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s. rt 4 tol. , neueste nabe«» tetb.Q 86N.^ , bestens m gütige 1l. Vs 8 Uhr, jauses. »e Be- r Gerlach. Auslegung. sein. e 8t»6t s". ei' «inder- idt: rleuchtetm Nachm. 1 »r vr Ab-«d- math, wo- lieber und eiiigelaben nes gesun- t an krau, 1886. » hieb sanft Gatte, der i Freunden chricht. nber 1886. Zöhme. tag Mittag latt. mnden und >end 7 Uhr ater, Sohn schermeister ch Moritz, cankenlager ifen ist. :r 1886. chuster. 25. Nov. , 37, 138,. und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd stiidttschen Behörden zu Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur: Iuliu-Braun iu Freiberg. 1/» Erscheint jeden W ochentag Nachmitt. V,6 Uhr für den .»« andern Taa. Preis vierteljährlich 2 Mart 25 Pf., zweimonatlich 1 M. 50 Pf. und einmonatlich^b Pf. 39. Iahr,aug. Freitag, de« 26. November. Inserate werden bis Vormittag 11 Ubr angenom- UHF«/« men und beträgt der Preis sür die gespaltene Zeile U FKXUi oder deren Raum 15 Pf. M.V W Tagesschau. Freiberg, den 25. November. Der deutsche Kaiser empfing gestern Vormittag den russischen Militärbrvollmächtigten, Gras Golewuitschew-Kutusow, der ihm ein Bild zu überreichen hatte, arbeitete dann längere Zeit mit den Geheimräthen von WilmowSki und Bork und nahm dann daS Diner allein ein. — Der deutscheKron« Prinz hat am Dienstag dem'Rektor der Berliner Universität, Geh. Regierungsrath vr. Vahlen, eine Audienz ertheilt. An demselben Abend fand im Palais bei den kronprinzlichen Herr schaften eine Gesellschaft statt, zu welcher etwa 90 Einladungen ergangen waren. Die Prinzen Wilhelm und Heinrich von Preußen werden, einer Einladung des Prinz Regenten von Braunschweig folgend, nach Beendigung der Hofjagd in der Göhrde Sonnabend Abend in Braunschweig emtreffen und Tags darauf dort verweilen. Am 2. k. M. trifft auch die Herzogin Wilhelm von Mecklenburg dort ein. — Der Kaiser begnadigte den wegen Landesverraths zu zwölf Jahrm Zucht- Haus verurtheilten früheren dänischen Kapitän v. Sarauw zu^ sechsjährigem Gefängniß, zu deren Abbüßung derselbe vonH Halle nach Plötzensee überführt wurde. Offiziös wird in Berlin Folgendes gemeldet: »Der Be richt der „Times", wonach bezüglich der Uebertragung des Schutzes russischer Unterthanen in Bulgarien Untorhandlungen zwischen dem deutschen Vertreter in Sofia und General von Kaulbars stattgesunden hätten, welche resultatlos verlaufen seien, ist vollkommen unbegründet. Es erhellt dies auch schon daraus, daß derartige Verhandlungen sich nicht zwischen Ver tretern, sondern nur zwischen den Regierungen selbst erledigen." — Die deutschen Eisen-Industriellen erhofften vergebens von den deutsch-russischen Verhandlungen über Zollverhältnifse eine Herabsetzung der russischen Eisenzölle. Thatsächlich besteht keine Aussicht auf eine solche, auch nicht einmal auf vertrags mäßige Bindung der gegenwärtigen russischen Eisenzölle. Mächtige Interessenten arbeiten in Rußland nach wie vor so gar auf die Erhöhung derselben hin, und eS wird als ein Er- solg betrachtet werden müssen, wenn wenigstens diese unter bleibt. Ueber den Grenzverkehr findet demnächst eine beson dere Verhandlung zwischen deutschen und russischen Kommis sorien statt. — Die „Schlesische Volkszeitung" berichtet, daß der Papst der Bitte des Fürstbischofs von Breslau um Ein setzung eines Koadjutors zur Zeit nicht stattgegeben habe. — In Breslau ist seit der choleraverdächtigen Erkrankung eines Arbeiters kein weiterer Fall vorgekommen, der Anlaß zu Be fürchtungen geben könnte. Dennoch werden jetzt an der preu ßischen