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HMJS Und Herd. Sonntag ts. September. Redaction von Silvta Brand, Dre s d eYr. Beobachtungen des Zeitung-geiste-. Der Bektehr in den verschiedenartigen Schichten des Gesellschaft verschasste mir vor einiger Zeit den zweifelhaften Genuß, einen recht einiräglichen Geschäftszweig kennen zu lernen. Wenn ich denselben öffentlich nenne, so geschieht das nicht etwa in wohlwollender und empfehlender absicht. Jm Gegentheil, ich bezwecke damit, eine Warnungstasel aufzurichten, welche jeden recht schaffenen Menschen bestimmt, dem Geschäftsztveige fern zu bleiben· Nach meinem Dafürhalten ist er verächtlich. Daß man ihn bei einer Strafbarkeit noch nicht bestraft hat, das lediglich an einer Lücke im Strafgesetzbuch, die hoffentlich recht bald ausgefüllt wird. l Stellen Sie sich vor: Ein durch Erbschaft, durch die Lotterie, durch Specuiationen wohlhabend gewordener Mam kann, wie man zu sagen pflegt» den Hals nicht voll genug kriegen, er möchte mit dem Gelde so werth schaften, daß es sich auf leichte Weise verdoppelt, oerdre.rfacht. Wie fängt er das an? Ja, wie! Zuviirderst studirt der Mann frühmorgens, wenn andere Leute bereits so angestrengt ums tägliche Brod arbeiten, daß« ihnen dce Tropfen auf der Stirn perien, behaglich den Jnseratenthetl der Zeit ungen; dazu raucht er seine Cigarre, schlürft seinen Kasser. . An der Stelle, an der Hypotheken gesucht werden, verweilt der Mann. hier hantirter mit dem Rothstift, hier werden Zeichen Macht in Form von Strichen, Kreuzen, Klammern usw. Verschiedene Besiner städtischer und ländlicher Grundstiicke wNitsch-n Cavitalien aufzunehmen und zwar in möglichster Erle. Sks stellen Provision und Extraver iitung in Aussicht, man merkt dem Wortlaut der Annoneen an, daß Tießerfasser derselben gezwungen MI- Opfer Lzu dringen. Diese ahrnehmung erfüllt den edlen Mann mit Freude. Ein fchmunzelndes Lächeln verräth uns seinen Gedanken ang, ein schmuns selndes Lächeln sagt uni: der Mann hegt die feste Ueherzeugung, daß et Derjenige st,"der die Opfer einheimst. Er hat demnächst SUFWU GElde Mistg« große Summen, die unbedingt von Neuem verstehen werde muss-u- Aoee ek hinkt sich verwirrte-, das rund- ZÆVOM der Bravei Geschickt verheimlicht er mit oder ohne eheweihs lk Umkkstiitzung seine Baarmiitel bis zum lesten Termin, bis gegen Ende des Quarialt. Dann meidet sich der Mann, dann vertan t er nicht nur absolute Siikittheii und entsprechende Verzinsung, er fordert auch ein sogen. VCMUUW das nach Höhe der Darlehne auf Hunderte, hier und dort Was CUf Tausende von Mart bemessen wird. SeineForderung ertiiirt derMann mit einerLiigez er giebt an, daß Ot, um das Capita rechtzeitig darleihen .er können, gezwungen sei, Wtkkhpspiere mit Contsverlusi zu verkaufen, Gelder ohne Kündigung Und terram unter Zinnenrun- vpn m Baue eriner zu muss-u- Mir UJUM Wori, er liigt dem Grundstück-bewer, der die Thpoihet zur höchsten vah braucht, ein Märchen vor und der Gran stiickshesitzer wird daran glaub-m Hocha, warum auch nicht! » M Dschst zufrieden mit diesem Gedanke ange, sent sich nun der Cztn an den Schreihttsch und streckt dortnadurch ein paar Briexchm « W Mkid Wie die stände, die Mihlhsrner aut. Skn den Brie chen j Mfåtzeäksäkswpbgwdzesasn wozu braucht e n· reicher Mann ; - e e : - Mienen onn- wum nennen in da up nen, unnen- ! Hypothek zu vermitteln, wenn Sie bereit wären, eine Entschädigung Ju gewähren.