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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 28.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188607288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18860728
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18860728
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-07
- Tag 1886-07-28
-
Monat
1886-07
-
Jahr
1886
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 28.07.1886
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AS 172. Areiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite 2. 188«^ AK 17! Oertliches. Freiberg, dm 27. Juli. — Se. Majestät der König hielt heute nach beendigter Jagd mit Sr. Hoheit dem Herzog von Altenburg, Sr. Exzell, dem Oberhosmeister von Lüttichau, dem persönlichen Adjutanten Major von Schimpft und dem Oberfinanzrath Oberforstmeister Blohmer in Schandau Einkehr und nahm das Diner im Jagd salon „Quisisana" ein. — Dem Vernehmen nach beabsichtigen Ihre Majestäten der König und die Königin gelegentlich der bevorstehenden Herbstmonöver drei Tage hindurch im gräflichen Solms'schen Schlosse zu Wildenfels Quartier zu nehmen und wird deshalb dieses Schloß bereits zur Aufnahme des hohen Besuches entsprechend eingerichtet. — Se. Exzellenz Herr Staatsminister vr. von Gerber ist gestern von seiner Urlaubsreife wieder nach Dresden zurück gekehrt. — Die Stadtpolizeibehörde fordert die Verlust träger eines hier gefundenen Geldtäschchens mit Inhalt und einer ebenfalls hier gefundenen Lorgnette auf, sich unverzüglich zu melden. — Wie wir Dresdner Blättern entnehmen, tritt am 1. Oktober d. I. Herr Assessor I)r. Fischer von dort in die Stellung des zum Landesgerichtsdirektor in Plauen desig- nirten Herrn LandgerichtSrath Oeser in Freiberg. — Die von dem Direktorium des bergmännischen Spar- und Borschuß-Vereins zu Freiberg (ein getragene Genossenschaft) veröffentlichte Rohbilanz für daS erste Halbjahr 1886 schließt mit einem Gewinn von 6201 Mar 98 Pf. ab. — Bei dem gestern hier schwer aufgetroffenen Gewitter schlug ein Blitzstrahl in das Hintergebäude des Herrn Draht webermeister Herrmann, Olbernhauerstraße, riß einige Schiefer herab und beschädigte eine Mauer, richtete aber sonst keinen Polizeichef im Sessel von der Rednertribüne mit herabgehoben ;ätte. Von der Linken in Kopenhagen war nun beschlossen worden, den Tag der Entlastung Bergs durch eine großartige feier zu begehen. Zunächst hatte sie den Thiergarten bei kopenhagen als Festraum auSersehen; daS Ministerium Estrup »«schied daS Festkomitee abschlägig. Letzteres hatte auch mit einem zweiten Plan, auf schwedischem Boden bei LandSkrona »ie Feier zu veranstalten, kein Glück; der dortige Bürger meister untersagte den Zutritt zum Festplatz, einer Plantage. Endlich fand die Feier in Marienlyst statt, wo vor etwa 10000 Personen, die meistens aus Kopenhagen waren, Berg eine Rede hielt, in welcher er die heftigsten Angriffe gegen daS jetzige Ministerium richtete. Im Uebrigen verlief die Versammlung in vollständiger Ruhe. Die serbische Skupschtina hat der Regierung für die während deS Kriegszustandes erlassenen Gesetze und Verord nungen einstimmig Indemnität ertheilt und bei der dann fol genden Wahlprüfungsdebatte aus Antrag des Verifikations- Ausschusses sämmtliche beanstandeten Wahlen