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Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Braud Bermttlo örtlicher Redakteur: Iuliu» Brau» i« Freiberg. »» Jahrs»»«. md Tageblatt. LUSUS? LrlchkMt jeden Wochentag Nachmitt. '/,6 Uhr für den . 235. Tounabeu», de« S. Oktober. Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angenom- F»F»A» men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile H »HO V oder deren Raum 1b Ps. VO Handlungen ging die Normirung dieser Friedensstärke nur aus siebm Jahre, das erste Septennat, hervor; dasselbe ollte bis zum 31. Dezember 1881 in Kraft sein. Im Jahre 1880 brachte die Regierung den Entwurf für die weitere Feststellung der Präsenzstärke ein. Sie beantragte Erhöhung derselben auf ein Prozent der Bevölkerung von 875 mit 427 270 Mann, diesmal aber von vornherein aus 7 Jahre, jedoch mit der Maßgabe, daß das neue Septennat bereits am 1. April 1881 in Kraft tret« und bis zum 31. März 1888 gelten sollte. Dieser Vorschlag wurde angenommen und bildet das bis zum Ablauf des nächsten Etatsjahres bestehende Recht. Die „Köln. Ztg." lestreitet entschieden, daß die fortschreitende Vermehrung der Bevölkerung eine Erhöhung der Präsenzziffrr nöthig mache. Die Entscheidung darüber unterliege vielmehr ver- assungSgemäß dem freien Entschlusse der gesetzgebenden Faktoren, wobei natürlich zugegeben werden müsse, daß die -olitische Lage Europas nicht darnach angethan sei, den HeereSbestaud zu vermindern. Ein Aeternat, d. h. die ewige Festlegung einer Mindestzahl, habe an sich schon wenig Aussicht, vom Reichstage genehmigt zu werden; um so ge ringere Hoffnung aber bleibe ihm, wenn grundsätzlich dabei noch ein stetes gleichmäßiges Fortschreiten der Heeresziffer mit der BolkSzahl in'L Auge gefaßt werde. Bei der Feststellung der Friedensstärke des Heeres be fürchtet die „National-Zta." ohnehin eine schwere innere politische Krisis, well die Rcgiermg selbst für eine einfache Erneuerung auf sieben Jahre im gegenwärtigen Reichstage nur auf 160 Stimmen der beiden konservativen Parteien, Septennat oder Aeternat Noch bevor der Zeitpunkt für den Beginn der ordent lichen Session des deutschen Reichstages sestgestrllt ist, hat die hochkonservative „Neue Preuß. Ztg." einen die Zwie tracht vermehrenden Erisapfel in das deutsche Parteileben geschleudert, indem sie die bisher noch von keinem Regierungs blatt bestätigte Nachricht brachte, daß der Reichstag dem nächst die Friedensstärke des deutschen Heeres nicht auf eine mehrjährige, sondern auf eine unbegrenzte Dauer zu be willigen haben werde. Die Heeresstärke ist bis zum 31. März 1888, an welchem Tage daS sogenannte „Sep- tennat" abläust, gesetzlich festgestrllt. Bis zu dieser Frist haben Reichsregierung und Reichstag vollauf Zeit, sich auf'S Neue über die Bedürfnisse der LandeSvertheidigung zu einigen und schon jetzt läßt sich aus voller Ueberzeugung behaupten, daß die Mehrheit der deutschen Volksvertretung kein Bedenken tragen wird, die Friedensstärke des Heeres abermals auf mehrere Jahre hinaus im Voraus zu be willigen. Sollte aber die Reichsregierung wirklich, wie die „Neue Preuß. Ztg." ankündigt, eine Festsetzung der Heeres- ziffer auf unbegrenzte Dauer verlangen, so würde darin eine Schmälerung deS Budgetrechts gesehen werden, für welche sich im Reichstage unmöglich eme Mehrheit finden kann. Vom liberalen Standpunkt ist die Zustimmung zu einem „Septennat", aber niemals zu einem „Aeternat" denkbar und möglich. Die Volksvertretung kann sich daS Recht nicht nehmen lassen, in längeren Zeiträumen einmal bei der Festsetzung