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chönburger Tageblatt täglich Wit Ausnahme der Tege Son», und Festtagen. Annahme >on ^«leraten für die nächsterscheinende Rumm r Vormittag -/,11 Uhr. Der «bonn^ mnttsprei« bekägt vierteljährlich Mk.1.60, M h« 2. und S. Monat Mk. 1.1V, für i« 8. Monat 55 Pf. Einzelne Nr. 10 Pf. "»'natr pro Zeile 10 Pf., für auswärts 15 Pf. Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Hers: Otto Förster; in Callenberg bei Hcu.Etrmupi Wirker Fr. Herm. Richter: in Kaufungen bei Herrn Fr Janaschek; in Langenchursdorf Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn WS» Helm Dahler; in Wolkenburg bei härr» Herm. Wildenhain; in Ziegelheim bei He« Eduard Kirsten und ValKenÄurzer AnMer Amtsblatt für das Königlicke Kmtsgerlckt und den Stsdtrat zu Waldenburg. Zugleich Leit verbreitet i» dm Städten Penig, L««ze«««, Lichtr»stei«'KaÜ«^e-g und m dm Ortschaften der uachstehmdm Standesamtsbezirke: Wtst«dt-W ^enbm^ BrZEdvrf, Callenberg, Lhrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufunzm, LangenchnrSdorf, Langenleuba-Mederhain, Langenleuba-Oberhai» Kicherzsiera, OLerwiera, Obrrwiukel, OrlSnitz i. E., Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Gchwsben, Wolkenburg und Ziegelheim. Sonntag, den 16. April Bürgerkrieg. Auf sein dringendes Verlangen wurden ihm trotz glühender Sonne in den Gräben und Gruben aus- harrte, daß er schließlich, wie der Koloß bloßgelegt war, ausrief: »Hier ist eines der größten und interessantesten Altertümer aller Zeiten gefunden worden." Auf Osterurlaub ist auch der Staatssekretär des Aus- wärtigcn Amts v. Kiderlen-Wächter gegangen. Das beweist am besten, daß am Horizonte der internationalen Politik keine Wetterwolken hangen, und daß wir das Oster fest in Frieden und Ruhe feiern können. Der amerikanische Botschafter Or. Hill in Berlin ist von seinem Posten zurückgetreten. Präsident Taft hat das Rücktrittsgesuch angenommen. Der Bundesrat hat den Antrag der badischen Regierung abgelehnt, die Einfuhr dänischen Schlachtviehs unter Vorsichts maßregeln zu gestatten. Die Revolution der Marner Winzer ist im allge- gemeinen mit Hilfe von Militär unterdrückt worden. Da die Regierung aus Sorge vor einem Tadelsvotum der Kammer die Soldaten jedoch nicht schärfer zugrcifen ließ, auch die Winzer trotz ihrer schweren Verbrechen kaum allzu ernste Strafen zu gewärtigen haben, so ereignen sich ver einzelte Demonstrationen noch fortgesetzt. Im ganzen waren 16,000 Mann Truppen in das Rebellionsgebiet entsandt worden. Ihre Gegenwart wirkte abschreckend auf die er nüchterten Winzer, sodaß diese sich ruhig verhielten. Der angerichtete Schaden beläuft sich auf viele Millionen. Die Regierung, deren Verhalten den revolutionierenden Winzern gegenüber bisher die Zustimmung des Parlaments fand, wist die Abgrenzungsfrage einer erneuten Regelung unterziehen. ES ist aber klar, daß nicht nur die Winzer der Aube, son dern auch die aller andern Provinzen, die wieder aus dem Champagnerdistrikt ausgeschlossen würden, rebellisch werden. 