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Amtsblatt für dir königlichen städtischen Behörde« zu Freiberg md Braud Verantwortlich« RÄaktem: Iuliu» Brau» i« Freiberg äeu, rorg, 74» 730 710 ° u ied nach- r Gatte,, narbeiter reichem- nken wir rbeitern, !, sowie eleiteten. 1886. fiene«. isene«. Nachm. ren hier- imgange ien und nd ruhig. Aufsehtt tz freunden richt. Z86. Fe««. Nachm. Blumen- storbenen II Inserate werd«: bi» Vormittag 11 Uhr angenom- ! men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile oder der« Raum 1b Pf. brechen. In dem neuen spanischen Ministerium ist die demo kratische Partei nur durch den Kolonialminister Balaguer vertreten, da der Ministerpräsident Sagasta es seit dem letzten Militärausstand für unmöglich hält, die Forderungen der Radikalen zu erfüllen. Die neuen Minister beschlossen in ihrem ersten Kabinetsrath, von Freitag ab den Be lagerungszustand aufzuheben, die vom letzten Ministerium ernannten Beamten so viel als möglich im Amte zu belassen, die Kortes in der ersten Hälfte des November einzuberuscn und ihnen einen Gesetzentwurf für die Reorganisation der Armee vorzulegen, für welchen die Priorität verlangt werden wird. Die von der Königin-Regentin begnadigten Ver schwörer, General Villacampa und seine fünf Leidens gefährten sollen als Verbannte auf Lebenszeit nach Fer nando Po geschafft werden. Das Dunkel, welches die Festlandsreise den englischen Schatzkanzlers Lord Churchill von Anfang an umschwebte, ist noch immer nicht gelichtet. In Berlin hatte derselbe keinen offenkundigen Verkehr mit irgend einer politischen Persönlichkeit, wogegen er in Wien mit dem englischen Kriegsminister Smith zusammentraf und mit der dortigen englischen Gesandtschaft lebhaft verkehrte. Daß der englische Botschafter in Berlin, Sir Malet, sich ebenfalls nach Wien begeben hat, bestärkt die Annahme, daß zwischen England und Oesterreich-Ungarn über die bulgarische Angelegenheit eine Verständigung im Werke ist, bei welcher das deutsche Reich eine wohlwollende Neutralität zu bewahren wünscht. Die Versuche der englischen Staatsmänner, das angebahnte russisch-türkische Einvernehmen zu hindern, dürften dagegen gründlich gescheitert sein. Nach den Aeußerungcn des ministeriellen „Journal de St. Petersbourg" ist die russische Regierung, trotz des für die bulgarische Regierung überaus günstigen Ausfalls der Wahlen zur Sobranje, fest entschlossen, diese Wahlen nicht als giltig anzuerkennen und aus diese Weise eine baldige Fürstcnwahl zu verhindern. Das nationale Organ „Nowoje Man kann der bulgarischen Regierung nicht das Zeugniß versagen, daß sie ihren glänzenden Wahlerfolg mit großer Mäßigung verwerthet; sie hat nicht nur die Initia tive für die Ernennung eines Kandidaten für den Fürsten thron den Mächten und damit indirekt Rußland überlasten, sondern ist auch gewillt, durch eine möglichst lange Hinaus schiebung der Einberufung der Nationalversammlung eine Verständigung der Mächte zu «leichtern. Mit vollstem Recht beantwortete sie aber die russische Note betreffs Un- ailtiakeit der Wahlen mit dem Hinweis auf die unter der Aegwe eines russischen Kommissars aus gearbeitete bulgarische B«fasiung, nach welcher die Sobranje d« ausschließliche Richter über die Giltigkeit der Wahlen ist. Der russische General Kaulbars hat auf sein« Rundreise durch Bulgarien so trübe Erfahrungen gemacht, daß er auf die Bereisung OstrumelienS verzichtete. Von der Regierung der nordamerikanischeit Union wurde die französische Republik eingeladen, sich