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M Erscheint jeden Wochentag Siachwüt. '/,S Uhr für »m Mo «ndern Tag. PrnS vierteljähtUch r Mark 2d Pf., v» -- d e- zweinwnamch 1 M. so Pf. und ekinanaMch 7V Li mitgemacht haben. Wenn das englische Unterhaus am sämmtliche nach Jersey gelegten Worte über die politische Lage erfunden seien, ist doch im Ministerrathe beschlossen worden, Maires abzusetzen, welche die „Wallfahrt" mm und betrSgt der Preis für die gespaltene Zeile I LH UH »der deren Rau« 1b Pf. w»< fallen zu lassen. Am russischen Hofe sind anscheinend die Panslavisten in Ungnade gefallen und ist deshalb diese Partei über die schwere Erkrankung ihres tüchtigsten Führers, des Geheim raths Katkow, doppelt bestürzt. Der „Neuen Zeit" zufolge verschlimmerte sich der Zustand des von einem Schlage betroffenen Katkow, welcher schon seit einiger Zeit leidendjist, Die Woche Seit Dienstag früh befindet sich das greise Oberhaupt des deutschen Reiches in Bad Ems und lauten die Nachrichten über das Befinden des Kaisers Wilhelm so be friedigend, daß die Aerzte nicht nur die Anstrengungen einer Reise nach Gastein für unbedenklich halten, sondem auch die möglich baldige Vomahme dieser Fahrt empfehlen, weil sie von dem Aufenthalt in dem hoch und kühl gelegenen Wildbad einen erfrischenderen Eindruck erhoffen als von Ems. Vielleicht sprechen aber auch noch andere Gründe für eine frühere Abfahrt nach Gastein, wo die Nähe des Badeortes Ischl in kürzester Frist einen mündlichen Mei nungsaustausch zwischen den Kaisern von Deutschland und von Oesterreich ermöglichen würde. Durch die in Tirnowa erfolgte Wahl eines Fürsten von Bulgarien, welche ohne jede Rücksichtnahme auf den Zaren vollzogen worden ist, könnte die bulgarische Frage wieder zu einer brennenden geworden sein und dürste sich Rußland dadurch leicht zu sehr folgenschweren Maßnahmen veranlaßt fühlen. Nicht minder weittragend wäre die Thatsache der Unterzeichnung der türkisch-englischen Konvention über Egypten, zu welcher der Sultan trotz der von Rußland und Frankreich erhobe- nm Einsprache durch finanzielle Zugeständnisse Englands bewogen worden sein soll. Derartige zwischen den übrigen Großmächten drohende Verwickelungen lassen das innigste Einverständniß zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn doppelt wünschenswerth erscheinen. Sicher wird auch dies mal wieder eine persönliche freundschaftliche Aussprache der beiden Kaiser, die durch eine Begegnung zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Grafen Kalnoky sehr bald er gänzt werden dürfte, viel dazu beitragen, eine gemeinsame diplomatische Aktion zu Gunsten des Weltfriedens zu er möglichen. Wahrscheinlich ist es die Ueberzeugung von der friedlichen Wirkung eines solchen gemeinsamen Vor gehens der mitteleuropäischen Regierungen gewesen, welche den deutschen Bundesrath veranlaßte, dem Anttage auf Aufhebung des Verbots der Pferdeausfuhr zuzustimmen und die österreichisch ungarische Regierung anregte, eine gleiche Maßregel anzubahnen. Ein Schreiben des Kaisers Wilhelm soll auch den Zaren über die verhängnißvolle Thätigkeit der militärischen Anhänger des Panslavisten Katkow derartig aufgeklärt haben, daß eine Wiederannäherung Rußlands an Deutschland und Oesterreich-Ungarn wahr scheinlicher geworden ist als das von dem Anhänge Katkows bisher vergeblich angestrebte französisch-russische Bündniß. Um so weniger hat aber das deutsche Reich Veranlassung, sich eine