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Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Vierteljähriges Abonnement: am Schalter t M., durch den Boten ins Haus t M. 25 Pf., durch die Post ! M. 25 Pf., durch die Post frei ins Haus 1 M. 50 Pf. GlHtkhaiM Inserate für die am Abend vorher auSzugebtnde Nummer werden bis früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn dies der Einsender nicht anders bestimmt, durch Post- Nachnahme erhoben. WMmWMnMM. Amtsblatt für äie königkieben unä stääMm Aelwatm zu Kro^mbain. Druck und Verlag von Herrmann Starke (PlaSnick L Starke) in Großenhain. Für die Redaction verantwortlich: Herrmann Richard Starke. Nr. 141. Dienstag, dm 29. November 1887. 75. Jahrgang. Konkursverfahren. In dem zu dem Vermögen des vormaligen Rittergutsbesitzers Gustav OSkar Schweinitz in Koselitz eröffneten Konkursverfahren wird Termin zur anderweiten Berichterstattung über Verwaltung und Verwerthung der Masse und Rechnungslegung Seiten des Verwalters auf den S. December 1887 Vormittags 10 Uhr bestimmt. Die betheiligten Konkursgläubiger werden hiermit dazu an hiesige Gerichtsstelle geladen. Großenhain, am 24. November 1887. Das Königliche Amtsgericht. — Schenffler. Hch. Nutzholz-Anetion. Im Gasthofe „zum blauen Hirsch" in Radeburg sollen Mittwoch, den 14. Dezember 1887, von Vormittags 10 Uhr an die in den Abtheilungen 6 und 8 des Würschnitzer Forstreviers ausbereiteten 4000 Stück weichen Klötzer, k von 13 bis 38 em Oberstärke 8 „ birkenen „ / und 4,s m Länge, einzeln und partieeuweise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Klötzer vorher besehen will, hat sich an den unterzeichneten Nevierverwalter zu Würschnitz zu wenden, oder auch ohne Weiteres in die genannten Wald orte zu begeben. Königl. Revierverwaltung Würschnitz und Königs. Forftreutamt Moritzburg, den 23. November 1887. Werner. Michael. Aufforderung. Die aufs Jahr 1887 noch im Rückstände befindlichen Pachtgelder für die Wiesen- und Feldparzellen in dru drei Schlägen PP., Gchankzinsen, Röhrwafserziuseu, Erbzinsen, Schötz- und Wächtergelder sind nunmehr baldigst und lättHftens bis zum 3. December ». an unsere Stadtkasse zu berichtigen, anderen Falles nach Ablauf dieser Frist mit Klagestellung beziehentlich Einleitung des Vollstreckungs-Verfahrens vorgegangen werden muß. Großenhain, am 14. November 1887. Dtk Stadtiath. Herrmann. Im Gehöfte der Kliemand'schen Schneidemühle in Mülbitz kommen Donnerstag, den 1. Deeember 1887, Vormittags 11 Uhr 79 Stück Asphaltbrode und circa 300 „ Chamotteziegel gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Großenhain, am 24. November 1887. NorvLv, Vollstreckungsb. Auktion. Nächsten Sonnabend, den 3. Deeember 1887, von Vormittags 10 Uhr ab soll von dem unterzeichneten Regiments eine Partie ausgetragener Bekleidungs- und Ausrüstungs-Stücke auf dem Boden der Schumann-Roch'fchen Kaserne allhier in kleinen Posten öffentlich meistbietend versteigert werden. Großenhain, am 28. November 1887. Königl. 1. Hnssren-Regimknt Nr. 18. politische Weltscharz. Nicht ohne bange Sorge und mit wehmüthigem Ernst fanden sich die Vertreter des deutschen Volkes wieder in Berlin ein, wo die Reichstags-Session am Freitag durch den Staats- secretär v. Bötticher im Namen res Kaisers mit einer Thron rede eröffnet worden ist, in welcher die bedeutungsvollsten Zeitfragen gestreift und die dem Reichstag obliegenden Aus gaben dargelegt wurden. Die schwere Krankheit des deutschen Kronprinzen, welche nach den treffenden Worten der Thron rede nicht nur den Kaiser, sondern auch ressen Verbündete und das deutsche Volk mit banger Sorge erfüllt, ist gerade bei der jetzigen Weltlage eine Tharsache von größter politischer Trag weite und wohl dazu angethan, die Blicke von den einzelnen gesetzgeberischen Aufgaben abzuziehen und mehr auf die politi schen Gestaliungen der Zukunft hinzulenken. Was in der Thronrede von den Beziehungen des deutschen Reiches zu den übrigen Mächten gesagt wurde, schien ziemlich karg und lange nicht so entschieden wie ähnliche Auslassungen bei früheren Gelegenheiten. Nach der jetzigen Erklärung beherrscht die Sorge um dis Ueberwindung kommender Gefahren die Thätig- keit unserer Diplomatie und