bei der am 28. Oktober in New-Jork stattfindenden Einweihung der Statue der Freiheit vertreten zu lassen. Gleiche Ein- adungen sind auch an den Munizipalrath der fran zösischen Hauptstadt und an das Syndikat dn Paris« Journale ergangen. Tagesschau. Freiberg, den 16. Oktober. Am Montag werden fünf und fünfzig Jahre seit dem Tage verflossen sein, an welchem Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, der jetzige Kronprinz des deutsche« Reiches zuerst daS Licht der Welt erblickte. Der ritterliche Kaisersohu begeht sein Geburtsfest im engsten Familienkreise in der reizenden Umgebung von Genua. Die kronprinzliche Familie wird an diesem Tage einen längeren Ausflug unternehmen und daher auch am 18. Oktober nicht in Portofino anwesend sein. Für diejenigen Personen, welche dem deutschen Kronprinzen auS Anlaß seine» Geburtstages ihre Glückwünsche darzubringen beabsichtigen, werden im kronprinzliche» Palais zu Berlin zum Einzeichnen der Namen Bücher ausgelegt sein. — Der deutsche Kaiser schenkte zur Wiederherstellung dcS Chor» der St. Marienkirche in Göttingen die ansehnliche Summe von 10000 Mk. — Für den noch unbesetzten Posten des ReichS- schatzsekretärs soll der Untrrstaatssekretär Herrfurth im preußischen Ministerium deS Innern ausersehen sein. Der bisherige Ches Herrfurths, der Minister von Puttkamer, wird wegen der Jhrmg-Mahlow-Angelegrnheit von vielen Blätter» angegriffen. Zu seiner Vertheidigung schreibt die „Neue Preuß. Ztg.: „Der Minister that einfach seine Pflicht, wenn er eine» Beamten, dem seine sämmtlichcn Vorgesetzten das beste Zeugniß ausstellten, gegen die Angriffe des Abgeordneten Singer und sein« sozialdemokratischen wie freisinnigen Kampfesgenoffen so lange in Schutz nahm, als dessen Aussagen ihm eben Glauben zu verdienen schienen. Die «sie Instanz hatte demselben auch die vollste Glaubwürdigkeit zu«kannr, die zweite sie ihm nun mehr abgesprochen. Daß die Sache also so ganz zweifelsfrei war, daß der Minister von vornherein den Beamten dem Zeugniß eines Berndt und Christensen gegenüber hätte fallen lassen müssen, wird doch wohl kein Ruhigdenkender zu behaupten wagen. Im Uebrigrn hat der Minister von Puttkamer einmal das Institut der „agouts provooatoura" nicht vertheidigt, sondern ausdrücklich erklärt, daß er solche Thätigkeit im Dienste der preußischen Pouzei nicht zulassen werde. Mehr von ihm damals zu verlangen, scheint unbillig." — Der „Reichsanzeigcr" sagt bezüglich der in neuester Zeit auf den preußischen Staatsbahnen in rascher Auseinanderfolge vor- gekommcnen Eisenbahn-Unfälle, daß über jeden derselben sofort eine eingehende Untersuchung eingeleitet wurde. Dieselbe ergab niemals eine andere Ursache als den Verstoß eines Einzelnen gegen klare, einfache und bestimmte Vorschriften, welche feit .vielen Jahren bestanden und bei denen von einem Mißver Wremja" meint, eine europäische Konferenz könne darüb« nicht bestimmen, da Rußland an keiner solchen theilnehmen würde. Es Hebe überhaupt nur eine einzige friedliche Lösung und das sei die vollständige Erfüllung der russischen Forderungen. Nach ein« Meldung des in Lemberg er scheinenden „Dziennik Polski" sollen die Stadlvertretungen von Lodz und Moskau an den Zaren eine Adresse gerichtet haben, worin sie auf die Unhaltbarkeit der gegenwärtigen Zustände und auf den Niedergang des Handels mit der Behauptung verweisen, daß ein Krieg auf die Finanzlage Rußlands bedeutend günstiger einwirken würde, als der bisherige bewaffnete Friede. österreichischen Abgeordnetenhause