« Oder: »Mit Bezug auf Ihre Annonce theile Ihnen mit, daß ich nicht abgeneigt bin, dem Gesuche unter dee Bedingung näher zu treten, daß das zu beleihende Object genügend Sicherheit bietet und Sie et wai e Verluste, welche mir durch die eilige Beschaffung des Geldes entskehen könnten, zur Begleichung übernehmen!« » So und ähnlich antworte unser biederez Männlein auf Jnsekate, aus denen zwar Sorge, aber auch gleichzeitig Sachkenntniß, eine ge wisse Routine in Hypothelen-Angelegenheiten, hervorgeht Sonst be schränkt er sich gewöhnlich darauf, nicht sofort Farbe zu bekennen. Er bietet Capital unter coulantenv Besingustgen ast, verlangt Ein ficht in die Grundstückspapiete und rückt erst nach und nach, ungefähr nach der zweite-n und dritten Correfpvndenz, mit seinem Ansinnen herauH·-» «» » ’ Mittlerweile ist für Diejenigen, denen Hypotheken gekündigt sind, die letzte, die Galgenfrist gekommen, sie mit en um jeden Preis nach dem rettenden Strohhalm greifen und wenn er noch so theuer ist, sie müssen Damnum Provision und Gott weiß was gewähren, wenn sie ihr Grundstück nicht der Zwanqzversieigerung zuführen, wenn sie nicht Schande und Armuth auf sich und die Ihrigen häufen wollen. Sie sagen also dem wackeren Mann nicht allein die Opfer, die er begehrt, zu, sie bieten in ihrerAngsi und Noth sogar mehr als ge-. fordekt wird» , l ." Das ist ein Spaß, das ist eine Freude fiir den Mann, fiir den —- « ich will mich elegant ausdrücken, wie es diese Sorte oon Menschen ver . dient - fiir den Herrn Hypothesenwuchererl « An dem Tage, da die alte geliindigte Hypothek gelbscht, die neue eingetragen wird; streicht er eine Summe ein, von der eine Familie monatelan bequem leben könnte. Der Grundstückseigenthiimer aber bezahlt auger der Extravergiitung die nicht unerheblichen Lbschungss und Neueintragslostenz er bezahl somit Dunderte und Tausende von. Mart fiir Geld, das er regelrecht oerzinft, fiir Geld, das dem Darleiher höchstens zwei bis dreieinhalb Procent eingebracht hiitte, wenn es dem selben nicht gelungen wäre, einen »Dummen« oder einen Armen ins Reh zu ziehen, wenn der Darleiher in der Ausbeutung seiner be drängten Mitmenschen nicht wiederum ein Meisterstück geliefert hätte. hat der thothetenwucherer das Damnum und den Hypotheken brief in der Tasche, so wuchert er selbstverständlich weiter, indem er das soeben erst verliehene Capital ohne jedweden Grund bei der aller piinttlichsten Zinsregulirung nach Ablauf eines Halbjahrs kündigt. ich Lierzu bedient er sich wiederum einei Lüge; es mangelt ihm ja n t aran. Unter lebhaftem Bedauern zeigt er an. daß er sein Geld Zum An taus eines eigenen Grundstückes bedürfe. Oder er drechselt den Wucher aus eine andere, nicht minder rassinirte Art zur R o th we n di g t e i t, er dingt einen Gesinnungs genossen - schiine Seelen finden sich, wie uns das alte Sprichwort ehrt, zu Wasser und zu Lande er eedirt dem Gesinnungsgenossen site eine fingirie Schuld die Hob-they dieser wird als neuer Besider derselben eingetragen; nach einiger Zeit kündigt er. Jst die Kündigurågs ist um und wird das Geld ausgezahlt, so ’ Überbringt er es dem u traggeber und erhält seinen slindenlohn als Vermittler. Zutreiber. trohmanm während die Oauptperson der ahwhebenwucherm bereits wieder die belannten