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Zeitung" erfahren hat, beabsichtigt Fürst BiSmarck die unveränderte Annahme der Heeresvorlage als Vertrauensvotum für sein? auswärtige Politik zu verlangen. Bis jetzt ist in der Militärfrage Alle« nur Vermuthung. Für gestern war zur Erörterung dieser Angelegenheit eine Fraktionssitzung der Deutsch-Freisinnig« anbaraumt. DaS Zentrum macht angeblich große Anstren gungen, um die freisinnige Partei für die Zustimmung zur dreijährigen Bewilligung der gejammten Regierungsforderung zu beweg« und ein Theil der Freisinnig« ist dazu sehr ge neigt; aber es ist zweifelhaft, ob der Richtersche Flügel sich von dem Entschluß, einen Abstrich — jetzt m Höhe von 14000 Mann — zu machen, abbringen läßt. Heute soll im deutsch« Reichstage über Petition« verhandelt werd«; morgen am Dienstag beginnt die entscheidende zweite Lesung der Militärvorlage. — In der am Sonnabmd stattgehabten Sitzung des deutschen Reichstages be gründete bei der Etatsberathung der physikalisch-technische« Reichsanstalt Abg. Schrader seinen Antrag, zu den per sönlichen und sächlichen Ausgabm 75000 M. und zur Er richtung der Gebäude für die physikalisch-technische Reichs anstalt die erste Rate Von 250000 M. zu bewilligen. Abg. Freiherr von Hertling konnte die Nothwendigkeit der planmäßig« Zentralstelle für den Austausch der wissenschaft lich« Forschung« nicht anerkennen. Der sozialdemokratische Abg. Geiser empfahl nicht nur, wie Abg. Schrader bean tragt, einen Theil, sondern das Ganze zu bewilligen; die wissenschaftliche Abtheilung der physikalisch-technischen Reichs anstalt habe bedeutungsvolle Aufgaben zu erfüllen. Abg. Virchow erklärte die Besorgniß der Benachtheiligung der Landesinstitute durch die geplante Anstalt für unbegründet und betonte die Nothwendigkeit einer Methodik zur Koutrole der elektrischen Wissenschaften; diese Aufgabe könne die pro- jektirte Neichsanstalt vielleicht lösen, es wäre auch möglich, daß sich letztere zu einem Weltinstitut entwickele, wodurch das wissenschaftliche Ansehen Deutschlands gewinne. Wenn man, wie Siemens, erkläre, daß diejenige Nation am besten gedeihe« müsse, die am frühesten zur Ausnutzung der Naturkräfte komme, so könne der Reichstag doch nur zustimmm. Abg. Freiherr von Hertling befürchtete, die Stellung der wissenschaftlich« Abtheilung in dem projektirten Reichsinstitut werde niemals eine geklärte sein. Der Kultusminister von Goßler erwiderte, die Auslassungen des Vorredners könnt« den Anschein erwecken, als ob das Gebiet der Naturwissen schaften so eng umschrieben sei, daß ein Arbeitsmangel ein treten könnte. Im Gegentheil, Viele würden sich erleichtert fühlen, wenn eine ganze Reihe von Aufgaben aus den bisherig« Forschungen herausgehoben werden könnte, Aufgaben, zu der« Lösung Zeit und Geld erforderlich fei und die in Institute«, deren Zweck anderer Natur sei, durchaus nicht erfüllt wer ¬ bedingt erfüllt werden. Dem Volksthume muß innerhalb seines Sprachgebietes sein Recht werden, aber auch de« Staate muß werden, was ihm gebührt. Zur Wahrung der Ehre unseres Volkes haben wir zu dem äußersten par lamentarischen Mittel gegriffen, welches einer Minorität offen steht, und werden so lange daran festhalten, bis unsere nationalen Rechte innerhalb des deutschen Sprachgebiete» gewährleistet sind und dem deutschen Volke im böhmischen Landtage jene Stellung gesichert