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Die Romfahrt des deutsche« Kaisers ist zu Ende und die Bewohner der deutschen Reichshauptstadt schicken sich an, dem heimkehrenden Monarchen ihre Freude über den großartigen Verlauf seiner Reise und über seine glück liche Rückkehr in hervorragender und bleibender Weise durch Stiftung eines Monumentalbrunnens kund zu geben. Un zweifelhaft verdient die Kaiserreise nach Italien als ein glänzender Erfolg für die Persönlichkeit des jugendlichen Reichsoberhauptes und für das von ihm vertretene Reich selbst angesehen zu werden. Alle, welche Gelegenheit hatten bei der trefflichen Truppenschau in Centocello oder bei dem unvergeßlich schönen Einzug in Neapel, bei der imposanten Flottenschau zu Castellamare, bei den interessanten Aus- grabunaen zu Pompeji oder bei der festlichen Beleuchtung der klassischen Trümmer des Forum Romanum dem deut schen Kaiser nahe zu sein, sind entzückt von der Einfachheit und Natürlichkeit seines würdevollen Auftretens, über seine zunehmende Kunst in der Behandlung der Massen, über sein sachliches Eingehen auf militärische, bürgerliche und insbesondere künstlerische und wissenschaftliche Fragen. Die unbeschreibliche Begeisterung des italienischen Volkes für den hohen Gast war um so größer, als bisher die Rück sicht auf den Papst den Besuch fremder Herrscher von Rom ferngehalten, Kaiser Wilhelm aber in seinem am 12. d. M. im Quirinal gehaltenen Trinkspruch Rom ausdrück lich als Hauptstadt Italiens anerkannt hatte. Der deutsche Kaiser fühlte sich trotz seines dem heiligen Vater im Vatikan mit großer Ehrerbietung abgestatteten Besuches in Rom als der Gast des Königs von Italien und brachte dem italienischen Volke das Beste, was es von einem fremden Herrscher erhalten konnte, Stärkung seines nationalen SelbstbewußtseinS und muthigen Selbstvertrauens. Obgleich die Unterredung im Vatikan unter vier Augen vor sich ging, drang der eigentliche Inhalt derselbendoch in'SVolk und steigerte dessen Begeisterung. Papst Leo XIll. ließ die Geheim kämmerer Marini und Bisleti den Inhalt seiner Unter redung mit dem deutschen Kaiser für das Archiv nieder schreiben und bald darauf bestätigten die klerikalen Blätter das bereits verbreitete Gerücht, daß der Papst bei jener Unterredung auf die Frage von der weltlichen Gewalt wiederholt näher einzugehen versuchte, während der Kaiser eine nähere Besprechung des Gegenstandes ablehnte. Der römische Korrespondent des »Schwäbischen Merkurs" ver sichert, daß Kaiser Wilhelm darüber zu dem König Hum bert sagte »er habe dem heiligen Vater jede Illusion ge nommen." Der ministeriellen „Agenzia Stefani" zufolge hat Graf Herbert Bismarck das Gleiche gethan, indem er in einer besonderen Audienz dem Papst erklärte, daß Deutschland die römische Frage als geschlossen betrachte. Diese rückhaltlosen Aeußerungen von deutscher Seite machen es sehr wahrscheinlich, daß die Romfahrt unseres Kaisers eine bedeutende Rückwirkung auf die innere deutsche Politik zur Folge haben wird. Nach dem Abschluß des Kultur- kampses wurde dem preußischen Zentrum vom Vatikan aus das Recht abgesprochen, in rein politischen Fragen Oppo sition zu machen; nachdem aber jetzt der deutsche Kaiser als Gast des Königs von Italien in Rom erschienen und dort jede Hoffnung auf Wiederherstellung der weltlichen Herrschaft des Papstthums vereitelt hat, dürften Windthorst und sein Anhang wieder die