel de» unglückseligen Kampfe» gegm da» Septennat im deutschen Reiche zeige, wie man in solcher Lage nicht handeln solle. Die Opposition befinde sich brzüg- lich der Wehrvorlage in einem harten Kampfe zwischen patrio tischer Pflicht und politischer Uebrrzeugung, allein r» sei zweifellos, daß vor dem überwältigenden Jnterefse de» Reich«», vor den Anforderungen de» Vaterlandes der Partelstandpuukt schwinden müsse; die Opposition könne sich keiner Vorlage widersetzen, welche die Regierung al» ein Ersorderutß sür di« Entwicklung der Wehrkraft und somit al» «in« Vorau»srtzung der auf dem deutschen Bündniß beruhenden Friedenspolitik er klärt. Der Artikel schließt mit den Wortm: „ES giebt nm einen Weg: Wir Deutsche müssen lieber noch zehn Jahre in Opposition gegen dir slawische und föderalistische Regierung bleiben, al» unser Vaterland und unsere deutschen Bundes genossen sür da» Linsengericht eine» Parteierfolgr» "zu ver lausen." — Bezeichnend dasür, daß, wo e« sich um die Czechtfirung und den Kampf gegen daS Deutschthum handelt, Alt- und Jungczechen da» gleiche Ziel verfolgen, sind die Mel- düngen aus Prag, wonach die Jungczechen entschlossen stak dm Altczechen bei den Stadtverordnetmwahlen in Prag, bet welchen Stichwahlen zwischen altczechischen und deutschen Kan didaten nothwendig geworden, beizuspringen. Dle Altczechm würdm also ihr Durchdringen nur der Gnade der von ihn« bekämpften Jungczechen zu verdanken haben. Neuere» Nachrichten zufolge ist bet dem leidenden König der M-d-rland- noch D-phtherW h nzug tre en. Der Zu- stand ist bedenklich, jedoch soll noch keine unmittelbare Leben», gesahr vorhanden sein. . .. Ein Pariser Blatt hatte die Meldnng gebracht, die krauiöksche Regierung habe in Folge drr dreifachen Wahl Boulanger'» den Gmeral. Direktor der öffentlichen Sicherheit Gragnon beauftragt, ein« Untersuchung über den genauen Stand der boulangistischen Epidemie im Lande avzustellrn. Diese Untersuchung sei jetzt beendet und da» Ergednih ginge dahw hervorragender Politiker manche Einbuße erlitten. Als fast unentbehrlich sür die Mederwahl deS demo kratischen Präsidenten Cleveland erscheinen die 36 Stimmen deS Staates New-Jork, aber daselbst ist der Ausgang durch die Spaltung der Demokraten bei der Wahl des Bürger- Meisters der Stadt New-Jork sehr in Frage gestellt. Für den letzteren Posten haben die dortigen zahlreichen deutschen Demokraten den Vertreter des Nordd. Lloyd, Hermann Oelrichs, vorgeschlagen, während die übrigen Demokraten an dem bisherigen Bürgermeister Hewitt festhalten, der so genannte „Tammany-Hall-Klub" Hugh Grant aufstellt, die republikanische Partei aber für den Arbeiterkandidat, Coogan, eintritt. Der eifrigst bettiebene Versuch, die über die Bürger- meistnwahl entzweit« demokratischen Brüder in New-Jork zu versöhnen und wenigstens zum gemeinsamen Handeln bei der Präsidentschaftswahl zu veranlassen, dürfte kaum geglückt sein. Im Allgemeinen blieben diesmal die Massen ziemlich ruhig und ließen sich von den Parteiführern nicht sonderlich erregen, weil die seit 1884 herrschende Demo- kraten-Partei die Hoffnungen auf Beseitigung der unter dem republikanischen System ans Licht getretenen Mißbräuche keineswegs hinreichend erfüllt hat. Nicht die Reformen sind bei dem diesmaligen Wahlkampf in Frage gekommen, sondern ausschließlich materielle Interessen. Das republika nische Programm