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- Amtsblatt für die königlichen städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur: In Vertret«»- Ernst ManSisch in Freiberg. H 135 Afinggf-Ü Die Woche dem letzteren von Gladstone unterbreitete Homerule-Bill aus- führlich geäußert hatten, begann der greise Premierminister ' am Montag die Schlußrede, in welcher er Chamberlains e n Radikalen ward die all- Von den fr an UM Im Frühliugsschimmer heben Auch wir den Slick empor, Am Dank dem Herrn zn geben, Ler uns zum Licht erkor. Der für die Wahrheit thener Den ew'gen Lieg errang Und dessen heil'ges Feuer Die Jünger hell durchdrang. Liu Lichtstrahl voll der Klarheit Umstrahlt ein jedes Haupt, Das, von der ew'gen Wahrheit Dnrchdrnngeu, denkt und glaubt. Der Geist ist ausgegossen Zum Heil der Lrdeuwelt, Die Dunkelheit umflossen, Sis sie das Licht erhellt. Und mit dem Licht gekommen Ist auch die Zegrnsglnth, Die zn der Menschheit Frommen Selebend in uns ruht. Das Licht erzeugt das Leben Uivgsum in der Natur, Lmpor zum Lichte streben Die Slumen auf der Flur. Der pfingstgeist ist ergossen, Als Theil des ew'gen Theils Macht er die Llnmen sprossen Und reist die Frucht des Heils. Und glänzt in Heller Klarheit Um jedes Meuschenhaupt, Das glühend Mr die Wahrheit In Liebe denkt und glaubtI Preis vierteljährlich S Mar! »b Pi., 1M. SV Pf. mw riummtatlich 7b Pf. SS. Jahrz«,. — Sonntag, de« IS. Jimi Inserat« «rvm bi» Vormittag 11 Uhr angenom men mW betrögt der Prell für die «chaw« MU ober deren Slam« 1b Pf. Im nordamerikanischen Senate ist ein Gesetz entwurf eingebracht worden, welcher die Ermächtigung zur Konstituirung einer Gesellschaft behufs Erbauung eines KanalS zwischen dem Atlantischen und dem Stillen Ozean durch den Nikaraguasee betrifft. Von den Behörden ChikagoS ist die Gerichtsverhandlung gegen die Anarchisten, durch welche die letzten Unruhen veranlaßt worden sind, auf den 21. Juni festgesetzt worden. Nachdem das österreichische Abgeordnetenhaus das Gesetz über die Gerichtsbarkeit bei anarchistischen Delikten angenommen hatte, ging dasselbe zur Berathung des Zoll tarifs über, bei welcher man nach den den polnischen Ab geordneten in Bezug auf die Erhöhung des Roh-Petroleum- Zolles gemachten Zugeständnissen keine Weiterungen mehr befürchtet. Die Nothwendigkeit, für diese Abänderung der Ausgleichsvorlagen die nachträgliche Zustimmung der Ungam zu gewinnen, ist jetzt für die österreichische Regiemng um so peinlicher, als der magyarische Uebermuth offenkundig das Band zu lockern sucht, das beide Reichshälsten verbindet. Die von dem ungarischen Ministerpräsidenten Tisza durch seinen Tadel des Generals Jansky und eine seltsame An spielung auf einen dem Heer gewidmeten Trinkspruch des Erzherzogs Albrecht ermuthigten Kundgebungen der Pester Studenten und Arbeiter gegen die gemeinsame Armee hatten von Anfang an einen sehr ernsten Hintergrund. Seit ver gangenem Sonntag sind die Straßenoemonstrationen in Pest derart fortgesetzt worden, daß es wiederholt zu emsten Zu sammenstößen zwischen den Konstablern und den Tumul tuanten, zur tödtlichen Verletzung eines Arbeiters und zu mehrfachen schweren Verwundungen kam. Diese Straßen ¬ treffenden Kritik unterzog. Am Freitag hat die glücklicher- weise dem Minister Freycinet treu ergebene Mehrheit der Deputirtenkammer den von dem parlamentarischen Aus-, schusse für die Ausweisung der Prinzen beschlossenen Gesetz entwurf verworfen und das vom Ministerium angenommene vermittelnde Projett des Abgeordneten Brousse genehmigt. — Die französische Regierung hat dre ihr von australischer Seite zugeschriebene Absicht, kotz des Ein spruchs des englischen Kabinets die „Neue-Hebnden"-Jnsel- aruppe militärisch zu besetzen, entschieden in Abrede gestellt. Die thatsächliche Absendung zweier französischer Kriegs schiffe nach den „Neuen Hebriden" wurde mit der Noth- wendigkeit entschuldigt, die Eingeborenen jener Inseln für die gegen einige Franzosen begangenen