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rB eMM; und Tageblatt -K/M LH I! Eychrim ied«u Wochruurs siachtE. ^^lchr sitr dm »Ho HF II and«n T«g Preis di«rt<Mrlich, Mark» dV» H zweimonatNch 1M. vv Pf. »ad etmuavstlich 7b Pf. Tagesschau. Politik des Fürsten Bis- f 41. S-Er-mi,. Freitag, de« 87. Juli Amtsblatt für die königliche» und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand Verantwortlicher Redakteur: Silk» »ra«, i- Freiberg Nachbestellungen «mf die Monate August uud September Werde« zum Preise von 1 Mik. 5« Pfg. vo« alle« kaiserliche« Postanstatte«, sowie vo« de« be kannte« Ansgabestelle« n«d der u«terzeich»ete« Expeditton ange«omme«. Expedition -es Freiberger Anzeiger. Freiberg, de« 26. Juli. Zum Empfange der deutsche« Kaisers werde» nicht nur in Stockholm sondern auch in Kopenhagen die großartigste« Anstalten getroffen. König Christian wird am Sonntag au Bord einer Panzerflotte gehen, um seinem Gast entgrgeuzusegeln, und nachdem die Monarchen im Sunde einander begrüßt habe», segeln die vereinigten Flotten nach Kopenhagen. Die zeh» deutschen Panzerschiffe gehe» beim Fort „Tre Kroner" vor Anker; die dänischen Schiffe paradirm aus der inneren Rhede, während die deutsche Kaiser-Aacht und die dänische Fregatte bei der Zollbude anlrgen. Zwei russische Kriegsschiffe werd« ebenfalls in Kopenhagen aukommen und wird dann eine Flotte von gegen 20 großen Kriegsschiffen im Sunde versammelt sein. — Treffend sagt die „National-Ztg.": „Kaiser Wilhelm hat mit seinem Besuch i» Petersburg die Erbweisheit preußische» KänigthumeS ausgelöst, welch« ihm sein sterbender Großvltter aus den Lebensweg mitgab: „Rußland nie zu verletzen." Selten ist ein junger Herrscher in so verzerrtem Bild« de« Auslande vorgeführt wordeu, wie dies methodisch während langer Monate unsere« Kaiser begegnete. Nichts wurde ge spart, um den jetzigen Herrscher in Farben zu male», die schon von vornherein ihn dem Mißtrauen und der Abneigung Europas empfehle» sollten. Eine schändlichere Preßverschwörung hat man selten erlebt, als die zu jenem Zweck geschloffene war. Jetzt ist Kaiser Wilhelm zum erste» Male als Herttcher i» Ausland« vor eine« ungemrin scharf urth«ileud«n und keines wegs günstig voreingenommenen Publikum erschienen. Das Ergebniß liegt vor. Die einfache Würde, die jugendliche uud dennoch gehaltene Heiterkeit, das lebhafte Interesse, die Freund lichkeit und Lebhaftigkeit seines Wesen- habe» den Hof in Petersburg wie dessen Publikum nach allen Berichten für Kaiser Wilhelm gewonnen und eS zeigt sich, daß der junge Herrscher gar keinen besseren Hintergrund für seine Erscheinung haben konnte, als ihn die Gehässigkeit jener Berichte bereitet hatte. Wir halten «S indessen für vielleicht dm wichtigst« Punkt der politischen Bedeutung der Kaiserzusammenkunst, welchen EtndruckKatserWilhrlm selbst in Petersburg vo» der Zuverlässigkeit der russischen FrtedenSverfichrrungm erhalt« hat. Wenn unser Kaiser mit der Urberzrugung zuriickkchrt, daß die russische Politik ohne Hintergedanken eine Politik des Frieden- und der guten Nachbarschaft tst, so wird da» wechsel seitige Vertrau« der beiden mächtigen Herrscher für alle be stehend« Streitfragen und für neu austauchende europäische Jncidenzfälle die Lösung find« können; da- Vertrau« wird dem Zustand des bewaffnet« Friedens wesentlich von seiner Härte nehmen. Dürfen wir uns zu diesem Ergebniß beglück wünschen? ES wird da» von zuständiger Sette mit solchem Nachdruck bejaht, daß wir e» gern al» eine feststehende Thatsach« und einen neuen Faktor in der europäischen Politik begrüß«." — Se. Maj. Kaiser