verspricht dem unparteiischen Wähler billigeren Zucker und Branntwein, während die Demokraten niedrigere Preise für Rohwolle, Holz, Salz und Wollzeuge in Aussicht stellen. Die Zollpolitik liefert aber trotzdem für den Wahlkampf kein rechtes Schlagwort, weil die frei händlerische Botschaft des Präsidenten Cleveland nachträg lich von seinen demokratischen Anhänge« derart abgeschwächt wurde, daß sie kaum noch bei den Schutzzöllnern besonderen Anstoß erregen konnte. Sollte die demokratische Partei am Ruder bleiben, so würde wohl auch die auf der Tagesord nung stehende sehr bescheidene Tarifrevision sich kaum zu einer großen und umfassenden freihändlerischen Maßregel auswachsen. Trotzdem sind die schutzzöllnerischen Trust- Vereinigungen, deren Vortheil auf der Seite des äußersten Schutzzolles liegt, bei dem Wahlkampf in der Nordamerika- Nischen Union für die republikanische Sache eingetreten, weil sie von dem demokratischen Prinzip der allmählichen Entlastung deS Tarifs durchaus nichts wissen wollen. Aus demselben Grunde dürfte ein Erfolg der republikanischen Sache zum entschiedenen Sieg des Schutzzollsystems führen und jeder Rücksichtnahme auf das Ausland ein Ende machen. Fast noch bedenklicher ist der Umstand, daß die republi kanischen Leiter sich auf einen öden und lärmenden Chau vinismus geworfen haben und im Fall eines Erfolges bei der Präsidentschastswahl vor keiner auswärtigen Verwme- An diesem Dienstag werden in den Bereinigten Staaten von Nordamerika die Wahlmänner erkoren, welche den Prä- sidenten und den Vicepräsidenten zu wählen haben. Von demokratischer Seite sind der gegenwärtige Präsident Grover Cleveland und Thurmann aufgestellt: die republikanisch« Gegenkandidaten sind Harrison und Morton. Mit einem eigenen Kandidaten ist diesmal die Prohibitions-Partei, die Gesammtheit der früher mit den Republikanern verbundenen Mäßigkeitsvereinler, welche staatliche Verbote der Bier-, Wein- und Branntwein-Erzeugung anstrebt, in die Wahl bewegung eingetreten. Diese über höchstens 20000 Stimmen verfügenoe dntte Partei kann natürlich keinen eigenen Kan didaten durchbringen, wohl aber daS Schicksal der anderen Kandidaturen beeinflussen. Die Blätter jeder Partei pro phezeiten in letzter Zelt den Sieg ihrer Sache, aber un parteiische Beobachter fand« doch heraus, daß die Aus sichten der Demokraten keineswegs günstiger als die der Republikaner sind und daß wenige Stimmen entscheidend wirken werden. Bekanntlich gaben auch im Jahre 1884 nur einige hundert Stimmen, welche im Staate New-Jork zu Gunsten der demokrattschen Sache abgegeben wurden, den Ausschlag zu Gunsten des demokratischen Kandidaten Cleveland. Um wiedergewählt zu werden, müßte Cleveland von den am 6. November 1888 zu erwählenden Wahl- männern mindestens 201 sür sich haben. Auf die von den Südstaaten zu erwählenden 153 Wahlmänner kann er mit Bestimmtheit rechnen; eS handelt sich also nur noch um 48 Stimm«, welche die Staat« New-Jork, Indiana, Connecticut und New-Iersey, die 36 bezw. 15, 6 und S Wahlstimmen haben, liefern könnten. Die vier genannten Staaten sind gerade darum in letzter Zeit der Gegenstand der wildesten Wahlagitation gewesen und haben in den selben dem Anscheine nach die Demokraten durch den Abfall I lung zurückschrecken würden. Um die Stimmen der zahl- > R«cht»anwalt bemüht, einen französisch«» Anwalt zur Uebe»« Irländer