Volltext Seite (XML)
INNIN UIU UIU U IU NIU reiveM-FW^ Verantwortlicher RedaVem: Juli«« Braun m Freiberg »/» Erscheint jeden Wochenlag Nachmilt. ^«6 Uhr für den M0 andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Stark 2L Pf., v>- zweimonatlich 1 M. SO Pf. und einmoimtlich 7S Pf. v am SNSN. gestern nach dem Tempelhofer Feld zur Besichtigung der enen. upt -0 I! aeramts- )et Don- Trauer- Benedix. i Vor- sene«. chmtttag ied nach orgender chwager, KMmv en Ber- kurzem illy im hierdurch esträger, ter. k. ackeren ewb im t LU ittrre. 7. Sittwe srl. :be und es mir h, allen M dem : ttolt- zeehrten che Be ll aus- tein. uers- ! Obr !r>Lllis6 mein ^Marlc- Gardeschützen, der Gardepioniere und des Garde-Alexander» Regiments. Nach der Rückkehr empfing der Monarch dm Fürsten Pleß, sowie dm zum General ernanuteu Prinzen Albert von Altenburg. Hmte Abend findet eine große Abend gesellschaft bei den kaiserlichen Majestäten statt. Durch eine Ordre des Kaiser- ward der Vizeadmiral von Wickede unter Verleihung des KronmordenS 1. Klaffe zur Disposition ge stellt. — Gutem Vernehmen nach ist der dem deutschen Bundesrathe gestern zugegangme Gesetzentwurf, betreffend die Rübenzuckersteuer und Einführung der Zuckerkonsumsteuer, nicht eine Novelle zum jetzigen Gesetz, sondern eine ganz neue gesetzgeberische Arbeit, wodurch die jetzt geltenden einschlägigen Bestimmungen zugleich mit den neuen kodifizirt werden. Die neue Zuckersteuervorlagt steht bereits auf der Tagesordnung der heutigen BundeSrathSsitzung. Vor längerer Zeit ist bereit- angekündigt worden, daß die Ergebnisse der vom BundcSrath angestellten Erhebungen über die in den verschiedenen Bundes staaten vorhandene Gesetzgebung in Betreff der Sonntags« feier unmittelbar erscheinen würden. Die Zweifel, dmm diese Angaben begegneten, erweisen sich als gerechtfertigt. BiS jetzt ist der Bericht an den BundcSrath noch nicht erstattet, geschweige denn eine Vorlage an den Reichstag gelangt. ES wird damit auch nicht so sehr bald vorgrgangen werden. Die Materie ist ungemein umfangreich und eine Erörterung im Reichstage um so weniger dringend, als die Regierung doch nicht gesonnen ist, auf dem Wege der Reichsgesetzgebung weiter gehende Vorschriften über die Sonntagsfeier zu erlassen, als sie m der Gesetzgebung der Einzelstaaten bestehen. Es steht indessen zu erwarten, daß das Ergebniß über die Erhebungen bezüglich der Sonntagsruhe noch in dieser Session dem Reichstage vorliegen wird. Bei der gestern im preußischen Abgeordnetenhaus« vorgenommenen dritten Lesung des Kreistheilungsgesetzcs legte Abg. v. WierzbinSki die Gründe dar, welche es seiner Partei unmöglich machen, für das Gesetz zu stimmen. In der Einzel- berathung wurde das Gesetz unter Annahme einzelner Ab- ändcrungsanträge gegen die Stimmen der Freisinnigen, Polen und eines Theiles des Zentrums angenommen. Das Haus genehmigte darauf in dritter Lesung den Gesetzentwurf, be treffend die Fürsorge für Beamte in Folge von Betriebs unfällen, unverändert, in zweiter Lesung den Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung der Verordnung in Bezug aus den Verkehr auf den Kunstftraßen, mit nur geringen Abänderungen, sowie den Entwurf einer Landgüterordnung für den Regierungs bezirk Kassel. — Der in Stuttgart versammelten württem - bergischen Ständekammer sind Vorlagen zugegangen betreffend die Regelung der Betheiligung des Reichs und Württembergs an dem zweigleisigen Ausbau der Eisenbahnen Crailsheim-Eppingen, welche den Interessen der Landesver- theidigung dienen sollen, sowie betreffend die Herstellung der Eisenbahn Tuttlingen-Sigmaringen, drittens ein Gesetzentwurf, betreffend die Vervollständigung