ist der Sprachrnstreit neu mporgelodnt, wozu eine für die Deutschen empfindliche Verordnung des aus Mähren stammenden Justizministers von Prazak den Anlaß gab. Selbst dir gemäßigten deutsch- iberalen Abgeordneten erklärten durch den früheren Minister von Chlumctzly, den Kampf aufnehmrn zu wollen, der ihnen durch diese ministerielle Maßregel aufgedrängt würde. Die czechischen Blätter beuten die Erklärung deS Henn von Chlumetzky: „er habe sich geirrt in der Annahme, daß nun mehr auf dem sprachlichen Gebiete Waffenruhe gehalten werden solle," gegen den deutsch-österreichischen Klub aus; außerdem wurde eine Numm« der „Neuen Freien Presse" wegen eines Artikels konfiszirt, in welchem die von dem Leit« des Justizministeriums auf die Interpellation Magg, ietreffend die neue Sprachenverordnung, ertheilte Antwort iesprocken war. Dagegen ist die Stimmung im ungarischen lbgeorbnetenhause jetzt eine sehr friedliche, so daß das letz- ere sogar mit großer Stimmenmehrheit über die anläßlich der Jansky-Affaire eingebrachten Petittonen zur Tages ordnung überging und dadurch dem ungarischen Minister präsidenten TiSza einen neuen Beweis seines Vertrauens ertheilte. Am Donnerstag haben die französischen Kammern ihre Berathungen wieder ausgenommen. Der Senat fetzte die Tagesordnung für die nächste Sitzung fest und vertagte sich sodann auf Dienstag. In der Deputtrtenkamm« wurde nach längerer Debatte der Antrag des Unterrichts ministers Goblet, am Dienstag zuerst mit der Berathung der Vorlage über den Primärunterricht zu beginnen, mit 317 gegen 224 Stimmen angenommen. Der Arbeits minister Baihaut brachte eine abgeänderte Vorlage üb« den Bau der Pariser Stadtbahn ein; vom Marine minister Aube wurde der Entwurf über die Reorganisation der Flotte vorgelcgt, für welche 140 Millionen in Anspruch genommen werden Bezüglich des Budgets für 1887 ist im letzten Ministerrathe beschlossen worden, die Unter drückung des außerordentlichen Budgets aufrecht zu erhalten und bezüglich der Einführung der von dem Bubgetausschuß vorgeschlagenen Einkommensteuer zu erklären, daß die Regierung derselben im Prinzipe nicht abgeneigt sei, daß aber die Anwendung derselben auf das nächstjährige Budget nicht möglich wäre. Die Regierung wolle die Frage mit Bezug auf das Budget für 1888 studiren, doch lasse sich eine so tief eingreifende Finanzreform nicht über das Knie Erscheint jeden Wochentag Nachmitt. >/,6 Nhrfür den SS. " Sonntag, de« 17. Oktober. , M Tageblatt Die Woche. Die kalten Herbstwinde, welche das dürre Laub von den Bäumen fegen und die häufigen Regenschauer, welche düs Wetter so unfreundlich gestalten, bringen überall auch die parlamentarischen Mühlen wieder in Gang. In der deutschen Reichshauptstadt hielt zunächst am Donnerstag der deutsche Bundesrath wieder eine Plenarsitzung ab, deren Tagesordnung allerdings nur eine unerhebliche war. Von dem weiteren Verlauf der Bundesrathsarbeiten wird die Berufung des deutschen Reichstages abhängen, welche unter allen Umständen in den Tagen vom 18. bis zum 20. November stattfinden dürste. Die bestimmte Angabe der Berliner „Post", wonach der Reichstag auf den 18. November berufen werden soll, wird von unterrichteter Seite nur als eine Bermuthung betrachtet. In jedem Falle werden die wichtigsten hochpolitischen Gesetzentwürfe, die Militärvorlage und eine etwaige neue Branntwein- sieuervorlaqe u. s. w., erst in der zweiten Hälfte der Session, also nach Neujahr eingebracht werden. Die Thätigkeit des deutschen Reichstages soll