bis auf zwei, welche für giltig erklärt wurden, annullirt. Der Minister präsident verlas hierauf einen königlichen Ukas, durch welchen die Session pro 1885 geschloffen und die Skupschtina zu der Session von 1886 zum 1b. (27.) Juli nach Nisch ein berufen wird. ein wollen, damit nicht der Haß wie ein Geier an Deinem Kerzen fräße. Als mir die Flucht gelang und ich durch die yilfe des Stanislaus Bronowsky, der zehn Jahre lang in Sibirien geschmachtet, befreit wurde, da gelobte ich ihm und mir, den Kampf mit der Gesellschaft auszunehmen; ich habe ihr Feindschaft geschworen und . halte den Schwur, bis die Zeit rer Freiheit gekommen, die es unmöglich macht, daß ein Un- chuldiger wie ein Verbrecher gestraft wird. Ja, ich habe ge stohlen — o," lachte er auf, »erst vor wenigen Wochen — fast that mir der Bestohlene leid, so harmlos schlief er den Schlaf der Gerechten; aber wer eS weiß, was es heißt, wie ein gehetztes Wild im Lande umher zu jagen, ohne die Mittel zu haben, sich vor der drohenden Gefahr zu retten, der wird es begreiflich finden, daß ich sie mir um jeden Preis zu ver schaffen gesucht. Gemordet, Sascha, habe ich nur einmal und das war mein Todfeind, dem ich tausend Mal das Messer in die Brust stoßen möchte." »Was gedenkst Du zu thun, weshalb suchst Du mich hier auf, wo Du erkannt werden kannst? fragte das Mädchen zitternd. „Vielleicht von Sophia Petronella?" war die höhnische Gegenfrage. Sie hat mich erkannt, aber fürchte nicht, daß sie mich verräth. Sie haßt mich zwar jetzt, wie sie mich einst mst ihrer Liebe beehrt, ober ihre Ruhe ist noch lieber als die Rache und dann hat sie Dich und Warwara ja als Geiseln für mich und die Freude, Euch quälen zu können. Euch mit dem Verrath an mir zu drohen, wiegt ihr das Glück auf, den Neffen ihres Gemahls von Neuem im Verbrecherkleide zu sehen. Vor ihr bin ich sicher, so lange Du ihr dienst; aber lange wird es, soll es nicht mehr dauern, dann winkt Dir auch die Freiheit. Ich bin im Besitz einer größeren Summe," ; flüsterte er er ihr zu, so daß Kurt nur aus einzelnen Worten > den Zusammenhang errieth, „einen Paß auf einen fremden > Namen hat mir Stanislaus verschafft, binnen wenigen Tagen i habe ich Petersburg verlassen. Die Freunde erwarten mich; , bald wirst Du von uns hören und selbst handeln können. > Versprich mir, daß ich auf Dich rechnen kann, wenn wir Deiner , Hilfe bedürfen." „Unter der Bedingung, daß es sich um die Allgemeinheit, nicht um Dich handelt," war die feste Entgegnung. „Seit Du : Deine Hände durch Missethaten beschmutzt, habe ich kein Mit- ; leid mehr für Dich und sehe in Dir nur noch ein Mittel zum ! Zweck, wie ich es in Paul Michajlowitsch, den Du kennst und der mir blind ergeben ist, sehe. Sieh mich nicht so wild an, Sergei, ich fürchte mich nicht vor Dir." Ein halb unterdrückter Wuthschrei, dem ein leises Acchzen folgte, ließ Puttlitz zusammenschaudern, aber auch handeln. Mit einer raschen Bewegung hatte er sich der Thüre ganz genähert, und sein hastiger Griff öffnete sie, ohne daß die An wesenden ihn im ersten Augenblicke bemerkten. weiteren Schaden an. Die Bewohner deS Hauses kamen mit dem bloßen Schrecken davon. Im Fürstenthal drang rin Blitz unterhalb der Dachrinne in das Gebäude der Brauerei, bahnte ich einen Weg in die von Herrn Maurer Richter bewohnte erste