Wilhelm II. hat, wie die „Post" meldet, am 12. d. M. im Stadtschloß zu Potsdam Abends 7 Uhr den Garderobetntendantm Engel und den Kammerdiener Krause zu sich befohlen, um jedem derselben für die treu« Dienste bet seinem hochseltgen Großvater NamenS seine» in Gott ruhenden Vater», Kaiser Friedrich, eine goldene Uhr zu über reichen, die mit dem Ematlle-Bildniffe Kaiser Wilhelm'» I. tu der Uutsorm des I. Garderegiments zu Fuß und dem Namens zug Kaiser Friedrich'» geschmückt ist. — Der Staatssekretär Graf Herbert BtSmarck wird in den nächsten Tag« in Berlin zurückerwartet. E» tst wahrscheinlich, daß er sich alsbald nach FrtedrichSruh begeben wird, um dem Reichskanzler über seine persönlichen Eindrücke und Wahrnehmungen während deS Aufenthalte» de» deutschen Kaiser» am russischen Hofe zu berichten. — Die Nachfrage nach den neuen mit dem Bild- ntß deS Kaisers Friedrich geprägten Münzen tst in Berlin eine überaus große. Dt« Reichsbank und di« GeneralstaatS- kaffe waren in den letzten Tagen vom Publikum, welche- diese Münze einwechseln wollte, förmlich belagert und von Ge schäften au» wurde schriftlich um Ueberweisung solcher Münz« ersucht, welche Gesuche aber tn letzter Zeit sämmllich abschlägig beschirden wurde». Auch sind jetzt an beiden Stellen an dm Hauptthürm Plakate angebracht, wonach diese Umwechslungm fernerhin nicht mehr stattfinden. Für die neuen Zweimark stücke wurde übrigen» von Leuten nicht allein da» Doppelte, sondern sogar 5 und 6 Mark am Anfang gezahlt. — Auf sehen erregt folgmde Mtttheilung d«S Londoner „World": „Kaiser Friedrich hinterließ dreißig große Foliobände Tage- bücher, welche er seit seiner Vermählung führte. Dieselben enthalten nicht nur thatsächliche Aufzeichnungen, sondern de» Kaiser- Anschauungen über alle wichtigen Angelegenheiten der letzten dreißig Jahre. Die Königin Viktoria nahm diese Tage bücher nach England mit. Nach Kaiser Friedrich» Tode ließ Zentrum zu seiner Weisheit letztem Schluß gemacht zu haben und sogar zur Bekämpfung der nationalen Elemente in der Provinz Hannover auf die Hilfe der Welfen zu rechnen. Die „Neue Preuß. Ztg" antwortete auf diese Vorwürfe mit einem noch weit heftigeren Artikel, dessen ganzer Ton sich nach den folgenden einleitenden Sätzen beurtheilen läßt: „Wir haben die Unverschämtheit«, "mit welchen die „Nordd. Allg. Ztg." Herrn von Rauchhaupt überfällt, einer ernsthaften Antwort gewürdigt, obwohl sie das bet ihrer gänzlichen Inhaltslosigkeit nicht verdienen, nur damit es nicht auf gegnerischer Seite heiße, wir hätten die Segel gestrichen. Weit mehr eignet sich der zum Vor schein gekommene Erguß vom Standpunkte des Komischen oder, genauer gesagt, Lächerlichen erörtert zu werden." In diesem Tone geht es weiter, als ob die „Neue Preuß. Ztg." keine Ahnung davon hätte, daß die „Nordd. Allg. Ztg." kein unabhängiges Blatt ist und nur die Ansichten und Wünsche des Fürsten Bismarck zum Ausdruck bringt, die doch bestimmt für den größten Theil der Konservativen, der entschieden regierungsfreundlich gesinnt ist, maßgebend sind. Die Erwartung der „Freisinnigen Zeitung", daß die konservative Mehrheit bei der Wahl zwischen dem Kanzler und Herrn von Rauchhaupt sich für letzteren entscheiden können, entspricht keineswegs den thatsächlich« Verhältnissen. Eine regierungsfreundliche Partei mußte die Gründe billigen, welche den Fürst« Bismarck seinerzeit verhindert«, für oas Verbleiben oder für die Zurückberufung des Herrn von Puttkamer dieselbe Energie anzuwenden wie für die Ver hinderung der Battenbergischen Heirath; sie muß jetzt auch einen Führer wie Herrn von Rauchhaupt