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M 3V«. Kretberger «»zetger «nd Lagedlatt. Vette 41. 188«. oder WaS muß der Landmann jetzt, gegen sonst tHun, um sich zu erhalten! zu Gehör brachte und da durch einen Herzenswunsch des hiesigen Vereins erfüllte. Redner legte durch Beispiele klar, wie seit einem Dezennium die Preise der landwirthschaftlichen Erzeugnisse fast aus nahmslos bedeutend gesunken sind, während die Lasten im Gegenthcil in vielen Beziehungen an Schwere zugenommen haben. Da die von der Reichsregierung zur Abhilfe der Kalamität angestrengten Mittel z. B. die Eingangszölle durch aus die erwünschte Hilfe nicht gebracht, und der Wunsch nach gründlicher Hilfe durch Umlegung der Goldwährung in eine Doppelwährung noch keine Aussicht auf Realisirung hat, so wies Redner nach, wie er sich eine Besserung, resp. Milderung der bedrängten Lage durch Selbsthilfe denkt. Seine Wünsche gehen dahin, daß seine Berufsgenosien zuerst bei der Feldbestellung die Düngungsangelegenheit ins Auge fassen und zwar bei Berei tung des StalldungS alle Verschwendung unterlassen, d. h. die Bindemittel der Pflanzennährstoffe im Dung — die angepriesenen Einstreu- und Zugießemittel — brav anwenden und den fo gewonnenen reicheren Dünger nicht, wie gebräuchlich für sich, sondern mit Zusatz von künstlichen Dünger aufbringen, wodurch eine bedeutende Reduktion der Düngerzukaussumme und eine vermehrte Ertragfähigkeit des Bodens zu verzeichnen sei. Ferner wies Redner nach, daß durch Zukäufen von Marktvieh eine nicht unbedeutende Verschwendung getrieben wird, die nebenbei die große Gefahr der Seucheneinschleppung in manchen Stallbestand mit sich bringt. Er rieth zur Aufzucht von Jung vieh und wo es fein muß zum Ankauf von Nutzthieren aus den Ställen der Landwirthe im Ort, oder in der Umgegend. Endlich kam der Vortragende auf den Flachsbau, den er für ein durchaus kräftiges Mittel zur Erhaltung der gefährdeten Existenz in unsrer Gegend hält, wenn derselbe rationeller be treff des Anbaues, sowie der Bereitung behandelt wird. Er wieS nach, daß Deutschland, zwar in dieser Branche Konkur renten hat, daß aber Rußland nur grobe Flächse, Belgien aber und England nicht genug fein er n Flachs erzeugt, so daß aus Deutschland welches nicht feinen Flachs baut jährlich noch für ca. 1 Mill. Mark Flachs ausgeführt wird. Redner gab höchst interessante Notizen über die Einführung des Flachs baues in Deutfchland da im 16. und 17. Jahrhunderte durch belgische Weber und zog Parallelen zwischen sonst und jetzt in Bezug auf Flachsbau. — Ungetheilten Beifall wurde für diesen zeitgemäßen Vortrag dem Sprecher und die lang auS- haltende Debatte in der auch die Schädigung der Flachsprcise durch das leidige Wollregime des Prof. Jäger und durch die steigende Zuneigung des Publikums zu dem noch viel leidigeren Ankauf von baumwollner Leibwäsche zur Sprache kam, zeigte, wie ungetheilt auch die Aufmerksamkeit der Zuhörer gewesen war. Zethau, 20. Dezbr. Ebenso schwach als bei der KirchrnvorstandSwahl war die Betheiligung an der Wahl des Gemeiudrrathes. Von nahe an 200 Wahlberechtigten hatten nur 47 von diesem Rechte Gebrauch gemacht. Statutarisch waren an Stelle von ausscheidenden oder verstorbenen Ge- meinderathSmitglicdern 6 neue zu wählen. Die Wähler waren diesmal, entgegen dem früheren Modus, in 4 Klaffen, nach der Zahl der Steuereinheiten geotdnet, eingetheilt. Da von den Vertretern der Unansässigen diesmal keiner ausschied, so hatten nur die drei ersten Klassen zu wählen. Das Resultat ergab, daß 2 Herren wiedergewählt wurden, und 4, nämlich die Herren Gutsbesitzer Oswald Zänker, Gutsbesitzer Karl Mathes, Tischlermeister LouiS Fröbel und Böttchermeister Heinrich Reichenberger als