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Krelber-er ««zelger *«d Tageblatt. Sette r. 1SS7. gattonm, man leie die Ausführungen des Grafen Kalnoky und man sage unS einmal, ob irgend welche Aeußerung der Kriegslust, irgend ein Gelüste nach weiterem Borrücken au der Halbinsel d«S HümuS, irgend eine Herausforderung Ruß land» sich geltend gemacht hätte? Di- inneren Verhältnisse der diesseitigen Reichshälfte find nicht darnach augethau, um die Lust zu erwecken, au-wärtS auf Abenteuer auSzugehen. DaS offiziöse Wiener „Fremdenblatt" und die alte .Presse" drucken einen im .Pester Lloyd" enthalten gewesenen Berliner Brie ab, welcher auSführtk, Kürst BiSmarck hab« dm Zaren au dm 0L3us koocieris mit Oesterreich verwiesen, worauf der Zar erklärte, daß auch er gegen Oesterreich keine» Angriff plane. Die „Presse" bemerkt dazu, durch diese Mittheilungen erst seien die bisherigen Enthüllungen zu einem glaubwürdig« Bilde abgerundet. Mehrer« andere österreichische Blätter besprechen ebenfalls den Brief de» .Pester Lloyd" als werthvolle Ergänzung der früheren An gaben über dm Inhalt der Unterredung deS Fürsten BiS marck mit dem Kaiser von Rußland. In der italienische« Deputirtmkammer gelangte am Sonnabend der Adreßvttwurf zur Berathung. Hierbei erklärte der Ministerpräsident CriSpi in Bettest der internationalen Politik^ die italienisch« Regierung sei mit allen auswärtig« Mächten befreundet und wünsch« di« Aufrechterhaltung de- Friedens. Zu diesem Zwecke bleibe die Regierung den bei ihrem Antritte Vorgefundenen Bündnissen treu Sie wolle, daß Italien alle Bortheile genieß«, zu welch« «S als Großmacht daS Recht habe. Niemand dürfe sich in daS innere Leb« einer Landä ein mischen. Die- sei eine Frage der Würde, welche mau fühle, aber nicht diSkutirr. Italien, daS sich unter der Aegide der Freiheit ohne Gewaltthätigkeiteo, ohne Bela gerungszustand gebildet habe, könne die Freiheit nicht verletzen, »achdvn «S sich gefestigt habe. (Zustimmung.) CriSpi sprach weiter die lleberzeugung auS, daß die gegenwärtige Kammer ihm freundlich gesinnt sei. Er hoffe, daß st« ihn in dem schwierig« Werke der Regierung in loyaler Weise unterstütz« werde. Die Adresse wurde nahezu einstimmig angenommen. Sacchi kündigte eine Interpellation au über die Haltung der Regierung gegenüber dm Hirtenbriefen und dm Petition« zu Gunst« der weltlich« Macht d«S Papstes. — AuS Maffauah wurde gemeldet, daß der italienische Oberbefehlshaber General Sa» Marzauo eine Exkursion nach Dogali unternahm und daß die italienisch« Trupp« täglich Hebungen und Märsche tu der Borposteuzone vornehm«, »»eiche Letztere weiter vor geschoben Word« ist. Die Abessinier scheinen eine Berthei- digungSstellung auf der Linie Kerm-ASmara einnrhmen zu wollen. Die Bereinigung de« NeguS mit RaS Alula soll in Adua erfolg« DaS italienische Kriegsschiff .Colomm" über raschte bei Obok (am Golf von Aden) ein französische- Schiff mit zahlreich«, für Abessinien bestimmt« Franzos« und Ruff« Wiederholt hab« sich bereits französisch« und russische Abenteurer dem NeguS von Abessinien für dm Feldzug gegen die Italiener in Mafsauah zur Verfügung gestellt; ferner find französische Waffen- und Munitionssendungen nach Abessinien geschmuggelt worden. Der gemeldet« Zwischenfall dürfte dm Anlaß gä>«, di« Angelegmheit zum Gegenstand ernster diplo matischer Auseinandersetzung« zu machen. Geste« Bormittag hielt« die frawz-fifche« Minister eine lauge Berathung bei Rouvier ab, der sich sodann ins Elysoe begab. Grevy