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194. Freiberger ««zeige» und Tageblatt. Seite L. 188«. diese» Vaterland zu lieben; Jeder, der in diesem Lande lebe, müsse die ungarische Staatsidee achten und hochhalten. Diese Rede machte aus das Auditorium sichtlichen Eindruck uni wurde mit großem Beifall ausgenommen. Da die Cholera in Oberitalicn sich auSzubreiten droht, ließ der schweizerische BundeSrath die üblichen cholera-polizei lichen Maßregeln sofort in Kraft treten, erneuerte die früheren bezüglichen Vorschriften für den Golthardbahnverkehr, die Dampfschifffahrten deS Luganer-See's und die Postfahrten und untersagte die Ein- und Durchfuhr ungeheizter Häute, un gewaschener Wolle, von Hadern, alten Kleidern und Gepäck, ausgenommen dasjenige, welches die Reisenden auf der Fahrt von Italien nach der Schweiz mitsühren. In den Sitzungen der Generalräthe Frankreichs geht rS diesmal sehr stürmisch zu. Die in der Mehrheit befind lichen konservativen Mitglieder des GeneralratheS des De partements HauteS-AlpeS beantragten ein Tadelsvotum gegen den Präsekten, indem sie denselben beschuldigten, bei den letzten Wahlen für die Departemental-Bertretung die „offiziellen Kandidaturen" unterstützt zu haben. Dieses Tadelsvotum ge langte mit zwölf gegen elf Stimmen zur Annahme, wobei der Präsident mit der Mehrheit stimmte. Nach diesem Er gebnisse verließ die republikanische Minderheit den Sitzungs saal mit dem Rufe: „Vivo Irr Kkpubliqus! Vivo Io preist!" Am Abend fand dann vor dem Präfekturgebäude eine Kundgebung statt, bei welcher sich vor allem der Ruf: „Nieder mit den Reaktionären! Es lebe der Präfekt!" ver nehmen ließ. Im Generalrath des Departements Alpes- Maritimes erfolgte eine hitzige Auseinandersetzung zwischen dem Senator Leon Renault und dem ehemaligen Maire von Nizza, Borriglione. Nachdem der Präfekt des Departements, Catusse, ein Bild seiner Verwaltung entworfen hatte, beschwerte sich Leo Renault bitter über das Verhalte» gewisser Politiker in den Alpes-MaritimeS wobei er insbesondere Borriglione ins Auge faßte. Während das englische Oberhaus nach Annahme der Adresse vertagt worden ist, wird die Adreßdebatte im Unter hause noch fortgesetzt. Dabei machte gestern der Unterstaats sekretär Fergusson die Mittheilung, daß der russische Minister von Giers das Gerücht von der Besetzung des Port Lazareff als unbegründet erklärt habe. — Die Londoner Blätter be klagen sich bitter darüber, daß die nordamerikanischcn Behörden die irische Nationalkonvention in Chikago tagen lassen, welche letztere feindselige Beschlüsse gegen England ungehindert ver öffentlicht. Die Londoner „Times" bemerkt darüber: „Der Mißbrauch des amerikanischen Bürgerrechts muß nothwendiger Weise einen der wichtigsten Punkte künftiger Verhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien bilden. Die Konvention in Chikago ist nur eine Wiederholung dessen, was früher stattfand. Die Führer der irischen Klubs und Vereine in Amerika, sowohl revolutionärer, wie politischer, versammeln sich, um über die beste Art zu berathen, wie man einen Ausstand in Irland und Ruhestörungen in jedem Theil des britischen Reiches erzeugen kann. Die Frage muß früher oder später entschieden werden, ob in Amerika naturalisirte Irländer daS Recht und Privilegium haben, politische Ver ¬ schwörungen und Unthaten zu unterstützen und zu schüren in der Absicht, die britische Regierung zu lähmen und ungeheure Aenderuogen in unserer Verfassung hervorzurufen." Der König von Schwede«, der schwedische Kronprinz und die Prinzen Oskar und Eugen empfingen gestern Vor mittag den in