zu gewinnen, hab« die Republikaner die nahm« ihre» Mandate» zu gewinnen, doch bliebe» ihre Massen glaub« machen, daß sie die amerikanische Politik in ein vollständig gegen England und Deutschland feind liches Fahrwasser leiten würden. Unter solchen Umständ« sind die Sympathien der Deutschen in der nordamerikanischen Union naturgemäß auf Seit« der Wiedemahl Clevelands und konnte auch der englische Gesandte bei den Vereinigten Staaten, Lord Sackville d« ihm nahestehenden Amerikanern englischer Nationalität nur vertraulich rathen, in diesem Sinne zu stimmen. Sackville war aber unvorsichtig genug, dies schriftlich von sich zu geben, ohne zu ahnen, daß seine Beantwortung einer bezüglichen Anfrage aus Kalifornien durch einen schnöd« VertrauenSmißbrauch an die Oeffent- lichkeit gelangen könnte. Mit der angeblichen Einmischung des englisch« Gesandten in die nordamerikanische Präsi dentenwahl erlangten die Republikaner ein rothes Tuch, mit dem sie die irischen Amerikaner mr höchsten Wuth reizen konnten. Unmittelbar nach dem Bekanntwerden des Briefes, in welchem Sackville dem Kalifornier rieth, für Cleveland zu stimmen, telegravhirte das in Nm Jork tagende demokratische Nationalkomite nach Washington, daß die Stimm« der Irländer ihm aus den Händen entschlüpft«; nur ein äußerst energischer schneller Schritt könne noch Helf«. Damuf hin entschloß sich der demokratische Staatssekretär Bayard, so rücksichts los gegen England vorzugehen, daß die Irländer daran ihre Freude haben sollt«. Er sandte dem englischen Ge sandten in Washington ein einfach „Lord Sackville" adressirteS Schreiben folgend« Inhalts: „Mylord! Auf Anweisung deS Präsidenten habe ich die Ehre, Sie zu be nachrichtigen, daß aus Gründen, welche der britischen Re gierung bekannt gegeben Word« sind, Ihr ferneres Ver bleib« in Ihrer gegenwärtigen amtlichen Stellung bei dieser Regierung nicht länger genehm ist und folglich die guten Beziehungen zwischen den beiden Mächten schädigen würde. Ich habe ferner die Ehre, auf Anweisung des Präsidenten, einen sicheren Gelettsbrief durch daS Gebiet der Vereinigten Staaten beizufügen. Ich habe die Ehre, zu sein Ihr gehorsamer Diener T. F. Bayard." In Eng land machte dieses verletzende Vorgehm den denkbar schlech testen Eindruck, da das Kabinet von Washington der eng lischen Regierung Zeit hätte lassen müssen, ihren allzuver- trauensvoll« Vertreter selbst abzuberufen. Freilich wäre das für den Wahleffekt zu spät geworden. Daß die demo kratische Regierungspartei solches Mittelchen für nöthig hielt, um Wähler zu fangen, beweist hinlänglich, daß sie ihrer Sache durchaus nicht sicher ist und einen Erfolg der republikanischen Gegner befürchtet. Der 6. November ent» scheidet unverkennbar für die nächst« vier Jahre nicht nur das Loos der einzeln« Partei«, sondern der ganzen nord amerikanischen Union, die von einer Verschlechterung der Beziehung« zum Ausland sicher nur erhebliche Nachtheile haben würde. . - 41. Jabraana. » > -»/D Erscheint jeden Wochentag Nachmitt.'/,6Uhr für den I «« 260. Mittwoch, den 7. November md Tag MM. Amtsblatt für dir königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg und Br Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg. Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angenom. men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile D FHUMMM. odn deren Raum 1S Pf.