der Friedensstärke deS HeereS gehört zu werden, wenn sie nicht ihre eigene Bedeutung völlig herabdrücken lassen, wenn nicht in den Wählerschaften das Interesse an der Wehrhaftigkeit des Reiches in Friedenszeiten gänzlich erschlaffen soll. An diesem Verhältniß rütteln, heißt den Kampf erneuern, in welchen 1874 die Fortschrittspartei fest entschlossen war, unentwegt einzutreten und der damals nur dadurch glücklich vermieden wurde, daß der Anttag deS Herrn von Bennigsen, die Heeresstärke auf sieben Jahre auf 40 >659 Mann frstzusetzen, die Zustimmung der Re gierung fand und im Reichstage von einer imposanten Mehrheit angenommen wurde. Ob die Reichsregierung jetzt wirklich die Erneuerung des Septennats für ungenügend hält oder ob nur die hoch konservativen Hintermänner der „Neuen Preuß. Ztg." nach einer Gelegenheit suchen, sich der Krone gegenüber als die opferwilligste und brauchbarste Regierungspartei darzustellen, ist bis zur Stunde unklar. Soviel steht aber fest, daß selbst ziemlich weit rechts stehende Organe der national- liberale» Partei sich beeilt haben, das Aeternat für unmöglich zu erklären und ebenso gegen eine weitere Erhöhung der Friedensstärke Bedenken zu äußern. „Bewahrheitet sich", so schreibt das „Frankfurter Journal", „was wir für's Erste nur als einen feudalen Puff behandeln möchten, so wird es einer besonnenen Stellungnahme der mittleren liberalen Parteirichtung aufs Neue Vorbehalten sein, den Ausgleich herbeizuführen, der unter allen Umständen und heute noch mehr als vor zwölf Jahren erforderlich ist, um die Reichs tagsmaschine nicht einsrieren oder unmittelbar den Konflikt der Staatsgewalten hrraufkommen zu lassen. Wenn die Regierung sich wie im Jahre 1874 bewußt geblieben ist, daß es sich bei dieser Frage doch immer nur um einen Ausgleich handelt, also um em beiderseitiges Entgegenkommen, so erscheint es uns völlig undenkbar, daß sie ihren Weg in der bezeichneten Richtung gewählt hätte." Nicht minder scharf kennzeichnet die „Köln. Ztg." die unveränderte Stellung der nationalliberalcn Partei zur Militärfrage. Das bekanntlich in letzterer Zeit häufig zu offiziösen Auslassungen benutzte, also den Regierungskrisen nahestehende Blatt schildert den geschichtlichen Hergang dieser Angelegenheit wie folgt: Nach dem Entwurf der norddeutschen Bundesverfassung von 1867 sollte die Friedens stärke des Heeres zunächst auf ein Prozent der damaligen Bevölkerung normirt, beim Wachsen derselben nach je zehn Jahren ein anderer Prozentsatz festgestellt, für jeden Mann aber der Negierung ein Pauschquantum von 225 Thalern zur Verfügung gestellt werden. Der konstrtuirende Reichs tag änderte diese Vorschläge dahin ab, daß nur ein Provi sorium bis zum 31. Dezember 1871 begründet wurde, das man später bis zum 31. Dezember 1874 verlängerte. Anfang 1874 schlug die Regierung vor, die damalige Präsenz stärke von einem Prozent der Bevölkerung von 1871 mit 401 659 Mann „bis zum Erlaß einer anderwciten gesctz sichen Bestimmung" festzuhalten. Aus den Reichstagsver- der Nationalliberalen und einiger Wilden rechnen kann, während zu einer Mehrheit im vollen Hause 199 Stimmen nöthig sind. Nach der Meinung des genannten Blattes hängt ein günstiger Verlauf der wahrscheinlichen Krisis unbedingt davon ab, daß die Regierung in den wesentlichen Punkten nur solche Forderungen stellt, bei denen sie für alle Fälle zu beharren entschlossen ist. Will sie sich mit einem neuen Septennat nötigenfalls begnügen, so darf sie von vorn herein nicht mehr verlangen; denn die parlamentarische Lage ist durchaus anders als 1874, wo