Volltext Seite (XML)
Humbrrt verlangt. In Folge der Weigerung des Sultans soll der Konsul sodann dir Flagge eingezogen haben. — Wie da» Journal „Capitano Frocafla" meldet, geht außer dem italienischen Kanonenboot „Provana", welche» bereit» nach Ostasrika abfuhr, «in weitere» Kriegsschiff nach Zanzibar. Dasselbe hat dir Weisung, dir Vorstellungen deS itaiienischen Konsul» zu unterstützen und ihn sowie die italienischen Staats angehörigen an Bord zu nehmen, fall» der Sultan Italien keine Genugthuung dadurch gewähre, Laß er daS von seinem Vorgänger regelrecht abgetretene Gebiet Italien rinräumt und sich wegen seine» unschicklichen Verhalten- bei Ueberreichung de» Schreiben» de» König- Humbert durch den Konsul Filanori entschuldigt. — Die Hochzeit-feier der Prinzessin Lätitia Bonaparte mit dem Prinzen AmadruS von Italien wird im September im Schloß Morcaliere stattfinden. König Leopold II. von Belgie» eröffnete gestern Nach, mittag 2 Uhr die internationale Ausstellung in Brüssel. Die Königliche Familie, da» diplomatische Korps, di« Minister, die Abgeordneten und Senatoren, dir Zvil- und Militärbehörden und etwa 3000 eingeladme Gäste wohnten der Eröffnung bei. In dem glänzend auSgestatteten Festsaale hielt der Präsident de» au-führenden Ausschuss«», Somz«r, eine Ansprache, worin er besonder» für die Ermuthigung dankte, welche die König!. Familie dem großen Wettstreit eulgegengrbracht habe, und zu gleich die zahlreiche Betheiligung deS Auslandes hervorhob. Fürst Chimay hieß sodann d«n Monarchen willkommen. Dieser erwiedert« mit einer Ansprache, welche mit großer Begeisterung ausgenommen wurde. Der König verweilte beim Rundzange durch di« AuSstrllung längere Zett in der deutschen Abtheilung und wurde daselbst vom d«utlch«n Gesandten, dem Gesandt schaft-personal und drm deutschen Konsul begrüßt. König Leopold zeichnete mehrere Aussteller durch Ansprachen auS. Bet der Ankunft, wie beim Verlassen der Ausstellung wurden der König und die Königliche Familie mit begeisterten Zurufen begrüßt. Gestern starb in Pari» der ehemalige französische Krieg-Minister, Marschall Liboeuf. Derselbe war am 6. De zember 1809 tn Pari- geboren, trat 1832 in die Artillerie ein, diente lange in Algerien, ward im Krimseldzug 1854 Brigodegeueral, befehligte im italienischen Feldzug 1859 die Gardeartillrrie, ward Kaiserl. Adjutant, im August 18S9 Krieg-minister und 1870 Marschall. Im Anfang Juli 1870 erklärte Leboeuf in der Kammer die Kriegsbereitschaft der Armee und wurde Grneralstabschef der Rhetnarmre, trat am 12. August zurück und übernahm den Oberbefehl deS 3. KorpS, fiel bet der Kapitulation von Metz (29. Oktober) in Kriegs gefangenschaft und lebte stil 1871 in gänzlicher Zurückgezogen- heit. — In der gestrigen Sitzung der französischen Deputirten- kammer ioterp«lltrte der Monarchist Launay die Regierung w«ge» der letzten Munizipalwahlen und führte zahlreiche Fälle ungesetzlichen und willkürlichen Verhaltens d«r Behörden an. Im Hause Jmmendors. Original-Roman von Emilie Heinrici,». (49. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten) «Ich danke Ihnen, meine Gnädigste, im Namen eines Todten für Ihre Güte, mich zu empfangen/ begann er, »Sie sehen in mir d«n Neffen und einzigen Erben deS Grafen Walter von Rüde,-Hausen, dessen vollständigen Namen ich zu führen die Ehre h,b«. Mein theurer Oheim konnte nicht sterben, ohne sich mit Derjenigen au-zusöhnen, d«r einst sein Herz, seine ganze Lirbe gehört und drren Ver gebung der einzige Wunsch gewesen, dessen Erfüllung er nie zu erhoffen gewagt. Ich lege diesen letzten