ist, die ihm vermöge seiner Bedeutung für das ganze Land gebührt und ihm von dem Spendec der Verfassung in der Städte-Kurie auch zugedacht war. Nicht nach Herrschaft streben wir, sondern nach Sicherheit in unserem nationalen Besitzstände, nach Friede und Ordnung im ganzen Lande. In diesem Geiste wollen wir dem Kommenden ruhig entgegensetzen, in der Zuversicht, dabei das ganze deutsche Volk Böhmens an unserer Seite zu hab«." Diese Ausführungen wurden von der Versammlung mit lebhaftem Beifalle ausgenommen und beschloß dieselbe hierauf einstimmig eine Resolution, in welcher hervorgehobeu wird, daß der Austritt der deutschen Abgeordneten au« dem Landtage zur Wahrung der nationalen Ehre unab- weislich geboten war, und daß die deutsch« Abgeordnete» nicht früher in den Landtagssaal zurückkehr« sollen, al« bis dem deutschen Volke Bürgschaft für die Gewährleistung seiner national« Rechte im Lande und der ihm gebührend« Stellung im Landtage geboten »»erde. delten, und gerade die Ruhigst« und Besonnensten mußten in erster Reihe eintreten, wo die Ehre des deutschen Volkes in Böhmen in Frage kam. So wurde in Uebereinstimmung der Abgeordneten aller Schattirungrn der Beschluß gefaßt, der bestimmt war, den Schimpf abzuwehrrn, den man unserm Volke anthun wollte. Wäre unseren Gegnern dieser Schritt geglückt, hätten wir Deut schen denselben geduldig wie manches Andere vorher hinge- nomm«, so wärm wir als politische Partei vernichtet. Und unsere Gegner, die sich doch diese Wirkung ebenso vor Augen halten mußten, wie wir selbst, sollten nicht einmal bedacht hab«, zu welchem Schritte wir, wenn nicht durch unser Empfinden, so doch durch unsere Klugheit genöthigt sein mußten? Wie immer auch unsere Ansicht von den politischen Fähigkeiten der derzeitigen Majorität des böh mischen Landtages beschaff« war, so gar niedrig konnte sie doch nicht sein. Und mit einer Majorität, die solches plante, hätten wir weiter verhandeln, von ihrer Gnade nach dm nächsten Neuwahl«, durch die uns die Majorität in der Städtekurie verloren geht, Mandate für den Landes ausschuß und die Landtays-Kommission« annehm« sollen? Die offiziöse Presse hat ja Recht, wenn sie große Erwar tungen hinsichtlich unseier Geduld und Mäßigung hegte, wenn auch da nicht recht einzusehm ist, warum sie uns stets als faktiöse Opposition behandelte. Allein: „Wenn der Gedrückte nirgends Recht kann finden, wenn uner träglich wird die Last — greift er hinauf getrosten Muthes zu den Sternen und holt herunter seine rw'gen Rechte, die oben hangen, unveräußerlich und unzerbrechlich wie die Sterne selbst." Um solche unveräußerliche Rechte deutschen Volksthums handelt es sich in Wirklichkeit in dieser Sache, und dämm komme man uns nicht mit der Phrase, daß die Minorität sich der Majorität zu fügen habe und daß unser Vorgehen gegen die Form des KonstirutionaliSmus verstoße. Wenige Tage vor jener Abstimmung verkündete die „Politik", daß Lie Majorität bei dieser Abstimmung einen Beweis chrer Furchtlosigkeit ablegen werde. Nun, wenn die Gegner furchtlos genug waren, gegen den Geist des Konstitutiv- nalismus zu sündig«, der die Achtung vor dem Volke und seinen Recht« in sich schließt, dann stünde es schlimm mit uns, wenn wir nicht den Muth gefunden hätten, uns über eine tobte Form hinwegzu setzen. Ernst bedacht war allerdings der Schritt, schon deswegen, weil er im konsti tutionellen