Stockholm eingetroffenen König von Portugal am Bahnhof, wo eine Ehrcnkompagnie aufgestellt war. Nach kurzem Aufenthalte fuhren die hohen Herrschaften, von zwei Schwadronen Husaren begleitet, noch dem königlichen Schlosse. Die Straßen und viele Gebäude Stockholms waren festlich geschmückt. Den großen russische« Heeresübungen, welche am Don nerstag bei Kraßnoje-Sselo begonnen haben, wohnen der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, sowie deutsche, österreichische, englische, französische, schwedische, dänische und japanische Offi ziere bei. Diese Uebungen werden von den Gardetruppen und der 23. Armee-Division ausgeführt und am 23. August be endet, worauf ein Theil der erwähnten Truppen die Winter quartiere bezieht, der andere aber bis 13. Oktober beurlaubt wird. Am 1. September beginnen die großen Uebungen im Militärbezirke Warschau, woselbst bereits mehr als 40000 Mann der verschiedenen Waffengattungen konzentrirt sind und auch zu Manöverzwecken vorläufige Befestigungs-Arbeiten ous- geführt werden. Nach einer Meldung des „Bureau Reuter" wurden die Berathungen der türkische« und bulgarischen Telegirten in Sofia einstweilen ausgesetzt wegen einer gewissen Meinungs verschiedenheit betreffs der Grundlagen der Unterhandlungen. Die türkischen Delegirten erbaten von der Pforte weitere Vollmachten, bestätigten jedoch gleichzeitig, daß eine zur güt- ichen Vereinigung geneigte Gesinnung unter den Delegirten obwalte. Die mit Egypte« befreundeten Stämme unternahmen einen Zug gegen die sudanesischen Rebellen und wurden in dem Gefechte 30 der letzteren getödtet und verwundet. Der »kannte Rebellensührer Osman Digma soll von Tamai fort ein und sich nach Khartum begeben wollen. Seine Anhänger jaben sich zerstreut. Zwischen Chinese« und Japanese« ist es kürzlich in Nangasak, zu blutigen Zusammenstößen gekommen, wobei die ersteren 5 Todle und 100 Verwundete hatten. Die in der «ordamerikanischen Stadt Chikago ver- ammelte irische Konvention faßte Beschlüsse, wonach dem Irundsatze der irischen Lokalregierung zugestimmt und Glad- tone für seine diesfallsigen Bemühungen, sowie der Demokratie von England, Schottland und Wales für ihre Unterstützung der Gladstone'schen Vorlagen gedankt wird. Der irische Depu- tirtc Redmond hielt in Chikago eine Rede, in welcher er den Gefühlen des Dankes für Gladstone, der Irland Gerechtigkeit ;abe zu Theil werden lassen wollen, Ausdruck gab und sagte, diese versöhnliche Politik sei nunmehr wieder verlassen; das irische Volk habe gezeigt, daß cs ein treuer Freund sein könne, es werde jetzt zeigen, daß es auch ein furchtbarer Feind fein könne. Die Politik Irlands werde künftig eine Politik des Kampfes sein, weil die Regierung Salisbury's sich gedrungen ühle, die Politik der Zwangsmaßregcln wiederherzustellen. Oertliches Freiberg, den 21. August. — Der Stadtrath macht bekannt, daß die AuSzahliwg der regulativmäßigen Vergütungen für die in dm Monate» Mai und Juli d. I. in Privatquartieren untergebrachte» Mannschaften der hiesigen Garnison in der Stadthauptkasse, Rathhaus Zimmer 8., vom 23. bis 28. d. M. Vormittag» 9—12 und Nachmittags 2—4 Uhr gegen Rückgabe der Quartier scheine erfolgt — DerStadtrath bringt zur öffentlichen Kenntniß, daß am deutschen Nationalfesttage, am 2. September, auch in diese» Jahre früh von 5 bis 6 Uhr mit sämmtlichen Glocken der Stadt geläutet und um 6 Uhr vom Stadtmusikchor Reveille ausgeführt wird Im Laufe des Vormittags werden in den hiesigen Schulen die üblichen Festakte abgehalten und von 11 bis 1 Uhr findet auf dem Schneckenberge Freikonzert statt. Die