neue Mitglieder in den Gemeinde« rath eintreten. Auch in Dresden ist infolge der Schneeverwehungen die Situation während der letzten Tage keine angenehme ge wesen. Die Pferdebahn und alle übrigen Geschirre hatten mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Für alle bei der Reinigung der städtischen Straßen Betheiligten, Ausführende wie Ueberwachende, ist durch den eingetretenen starken Schnee fall eine schwere Bedrängniß erwachsen. Wie man wahrnrhmen kann, geschieht das Möglichste, um für den allgemeinen Ver kehr freie Bahn zu schaffen und auch zu erhalten. Das städtische Straßenwesen hat zur Säuberung der Marktplätze und wichtigsten engen Verkehrsstraßen außer den eigenen, auch eine sehr große Zahl von Privatgeschirren aufgeboten, nicht minder sorgt die Straßenbahnverwaltung in ergiebiger Weife für das Fortkommen auf den von ihr befahrenen Linien, ebenso haben bereits viele Hausbesitzer in verkehrsreichen Straßen der an sie durch behördliche Organe ergangenen Auf forderung zur baldthunlichsten Beseitigung des vor ihren Grundstücken ausgehäusten Schnees bereitwilligst entsprochen. Dieselben würden sicher in noch größerer Zahl dieser Auf forderung nachgekommen sein, wenn sie die nöthigen Fuhrwerke hätten erlangen können. Für den Fall, daß erneut starker Schneefall eintreten sollte, ist seitens des Rathes die Aufbietung noch verstärkter Hilfsmittel in Aussicht genommen worden. Jetzt schon dieselben heranzurufen, hat man sich wegen ihrer großen Kostspieligkeit nicht zu entschließen vermocht. Eine nothwendige Folge dieser Stockungen ist die Störung im Postverkehr. Die Postdirektionen in Dresden und Leipzig haben am Mittwoch einen Briefpostdienst mit Schlitten eingerichtet. Es wird die Briefpost zwischen Leipzig und Dresden und umgekehrt mittelst Schlittens befördert. Am Donnerstag be absichtigte die Ober-Postdirektion die Post nach Leipzig bis Riesa mittelst besonders gemietheten Dampfbootes und dann weiter mittelst Schlittens abzuscnden. Auch ward, da der Verkehr mit Berlin auf allen Eisenbahnlinien unterbrochen war, und falls die Betriebsstörungen bis dahin nicht beseitigt sei sollten, zur Beförderung der Berliner Korrespondenz ebenso! die Einrichtung einer Schlittenverbindung geplant. Zwischen Löbau, Herrnhut und Zittau, sowie zwischen Dresden und Dippoldiswalde, Dresden-Moritzburg-Radeburg und Dresden- Wilsdruff u. s. w. waren gleichfalls solche Verbindungen einge richtet. — Die königliche Generaldirektion der sächsischen Eisen bahnen macht bekannt, daß in Gemäßheit von M 55 des Betriebs-Reglements für die Eisenbahnen Deutschlands un! mit Rücksicht auf die Ueberfüllung der Lagerräume, die Güter- rxpedition DreSden-Altstadt Güter aller Art nach allen, wegen Schneeverwehungen nicht fahrbaren Bahnlinien bis aus Weiteres nicht mehr annimmt. — Wie bereits in anderen Städten, so wird auch in Dresden ein Ortsausschuß gebildet werden, der >ie Verwirklichung deS Gedankens anstreben will, dem deutschen Kaiser zu dessen bevorstehendem 90. Geburtstage ein Armee geschenk zur Verfügung zu stellen, welches in einer das Ge- ammtbild des militärischen Lebens des Kaisers enthaltenden und möglichst jedem Soldaten einzuhändigenden Denkschrift bestehen soll. Von den Herren Generallieutenant z. D. von Montbä, Oberbürgermeister vr. Stübel, Generalmajor z. D. von Schimpfs, Stadtvrrordnetenvorsteher Geh. Hofrath Acker mann und Regierungsrath Prof. Krieg ist eine Versammlung zur Besprechung über die Bildung des Ortsausschusses ein- berusen worden. — Einen Beweis hochherziger Arbeiterfreund- ichkeit hat Herr Bruno Naumann wiederum durch nachstehende ekanntmachung, welche an der Fabriktafel der Seidel und äumann'schen Nähmaschinrnfabrik angeschlagen