Fortsetzung der bisherigen schnöden Herausfor derungen Frankreichs gefallen zu lassen. Der Verlauf der Pro zesse Köchlin und Klein, die sich in letzter Zeit vor dem Leipziger Reichsgericht abspielten, hat deutlich bewiesen, daß die jahre langen Bemühungen des deutschen Reichskanzlers, freundlichere Beziehungen zu unseren westlichen Nachbarn zu ermöglichen, vergebliche gewesen sind. Die Feindseligkeit, welche bisher jede französische Regierung gegen Deutschland erfüllte, muß diesseits der Vogesen endlich die Ueberzeugung wecken, daß ein weiteres Festhalten an einer nur einseitigen Freund schaft eine Schädigung der nationalen Ehre bedeuten würde. Einer Regierung gegenüber, welche die Unterthanen des Nachbarstaates systematisch zum Landesverrath verleiten laßt, ist kein Vertrauen zulässig und wird Frankeich voraus sichtlich sehr bald eine peinliche Aenderung in dem Ver halten Deutschlands spüren, welche die französische Re publik nur als Folge einer der in dem Prozeß Schnäbele- Klein gemachten unliebsamen Erfahrungen anzusehen hätte. Die scharfe Aeußerung der offiziösen „Nordd. Alla. Ztg." über die aus französischer Seite geäußerte Absicht, alle Ausländer zu einer sogenannten Aufenthaltssteuer heranzuziehen, ist bereits in Paris sehr gut verstanden worden. In ähnlicher Weise wurde in Petersburg der scharfe Angriff preußischer Regierungsblätter gegen die Betheiligung deutscher Kapi talisten an russischen Anleihen empfunden. Die Stellung des von Katkow zum Ftnanzminister empfohlenen Pansla visten Wischnegradski dürfte besonders durch die grelle Be leuchtung der russischen Finanzwirthschaft ernstlich erschüttert worden sein. Das Verlangen der „Neuen Preuß. Ztg." nach Einführung einer hohen Emissionssteuer für aus ländische Werthe scheint aber zunächst noch aussichtslos. Die siebenfache Ueberzeichnung der deutschen 3 V,Prozentigen Reichsanleihe von 100 Millionen Mark bewies hinreichend, M eine derartige Maßregel nicht nöthig ist, daß es in Deutschland noch genug Kapitalisten giebt, welche die Sicher heit der inländischen Werthe zu schätzen wissen und oas BergerMMer und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Serentwortlicher Redakte«: Jilin« Braun in Freiberg. Sinken des Zinsfußes als etwas durch die Verhältnisse Gebotenes auffassen. In der in dem deutschen Bundesrathe erfolgten Santtionirung deS von einer konservativ-klerikalen Mehrheit im Gegensatz zu dm National Liberale» beschlossenen Kunstbuttergesetzes erblickt eine Reihe liberaler Blätter wohl mit Unrecht einen bedenklichen Versuch, mit zwei verschiedenen Reichstagsmehrheiten zu regieren. Wahrscheinlich handelt es sich dabei nur um einen neuen ziemlich harmlosen Be weis des Wohlwollens für die vielgeprüfte deutsche Land- wirthschaft. . — Sowohl während der Reise des österreichischen Kronprinzenpaares durch Galizien, wie während der An wesenheit des Kaisers Franz Joseph in Pola bei dem Stapellauf des neum ThurmschiffeS „Kronprinz Rudolph" fanden in den letzten Tagm in dm verschiedenen Kron ländern begeisterte Kundgebungen statt, welche deutlich für die der Dynastie Habsburg gezollte vertrauensvollste An hänglichkeit der Bevölkerungen zeugten. Das treffliche Gelingen des Flottenmanövers b« Pola und die Vorzüg lichkeit des neuen ThurmschiffeS wurden von dem öfter- reichischen Monarchen rühmend hervorgehoben und erfüllte weite Kreise Oesterreich» mit stolzer Freude über den schönen Aufschwung der österreichischen Seewehr unter