öffentlichen Gebäude werden am Sedantage mit den üblichen Fahnen- und Flaggenschmuck versehen und steht z, hoffen, daß auch die hiesige Einwohnerschaft in dieser Beziehung gern das Ihrige thun werde. — Heute früh 6 Uhr wurde in unserer Stadt ein goldenes Medaillon mit zwei Photographien gefunden. Der sich legi- timirende Eigenthümer kann das Verlustobjekt in der hiesige» Polizeiwache in Empfang nehmen. — Das Stadtmusikchor konzertirt am Sonnülg Abend im Garten des Stadtparks und am Montag Abend auf der Brauhofterrasse. — Morgen Nachmittag 3'/, Uhr soll der großartige Seil gang über den Kreuzteich stattfinden, der letzthin nach der An kündigung des Herrn Direktor Kolter-Weitzmann wegen groß artiger Vorbereitungen verschoben werden mußte. — Auf der Haltestelle Muldner Hütten verunglückte heute Vormittag der Eisenbahn-Schaffner 1. Klasse Wetzig von Chemnitz dadurch, daß er beim Herabspringen vom Tritt- bret des Gepäckwagens zum Fallen kam, mit dem rechten Arme über die Schienen fiel, wobei ihm von dem noch im langsamen Rollen befindlichen Wagen der rechte Unterarm gänzlich zer malmt wurde. Der Verunglückte wurde auf einer Bahnmeistcr- lowry nach Freiberg transportirt und im hiesigen Kranken- Hause ausgenommen. Eine Amputation des zerquetschten Arme» dürfte nicht ausbleiben. Der Verunglückte ist verheirathet und Familienvater. — Wie uns berichtigend mitgetheilt wird, ist der Leichnam des am 16. d. M. in der Mulde ertrunkenen Kindes nicht von einigen Knaben, sondern von zwei jungen Leuten aufge funden worden. — Rüstigen Fußgängern sind folgende sehr genußreiche TageStouren von der Station Bienenmühle aus zu em pfehlen. 1) Man geht von Bienenmühle aus über die das rechte Muldenufer bildende Höhe nach dem Nassauer Forst hause, welches rechts vom Wege liegt, und weiter durch den Wald nach Hermsdorf (etwa zwei Stunden) und Dorf Seyda (i/a Stunde), wo man gegen Mittag ankommt. Die über den gegenüberliegenden Höhenrücken durch herrlichen Wald führende Straße zeigt nach der im Muldenthale gelegenen Station Die Fürsten von Hohenkammer«. Novelle von L- v. Porta li. 15. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) , Seine lange unterdrückte Leidenschaft hatte ihn fortgerissen, weit über die Grenzen dessen, was er hatte sagen wollen; er bedeckte ihre Hände mit Küssen, aber sie entzog sie ihm hastig und sich aus ihrer Betäubung ausraffend, sagte sie in einem ; Gemisch von Entrüstung und maßlosem Weh: „Und Sie glauben r — Sie halten es sür möglich, ich könnte dieses Opfer an nehmen? O, wie wenig kennen Sie mich! Nachdem man Sie ; um Ihre Rechte, um Ihre Jugend betrogen, da sollte ich nun < wissentlich noch dazu mitbelfen; ich sollte feige stillschweigen, > um nur das herrliche Leben noch weiter zu führen? Wenn es wahr ist — wenn Sie es beweisen können, daß Sie Harald von Hohenkammern, der längst Todtgeglaubte, sind, dann soll Ihnen Ihr Recht werden, dann sollen Sie die Stelle ein nehmen, welche Ihnen gebührt und wir treten bescheiden in den Hintergrund." Sie wandte sich hastig dem Eingänge zu, als eben das Heranrollen des Wagens vor dem Schloßportal die Rückkehr deS Fürsten und der Fürstin Mutter verkündete. Er erfaßte ihre Hand und hielt sie zurück. „Was wollen Sie thun, Fürstin?" fragte er gepreßt. „Diejenigen zur Rechenschaft ziehen, die so ungeheuere Frevel an Ihnen verübt — fragen, ob der Fürst um dies Alles weiß — doch nein, das halte ich nicht sür möglich." „Sie dürfen nicht sprechen," sagte er gebieterisch, „was ich Ihnen mitgetheilt, erfuhren Sie unter dem Vorbehalt, daß diese Kenntniß der Wahrheit sür Sie, und nur