eröffnete dem Konseilpräsidmtm for mell, daß er entschlossen sei, seine Demission zu nehmen und daß er den Präsidenten der Deputirteukammer und deS Senats am Donnerstag eine Botschaft zugehen lassen werde. Die Verzögerung deS Rücktritts veranlaßte die Radikal« zu der Behauptung, der geizige Grovy wolle erst am DpnnerStag den 1. Dezember demisfioniren, um die 100 000 Franks Ein künfte deS Präsident« der Republ? für Dezember «och zu erhalt« DaS Pariser Blatt „Evenement" meldete sogar, Gröoy habe noch am Freitag dem befreundeten Deputirten Proal erklärt, er sei der Herr und werd« selber die Stunde seines Rücktritts wähl« ' Hierum stimmt die Sprache seine» Organ», des „La Paix", überein. Dasselbe schrrlbt: „Grevy kann au» höher« Erwägung« zurücktreten, es darf aber nicht den Anschein hab«, als wiche er dm Insult« Einzelner. DaS sicherste Mittel, daß er auf seinem Post« bleibt, ist, ihn mit Schimpf und Drohung zwingen zu wollen, ihn zu verlass« DaS mög« man sich mucken." Wahrscheinlich wird hmte in der Deputirtmkammer und im Smat die Vertagung bis Donnerstag beantragt. — Im Quartirr Latin find die Limousin und ihr Freund Lorenz am Freitag Abend beinahe gelyncht und nur mit Müh« durch die Polizei der wüthmden Mmge entrissen Word« Der Königin von Ewgla«- hat vr. Mackenzie am Sonnabend Vormittag im Schlosse zu Windsor mündlich Bericht über daS Befind« deS deutsch« Kronprinz« erstatt« müssen. — Bon England auS ging am vorigen Donnerstag eine zweite Expeditio» zum Entsätze des hartbedrohtm Afrika- forschrrS Emin Pascha ab. Herr Montague Kerr, ein Vetter des MrrquiS von Lothian, der bereits ein Werk über seine afrikanisch« Reis« verfaßte, segelte nämlich nach Zanzibar. Bon dort aus gedenkt er durch daS Masailand zu dringen und dm von Joseph Thomson vorgeschlagenen Weg nach Wadelai einzuschlagm. Nach Auffindung Emin Pascha- will Kerr die Gegend deS Tschad-See» uud daS Nigerbecken erforsch«. Der muthige Reisende bestreitet die gelammr-n Kost« der Expedition aus eigener Tasche. Nur die offiziöse tmsstfche Prrsje hat seit dem Besuch reS Zar« einen friedlicher« Tou angestammt; die unabhängig« Blätter setzt« trotz der scharf« Zensur ihre Anfeindung« ungehindert fort. Da» „Journal de St. PöterSbourg", welche» >ie deutsche Thronrede als einen lebhaft« Ausdruck der rirdlich gesinnten Bestrebung« Deutschlands bezeichnet, ist ebm daS Organ des friedliebenden Ministers von GirrS. Sanz anders spricht sich daS Blatt de» Fürst« Meschtschrrski, „Grashdanin", auS, welches aus sicherster Quelle erfahr« >abm will, daß Fürst BiSmarck mit dem Ergrbniß der Ber liner Begegnung bezw. seiner Audienz beim Zaren „sehr un- ufrieden" sei. Aus Petersburger Bankierkreisen verlautet, fürst Bismarck habe sich in diesem Sinne gegenüber Bleich- rödrr ausgesprochen. Man glaubt übrigens dort allgemein an eine baldige Entfernung deS KoburgerS durch die Bulgaren rlbst. Die unabhängige russische Presse zweifett auch durch weg die Enthüllungen der „Köln. Ztg." sehr stark an. Der „Grashdanin" bezeichnet dieselben als deutsche Träume, als einen nach BiSmarcks Diktat geschriebenen Schwindel; die Be hauptung der „Köln. Ztg.?, Fürst BiSmarck hab« dm Kaiser von gewissen Jntrigum überzeugt, sei beweisloS. Die deutsche Thronrede befriedige in Rußland wenig, da der Besuch des Zar« unerwähnt blieb. Man könne sie auch nicht friedliebend nenn«. Die Geschichte lehre, sagt die „Nowoje Wrrmja", wenn Deutschland von einer Abwehr rede, plan« e» Angriffe. Aus der bulgarische» Hauptstadt