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I nichts gethan habe, um daS ihm blindlings gezollte Ber« I Einladung zum Diner. Außerdem empfing der Kaiser Nach ttauen des Bölkes zu rechtfertigen, dennoch subeln Tausende mittags dm OberprSfidenten Grasen Eulenburg, den Ober in gedankenloser Begeisterung oem Reklame-Helden zu, der zeremonienmeister Gras« Eulenburg, sowie die Fürst« Radoli» die gegenwärtigen Zustände befchdet, ohne sich darüber klar und Radziwill. — Die Meldung der „Nat.-Ztg.", daß Pros, auszulassen, was er in maßgebmder Stellung dafür bieten vr. Virchow am Sonntag von Er. Majestät empsangen worden würbe. In den Reden, welche Boulanger in den letzten sei, wird als unrichtig bezeichnt; uur die Kaiserin hat Herr« Tagen im Nord-Departement gehalten hat, wimmelte es vr. Birchow gesehen, besten Gutachten über dm ihm zmc das welcher Boulanger gesehen, besten Gutachten über dm ihm zur mikroskopischen Untersuchung übergebenen AuSwurf demnächst erwartet wird. — Al« ei« gute« Zeichen für di« fortschreitend« Besserung in dem Befind«! de« Kaiser» Friedrich darf die Thatsache gelten, daß derselbe sich Montag Nachmittag um 6 Uhr von dem Hoflieferanten B. ei« nme GenrralSuuisorm zur bevorstehenden Vermählung de» Prinzen Heinrich hat a»> messen laffm. Der Kaiser sah bei« Maßnehmm dem Meister freundlich zu und machte daun mit der Hand eine kreisförmige Bewegung um da» Gesicht, eine Geste, die Herr B. nicht ver stand. Al» der Kaiser nach vollendete« Maßnehmm unter nochmaliger Darreichung der Rechten Herr» B. mtlaffm hatten fragte dieser dm Kammerdimer, wa» die Haudbewegung wohl zu bedeuten gehabt hätte. Der Kammerdiener «einte, Herr B. habe beim Eintritt und während de» Maßnehmm» seine schmerzliche Bewegung über diese» Zusammentreffen unter solchen Um ständen nicht verbergen könnm und seine Miene sei daher sehr betrübt und ernst gewesen. Der Kaster habe mit der Gest« ausdrück« wollen, Herr B. soll« doch «nr hriter blicken, e» sei nicht so schlimm, wie er auurhme. — Vorgestern hat der Monarch 11 Stunde» außerhalb de« Bette» zugebracht. Dm größeren Theil dieser Zett saß der Kast« thetl« in seinem Lehnstechl am Parkfenster, theils aus seine« Sessel am ArbeitSpult, wo er vielfach schriftliche Arbeit« erledigte; die Arbeitslust de» Monarchen »st so gewachsen daß die behandelnde» Aerzte nur «och durch die Unterstützung Ihrer Majestät der Kaiser« e» erreichen können, daß derselbe sich nicht zu große Anstrengungen zumuthet. Da» sich regende Krastgesühl, welche» au» dies« Arbeitslust hervorleuchtet, ist eine Folge der peinlichen Beobachtung der vom Veh. Rath Leyden in Uebereinstimmung mit dm übrigen Aerztm fest gesetzten Vorschriften üb« die Ernährung de» erlaucht« Krank«, die zumal jetzt, nachdem derselbe sich Wied« freier bewegm kann, ihre Wirkung nicht versagt. — D« Reichs- lanzl«r Fürst BtSmarck »st gestern srüh 8 Uhr 40 Mi», nach Barzin abgereist. Montag Nachmittag 3 Uhr ist der selbe noch vom Kais« in Charlottenburg empfaugm Word«. Ja Stettin wurde Fürst Bismarck gestern am Bahnhöfe voa einer großen Menschenmenge enthusiastisch begrüßt; er sprach lange mit dem Oberprästdmtm und dem Regierungspräsident«. Bei der Abfahrt brach da» Publikum in brausende Hoch» au». Wie lange der Fürst fich in Barzin aushalten wird, ist, dror Vernehmm nach, ungewiß. Fall» die Besserung i» dem Be finde« des Kaiser» anhält und weit«« Fortschritte machte dürste der Reichskanzler bis nach Pfingsten auf seinem Land sitze verweilm. — Da» preußische Abgeordneten haus nahm gestern die Oder-Spree-Borlage mit dem de» Rhein-EmS-Kanal