Wunsch in Ihre Hände, gnädigstes Freifräulein!" „O, Heuchelet und Komödie sondergleichen!" dachte Ulrike mit einem unsäglich bitteren Lächeln auf den >. rasen blickend, der seine wohletnstudirte Rede glücklich zu Ende gebracht hatte und der Kranken jetzt da- mit dem gräflichen Wappen versiegelte Schreiben überreichte. Irmgard hielt den Brief in der Hand, besah die Auf schrift dann da» Wappen mit der siebenzinkigen Krone und wieder überflog da- hektische Roth ihr wachSsarbige» Gesicht, da sie beide» nur zu wohl kannte. Ihr umflorter Blick irrte suchend umher: rasch trat Ulrike näh«r, während der Graf sich erhob und sich zu Füßen des Bette» stellte. »Er gleicht ihm, nicht wahr?" flüstert« Irmgard der Schwester zu. »Laß die Fremden hinaulgehen, nur «r bleibt und der Baron." Ulrike trat zum Arzte, um ihm den Wunsch der Kranken mitzuthetlen, worauf derselbe sich mit der Pflegerin entfernte. „Soll ich den Inhalt de» Briese» Dir mittheilen, liebe Schwester?" fragte sie dann, zu Irmgard zurückkehrrnd. Diese blickte sie mißtrauisch an, und flüsterte mit An strengung: »Der Baron!" Ulrike unterdrückte ein«n Seufzer, winkte dem alten Herrn und stellte sich, dem Grasen gegenüber, an dat Kopfende deS Bett«», drssen gesticktrr Umhang weit zurückgrschlagen war. Der Baron erbrach daS Siegel, entfaltete mit sichtlicher Erregung den Bries und la» mit zitternder Stimme: »Meine einzig geliebte Irmgard! — Seit Jahren von Reue und Ge wissensbissen gefoltert, flehe ich Dich vor meinem Tode, den tch stündlich erwarte, an, mir zu verzeihen. Ich sende mit dieser Bitte meinen Neffen, den Universalerben meiner reichen Güter, zu Dir und hoffe, daß Du versöhnt, ohne Haß und Groll, mtiner sortan gedenken wirst. Ich weiß e- nur zu gut, welch' qualvolles Dasein ich Dir bereitet, weiß daß Drin Bruder unlängst gestorben ist und eine schöne Tochter zweiter Ehe hinterlassen hat. Hierauf, theuerst« Irmgard! — baue tch meinen Sühne Plan. AIS rin dem Tode geweihter Mann werbe ich für meinen Neffen, den künftigen Besitzer meine» großen ReichthumS, Graf Walter von Rüdershausen, um die Hand Deiner Nichte, um in dieser Weise Deiner Familie zu erstatten, waS ich einst freventlich derselben geraubt, nämlich Rang und Ansehen vor der Welt, die einzigen Güter, um di« e» sich verlohnt, zu leben. Du wirst mir diesen Wunsch, die Namen von Jmmendors und Rüdershausen In solcher Weise doch noch zu verein«», sicherlich gewähren, da dieser Gedanke mir die letzte Stunde sehr erleichtern wird. Mil dem Be- Der Minister Floquct verth«tdigte die letzteren und versicherte, daß er all« Beschwerden den zuständigen Gerichten unterbreiten werde. Die Kammer ging hierauf zu der vom Ministerium gewünschten einfachen Tagesordnung über. Der Minister Piytral brachte den bereits angekündigten Gesetzentwurf aus Herabsetzung der Paßgrbührrn ein. — Ja einer Unterredung mit einem Reporter der „Frarce" erklärte General Boulanger, da- „Journal osficel" habe nicht seine Erwiderung auf die Worte Floquet's: „Sie werden nur der Sicyss einer todtgr- borenen Verfassung sein", veröffentlicht. Seine Antwort hätte gelautet: „Und Sie werden deren Barra- sein!" Der Sinn dieser Vergleiche ist, daß Floquet Herrn Boulanger als den bloßen Handlanger eines etwaigen kommenden Cäsar» bezeich nete, während der Zweitgrnannte Jenen als den Todtengräber der durch ihn vollends «ntartrten Republik charakterisirte. Fast sämmtliche englischen Blätter äußern sich sehr erregt über die letzte Debatte im Unterhaus«, bei welcher der erste Lord der Admiralität da» Geständniß machte, daß die