sür Sie be stimmt ist. Sie dürfen ohne meine Zustimmung nicht sprechen, nichts verrathen, und ich will es jetzt nicht mehr. Sie hören eS ja," fügte er weich hinzu, „ich entsage Allem, weil ich Sie liebe, weil ich Ihr Glück nicht zerstören will. Ich will ja gehen und mein einsames Leben weiter fristen; Sie aber sollten wissen, warum ich entsagt, mein armes Herz verschmachtete unter diesem Drucke, es verlangte, Ihnen seine Schätze wenigstens zu zeigen; Sie wenigstens sollten dem einsamen Manne jenseits des Ozeans zuweilen einen freundlichen, theilnehmenden Gedanken schenken. Sagen Sie selbst, Leonore, ist das zu viel verlangt für Alles, was ich um Ihretwillen aufgebe?" „Und mit dieser Last auf dem Gemüth soll ich weite leben?" fragte sie; „soll gegen Niemand darüber sprechen, «oll ewig den Verdacht mit mir hcrumtragen, daß Felix um dies Alles weiß; soll Sie in der Ferne einsam und elend wissen und dabei das fröhliche, sorglose Leben weiter genießen? Das halten Sie selbst wohl nicht für möglich," fügte sie mit Herz zerreißendem Lächeln hinzu. „Sie haben meinen Frieden meine Unbefangenheit zerstört, indem Sie mir dies Alles an wertrauten, und ich bin nicht stark genug, mit diesem unseligen Weheunmß belastet weiter zu leben; es ist auch um Ihretwillen meine Mcht, zu sprechen -" Sie suchte ihre Hand aus der seinigen frei zu machen. „So warten Sie wenigstens, bis ich fern bin, erklären Sie Alles erst, wenn ich gegangen," bat er dringend. „Damit man Sie dann als einen Abenteurer verspotte," entgegnete sie, „der weder Beweise noch den Muth gehabt, seine Rechte geltend zu machen, der nur ein leichtgläubiges Frauen- jerz hat bethören wollen — nein, offen und ehrlich, Auge in luge muß Alles gesagt und die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen werden. Lassen Sie mich; wer Wind säet, muß Sturm ernten — die Gerechtigkeit muß ihren Lauf haben." Sie machte sich hastig frei, öffnete die Thür und flog den langen Korridor hinab, daß die blonden Locken wie ein goldener Schleier hinter ihr her flatterten. Er blickte ihr nach und der Ausdruck von finsterem Trotz und unbeugsamer Energie, der in der letzten Zeit fast ganz daraus verschwunden war, trat deutlicher als je auf seinem Antlitz hervor. „Wer Wind säet, muß Sturm ernten," murmelte er, „Wohl, sie werden den Sturm jetzt haben; es wäre Feigheit, jetzt zurückzutreten, mag nun kommen, was will, ich werde dem die Stirn bieten." Eine kurze Pause trat ein, welche ihm wie eine Ewigkeit dünkte, dann näherten sich eilige Schritte und die Fürstin- Mutter mit ihrem Sohne und der Fürstin Leonore betraten das Gemach. Die zornig funkelnden Augen, die erblaßten, bebenden Lippen der Ersteren wurden nur mühsam von dem hochmüthigen Stolz in Schranken gehalten, um den Grasen Olsa nicht gleich mit ihrer ganzen Verachtung zu Boden zu schmettern und ihrer Würde dadurch etwas zu vergeben. Doch als sie seinem unerschütterlich ruhigen Blick, welcher kalt und fest auf sie gerichtet war, begegnete, senkte sie scheu den ihrigen und das Wort, welches sich losringen wollte, blieb ' ungesprochen. ' Fürst Felix hatte nicht viel von seinem leichtlebigen Gleich- ' muth verloren; er schien das Ganze für einen taktlosen Scherz * oder eine nichtssagende Mystifikation zu halten und sagte, mit * einem Gemisch von Neugierde und Ungläubigkeit den Grafen e betrachtend, etwas ironisch: „Es wird uns soeben durch die Fürstin die sehr über- , raschende Mittheilung, daß ich die Ehre haben soll, in Ihnen l einen längst verstorbenen Bruder zu begrüßen?" „Ich bin darauf vorbereitet," erwiderte Graf Olsa, „daß