des Eisenbahnnetzes im Inte resse der Vertheidigung. Gefordert werden für diesen Zweck 12 Millionen Mark. Anläßlich der Verhandlungen über das Unterrichtsbudget ist es im österreichischen Abgeordnetenhause wieder zu sehr stürmischen Auftritten gekommen. Der Czeche Zaczek, welcher von dem Minister von Gautsch die Vermehrung der czechischen Schulen forderte, sagte im Laufe seiner Rede: „Wenn die deutschen Geistesberoen beule leben würden, müßten sie scham- Tagesscha«. Freiberg, den 12 Mai. Trotz der rauhen Witterung fuhr der deutsche Kaiser er. er. 1887: 40. Jahrgang. Freitag, den 13. Mai Inserate »erden bi» Bormittag 11 Uhr angenom- i men und betrLgt der Preis für die gespaltene Zeile 1 XX7 oder deren Raum 1b Pf- md Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand wofür auch ein Fürst, natürlich kein hessischer oder habs burgischer Prinz, zu finden sein werde. Bei solchen An sprüchen der Panslavtsten ist freilich zunächst keine aber malige Annäherung zwischen Rußland und Oesterreich zu befürchten. Immerhin haben die historischen Ausgrabungen der „Nordd. Allg. Ztg." den Zweck, den Ministern GierS und Kalnoky zu nützen und den frondirenden Staatsmännern Katkow und Andrassy zu schaden, nur halb erfüllt und wohl in Petersburg und Pest neue Mißstimmung erzeugt. Andrassy hat in Wien die Versicherung abgegeben, den An griffen fernzustehen, welche der „Pester Lloyd" gegen die „Nordd. Ztg" richtete. Die von dem letzteren Blatt über Bosnien gethanen Aeußerungen müssen aber redressirt werden In den diplomatischen Kreisen Wiens wird in den nächsten Tagen eine bündige Erklärung der deutschen Re gierung darüber erwartet, daß die Konsequenzen des deut schen Bündnisses Bosnien ebenso umfassen wie die übrigen Länder der habsburgischen Monarchie. Publizistische Streifzüge. Vor Kurzem brachte die „Nordd. Allgem. Ztg." Ent hüllungen über die Vorgeschichte des letzten Türkenkrieges und stritt sich über diese Angelegenheit mit russischen, östcr- relchischen und ungarischen Blättern herum. In ihrer gestrigen Nummer kommt dieselbe auf die Behauptung zurück, daß Fürst Gortschakow auf dem Berliner Kongreß die Okkupation Bosniens durchaus billigte. Abgesehen von mancher interessanten Einzelheit dieser Zertungsfehde ist auch die Frage beachtlich, welchen Zweck eigentlich das Organ des deutschen Reichskanzlers mit diesen historischen Ausgrabungen verfolgt. Anscheinend ist dieser Zweck rin dreifacher. Es gilt erstens der weiteren Verhetzung der öffentlichen Meinung in Rußland gegen Deutschland entgegenzutreten und die zu diesem Behuf von den Pan- slavisten-Blättern systematisch betriebene Geschichtsfälschung zu entlarven. Das zweite Ziel des Berliner offiziellen Organs ist unverkennbar, die Gunst des Zaren von Katkow abzulenken und die sehr erschütterte Stellung des deutschfreundlichen Ministers v. Giers wieder zu kräftigen. Wenn der Zar die Mittheilungen des Berliner Blattes unbefangen geprüft hat, so kann er nicht länger sich von Katkow einredrn lassen, Giers sei wiederholt von Deutsch land düpirt worden. Der jetzige russische Minister des Aeußem war zu der Zeit, als die Reichsstädter Ab machungen stattfanden, der erste Gehilfe des russischen Reichskanzlers Fürsten Gortschakow, und wahrscheinlich viel besser von den Vereinbarungen zwischen Rußland und Oesterreich über die spätere Okkupation von Bosnien und der Herzegowina unterrichtet als Fürst Bismarck, hinter dessen Rücken jene Verhandlungen geführt wurden. War jene Verhandlung ein diplomatischer Fehler, so trifft die Schuld den Fürsten Gortschakow; den mitwissenden, aber wcht mitverantwortlichen Staatsmann von Giers konnte jedoch die deutsche