gegenwärtige Kriegsflotte Englands nicht au-reichen würde, um den englischen Handel zu schützen. Sie sagen, eS sei die Pflicht der Regierung, für die ausreichende Verstärkung der Flotte zu sorgen, und sie dürfe die Verantwortlichkeit nicht übernehmen, den gegenwärtigen Zustand fortbestehen zu lassen. Man solle kein Geldopfer scheuen, um England» Ueberlezen- heit zur See zu sich«». Di« .Times" zeigt sogar nicht üb«l Lust, sich für den Vorschlag des Admiral- Stornby zu er wärmen, welcher erklärte, England benöthige 140 schnell ! segelnde Kreuzer, während es hcutt deren nur 41 besitzt. Der rusfische Hof siedelt tn der nächsten Woche nach Peter Hof über und reist am 27. Juni nach Kiew zur Jubel feier Von dort bi» zu den großen Manöver» wird der Hof wahrscheinlich auf den Kaiserlichen Gütern im Kaukasu» Aufent halt nehmen. Die Reise nach Kopenhagen ist endgiltig bi» zum Herbst verschoben. Die militärischen Tclrgravhenburcaut in Kieler und Piostkow wurdrn aufgelöst. Die Offiziere er- hirlten die von ihnen nachgesuchten Urlaube. Von der Ge schäftswelt werden dies« Umstände al» friedliche Anzeichen betrachtet. In dem nach längerer Berathung sestgestellten Programm, welche» der «ordamerikanische« demokratischen National konvention in St. Loui» unterbreitet werden soll, wird das Festhalten an den demokratischen Grundsätzen betont und dat Programm vom Jahre 1884 bestätigt. Dos Letztere stützt sich auf die letzte Botschaft de» Präsidenten, billigt die An strengungen der demokratischen Mitglieder de» Kongresse», eine Herabsetzung der Steuern hrrbrizuführen, und unterstützt die Reform des Zivilbeamtendienste» nach den von Cleveland be folgten Grundsätzen. Außerdem wird eine besondere Re solution eingebracht werden, in welcher die Mill'sche Tarif- bill gutgehc ßen und dem nächsten Kongreß zur Annahme empsohlen wird. wußtsein, durch solche Sühne Deine Vergebung verdienen zu können, scheide ich in Frieden an» dieser Welt und segne Dich auS der Tiefe meine» Herzen». Walter von Rüdershausen." Der alte Baron hatte bei dieser Vorlesung oft stark schlucken müssen, als ob ihm irgend etwa» die Kehle zuschnüre. Nun legte er daS Schreiben mit zitternder Hand in Irmgards kalte Rechte und trat, sich mit seinem Taschentuch über die Stirne sahrend, rasch bei Seite, wobei sein Blick Ulrike traf, welche regungslos und bleich aus den verhängnißvollen Brief starrte. Jetzt aber schien sie den Baron gewaltsam von sich ab- zuschütteln. Einen verächtlichen Bl ck auf den Grafen, dessen Antlitz völlig kalt und theilnahmlos geblieben war, werfend, beugte sie sich über die Kranke und sagte mit sanfter, aber fester Stimme: »Ich beklage eS tief, meine Schwester, daß jener Mann, welcher Dich einst kalt und grausam zu einem qualvollen Leben verurtheille, noch einmal in seiner Sterbe stunde es versucht, seine verderbliche Hand nach dem Frieden unseres Hause» auSzustrccken. Zeige jenem Manne dort, daß Du den alten Stolz des ruhmvollen Geschlechts Dir bewahrt und wohl Vergebung für einen Todten hast, aber nie und nimmer Gemeinschaft mit einem Rüdershausen haben kannst. Zerreiße dieses Schreiben, das Dir zumuthet, um des Mam mons willen daS Kind Deines Bruder» zu verkaufen und da mit eine Todsünde gesühnt zu wähnen." Die Augen der Kranken öffneten sich jetzt gespenstisch weit, noch einmal blitzte da- dämonische Feuer darin auf und die wachsbleichen Hande ballten sich krampshast. Ulrike fuhr er schreckt zurück, euren angstvollen Blick mit dem verzagt drriu- schauenden Baron wechselnd. .Entfernen Sir sich, Herr Graf!" rief sie diesem ge