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M/, LH Erscheint jeden Wochentag Nachnrttt. ^/.SUHr für den UO 1 andern Tso. Preis vierteljährlich 1 Mart 2b Pf., vS» zweimonalltch I M. so Pf. und eimnanatlich 7b Pf. VerZÄts Bekannt« oigkeit nach liuilie. Zum 1887. ooch Nach- 13.««L 8., °k 14 °«. «chslerfö uscu. inder familie Us-rtte. chied sanft ibe Mutter, au töpfert, -rer Llver- Schwei ln r liebevolle rnenschvMk -zm'prrcha. rdurch an, schwiezer- bertrr uni ahre nach oenchieden ) Freavl« ftafftt»«». noch Nach- nach kurzen r Gatte uni Rl an wc kiu-er«. ?r lwsenn an, ärnozt ecd Von, ll Lcluueir »o ItMen, ließleitunx ^ovorßeW- ;r, öruäs eru itlM tsten vnot 10. Jahrgang. Mittwoch, Sen IS. Juni Inserat« werden bi« Bormlltag 1! Uhr angeuom. F»F»Mt mm und betrügt der Preir für die gespaltene Zeil« 10O « »der derm beaum 1b Pf w < und Tageblatt Amtsblatt für dir königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg und Brand Lmoüwottlicher Redastem: Juli«» Braun in Freiberg. Tagesschau. Freiberg, den 14. Juni. Ueber daS Befinden deS greisen Oberhauptes des deut schen Reiches bringt der „Reichsanzeiger- folgende Meldung: „DaS Befinden Sr. Majestät deS Kaiser- und Königs ist in den letzten Tagen in allmählicher Besserung begriffen. Aller- höchstdirselben haben kurze Zeit außer Bett zugebracht. Die Augenreizung nähert sich ihrem Ende.- Am Sonntag Nach mittag erschien der Kaiser, nachdem er bald nach 2 Uhr auf gestanden, unter dem unaussprechlichen Jubel deS beim Palais vorübrrpromenirenden Publikums wiederholt am Fenster seine- Arbeitszimmers. Auch gestern hat der Monarch daS Bett aus längere Zeit verlassen und gegen 1 Uhr den Besuch de- deutschen Kronprinzen und der Kronprinzessin empfangen, welche sich vor ihrer Abreise nach London von dem Kaiser verabschiedeten. DaS deutsch« Kronprinzenpaar trat gestern Abend mit den Prinzessinnen Töchtern Viktoria, Sophie und Margarethe die Reise nach London an.. In der Begleitung der kronprinzlichen Familie befinden sich die Hofdame Gräfin Perponcher, die Ober-Gouvernante Frl. v. Perpigna, Kammer herr Graf Seckendorfs, der persönliche Adjutant Major v. Kessel, Leibarzt vr. Wegner und Stabsarzt vr. Landgraf. Der Hofmarschall Gras RadolinSki war bereits nach Eng land vorausgereist. Der Generaladjutant d«S Kaisers, General der Jnsanterie Frhr. v. Loen reiste mit den kronprinzlichen Herrschaften zugleich nach England ab. Die Abfahrt erfolgte von Spandau aus, wohin die kronprmzlich« Familie sich zu Wagen von Potsdam auS begab, mit dem fahrplanmäßigen Zuge um 10 Nht 13 Minnte» auf der Lehrter Bahn. Die Reise ging von Spandau über Hannover, Dortmund, Wesel, Gennep, Boxtel und Rosmdaal nach Vliessingen, woselbst die Ankunft heute Mittag 12 Uhr erfolgt sein wird. In Blies- singen steht die königlich englische Jacht „Vittoria and Albert- bereit, um die kronprinzliche Familie und das Gefolge nach Queenborough überzuführen. Auch dort werden die Herr schaften sich nicht aufhalten, sondern sofort mittels ExtrazugeS nach London Weiterreisen. — Am Sonntag starb der 61 Jahre alte freikonservative Abg. Schmidt-Sagan, welcher dem preu ßischen Abgeordnetenhause seit dem Jahre 1870 angehörte, in den deutschen Reichstag aber zum ersten Male im Februar d. I. gegen v. Forckenbeck gewählt worden war. Die Wahlprüfungs- Kommission des Reichstages hatte die Wahl jedoch beanstandet. Von österreichischer Seite wird der unerwartete Aus gang der serbischen Ministerkrise mit gerechtem Mißtrauen betrachtet. Um so mehr wünscht man in Wien eine Beilegung der bulgarischen Wirren und widmet den dahin zielenden Be strebungen der Pforte die größte Sympathie. Der Wiener „Neuen Freien Presse" zufolge hat in Folge Aufforderung der Pforte die bulgarische