Grenzstation Ziegenhals in Oberschlesien sttmmtliche Passagiere auf den Gesundheitszustand ärztlich untersucht. — Aus Hamburg wird mitgetheilt, daß in Folge einer Konvention zwischen den deutschen und den englischen Dampfschiffkompagnien die Preise der englischen Linien nach New-Jork von heute ab auf 85 Mark erhöht werden. Ebenso steigern der Nord deutsche Lloyd, die Hamburger Packetschifffahrt und die Union ihre Preise auf 110, 100 und 90 Mark. Hand in Hand mit dieser Konvention geht ein Uebereinkommen, welches be züglich des Verkehrs von Stettin und New-Jork zwischen der Packctsahrt- und der Wilsonlinie getroffen wurde. — Wie die „Köln. Volks-Zeitung" erfahren hat, ist der aus Kulm ge bürtige Lieutenant Günther bei der ostafrikamschcn Expedition im Jubaflusse ertrunken. Am 15. Dezember läuft der Termin ab, bis zu welchem die österreichischen Handelskammern im Sinne des be kannten Erlaßes des Handelsministers Marquis de Bacquehem ihre Gutachten über die mit Deutschland und Italien abzu schließenden Handelsverträge zu erstatten haben. Einzelne Handelskammern legten bereits ihr Gutachten dem Ministerium vor. In der Wiener Handelskammer sind die Ergebnisse der vorgenommenen schriftlichen Gutachten den Berichterstattern zu gewiesen worden, welche derzeit das Material sür die Abthei- lungen vorbereiten. Die Berathung sowohl in den Abtheilungen als im Plenum der Wiener Handelskammer wird eine geheime sein, da die Kammer auch bezüglich der Zollsätze Vorschläge zu machen gedenkt, welche sich der Oeffentlichkeit entziehen. — Der „Pester Lloyd" bestreitet, daß Oesterreich-Ungarn eine gegen Rußland gerichtete Vereinbarung mit England getroffen habe, tritt aber dafür ein, daß Oesterreich-Ungarn zunächst die Verpflichtung obliege, eine Regelung der ostrumelischen Frage zu verlangen. Das im italienischen Parlament vertheilte Grünbuch über die bulgarische Frage enthält 84 Schriftstücke auS der Zeit vom 21. August bis zum 20. November. In einer am 28. August an den italienischen Agenten in Sofia ergangene« Weitung wird ausdrücklich erklärt, daß bis zur einvernehm- Nachbestellungen «f den Monat Dezember Werden zum Preise von 75 Pf. von alle« leiserlichen Postanstalten sowie von de« be» Kumte« Ansgabestelle« n«d der unterzeichnete« Expedition angenommen. Expedition des Freiberger Anzeiger. Englische Sozialisten. Die „sozialdemokratische Föderation" in London, welche die friedlichen Bürger der Weltstadt wiederholt in Schrecken versetzte, spielte am letzten Sonntag abermals einen Trumpf aus, verlor aber ihr Spiel in Folge der vornehmen Gleich- Mgkeit des britischen Premierministers Salisbury und der frischen Thatkraft des jetzigen Londoner Polizeichefs Warren. Salisbury ließ die schriftliche Aufforderung, in London zu bleiben und im Ministerium eine Deputation der beschäftigungslosen Arbeiter zu empfangen, gänzlich unberücksichtigt und verbrachte den Sonntag nach seiner Gewohnheit auf seinem Landsitze Hatfield. Seine Voraus setzung, daß die Mehrheit der englischen Arbeiter in der .sozialdemokratischen Föderation" nicht ihre berufene Ver treterin erblickt, erwies sich als richtig, denn unter den 5000 Menschen, welche am Sonntag auf dem Trafalgar-Square zusammenströmten, um die sozialistischen Hetzreden zu hören, waren nur sehr wenige Arbeiter, welche durch die schlechte Geschäftslage brotlos geworden. Zum Theil bestand die Menge aus Neugierigen, zum Theil auch aus jenen Ar beitsscheuen, die in den verrufensten Vierteln Londons sich sonst dem wachsamen Auge der behördlichen Organe mög lichst entziehen. Gerade