Etage, fuhr, ohne die tieferschreckte dort anwesende Zamilie zu verletzen, wieder hinaus in's Freie, traf in dem »enachbarten Hause deS Herrn Maurer Göhler daS Abfallrohr» erstörte einen Küchenausguß und fuhr dann wieder hinaus, luch in diesem Hause wurde Niemand verletzt. Der wolken bruchartige Regen, welcher daS Gewitter begleitete, überraschte m der Tiefe des Schleußenbaucs auf der Meißnergaffe drei' Arbeiter, welche durch die rapid eindringenden Wasscrmaffe» in große Bedrängniß geriethen. Besonders war einer der Arbeiter in arger Lebmsgefahr, indem derselbe, «in Stück in >er Schleuße mit sortgeriffen, bereits bewußtlos war, als er herausgeholt wurde. — An anderen Stellen unseres sächsische» Vaterlandes hat das gestrige Gewitter durch Hagel großen Schaden angerichtet. Aus Reichenbach, Netzschkau, Zwickau, Chemnitz, Nied«rwiesa und Flöha lauten die ZerstörungSberichte ehr traurig. Tausende von Fensterscheiben sind von de» großen scharfkantigen EiSstücken zertrümmert und die so ichön und reichlich stehenden Garten- und Feldfrüchte vernichtet worden. Auch die Residenz Dresden, sowie die Nähe von Edle Krone, Hainsberg und Umgegend wurden von dem Un wetter heimgesucht, doch glücklicherweise in nur geringem Maße. — Heute Vormittag fand auf dem großen Exerzierplätze ein Exerzieren der Artillerie-Abtheilung im Feuer statt und kam hierbei eine ziemliche Anzahl Pulverpatroneir zum Verschießen. Da um diese Zeit Westwind weht«, war der Wiederhall der Schüsse für die Stadt ein sehr deutlich wahr nehmbarer. — Morgen, den 28. d. M., wird der Unteroffi ziers-Verein der hiesigen Artillerie-Abtheilung mit seine» Damen eine Partie nach dem Rabenauer Grunde unter nehmen. Zur Fahrt bis nach Hainsberg wird ab hier der Vormittags 10 Uhr 9 Minuten abgehende Personenzug in Benutzung genommen werden, während die Rückkehr mit dem letzten Abendzuge ersolgen wird. — Anfang nächsten Monats wird auch das hiesige königl. Jägerbataillon Nr. 12 unsere Mauern auf einige Tag« verlassen, um auf dem großen Schießplätze zu Zeithain ver schiedene Uebungen u. s. w. zur Ausführung zu bringen. Der Abgang des Bataillons erfolgt am 4. August früh mittelst Extra zuges von Freiberg nach Riesa. Nach Beendigung der Uebungen wird am 10. August die Truppe ebenfalls wieder mittelst Extrazuges nach Freiberg zurückbefördert und am 10. August Nachmittags wieder hier eintreffen. — Als ein sehr gutes Seitenstück für den so lebhaften Sonntags-Verkehr konnte die gestrige Bahnbesörderungssrequenz angesehen werden. Der Andrang zu allen Zügen war gestern nach jeder Richtung hin wieder so stark, daß schon vom erste» Frühzug für Dresden ab eine bedeutende Verstärkung deS Trains eintreten mußte. Gestern Abend um 9 Uhr war das- Gedränge auf dem hiesigen großen Bahnhoisperron fo stark, daß nur mit Mühe durchzukommen war. Viele Hundert« von Paffagieren waren Theilnehmer des Sonntags-Extrazuges für. Eichwald gewesen und kehrten, da bekanntlich die Billets zwei Tage ' giltig, erst gestern Abend mit dem letzten Zuge von Böhme». > herein wieder zur Heimath zurück. Dies sowohl als auch di« Mücklehr von lebhafte Berl — Die l Dresdner Si voller Thätix — Die Landeslo gezogen. Dil Plane zu die vor Ablauf Name und ! gestempelt ist Erneuerung Kollekteur vi sich nach Mi sprüche an d vor Ablauf ! — Se. s apostolischen