'Die Schreckenstaten der Marner Winzer spotten aller Be schreibung. In Ay und Umgegend allein setzten sie 12 der berühmtesten Champagnerfabriken in Flammen. Zuerst wur den stets die gefüllten Flaschen zerschlagen, die Keller dadurch unter Wein gesetzt, dann rollte man die Fässer in die Straßen, wo sic geöffnet wurden, sodaß sich ganze Ströme der Flüssig keit in die Straßen ergossen. Schließlich stürzte sich die wilde Meute in die Fabriken, ja selbst in die Bureaus und Privatwohnungen der Fabrikanten, aus denen Möbel, Geschäfts bücher, Wäsche, Kleider, kurz alles, was sie enthielten, durch die Fenster aufs Pflaster geworfen wurden. AuS diesen Dingen bildete man dann riesige Scheiterhaufen, die ange zündet wurden. Sogar Kinderwiegen, Geldfchrünke und Oel- gemälde wurden geraubt, zerbrochen, verbrannt, und die Flammen ergriffen überall auch die Gebäude. Die Winzer sorgten dafür, daß Niemand Hand an die Pumpen legte. Zum Glück waren die Fabrikanten und ihr Personal zum größten Teile abwesend, sonst wäre es ihnen ans Leben gegangen, da die Wut der Winzerhorde keine Grenzen kannte. Nicht viel besser ging es in dem benachbarten Epernay zu, obwohl die Stadt durch Truppen geschützt war. Es gelang; einer Bande von etwa 200 Mann, die Wachsamkeit der Kavalleriepatrouillen zu täuschen und durch die deckenden Weinberge hindurch in den Ort zu dringen, wo sie einem vorher ausgegebenen Losungsworte gemäß direkt auf die Fabrik von Coste Folcher marschierten. Auch dort wurde alles kurz und klein geschlagen, und dieselben Szenen wie die erwähnten Truppen, 8 Regimenter Infanterie und zahl reiche Kavallerie, zur Verfügung gestellt. Bei Epernay wur den durch einen Bombenwurf vier Dragoner verwundet, ei« Pferd getötet. Von den Winzern scheint kein einziger verletzt zu sein, da die Truppen Befehl hatten, in der schouendsten Weise vorzugehen. Die Wut der Marner Winzer richtete sich, wie auch die Ausschreitungen zeigen, weniger gegen die Winzer der Aube, die nach dem jüngsten Regierungsbeschluß ihren Wein auch als Champagner in den Handel bringen dürfen, als gegen die „Fälscher" ihres eigenen Distrikts, die importierten Wein aus dem Süden zu Champagner verarbeiten. Am Freitag ist Ruhe eingetreten. Die Regierung entsandte in die Aufstandsdistrikte große Truppenmaffen. Die Führer der Bewegung wurden zum Teil verhaftet. Der Kaffendirektor d:S Auswärtigen Amts Hamon hat so liederlich und zum Teil verbrecherisch mit der Kasse des Ministeriums gewirtschaftet, daß neben dem eingeleitete« Gerichtsverfahren auch eine parlamentarische Kommission zur Untersuchung der Mißstände eingesetzt wurde. Hamon, der verheiratet und ein betagter Mann ist, unterhielt viele Liebschaften. Mit einer seiner Maitreffen soll er in de« letzten drei Jahren über 400,000 Fres, durchgebracht Haden. England. In Südwales und Monnouthshire ist der AuSbruch eines allgemeinen Kohlenarbeiterstreiks zu befürchten. Türket. In Albanien wird zwischen türkischen Regierungstruppe« 1911 Witternug-bericht, ausgenommen am 15 April, Nachm. 3 Uhr. Barometerstand 765 nana reduziert aus den Meeresspiegel. Thermometerstaud -f- 12,5 0. Morgens 8 Uhr -s- 7 6. Tiefste Nachttemperatur -s- 3,5 6.) Feuchtigkeit-- zthatt Ler Lust nach Lambrechts Polymeter 47^. Taupunkt -s- 1« 6. Windrichtung: Nordwest. Niederschlagsmenge in den letzten 48 Stunden bis früh 7 Uhr: 4,^ m» Daher WitteruugSauSftchteu für den 16. April: Halb bis ganz heiteres Wetter. »Waldenburg, 13. April idU. Ostern. DaS Fest der Auferstehung in der Natur und im Men- schenherzcn sind wir im