diese Elemente des Aufruhrs und der Unordnung ließen den Versuch eines Friedensbruches befürchten, den die Behörden durch die umfassendsten Vor sichtsmaßregeln vereitelten. Der Polizeichef Warren erschien mit hundert berittenen Polizisten auf dem Trafalgar-Platze, wo Nachmittags drei Uhr die Bolksmassen zwar zusammen strömten, aber von fast viertausend Polizeikonstablern an jeder Störung der öffentlichen Ruhe verhindert wurden. Eine Doppelreihe von Konstablern begrenzte den Trafalgar- Platz, in dessen vier Ecken starke Polizei-Abtheilungcn auf gestellt waren, während die Nachbarstraßen durch ansehn liche Reserve-Abtheilungen geschützt wurden. In den nahen Kasernen standen 500 Mann Militär bereit, um nöthigen- falls zur Unterstützung der Polizei einzuschreiten. Da nach dem englischen Gesetze vor dem Einschreiten des Militärs erst die Aufruhrakte verlesen werden muß, waren auch in den Militärdepots Friedensrichter anwesend, um erforder lichen Falles der gesetzlichen Form zu genügen. Von den Behörden war in bester Absicht die Massen- Kundgebung gestattet worden, um der „sozialdemokratischen Föderation" die Ausrede zu benehmen, daß man sie mund- todt mache und von dem Elend der beschäftigungslosen Arbeiter der englischen Hauptstadt nichts wissen wolle. Die eigentlichen Arbeiter hielten sich aber von der Kundgebung ganz fern oder waren nur gegenwärtig, um sich zu über zeugen, daß zur Besserung ihrer Lage von den allein zum Worte gelangenden sozialdemokratischen Agitatoren kein ein- ziger sachgemäßer friedlicher Vorschlag, sondern immer wieder nur die Aufforderung zur Empörung erfolgte, nach welcher doch gewöhnlich die Lage der Besitzlosen sich noch mehr verschlimmert. Nachdem am Sonntag um 3 Uhr die Sozialistenvereine mit Fahnen und Musik unter den Klängen der Marseillaise auf dem großen Trafalgar-Square eingetroffen waren und sich dort in fünf Abtheilungen auf gestellt hatten, hielten von fünf Tribünen herab je vier Redner Ansprachen an die Menge. Wie vorauszusehen war, tobte der bereits wegen der Sozialisten-Kundgebung am letzten Lord-Mayors-Tage von dem Polizei-Minister in Bowstreet bestrafte Sozialist John Ward ganz unbändig. Nicht minder heftig äußerte sich sein Gesinnungsgenosse John Burns, dessen Rede mit den Worten schloß: „Der blinde Simson erlangt seine Sehkraft und seine Stärke wieder," und dann, eine große rothe Fahne mit einer Frei heitsmütze schwenkend, unter dem Jubel seiner Zuhörer die soziale Revolution hoch leben ließ. Aehnlich gebehrdeten sich auf den andern Tribünen die bekannten Sozialisten Hcynd- mann, Williams, Champion und Lunn, die sämmtlich die Arbeiter zum Kampf und zur Empörung aufforderten. Schließlich fanden mehrere Resolutionen Annahme, welche zur Abhilfe des gegenwärtigen Nothstandes unter den eng lischen Arbeitern die sofortige Inangriffnahme öffentlicher Arbeiten, die Verkürzung der Arbeitszeit in den Regierungs werkstätten verlangen, die Weigerung Salisburys, die Ar beiter-Deputation zu empfangen, beklagen, gleichzeitig aber die Mitglieder der Gewerkvereine heftig tadeln, welche jüngst bei dem englischen Thronfolger eine Audienz hatten. Mit einer Abschrift dieser Resolutionen verfügte sich eine Ab ordnung von sechs Mann nach der Stadtwohnung des Premierministers Salisbury in Arlington-Street, wo in Abwesenheit des Ministers die Abschrift dem Portier be händigt wurde. Um 4 Uhr marschirten die Sozialistenvereine in guter Ordnung von dem Trafalgar-Square ab, der darauf ebenso wie die benachbarten Straßen von berittenen Kon stablern gesäubert