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GrOnlMM 5 Erscheinen: UtrhMmWOÄnMM Amkkkatt für äie kmigUm mä Miftm Lköräm zu Kwßm^am Dienstag. Donnerstag, Sonnabend. Dierteijähriges Abonnement: am Schalter t M., durch den Boten ins Hau« 1 M. 25 Pf., durch die Post ! M. 25 Pf., durch die Post frei ins Haus 1 M. SV Pf. 0 Inserate für die am Abend vorher auszugebend« Nummer werden bis früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn die- der Einsender nicht anders bestimmt, durch Post- Nachnahme erhoben. o Druck und Verlag von Herrmann Starke (PlaSnick L Starke) in Großenhain. Für die Redaction verantwortlich: Herrmann Richard Starke. 75. Jahrgang. Dienstag, -e« 20. December 1887. Rr. 150. Bekanntmachung, Branntweindenaturirung betreffend. Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß vom Königlichen Finanz-Ministerium außer der Firma Max Glb in Dresden auch die Firma Gebrüder Dollfuft in Chemnitz zur Bereitung des Denaturirungsmittels für Branntwein nach Maßgabe von Z§ 9 und 10, Absatz 1, des Regulativs, betreffend die Steuerfreiheit des Branntweins zu gewerblichen pp. Zwecken, ermächtigt worden ist. Meißen, am 13. December 1887. Königliches Haupt-Steuer-Amt. Tröger. Tugrsnachrichten. Sachsen. Das „Kirchen- u. Schulbl." schreibt: „Wäh rend die Gesammtbevölkerung des Königreichs Sachsen bei der letzten Volkszählung eine Zunahme um 7,04 gegen die vorhergehende Volkszählung aufwies, ist für die israelitische Bevölkerung Sachsens dabei eine Vermehrung um 19 o/^ fxst- gestellt worden. In Leipzig ergab die Zählung 3664, in Dresden 2353, in Chemnitz 533, im ganzen Lande 7755 Israeliten gegen 6516 im Jahre 1880 und 5360 im Jahre 1875. Im Jahre 1865 zählte die israelitische Bevölkerung Sachsens kaum 2000 Köpfe. Deutsches Reich. Der Reichstag ist am Sonnabend in Vie Weihnachtsferien gegangen und wird erst am 17. Januar seine Thätigkeit wieder aufnehmen. Derselbe hat in den letzten Tagen noch zwei wichtige Gegenstände — die Getreidezoll- Vorlage und den deutsch-österreichischen Handelsvertrag — definitiv erledigt, während außerdem eine Reihe von Etats- Theilen in zweiter Lesung zur Annahme gelangten und auch die neue Wehrvorlage in erster Lesung erledigt ward. Die Verhandlung über das Landwehr- und Landsturmgesetz ließ erfreulicherweise erkennen, daß fast alle Parteien von der Nothwendigkeit desselben überzeugt sind; nur die Social demokraten gaben durch den Abg. Bebel die Erklärung ab, daß sie in dem neuen Gesetze keine Friedensgarantie zu er blicken vermöchten und deshalb gegen dasselbe stimmen müßten. Im Uebrigen trug die Debatte zum Theil einen hochpolitischen Charakter und bekundete die Einmüthigkeit aller Parteien in dem Entschlusse, zur Verteidigung des Vaterlandes im Not fälle Alles daran zu setzen. Die Einwendungen mehrerer Redner gegen die Einzelheiten der Vorlage waren lediglich sachlicher Natur und steht demnach zu erwarten, daß die be sondere Commission von 28 Mitgliedern, an welche der Gesetz entwurf verwiesen wurde, die specielle Prüfung der für die weitere Stärkung unserer nationalen Wehrkraft hochwichtigen Vorlage mit größter Gewissenhaftigkeit und Objektivität vor nehmen wird. Was nun die Getreidezoll-Vorlage anbelangt, so ist deren Annahme seitens des Reichstages mit bedeutender Mehrheit (mit 203 gegen 116 Stimmen) erfolgt. Ueber die praktischen Wirkungen der neuen Zollerhöhungen schon jetzt ein vollkommen sicheres Urtheil abzugeben, wird wohl Niemand beanspruchen, sie sind eben abzuwarten, und nur das Eine wird man nach den bezüglichen Reichstagsverhandlungen an nehmen dürfen, daß die agrarischen Forderungen an der äußersten Grenze ihrer Zulässigkeit angetommen find. Von der Wahlprüfungscommtssion des Reichstages ist auf Antrag des freisinnigen Abg. Hermes beschlossen worden, die Wahl des Abg. Eugen Richter für ungilttg zu erklären, iweil das Arbeiterwahlcomits im Kreise Hagen verboten worden ist. Die Nationalltberalen stimmten für die Giltigkeit, die