Regierung als ihre offiziellen, den europäischen Großmächten vorzuschlagende Kandidaten für den Fürstenthron von Bulgarien den Prinzen Alexander von Battenberg und den Prinzen von Koburg namhaftj gemacht. Die Pforte soll mit den vorgeschlagenen zwei Kandidaten ein verstanden sein und dieselben den Großmächten mitgetheilt haben. — Die aus dem ungarische« Ueberschwemmungsgebiet ein getroffenen neuesten Nachrichten lauten wesentlich günstiger, denn die große Gefahr für die bedrohten Städte scheint ab gewendet und der Wasserstand der Theiß ist im fortwährenden Fallen begriffen. König Leopold von Belgien überreichte am Sonntag der Artillerie-Division der Brüsseler Bürgergarde anläßlich des 50jährigen Jubiläums dieses Korps eine Fahne und hielt hier bei eine Ansprache, in welcher er hervorhob, er wisse, daß die Gesinnungen der Artillerie diejenigen der ganzen Bürgergarde seien und daß die Bürger Brüssels sich stets dem Vaterlande hingeben würden. Die Waffen der Bürgergarde seien ab geändert worden; das sei eine durch die Umstände gebotene Nothwendigkeit gewesen. Wenn ein Land sehe, daß sich in seiner Nachbarschaft die Bewaffnung verändere, so sei es ver pflichtet, wolle es nicht eine verhängnißvolle Ungleichheit gegen sich herbeiführen, bessere Waffen zu schaffen, wie bedauerlich es auch sein möge, die hierzu erforderlichen Summen nicht zu anderen Zwecken verwenden zu können. Sobald es sich um die Verthcidigung des Landes, um die industriellen Hilfsquellen und um das Wohlergehen der verschiedenen Gesellschaftsklaffen handele, müßten die Völker alle ihnen irgend mögliche An strengungen machen. Bei dem von der französische« Deputirtenkammer ge faßten Beschlusse der Dringlichkeit für die Heeresvorlage be stand die Mehrheit von 355 Abgeordneten auS 352 Re publikanern aller Fraktionen und drei Konservativen, die Minderheit aus 171 Konservativen und 20 Opportunisten. Die elsaß-lothringische Frage Das elsaß-lothringische Bürgermeister-Gesetz, welches I am Freitag in erster Lesung den deutschen Reichstag be- I schäfügte und die heftigsten Proteste der reichsländischen I Abgeordneten veranlaßte, hat abermals die Frage angeregt, I was eigentlich noch aus Elsaß-Lothringen werden soll. I Wie nöthig es ist, daß diese Frage baldigst einer end- I giftigen Lösung zugeführt werde, geht auch aus dem Wortlaut I der Anklage gegen die acht Elsatz-Lothringer hervor, deren I Prozeß wegen Betheiligung an der Patriotenliga am Mon- I tag vor dem 2. und 3. Strafsenat des Reichsgerichts zu Leipzig begonnen hat. Vorkommnisse und Gesinnungen Vie diejenigen, von welchen das Anklage-Material strotzt, Vörden undenkbar sein, wenn nicht die anfängliche überzarte Behandlung der Französlinge in den Reichslanden dieselben in der irrthümlichen Meinung bestärkt hätte, daß die Ein verleibung Elsaß-Lothringens keine unwiderrufliche Thatsache sei. Derselbe fanatische Haß gegen das deutsche Reich und die Reichsverwaltung in Elsaß-Lothringen, der aus jeder Zeile der beschlagnahmten Briefschaften der vor dem Leip ziger Reichsgericht Angeklagten spricht, drückte sich aber mH in den Reden aus, welche die Abgeordneten Guerber, von Dietrich und Simonis am Freitag im deutschen Reichs tage hielten. Wenn die Drohung des reichsländischen Ab- ! geordneten Guerber, daß Elsaß-Lothringen zu Deutschland »ein ähnliches Verhältniß wie Irland zu England treten Verde, keine ungegründete ist, .hat das deutsche Reich allen Grund, sich bei Zeiten vorzusehen und eine mög lichst planvolle und vorsichtige Behandlung der beiden mühsam wiedereroberten Provinzen einzuleiten. Da das Bürgermeistergesetz an und für sich ziemlich harmlos er scheint, erklärt sich die Heftigkeit der Angriffe der elsässischen Abgeordneten nur dadurch, daß die