in der Zeit vor Weihnachten vornehmlich in der Berathung des Etats, sowie einiger kleinerer Vorlagen bestehen, die in der vorigen Wintersession unerledigt blieben, wie die Revision des Servistarifs, die Errichtung eines orientalischen Seminars u. A. m. In Folge der Bestätigung des UrtheilS deS Freiberg« Land gerichts werden im Reichstage mehrere Plätze d« sozial demokratischen Partei unbesetzt bleiben, da die Verurtheilten ihre Hast in Kürze antretcn und keineswegs auf ihre Mandate verzichten wollen. Der Ausgang des Prozesses gegen die Sozialisten Berndt und Christensen, welche von der Berufungsinstanz in Berlin freigesprochen wurden, hat einen sehr peinlichen Eindruck gemacht. Darnach hat der Reichstagsabgeordnete Singer am 18. Februar d. I. nicht zu viel gesagt, als er den Berliner Schutzmann Jhring, der sich als Arbeiter Mahlow in die sozialdemokratischen Versammlungen einschlich, einer aufreizenden Treiberei be zichtigte. Von dem preußischen Minister des Innern, von Puttkamer, der damals den übereifrigen Jhring energisch gegen den Abg. Singer in Schutz nahm, läßt sich erwarten, daß er nun den Berliner Polizeiorganen klar machen werde, wie wenig sie seine Zufriedenheit erwerben, wenn sie aus falschem Eifer die der geheimen Ueberwachungs- thätigkeit gezogenen Grenzen überschreiten. Es ist das ge rade jetzt um so nöthiger, wo die Entdeckung der traurigen anarchistischen Umtriebe in Wien eine Befestigung des all gemeinen Vertrauens zu den Polizeibehörden dringend wünschenswerth macht. Die Organe der deutschen Reichs regierung äußern sich fortwährend über die bulgarische An gelegenheit im streng neutralen Sinne. Aus dem für die bulgarische Regentschaft so überaus günstigen Wahlergebniß zieht die „Nordd. Allg. Ztg." den Schluß, daß für die Ab dankung des Fürsten Alexander gar keine zwingende Noth wendigkeit vorgelegen habe und daß derselbe durch muthiges Ausharren dem bulgarischen Lande schlimme Stürme hätte ersparen können. Dieser nachträgliche Vorwurf macht ganz den Eindruck, als sei derselbe nur darauf berechnet, irgend einem den Mächten wünschenswerthen Kandidaten für den bulgarischen Thron Muth zur Annahme eines Postens zu machen, der sehr wenig begehrt zu werden scheint. In den leitenden Kreisen Berlins soll man auch sehr geneigt sein, den bairischen Thron für erledigt zu erklären und der Thronbesteigung des Prinz-Regenten Luitpold Vorschub zu leisten. Die kürzlich in München über das Befinden des Königs Otto veröffentlichten amtlichen Berichte ließen nicht länger daran zweifeln, daß auch der Geist des zweiten un glücklichen Sohnes des Königs Maximilian von Baiern vollständig umnachtet ist, während seine Körperbeschasienheit ein langes Leben möglich erscheinen läßt. Ein vieljähriges Provisorium erscheint aber gerade für Baiern verhängniß voll, wo in neuester Zeit wieder eine starke regierungs feindliche Partei die Mythenbildung unter der Gebirgs bevölkerung in unverkennbar böswilliger Absicht zu befördern bestrebt war. Von den österreichischen Polizeibehörden sind die weitverzweigten Fäden eines schändlichen Anarchisten- Komplots bloßgelcgt worden, das darauf berechnet schien, das kaiser liche Lustschloß Schönbrunn und mehrere Stadttheile Wiens in der Nacht zum 4. Oktober in Brand zu stecken. Di emgeleitete Untersuchung gestaltet sich äußerst umsänglit und ist cs bis jetzt noch ungewiß, ob unter den verhafteten Anarchisten sich nur die mißleiteten Werkzeuge oder auch die gefährlichen Organisatoren des KowPlotS befinden. Im