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Braud andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Ps., zweimonatlich I M. 50 Ps. und cinmonatlich 7S Ps. IIIII Tagesschau. Freiberg, den 3. Juli. Der deutsche Kaiser soll beabsichtigen, auf seiner Relse nach Gastein dem Prinz-Regenten Luitpold einen Besuch ab- .ustatten und in dem Residenzschlosse zu München einen urzen Aufenthalt zu nehmen. — Für die am 14. Mai d. I. durch einen Orkan so schwer heimgesuckte Stadt Crossen hat der Kaiser 30 000 Mk. aus seinem Dispositionsfonds als zinsfreies Darlehn bewilligt. Laut amtlicher Feststellung bc- rägt der Schaden der Stadt 800 000 Mk. — Gestern nahmen in Ems Prinz Friedrich Leopold von Preußen, der Erzbischos von Köln, Or. Crementz und Graf Solms-Rödelheim an der kaiserlichen Tafel Theil. — Am Donnerstag Abend, dem Vorabend der Jubelfeier des fünfzigjährigen Bestehens der technischen Hochschule in Darm stadt, brachten die Studirenden und ehemalige Studircnde der selben dem Großherzog von Hessen einen Fackelzug und eine Serenade dar. Der Großherzog empfing eine Deputation auS dem Zuge und sprach derselben seinen herzlichen Dank aus Gestern Vormittag sand im Saalbau zu Darmstadt der eigentliche Festakt statt, dem der Großherzog, die Prinzen von Hessen, die Spitzen der Behörden, sowie zahlreiche Deputationen und von auswärts erschienene Festgäste beiwohnten. Die Stadt war reich beflaggt. — Wie man aus München meldet, würde das angeblich eingereichte Entlassungsgesuch des Ministeriums Lutz von dem Prinz-Regenten abgelehnt werden. Die Berliner „Voss. Ztg." schreibt: .Eine andere Entlastung als diejenige des Ministeriums Lutz scheint größere Wahr scheinlichkeit zu besitzen. Wie uns aus München gemeldet wird, verlautet dort, daß der preußische Gesandte Graf v. Werthern demnächst in den Ruhestand zu treten gedenke. Man erinnert sich, daß kurz vor den, Eintritt der Katastrophe bereits An- deutungen in öffentlichen Blättern ergingen, nach denen der Reichskanzler über die Münchner Berichterstattung betreffs deK Zustandes des Königs Ludwig sich nichts weniger als befriedigt geäußert haben sollte. Gras v. Werthern steht im 70. Lebens jahre und bekleidet den Münchener Posten seit säst 20 Jahren." — Der deutsche BnndeSrath beschloß in seiner gestrigen Plenarsitzung, daß schon mit Rücksicht aus die ablehnende Haltung eines großen Theils der Industrie gegenüber dem für Amtsblatt für die kömglicheu Md städtischen Behörden zn Freiberg Verantwortlicher Redakteur: Iuliu- Brau« iu Freiberg. ' 30 Jahrgang Sonntag, de« 4. Juli Inserate werden bis Bormittag 11 Uhr angenom- I men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile ü I FHFUUH oder deren Raum 15 Pf. ff ^****** Bei deni englischen Wahlkampfe spielt die gegen die Konservativen erhobene Beschuldigung, nur auS Vartcirück- Durch die sich steigernden Ansprüche der Czechen und I sichten Gegner der irischen Verwaltungs Selbständigkeit ge- Polen ist der leitende Staatsmann Oesterreichs, Graf worden zu sein, keine geringe Rolle. Auf diesen sowohl von Taaffe, veranlaßt worden, sich in der Weise von der Rechten dem englischen Premierminister Gladstone wie von dem unabhängig zu machen, daß er seinem Kabinct mehr und irischen Führer Parnell erhobenen Borwurf antwortete der mehr den Charakter eines völlig unparteiischen Geschäfts- Leiter der