Letzteren in diesem Ge setzentwurf die Einleitung weiterer Maßregeln zum Schutze des deutschen Reichsgedankens im Verwaltungssystem ihrer Heimath erblicken, eine Anschauung, welche in der Rede des Ünterstaatssekretärs von Puttkamer ihre volle Bestätigung findet. Der jetzige wilde Unmuth in den Aeußerungen der Reichstagsvertreter der Reichslande kommt einfach daher, daß Elsaß-Lothringen von der früheren Verwaltung mit einer unbegreiflichen Nachsicht behandelt wurde, während der Statthalter Fürst Hohenlohe sich seit der Reichstags wahl vom 21. Februar d. I. gezwungen sah, die Zügel straffer anzuziehen. Die Schnäbele-Affaire hat außerdem die Gefahren einer bisher ziemlich ungestraft ausgeübten landes- derrätherischen Wühlerei klar enthüllt. Zeigten die letzten Wahlen, daß die Franzosenliebe in den wiedergewonnenen Provinzen noch nicht so geschwunden sei, wie man in Deutsch land bereits angenommen, so konnte dies die national gesinnten Mitglieder des Reichstages nur veranlassen, dem Plan einer energischeren Verwaltung jenes Gebietes zuzu stimmen. Deshalb wurde auch am Freitag der Antrag aufKommissionsberathung abgelehnt und soll die zweite Lesung des Bürgermeister-Gesetzes im Plenum vorgenom men werden. Am Montag kam im Reichstage der Gesetz entwurf für Elsaß-Lothringen, betr. die Anwendung abge änderter Reichsgesetze auf landesgesetzliche Angelegenheiten Elsaß-Lothringens, zur Verhandlung. Der Abg. Grad legte hierbei die Bedenken gegen die Vorlage dar, sein Antrag auf kommissarische Berathung wurde aber abgelehnt, so daß auch diese zweite Berathung in einer Plenarsitzung statt finden wird. Unverkennbar waren die Reichstagsreden der elsässischen Protestler zum Fenster hinausgesprochen und nicht etwa darauf berechnet, die Reichstagsmehrheit umzustimmen, sondern von der heimischen Bevölkerung gelesen zu werden und in derselben den deutschfeindlichen Protest-Gedanken wach zu halten und aufzustacheln. Jene Reden werden auch sicher im Elsaß kommentirt und noch durch mancherlei Zu sätze bereichert für agitatorische Zwecke reichliche Verwendung finden. Im Reichstage sagte zwar der Abg. Guerber, er wisse recht wohl, daß die Neichsverwaltung nicht daran schuld sei, wenn der Weizenpreis immer mehr zurückginge, wenn der Weinbau nicht mehr die Konkurrenz ertragen könne, wenn die Industrie über Mangel an Absatz zu klagen habe, wenn Hopfen, Hanf, Tabak und Raps nur schlechte Preise erzielen und die Staatssteuern langsam in die Höhe gingen, aber diese Aufzählung unerfreulicher Dinge hatte doch wohl kaum einen anderen Zweck als anzudeuten, daß sich Elsaß-Lothringen unter der französischen Herrschaft Wohler als jetzt befunden habe. Solche Aeußerungen dienen dazu, einem großen Theil der elsässischen Bevölkerung die gegenwärtigen Verhältnisse zu verleiden und die vergangene Zett der Franzosenherrschaft im goldenen Schimmer glänzen zu lassen. Der Abg. Simonis scheute sich nicht, im Reichs tage auszusprechen, die Reichslande hätten jetzt so viel Schulden wie ehedem Ueberschüsse. Derartige Hetzereien wirken um so mehr auf die Bevölkerung zurück, als dieselbe von der Franzosenzeit her gewöhnt ist, jeden Zwischenfall und jede Verfügung der Unterbehörden als den Ausfluß einer ungeheuerlichen Präfekten - Wirthschaft anzusehen. Während es sich bei der Bürgermeister-Vorlage nur darum handelt, in größeren Städten durch Berufs-Bürgermeister die öffentliche Ordnung gegen die frechste französische Pro- paganda zu schützen, behauptete der Abg. Guerber im Reichs tage, die geplante Maßregel sei nur eine Strafe für die letzten unabhängigen Wahlen und darauf berechnet, den Elsässern von der Elbe und Spree geholte Beamte auf Gemeinderechnung auf den Nacken zu setzen. Der reichs ländische Abg. Freiherr