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2058 PAPIER-ZEITUNG Nr. 58/1920 Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker und Ingenieure Als Mitglieder meldeten, sich: Herr Ing. Fritz Hoyer, Cöthen, Anhalt Herr Ing. Hermann Strobel, Betriebsingenieur der Ammendorfer Papierfabrik in Ammendorf- Radewell, Ammendorf, Hauptstr. 33 Herr Ing. Gustav Hager, Brättne Brak, Arvika, Schweden Altpapierverwendung Die „Papeterie" vom 10. März 1920 bringt Vorschläge eines Betriebsleiters für Sortierung und Verwendung von Altpapier. Nachdem der Verfasser dargelegt hat, wieviel Kohle gespart und wieviel Geld der eigenen Volkswirtschaft erhalten bleibt, wenn an Stelle der teuren, vom Ausland eingeführten Papierrohstoffe Altpapiere ebenso ausgiebig verwendet werden wie in England und Amerika, wo man bis 70 v. H. zusetzt, fordert er von den Altpapier großhändlern saubere Sortierung nach nachstehender Aufstellung und gute Transportverpackung zur vollen Ausnutzung der Wagen- la defläche. Für deutsche Verhältnisse kann man sich diesen Forderungen nur anschließen. Die Sortier- und Werttabelle und die folgenden Rezepte sind entnommen dem englischen Werke „Recover and remanufacture of Waste Paper“ (Handel und Wiederverwendung von Altpapier) von James Strachan. Werttabellc von Altpapieren, auf gestellt durch die englische Regierung Wenn ungebleichter Sulfitzellstoff gleich 100 gesetzt wird, sind wert: Papiere ohne Druck und Schrift v. H. Späne fein Schreib . . 100 ,, ,, Druck . . 90 Weiße Späne Nr. 2 , . 70 Späne weiß Druck . . 50 farbige Späne 35 Schreib Dokumente (Akten) . . 70 Hefte 40 Korrespondenz .... 50 Holzhaltig Schreib . . 25 Druck Buchdruck Nr. 1 . . . 45 Englische Rezepte zur Fabrikatio Pappe. , v. H. 1. Fein Schreib Gebleichte Hadern . . 40 gebleicht Sulfit .... 25 feine Späne rein Hadern 35 oder Gebleichte Lumpen . . 10 Gebleicht Pappelzellstoff 10 Altpapier fein Schreib . 80 2. Fein Druck Gebleicht Sulfit. ... 35 Feine Späne rein Hadern 35 Späne fein Druck . . 30 oder Gebleicht Pappelzellstoff 20 Altpapier fein Schreib 20 „ fein Druck . 60 3. Gewöhnlich Schreib Gebleicht Sulfit. ... 30 Natron ungebleicht . . 10 Fei ne Spä ne rein Ha der n 30 Späne fein Druck . . 30 oder Gebleicht Sulfit.... 20 ,, Natron. . . 20 Dokumente rein Hadern 30 Weiß Schreib rein hadern 30 4 Gewöhnlich Druck Gebleicht Sulfit. ... 20 ,, Natron ... 10 Späne fein Druck . . 20 Weiße Späne Nr. 2, holz haltig 30 Weiße Späne, gestrichen 20 oder Gebleicht Sulfit ... 20 ,, Natron ... 10 Buchdruck Nr. 1 . . . 20 v. H. Holzhaltig Druck . . . .20 Zeitungen .... 25—30 Umschlag Späne 70 Abfälle von- Umschlag fabriken 50 Umschläge von Behörden 45 Einschlag Kraft (Sulfit) 45 25 Unsortiert Papierabfälle 15 Strohkarton 10 verschiedener Sorten Papier und (Auszug). v. H. Feine Späne rein Hadern 20 Weiße Späne Nr. 2, holz ¬ haltig "20 Weiße Späne, gestrichen 10 5. besserer Zeitungsdruck Sulfit ungebleicht ... 20 Feinschliff 50 Holzhaltig weiß Schreib ) und Hefte . . . . [ 20 Buchdruck Nr. 2 . . ) Zeitungen 10 6. Gewöhnlich Zeitungsdruck Sulfit ungebleicht ... 15 Feinschliff 35 Holzhaltig weiß Schreib und Hefte 25 Buchdruck Nr. 2 } 9 Zeitungen ...(’■ 43 7. Kunstdruck Gebleicht Sulfit .... 25 Späne fein Druck ... 25 Späne gestrichen ... 50 8. Pappe a) Graupappe Sulfit, lang 5 Zeitungen und holzhalt. Buchdruck 95 b) Strohpappe Jacquard 30 Strohpappe 30 Sulfit 40 c) Lederpappe Strohkarton ..... 30 Jacquard 10 Goudronn6 30 Papierabfälle 30 Chemische Feinde des Betons Jeder Papiermacher, der das langsame Einfressen von Alaun lösungen in den Beton von Mischholländern beobachtet hat, kennt diesen Feind des Betons. Der Gehalt der Tonerde an freier Schwefel säure verursacht, wie alle Säuren, diesen allmählichen Verfall des Zements. Salze sind verhältnismäßig nicht so gefährlich, werden aber, ebenso wie Säuren, um so wirksamer, je heißer und stärker die Flüssigkeiten sind. Aber nicht nur die Konzentration, sondern auch die Art der Säure oder säurehaltigen Flüssigkeit spielt eine große Rolle: Salzsäure, Salpetersäure, Essigsäure stehen an schädi gender Wirkung an erster Stelle; Schwefelsäure, schweflige Säure und Flußsäure sind nicht so wirksam, da unter ihrer Einwirkung aus dem