Konservativen, Marquis Salisbury, in seiner Ministeriums aufprägt. Der erste Schritt dazu war die Rede in St. James Hall ausführlich, indem er die Richtigkeit Ernennung des Hofrath vr. von Gautsch zum Unterrichts- der gegnerischen Behauptungen entschieden in Abrede stellte Minister, der, sich von allen Parteifragen fern haltend, Gladstone selbst hat übrigens in seinen in Schottland lediglich mit seinem Ressort beschäftigt und hierbei den kürzlich gehaltenen Reden offen zugegeben, seine eigene ernstesten Willen zeigt, überall verbessernd einzugrcifen. frühere Meinung über die Behandlung Irlands vollständig Der Minister trat in diesen Tagen eine Inspektions-Reise geändert zu haben. In Glasgow richtete er eine beredte nach Böhmen an und wird auf derselben die Unterrichts-1 Mahnung an das englische Volk, den Entschluß zu fassen, anstalten in den Städten Budwcis, Pilsen, Eger, Asch die Homerule Bill zu billigen, damit von England nich Kaaden, Komotau, Teplitz, Prag und Reichenberg besuchen, länger in der ganzen zivilisirtcn Welt gesagt werde, da Nachdem sich diese Anstellung nach den verschiedensten I Irland das Polen Englands sei. „Laßt uns beschließen, nicht Richtungen hin bewährte, entschloß sich Graf Taaffe, der! länger ein Polen zu haben. Wir haben es lange genug gehabt." interimistischen Verwaltung des Handelsministeriums durch! Nach der Agitationsrcise durch Schottland gönnte sich der areise Staatsmann eine kurze Ruhe auf seinem Landschlosse Hawarden. Bei den am Donnerstag begonnenen englischen Parlamentswahlen sind 15 Konservative, 8 diffentirende Liberale, 8 Ministerielle und 2 Parnelliten ohne Opposition wiedergewählt wordm. . Unter den Gewählten befinden sich Chamberlain und Bright, sowie der bisherige Sprecher deS Unterhauses. Obgleich die englischen Wahlen sich ziemlich lange hinziehen, hofft man doch Anfang nächster Woche aus dem Ausfall der Wahlen in den größten Städten schließen zu können, ob sich das Land für oder gegen den Homerule-Plan Gladstones entschieden hat. Von russischer Seite erfolgen heftige Proteste gegen die in der Thronrede des Fürsten Alexander von Bulgarien enthaltene Erklärung, daß die bulgarische Union eine voll zogene Thatsache sei. Aus der jetzt im Wortlaut vorliegenden Antwortsadresse der bulgarischen Nationalversammlung ist allerdings ersichtlich, daß sich die letztere ebensowenig wie der Fürst Alexander auf den Boden deS von den Bot schaftern sanktionirten türkisch bulgarischen UebereinkommenS vom 6. April d. I. gestellt hat. Der russische BotschaftS- rath in Konstantinopel Onou soll die Pforte vergeben« auf diese Vertragsverletzung hingewiesen haben. Der Fürst steht neuerdings bei dem Sultan in hoher Gunst und ist dieser überzeugt, an den Bulgaren bessere und zuverlässigere Freunde zu haben wie an den Russen. Ueber Klagen, Beschwerden, Drohungen und Wühlereien in Bulgarien und Ostrumelien hinauszugehen, ist Rußland nicht in Der Lage. Die anderen Mächte können sich zu einer gemeinsamen Politik in dem von Rußland gewünschten Sinne unmöglich herbeilassen. Allein vorgehend aber würde Rußland alsbald Oesterreich und die gesammten Staaten der nördlichen Balkanhalbinsel sammt England gegen sich sehen. Selbst der Zollkrieg zwischen Oesterreich und Rumänien dürfte in solchem Falle keine Rolle mehr spielen. Frankreich aber würde sich Ruß land sicherlich erst nähern, wenn