von Dietrich betheuerte, bei ihm zu Hause ehre man Gesetz und Religion, wolle aber nicht mehr Lasten alsHbisher tragen und nicht lauter Polizei beamte als Bürgermeisterei-Verwalter haben. Wie nöthig aber eine strenge Polizei und wie unerläßlich die größte Wachsamkeit der Obrigkeit in Elsaß-Lothringen ist, beweist wiederum der vor dem Lechziger Reichsgericht sich jetzt ab spielende Prozeß. Die so wenig deutschfreundliche Protest partei hat nichts gethan, dem in ihrem Lande offen und heimlich wühlenden Hochverrath entgegen zu treten, wie es nach der ihr durch den früheren Statthalter, Freiherrn von Manteuffel, gewährten Huld wohl ihre Pflicht gewesm wäre. Jetzt gilt es, sowohl dem zweideutigen Treiben dieser Partei, wie dem offenen Trotz der Französlinge energisch entgegen zu treten, und dazu scheint die Reichsregierung auch fest entschlossen. Aus dem Leipziger Prozeß wegen Betheiligung an der Patriotenliga dürfte deutlich hervorgehen, daß es die bei der Straßburger Verwaltung herrschende übermäßige Nach sicht und unsichere Halbheit war, welche die zu Deutschland gehörige elsässische Bevölkerung der Verführung durch die nach Frankreich ausgewanderten Elsaß Lothringer lange Jahre hindurch schutzlos aussetzte. Letztere bilden das Hauptkontingent der in Frankreich nach dem Kriege von 1870/71 gegründeten Turner- und Schützengesrllschaften, die völlig unter dem Einfluß der bekannten französischen Patriotenliaa stehen. Trotz wiederholter Verbote fanden die publizistischen Organe dieser deutschfeindlichen Vereine, die beiden Blätter „Le Drapeau" und „L'Alsacien-Lorrain" Eingang in das deutsche Reichsland, wo sie viel zur Schü- rung des Hasses gegen die neue Ordnung der Dinge bei trugen. Jene Blätter sird voll von Hetzereien gegen Deutschland und spornen Frankeich unablässig zur Wieder eroberung von Elsaß-Lothringen an. Die Verbreitung derartiger Blätter muß ebenso wie die Mitgliedschaft der französischen Patriotenliga einem dem Kaiser und dem Reich zur Treue verpflichteten Bewohner der Reichslande als Landesverrath angerechnet werden. Hat sich aber ein solcher Elsässer so weit vergangen, daß er deutsche Sol daten zur Desertion überredete und ihnen dabei noch Vor schub leistete, dann muß ihn die volle Wucht der strafenden Gerechtigkeit unnachsichtlich treffen. Das Reichsgericht zu Leipzig wird sicher in dieser Beziehung das Rechte ver fügen. Der Reichsregierung kann man es aber nach solchen Erfahrungen nicht verdenken, daß sie dem Reichs land mittelst des neuen Bürgermeister-Gesetzes zuverlässigere Ortsbehörden schaffen will, zumal wenn man die von dem Unter staatssekretär von Puttkamer erwähnte amtlich verbürgte Thatsache veranschlagt, daß vor Kurzem ein Bürgermeister in einem kleinen elsässischen Orte öffentlich äußerte: „die Rekruten sollten nur desertiren, so viel sie wollen, damit sie nicht bei den Preußen Hunger zu leiden hätten." Den Elsaß-Lothringern mag es nicht gefallen, daß der Statt halter Fürst Hohenlohe jetzt ein strafferes Regiment übt und ihre Selbstverwaltung künftig etwas eingeschränkt zu werden droht; sie haben dies sich aber selbst zuzuschreiben durch ihr fortgesetztes Liebäugeln mit Frankreich und durch ihren ganz unbegründeten Zweifel an der Dauer ihrer Zu gehörigkeit zu Deutschland. Deutsch war Elsaß-Lothringen ehemals, bis es durch die innere Zersplitterung des Reiches verloren ging; deutsch ist es, seitdem das Reich sich wieder der Eintracht erfreut und deutsch wird es bleiben, gern oder ungem, willig oder widerwillig, so lange die Deutschen darin einig bleiben, bis zum letzten Blutstropfen zu ver- theidigen, was um den Preis so vielen edlen deutschen Blutes im heißen Kampfe wieder errungen wurde. >och 3 Uhr i. aus statt vlate seiner