Diplomatie über jene Angelegenheit un möglich täuschen. Drittens sollen wohl die Enthüllungen der „Nordd. Allgem. Ztg." den Zweck verfolgen, die Stellung des bekanntlich sehr für den Drei-Kaiser-Bund eingenommenen österreichisch - ungarischen Ministers des Acußern, Grafen Kalnoky, gegen die Angriffe seines Vor- gängers, des ungarischen Grafen Andrassy, zu schützen. Wiederholt hat dieser Letztere seinen Nachfolger im Aus wärtigen Amte Oesterreich-Ungarns verdächtigt, allzu will fährig gegen Rußland zu sein und dabei das Beispiel Deutschlands allzutreu nachzuahmen. Bei dem großen Einfluß des für den Grafen Andrassy sehr eingenommenen leitenden ungarischen Staatsmannes Koloman Tisza liegt die Befürchtung nahe, daß man von Pest aus den Versuch machen könnte, dem Grafen Andrassy seinen alten Posten zu einer Zeit wieder zu verschaffen, wo dies die Empfind lichkeit des Zaren sehr wenig räthlich erscheinen läßt. Dieser dem Frieden wenig günstigen Eventualität sucht die „Nordd. Allgem. Ztg." dadurch vorzubeugen, daß sie den ungarischen Patriotismus des Grafen Andrassy in ein sehr schiefes Licht stellt. Gegen den angedeuteten dreifachen Zweck dieses Zeitungsstreites über die Besetzung Bosniens läßt sich nichts «mwenden, denn nichts ist im Augenblick Wünschenswerther als die Vorurtheile des Zaren gegen die deutsche Politik zu beseitigen und die beiden friedlichgesinntrn und deutsch, freundlichen Minister Giers und Kalnoky die auswärtigen Angelegenheiten Rußlands und Oesterreich-Ungarns weiter leiten zu sehen. Unzweifelhaft sind die dahin zielenden Be strebungen des Berliner offiziösen Organs von dem deutschen Reichskanzler angeordnet und durch Ueberlassung diplomatischer Aktenstücke unterstützt worden. Wie dies aber öfter vorkommt, ließ die Einzelausführung dieses ministe riellen Auftrages Manches zu wünschen übrig. Am besten gelang noch die Polemik gegen die russisch-panslavistische Presse, welche letztere den deutschen Enthüllungen gegenüber aus alle Gründe verzichten mußte und deshalb anfing, ihre schärfsten Pfeile nach österreichischer Seite hin abzuschnellen. Bisher galt es bei diesen russischen Blättern als unum stößlich, daß es Fürst Bismarck gewesen sei, der Oesterreich. Ungarn nach Bosnien und der Herzegowina verlockte, um im Orient einen mächtigen Nebenbuhler Rußlands erstehen zu lassen und zugleich den Gegensatz zwischen Wien und St. Petersburg zu verschärfen. Diese Legende, die sehr viel dazu beigetragen hat, an den maßgebenden Stelten in Rußland die Abneigung und das Mißtrauen gegen Deutsch land zu verschärfen, ist nunmehr zerstört. Mehr wird sich kaum erreichen lassen, denn wenn der Zar der Behauptung des Berliner Blattes Glauben schenkt, daß nicht Fürst Bis marck, sondem Fürst Gortschakow den ersten Anlaß zur Ok kupation von Bosnien gab und die eigentliche Schuld an den Mißerfolgen Rußlands auf der Balkanhalbinsel trug, so entlastet dies Herrn von Giers nur halb, der Gortschakows rechte Hand war und von dielen geheimen Abmachungen mit Oesterreich vor dem letzten russisch-türkischen Krieg mindestens nicht abgerathen hatte. Daß Herr von Giers nicht den Muth oder den Einfluß gehabt hat, den Zaren selbst von der Grundlosigkeit der von Katkow gegen seine Orientpolitik gerichteten tiefkränkenden Beschuldigungen zu unterrichten, ist schlimm genug und läßt kaum der Hoffnung Raum, daß es bei der jetzigen Stimmung in Rußland den Ausführungen eines deutschen Blattes gelingen werde, einen russischen Staatsmann auf feinem arg bedrohten Posten zu halten. Noch mißlicher war der Versuch, den ungarischen Diplo maten Andrassy dadurch zu diskreditiren, daß man ihm jene näheren Beziehungen zu