Ministerium stellung des geistlichen Ko an dortiger 1 und des Pf DreSden-Friel bei dieser B Hiernächst k Ludger Pott Konsistorialro verliehen, s Friedrich Wi kreuz verliehe — Zu b «vangelisch-lut Bezüge betrag um Uebertra; für die genai Löber in D> — Erl. Weesenstein, und dem Hm 83 Pf. vom und mindester Nebenschulstel außer freier Honorar für vom Schuld! Kollator für und öffentlich an den könig reichen. — Körn Prozeß). Bebel und behauptet, da halb der sozl fortbestehe ur sondere seien strenge Diszi Vertraucnslei und Landesvl die Partei se es würden L Besitzer einer demokrat". einer geheime behaupteten ' größere Anzc demokrat" ur Wyden und l gemachten Ar klagten nur e im Uebrigen Inhalt des , smnungsgenos deröffentlicher genossen erho Aus dem K Erhebung vo geben dies zr gelehnt Word 'Eigenthum d den Angeklag! am 19. Se; Artikels, bett Bebel, daß jedenfalls nu sation gewesc Artikel vorge «ine Geheimbi habe man ar Vie sie vor nur eine au Parteigenosse desselben Blc der aber nick andere Orgai daraus, daß und dessen „Sozialdemo don Vollmar Sozialdemoki als unstattha Widerspruch schcidung zm Vortrag mel wo erwähnt Sozialistenge sein konnte, setz es der P Aus bewegter Zeit. Roman von O. Bach. 42. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Hin- und hertappend, hatte er endlich eine Thür erreicht, im Begriff, sie zu öffnen, drangen leise Stimmen zu ihm, die ihn daran verhinderten, und einer augenblicklichen Regung folgend, blieb er stehen, da die Stimme Sascha s zürnend, aber auch mit einem Ton der Angst und Sorge zu ihm drang. Die Unterhaltung wurde französisch geführt, die Dienstboten sollten sie wahrfcheinlich nicht belauschen können, und schon die ersten Worte regten sein Interesse so lebhaft an, daß er unwillkürlich sein Ohr lauschend vorbog, um kein Wort des Gespräches zu verlieren. „Weißt Du, Sergei, daß auf Deinen Kops eine Belohnung gesetzt ist, daß man auf Dich fahndet, wie auf ein wildes Thier? O, mein Gott, wie kannst Du es wagen, Dich hier zu zeigen; willst Du von Neuem in den Bergwerken Sibiriens schmachten, jetzt — jetzt durch eigene furchtbare Schuld?" „Fürchte nichts," erwiedertc eine leise Männerstimme, „unter meiner Verkleidung kennt mich Niemand und meine Mittel reichen noch aus, um mich eine zeitlang zu verbergen. Was Du Schuld nennst, nenne ich Rache an der Menschheit, die mich zu dem gemacht, was ich bin! Sascha, hast Du Deinen Schwur vergessen, den Du mir und den Freunden geleistet? Schwebt Dir nicht mehr mein grausames Schicksal, das meiner Genossen, vor? Soll ich auch an Dir, der Einzigen, die ich geliebt auf Erden, irr werden?" „Ich bleibe dem Schwure treu", klang es weinend aus dem Munde des Mädchens. „Mit Blut und Leben bin ich der Sache der Freunde ergeben, und nur um ihnen zu dienen, bleibe ich in dieser Hölle, die mich vor jeder Beaussichtiguog schützt; aber Sergei, die Freunde des Vaterlandes, die das Recht beanspruchen, der Menschheit Freiheit und Licht zu geben, müssen ihre Hände rein von gemeinen Verbrechen halten, und Du — Du, mein Bruder, dem ich di» Lehren, die mir heilig geblieben sind, verdanke, der Du einst für das Recht und die Freiheit gekämpft, bis zum Diebe, o — Gott, Gott, daß ich es sagen muß, zum Straßenränder herab- gesunlen." , ..... Die Stimme Sascha's brach in Schluchzen ab; eine kleine