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mittag- Prinz. 8 Uhr, zchen. igängr. «d. r. Turnern ilk; Witte- lokal. Erscheint jeden Wochentag Nachnütt. 5 Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Pf., zweimonatlich 1 M. bO Pf. und einmonatlich 7b Pf. M 157. und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg. - LS. Jahrgang. , _ _ . I Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angenom-I Sonnabend, den 10. Juli, ^»und^der^ 18«v »Id. ann u. r entschlief ?lsa, ms S8«d«. Juli 1886. rf. nächsten V,4Uhr, i die ge hst eilige- d gebeten.. 86. teher. wlistschcn Leben nur zum Wohle Aller gebrauchen wollen; Reiben wir daher den Grundlagen der alten Bünde getreu, «siegen wir die eidgenössische Bruderliebe, setzen wir das Lohl des Ganzen über die Zielpunkte und Interessen der Einzelnen, dann sind wir im Geist und in der Wahrheit Erdige Enkel Winkelrieds!" MFünfhundert Jahre haben hierbei vollständig genüg Mr das große geschichtliche Ereigniß auf der Sempacher Mde den Schleier der Sage zu breiten, so daß einzelne rs. nntag, ergebens! jciligung es Ver- - 1d.r L - 13,D - 16,»^ Tagesschau. Freiberg, dm 9. Juli. Der deutsche Kaiser empfing Mittwoch Nachmittag m EmS den königl. bairischen Gesandten, Grafen von Lerchenfeld« Köfering, welcher seine neue Beglaubigung überreichte und so dann zur kaiserlichen Tafel gezogen wurde. — In dem Schreiben, mit welchem der Prinz-Regent von Baiern das Kondolenz-Schreiben des Kaisers beantwortete, heißt es: »Ich ühle mich noch in besonderem Maße dafür dankbarst ver- mnden. daß Euere kaiserliche und königliche Majestät die dem verewigten Könige gewidmeten, auf die Geschichte und die nahe Verwandtschaft der königlichen Häuser von Preußen und Baiern begründeten freundschaftlichen Gesinnungen auf mich übertragen wollen. Möge Euere kaiserl. und kgl. Majestät sich überzeugt halten, daß auch ich meinerseits nichts sehnlicher erstrebe, als die Aufrechterhaltung und Befestigung der so glücklich bestehenden innigen und vertrauensvollen Beziehungen, welche zum Heile Deutschlands die Kronen Preußens und Baierns verbinden." — Der „Köln. Ztg." zufolge beabsichtigte Prinz Luitpold, den Kaiser in Ems zu besuchen, mußte aber darauf verzichten, weit es nöthig erschien, dem Kaiser während der Badekuren die mit längeren Besuchen und Festlichkeiten verbundenen Ermüdungen zu ersparen. Der Besuch des Prinz- Regenten wird deshalb an einem geeigneten späteren Zeitpunkte stattfinden. Derselbe hatte inzwischen Gelegenheit, den Kaiser bei der Abreise nach Gastein in München zu begrüßen. — Der deutscheReichskanzler, welcher am vorige» Sonn tag in Kissing en sein erstes Bad nahm, war dort besonders Gegenstand der allgemeinsten Aufmerksamkeit, als er, überall ehrerbietig begrüßt, an seinem von Manger errichteten Stand bilde vorüberschritt, besten Sockel mit einem frischen Lorbeer kranze und Bandschleisen m den Farben des deutschen Reiches geschmückt war. An dem ersten Waagehause, welches die Firma »Zum Fürsten Bismarck" führt, ließ sich der Kanzler wie in früheren Jahren wiegen. Sem Gewicht beträgt 208 Pfund. — Bekanntlich bleiben die Einnahmen des deutschen Reiches im Etasjahre 1885/86 gegen den Voranschlag um 17*/, Millionen Mark zurück. Der »Reichsanzeiger" bringt nun einen Endabschluß der deutschen Reichshauptkaffe, aus dem Folgendes besonders bemerkenswerth erscheint: Bei der Verwaltung des Reichsheeres sind an fortdauernden Aus gaben 2 490000 M. weniger, an einmaligen Ausgaben aber 23 000 M. mehr erforderlich gewesen. Bei den Marinefonds waren 3 270 000 M. mehr erforderlich; desgleichen 648 OM Mark beim auswärtigen Amt, 159000 M. zu