wurde, gegeben: „Aus Anlaß der Umwandlung meines von mir vor 19 Jahren ^gründeten Etablissements in eine Aktiengesellschaft habe ich nir vorgenommen, denjenigen Arbeitern, welche durch lang jährige Arbeit in der Fabrik ihre Treue bewiesen, eine Weih nachtsfreude zu bereiten. Es erhält daher Jeder, welcher 5 Jahre und länger ununterbrochen in der Fabrik beschäftigt ist, ein Weihnachtsgeschenk von 50 Mark, welches Donnerstag Nachmittag von 5 Uhr an im Komptoir des Herrn Direktor Engel zum Abholen bereit liegt. Ich habe ferner der von mir gestifteten Invaliden- und Unerstützungskasse für Beamte und Arbeiter weitere Zwanzig Tausend Mark überwiesen, so daß diese Kasse gegenwärtig einen Fonds von Fünf und Fünfzig Tausend Mark besitzt." In Leipzig und Umgegend war der Schneefall ganz enorm. Seit mehreren Tagen schon wurde der Verkehr fast gänzlich eingestellt. Es fahren keine Droschken und auch der Zferdebahnverkehr ist trotz größtmöglichster Bemühungen nicht flott zu erhalten gewesen und deshalb eingestellt worden. Die Zufuhr an Lebensmitteln ist nur eine sehr schwache und tritt stellenweise schon Mangel darin ein. Mittwoch Abend wurde von Leipzig ein Versuchszug nach Wurzen abgelassen. Mit ganz außerordentlichen Anstrengungen gelangte dieser Zug endlich bis Wurzen, an eine Weiterfahrt war aber nicht zu denken. Am Montag Abend verunglückte auf dem Hauptbahnhos in Chemnitz ein Streckenarbeiter dadurch, daß er beim Reinigen der Weichen vom Schnee in Folge des herrschenden Sturmes das Herannahen eines Personenzuges nicht bemerkt hatte. Er wurde vom Zug erfaßt und zwischen das Geleis geschleudert, so daß der ganze Zug über ihn hinwegging. Der Verunglückte, welcher dabei einen Splitterbruch des Stirn beines und einen Bruch des linken Fußknöchels erlitten hat, wurde mittest Siechkorbes in das Stadlkrankenhaus gebracht. — Der Kirchenvorstand von St. Jacobi hat bei dem Rathe als der Patronatsbehörde, das Ersuchen gestellt, von einer öffentlichen Ausschreibung des durch den Weggang des Herrn Archidiakonus von Soden vakant werdenden Archidialonats an der Jakobikirche abzusehen und Herrn DiakonuS vr. Karo in diese Stelle zu berufen, und ist vom Stadtrathe diesem Ansuchen entsprochen worden. Es kommt daher nunmehr das Diakonat an genannter Kirche zur Neubesetzung. Bei dem herrschenden Schneesturme ist auf Bahnhof Riefa in der Nacht vom Montag zum Dienstag der Schaffner Wüstner aus Dresden von einem Zuge überfahren und ge- tödtet worden. Gleich trauriges Schicksal erlitt am Dienstag früh auf Bahnhof Arnsdorf aus gleichem Anlasse der Hilfs nachtwächter Bürger. Der in Königstein in Haft befindliche Einbrecher Tölckner aus Annaberg ist am Montag, als er zum Verhör geführt wurde, entsprungen. Ehe es Jemand verhindern konnte, nahm er seinen Weg nach der Elbe, in welche er sich stürzte; er verschwand sofort in den Wellen. Am Dienstag früh wurde aus der Straße zwischen Wünschendorf und Bonnewitz bei Lohmen ein Ge- schirrsührer todt im Schnee aufgesunden, während die ausge spannten Pferde halbverfchneit daneben standen. Es ist anzu nehmen, daß der Betreffende — der Wagen trägt di» Auf schrift: Huhle aus Radeberg — in dem furchtbaren Schnee gestöber nicht mehr vorwärts konnte und daher, um Weiteres abzuwarten, die Pferde ausgespannt. Leider hat ihn dann aber vermuthlich die Ermüdung überfallen, er ist eingeschlafen und erfroren. GesÄichtSKa»-nd-r. 85. Dezember. 1870. Die 1. Armee beginnt die Verfolgung der geschlagenen französischen Nordarmee. 2«. Dezember. 1769. Der Dichter E. M. Arndt auf der Insel Rügen geboren. 1772. Der Dichter H. F. von Collin zu Wien geboren. 1870. Die erste Armee erreicht Bapaume. 1873. Marschall Bazaine trifft auf der Insel Marguerite ein. 27. Dezember. 