Briefchen ausgefaziockt t. in denen er das bei-en Ingenbliel underiinst geb iebene seid n i Reue-n gegen Miste- und demnuin essean « s So gestaltet sich der Kreislan des Geldes, das der hypotheken wucheret mit Leichtigkeit verdoppelt, verdreifachti Jch möchte das vorstehend Mitgetheilte so scharf deranschaulichen, daß es auch der in Hypothekensachen nicht bewunderte Mann aus dem Volke erfaßt, daß, er den Hypothekenwucherer in seiner ganzen Eb scheulichleit kennen, verachten und fliehen lernt. Deshalb erzähle ich zum Schluß ein Vorkommnis aus der Geschäftswelt so wahrheits getreu, wie es sich ereignet hat. Vor etwa zwei Jahren wurde auf ein außerhalb Dresdens e legenes Grundstück eine zweite Hypothek gesucht. Es meldete seh daraufhin ein Ehepaar als Darleiher. Die Leutchen forderten siir eine Summe von dreizehntausend Mi. zuviirderst ein Damnum von dreihundert Mt.; aåtserdem mußte der Eigenthümer des Grundstücks einhundertdreißig l. Proviston und eine Vierteljahrsrate sünsproceniige Zinsen (einhundertzweiundsechzig Marth, sowie die gerichtlichen Kosten und etliche Nebenspesen tragen. Nach ein paar Monaten bereits eedirte der Darleiher dieser Hypothek besagte dreizehntausend Mart einer ihm befreundetenFamilie und diese,- schwer reich geworden durch Speeulationen mit Baustellen usw., kündigte die Hypothek Der Borwand hieß: Geldverlegenheitt So lächerlich die Ausrede unter den obwaltenden Umständen klang, so blieb doch dem Grundstückseigenthiimer nichts übrig, als die Kündigung anzuerkennen und eine neue Hypothek zu suchen. Für diese bezahlt der Betreffendewieder Gerichtskosien, er be zahlt wieder Dainnum, weil ein Darlehnsgesuch ohne die Zusage einer Extraoergiiiung unter den jetzigen überaus traurigen Geldmorkts Zuständen unberücksichtigt bleibt, weil dteh h p o t h e i e n w u ch e r e t das Damnum erzwingen. » Und so kommt es, daß der Grundstücksbesitzey der bis seht sitt das Capital von dreizehntausend Mart nicht blos siinf, sondern thatsächlich ze h n Proc e n t Zinse n gab, diese wucherischen Zinsen weiter geben muß, bis er das Glück hat« dem Hypotheken wucherer zu entrinnen und einem ehrlichen, anständig gi sinnten Gläubiger zu begegnen. -' Daß die sociale Unzufriedenheit durch Fälle, wie der hier M zogene, immer mehr steigen, der sociale Woh and immer tiefer A wird, liegt llar zu Tage. Wäre es nicht im allgemeinen Nasen geboten, das die se hörden die Forderung, wie das Angebot des Dom-· nums zu dem unlauteren Wettbewerb-zählte-! · and tfem eigsprechend eontrolirtens, bekämpften und seit r a te n - - Man erwäge nur« in welch verzweifelte Lage, in welche Suec-. in welche Schuldenlast der Grundstiicksbesiset nach und nach von « Qypotbelenwncheter gedrängt wirb. · Also Abhilfe, Abhilfe, bevor wir auf lauter Wettchuldeth auf lauter bankerotte Vanswirtbe, Gutsbesitzer usw. blicken. - Die meisten sind ja leidernicht selbst im Stande, dem Ohne-tw wucherer auszuweichen, sie sisen zu fest in der Schlinge. Bau-It es eintreten mit der ganzen Macht des guten Rechtes, nicht z ·- fcbrecken, falls sich laute Kläffer erbeben, sondern butchtiimpfew Ihn Laian bringt Sieg! . silbia Brand. ) -··- -. - - Itdhsöpfgeu." . -. «.. « Novelette von L. erhub · "- « - « : Eos-II ihres Widerwillejtdsgewöhnte Ich sah Bykuästss « W be « i it. Mtl -. 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