c meine Mittheilungen mit Unglauben und Uebelwollen aus genommen werden, bis ich die unumstößlichen Beweise liefere, daß ich der sür todt ausgegebene Harald bin; dies zu thun, i was ich gleichwohl nicht beabsichtigte, bin ich mir jetzt selbst ; schuldig; doch Sie mögen ruhig sein — wenn ich meine Iden tität und Rechte auch beweisen und feststellen will, so gedenke ich doch nicht, sie noch geltend zu machen." - Die Fürstin-Mutter zwang sich zu einem höhnischen Lachen, i „Es ist wirklich lächerlich," sagte sie wegwerfend, „auch nur l ein Wort über diese Angelegenheit zu verlieren; ich hoffe, mein Sohn, daß Du Deine Würde und was Du Deiner Stellung als Fürst von Hohenkammer» schuldig bist, besser zu wahren weißt, als Deine Gemahlin, welche — Gott sei's ge tagt — von einem erbärmlichen Abenteurer sich hat beschwatzen assen. Das einzige Wort, dqs darüber zu sprechen ist, ist, daß man diesen Menschen aus dem Schlosse weist, was schon längst hätte geschehen sollen." Graf Olsa richtete sich zu seiner vollen Höhe auf; jeder Zoll an ihm war in diesem Augenblick der finstere, schroffe, unbeugsame Harald, welcher vom anderen Welttheil herüber gekommen war, um unbarmherzig seine Rechte zu fordern und ieine Revanche zu nehmen. „Wenn hier Einer das Recht hätte, Jemand aus dem Schlosse zu weisen," sagte er mit einer Stimme, so hart und charf wie Stahl, „so wäre dies Recht bei mir, in Bezug aus Sie, Fürstin; ich stehe hier auf meinem angestammten Erbe, Eigenthum und Grund und Boden, von welchem Sie mich mit strafbaren Mitteln und Jntriguen zu verdrängen gewußt. Wenn ich wieder gehen wollte, ohne meine Rechte geltend zu machen, ohne die Schuldigen zu strafen, io geschah es aus Rücksicht für die Fürstin Leonore, welche ich hoch verehre und deren Glück ich nicht trüben wollte." „Dies Alles kann uns von dem allzu Unerwarteten noch nicht überzeugen," unterbrach ihn Fürst Felix mit unsicherer Stimme; „Sie sind noch die Beweise schuldig, Herr Graf, Beweise, welche denn doch erst geprüft werden müßten." „Sie werden begreifen," erwiderte dieser, „daß ich ohne Beweise — vollgiltige Beweise nicht hierhergekommen bin. Hier sind diese Beweise," fügte er hinzu, indem er ein Päckchen Papiere aus der Brusttasche zog, „welche schwarz auf weiß darlegen, daß ich, ohne jemals krank gewesen zu sein, aus An- stisten der Fürstin-Wittwe widerrechtlich meine besten Jugend jahre in einer Irrenanstalt zubringen mußte, aus welchem ein Freund, mit dem ich stets in Beziehungen blieb, mich nach Jahren befreite; daß der Arzt jener Anstalt, auf Anstiften der Fürstin und durch eine hohe Bestechungssumme verlockt, sich dazu hergab, einen falschen Todtenschein für mich auszustelle» und die Frau Fürstin mich auf diese Weise bequem zu dm Todten zu befördern gedachte, um den eigenen Sohn an meine Stelle zu setzen. Dies Alles hat jener Arzt, von Gewissens bissen gequält, in seiner Sterbestunde, in Gegenwart meine» Freundes und eines Priesters, gerichtlich zu Protokoll gegeben; ich denke, daß gegen diese Zeugnisse und Beweise kein Zweifel " Ein gellender Schrei von den Lippen der alten Fürstin unterbrach ihn und sie sank bewußtlos zusammen. Jetzt wurde auch Fürst Felix blaß und hielt nur mühsam seine Fassung ausrecht. „Gott, welch' schweres Schicksal!" kam cs von seinen Lippen, während die Dienerschaft herbeieilte und Alles nur um die in todähnlicher Ohnmacht Liegende beschäftigt war. Graf Olsa aber verließ das Schloß mit dem peinlichen Bewußtsein, den Sturm, den er hatte vermeiden wollen, nun doch selbst heraufbeschworen und entfesselt zu haben. (Fortsetzung folgt.)