eine sichere natio nale Mehrheit vorhanden war, mit welcher man sich durch daS Zugeständniß des Septennates leicht verständigen konnte. Bisher habe die periodische Feststellung der Präsenzstärke auf je sieben Jahre genügt, um das noth wendige feste Gefüge der Armee auf der Grundlage der gesetzlich gesicherten Kadres zu wahren. Man könne nicht behaupten, daß dies fortan nicht genügen werde. Die ministerielle „Nordd. Allg. Ztg " hüllte sich zuerst in Schweigen und drückte nur ihre Verwunderung darüber aus, daß sich an die Militärfrage eine lebhafte Diskussion ge knüpft habe, bevor noch die Richtigkeit der Mittherlung der „Neuen Preuß. Ztg." festgestellt sei. Bei der Wichtigkeit des Gegenstandes und bei dem Eifer, mit dem die Oppo sition aus dieser angeblich drohenden Verkümmerung des Budgettechts ein Partei-Schlagwort zu machen suchte, schien diese Verwunderung wenig am Platze. Die sezessionistlsche „Liberale Korrespondenz" betont schon jetzt, daß das Pro gramm der geeinten deutschsreisinnigen Partei unverändert laute: „Erhaltung der vollen Wehrkraft des Volkes; volle Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht bei möglichster Abkürzung der Dienstzeit; Feststellung der Friedens präsenzstärke innerhalb jeder Legislaturperiode." Da das Zentrum ebenfalls gesonnen sein wird, wie die Fort schrittspartei für eine nur dreijährige Feststellung der Präsenz stärke zu stimmen, ist ein parlamentarischer Konflikt kaum vermeidlich. Die „Nationalliberale Korrespondenz" sagt deshalb mit vollem Recht: „ES wäre wünschenswerth, daß die Regierung bald über ihre Pläne in der Militärfrage Auskunft gäbe, nachdem die Agitation des Gegenstandes sich so lebhaft bemächtigt hat.' Hätte die „Nordd. Allg. Zgt." ihre gestrige Erklärung, .daß die Zeitungsnachrichten, wonach an Stelle des Militärscptennats irgendwelche andere gesetzliche Grundlage für die Heeresstärke treten solle, auf willkürlichen Erfindungen beruhen und daß im Schooße der Regierung keine Erwägungen und Verhandlungen nach dieser Richtung hin stattgefunden hätten", früher abgegeben, so wäre nicht so viel unnöthiger Staub aufgewühlt worden. Jetzt genügt diese nur offiziöse Aeußerung nicht mehr, um die einmal erweckte Unruhe zu beschwichtigen. Es bedarf einer runden Erklärung, daß sich die Reichsregierung mit einem neuen Septennat und mit der jetzigen Heeresziffer begnügt und auf die fortwährende Erhöhung der letzteren verzichtet. Tagesschau. Freiberg, dm 8. Oktober. Höchst widersprechend lauten die Angabm über dm Aufent halt Lord Churchill« in der deutsche« RrichShauptstadt. Während von der einen Seite, übereinstimmend mit dm Lon doner Meldung», mit größter Bestimmtheit behauptet wird, der britische Schatzkanzler sei in allerstrengstem Inkognito in Berlin angekommm und habe dort wiederholt dem britischen Botschafter. Sir Edward Malet, längere Besuche abgestattet, wird alle« dies von anderer Seite bestritten. Jedenfalls hat eS Lord Churchill während seiner Anwesenheit in Berlin treff lich verstanden, sich soweit unsichtbar zu machen, daß er we nigstens der Neugierde der Berichterstatter vollständig entging. Wahrscheinlich ist der britische Schatzkanzler inzwischen nach Wim abgereist, um auch dort das Terrain zu sondirm. Der „Neuen Preuß. Ztg." wurde auS Wim mrtgetheilt, daß die vielfach verbreitete Meldung von einer diplomatisch« öster reichischen Eröffnung, welche in Berlin und in Petersburg bezüglich de- Auftretens deS General- Kaulbars erfolgt sei« soll, und dergleichen jme über eine Reise Lord Churchill'- nach Wim und dir mit derselben verbundene