dieses sich der erwähnten Koalition mehr als gewachsen gezeigt hätte, was sehr un wahrscheinlich ist. So lange also die Pforte und der Fürst von Bulgarien wirkliche Unvorsichtigkeiten vermeiden, welche sie in offenen Gegensatz zu Europa bringen, ist die Lage auf der Balkanhalbinsel durchaus nicht bejorgnißerregenv. und Tag MM. Iden Sektionschef von Pußwald ein Ende zu machen und § «vvsyk- veranlaßte die Uebertragung dieses Ressorts an den bis- l Während der deutsche Reichstag bereits am Hengen Landespräsidenten von Schlesien, den Marquis ' vorigen Sonnabend nach einer langen und mühevollen Olivier de Bacauehem, dessen Persönlichkeit den Deutsch- l Session verabschiedet wurde, harrt der deutsche Bundcsrath I liberalen m Oesterreich großes Vertrauen emflößt, wahrend 1 'noch seiner Vertagunq, die erst nach Erledigung einiger Czechen und Polen von dieser Ernennung ernstlich bet^ i Dringlicher Vorlagen, besonders der Entscheidung über den scheinen und m derselben c,ne Hinneigung des Kabrnets Reichszuschuß zu der nationalen Ausstellung in Berlin im nach links zu erblicken geneigt sind. ' Jahre 1888, vor sich gehen soll. Der preußische Landtag . —. ""—! ist am Mittwoch geschlossen worden, nachdem er die letzten Der italienische Ministerpräsident Deprctls hat von Sitzungen zur formellen Erledigunq einiger Vorlagen ver- der Kammer ern neues glänzendes Vertrauensvotum er- ! -wendete. In der letzten Sitzung des preußischen Herren- halten, dessen Annahme seine kühnsten Erwartungen über- Hauses setzte es Herr von Kleist Retzow noch durch, daß traf Dieser bei der Bewilligung des vorläufigen Budgets über den von ihm dort eingebrachten Antrag auf Ge- der Regierung ertheilte Vertrauensbeweis ist um so höher Währung größerer Freiheit und Selbständigkeit der evan- M veranschlagen, als die anwesenden DGdenten der Rechten gelischen Kirche eine Debatte stattfand Der Kultusminister sämmtlrch gegen die Regierung stimmten. Bon den von Goßler war aber nicht zugegen ; da der Hinweis mimstenellen Abgeordneten fehlten b« Darauf nicht genügte, Herrn von Kleist-Retzow von seinem von der Opposition 57, so daß, wenn Alle gestunmt hatten, Vorhaben abzubriugen, entfernten sich die anwesenden die Mehrheit achtundachtzig Stimmen betragen hatte Dieses Minister, worauf die Annahme des Antrages und der Ergebniß hat m den Reihen der Opposition geradezu Ver- Schluß der Session ohne alles sonst übliche Gepränge er- blüffung hervorgerufen. die Regentschaftsvorlage und die Dotation für den Prinz-! durchgesuhrt, daß man nicht nur die Oberhäupter der ehe Regenten in beiden Kammern genehmigt worden waren. wals Der Antrag der bairischen Regierung, welcher die definittve ^ ubiM Mieder In Anstellung der Beamten während der Regentschaft betraf, französischen Armee fehlte es me an Zwffttgknten, aber war von dem Ministerium zurückgezogen worden, weil die I dieselben Haufen sich seltsam, seitder ultraradikalc General «ltramontane Mehrheit des Kammerausschusses die Vor- Boulanger das Portefeuille deS Krieges «halten hat. Eine läge aus Groll gegen das Kabinet Lutz abgelehnt Kroffe Maßregelung des verdien^ chatte. In Bremerhafen hat Mittwoch in Gegenwart des Generals Sausswr, veranlaßte diesen, um seine mehrerer Mitglieder des Bundcsrathes und des Reichs- Entlassunanachzusuchen. Dieselbe ist aber von dem ge- tages, sowie zahlreicher Vertreter