volle Gunst der römischen Kutte erringen. Das Zentrum fühlt sich dadurch wieder existenzberechtigt und steht, gestärkt durch die überraschenden Erfolae seiner österreichischen Gesinnungsgenossen im Begriff, dm Kampf um die Schule zu beginnen. Der Erzbischof von Köln hat bereits mit Bezug auf die Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhause einen Maß veröffentlicht, der in diesem Sinne gehalten ist und die „Nordd Allg. Ztg." zu der Aeußerung veranlaßte, der Erzbischof könne gar nicht Anweisungen für das Verhalten der politischen Dahlen zu Gunsten des Zentrums geben, da dies mehreren Aeußerungen des Papstes, insbesondere der 1885 erlassenen Encyklika „über die christliche Staatsverfassung" widerspreche. Das offiziöse Blatt dürfte nach den Ergebnissen der Rom- sährt mtt diesen Ausführungen weitere ultramontane Kundgebungen kaum verhindern. Nicht geringeres Aufsehen «regte ein Artikel desselben Blattes über das Tagebuch Kaiser Friedrichs und die Regierungsunfähigkeit des Libe ralismus, zu welchem sich der deutsche Kronprinz darin bekannte. Dieser Aeußerung gegenüber erklärte die »Münchener Allg. Ztg.": „Daß eine liberale Regierung Kaiser Friedrichs eine Unmöglichkeit oder ein Nachtheil gewesen sein würde, dafür würde man namentlich in Süd deutschland nicht viele Gläubige finden." Diese politischen Partei Zänkereien und der durch die jetzt veröffentlichte Schmähschrift Mackenzies in bedauerlichster Weise wieder aufgefttschte ärztliche Streit haben nicht vermocht die feier liche Stimmung zu stören, in welcher zahllose Deutsche am 18. Oktober des Tages gedachten, an welchem Friedrich III. der Welt geschenkt wurde. Die an diesem Tage der Kafferin Friedrich von den Vertretern der Stadt Berlin gewidmete große Kaiser Friedrich-Stiftung und die in Gegenwart beider Kaisertum n in Potsdam erfolgte feierliche Grundsteinlegung zu dem Mausoleum des dahingeschiedenen Monarchen nefen dessen Gedächtniß nicht so lebhaft zurück, wie das Verhalten unsers Kaisers in Italien, welches überall die frohe Urber zeugung verbreitet: »Friedrich III. ist unsterblich; er lebt im Sohn!" - Durch die Veränderungen im -fterreichische« Mini- sterium Taaffe ist unverkennbar der Schwerpunkt der inneren Politik des großen Nachbarstaates wesentlich nach rechts verlegt und der bisherige parteilose Standpunkt verlassen worden. Der Rücktritt des Ministers ZiemialkowSki war durch die Branntweinsteuer-Verkältnisse längst bedingt wor den und dürfte sein Nachfolger ZaleSki höchstens den Ruthenen Galiziens unwillkommen sein. Wett bedenklicher erschien die anfangs selbst von Wiener Regierungsblättern ungünstig beartheilte Ernennung deS bisherigen Statthallett von Mähren, Grafen Schönborn, zum Justizminister, Wei dieser entschiedene Politiker bisher unentwegt für das böhmische Staatsrecht und die Krönung des Kaisers in Prag öffentlich aufgetreten ist. Seine Berufung ist nick geeignet, der jungczechischen Agitation gegen das Äündni Oesterreichs mtt Deutschland ein Ende zu machen, wohl aber die czechischen Ansprüche noch mehr zu steigern. »HlaS Naroda" verlangt bereits die Auflösung und Czechisirung des mährischen Landtages. Von deutschliberaler Seite wird angesichts des drohenden Systemwechsels noch vor dem am 24. d. M. erfolgenden Wiederzusammentritt des österreichi schen Reichsrathes eine Vereinigung der verschiedenen Fraktionen angestrebt. — Dem bereits wieder in Pest