Leb« ungewöhnlich ist. Darum bilde sich Niemand ein, daß wir Spiel mit demselben treiben und auf ein formelles Entgegenkommen, auf ein halbes Zuge- ständniß unsere Haltung aufgeben werden. Friede und Ordnung im Lande unter Sicherung unserer nationalen Rechte, daß ist das Ziel, das wir unver rückbar im Auge haben und das unsere Entschließungen bestimmen wird. Der unsere besten Kräfte uns nehmende Streit muß ein Ende finden, die nationalen Wirren müssen in gerechter Weise geschlichtet werden. Jedem Volksthum Oesterreichs muß sein Recht werden innerhalb seines Sprach gebietes, sowie wir gerne dem Staate geben, was des Staates ist. Diese Absicht bei unseren Anträgen macht unsere Stellung trotz aller äußeren Ungunst zu einer inner lich starken. Nichts in unserm Streben berührt ein wirk liches Recht einer andern Nation oder die Einheit und Stärke des Staates, und dies bedingt auch den Unterschied zwischen unserer Abstinenz und der früher von Czech« und Feudal« geübten, deren Ziel eine Sonderstellung Böhmens und damit die Schwächung des Reiches und die Herrschaft der Majorität des Landes über die Minorität war. Frei lich wirft man uns entgegen, daß unsere Anträge auf die Zerreißung Böhmens ausgehen, und verknüpft damit den Hinweis auf den geographischen Zusammenhang des deut schen Sprachgebietes in Böhmen mit Deutschland. Die Schweiz bat kein« sicheren Besitzstand sowohl gegen Deutschland als gegen Frankreich und Italien hin, als die volle nationale Autonomie der angrenzenden Kantone. Und was die beliebte Phrase von derZerrerßung anbelangt, so ist diese eigentlich schon im Kremsierer Konstitutions-Ausschüsse ab- gethan worden, wo gerade die bedeutendsten Politiker die Bildung national-einheitlicher autonomer Kreise innerhalb der überkommenen Landesgrenzen der Zerreißung der Pro vinzen, wie sie z. B- Palacky mit der bekannten Eintheiluna Oesterreichs ins Auge faßte, geradezu gegenüberstellen. Ist etwa das eine Zerreißung Tirols, was man den Italienern dort theils längst gewährt hat, theils jetzt zu gewähren sich anschickt, weil die deutsche Majorität im Landtage Frieden haben will mit der Minorität? Gar ernst ist die Lage unseres Staates, und zwei Anforderungen müssen un Zum Austritt der deutschböhmischen Abgeordneten ans dem Landtage. In einer vor wenigen Tagen in Prag abgehaltenen Generalversammlung des dortigen „Deutschen Vereins" be sprach der Abgeordnete Professor vr. Knoll in einer län geren Rede den Austritt der deutschen Abgeordneten aus dem böhmischen Landtage. Der Redner wies zunächst den Ursprung des Gedankens einer administrativen Theilung Böh mens geschichtlich nach und machte interessante Mittheilung« über die Abgrenzung nationaler Kreise, die schon zur Zeit des Kremsierer Reichstages geplant worden. Auf slavischer Seite stellte man sich damals keineswegs mit erbitterter Feindseligkeit diesem Gedanken gegenüber; man diskutirte ihn vielmehr eingehend und erwog, ob dessen Ausführung zum nationalen Fried« führen könnte. Der Redner schil derte sodann die Zustände in Böhmen, welche naturnoth wendig das Wiederaufleben dieses Gedankens im deutschen Bolksthum herbeisührtm. Er wies nach, daß Vr. Herbst und vr. Plener in den Anträgen, die sie im böhmisch« Landtage stellten, ganz unmittelbar die Wünsche des Volkes formulirten. Man habe sich dabei keinen überstürzten Hoff- nungen hingegeben, sondern gewußt, daß