meldet man, daß die Mutter de» Fürst«, Prinzessin Clementine von Sachs«- Soburg Gotha, dort am Sonnabend in Begleitung deS Fürst« Ferdinand uud der Minister Stambulow, Natschewitsch uud Tontschew «in,«troff« ist. Der Fürst und die Minister warm der Prinzessin bi» Zaribrod entgegengefahr« Oertlichts. Freiberg, den 28. November. — Am heutigen Montag wird sich Se. Mas. der König Abends gegen halb 8 Uhr vom Leipziger Bahnhofe in Dresd« ab mit dem fahrplanmäßig« Eilzuge wieder nach Wermsdorf begeb«. D«r Aufenthalt ist jedoch diesmal uur auf einige Tag« beschränkt, da Se. Majestät bereits Freitag, den 2. De zember, Vormittag- per Exttazug zur Abhaltung einer Hofjagd nach Leipzig reist und Abend» von dort wieder nach D«»d« bez. Strehlen zurückkehrt. — Die Königl. Staatsanwaltschaft bringt zur öffentlichen Kenntniß, daß in der Nacht zum 23. d. M. in d«» Bruuu« d«S Hausbesitzer- uud Bäcker- Sommer iu Krummen hennersdorf «ine Quantität Schwefelsäure gegossen Word« ist. Etwaige Wahrnehmung«, dir sich auf diese That beziehen, find ungesäumt auher mitzutheilea. — Laut stadttäthlichem Beschluß vom vorigen Jahre ist es erlaubt, daß die Geschäfts-Inhaber vor dem WeihnachtS- feste, vom erst« Adventssonntag an, ihre Läden Abend» »ach Belieben schließen könne». Gestern Abend wurde davon Gebrauch gemacht und hatten fast alle Geschäftsinhaber bi» 7 Uhr ihre Läden offen. Bon dem Eintritt der Dunkelheit an bemerkte mau namentlich auf dm Hauptstraßen der Statt ein sehr reges Leben. Bor den großen Läden umstand ein zahlreiches Publikum die Schaufenster und bewundert« bei prachtvoller Beleuchtung die schöne dekorative Ausstellung da verschiedenen Gegenstände. Stunden lang kann mau sich jetzt damit die Zeit vertreiben; man sieht immer daS Neueste und Schönste, iu großer Mannigfaltigkeit auSgebreitet liegen. DaS Auge wird nicht müde, alle die viel« mannigfaltig« schön« Sachen zu beschauen. Jetzt ist es auch an der Zeit, di« mah nend« Worte „Kauft am Orte!" ergehen zu lass«, dmu alle unser« Geschäftsleute, ob groß oder klein, sind bemüht, da» Neueste, Schönste und Beste bei zivil« Preisen zu liefe«. Dieser Appell ergeht auch namentlich an unsere Landbevölke rung au» da nahm und weiteren Umgebung FceibagS, die in unsna aufblühmdm Industriestadt volle Gelegenheit find«, alle ihr« WeihnachtSeiukäufe mindestens ebenso günstig zu mach« als selbst in da Residenzstadt. Freilich sollten e» sich aber auch unsae hiesigen Geschäftsleute zum strengst« Grundsatz mach«, ihre eigenen Privatbedürsntsse nur am hiesig« Platze za deck«. — Der Eisenbahnverkehr am gestrig« Sonntag war eia ziemlich lebhafter. Hauptsächlich machte sich bet der Ankunft da Abendzüge ein rege- Leben bemerkbar und war anzu nehmen, daß viele Ausflügler, welche Fußtourm unternommen, zur Rückkehr die Eisenbahn benutzten. Sm meisten war die» auf da Dresdener Linie da Fall. Wenn eS auch keiner Die Herri« von Studrichshall. Novelle von M. Widder». (22. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Auf d« schön« Souunatag von gestern war rin trüber, regnerischer Morgen gefolgt, der eigentlich vollkommen zu der Stimmung sämmtticher Bewohner von RudrichShall paßte. Nicht wie sonst konnte der Kaffee im Gart« eingenommen werdm, mit düsteren Mimen saßen sich die beiden Damen im Wohuznmna da Justizräthin gegenüber, die eben «ine ziem lich magische Strafredr g«gm Frau Anny vom Stapel ließ: „Ich fand Dein Benehmen unerhört, schon für jede Dame von Bildung," sagte die Mattone, trotzdem sie