unserer Heeresverwaltung. Die Erhöhung der Wehrkraft wrrv jetzt im Landwehr- und Land sturmgesetz weiter geführt, damit sich Deutschland der Angriffe der Nachbarstaaten erwehren kann, die über unS herfüllen möchten. Gerade diese Sätze der Thronrede wurden von den bei der Eröffnung anwesenden Reichstagsabgeordneten mit beifälligen Kundgebungen ausgenommen. Je entschlossener aber unter solchen Umständen jede aus dem Bedürfnisse des StaatS- und Volkslebens sich ergebende Aufgabe der inneren Politik jetzt gelöst wird, desto sicherer wird auch das Reich allen An fechtungen von Außen sich gewachsen zeigen und keine künftigen Gefahren zu scheuen brauchen. Die letzten Reichstagrwahlen haben eine Volksvertretung geschaffen, in weicher die Reichs- regierung curch eine patriotisch gesinnte und hinreichend opfer freudige Kümmermehrheil eine starke Stütze erhielt, die gerade in bewegter Zeit von hohem Werthe erscheint. Die Einigkeit der Kartell-Parteien wird aber nicht nur nach Außen hin einen guten Eindruck machen; sie vermag auch das Zustandekommen wichtiger socialer Verbesserungen und anderer nützlicher Gesetze wesentlich zu erleichtern, illicht ohne Besorgmß sieht man aber der Berathung der Ko-uzoll-Erhöhungs-Borlage entgegen, weil hierüber bis jetzt noch jede Verständigung zwischen den Confirvativen und Nationalliberalen sehlt und eine Durch dringung der Vorlage mit Hilfe des Eentrums ganz neue Fractiond-Combinationen bringen könnte, durch weiche das jetzige fiste Band der Kartell-Vereinigung sehr bedenklich ge lockert würde. Mehr als je mahnen aber die Zeichen der Zeit, das voranzustcllen, was die Nation eint und Alles zurück zudrängen, was dieselbe trennt. Deutschland bedarf dringender als je des inneren Friedens, denn jenseits der Westgrenzen des Reiches hat mit dem Rücktritt des greisen friedliebenden Präsidenten Grevh eine gefährliche Zersetzung begonnen, die entweder znm BoulangismuS, zum OrlearismuS oder zur Anarchie führen wird und in allen drei Fällen nur das Vor spiel zu einem neuen deutsch-französischen Krieg bilden dürste. Der schlimmste Ausgang wäre ein Erfolg der orleanistischen Monarchie, weil diese allein auswärtige Bundesgenossen fände. Die ganze Gefährlichkeit der mit zahlreichen europäischen Höfen verschwägerten Familie Orleans ist während der einstündigen Unterredung enthüllt worden, welche in Berlin zwischen dem Kaiser von Rußland und dem Fürsten Bismarck stattfand. Es ergab sich dabei, daß auf Anstiften dieser Orleans dem Zaren planmäßig der Glaube erngeimpst worden ist, Fürst Bismarck habe den Russen in Bulgarien entgegengearbeitet. Man schreckte sogar nicht vor der Fälschung von Briefen und Depeschen zurück, um den Beherrscher des russischen Reiches gegen Deutschland aufzuregen. Mit der ganzen Entschieden heit einer rechtlichen nnd ehrenhaften Natur wird Alexander UI. sich hoffentlich, da ihm der Beweis der Fälschung erbracht ist, von den Urhebern derselben abwenden. Es ist traurig, daß eö möglich war, den sicher aufrichtig,, friedliebenden Einsiedler von Gatschina in einer so unerhörten Werse zu belügen; aber was geschah, kann wieder geschehen, und deshalb wäre das voreilig, aus dem Zarenbesuch in Berlin auf eine vollständige Sicherheit der Ostgrenzen des deutschen Reiches zu schließen, so lange dänischer, orleanistischer und panslavistischer Einfluß in Rußland fortbesteht. Nachdem die österreichisch-ungarischen Delegationen ihre Aufgaben in so überraschend friedlicher und glatter Weise erledigt haben, ist nun die Reihe an die österreichischen Land tage gekommen, welche am Donnerstag in den gesetzlichen Versammlungsorten zu ihrer Jahressession zusammengctreten sind. Der nlederösterreichische Landtag wurde von dem Land marschall Grafen Kinskh mit einem Rückblick auf die W rkungen jener Einrichtungen eröffnet, welche der Landtag in den letzten Jahren geschaffen hatte. Aehnlich verliefen auch dir ersten (Sitzungen der übrigen Landtage; einm außerordentlichen Charakter trug nur die Eröffnung des böhmischen Landtages, bei der, einer vorausgegangenen Erklärung entsprechend, sämmt- liche deutsch-böhmische Abgeordneten fehlten und die Czechen alle unter sich waren. Die Organe der Letzteren ergehen