es großer Aus dauer bedürfen werde, das für recht erkannte Z el zu er reichen. Auf die Versöhnlichkeit der Gegner konnte leider nicht gerechnet werden, denn nicht sowohl aus nationalen Gründen, als wegen ihrer Verbindung mit den Feudal« und weg« der aus dieser Verbindung hervorgehenden An hänglichkeit an das Trugbild des czechischen Staates war leider der Widerstand der czechischen Abgeordneten zu erwarten. Aber man rechnete auf deutscher Seite auf d« Zwang der Verhält nisse, der endlich das Nothwendige herbeiführ« werde. „In geduldiger Arbeit", sagte der Redner, „wollten wir aus harren, in jeder Session die Hand dielend zu einem friedlichen Uebereinkommen auf Grund der An erkennung unseres beiderseitigen nationalen Besitzstandes." Sodann schilderte er die rücksichtslose Geltendmachung der Majorität, welche die deutschen Abgeordneten, treu ihrem Entschlusse, über sich ergehen ließen. Er erwähnte einen Fall, in dem sogar die der Majorität nach czechisch-feudale Kommission die Nothwendigkeit einer deutschen Schule in einem Prager Vororte anerkannte, die Landtags-Majorität aber den Antrag aus Errichtung dieser Schule erbarmungs los niederstimmte. Die Wähler selbst drängten zum Aus tritte ; er selbst aber habe seinen Wählern geantwortet, daß nur eine Verletzung der Verfassung od?r ein Angriff auf unsere nationale Ehre diesen Schritt rechtfertigen würde. Einzelne deursche Adelige, Fürst Aary, Graf Trauttmans dorff, die im Glauben an die Gerechtigkeit ihrer Standes- Lenossen sich der derzeitigen Vertretung des Großgrund- vesitzes angeschlosscn hatten, legten schwer enttäuscht ihre Mandate nieder „Wir aber", so sprach sich Knoll wörtlich aus, „hielten aus, um in standhafter Vertretung der Rechte und Interessen unseres Volkes womöglich die Mißgunst unserer politischen Gegner zu besiegen. Was wir aber nie und nimmer hinnehmen durften, war die Entwürdigung unserer nationalen Ehre, die darin lag, daß man die An träge zur Wahrung unserer nationalen Rechte in diesem Lande, die wir im Auftrage und im Nam« unseres Volkes vorlcgten, ein- für allemal von der Berathung im böhmischen Landtage ausschließen wollte." „Das geschah," so fuhr vr. Knoll fort, „durch den Antrag auf Ucbergang zur Tagesordnung zur Beseitigung des Plener'sch« Antrages. In den Erwägungen zu diesem Beschlusse wurden die Wünsche des deutschen Volkes in Böhmen geradezu als eine Behelligung bezeichnet. Und diesen Ton schlug ein Adeliger aus deutschem Geschlechte gegen die deutschen Volksvertreter im böhmischen Landtage an. Nicht als der Ausdruck nationaler Exaltation darf darum der Schritt mgeschen werden, den wir daraufhin thaten, aber auch nicht als lange vorbereiteter Schachzug zur Erreichung ge wisser politischer Zwecke. Seit Abweisung des Antrages Herbst im Jahre 1884 war der Abstinenzgedanke weder im Klub noch im Komite erörtert worden. Auch hegten die Meisten von uns Zweifel daran, daß die Gegner so extravagant Ergehen könnt«, und diese Zweifel währten bis zu ocm Momente, als Fürst Schwarzenberg seine Erwägungen vortrug. Auch hatten die Erfahrungen über die Stützen A gegenwärtigen Systems ausgereicht, um uns vor der Täuschung zu schützen, als ob unser Schritt das gegen wärtige System erschüttern könnte. „Nichtswürdig ist die Nation, die nicht ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre." »Das war der Gesichtspunkt, von dem aus wir Han