einmaligen Ausgaben der Eiscnbahnverwaltung und 269 OM M. im Restort des Reichs-Schatzamts, einschließlich der Reichsschuld und der Zivilpensionen bei dem allgemeinen Pensionsfonds. Was die Einnahmen des Reichs angeht, so haben die Zölle und die Tabaksteuer, von deren Ertrage dem Reiche nur der feste Be trag von 130000 MO Mark verbleibt, einen Mehrertrag von zusammen 15 814 000 M. ergeben, nämlich 15 856 000 Marl mehr an Zöllen, 508000 Marl weniger an Tabaksteuer und 466 000 Mark mehr an Aversen der Zollaus schlüsse. Die den Bundesstaaten im vollen Reinerträge zu überweisenden Stempelabgaben für Werthpapiere rc. haben einen Mehrertrag von 2 640000 Marl gebracht. Die Schlacht bei Sempach. Heute am 9. Juli sind es fünfhundert Jahre, daß auf der Haide am Sempacher See die Schweizer Waldstädte und ihre Verbündeten einen entscheidenden glänzenden Sieg über die Blüthe der österreichischen Ritterschaft errangen. Bereits am 5. d. M. hat das mehrtägige Nationalfest be gonnen, welches die Schweiz zu Ehren dieser vor einem halben Jahrtausend gewonnenen Entscheidungsschlacht ver anstaltete. Den Mittelpunkt der patriotischen Feier, welche ldurch Festgottesdienste, Chorgesänge, Umzüge, Festtafeln, Fahnenschmuck, Böllerschüsse u. s. w. verherrlicht wurde, wildete die am Montag am Winkelried-Denkmal gehaltene Miede des NationalratHS Zemp, auf welche der gegenwärtige ^Präsident der schweizerischen Eidgenossenschaft, Herr Deucher, nn schwungvoller Weise erwiederte. Die Ansprache des -öundcspräsidenlen hatte folgenden Wortlaut: »Wie der lrinzclne Mensch auf seiner Lebensbahn gewisse Ruhepunkte findet, bei denen er gern aus vergangene Zeiten zurückblickt, Io giebt es Tage im Leben eines Volkes, wo dasselbe mit Worliebe der Vergangenheit gedenkt und aus den mannig faltigen Bildern der Erinnerung jene großen Momente Uerausgreift, die als Marksteine dastehen im wechselvollen Wang seiner Geschichte. Einen solchen Tag stiert jetzt das Mchwcizervolk. Alles, was mit der Zeit geschieht, geht Muter mit der Zeit, aber unsere Väter haben die Thaten Ucr Altvordern ausgezeichnet für die Enkel, damit jene Mhaten sich verjüngen im Gemüthe des Volkes und dessen Merzen sich entzünden in neuer Inbrunst zum theuren Materlandc. Wir haben eine ruhmvolle Geschichte, und Elsaß, der Neffe des bei Morgarten geschlagenen Fürsten, einer Fehde der Eidgenossenschaft mit dem Grasen von Kyburg - Burgdorf die versprochene Neutralität verletzte, »längte besonders Luzern zum offenen Kriege, um womöglich bei dieser Gelegenheit den Ring der österreichischen Burgen und Zollstätten zu sprengen, die seine Entwicklung hemmten. Im Verträum ans die ihnen zugesicherte Unterstützung der roßen Städtebünde in Schwaben, Franken und am Rheine egannen die Eidgenossen im Dezember 1385 dm Krieg. Herzog Leopold verstand es aber, sich mit den deutschen Städtebünden noch vorher auszusöhnen und konnte nun eine ganze Kraft gegen die Eidgenossen wenden, wozu er n allen seinen Landen die Ritterschaft aufbot und große Rüstungen veranstaltete. Der Herzog ließ den Freiherr» von Bonstetten mit einigen Tausend Mann Zürich in Schach hallen, sandte eine zweite tzeeresabtheilung unter dem Herzog von Lothringen gegm die Berner und Solothurner und rückte selbst mit der Hauptmacht gegen Luzern. Auf diesem Wege ließ er Willisau plündern und anzünden und zog Sonntag, den 8. Juli 1386, unter Trommelschlag und Trompetmgeschmetter in Sursee ein. Am Morgen des anderm Tages, am Feste des heiligen Cyrillus, demnach heute vor 500 Jah re n, brach das österreichische Heer gegen Luzern auf, wobei 2000 Edle mit wehenden Bannern, reichen Helmzierden und gestickten