fall« lassen, der im offenen Gegensatz zu den Absichten des Kanzlers ein Bündniß mit dem Zentrum begünstigt. Von dieser Noth wendigkeit entbindet sie weder die täuschende Annahme, daß die „Nordd. Allg. Ztg." nicht den Willen des Kanzlers verkünde, noch der Jrrthum, daß unser Kaiser andere An sichten über die innere Politik wie Fürst Bismarck habe. Der Besuch des Kaisers Wilhelm in Friedrichsruhe ist sehr geeignet, derartige Jrrtbümer rasch zu zerstreuen; er wird die Regierungsfreunde darüber aufklären, wo sie zu stehen haben, und auch die bisherigen Bundesgenossen des deutschen Reiches, Oesterreich-Ungarn und Jtalim, überzeugen, daß Kaiser und Kanzler in Deutschland allezeit eng zusammenstehen in dem treuen Festhalten an der bisherigen auswärtig« Politik. > Inserate werd« bi» Vormittag 11 Uhr angenom- S mm «ud beträgt der Prei» für die gespalten« Zelle D FH FH FH »der deren «amn 1b Pi. - Der Besuch in Friedrichsruhe. Von wohlunterrichteter Seite wird die Nachricht be- stätigt, daß der deutsche Kaiser bei der Heimreise von sein« nordisch« Besuchen einen Abstecher nach Friedrichsruhe machen und dort den ReichSkeMler in seinem einfachen Waldschloß aufsuchen wird. Diese neue Auszeichnung des Fürsten Bismarck entspricht zuversichtlich einem Herzens- bedürfniß des jugendlichen Monarchen, der schon als Prinz gern seine Mußestunden im Hause des Reichskanzlers zu brachte und dem letzter« gewiß gern die am russisch« Hofe, sowie in Stockholm und Kopenhagen empfangenen mannig faltigen Eindrücke mündlich mitthellen Woll« wird. Wahr scheinlich erscheint aber auch der Kaiser in Friedrichsruhe, um daS vielverbreitete Märchen von dem Sink« des Em- flusseS des Fürsten Bismarck glänzend zu widerlegen. So unwahrscheinlich dieses Gerücht von Anfang war, hat es doch vielfach Glauben gefunden, einerseits trügerische Hoff nungen, vielfach aber schon, und das besonders in nationalen Kreisen, auch ernste Besorgnisse hervorgerufen, weil jetzt, wo Fürst Bismarck kaum den Schmerz um seinen greisen kaiserlich« Herrn überwunden hat, nicht sehr viel dazu ge hört, den alternden Kanzler regierungsmüde zu machen. Das Fortbleiben des Fürsten von der Begegnung in Peterhof, weit mehr aber noch die beharrliche Abschwächung der Bedeutung der Kaiserreise durch die offiziöse „Nordd. Allg. Ztg.", versenkten Viele in den Wahn, der Reichs kanzler sei nicht damit einverstanden gewesen, daß Kaiser Wilhelm II. dem Zaren früher als den Verbündeten des deutschen Reiches einen Besuch abstattete. Eigentlich lag es nahe genug, daß der körperlich übermüdete Kanzler vor dm Anstrengungen der Fahrt zurückschreckte, um sich dem Reich länger zu erhalten, daß er auch die Anwesenheit seines Sohnes für eine nicht zu Abmachungen führen sollende „Antrittsvisite" al- hinreichend erachtete. Der Ur sprung des Märchens von der Abnahme der Gunst ist einrstheils in Rußland zu suchen, wo man sich sagte, daß der leitende deutsche Staatsmann niemals in Zugeständnisse willigen werde, die über den Rahmen des von ihm geleiteten Berliner Kongresses hinausgehen, daß mit bloß« freund lichen Beziehungen zu Deutschland der russischen Politik aber nicht gedient sein kann, wenn sie auf der Balkanhalb insel Ziele verfolgt, denen sich die Bundesgenossen des deutschen Reiches beharrlich entgegenstellen. Deshalb gab das russische Blatt „Swjet" der Hoffnung Ausdruck, daß Kaiser Wilhelm sogar gegen die Absichten des Fürsten Bis marck Rußlands Ansprüche auf der Balkanhalbinsel unter stützen werde und das Moskauer Blatt „Wjedomosti" er wartete einen völligen Umschwung der deutschen Politik zu Gunsten