der tüchtigen Leitung des Marine-Kommandanten von Sterneck. Am 7. d. M. vertagte sich die italienische Kammer nach Erledigung der Regierungsvorlagen, von denen der 20 Millionm-Kredit für die HeereSzwecke in Afrika als die bedeutungsvollste angesehen werden mußte. Die Voraus sagung der Radikalen, daß diese Vorlage scheitern müsse, wurde, Dank der Entschiedenheit und Offenheit des Ministers Crispi, zu Schanden, der in seiner schneidigen Art die voll zogene Bundesgenossenschast Italiens mit England in allen Fragen, welche die Mittelmeer-Interessen beider Staaten betreffen, verkündigen konnte. Unter dem Eindruck dieser wichtigen Enthüllung erfolgte die Bewilligung der Mittel für eine Politik, welche von Frankeich aus und von allen Franzosenfreunden in Italien mit lebhaftem Mißvergnügen betrachtet wird. Obgleich die französische Deputirtenkammer dieBe- rathung des Militärgesetzes eifrig fortsetzt, hält man in Paris seit der Ablehnung eines von den Radikalm be sonders geschätzten Artikels der Vorlage die Verwerfung des gesummten Gesetzentwurfes für wahrscheinlich. Das Loos der Vorlage liegt vollständig in der Hand der Rechten, die unter dem von ihr anfangs unterstützten jetzigen Kabinet Rouvier bedeutend an Einfluß gewonnen hat. Um so peinlicher empfinden die Kreise der fran zösischen Regierung das störende Eingreifen des Grafen von Paris, der sich auf der Insel Jersey von zahlreichen monarchistischen Anhängern förmlich als Prätmdmt be grüßen ließ. Trotzdem das orleanistische Blatt „Franyais" erklärte, mit der Versicherung beauftragt zu sein, daß die vom „Gaulois" dem Grafen von Paris in den Mund plötzlich derart, daß dessen Sohn und Schwiegersohn tele graphisch an fein Krankenlager berufen wurden. König Milan von Serbien ist von Wien nach BA- grad zurückgereist, wo man auch der baldigen friedlichen Heimkehr der angeblich in Unfrieden geschiedenen Königin Natalie entgegensieht. Einstweilen setzt das Ministerium Ristics Massenpensionirungen, Entlassungen und Ernen nungen in Szene. Alle ausgesprochenen Anhänger der Fortschrittspartei werden von ihren Posten enthoben, und an deren Stelle treten Anhänger der jetzigen Regierungs partei. Der von Ristics verlangten Begnadigung und Wiedereinsetzung des verbannten und jetzt in Rußland lebenden Metropoliten Michael soll aber König Milan be harrlich widerstreben. In der am Mittwoch zu Timowa stattgefundenen ver« traulichen Sitzung der bulgarischen Sobranje gab der Regent Stambulow nähere Aufschlüsse über die in den letzten acht Monaten befolgte Politik. Der Minister Stoilow theilte mit, daß alle Bemühungen, den Prinzen Alexander zur Rückkehr nach Bulgarien zu bewegen, erfolglos gewesen seien. Die Wahl des Prinzen Ferdinand von Koburg zum Fürsten wurde von dem Präsidenten der Sobranje, Toultschew, vorgeschlagen, welcher über die Familienbezie- Hungen des Prinzen Mittheilung machte. Die Sobranje rief darauf, indem alle Mitglied« sich von dm Sitzen er hoben, dm Prinzen unter Hoch- und Hurrahrufen zum Fürsten aus. Doc Beschluß der Versammlung wurde Vent Prinzen sofort telegraphisch mitgetheilt und die Sitzung bis zum Eintreffen der Antwort vertagt. Im Falle der Nichtanerkennung des zu wählmdm Fürsten seitens der Mächte beschloß man, sich über den Artikel 3 des Ber liner Vertrages hinwegzusetzen und die Unabhängigkeit Bulgariens zu proklamirm. Tagesschau Freiberg, dm 9. Juli. Abermals ist einem deutsche» Prinzen von der bulga rischen Nationalversammlung