bieterisch zu, „Sie sehen, waS Sie angertchtrt haben. Lieder Baron, rufen Sie den Arzt!" Irmgard hob die Hand und der alte Herr blieb gebannt stehen. „Ich sterbe noch nicht," sprach sie halblaut mit einer furchtbaren Anstrengung, „ah, das möchtest Du hintertreiben, ich sehe, wie Ihr auf meinen Tod hofft." »O, Schwester!" unterbrach Ulrcke sie schmerzlich bewegt. »Ich war stets die Einzige, welche über des Hause» un- b>flickte Ehr« wachte. Gott sei gelobt, daß ich vor meinem Ende den alten Glanz noch sehen darf. Der Wunsch de» Todten ist mir heilig, Sir sollen die Hand meiner Nichte haben, Graf, tch begrüße Sie von dieser Minute an al- ein Mitglied de- Hau!es Jmmendors." Irmgard hatte diese Worte mit dem Aufgebot ihrer er löschenden Kräfte halblaut, doch deutlich genug, um von allen Anwesenden verstanden zu werden, hervorgestoßen. .Schwester!" rief Ulrcke außer sich, »Du willst Hedwiga diesem fremden Manne, den sie nie gesehen hat, verloben, ohne sie zu fragen?" »Ich will dasür sorgen, daß nach meinem Tode der Na:-ne de» freiherrlichen Geschlecht» von Jmmendors nicht durch MeSallianzen geschändet werde," flüsterte die Kranke, „willst Du mich mit Deiner Heftigkeit tödten?" — O, Gott, wie grausam und selbstsüchtig Du bist, Ulrcke!" Der Baron halte in seiner Angst und Rathlofigkeit das Zimmer verlassen, um den Arzt und die barmherzige Schwester zu holen, wofür Ulrike ihn mit einem dankbaren Blick belohnte Oertliches. Freiberg, den 8. Juni — Bel Ihren Majestäten fand Mittwoch Abend « der König!. Billa zu Strehlen Soiree statt, zu welcher die Herren Minister und obersten Hofchargen, iu-gesammt einig« drtißig Personen, mit ihren Angehörigen erschienen waren. — Die erlauchte Tochter Sr. Kgl. Hoheit d«S Prinze, Georg, Ihre S. K. Hoheit die Frau Erzherzogi, Maria Josepha ist gestern Nachmittag ^2 Uhr m Be gleitung der Markgräfii Pallavicmt und des Kammerherr, Baron von Türkheim auf dem Bahnhof Pirna eingrtroff« und dort von der gesammten Familie Sr. Kgl. Hoheit de» Prinzen Georg auf da» freudigste begrüßt und sodanu nach Hosterwch geleitet woroen. Se. König!. Hoheit Prinz Georg vatte sich mit Sr. Königl. Hoheit dem Prinz«» Max um s/i12 Uhr vom Böhmischen Bahnhof in Drr»den au» nach Pirna begeben, während Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August bereits um 9 Uhr 15 Min. Vormittag- »ach Tetsch« gefahren und von dort au» nach Bodenbach gegangen war, um bei Ankunft de» um 11 Uhr 33 Minuten dort eiugetroffm« Zage- die erlauchte Frau Schwester zu begrüß«» und auf der Fahrt nach Pirna zu begleiten. — Die Königliche AmtShauptmaunschaft ver öffentlicht «inen Erlaß an die Gemeindevorstände, drren Stell vertretung in Handhabung der Ortspoltzei u. s. w. betreffend. — D.e Königlichen Forstv«r waltun gen zu Marbach und Reichenbach machen bekannt, daß in ihren Revieren da» Betreten der Bestände außerhalb d«r Wege und da- Laufenlassen der Hunde bei Strafe verbot« ist, und erinnern gleichzeitig an da- Verbot de» Zigarrm- rauchcn» und des Gebrauch» hcllbrrnnender Anzündmittel innerhalb der genannten Reviere. — Der Grubenvorstand von Friedrich August zu Reichenau beraumt für den Verkauf der Grub« und der dazu gehörigen Grundstücke und Wasserkräfte einen Mehr- bietungs Termin an. Der Letztere soll am 26. d. M. im Rohland'lchen Gasthof zu Frauen st ein stattfindtn. — Bekanntlich verkehrt am Sonntag den 10. Juni ei, Sonderzug zu ermäßigten Fahrpreisen von Dresden nach Moldau-Eichwald. Dieser Zug wird von Freiberg früh 7 Uhr 12 Minuten absahren und 9 Uhr 54 Minuten in Eichwald eintreffen, während