1605. Der englische Seefahrer John Davis erschlagen. 1870. Beginn der Beschießung des Mont Avron vor Paris. Vermischtes. * Mittheilungen aus dem deutschen Schul vereine. Die vor einigen Jahren zu Alexandrien in Egypten in's Leben gerufene deutsche Schule erfreut sich guten Gedeihens. Sie zählt gegenwärtig 80 Kinder, unter denen allerdings viele Unbemittelte sind, die kein Schulgeld zahlen. DaS aber gerade ist hocherfreulich, daß Jedem die Segnungen der deutschen Schule zugänglich gemacht sind, und nichts ist wohl geeigneter, einen festen Zusammenhalt der Landsleute herbeizuführen. Der allgemeine deutsche Schulverein hat in letzter Zeit eine Partie Jugendschriften und einen Globus für die Schule gestiftet. So ist der Grundstock zu einer Biblio thek gelegt und man will in Alexandrien das damit begonnene Werk kräftig fördern. Zu dem Ende sollen im deutschen Vereine Vorträge gehalten werden. Reges nationales Leben und Streben macht sich unter den dortigen Landsleuten geltend und läßt gutes für die Zukunft hoffen. Die Bildung einer Ortsgruppe des SchulvereinS gilt schon in nächster Zeit für gesichert. — Obwohl die Beziehungen zwischen Deutschland und den vereinigten Staaten von Nordamerika außerordentlich lebhaft sind, und jährlich noch immer weit über 50 000 Deutsche dorthin ziehen, fehlt es seltsamer Weise an zuverlässigen Nachrichten über die wirkliche Stellung und Bedeutung deS deutschen Elementes in der Republik. Unerklärlich ist das freilich nicht, wenn man weiß, wie wenig das ätlere Geschlecht der deutschen Auswanderer, d. h. die Mehrzahl derjenigen, welche vor Wiederaufrichtung des Reiches hinübergegangen sind, an die Möglichkeit der Erhaltung des DeutschthumeS dem herrschenden Angelsachsenthume gegenüber glaubte, ja, die selbe.vielfach nicht einmal als wünschens- und erstrebenswerth ansah und zum Theil noch ansieht. Die Haltung, welche viele einflußreiche Deutsche deS Ostens den im Sommer vor. JahreS von Chicago ausgegangenen erfolgreichen Bemühungen zur Begründung eines deutsch-amerikanischen SchulvereinS gegenüber einnahmen, läßt daran leider keinen Zweifel. Diese Herren scheinen noch immer von der Austastung auszugehen, daß wir Deutschen nicht um unserer selbst willen da find, sondern nur anderer Nationen wegen, so daß unsere erste Frage stets die sein muß, welchen Nutzen werden diese An deren aus dem ziehen, waS wir etwa vornehmen könnten. — So hat man denn die Begründung des deutsch-amerikanischen Schulvereines im Westen mit der eines zweiten im Osten be antwortet, der sich die Unterstützung des Deutschthums nicht etwa in Amerika, sondern in Oesterreich zur Aufgabe macht. Daß dies nicht ernst gemeint sein konnte, lag von vornherein auf der Hand. Die Leiter der Sache im Westen haben denn auch sogleich den Eindruck empfangen, daß sie es nicht sowohl mit Freunden, als mit Gegnern zu thun hätten, und nach Lage der Dinge versteht es sich von selbst, daß diese Wahr nehmung dem Fortgange der Schulvereinssache in Amerika nicht hat förderlich sein können. DaK in Chicago erscheinende Korrcspondenzblatt ist über die ersten Nummern nicht hinauS- gekommen; wir haben die Empfindung, daß die Sache stockt. — Wir wollen die tieferen Gründe, welche die Deutschen deS Ostens zu diesem vom nationalen Standpunkte im höchsten Grade beklagenswerthen Vorgehen gebracht haben, hier nicht näher untersuchen, weil uns das auf ein Gebiet führen könnte, von dem wir uns prinzipiell fern halten. Geben wir. lieber der Erwartung Ausdruck, daß diese Strömung eine vorüber gehende sein und dem Fortschritte des Deutschthums in Amerika keine ernstlichen Hindernisse bereiten werde. In dieser Er wartung finden wir uns unter Anderen auch dadurch