Con- servativen enthielten sich der Abstimmung. Ein amtliches Bulletin aus San Remo vom 17. Oecbr. Vormittags 11 Uhr 30 Min lautet: „Es zeigt sich fitzt in der linken Kehlkopfhälfte des Kr ouprimeu eine kleine Wucherung, welche etwas höher aufwärts liegt, als die Ende October aus getretene Schwellung. Letztere, zum Theil benarbt, hat sich verkleinert. Das Befinden ist andauernd recht gut." Oesterreich «Ungar». Die Behauptungen des „Russischen Invaliden", wonach die Tripelallianz Rußland bedrohe, ent kräftet man in Wien officiös mit dem Hinweise, daß die Tripelallianz schon seit 1882 besteht. Wenn Rußland den Bestand derselben fünf Jahre mcht bedrohlich fand, so beweist dies, daß nickt die Tripelallianz, sondern Rußland die Haltung geändert hat und nunmehr seinen wahren aggressiven Charakter hervorkehrt. Der „Presse" wird bestätigt, daß gegenwärtig von einer Einberufung der Delegationen keine Rede sei. Es liege hier- ür in diesem Augenblicke kein Anlaß vor, da für eventuelle militärische Vorkehrungen nur eine verhältnißmäßig geringe Summe in Anspruch genommen werden solle. Schweiz. Aus der Gemeinde Ormont-Dessous in Waadt ist an die Bundesversammlung eine sehr zeitgemäße Bittschrift für Vereinheitlichung des Strafrechts und Strafverfahrens gelangt. Die Bittsteller finden es „nicht mehr zulässig, daß in der Schweiz 25 verschiedene Strafanwendungen und Straf zumessungen in Bezug auf eine und dieselbe strafbare Hand lung statthaben. Der geheiligte Grundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz in der ganzen Schweiz erscheint als trügerisch, so lange jeder Schweizer sein besonderes Gesetz hat." Dre bundesfreundliche Mehrheit der Bunt Versammlung wird ohne Zweifel die Bittschrift mit Wohlgefallen begrüßen, da sie schon längst nach voller Rechtseinheit strebt, ohne des wegen in den Einheitsstaat hineinzusteuern, wie die Föde ralisten ihr vorwerfen. Italien. Die Deputirtenkammer genehmigte am Freitag den Handelsvertrag mit Oesterreich-Ungarn nach einer befür wortenden Rede Crispi's gegen 22 Stimmen. Fernen nahm die Kammer gegen 20 Stimmen die Vorlage an, welche die Regierung ermächtigt, auf Grund des bis zum 1. Juli 1888 geltenden allgemeinen Tarifs mit Frankreich und mit Spanien neue Schifffahrts- und Handelsverträge abzuschließen. Der bisherige Botschafter am Petersburger Hofe, Graf Greppi, ist angeblich deshalb abberufen worden, weil auf Grund seiner Berichte das italienische Cabinet sich ein un richtiges Bild über Rußlands Bestrebungen gegenüber Bul garien, sowie auch über den wahren Charakter der bulgarischen Bewegung bildete. Frankreich. Die Deputirtenkammer beschäftigte sich in ihrer letzten Sitzung auch mit der für das Heer erforderlichen Fourage. Kriegsminister Logerot und die Budgetcommisfion hatten dafür die Bewilligung eines Credits von 11 Millionen beantragt; die Kammer stimmte desungeachtet mit 295 gegen 225 Stimmen einem Anträge des Deputirten Brice zu, wonach für den gebückten Zweck nur 4 Millionen bewilligt werden. Auf eine Formirung neuer Landwehrköiper bezieht sich ohne Zweifel eine Notiz des „Figaro", daß in jüngster Zeit „ganz ohne Geräusch" 145 neue Bataillone „der zweiten Linie" gebildet worden feien. Diese Maßnahmen beziehen sich viel leicht auf das zweite Aufgebot der Territoriale, welches bis dahin noch jeder Organisation entbehrte. Aubertm, welcher kürzlich das Attentat auf Ferry verübte, sollte am Sonnabend in ein Asyl für Geisteskranke übergeführt werden, da er am Freitag einen Wahnsinnsm-fall hatte. Ruhland. Der Brüsseler „Nord" sagt, Rußland wolle weder den Krieg, nock werde es Krieg führen; doch nehme es voll und ganz das Recht für sich in Anspruch, alle erforder lichen Maßregeln zu ergreifen, um eine eventuelle Invasion in sein Territorium für den Angreifer verhängnißvoll zu machen. Rußland würde keine unabhängige und große Macht mehr sein, was es doch sein wolle, wenn es gestattete, daß man von ihm Rechenschaft darüber forderte, was es im Interesse