tagenden ungarischen Abgeordnetmhause wurde von dem Munster- Präsidenten Tisza der neue Staatshaushalt Ungarns vor gelegt, der zwar eine bedeutende Besserung gegen das Vor lahr aufweist, aber doch nicht frei von ernsten Schattenseiten ist. Durch das erneute Steigen der Ausgaben für Heeres bedürfnisse werden die Mehreinnahmen an Steuern ziemlich aufgezehrt, zumal die Einnahmen den gehegten Erwartungen nicht vollständig entsprechen. Dadurch ist immer noch ein Fehlbetrag von fast 7*/, Millionen Gulden zu verzeichnen, zu welchem der Bedarf für die Schuldentilgung im Bettag von etwa 13 Millionen hinzuzurechnen ist, so daß mehr als 20 Millionen des Bedarfes nicht durch die Einnahmen gedeckt sind. Ucber den von dem Ministerpräsidenten Floquet der franzö fische« Kammer vorgelegten Plan der Verfassungsrevision sind alle gemäßigten Republikaner ganz entsetzt, weil das Projekt lue wichtigsten Befugnisse des Präsidenten der Re publik und des Senats angreift, den ersteren zu einer reinen Unterschriftsmaschine und den letzteren zu einer Registratur- Versammlung herabzuwürdigen droht. Das ungestüme Ver halten deS konservativen Republikaners Ribot brachte aber trotzdem in der Mittwochs-Sitzung der französischen Kammer den Minister Floquet in die glückliche Lage, „anläßlich" eines Revisionsprojektes, aber nicht „bezüglich" desselben die Kabinetsfrage zu stellen und dadurch die Opportunisten zu zwingen, mit den Radikalen für das Kabinet zu stimmen, im dm Ausbruch einer Ministerkttsis zu vermeiden, welche dieselben in diesem Augenblicke als unzeitgemäß und verfrüht erachten mußten. Die gemäßigten Republikaner bestreiten nachträglich, daß man dieser Abstimmung die Bedeutung eines Vertrauensvotums beilegen könne. Bezeichnend für die Lage ist, daß man gleichzeitig auf der äußersten Linken an dem Ernste Floquets zweifelt, die Verfassungsänderung wirklich durchzuführen. Der italienische Botschafter, Graf Robilant, der am Mittwoch in London verstarb, hat als junger Offizier einst unter Karl Albert von Sardinien muthvoll gefochten, die im militärischen Dienste bewährten Tugenden, Muth und Offen- ;eit, auch später als Staatsmann bewährt und besonders M Besserung der Beziehungen zwischen Italien und Oester reich nach Kräften beigetragen. Die in Italien jetzt vor handene Mißstimmung gegen Frankeich ist durch das Aus weisen von französischer Seite eingeschmuggelter irreden- tistischer Zettel bei der Ankunft Kaiser Wilhelms noch wesent lich gesteigert worden. Der italienische Generalkonsul i» Tunis ist so energisch für die Unabhängigkit der dortig« italienischen Schulen eingetteten, daß der französische Ge neralresident Massicautt sich plötzlich einer sehr versöhn lichen Haltung befleißigte, um ernste Konflikte zu vermeid«. Nach dm entschiedenen Molgm der englische« Wass« in Sikkim glaubte man in London schon an die Been digung des ganzen Feldzuges gegen die Tibetaner. Nach dm neuesten Nachrichten aus Simla hat aber der Befehls haber der Expeditton in das Schwarze Gebirge angezergt, daß er, da eine Gesandtschaft deS noch widerstrebend« Stammes der Akazais bis zu dem von ihm festgesetzt« Zeitpunkte nicht eingettoffen sei, die Feindseligkeiten wieder aufnehme. Trotzdem die Belgrader Regierungsblätter die Gerüchte über eine serbische KabinetskisiS fortgesetzt als uug» gründet bezeichnen, scheint dort eine unbeschreibliche Ver wirrung zu herrschen, die man als nichts Anderes