betreffende» Anttag desAbg. v. Schorlemer- Alst in dritt« Brrathung mwerändert an, zuzleich mit de« Anttag Schultz Lupitz, die Regierung zur Ermittelung darüb« auszusordrrn, ob gelegentlich der Verbesserung der oberen Od« zu SchlfffahrtSzveckm die Benutzung deS Wafferschatze» der Oder zu Landeskulturzwrckm Vortheilhaft herstellbar sei. — Dir auf Montag Abend anberaumte Sitzung der Wildschadeu- Kommisfion des preußischen Abgeordnetenhauses konnte nicht stattfinden, da die zur Beschlußfähigkeit erforderliche Zahl von Mitgliedern nicht erschienen war. Der beantragte Gesetz entwurf gilt für diese Session mdgiltig al» gescheitert. — Die deutsch-nationale Kunstgewerbe-AutsteUung in Münche» ist gestern vom Prinz-Regenten Luitpold, welcher von sämmt- lichm Mitglied«« de» Königlichen Hausrs, dm obersten Hof- beamten, dm Ministern und d« Generalität umgebe» war, sowie unt« Theilnahme der Mitglied« deS diptomatischm Korps, der StaatS- «nd städtischen Behördm und zahlreich« Ehrengäste feterlich «öffnet worden. Der Präsident deS Aus- stellungStomits», Profeffor Lang«, richtet« eine Ausprachr a» die Versammlung, auf welche der Prinz-Regent mit an erkennenden Worte» antwortete. Bom Bürgermeister Widen- mayer wurde darauf ein Hoch aus dm Prmz-Regmtm au», gebracht; sodanu begann der Rundgang durch die Ausstellungs räume. — Wie die „Allgemeine Zeitung" meldet, wohnt Prinz Ruprecht von Bayer» im Auftrag« de» Prinz-Regenten der Eröffnung der Ausstellung tu Barcelona bei. Gestern Vormittag «mpfing der Kaiser von Oesterreich den in Wien eingetroffenm König von Serbien m der Hof burg und machte demselben am Nachmittage einen Gegenbesuch. DaS serbische KönigSpaar ist, nachdem e» längere Zeit ge» trennt gelebt, in Wien Wied« zusammmgrtroffen. Ai» König Ordnung und deS Friedens gemacht, verwif, allgemeine Gefühl der Unsicherheit wesentlich verstärkt wor- dm. In den französischen ÄrgierungSkreifen ist man tiefbe Die Triuckphreise Boulangers. Die Rundreise Boulangers im Nord-Departement hat dem gefährlichen Agitator zwar keine ganz unbestrittene Erfolge gebracht, ab« doch Anlaß zu viäfachm Kund gebungen gegen den Opportunismus und die bestehende halbradikale Regierung sowie zu überschwänglichen Huldig- migen für den Mann deS Revanchekrieges geliefert. Da durch ist der ganze gute Eindruck, den d»e Reise deS Präsi denten Carnot durch Südfrankreich auf alle Freunde der Tagen im Nord-Departement gehalten hat, wimmelte es von hohlen Redensarten und Gemeinplätzen, kecken Be- »auptungen und dreisten Widersprüchen. Solche Reden würden in jedem anderen Lande selbst dm beliebtesten Staatsmann bald unmöglich machen: in Frankreich nimmt man an derartigen lächerlichen Großsprechereien keinen An- toß. Wenn einzelne republikanische Blätter den Unwerth »er rednerischen Leistung« Boulangers überzeugend nach- weisen, so giebt es wett mehr boulanaistische Organe, welche die Banketreden ihre» Meisters in allen Tonarten preisen. Solche Zustände zeig« uur zu klar, wie viele Franzosen aus blinvem Rachedurst das moralische Gleichgewicht ganz verloren haben und daß Frankreich einer schlimmen Kata trophe entgegentreibt, wenn sich nicht alle Freunde der Ord- lung und deS Friedens fest um dm Präsidenten Carnot chaaren, der dm besten Will«, ab« jetzt kaum hinreichm- >m Einfluß hat, dem Verderben Einhalt zu thun. Auf dem Paris« Marsfeld find zur Zeit Tausende an dm Daß die VolkSthümlichkeit Boulangers im Steigen und nicht im Fallen ist, zeigte sich am Deutlichsten in Lille, ein« Stadt, die noch vor Kurzem als d« Mittelpunkt der opportunistischen