seiner Sicherheit zu thun für angemessen halte. Bulgarien. Die ausländischen diplomatischen Agenten in Sofia, ausgenommen der deutsche Consul, überreichten am 15. Decbr. eine Collectivnote, worin sie bei der bulgarischen Regierung Beschwerde führen über Verletzung des Briefgeheim nisses durch die dortige Post. Die Regierung hält die Be schwerde für übertrieben, da vorläufig Documente, welche die Beschuldigung rechtfertigten, nicht beigebracht worden seien. Der Minister des Auswärtigen, Stransky, beabsichtigt, die Collectivnote zu beantworten. Ntime Nachrichten . Wim 18. December. Heute fand unter dem Vorsitz des Kaisers em Mimsterrath statt, woran der Ministerpräsident Gras Tisza, der Kriegs Minister Gras Bylandt-Rheydt und die beiden Landes- vertheidigungsmlnlster G-af Weliersheimb und Baron Fejervary theilnahmen. Vormund nach dem Mmlsterratbe conferirte Tisza längere Zeit mit Kalnoky im auswärtigen Amte. — Heute Nach- Mittag sand im auswärtigen Amte eine mehrstündige Vorbesprechung des Gemmmtmimstermms für den morgigen Kronrath statt. . Belgrad, 18. December. Die Skupschtina beglückwünschte heute m den Komg zum Patronatsfeste. Auf eine Ansprache des Brastdenten gab der Komg seiner aufrichtigen Freude und Zu- frledenhelt über das Erscheinen der Volksvertretung in corpora staute, daß die ausgiebige Thätigkeit der Skupschtina n'A versehe, versicherte der Skupschtma das könig- Wohlwollen und sprach die Bereitwilligkeit aus, gerechtfertigte Wunsche und die Bedurmisse des Volkes jeder Zeit zu befriedigen. Sofia, 18. December. In einem Mimsterrath wurde beschlossen, daß der der Sobranie die Erhöhung des Budgets des Krlea«- bwher 14 Millionen betrug, auf 23 MMionm mr das Jahr 1888 zu beantragen. Locale, sWsche rc. Nachrichten. Großenhain, 19. December 1887. —n. Das Landesconsistorium hat eine Verordnung erlassen, worin den Geistlichen aufgegeben wird, auch fernerhin, wie bisher schon, in geeigneter Weise mit der Gemeinde fürbittend des deutschen Kronprinzen zu gedenken. Von einer bestimmt formulirten und regelmäßig wiederkehrenden kirchlichen Fürbitte hat dasselbe ab zusehen beschlossen, da die Krankheit verschiedenen Schwankungen unterliegt. Jedenfalls ist von Herzen den Schlußworten jener Verordnung zuzustimmen, „daß Gott der Herr dem Kronprinzen in der ernsten Krankheit, die ihn betroffen, weiter beistehen wolle zu dessen Heil mit Seiner allmächtigen Kraft nach Seiner Gnade. —* Ueberfüllung der Postschalterräume in der Weihnachtszeit, ist eine alljährlich wiederkehrende Klage. Bis zu einem gewissen Grade kann das Publikum selbst leicht Abhilfe schaffen. Die Ein lieferung der Weihnachtspäckereien, namentlich der Familiensendunflen, sollte nicht bis zu den Abendstunden verschoben, sondern thunlichst an den Vormittagsstunden bewirkt werden. Mit seinem Bedarf an Postwerthzeichen müßte sich ein Jeder vor dem 20. December versehen. Zeitungsbestellungen dürften in den Tagen vom 20. bis 24. December bei den Postanstalten nicht angebracht werden. Selbst- frankirung der einzuliefernden Weihnachtspackete durch Postwerth zeichen müßte die Regel bilden. Für die am Schalter zu leistenden Zahlungen sollte das Geld abgezählt bereit gehalten werden. Die Befolgung dieser Rathschläge würde der Post und dem Publikum gleichmäßig nützen. Außerdem liefere man die Postsachen nicht unmittelbar vor dem Feste auf. Bei den colossalen Massen von Weihnachtssendungen dauert es immer etwas länger, bis das Packet am Bestimmungsorte eintrifft, und eine Ankunft am Weihnachts abend Vormittag ist doch schließlich immer noch besser als eine am zweiten Festtag. Eine Nothsache ist auch festes Verpacken in starker Umhüllung; die Post hat zu Weihnachten keine Zeit, jedes Packet mit ausgesuchter Sorgfalt zu behandeln. Da heißt es nur: Schnell, schnell! —s. Auf bis jetzt unaufgeklärte, geradezu räthselhafte Weise explodirte am vergangenen Freitag in der Scheune des Herrn Uder eine durch Pferdekraft in Betrieb gesetzte