Waffenröcken über dem Eisengewand voranritten. Rechts von Sempach stießen sie plötzlich auf 1600 Mann aus den vier Waldstädten Luzern, Uri, Schwyz und Unter walden, welche im sogenannten Meyersholze lagerten. Da die geneigte von Bächen durchschnittene Hochfläche für einen Kämpf zu Roß ungeeignet war, die Ritter sich aber nicht vor den Schweizern zurückziehen wollten, saßen dieselben ab und ordneten sich zur Schlacht. Die Eidgenossen machten sich ebenfalls kampsfertig, indem sie sich keilförmig auf stellten und nach einem kurzen Gebet den tiefen und breiten Schlachthaufen der Ritter zu durchbrechen suchten. Mann an Mann gedrängt, bildeten diese mit ihren 16 Fuß langen Lanzen eine eherne Mauer, welche für die nur und zehn eroberte Banner theilten die Eidgenossen unter sich, deren Verluste übrigens ebenfalls bedeutend waren. Für Oesterreich erwies sich der Ausgang der Schlacht bei Sempach als ein vcrhängnißvoller Schlag, denn von da ab wurde es Schritt für Schritt von der Eidgenossen schaft zurückgedrängt, bis der Rhein eine natürliche Grenze zwischen den beiden feindlichen Mächten bildete. Bürger und Bauem hatten im Herzen Europas auf dem blutigen Felde von Sempach den festen Grund zu einem Freistaat gelegt, welcher anderthalb Jahrhunderte hindurch Europa mit dem Ruhm seiner Waffen erfüllte und heute noch ge achtet dasteht. Daß die Schweizer ihren militärischen Ruf geschäftsmäßig ausbeuteten und ihre Waffen an Frankreich verkauften, das lange Zeit schweizerische Söldner für sich kämpfen ließ, beeinträchtigte freilich diesen Rubm, well eS sich dabei nicht um die Sache der Freiheit handelte wie bei Morgarten und Sempach Deutschland nimmt trotzdem jetzt an der Freude aufrichtigen Antheil, welche die Schweizer an der Erinnerung ihrer Freiheitskämpfe haben; es hofft aber, daß die Schweizer auch den deutschen Großthaten künftig volles Verständniß entgegenbringen und den großen Errungenschaften des deutschen Reiches gegenüber dem Kultus des Franzosenthums entsagen, der noch hie und da in der Schweiz zu finden ist. ind Theil? en Kindei ink. Krau. Heilnahme l ^aul, nenschmuck nanche Großthat findet sich mit ehernem Griffel in deren blätter eingetragen, aber keine glänzt Heller als der Hclden- vd Winkelrieds und die Siegesschlacht ob Sempach, durch velche unsere Freiheit, wenige Jahrzehnte vorher beschworen lm Rütli, erst zu voller Kraft sich entwickelte. An jenem »entwürdigen Tage standen nur wenige der heutigen Eid- »enossen zusammen, ja, die Voreltern vieler von uns sümpften in Feindes Reihen, aber heute sind wir alle ge- ragen vom Gefühl der Zusammengehörigkeit und im Be wußtsein, daß jene Ereignisse grundlegend gewesen sind für Entstehung, Fortbestand und Mehrung der Eidgenossenschaft. Auch heute noch haben wir Ursache, mit den jetzigen Zu- itänden des Vaterlandes im Allgemeinen zufrieden zu sein; wir erfreuen uns unserer politischen Freiheit, und Dank per Zähigkeit unseres Volkes sind wir den außerordentlichen Schwierigkeiten, mit denen unser wirthschastlichcs Leben und untere gewerbliche Thätigkeit in neuerer Zeit zu kämpfen hatte, nicht unterlegen. Aber wir dürfen uns nicht verhehlen, daß in Folge der großen Ver- Änderungen, welche in der Neuzeit auf politischem, lozialcm und volkswirthschaftlichcm Gebiet stattgcfunden, Puch an uns stets neue Anforderungen herantreten, zu Mren Bewältigung mir all' unserer Thatkraft bedürfen, kluch wetterleuchtet es hier und da gewaltig um «ns herum und nie sind wir sicher, daß nicht der zündende Strahl in unserer Nähe sich entlade, darum vergessen wir mie, daß wir früher oder später in den Fall kommen können, mir Wahrung unserer