Herrschaft galt. Di« städtische Verwaltung Lilles befindet sich heute noch vollständig in den Händen der Opportunistm, welcher Partei auch das Oberhaupt des Munizipalrathes, der Maire Göry Legrand angehört. Der Letztere hatte gemeinsam mit dem Präfekten Schneider zur Aufrechterhaltung der Ordnung umfassende Maßregeln ge- ttoffen, die sich gleichzeitig dazu eigneten, größere Kund gebungen für Boulanger zu erschweren und etwaige Gegen kundgebungen zu erleichtern. Trotzdem gestaltete sich dn Einzug des früheren Generals zu einem Triumphzug, wie ihn Lille seit dem Einzuge des damaligen Prinz-Präsidenten LouiS Napoleon Bonaparte vor 40 Jahren nicht wieder «lebt hat. Wie damals Prinz LouiS Napoleon, so zog am 12. d. M. Boulanger, von der allgemeinen Begeisterung getragen, in das „Grand-Hotel" ein, und wie sein Vorbild zeigte « sich dem Volke auf dem Balkon, indem er die jauchzenden Zurufe der Mmge mit theatralischen Hand bewegungen beantwortete. Boulanger arbeitet offen darauf hin, an die Spitze de» Staates zu gelangen. Um es zu erreichen, verschmäht « kein Mittel. In Dünkirchen hat « sogar die Sprecherin einer Deputation von Fischer weibern, welche ihm für daS unsterbliche Verdienst dankte, dm Stockfisch in die Armeekost eingeführt zu haben, umarmt und geküßt. Den Gassenjungm, die seinen Wagen um schwärmen und Hoch Boulanger! brüllen, wirft er Sousstücke zu, und die Diners, die ihm zu Ehren gegeben werden, bezahlt angeblich eine Aktiengesellschaft. In Lme, wie in allen andern Stationen d« Rundreise Boulangers waren eS die Bona- partisten, welche der antirepublikanischen Bewegung Leben verliehen und die ahnungslosen Republikaner verleiteten, an dem Siegeswagen des ehrgeizigen Strebers mitzuziehen. Boulanger, welch« Montag früh Valenciennes verließ und am Abend einem Banket in Herson beiwohnte, ist Dienstag Bormittag 11 Uhr wieder in Paris eingettoffen. Bei sein« Fahrt nach dem Hotel folgte ihm eine größere Menschenmenge. Iw« Einzelne sagt sich wohl, daß Boulang« noch gar bedeut«, daß das Geling« dieser großartig« und unge mein kostspielig« Unternehmung von der Wahrung deS inner« wre deS äußer« Friedens abhängt, für welche jede Bürgschaft zu fehl« scheint. Die französische Republik steht an einem Abgrund und der gutgrwillte Carnot allein kann dm Staat davon nicht zurückreiben. DaS Ministerium Floquet genießt im Innern «in Ansehen, bei dm auswär- igm Regierungen aber kein Vertrau«; es sicht sich von >« Monarchist« und Boulangistrn angegriffen und schont deshalb die Sozialist«, die besonders den Paris« Muni- zipalrath zu dm gefährlichst« Versuch« dräng«. Dadurch »erdirbt eS Floquet aber vollständig mit den Besitzenden, »ie ihre berechtigten Interessen schutzlos gefährdet fehen. Vor einem Jahre wäre vielleicht noch der Opportunisten führer Jules Ferry im Stande gewesen, Frankeich und die Republik zu retten; heute ist auch das zweifelhaft ge worden. Damals konnte man ihm den moralisch« Muth zutrauen, Frankreich durch offen« Anschluß an die euro- Mche Friedensliga von dem Aff) zu «lös«, dn auf diesem Staate lastet; seit einig« Zeit jedoch hat die elsässische Um gebung Ferrys auch diesen Staatsmann für den Revanche- Gedanken gewonnen, der es jedem französischen Ministerium unmöglich macht, sich der Befestigung und Gesundung der innnen Zustände des Landes zu widmen. Von Ferry sind bereits Aeußerungen bekannt, die unzweideutig darauf Hinweisen, daß auch er nicht mehr gegen den Strom zu schwimmen wagt, der Frankreich unaufhaltsam zur Kata strophe führt. Nicht Boulanger ist der eigentliche Unheil bringer, er ist