der goldene Reif angeboten Word« und von den verschiedensten Seiten wird mitgetheilt, daß di« bulgarische Regentschaft sich im Vorau» seiner Zustimmung versichert habe. Der von der Sobranje in Timowa zum Fürsten von Bulgarien gewählte Prinz Ferdinand Maxi milian Karl Leopold Maria von Koburg ist der jüngste Sohn deS am i!6. Juli 1881 verstorbenen Prinzen August Ludwig Viktor, Herzog zu Sachsen, österreichischen Generalmajors und sächsischen Generallieutenants, KousinS deS regierenden Herzogs Ernst II. von Sachsen-Koburg und Gotha, und der Prinzessin Marie Klementine, geb. Prinzessin von Bourbon-OrleanS, des ehemaligen Königs der Franzosen LouiS Philipp am 3. Juni 1817 geborenen Tochter. Die Ver mählung derselben mit dem Prinzen August hat am 20. April 1843 stattgefunden. Prinz Ferdinand ist also ein Großkousin des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Koburg-Gotha und ein Enkel LouiS Philipps. Der Prinz, am 28. Februar 1861 geboren, also im 27. Lebensjahre stehend, ist gegenwärtig Ober lieutenant im 11. österreichischen Husarenregiment und noch unvermählt. Der Prinz, welcher sich bereit erklärt haben soll, die Wahl zum Nachfolger des Battenbergers, wenn sie auf ihn fallen sollte, anzunehmen, weilt jetzt, nach dm Mit- theilungen Wiener Blätter, in einem englischen Seebade. Von den europäischen Mächten dürfte sich höchstens England im Voraus darüber ausgesprochen haben, wie sie die etwaige Er nennung des Prinzen von Koburg aufnehmen würde«. Ruß lands Stellung zu der Frage ist bekannt; die Pforte wird wahrscheinlich der Anerkennung der Wahl keine Hindernisse bereiten; die übrigen Mächte dürften sich zurückhalten, bis die Pforte ihnen die Wahl zur Bestätigung unterbreiten sollte. Be sonders bemerkenswerth erscheint aber die folgende, der Wahl vor- auSgegangene ablehnende Kundgebung der offiziellen „Kob. Ztg.": „Ueberall taucht jetzt wieder die Nachricht von der bevor stehenden Wahl des Prinzen Ferdinand von Koburg zum Fürsten von Bulgarien auf. Wahr daran ist nur, daß die bulgarische Selbständigkcitspartei Alles aufbietet, den Prinzen in ihre verworrenen Verhältnisse hineinzuziehen und ihn da durch zu kompromittiren. Dem gegenüber muß darauf hin gewiesen werden, daß ein deutscher Prinz, wie eS Prinz Ferdinand von Koburg unzweifelhaft ist, ohne die Er« laubniß des Chef» seines HauseS und ebenso ohne die Einwilligung des deutschen Kaisers, selbst wenn eine Krone ihm angebotm würde, sie nicht an nehmen darf. So lange diese Erlaubniß und diese Einwilligung so. Jahr,«,. - — Sonntag, den 10. Juli Wenn das englische Unterhaus am Donnerstag unter ungünstigeren Aussichten in die dritte Lesung der irischen Strafrechtsbill eintrat, als sich vorher erwarten ließ, erklärt sich dies durch einige neuere Mißgriffe der eng lischen Minister, welche selbst die regierungsfreundliche Mehrheit des Hauses verstimmten. Die Schlappe, welche das Kabinet anläßlich des Atherley Jones'schen Vertagungs- Anttages, durch die Polizeigeschichte der Miß Caß erlitt, und die darauf folgende renmüthige Erklärung des Mini sters Smith in derselben Angelegenheit, haben einen schlim meren Eindruck gemacht. Unter solchen Umständen erscheint es begreiflich, wenn von einer „Erschütterung" des Mini steriums gesprochen wird. Lord Salisbury ist übrigens nicht abgeneigt, demsvonlLord Churchill vertretenen Element der Tory-Demokaten einen maßgebenden Einfluß einzu räumen und einige seiner Minderbegabten Kollegen dafür