nationalen Ehre und Unabhängigkeit In blutigem Kampfe einzustehen. Daraus entspringt sür mns die erste Pflicht, für Ordnung unseres Heer- und L8chrwescnö nur das Beste zu leisten. Auch den Gefahren gegenüber, die sich aus bedauerlichen sozialen Verhältnissen Deiaus entwickeln, dürfen wir nicht rath- und thatlvS gcgen- kbcrstchen. Vielerorten gährt es in den tiefen Schichten Her Gesellschaft, und der ganzen dermaligen Ordnung wir Won einer zwar kleinen, aber durch Fanatismus starken MZartei der Vernichtungskampf angekündigt Diesen Be- Dtrebnngcn muß der Staat mit aller Kraft entgegentceten, Während anderseits eine humane Regelung der Arbeiter- Uerhältnisse zu denjenigen Aufgaben gehört, die eine baldige Mösung dringend verlangen. In allem dem liegt für uns Mn Mahnruf zur Sammlung, zu festem Zusammenwirken ULir haben Zeugniß abzulegen für die Leistungsfähigkeit Unserer Republik und dafür, daß wir die freien Formen im mit kurzen Schlagwaffen versehenen Schweizer undurch dringlich schien. Schon lagen viele Tapfere, darunter der Altjchultheiß Petermann von Gundelfingen, der Führer der Luzerner, im Blute, als der Unterwaldner Arnold Winkel- ricd seinen Kampfgenossen die Worte zuries: »Ich will euch eine Gasse machen. Sorget für mein Weib und meine Kinder!" Damit umfaßte er eine Anzahl feindlicher Speere und drückte dieselben, tödtlich getroffen, mit sich zu Boden. Mit unwiderstehlicher Wucht stürmten nun die Eidgenossen in die Lücke des Lanzenwalls und Brust an Brust war das leichtgerüstete schweizerische Fußvolk im Vortheil gegen die schwergepanzcrten Rüter. Da das Hauptbanner wankte und der angstvolle Hilferuf „Rette Oesterreich!" erklang, stieg auch Herzog Leopold mit den übrigen Rittern vom Pferde und sprach: „Ich will mit den Meinen genesen oder sterben. Besser ein Tod in Ehren, als ein Leben mit Schande!" Tapfer kämpfend fand er den Tod, ohne den Sieg der Eidgenossen hemmen zu können und nun begann die Flucht der Ritter, die dadurch erschwert wurde, daß die Knechte mit den Rossen schon vorher fortgerannt waren. Auf der Wahlstatt neben dem Herzog lagen 350 Grafen und Freiherren und 300 andere Edle; noch größere Ver luste erlitt das österreichische Fußvolk, das sich muthic gegen die Verfolger zur Wehr gesetzt hatte. Reiche Beute Frau. sankt nacl» iahte krau Geschichtsforscher bereits die von dem Bundespräsidenten so -och gepriesene That Arnold von Winkelrieds ebenso in Zweifel zogen, wie diejenige Wilhelm Teils, der den meisten Gelehrten nur noch als mythische Persönlichkeit gilt. Um o willkommener ist Vielen die von vr. W. Oechsli verfaßte Festschrift gewesen, welche über die große Schlacht von Sempach folgende Auskunft ertheilt: Am 1. August 1291 verbrüderten sich die Hirten um den Vierwaldstättersee, kr ängten auf Kosten der Herzöge von Oesterreich die Reichs- reiheit und vertheidigten diese gegen Leopold I. siegreich im Engpaß von Morgarten. Nach diesem Erfolg flüchtete sich das ausblühcnde Luzern vor den Uebergriffen seiner Vögte in den Schooß der Eidgenossenschaft, mit deren Hilse sich bald auch strich, Bern. Glarus und Zpg frei machten. Die österreichischen Fürsten waren aber nicht gesonnen, auf das, was sie so am Fuße der Alpen eingebüßt hatten, endgiltia zu verzichten, wogegen die Eidgenossenschaft ihrer Selbständigkeit nicht her froh werden zu können glaubte, als bis daS öster- eichische Rittcrthum gänzlich aus ihrer Nähe verdrängt sei. llS Herzog Leopold llk., Herr von Tirol, Kärnten, Steier mark und den österreichischen Landen in Schwaben und im stuli 188K. I ,jor a. 0. ZitzlW der daS Re> mrcvisiona, Bcsitzvw uSgrundstück i des städti? geheimer I