nur der Träger und die Verkörperung des wahnsinnigen Racheaedankens, der in den Herz« der meisten Franzosen gährt und sie blind macht für die Gefahren, in die Ehrgeiz, Ränkesucht, Parteizwist und rachsüchtige Ver blendung ihr Vaterland zu stürzen drohen. Tagesschau. Freiberg, dm 16. Mai. Wt« die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt, ist da» Befinden des deutsche« Kaiser» in der Nacht zum Dienstag nicht ganz so gut gewesen, wie in den vorhergegaugenen Nächten, doch hat d« hohe Patient, wenn auch mit Unterbrechungen, Ruhe und Erquickung gefunden. Die vorhandene Racheuentzündrmg wird als nicht bedeutungsvoll angesehen, da sie auch früher schon öfter ausgetreten ist. Dieselbe ist v«m«thltch dadurch entstanden, daß der Kaiser, dessen AthmungSorgane in Folge der mehrwöchigen Bettruhe gegen Luftzug sehr empfindlich ge worden waren, während der ranhm Witterung der letzten Tage am geöffneten Fenster geweilt hat. Indessen ist die Rachenentzimdung ebenso, wie die vielleicht durch dieselbe her- vorgerufenrn leichten Schlingbeschwerden bereits im Verschwinden begriff«. JedensallS ist d« Kaiser durch dieselbe nicht alterirt worden, denn derselbe hat gestern gleich nach S Uhr daS Bett verlassen, de» Ches d« Admiralität von Caprivi u. A. em pfang« und mit dem Chef deS MilitärkabinetS, General der Kavallerie und Generaladjutanten von Albedyll gearbeitet. Nachmittags statteten die Prinzessin Friedrich Karl und der Prinz Friedrich Leopold den Kaiserlich-- Ma^stäten im Schlöffe zu Charlottenburg Besuche ab und , aiSdaun auch der stürzt üb« die Rücksichtslosigkeit, mit welch« Boulanger sich auf verschiedenen Stationen sein« Reise üb« die Kam mermehrheit und das Ministerium äußerte, dem die früh« mit ihm engbesreundet« Staatsmänner Floquet, Lockroy und Grauet angehören. Indem Boulang« die Stellung deS Präsidenten ein« schonungslos« Kritik untemog, zeigte er deutlich gmug sein Ziel und bekundete auf'» Nme jene diktatorisch« Gelüste, gegm welche er sich mit der ihm «gen« Zweideutigkeit bei der am Sonntag in Balmcienne« ihm zu Ehren gegebenen Festtafel doch so lebhaft ver wahrte. DaS Regierungsblatt „TempS" scheint die Gefahr dadurch bum« zu wollen, dich eS dieselbe einfach in Ab- rrde stellt. Ander- läßt es sich kaum verstehen, wenn der „Temps- versichert, daß der Jubel, welch«» Boulang« im Nord-Departement begegne, uur ein sehr zweifelhaft« sei, und daß sem Stern sein« Höhepunkt berettS überschritten habe und mehr und mehr ervlelchend nudergehe. Die An nahme de» regierungsfreundlich« Blatte», daß die Be geisterung für Boulanger einem Strohfeu« gleiche, welches »ach Hellem Ausflammen schnell WÄ>« «lösch« werde, gründet sich darauf, daß d« Exgeneral bei der am Sonn tag im Jsöre-Departemmt stattgefundenen Deputirten-Nach- wahl nur 14223 Stimmen erhielt und daß es auf sein« Fahrt durch das Nord-Departement bei den begeistertsten Huldigung« nicht an lärmenden Gegenkundgebungen gefehlt hat. In Wirklichkeit haben diese Thatsachen mchts Be ruhigendes, denn die Wähler im Jsöre-Departement waren nur durch Boulangers Ableugnung sein« Kandidatur ine gemacht worden und die im Nord-Departement vorgekom- mmm Geaenkundgebungen wurden schließlich von dem be geisterten Jubel d« Mehrheit der Bevölkerungen bei Weitem übertönt. M Tageblatt. " Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden z« Freiberg und Brand. Verantwortlicher Rüvckte«: I»li>« Vravu iu Freiberg. -1. 2ahe»mkL. i Erscheint jrdm«ochemag»ach«ttt.»/^UHr für dm i , I Inserate werden bi» Vormittag 11 Uhr angmom-l »HOHE» , SL Donnerstag, dm 17. «al. 1888