Paufe, in der Kurt den eigenen Herzschlag hörte, so mächtig Köpfte es an seine Brust, trat ein, dann drang die Stimme des Mannes leise, unsicher an sein Ohr und der Lauscher hörte die Worte: „Wenn Du, wie ich, in den Bergwerken Sibiriens eines freien Wortes, einer jugendlichen Uebereilung halber gebüßt gelitten hättest, wenn Du unter Räubern und Mördern r « *">« ich, dann würdest Du auch der ganzen menschlichen «Vcsellschaft Rache ichwörm, dann würdest Du auch schuldig Sascha stand, die Hände abwehrend gegen den ver brecherischen Bruder gestreckt, hoch aufgerichtet da; ihre Augen flitzten über ihn her, der wie zum Sprunge bereit vor ihr tand, das Antlitz vor Grimm und Wuth verzerrt, ein dolch artiges Messer in seinen hochaufgeschwungenen Händen. Einen Moment stand Puttlitz rathlos vor der unheimlichen Gruppe, aber dann hatte er mit einem Schritte den Mann erreicht, der, von seinem Zorne hingerissen, weder sah, noch hörte, was um ihn herum vorging, und ihn von hinten an- grcifend, gelang es ihm ohne große Schwierigkeit, ihm daS Messer aus der Hand zu winden. Wie ein verwundeter Löwe wandte sich der junge Mann um, über beim Anblick Kurt's wankte er, als hätte ein Blitz strahl ihn getroffen; sein Antlitz wurde bleich wie Schnee und zitternd suchte er die Thür zu erreichen, die aber Kurt hastig mit seinem Körper deckte. Doch nur wenige Sekundm dauerte die sichtbare Bestürzung: des jungen Mannes, der in der Kleidung eines Altrussen vor Puttlitz stand und durch nichts seine Verwandtschaft mit dem todtenbleichen Mädchen, das sich zitternd an einen Sessel fest klammerte, verrieth; ein tödtlicher Blick des Hasses loderte in dem wuthverzerrten Antlitz des Sträflings auf, und wie ein Tiger stürzte er sich auf Puttlitz, der den Angriff zwar parirte, aber nicht die Kraft hatte, den anstürmenden Menschen zurück- zuhalten. In dem Moment, wo der junge Deutsche den Verbrecher sesthalten wollte, um ihm einen, bei ihm zur Gewißheit ge wordenen Verdacht in's Antlitz zu schleudern, fühlte er einen Schmerz in der Seite; er ließ den Banditen frei, der mit einem wilden Fluche das Zimmer verließ; eine Wolke legte sich vor seine Augen und mit dem Ausruf: „Ich bin ver wundet" sank Kurt in halber Ohnmacht zu Boden, während Sascha saffungsloS, starr vor Schrecken und Entsetzen, sich über ihn hinneigte. Wenige Minuten verstrichen, ohne daß die Russin zu einem rettenden Entschlusse kam. Die entsetzliche Situation, in der sie sich befand, lähmte momentan ihre sonstige Thatkraft; aber das leise Stöhnen Kurt's riß sie gewaltsam aus der Unthätigkeit, in die sie der Schreck über die neue Unthat ihres Bruders versetzt, und einer schnellen Regung folgend, knöpfte sie den Rock des jungen Mannes hastig auf, und ein Tuch auf das langsam herab träufelnde Blut drückend, suchte sie es zu stillen. Eine neue Ohnmacht hielt den jungen Mann umfangen und, diese benutzend, eilte das Mädchen leise und leicht wie ein Reh aus dem Zimmer, das sie sorgsam verschloß, und kehrte nach wenigen Minuten in Begleitung eines jungen Mannes zurück, dem sie in eindringlicher Weise etwas klar zu machen suchte. (Fortsetzung folgt.) vom 1. September ab die regelmäßigen Arbeiten wieder aus nehmen. Im Laufe deS Monats September will Freycinet eS sich angelegen sein kaffen, die hauptsächlichsten Lücken in