angebliche Mission aus bloßen Brrmuthungm beruhe. Die betreffenden Meldungen wurdm zurrst von dem „Neuen Wiener Tageblatt" in Form eine- Berliner Telegramms gebracht. Zu der ihnen zu Grunde liegenden Konjektur mögm einerseits dir verschiedenen, über die Reise Lord Churchill'» aufgetaucht« Versionen und an« derrrsrit- die Urtheile der Presse über daS Auftreten de» Gmerals KaulbarS Veranlassung gegebm habm. Unterdessen mehr« sich aber nach Ansicht der „Neuen Preuß. Ztg." auch die au» Petersburg laut werdenden Stimmen, auS den« her vorgeht, daß man auch dort über die Zweckdienlichkeit d«S vom General KaulbarS beobachtet« Vorgehens die Achseln znckt. — Der langjährige Direktor des JoachimSthal'schen Gym nasium- in Berlin, Professor vr. Schaper, ist Mittwoch Mit tag 11 Uhr nach längerer Krankheit, für welche er schon seit mehreren Monaten Heilung im Bade gesucht hatte, gestorben. Der Ruf deS Verschiedenen reichte weit über die Grenzen Berlins hinaus, und seiner Thätigkeit verdankt die von ihm geleitete Anstalt die außerordentliche Blüthe deS letzt« Lufttums. Die von überaus schweren Hindernissen begleitete Verlegung der Anstalt aus den dumpfigen Räum« in der Burgsttaße und die persönliche Leitung des Riesenbaues de» neum Gymnasiums bei Wilmersdorf habm wohl auch dm Keim der Krankheit des Verstorbenen mit sich gebracht. Nach dem das Gymnasium in kurzer Zeit dm Tod des Professor Seebeck und den Abgang der mehr als 40 Jahre im Schul dienste thätigen Professoren Schmidt und Planer zu beklagen hat, ist mit Professor Schaper der letzte Vertreter der von Meinecke eingeleitetm großm klassischen Periode des GymnäsiumS dahmgegangen. Professor Schaper, ein Hauptvertreter der von Joachimsthal vorzüglich gepflegten klassischen Richtung, ist der Lehrer und Erzieher einer großen Anzahl der namhaftesten Philologen Deutschlands gewesm und Verfasser eines in vielen tausend Exemplaren im Schulgcbrauch befindlichen Lehrbuches. Es sei noch der freimaurerischen Thätigkeit deS Verstorbenm gedacht, welcher seit langen Jahren Großmeister der ältesten Loge Berlins „Zu den 3 Weltkugeln" war. — In der mit der Ausweisung deS Sozialisten Singer aus Berlin zusammen hängenden Strafsache gegen den Tischlergcsellen Lobkiewicz wegen Mißhandlung des Kriminalschutzmanns Jhring hob die Berliner Strafkammer das freisprechcnde Urtheil des dortigen Schöffengerichts auf und verurtheilte den Angeklagten zu zweimonatlichem Gesängniß. — Nachdem das Landgericht m Breslau die dortige „Oderdampfschiffsahrts-Gesellschaft" zur Zahlung von hunderttausend Mark an die „Frankfurter Güterbahn" verurtheilt hat, mußte gestern der Konkurs über die Dampfschifffahrts-Gesellschaft eröffnet werdm. Der Kaiser von Oesterreich begab sich von Wien auS nach Mürzsteg, wo sechs Tage hindurch Hochwildjagdcn statt finden sollen. An denselben nehmen Theil: der König von Sachsen, der Großherzog von Toscana, Prinz Leopold von Baiern, der Obersthofmeister General Prinz zu Hohmlohe, der Oberst-Stallmeister General Fürst Thurn und Taxis, Graf Meran, FML. v. Latour und FML. Freiherr v. Beck, dann der königl. bairische Oberst v. Nagl und der königl. sächsische Flügel-Adjutanr Major v. Malorlie. — Wie das in Brünn erscheinende Blatt „Hlas" mittheilt, wird die von den czechsichen Abgeordneten gegen den Unterrichtsminister vr. von Gautsch gerichtete Interpellation nicht eingebracht worden, wenn die Regierung zusagt, die Thaten Gautsch's gegenüber dem czechi- scheu Schulwesen wieder gutzumachen. Hierzu sei Hoffnung vorhanden, umsomehr, als der Minister selbst den Eindruck