Begriffe zu feiern. Nach des langen Winters Nackt schwellt neue Hoffnung des Menschen Brust. Ein langer Winter liegt hinter uns, der vielen kein Winter erschien, aber doch mehr Beschwerden brachte, als wenn er uns kraftvoll heimgesucht hätte. In seinen Monaten hat so mancher, der auf einen gesegneten Frühling hoffte, der Erde seinen Tribut bezahlen müssen, in seinen Wochen ist so man- cher heiße Wunsch, der beim Jahresbeginn laut wurde, un erfüllt geblieben. Die Politik sang ihr bekanntes grämliches Lied, der Widerstreit der Meinungen wogte bei uns, wie über all hin und her, und erfreulich ist nur, daß in allen Staa ten, bei allen Völkern die Erkenntnis von der Notwendigkeit des Friedens gewachsen ist. Die Wünsche, den Frieden für immer zu binden, sind lauter und lauter geworden, und wir dürfen erwarten, daß sie machtvoller sich erweisen werden, als ein nicht immer angebrachter Zwang. Die nationale Entwicklung aller Staaten kann sich nur in Freiheit entfalten. Wie ohne Ringen zwischen Winter und Lenz kein Ostern kommt, kann auch ohne den Sieg des Rechten über das Verkehrte kein froher Menschenfrühling ent stehen. Und gerade wir Deutschen wollen nicht hadern über die Stürme im Lebeu, die unvermeidlich sind; sie bewahren uns vor einem kraftlosen Gcnußdasein. Was war unsern Großvätern auferlcgt, bis sie am 18. Januar 1871, zum Tage der Kaiserlrönung kamen? Wir wollen erkennen, daß es auch uns bestimmt ist, an der Mehrung von Gütern na tionaler Wohlfahrt mitzuarbeiten, die eine jede Generation sich verdienen muß, wenn sie anders das Vaterland auf der Höhe der Zeit erhalten, ihm ein frohes Fest der ewigen Ju. gendkraft, ein rechtes Ostern bereiten will. Vor vierzig Jahren war im französischen Königsschloffe in Versailles das neue Deutsche Reich erstanden; auf feindlichem Boden ward es ausgerufen, aus den Millionen von deutschen Herzen war cs herauSgewacksen. Harte Wunden hatte auch uns der schwere Krieg geschlagen, aber die Begeisterung hob das ganze Volk fort über die Klagen und Sorgen. Vier Jahrzehnte des Friedens haben den Aufschwung der Seelen gemindert, die Forderungen des Tages auf materiellem Ge biet lauter erschallen kaffen. Und auch diese Erscheinung ist erklärlich, denn zu eilig war die Entfaltung der deutschen Wirtschaftlichen Verhältnisse von statten gegangen; kaum ein nnzigrz anderes Land hat die gewaltige Umwandlung, die wir erlebten, in diesem Zeitraum in gleichem Umfange mitge. ?b°r wir dürfen auch heute noch sagen, es ist immer besser gekommen, als erwartet wurde, und das berechtigt uns Mre den *""^' daß unseres Volkslebens Kern gesund ist. bemerkt 1°' wir hätten bereits Zeichen von Swckungcn 's w^rend wir doch immer vorwärts geschritten sind. »l, P.H-» mnllen w? auck"^ ^en ist es nicht gekommen. Darum belÄ nicht vergessen für d°S, was Für unsere ganze Nation ist noch immer lichte Fruhlingszeu^ u»d stx ^ird uns bleiben, wenn wir uns lassen, der als Flamme unter der Äsche der Tazessorg^ flammt. Dann behalten wir Osterfreude auch in unserer festwicn Zeit. Machen als wir sind, undHalten wir an dem - weder den einzelnen Sterb- ichen, noch ganzen Völkern mehr auferlegt wird vom Ge- schick, als ö» tragen vermögen. Dculschland's Mission in kriegerischen Eroberungen pt abgeschloffen für Europa, seine Kulturmispon für