Rußland in den Jahren 1876 und 1877 nachwies, die er in jüngster Zeit vor der unga rischen Delegation in Abrede stellte. Die Enthüllungen des Berliner Blattes zwangen dem „Pester Lloyd" das Bekenntniß ab, daß allerdings damals österreichisch-russische Vereinbarungen getroffen waren, da Rußland den Krieg gegen die Türkei nicht unternehmen konnte, ohne Gewißheit über die Haltung Oesterreichs erlangt zu haben. Das Pester Blatt rechnet es aber dem Grafen Andrassy als dem damaligen Leiter der auswärtigen Angelegenheiten Oesterreich-Ungams sogar als Verdienst an, daß es ihm glückte, die Interessen Oesterreich-Ungarns vollständig zu wahren und obendrein den von ihm vertretenen Staat ohne Schwertstreich auch noch in den Besitz zweier Provinzen gelangen zu lassen. Wie die „Wiener Neue Freie Presse" auseinandersetzte, waren die im Januar 1877 mit dem General Obrutschew in Pest getroffenen Vereinbarungen militärischer Natur und verpflichtete sich Rußland damals, den Aluta-Fluß nicht zu überschreiten und in die sogenannte Keine Walachei nicht einzudringen. Die österreichische Re gierung wollte dadurch verhindern, daß das Kriegstheater den Grenzen der Monarchie allzu nahe rücke. Ferner sollte Serbien, das schon damals als in die Einflußsphäre Oesterreichs fallend betrachtet wurde, nicht in den Krieg eintreten. Man weiß, daß diese beiden Bedingungen erfüllt wurden. Die scharfen Angriffe der „Nordd. Allg. Zeitung" gegen dm „Pester Lloyd" und die „Neue Freie Presse" sind in Pest und Wien der Gleichgiltigkeit Bismarcks gegen den Fortbestand des liberalen Kabinets Tisza in Ungarn und der deutsch-liberalen Partei in Oesterreich zugeschrieben worden, dennoch verblüffte die Erklärung des Berliner Blattes, „daß das Schicksal Bosniens und der Herzego- wina an sich für die deutsche Politik 1876 und 1878 gleich- giltig gewesen sei und noch sei und daß sich dasselbe von Serbien, ja von vielen Be st andtheilen der ö st erreichisch-ungarischen Monarchie mit derselben Berechtigung sagen lasse." Die politischen Verhältnisse liegen doch jetzt so, daß eigentlich Alles geschehen müßte, um das österreichisch-deutsche Bündniß noch inniger als bisher zu gestalten und zu verhindem, daß sich der 1877 gemachte Versuch einer Verständigung zwischen Oesterreich- Ungarn und Rußland ohne Zuziehung Deutschlands wiederhole. Graf Andrassy, welcher sofort nach den von Berlin aus gegen seine frühere Amtsführung als Minister des Aus wärtigen erhobenen Beschuldigungen nach Wien reiste, um sich dort zu rechtfertigen, ist in diesen Tagen von dem Kaiser Franz Joseph huldvoll empfangen worden. Seine Volksthümlichkeit hat ebenfalls durch den Zwischenfall keine Einbuße erlitten, denn welche Mängel seine „Husarenpolitik" auch gehabt haben mag: sie setzte Oesterreich-Ungarn in den Besitz von Bosnien und der Herzogewina, ermöglichte England die Besetzung von Cypern, festigte den österreichischen Einfluß in Serbien und schuf auf der Balkanhalbinsel Ver hältnisse, welche es den bulgarischen Regenten heute er möglichen, dem mächtigen russischen Staate zu trotzen. Die russischen Panslavistenblätter sehen sich durch die jetzige Sprache des „Pester Lloyd" veranlaßt, die Wiener Regie rung vor einer förmlichen Einverleibung Bosniens eindring lich zu wamen. Die „Nowoje Wremja" sagt, es stehe fest, daß das Gleichgewicht auf der Balkan-Halbinsel durch die Okkupation Bosniens zum Nachtheile Rußlands gestört worden fei und daß dies nur wieder gutgemacht werden könnte, sobald die österreichischen Truppen wieder abziehen. Die Türkei werde dann gern einwilligen, Bosnien und die Herzegowina als unabhängiges Königreich anzuerkennen, tlo». !. Nai- 05. 106.