wurde und bald sein gewöhnliches Aus sehen wieder erhielt. Eine große Enttäuschung für die Londoner sozialdemo' kratische Föderatione war es auch, daß sie es nicht ver mochte, am Sonntag aus den bei der New-Aorker Bürger meisterwahl auf den Sozialisten Henry George gefallenen 67000 Stimmen politisches Kapital zu schlagen. Henry George, welcher vor einiger Zeit auch in England zahlreich besuchte Vorträge hielt, zählt keineswegs zu den Freunden der „Föderation", die ihn seinerzeit sogar verhöhnte, weil er nur die Verstaatlichung des GrundelgenthumS, aber nicht die des Kapitals befürwortete. Selbst aber wenn der Amerikaner George wirklich zu den Gesinnungsgenossen der Londoner Sozialdemokraten gehörte, hätten die Letzteren keinen Grund, sich mit der großen Stimmenzahl zu brüsten, die bei der New-Iorker Wahl auf ihn gefallen sind. Be kanntlich erhielt der siegreiche demokratische Kandidat Hewitt etwa 90000, der republikanische Kandidat Roosevelt 60000 Stimmen. Zu den amerikanischen Demokraten — eine Be zeichnung, die in der neuen Welt etwas ganz anderes be deutet als in der alten — gehören auch viele Irländer, welche in Folge der traurigen agrarischen Verhältnisse der irischen Mutterinsel in Henry George einen Fürsprecher der Reform der Bodengesetzgebung erblicken. Für diesen angeblich sozialisten Kandidaten stimmten aber auch zahlreiche Mitglieder der republikanischen Partei, welche ihm eher eine kräftige Anregung zur Steuerreform zutrauten, als dem etwas zahmen Kandidaten Roosevelt. In einem Zeit raum von dreißig Jahren ist in New-Jork die Steuerlast von 22 Millionen auf 40 Millionen Dollars gestiegen und die Verwüstung dadurch nicht besser geworden, daß mehr und mehr das irische Element auf dieselbe Einfluß gewann. Von den 1206000 Bewohnern New-Jorks stammen 247000 aus England und Schottland, 198000 aus Irland und 163000 aus Deutschland. Unter den demnach den ein heimischen Bürgern an Zahl überlegenen naturalisirten Fremden konnten die Lehren Georges am ehesten Wurzel fassen. Daß er trotzdem in der Minderheit blieb, beweist, daß die großen Arbeiter-Vereinigungen New-Jorks sich trotz der Bemühungen der Irländer für ihn nicht besonders er wärmten. Das große Interesse, welches die Londoner sozialdemo kratische Föderation für die inzwischen mißlungene Wahl eines sozialistischen Bürgermeisters des größten Gemein wesens der nordamcrikanischen Union an den Tag legten, die fortwährende Verquickung der Angelegenheiten der irischen Bürger der Vereinigten Staaten Nordamerikas mit denen der m der Heimath gebliebenen Irländer, besonders aber die immer mehr zu Tage tretende erfreuliche Unabhängig keit der besseren Arbeiter-Elemente diesseits und jenseits des Ozeans von der Führung der sozialdemokratischen Agita toren — alles dies mußte den leitenden Staatsmann Eng lands bestimmen, sich gegen die Londoner „Föderation" abweisend zu verhalten. Damit entfällt freilich weder die Verpflichtung noch die Nothwendigkeit, selbst Reformen an zustreben, welche geeignet sind, die keineswegs beneidens- werthe Lage der englischen Arbeiter zu verbessern. Es steht zu hoffen, daß Salisbury, der als ein aufrichtiger Verehrer der deutschen Staatsleitung gilt, sich dabei die im deutschen Reiche erfolgreich eingeleitete Sozialreform zum Muster nehmen wird. Die Redner, welche am vorigen Sonntag auf dem Trafalgar-Platze sprachen, zeigten, daß sich die englischen Sozialisten nur aus's Einreißen verstehen; um so mehr werden die englischen Arbeiter Bestrebungen von staatlicher Seite würdigen, die einem festen Aufbau gelten.