bestärkt, daß, wie aus verschiedenen Veröffentlichungen hervorgeht, die Zahl der deutsch lernendm Kinder in den Vereinigten Staaten, elbst im Osten derselben, der, wie wir gesehen, im Allge meinen viel weniger deutsch-nationale Empfindung besitzt, als der Westen, bedeutend größer ist, als bis jetzt meist angenom men wurde. Rach einer Mittheilung der „Magdeb. Zeitung" beläuft sie sich allein in dem Staate Pensylvanien auf 284603. — Einen ferneren Beweis für die Fortschritte unserer Sprache ieferte die Thatsache, daß in der Stadt Neu-Ulm in Minne- ota dieselbe im amtlichen Verkehr eingesührt worden ist. Leider — wir müssen das sagen — echt deutsch ist es, daß das deutsche Blatt, dem wir diese Mittheilung entnehmen, auf das „Ungesetzliche" der Maßnahmen aufmerksam macht, statt seiner Genugthuung Ausdruck zu geben. So stehen wir unS überall selbst im Lichte. — Neben der griechisch-orthodoxen Pro paganda in den baltischen Provinzen Rußlands ist es gegenwärtig ganz besonders die Schulfrage, d. h. die Frage der Russifizirung der Schulen aller Art, welche die leitenden Kreise in Anspruch nimmt, als deren ausführendes Organ in diesem Falle der Kurator des Dorpater Lehrbezirks, Geheimer Rath Kapustin, erscheint Die weitgehenden Pläne, die er mit Bezug auf die Umgestaltung der lettisch - esthnischen Volksschulen und der rittcrschastlichen Seminare der drei Provinzen hegt, scheint er zwar aus Mangel an Geldmitteln vertagen zu müssen, da gegen soll er es bei seiner letzten Anwesenheit in Petersburg durchgesetzt haben, daß für die Russifizirung der StaatS-Gym- nasien endlich eine bestimmte Frist — bald heißt es 3, bald 4 Jahre — bewilligt worden ist, was nichts weiter bedeuten kann, als daß man chm die hierzu erforderlichen Summen be willigt hat; die grundsätzliche Erlaubniß besaß er schon lange.— Bei alledem hält er es für zweckmäßig, sich auf die „Wünsche" der Bevölkerung, d. h. der Letten und Esthen zu stützen, und hat sich zu diesem Behufe durch die gefällige Vermittelung des kurländischen Prokureurs (Oberstaatsanwaltes), des be kannten Slavophilen Maessosssdon, eine von bezahlten Sub jekten unterzeichnete Eingabe besorgen lassen, in welcher um die Einführung der russischen Unterrichtssprache im Mitauer Gymnasium gebeten wird. In der Moskauer Zeitung wird dies Verfahren als „echt russisch" angepriesen; um so weniger ist zu bezweifeln, daß diese Bitte so bald als irgend thunlich, d. h. so bald man die nöthigen Lehrkräfte bei der Hand hat, Berücksichtigung findet. Eine nicht nur von den deutschen Einwohnern Mitaus, sondern auch von zahlreichen Letten ein gereichte Gegeneingabe wird einfach ignorirt, als nicht vor handen betrachtet. * Der Schneefall in Berlin. Die außergewöhn lichen und anhaltenden Verkehrsstörungen, welche durch die gewaltigen Schneefälle im Süden, Südosten und Südwestm Berlins zu verzeichnen sind, machen sich gerade in diesen Tagen großer geschäftlicher Lebendigkeit außerordentlich unangenehm bemerkbar. Wie die „National-Ztg." schreibt, steht die Ber liner Geschäftswelt dieser Erscheinung um so rathloser gegen über, als der koreo wajsuro selbst die Post weichen muß Der Packetverkehr, der gerade in der Zeit vom 21. bis 24. Dezember der umfangreichste ist, geräth vollkommen ins Stocken. Die Lagerräume sind überfüllt, in den großen Städtm kann die Post, da sie zunächst an den Weitertrans port nicht denken kann, Packete überhaupt nicht annehmen. Aus Leipzig wurde nach Berlin telegraphirt, daß die Post Packete zurückweise, ebenso war es in Berlin für die Rich tungen der Fall, mit denen die Verbindung schlechterdings unterbrochen war. Wie die abgehende Post verzögert wird, hört jede Berechnung über den Eingang dex Korrespondenz