Dreschmaschine. Unter gewaltiger Detonation und einem augenblicklichen Feuerscheine waren die Eisentheile der zufällig gerade strohfreien Trommel aus einander gesprengt, hoch empor durch das Dach geschleudert und sonst umhergeworfen, auch war durch den Druck auf die Zugstange das Räderwerk des vor der Scheune stehenden Göpelwertes stark beschädigt worden. Wunderbar ist, daß von den an der Maschine oder in deren Nähe beschäftigten drei Personen keine getroffen und verletzt worden ist. —* Zum Preise von 20 Pfg. ist bei F. A. Heyde in Lommatzsch ein Verzeichmß der sämmtlichen im Amttzhauptmannschaftsbezirk Großenhain gelegenen Ortschaften mit Angabe der Bestell-Post anstalten und Amtsgerichtsbezirke erschienen. Interessenten empfehlen wir das sehr übersichtlich gehaltene Merkchen zum Ankauf. —u. Es ist erfreulich, zu sehen, daß das Landesconsistorium mit Anerkennung der dem kirchlichen Wesen gewidmeten treuen Dienste fortfährt und auf diese Weise die Inhaber auch kleiner kirchlicher Aemter zur Treue ermuntert. So haben in neuerer Zeit an erkennende Urkunden erhalten: der Färbermeister Lästig in Kohren, der Gerichtsactuar Gläser in Leipzig, der Webermeister Kluge und der Privatmann Güttler in Frankenberg, der Gürtlermeister Hammer in Grünhain, der Gutsbesitzer Weber in Thierbach und der Weber Zimmer in Neusalza, welche theils als Kirchrechnungs führer, theils als Leiter des Gesanges und Orgelspiels, theils als Cantoreimitglieder rc. bis zu 47 Jahren dem kirchlichen Wesen ge dient haben. ^Dresden, 18. December. Heute Vormittag erfolgte der übliche Kirchenbesuch der Majestäten, worauf dann im Residenz schlosse wieder verschiedene Personen vom Königspaar empfangen wurden. Die Audienzen bei der Königin galten dabei hauptsächlich den Vorbereitungen für das bevorstehende Weihnachtsfest mit der Masse von Bescheerungen, zu denen aus der Privatchatulle der Monarchin abermals bedeutende Summen angewiesen wurden. Es ist eine reiche Fülle von Segen, welche aus dem Köniasschlosse wiederum in die Behausungen der Bedrängten ausströmt. Mehreren Bescheerungen wird die Königin, bezw. in Vertretung die Prin zessin Mathilde persönlich beiwohnen. Auch findet, wie alljährlich in der Villa zu Strehlen eine Bescheerung für die Kinder der Hofbediensteten statt. — Heute Nachmittag fand wieder Familien tafel in der Billa zu Strehlen statt, wozu die Prinzlich Georg'- schen Herrschaften erschienen. Für Abends ist dem Vernehmen nach der Besuch des Neustädter Hoftheaters in Aussicht genommen.— Gestern lagte der König mit dem Prinzen Georg auf Helfenberger Revier. Das Frühstück wurde dabei auf der Strecke, das Diner dagegen in der Villa zu Strehlen eingenommen. — Die japanischen Artikel, unt denen der diesmalige Weihnachtsmarkt in reichstem Maße ausgestattet ist, werden jetzt in den Salons unserer hohen Gesellschaft bedeutend zu Ehren gekommen sein. Der Hof machte große bezügliche Einkäufe, wie ein Gleiches auch Seitens des Prinzen Albert von Altenburg rc. erfolgte. — Zu der mit Spannung erwarteten „Gespeustcr"-Aufführung der „Meininger" im Residenz theater ergab sich gestern Abend, wie zu erwarten stand, ein cvloffaler Andrang. Das ganze literarische Dresden war vor handen; außerdem zeigte sich auch die Hofbühne durch mehrere hervorragende Repräsentanten, als Pauline Ulrich, Porth, Hagen u. A. vertreten. Der Effect der specifi'ch schauspielerischen Leistung war durchaus ein außerordentlicher, da wirklich der Gipfel der realistischen Darstellungskunst erreicht wurde; energische Opposition hat man andererseits aber dagegen zu machen, daß ein derartiger Realismus nM seinen brutalen und markerschütternden Consequenzen überhaupt am der modernen Schaubühne cultivirt wird. Das Stück behandelt, um es kurz und deutlich herauszusagen, die Erbfolge der Ausschweifung in der erschütterndsten Scheußlichkeit und mit Details, bei denen man sich immer wieder fragen muß, ob es denn wirklich gestattet werden kann, derartige Famllientragik zum Vor-