anseken kann. Die Krisis besteht insofern als die dem serbisch« Kabinette angehörenden Mitglieder der Fortschrittspartei kaum bleiben können, nachdem König Milan offen sein MH- trauen gegen diese Partei ausgesprochen hat. Von eine» sich auf eine andere Partei — sei eS die liberale oder radikale — stützenden Ministerium kann noch weniger die Rede sein. Somit ist nicht einzusehen, wie überhaupt da» parlamentarische System aufrecht erhalten bleib« sal. Denn wenn auch Christie am Ruder bleibt, kann doch davon nicht die Rede sein, daß sich das Kabinet auf eine Partei stützt. Von russischer Seite geschieht wahrscheinlich Alles, um die Verwirrung zu erhöhen und die Lage für zur Gmüge bekannte Tendmzen zu verwerthen. TageSfcha«. Freiberg, de» 20. Oktober. Der deutsche Kaiser begab sich gestern früh in N«, nach der Macao-ESplanade, um dem auf Allerhöchstsein« Wunsch stattfiadenden Manöortren eines Bataillons der Beo saglieri beizuwohuen. König Humbert, der italienische KriegS- minister, der Korps- und der Divisions-Kommandeur, sowie der Kommandeur des Bersaglieri. Regiments begleiteten d« Kaiser. Aus Allerhöchsten Wunsch wurden dem Kaiser mehrere der Märsche überreicht, welche von dem Mustkkorps der Ber- saglirri, der Alpentrupprn und der Infanterie gespielt wurde«. Gestern Nachmittag 2'/, Uhr verabschiedeten sich der Kaiser mck Prinz Heinrich von der Königin von Jtali«, welcher fit die Hemd küßten, sowie von den Prinzessinnen. Eine Biertrlfwndr später verließen die Majestäten den Quirinal durch dir Bi« Nazionale, wo die Trupp« Spalier bildet«, um sich »ach dem Bahnhof zu begeb«. Alle Fenster, Ballone und Straß« waren mit einer zahlreichen Menschenmenge besetzt. Bei de« Erschein« der Majestäten wurden begeisterte Kundgebung« ausgebracht. Die Mustkkorps spielten abwechselnd die italienische und die preußische Hymne. Kaiser Wilhelm trug die Husare» Iniform. Die Majestäten trafen kurz vor 3 Uhr am Bah» jof« ein, um 3 Uhr verabschiedet« sich der Kaiser von d« Prinzen, Prinz Heinrich von dem König. Darauf schüttelt« ich die Souveräne die Hände, umarmten, küßten sich wieder- wlt mit großer Innigkeit und ries« sich mehrmals „Auf Wiedersehen" zu. Der Kaiser und Prinz Heinrich blieb« noch mehrere Minuten auf der Plattform des Waggons, als ich der Zug fchon in Bewegung setzte. Graf Solms begleitete den Kaiser bis an di« Gr«nze. B«i d«r Rückkhr vom Bah» Hof« wurden dem König von Italien stürmische Ovation« dargebracht. Der Kaiser hatte dm Wunsch ausgrsprochrn, die Behörde» möchten bei seiner Rückreise nicht auf den Bah» Höf« erscheinen. Der Kaiser speiste gestern Abend 8 Uhc auf dem Bahnhofe in Arezzo. In Florenz blieb Prinz Heinrich zurück, übernachtete im Waggon und setzte heute früh die Reise nach Wien sort. Soweit bis jetzt bekannt, dürfte der Kaiser am Sonntag Bormittag wieder im Marmorpalais bei Potsdam rintteffen. Da- Befind« des Monarch« ist trotz der Anstrengungen der letzten Tage ein ganz vorzügliches. — Wie der »Hamb. Korresp." meldet, beabsichtigt Kaiser Wilhelm auf seiner Reise nach Hamburg dem Fürsten Bis marck einen Besuch abzustatten. — Die ^preußischen Freimaurer-Großlogen werd« in Ausführung eweS bereit m 17. Juni d.J. gefaßten Beschlusses an Kaiser Wilhelm II. irmuächst ein« Ergebenheits-Adresse richten, „in^welcher um erneren Schutz gebeten wird." Daß dieser schritt nicht rüher erfolgte, erklärt sich daraus, daß von Seiten d«r Groß-