sich deshalb in bitteren Klagen über die Unversöhnlichkeit der D urschen, während sie ihre eigene friedfertige Stimmung be- theuern, nichtsdestoweniger aber mit Genugthuung darauf Hin weisen, daß nach abermaliger erfolgloser Einladung, im Land tage zu erscheinen, die deutschen Abgeordneten am 15. December ihrer Mandate für verlustig erklärt werden und die czechischen Abgeordneten die Landtagswahlordnung nach ihrem Sinne selbstständig umändern können. Bei einer sehr zahlreich besuchten Versammlung von frei sinnigen itatienis chen Abgeordneten aller Parteischattirungen, die am vorigen Sonntag auf Monte Eitorio stattfand, zeigte es sich deutlich, daß der Ministerpräsident Crispi vollständig Herr der Situation und keineswegs gesonnen ist, sich zu über stürzten Reformen drängen zu lass n. Den vorhandenen Finanzschwierigkeiten hofft die italienische Regierung durch einen Znschlagszoll auf Zucker und ähnliche zollpolrtische Maß nahmen beizukommen. Bei der jetzt in Italien herrschenden erregten Stimmung, welcher der Abgeordnete Bonghi bereits in der Deputirtenkammer Ausdruck lieh, dürfte sich das Mini sterium Crispi gezwungen sehen, allzu überschwänglichen Kund gebungen der clericalen Partei zu Gunsten der weltlichen Herr schaft des Papstes energischer als bisher entgegenzutreten. Daß 500 ungarische Wallfahrer dem Papste zu seinem Jubiläum eine Liebesgabe von 270000 Gulden überbringen, würde keinen schlimmen Eindruck gemacht haben, wenn nicht gleichzeitig eine von dem Cardinal Primas Simor verfaßte Ergebenheitsadresse überbracht würde, die sich für die weltliche Herrschaft deS Papstes in einer Weise ausspricht, welche zu dem kürzlich erst durch deutsche Vermittelung neubekräftigten Bündniß zwischen Oesterreich-Ungarn und Italien im seltsamsten Widerspruch steht. Dem überraschenden Sturz des Cabinets Rouvier ist in Frankreich eine in ihren Folgen ganz unberechenbare Prä sidentschaftskrisis gefolgt, da Grevh trotz der eifrigsten Be mühungen Niemanden fand, der ein neues Ministerium bilden wollte, welches das dreizehnte unter seiner Staatsleitung ge wesen wäre. Von den Führern der verschiedensten Parteien wurde vielmehr dem greisen Staatschef sein eigener Rücktritt als das einzige Mittel zur Lösung der schweren Krise bezeichnet. Unter solchen Umständen sah Gr6vh die Nothwendigkeit ein, von seinem Posten zurückzutreten, erklärte aber gleichzeitig, daß ein Uebergangsministerium zur Leitung der Präsidentschafts wahl berufen werden und ihm die Möglichkeit gegeben werden müsse, sich durch eine Botschaft an das Land von der Ver antwortung für alle kommenden Ereignisse zu entlasten. Ribot war vergebens bemüht, ein solches vorläufiges Cabinct zu bilden, aber in Versailles dürften alle Vorbereitungen zur Einberufung des Wahlcongresses bereits getroffen sein. Von radikaler Seite wird jetzt behauptet, daß ein Complot der Monarchisten und der Opportunisten bestehe, welches die Er nennung des Generals Saussier zum Präsidenten der Re publik, Jules Ferry's zum Conseilpräsioenten und die Nück- bcrufung der verbannten Prinzen bezwecke. Von bonapartistischer und von boulangistischer Seite wird aber jetzt nicht minder gewühlt, so daß man allen Grund hat, in dem Rücktritt Grevh's keine Lösung, sondern eine gefährliche Verwickelung des Conflicteö zu erblicken. Trotz der friedlicheren Sprache, welche die Petersburger Blätter seit der Rückkehr des Czaren nach Rußland führen, nehmen die Truppennachschübe in Polen noch immer kein Ende und ist die Stimmung unter den russischen Officieren unverkennbar eine kriegerische. Bei dem am letzten Sonntag in Warschau anläßlich der Regimentsfeier des litthauischen Garde-Regiments abgehaltenen Festmahl sagte der General gouverneur Gurko bei seinem Trinkspruch auf die Officiere: „Ich bin dessen sicher, daß ich Euch wie vor zehn Jahren bald wieder in den Kampf führen werde. Es müßte mir Gott nur noch ein sehr kurzes Leben zugemessen haben, wenn ich diese- nicht erleben sollte." Unter den bulgarischen Abgeordneten herrscht die größte Erbitterung gegen den Metropoliten Clement in Sofia, welcher den ihm untergeordneten Geistlichen untersagte, Gottesdienst abzuhalten, wenn der Fürst in der Kirche anwesend sei. Da