schon gestern «Shrmd der Rückfahrt ihrem Groll Lust gemacht. „In Anbettacht dessen aber, daß Du Braut bist, fehlm mir alle Worte für die Art und Weise, in der Du die Huldigungen Saanger» haauSfordertest! Ich begreife nicht, wie Leo sich ein solches Bmehmm stillschweigend gefallen lass« konnte!" setzt« sie noch hinzu, und der Zorn funkelte in den harten, stahlgraum Augen. „Bist Du nun am Ende, Mama?" fragte die junge Frau iu beleidigend nachlässigem Tone, mit dm klein« Händen an dm kostbaren Spitzen ihres weißm Morgenkleide» zerrend. „Ja? Dann gestattest Du mir wohl die Erwiderung, daß ich daS Brnrhmm Deine- Sohne- gegen mich noch horrender finde, und da- nicht erst seit gestern! ES scheint wirklich, er findet mehr Gefall« an dieser Mamsell Elisabeth, als an seiner Braut. Sollte da» ernsthaft der Fall sein," und ein spöttischer Lächeln zuckte um den schön« Mund, „dann bin ich durchaus bereit, daS Feld zu räum«." „Ah! weil Du rin« Mann gesund«, der Dir möglicher weise noch mehr Glanz und Reichthum bieten könnte, als mein Sohn." D«r Eintritt dessen, von dem man soeben gesprochen, störte daS unliebsame Gespräch, aber er bracht« auch nicht Friede und Frohsinn, denn kaum hatte der Assessor die Damm begrüßt, so fragte die Generalin, der Mutter zuvorkommend: „Nun, hast Du die Dime gestern gefunden, Leo, und weShalb zeigt sie sich hmte nicht?" „Bon wem sprichst Du?" fuhr der Gefragte fort. „Die junge Dame, die sich im Parke unsere- Nachbar- verirrt, und w«lche wir auS unliebsamer Situation erlöst«, ist ein an ständige- Mädchen und keine Dime — so rein und unschuldig im Empfind« und Benehmen, daß viele Andere sich an ihr ei» Beispiel nehmen könnten." Ein Blitz traf ihn aus den verschleierten Augen der Generalin. „Vielleicht auch Deine Braut?" sagte sie mit vor Zorn b:b«nder Stimme. . , „Auch die, Anny! Und sobald Du über Dein gestrige-, so herausfordernde- Benehmen, Baron Armand gegenüber, nachdrnkst, wirst Du mir recht geb«, wenn ich Dir sage: «S war unerhört!" Sie war aufgesprungen — in diesem Augenblick schien aller Reiz gewichen auS dem Gesicht der jung« Frau, und etwa- MegärenhasteS lag über den stolzen Zügen. „Diese- Geschöpf — dieses namenlose Geschöpf — der elende Miethling wird mir, mir zum Muster ausgestellt! Und Du wagst das, Leo, Du?" Seine Züge blieb« starr und kalt. „O, ich wage noch mehr — ich wage Dir zu sagen —" Aber sie ließ ihn nicht aussprechen; mit einem jähen Ruck hatte sie sich den breiten goldenen Reis, mit dem sie sich ihm versprochen für alle Zeit, vom Finger gestreift und schleu derte ihm denselben hin. „Da nimm Dein Eigenthum wieder und damit auch Dein Wort. Ich will nicht länger die Launen eine- Mannes er- ttage», der —" .Ihn« in kurzer Zeit auch nur noch seine einfache Beamtenstellung biet« könnte, meine Gnädige; ich muß dem Verlust meines ganz« bisherig« Eigenthum- entgegen sehen. Ich gebe Ihn« deshalb vollkomm« recht, wenn Sie ein Bündniß lös«, da» unS ja Beide nicht glücklich ge macht hätte." Auch er hatte sein« Ring vom Finger gestreift, aber er schleuderte ihn nicht vor sie hi», sondern überreichte ihr ihn mit einer kühlen Verbeugung. Einen Moment sah sie ihn erstaunt an; sie hatte doch nicht gedacht, daß er e- wirklich so ernst, so vollkommen ernst aufnehmen würde. Dann aber färbte Purpurgluth ihre Wange und, dm Ring hastig ergreifend, stürzte sie au- dem Gemach. KÄSW Jetzt standen sich Mutter und Sohn allein gegenüber. Die Justizräthin war sehr blaß gewordm, und ein Aus druck lag in dem