die Rückfahrt ab letzter Station 7 Uhr 50 Min. Abends und die Ankunft tu Freiberg 10 Uhr 17 Min. erfolgt. Ab Freiberg werd« zu diesem Zuge gewöhnliche Tourbillrt» verausgabt, welche zur freien Rückfahrt innerhalb 2 Tagen berechtigen und betrag« die Billetpreisc bis Moldau II. Kl. 2,40 M , III. Kl. 1,60 M, bis Eichwald II. Kl. Z M , III. Kl. 2 M. Fahrkarte» hierzu können bereits am Sonnabend Nachmittag zur Vermeidung von Andrang an den hiesigen Bllletkassen gelöst werden. Die enorm« Ohne Zögern schritt der Arzt aa's Bell uad gebot sofort die strengste Ruhe für die Kranke, was natürlich die Räumung de» Zimmer» zur Folge hatte. Der junge Graf Rüdershausen verabschiedete sich von Irm gard, welche ihm die ei-kalte Hand zam Kusse niedrrließ, aber kein Wort mehr hervorzubringen vermochte. Draußen im Wohnzimmer sprach Ulrcke mit vor Erregung zitternder Stimme: »Ich hoffe, mein Herr! — daß jene ab- Icheuliche Komödie, welche Ihr todter Oheim noch au» drm Grabe herau- vor seinem Opfer soeben in Scene gesetzt, sich niemals verwirklichen werde, ja, ich fordere dies von Ihrer Ehre, als einen Beweis der Sühne, welche der Todlr m schmachvollen Schimpf verwandelt hat. Meine Nichte wird niemals chre Einwilligung zu diesem Menschenschacher geb«»." Der Graf zuckte die Achseln, verbeugte sich und versetzt« kalt: »Ich weiß nicht, daß der Wille Ihrer Schwester allein maßgebend ist in diesem Hause und werde mich auf daS Zeug- niß des Herrn Baron- nöthigrnfalls stützen müssen, da dies« Heirath unter allen Umständen verwirklicht werden muß. In zwischen empfehle ich mich Ihnen, meine Gnädigste! — um heute Abend die Ehre zu haben, meine Verlobte zu begrüß«." Er verbeugte sich auch gegen den Baron, der alle Fassung verloren zu haben schien, unv verließ da» Zimmer mit dem blafirtesten Gtsichte von der Welt. Draußen empfing ihn der alte Johann, um ihn zur Hausthür zu geleiten und gleich darauf hörte man den Wagen fortfahren. »Großer Gott!" stöhnte Ulrike, in einen Sessel nieder sinkend, «da» fehlte unS noch in zwölfter Stunde. So muß dieser verhaßte Name noch Unheil bis zum letzten Athemzuge säen und auch die Herzen der zweiten Generation brechen. Was wird Hedwiga dazu sagen?" „Sie wird nein und dreimal nein zu diesem schmählichen Handel sagen," rtrf der Baron io edlem Unwillen. „Und Irmgard- rasche Auflösung herbeiführrn," klagte Ulrike händeringend. „Lieber Gott, do» wäre zu schrecklich, und gewiß di« noth- wendige Folge ihrer so sehr natürlichen Weigerung," seufzte der alte Herr, rathlo» die Hände faltend. „Ja, theurer Freund! — Sie wissen am besten, wie jeder Widerspruch sie erregen und ihren Tod beschleunig« kann. — Aber, — wenn ich auch mein eigen Glück als Opfer bringen darf, hab« ich damit da- Recht mir erkauft, von Anderen dasselbe zu verlangen? — Mein Gott, mei» Golt, wer hilft mir über diesen neuen Jammer hinweg!" Der Baron hatte die stolze, ruhige Ulrike, deren Selbst beherrschung ihn stets mir scheuer Bewunderung erfüllt, nie mals so fassungslos, so verzweifelt gesehen. E» bewegt« ihn fast zu Thränen, rr ergriff ihre Hände, führte sie an seine Lippen und bat sie, auf Golt zu vertrauen, welcher jedenfalls die trostlose Nacht erhellen werde. „Wenn Herr Ulrich mit der Schwester kommt, wird auch die Kranke sich dem Haupt der Familie beugen müssen, und er wird doch sicherlich kommen." „Ja, da» ist auch meine letzte Hoffnung," seufzte Ulrcke, sich wieder aufrichlend, „aber nicht wahr, Baron, Sie ver lassen mich nicht, bleiben heute hier? — Allein ertrug' ich«» nicht, ihre Rede anzuhören." (Fortsetzung folgt.)