die 6°"^ Menschheit aber hart noch wei- tester Entfaltung. Das ist das einzige „Uferlose" in unserer Zukunft, dcss-n wir un merzen freuen können. Den großen Staatskünstlcrn des politischen Lebens steht eine nickt geringer z Reihe von führenden Geistern auf dem G^te des g samten bürgerlichen Lebens, der Wissenschaft, der Kunst, der Technik, von Industrie, Ge tene Riesenfigur einer Gorgo. Eine Gorgo war nach der mythischen Vorstellung das Sinnbild des Furchtbaren, desAy wiederholten pch. Endlich trat den Wüterichen eine lähmenden Entsetzens; im Haupt der Medusa, einer Schwester; Abteilung Gendarmerie entgegen und suchte ihnen den We^ der Gorgonen, erblickte Goethe den treffendsten Ausdruck des ö» verlegen, aber die Winzer griffen die Gendarmen mit Entsetzens vor dem Tode, den jemals das künstlerische langen Stangen, Haken, Beilen und anderen Instrumente« Schaffen des Menschengeistes finden könne. Die auf Korfu an, und es wäre den Gendarmen schlecht ergangen, wenn gefundene Gorgo mißt zweieinhalb Meter. Von dem Haupt nicht endlich eine Kompagnie Infanterie und ein Zug reiten- rollen lange, sich ringelnde Locken auf die breite Brust, um der Jäger angelangt wären, denen es nach vieler Mühe die Hüften schlängeln sich wie ein Gürtel zwei Schlangen, I gelang, die Winzer etwas zurückzudrängen und die Gendarmen die auf der Brust mit weit geöffnetem Rachen sich anzischen.; aus ihrer höchst gefährdeten Lage zu befreien. Vier Ver- Sie find von seltener realistischer Schönheit. Man begreift - Haftungen wurden hier vorgcnommen. Der Präfekt des bei der Wichtigkeit des Fundes, daß der Kaiser stundenlang! Marne-Departements bezeichnete die Ausschreitungen als de« M 88 werbe und Landwirtschaft, Handel und Wandel entgegen. Wir haben Strategen nicht allein für den Krieg, erst recht für den Frieden gehabt. In einer Zeit, die so viel Licht aufweist, kann eS nicht an Schatten fehlen, dazu ist die Be wegung, welche heute durch die Welt geht, viel zu gewaltig. Aber deshalb wollen und müssen wir uns klar machen, was wir alles errungen haben, wie stolz wir doch auf deutschen Namen und Art sein können. Schauen wir auf ein Land, auf welches es auch sein mag, überall beschäftigt man sich am meisten mit Deutschland. Die alte Fabel von einer „deutschen Hegemonie in der politischen Welt" ist verklungen, aber hoch im Rate der Völker steht die deutsche Kultur, sie bringt ein Stück deutschen Frühlings in unsere Zeit, das unser Stolz und unsere Freude fein muß. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser nahm am Gründonnerstag in der Schloß kapelle des Achilleion auf Korfu mit seiner Familie und seiner Umgebung das Abendmahl. Unser Kaiser, der das Osterfest auf Korfu verlebt, hat Glück; denn selbst hochgestellte Persönlichkeiten können sich nur in seltensten Fällen der Gunst des Geschickes rühmen, bei der Ausgrabung eines der wichtigsten und schönsten Funde des klassischen Altertums zugegen gewesen zu sein! Ein seltenes Tempelgebäude ist auf Korfu bloßgelegt worden; seine Formen find edel, aber sie weichen doch in gewissem Sinne von den Tempelbauten auf dem griechischen Festland ab, und wahrscheinlich ist in ihm ein besonderer religiöser Kultus gepflegt worden. Das interessanteste Stück von den Einzelfunden ist entschieden die ziemlich gut erhal