deutscher Handes- Ernten Mmffterrathe abgelehnt und der Krrcgsmmlster kammern die feierliche Eröffnung der vom Reich Boulanger von seinen Kolleg subventionirten ostasiatischen Dampferlinie stattgefunden. üuttgerck>es Schreiben an Saussier zu richten. Die fieber- Mach der Uebergabe der Flaggen durch den Präsidenten Thatigk^, welche der franzoftsct.e KnegSmmlster m Ler Bremer Handelskammer Meyer und einer Ansprache Zett entwickelte, ist nachgerade dem Konseilpr^ Des Staatssekretärs von Bötticher ging der Reichspost- »"d sammt ,chen republikanischen Parteigruppen, mit Aus dampfer „Oder" unter stürmischem Jubel aller Anwesenden I ""^me der Ultraradikalen, unheimlich gewordem Die Reisen, bei herrlichem Wetter in See. Während diese Feierlichkeit I welche er bald in dieses, bald in jenes Departement m>ter- wohl geeignet war, die Begeisterung für die deutsche Kolonial- "^hm, stierten allzusehr an die UgitattonKreisen Gam- politik aufs Neue aufzufrischen, haben sich einzelne oppo!so dos; bald auch von „Bal^n^ des Knegs- sitionelle Blätter beeilt, eine sehr ungünstige Schilderung Effwrs die Rede f^ Pariser Blatter veröffentlichten der Verhältnisse in dem deutschen Kamerun-Gebiete, welche ""v ^lv!prvche, wel^ General Boulanger in Valence an dem Londoner „Bureau Reuter" zugegangen war, möglichst daselbst befindlichen Bischof, sowie an die Mitglieder zu verbreiten. Bekanntlich zeichnen sich die Berichte des dortigen Geistlichkeit gerichtet hat Nachdem er den -erwähnten englischen Bureaus überhaupt nicht durch be- und dem Postmlnistcr Granet abgestatteten Besuch als sondere Zuverlässigkeit aus; hier aber war bei dem Mißmuth "E Beweis der Ergebenheit für tue republikanische Re der englischen Händler über die deutsche Konkurrenz in ^rung bezeichnet, sicherte er ganz im Tone Gambettas Kamerun doppeltes Mißtrauen geboten. Inzwischen brachten Klerus stmen Schutz zu so lange sich derselbe auf gc- die offiziösen „Berliner Politischen Nachrichten" solginde '^'chtm Berichtigung: „Die beunruhigenden Berichte, welche das ^rcut sich Bonlanger keiner besonderen Beliebtheit. Auf „Neuter'sche Bureau" über handelspolitische Verwickelungen beu Vorwurf des Abg. Bnce, fremden Hafer für die Armee zwischen den Weißen Händlern in Kamerun und der ein- ^gekauft zu haben, antwortete der Kmgsmmister m der heimischen Bevölkerung soeben veröffentlicht hat, sind wir Kammer am Donnerstag, der franzosis^ sei un- auf Grund sicherer Erkundigungen dahin zu berichtigen in ^""gend und halte sich nicht so lange, wie fremder. Wenn der Lage, daß der ausgebrochenen momentanen Handels- wan aufhore, sremdcn Haser für die Armee anzukaufen, so stockung ein irgendwie politischer Charakter durchaus nicht wurden nachträgliche Kredltfordcrungen nothwendig werden, beiwohnt. Dergleichen Erscheinungen gehören in west-!^w Kammer nahm darauf mit 273 gegen 262 Stimmen afrikanischen Verhältnissen nicht eben zu den Seltenheiten, swe Tagesordnung an, m welcher gesagt wird, man sei sondern treten regelmäßig dann ein, wenn Käufer und Ver- überzeugt, daß die Negienrng bemüht sein werde, der fran- käufer nicht handelseins werden." Die Neger müssen sich Landw.rthsckaft den größten Antheil an den Hafcr- erst daran gewöhnen, daß auch die Rohprodukte des inneren I lieferungen für die Armee vorzubehalten. Afrika den Schwankungen des Weltmarkts unterworfen sind.