Ausschreitungen zu züchtigen. Nachdem sich in der letzten Zeit mehr als Kundert Redner im englischen Unterhause für und wider die Gegenvorschläge als Erzeugnisse einer lebhaften Einbildungs kraft und Sallsbury's Politik als eine solche deS Zwanges hinstellte und das Parlament dringend ersuchte, dm goldenm Augenblick zu benützen, Irland zu versöhnen. Diese von >em begeisterten Beifall seiner Anhänger und der Parnelliten häufig unterbrochene Rede des Premierministers dauerte l Stunde und 40 Minuten, und bald darauf, um 7 Minuten nach 1 Uhr Morgens, schritt das HauS zur Abstimmung, welche 312 Stimmen für und 341 Stimmen zegen die zweite Lesung ergab. Das Ergebniß der Ab- timmung wurde von der Opposition mit lange anhaltendem Jubel begrüßt. Die Parnelliten jubeltm aber ebenfalls, schwenkten ihre Hüte, und T. P. O'Connor brachte drei laute Hochs auf den „großen Alten" aus, in welche seine Gesinnungsgenossen und einige Radikale mit einstimmten. Auf Gladstones Antrag wurde die nächste Sitzung bis zum Donnerstag verschoben, an welchem Tage Lord Kimberley dem Oberhause und Gladstone dem Unterhause mittheilten, daß die Königin ihre Einwilligung zur Auflösung des Parlammts gegeben habe, die jedoch erst erfolgen sollte, wenn einige dringende Angelegenheiten erledigt sind. Der nun beginnende Wahlkampf dürfte der heftigste werden, dm England seit fünfzig Jahrm erlebt hat. In Irland erzeugte bereits die Nachricht von dem Fall der Homerule-Bill eine tiefe Erregung, Jubel bei den Protestanten, tiefe Nieder geschlagenheit bei den Katholiken. In der irischen Fabrikstadt Belfast sind beide Parteien am 9. und 10. Juni hart aneinander gerathen. Da die Polizeiorgane auf die sie an greifenden Katholiken feuerten, wurden 7 der letzteren sofort aetödtet und 16 zum Theil sehr schwer verwundet. Am Donnerstag Abend dauertm die Ruhestörungen in Belfast fort, namentlich in der Nähe der Polizei-Kaserne, wo größere Zusammenrottungen stattfanden, so daß Militär zu Hilfe gerufen werden mußte, welches die Skaße mit dem Bajonnet säuberte. demonstrationen bilden jedoch nicht die einzige Sorge der ungarischen Regierung. Neuerdings habm die Studenten in Pest, Raab und Fünfkirchen das Schlagwort der Er richtung eines selbständigen ungarischen Heeres ausgegeben und es steht zu befürchten, daß die Bewegung nach dieser Richtung hin weitere Kreise zieht und den Minister Tisza zum Rücktritt von seinem jetzt mehr als je unbehaglichen Posten zwingt. Im Sitzungssaale der italienischen Kammer er öffnete König Humbert Donnerstag Vormittag die 16. Legislaturperiode des italienischen Parlaments. Die Königin und der königliche Prinz wohnten der Eröffnung auf einer besonderen Tribüne bei. Zur Seite des Königs befanden sich der Herzog von Aosta und der Herzog von Genua. Die Thronrede, welche häufig von lebhaftem Bei falle der Anwesenden unterbrochen wurde, empfahl vor Allem mehrere Gesetzentwürfe im? Interesse der inneren Ordnung, namentlich zu Gunsten der Arbeiterklasse und legte großen Nachdruck auf die herzlichen Beziehungen Italiens zu den übrigen Großmächten. Bei den letzten Deputirtenwahlen in Belgien hat die freisinnige Partei in Folge ihrer inneren Zerwürfnisse aber mals eure schwere Niederlage erlitten, die fast einer Auf lösung gleichkommt. Die Liberalen verloren elf Sitze und haben auch bei den noch zu erwartmden Stichwahlen geringe Aussichten. Die neue belgische Kammer wird im günstigsten Falle aus 97 Klerikalen und 41 Liberalen bestehen. „Tages Arbeit, Abends Gäste, saure Wochen, frohe l Feste!" mit diesem klassischen Wort haben die meisten Volks- i Sekreter ihre Feiertagsferien «»getreten, um nach schwerer parlamentarischer Arbeit im Kreise der Familie Erholung md friedliches Glück zu finden. Den deutschen Reichstaas- abgeordneten ist in den Becher der Festfreude ein Tropfen Wermuth durch die offiziöse Botschaft gefallen, daß ihnen bald noch mehrere saure Wochen durch eine längere Dauer der Session in