energischen Gesicht, dm Leo sonst nie darin gesehen. „Also da- war da- Ende," sagte sie mit vibrirmder Stimme, und als Leo nicht antwortete, fuhr sie fort: „Vielleicht ist es gut so — sie wäre doch wohl nicht die passendste Frau für Dich, und der Bruch mit ihr ist eS nicht, der mich so besonders erregt! Mehr schreckten mich Deine Worte, diese Worte voller Bestimmtheit: ich würde Ihnen doch binnen Kurzem nur meine einfache Beamtenstellung bieten können! Leo, dann bist Du dem Kind« der Baronesse auf der Spur und —" „Höre mich, Mutter," erwiderte er, und als sich Beide gesetzt, faßte er ihre Hand und erzählte ihr Wort für Wort wa- er von dem Heimgegangenen Blume erfahren. Helle Schweißtropfen traten ihr dabei auf die Stirn, und als Leo geendet, rang sich ein konvulsivisches Schluchzen auS ihrer Brust. » „O, mein Gott, mein Gott, wie gebrandmarkt werd« wir dastehm! Daß Dein Vater auch solche Schande über u»S bringen mußte!" „Gebrandmarkt, Mutter — »ein! daS wirst weder Du noch ich sein. Blume ist jetzt todt, der Einzige, d«r von diese» Schurkenstreich wußte, — und so biete» wir Elisabeth Brown- ston mit irgend einer plausiblen Erklärung zum Geschenk, wa» ihr rechtmäßig gebührt. Mögen sich Ahnungen in dem Mäd chen regm, Gewißheit über dm wahren Sachverhalt kan» sie ja nie erlangen, übrigens ist vor dem Gesetze da» Ganze verjährt." „Gott sei Dank! Dann handle, Leo, handle, wie e» Dir Dein« Ehrenhaftigkeit gebietet; ich leide in pekuniärer Bezieh ung am wwigsten darunter, denn mir bleiben die Kapitalien, die ich Deinem verblendet«, unglückseligen Vater mit in die Ehe gebracht!" „Doch wa» wird nun au» Anny?" fragte sie erschreckt, „jedenfalls verläßt sie nach dem Auftritt von vorhin Rud richShall, und Du weißt, ihr fehl« alle Subsistenzmittel." „Wmn Du Dich ihrer annehmm willst, Mutter, so bi« ich weit entfernt, Dich daran zu hindern. Aber ich dmke, für lange wirst Du eS nicht nöthig habm, eine neue glänzende Partie winkt ja schon dem schön« Schmetterling! Und dann ist ja Frau von Walldmstein Schriftstellerin; vor der wirk lichen Noth schützen sie die Honorare, welche ihr gezahlt werden." Elisabeth hatte i» der Nacht, die sie bei ihr« Freund« im HauSmeisterhäuSchm zugebracht, kein« Schlaf gesund«; einerseits regte der Gedanke sie auf, nun wieder vor einer neu« LebenSphase zu stehen, dann aber hielt ihr auch ei» Bild die Sinn« wach, daS sie in seltsamer Verheißung immer und immer wieder umgaukelte: daS Bild de- Assessor», wun derlich, phantastisch beleuchtet durch den grellen Schein meh rerer in dm moosigen Erdboden gesteckter Kienfackel». Sie sah daS schöne stolz« Gesicht und mit stürmischem Herzklopft» einen Ausdruck darauf, dm sie nie vorher bemerkt, dm Aus druck inniger Zärtlichkeit. So hatte er wenigstens iu ihrer Gegenwart »och niemals in da- schöne Gesicht Anny vl» WalldensteinS gesehen, trotzdem sie doch seine Braut »rar. Und plötzlich durchzuckte sie «in Gedanke, wie glühende Lava ergoß es sich dabei durch ihre unschuldige Seele: „Und wenn er mich lieb hätte, lieber als seine Braut!" Und mit diesem Gedanken fiel eS ihr auch plötzlich wie «in Schleier von dem eigenen Empfinden, so daß e» sich mit einem Micke ihr offenbarte, daS große Geheimniß der jung« Seele: sie li«bte dm Assessor, liebte ihn mit der ganz« Innigkeit ihres rein«, bisher noch von keiner Leidenschaft be rührten Herzens! Aber mit dieser Klarheit zugleich kam ihr auch eine tödtliche Angst, sie fühlte sich beinahe wie eine Verbrecherin. (Fortsetzung folgt.)