der Besetzung der Botschafterposten auSzufüllen. Lord Salisbury hat die Bildung des neuen englischen Ministeriums übernommen, nachdem der gemäßigt-liberale Lord Hartington zwar einen Ministerposten auSgeschlagen, dem künf tigen konservativen Kabinet aber die Unterstützung seiner Partei- grnoffen zugrsagt hat. Hartington knüpfte dieses Versprechen Bedingung, daß dem Parlamente keine auf Irland be- "zügliche Bill vorgelegt werde, die nicht vorher seine Zustimmung erhalten habe. Zum Staatssekretär deS Auswärtigen in dem neuen KMpet soll der Graf von JddeSleigh (Northcote) auS- «Mch W.— Das englische Parlament wird am 5. August zar'Sprecherwahl zusammrntreten, sich aber nach einer nur nruntägigen Session bis zum Oktober vertagen. — In dem Crawsord'schen Ehescheidungs-Prozesse hat die Jury bekanntlich nach einviertelstündiger Berathung den Spruch gefällt, daß d« QnrenS-Proctor ermangelt habe, seine Einwände zu be gründen und daß dah«r die Ehescheidung bestätigt werden müsse. Mit anderen Worten fand die Jury, daß die schwer belastenden Angaben der Frau Crawford gegen Sir Charles Dilk auf Wahrheit beruhen und ist der Ruf dieses ehemaligen einflußreichen Mitgliedes d«S Gladstone'schen Kabinets für immer vernichtet worden. Sir Dilke selbst beharrt freilich noch immer bei der Behauptung seiner Unschuld und thut dies auch in seinem Abschiedsschreiben an seine Wähler von Chelsea. DaS Gladstone'sche Organ „Daily News" sagt darüber: „Es würde un- freuen, wenn wir mit dem Wahrspruch der Jury nicht übereinstimmen könnten. Sir Charles Düke ist fast 20 Jahre lang ein thätigeS Mitglied der liberalen Partei, «in nützlicher und unermüdlicher Diener des Volkes gewesen Schon in sehr jungem Alter zeichnete er sich im Hause der Gemeinen aus und auch jetzt ist er erst ein Zweiundvierziger, obgleich er daS Amt eines Unterstaatssekretärs der auswärtigen Angelegenheiten und eines Präsidenten des LokalregierungS- amtes, das letztere mit Sitz im Kabinet, bekleidet hat. Daß «in Mann in solcher Stellung und solcher Lausbahn, einer so ehrenhaften Vergangenheit und einer so hoffnungsreichen Zu kunft solcher entsetzlichen Schande sich schuldig machte, wie sie Horben enthüllt worden ist und welche wir an dieser Stelle nur ondeuten können, möchte unglaublich erscheinen, wenn es nicht bewiesen worden wäre. Der Fall ist aber so gründlich unter sucht worden, daß unglücklicherweise der Aeußerung eines Zweifels kein Raum mehr übrig bleibt." Ein nicht minder hartes Urtheil fällen die übrigen Londoner Blätter. Die „TimeS" sagt z. B. am Schluffe einer langen Besprechung deS Falles: „Sein Brief zeugt von einer Dreistigkeit, welche wir nicht zu charakterisiren brauchen. Vielleicht wäre das Wünschens- werthrste, daß er daS Publikum mit einer weiteren demorali- sirenden Untersuchung verschone, indem er sofort sich auS drm Lande macht." — In dem nordschottischen Flecken Liren sind die Kleinbauern in unruhiger Bewegung, weshalb zur Siche rung der Ordnung ein Kanonenboot mit einer Abtheilung Seesoldaten von Plymouth aus nach der Nordküste von Schott land beordert wurde. Am 24. Juli hatte der dänische Kammerpräsident Berg «ine halbjährige Gefängnißstrafe dafür verbüßt, daß er am 16. Juli vorigen JahreS zu Holstebro in Jütland den dortigen
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