unlöslichen Kalksalz und der abgespaltenen Kieselsäure des Zements eine Art von fester Schutzschicht sich bildet, die den weiteren Zerfall etwas verlangsamt. Trockene Schwefelsäuredämpfe von niedriger Temperatur verträgt der Beton lange Jahre, während heiße und feuchte Dämpfe dieser Art den Beton in kurzer Zeit zerstören. Zerstörende Wirkung hat auch in Wasser gelöste Kohlen säure, während kohlensaure Alkalien, wie Kalium-,' Natrium- und Ammoniumkarbonat, unschädlich sind. Schwefelsäure Salze da gegen greifen, wie anfangs erwähnt, den Beton stark an. — Zum Schutz gegen solche unliebsame Zerstörungen nimmt man beim Bau schon zweckmäßig eine Zementart, die nicht zu empfindlich ist, z. B. Eisenportlandzement, Hochofen- und Montanzement (Wegen des geringeren Kalkgehaltes). Ob ein Zusatz voh Traß die günstigen Wirkungen hat, die man erreichen will, ist noch fraglich. Schutzanstriche mit Asphaltlack genügen bei schwachen Säuren und Laugen. Am besten sind aber Auskleidungen des Betons mit säurefesten Materialien (z. B. Blei, Hartgummi, Ebe nit, säure festen keramischen Platten). — g— (Nach Anzeiger für Berg-, Hütten- und Maschinenwesen, Essen 1920, Nr. 42.) Torfverkokung In der Tages- und Fachpresse (siehe z. B. Nr. 25 des „Papier- Fabrikant“ von 1920 S. XIII) mehren sich die Angaben, wonach in Kürze großzügige Unternehmungen in Nordwestdeutschland erbaut werden, in denen Torf in größtem Umfange mit Nebenpro duktengewinnung verkokt werden soll. Der so gewonnene Heiz stoff (Torfkoks mit angeblich bis 7000 WE/kg) würde einen guten Brennstoff für die Industrie abgeben, bedeutend besser als der Rohtorf, der in den jetzigen Zeiten der Kohlennot in manchen Betrieben verfeuert werden muß. Diesen etwas reichlich hoch gespannten Hoffnungen gegenüber ist es angebracht nachzulesen, was Fachleute dazu sagen. In Bd. 2, 1920, Nr. 34 von „Brennstoff-und Wärmewirtschaft“, Mitteilungen der Brennkrafttechnischen Gesellschaft (B. T. G.) bespricht Dr. Ing. Kurt P. Sachs in einem Beitrag „Ein Prüffeld für Braunkohlen vergasung“ die Möglichkeiten der Braunkohlen- und auch Torf vergasung. Nachdem er gezeigt hat, daß das Problem der wirtschaft lichen Vergasung der Braunkohle trotz der Reklame einer bestimm ten Industrie nicht gelöst ist, sagt er wörtlich: „Aehnliche Fehler werden seit Jahrzehnten auf dem Gebiete des Torfes gemacht, und heute noch kommen immer wieder Leute mit Vorschlägen heraus, in welchen sie vorrechnen, welche unge heuren Gewinne bei der Vergasung von Torf mit Nebenprodukten gewinnung zu erzielen wären. Auch hier können nur einige Zahlen gegeben werden. Zunächst einmal das treffende Wort eines alten Torffachmannes: „Torf ist eine Materie, die man nur einmal in die Hand nehmen darf. Nimmt man sie zweimal in die Hand, so ist das Arbeiten damit schon unwirtschaftlich.“ Dieses will sagen, daß der Torf mit seinen 90 v. H. Wasser und nur 10 v. H. Trockensubstanz zu minderwertig ist, um eine teure Aufbereitung und Weiterverarbeitung zu ertagen. Um 1000 kg Trockentorf zu gewinnen, sind 7,7 cbm Naßtorf zu stechen, zu fördern, zu stapeln und zu trocknen. Es müssen dann aber 1,3 cbm Trockentorf verladen und abgefahren werden, im ganzen sind also, um 1000 kg Trockentorf an der Verwendungsstelle zu haben, 8,7 cbm zu bewegen. Nimmt man vergleichsweise den Heizwert des Trockentorfes zu 3000, den der Rohhkole zu 2000 WE. an, dann sieht man, daß 6 cbm Torf, als Fördermenge gerechnet, 1 t Rohbraunkohle entsprechen. Zieht man zugunsten des Torfes das Deckgebirge bei der Rohbraunkohle mit in Betracht, so ergibt sich ein Fördermengenverhältnis von Torf zur Braunkohle wie 6 : 4. Ein Abraum- und Kohlenbagger leistet etwa 400 cbm in der Stunde, ein Torfbagger 50- -70 cbm. Man ist beim Torf auf die Lufttrocknung angewiesen, infolge dessen in seiner Gewinnung auf bestimmte Jahreszeiten beschränkt. Infolgedessen sind auch die vorhandenen Torfüberlandkraftwerke stets mit Kohlenkraftwerken gekuppelt.“ Und weiter: „Es ist sicher, daß es notwendig ist, möglichst viel Torfflächen urbar zu machen. Man muß sich aber darüber klar sein, daß man das heute nicht mit Hilfe eines wirtschaftlich arbeitenden Betriebes erreichen kann. Eine wirtschaftliche Torfverwertung liegt zur Zeit