Aussicht stehen. Auf Wunsch des Reichs kanzlers soll nämlich nach Ablehnung des sogenannten Prinzipalen Branntweinsteuer-Entwurfes noch der eventuale Entwurf zur Verhandlung gelangen, da eine förmliche und vollständige Erledigung der Vorlage in den maßgebenden streifen als unerläßlich angesehen wird. Ob eine hinreichende Zahl von Abgeordneten opferfreudig genug sein wird, im Schweiße der Hundstage sich mit der Branntweinsteuer- Borlage abzumühen, scheint freilich zweifelhaft, da der Reichstag schon vor den Ferien stark an Beschlußunfähig keit litt. Man hält aber in den Regierungskrisen die durch die Anerkennung der dauernden Anzeigepflicht seitens der römischen Kurie verbesserte Stimmung der zahlreichen Zrntrumspartei für sehr geeignet zu dem Versuch, auf dem Gebiete der Branntweinbesteuerung doch noch etwas zu Stande zu bringen. Die entschiedene Avlehnung des Mir- bach'schen Versuches, dem Branntweinsteuer-Entwurf eine für die großen Brennereien günstige Fassung zu geben, hat bei den Großgrundbesitzern eine bedeutende Verstimmung hervorgerufen. Die Drohung der Letzteren, als Vergeltung str diese Niederlage nun die Dortmund-Emshäfen-Kanal- Borlage im preußischen Herrcnhause zu Fall zu bringen, veranlaßte die ministeriellen Blätter zu der ungeschminkten Erklärung, daß sich in diesem Falle die Hochkonservativen die Gunst der Regierung vollständig verscherzen würden. Darauf hat es denn das Herrenhaus doch nicht ankommen lassen und ebenso wie die meisten übrigen Vorlagen auch den Kanal-Gesetzentwurf, wenn auch nur mit 57 gegen 4b Stimmen, genehmigt. An demselben Tage, wo diese Ent scheidung fiel, wurde vor der Nationalgalerie in Berlin das Standbild des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen iu Anwesenheit des Kaisers, des deutschen Kronprinzenpaars, der sämmtlichen in Berlin anwesenden preußischen Prinzen und fremden Fürstlichkeiten unter großer Feierlichkeit ent hüllt Die diesem friedlich gesinnten preußischen Monarchen gewidmete Feier fand in Berlin um so lebhaftere Betheili- aung, als ihm diese Stadt ganz besonders ihre reiche Aus schmückung und eine Ansammlung treffl'cher Schätze dankt, welche sich für Kunst und Wissenschaft unendlich anziehend und fördernd erwiesen haben. In demselben Sinne wollte man in München den hundertjähr. Geburtstag des verstorbenen Königs Ludwig I. in großartiger Weise begehen und dabei die hohen Verdienste dieses surstlichen Kunstfreundes in würdiger Art dankbar anerkennen. Leider wird das bairische Jubel fest durch die traurige Thatsache schwer getrübt, daß der Enkel jenes Wohlthäters von Isar-Athen, König Ludwig II., durch Krankheit, kübe Erfahrungen und ungewohnte finan zielle Sorgen in einen Zustand versetzt worden ist, der ihm die Ausübung seiner Herrscherpflichten unmöglich macht. Rach Einholung ärztlicher Gutachten ist dem König, der sich in Hohenschwangau befindet, die Nothwendigkeit einer Regentschaft seines Oheims, des Prinzen Luitpold, mitge- theilt worden, während dem Lande dies eine von dem Ge- sammtministerium unterzeichnete Proklamation verkündete, die gleichzeitig einen außerordentlichen Landtag zum nächsten Mittwoch einverief. und Tag MM gemeine Ausweisung der Prinzen offenbar deshalb mit so großem Eifer betrieben, weil sie dadurch die Stellung des Konseilpräsidenten Freycinet zu untergraben hofften. Die Nothwendigkeit, mit den fremden Mächten auf erträglichem Fuß zu bleiben, macht es der französischen Regierung ganz unmöglich, in der Weise gegen die Prinzen von Orleans vorzugchen, wie es der Ausschuß der Deputirtenkammer verlangte, noch weniger aber sich den Vorschriften des stark kommunistisch angehauchten Gemeinderaths von Paris zu fügen, der eine Beschlagnahme der prinzlichcn Güter ver langt. Ein von dem Prinzen Jerome Napoleon erlassenes Protestschreiben gegen seine etwaige Ausweisung hat die Erregung nur gesteigert, weil der Prinz in diesem Schreiben das ganze jetzige Regierungssystem einer nicht ganz unzu-