Rußlands. Das letztgenannte Blatt bezeichnete die Fortdauer des Bismarckischen „künstlichen Balancirens" als unmöglich und schrieb wörtlich: „Die „vitalen In teressen" Oesterreichs auf der Balkanhalbinsel hat Deutsch land selbst geschaffen, und diese „fictjven" Interessen werden sofort zu existiren aufhören, sobald ihnen Deutschland seine Unterstützung entzieht. Man kann daher hoffen, daß die deutsch« Staatsmänner die Nothwendigkeit erkannt haben, das frühere System der deutschen Diplomatie durch ein anderes neues zu ersetzen — entweder durch ein System, welches die gesetzlichen und gerechten Interessen Rußlands unterstützt oder durch eines, welches die „erfundenen und ungerecht«" Interessen Oesterreich-Ungams unterstützt. Es ist Grund genug vorhanden, anzunehmen, daß Deutsch land sich entschlossen hat, den ersten Theil dieses Dilemmas — die Unterstützung der russischen Interessen — zu wählen." Der Besuch des Kaisers Wilhelm in Frievrichsruhe wird die russischen nationalen Blätter überzeugen, daß das System der deutschen Staatskunst unverändert bleiben und das Ver- hältniß zu Rußland nach wie vor ein solches bleiben wird, welches das Bundesverhältniß zu Oesterreich-Ungarn und Italien unberührt läßt. Es läßt sich erwarten, daß dieser Theil der russischen Presse nach erlangter Ueberzeugung der Fortdauer der auswärtigen Politik t marck wieder ihrem alten Deutschenhaß Ausdruck giebt. Glücklicher Weise ist der Zar in seinen Entschlüssen nicht von den Hintermännern des „Swjet" und des „Wjedomosti" abhängig, hat auch wohl nie erwartet, daß Kaiser Wilhelm seinetwillen sich von einem Rathgeber kennen werde, um den jeder Souverän unsern Kaiser beneidet. »Das Gerücht, daß die Begegnung in Peterhof gegen den Rath des Fürsten Bismarck erfolgt sei, würde auf das Geschreibsel der Pan- siavistenblätter hin noch keinen Glaub« gefunden haben, wenn nicht in letzter Zett auch der rechte Flügel der preußi schen Konservativen auffallende Neigung gezeigt hätte, den Wünsch« des Fürsten Bismarck bezüglich der inneren Politik schnurstracks entgegm zu handeln. Die preußischen Konservativen wissen ganz genau, daß der Reichskanzler jede Verbitterung unter den Kartellparteien bei den nächsten preußischen Wahlen vermieden sehen will, weil sonst ein Zusammengehen bei den künftigen Reichstagswahlen er schwert oder gar unmöglich würde. Der Versuch des konser vativen Führers von Rauchhaupt, bei den bevorstehenden preußischen Abgeordnetmwahlen die Nationalliberalen zu schwächen und womöglich wieder eine klerikal-konservative Mehrheit in das preußische Abgeordnetenhaus zurückzu führ«, ist nur als eine Auflehnpng gegen d« Willen des Fürsten Bismarck zu bekachten. Die als Kanzlerblatt be kannte „Nordd. Alla. Ztg." sprach deshalb die Erwartung aus, daß die Auffassung der gesaAmten konservativen Pattei nicht dahin gehen könne, mit der nationalliberalen Pattei zu brechen, sondern mit derselben eine Verständigung zu such«. Wenn Herr v. Rauchhaupt offenkundig dazu bei- kage, die zwischen den beiden verschiedenen Partei« vor handenen Gegensätze bis zu einer unüberbrückbaren Kluft zu erweitern, fo könne er nicht als der berufene Vertreter der konservativen Pattei angesehen wrden. Mit bemerkenswcrther Schärfe bekämpfte die „Nordd. Allg. Ztg." auch die „Neue Preuß. Ztg.", welche im Ein- verständniß mit Herrn von Rauchhaupt zum Fallenlassen des Kartells aerathen hatte, und warf diesem Organ des rechten Flügels der preußischen Konservativen vor, den Blick für die wahren Interessen des Vaterlandes verloren, daS Bündniß mit dem jeder staatlich« Autorität widerstrebenden