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KiHenlMM WtchMWMMUM /ür die königkiekten und öe^öulen zu Ero^en^ain Erschein-n: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Vierteljähriges Abonnement: am Schalter 1 M., durch den Boten inS HauS 1 M 2S Pf., durch die Post t M. 2S Pf., durch die Post frei ins Haus 1 M. SO Pf. —— Inserate für die am Abend vorher auszugebende Nummer werden bis früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn bie der Einsender nicht anders bestimmt, durch Post- Nachnahme erhoben. o— Druck und Verlag von Herrmann Starke (Plasnick L Starke) in Großenhain. Für die Redaction verantwortlich: Herrmann Richard Starke. Rr. 181. Sonnabend, den 5. November 1887. 75. Jahrgang. Bekanntmachung, Wegeeiustehung trtreffend. Nachdem feiten der Gemeinden Niegerode und Weihig a. R., beziehentlich anderweit beschlossen worden ist, den vom Folbern-Niegerodaer Communicationswege abzweigenden, in Flur Niegerode auf der Grenze mit Flur Weißig auf den Parzellen Nr. 1 bis mit 7 liegenden, sich in Flur Weißig über Parzelle Nr. 16 l fortsetzenden Fußsteig nach Oelsnitz einzu ziehe«, so wird solches mit der Veranlassung hiermit bekannt gemacht, etwaige Einwendungen gegen diese Einziehung, bei Verlust derselben, innerhalb 3 Wochen, vom Abdruck dieser Bekanntmachung an gerechnet, bei der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft an zubringen. Großenhain, am 29. October 1887. Die Königliche Amtshauptmannschast. 6. 1180. vr. Waentig. Tn^ Bekanntmachung, den Bezug der Standesregister und Formulare für die Standesämter betr. DaS Königliche Ministerium des Innern hat die Besorgung der auf Staatskosten zu beschaffenden Standesregister und sonstigen Formulare für standesamtliche Angelegenheiten auch für das Jahr 1888 der Buchdruckerei in Firma C. Heinrich zu Dresden übertragen, wovon ergangener Anordnung zufolge die Herren Standesbeamten im Bezirke der unterzeich neten Königlichen Amtshauptmannschast zugleich mit dem Veranlassen in Kenntniß gesetzt werden, spätestens bis zum 1. Deeember 1887 den Bedarf an unentgeltlich zu liefernden Hauptregistern, sowie Formularen für Geburts-, Heiraths- und Sterbenebenregister, Formular 8, 6, Geburts-, Heiraths- und Sterbeurkunden, Formular 8b und 66, Todesanzeigen über das Ableben der vor erfülltem 20. Lebensjahre verstorbenen männlichen Personen, Formular V, Anzeigen an die Vormundschaftsbehörden über uneheliche Geburten, Formular Anzeigen an die Bezirksärzte über stattgefundene Geburten, Formular X, und Nachrichten an die Pfarrämter, Formular k, anher anzuzeigen. Großenhain, am 21. October 1887. Die Königliche Amtshauptmannschast. 1050 8. vr. Waentig. O. Bekanntmachung. Die städtische« Anlagen pro 4. Termin 1887 sind den 1. November a. e. fällig und bi« längsten« den 2«. November 1887 an die Stadthauptkaffe zu bezahlen. Großenhain, am 29. October 1887. Dtk StaÄtiath. Herrmann. Bekanntmachung. Von dem diesjährigen Reichsgesetzblatte ist das 42. Stück erschienen. Dasselbe liegt, gesetzlicher Bestimmung gemäß, 14 Tage in der Rathskanzlei zu Jeder manns Einsicht aus und enthält: Nr. 1753 Verordnung, betreffend die Einberufung des Reichstags; vom 31. October 1887. Großenhain, am 4. November 1887. Dkl Stabtiath. Herrmann. Zur Drage -er KaruMrhShung. Obwohl von osficiöser Seite noch keine bt stimmten Mit- theilungen über die der Reichsregierung zugeschriebene Absicht, in der nächsten Reichstagssession eine Vorlage über eine aber malige Erhöhung der Getreidezölle zu machen, vorliegen, läßt sich kaum mehr verkennen, daß eine derartige Absicht allerdings besteht und bei der Nähe der S ssion wird diese Frage allmälig spruchreif. Sie ist in der Presse bereits wiederholt erörtert worden und viel Uebereifer hat sich dabei bemerkbar gemacht; von der einen Seite wird die signalisirte Zollerhöhung, womöglich in dreifacher Höhe der bis jetzt bestehenden land- wirthschaftlichen Zölle, als das einzige Mittel gepriesen, der nothleidenden Landwirthschaft wieder auf die Beine zu helfen; auf der entgegengesetzten Seite bemüht man sich nicht weniger leidenschaftlich, in den schwärzesten Farben die Folgen einer solchen Maßregel für bie Allgemeinheit zu malen; sollte hier Nicht auch die Wahrheit in der Mitte liegen? Ganz gewiß kann es einer einsichtsvollen Regierung nicht gleichgültig sein, wenn ein so wichtiger Zweig des Erwerbs lebens, wie es die Landwirthschaft ist, die ja mehr oder we niger das Rückgrat des Staates bildet, an Nothständen leidet, und dies ist ja auch in Deutschland der Fall, und wenn sich da die Regierung bestrebt, Abhilfe zu schaffen, erscheint dies ganz natürlich. Man hat nun geglaubt, dem Ackerbau und den verwandten Productionszweigen durch eine sich kurz hinter einander wiederholende Erhöhung der Getreidezölle bessere Existensbedingungen zu schaffen, indessen die Klagen aus landwirthschaftlichen Kreisen sind trotzdem dieselben geblieben und nun kommt man von agrarischer Seite mit der Forderung, diese Zölle zum dritten Male zu erhöhen. Neue gewichtige Gründe zu Gunsten dieser Forderung werden aber nicht gel tend gemacht, es sei denn derjenige, daß man sagt, die bisherige zweimalige Erhöhung habe das Brod nicht vertheuert und dies muß ja auch im Allgemeinen zugestanden werden. Gerade aber dieses Argument für die weitere Erhöhung der Getreide zölle wäre ebensogut auch eines gegen dieselbe, denn wenn bislang schon die wiederholten Zollmaßregeln zur Unterstützung der Landwirthschaft nicht den gewünschten Zweck hatten, stände da wirklich von einem weiteren Fortschreiten auf diesem Wege die erhoffte Besserung zu erwarten? An eine solche Wendung scheint jedoch selbst in den Kreisen, denen Blätter, wie die conservative „Post"' und die „SchUs. Ztg.", zum Sprachrohr der öffentlichen Meinung dienen, nicht geglaubt zu werden, denn beide einflußreiche und für die landwirthschaftlichen In teressen gewiß warm eintredende Blätter haben in letzter Zeit sich mit auffallender Entschiedenheit gegen die projectirte Ge treidezollerhöhung erklärt. Unzweifelhaft geht der Zug der öffentlichen Meinung gegen die signalisirte Maßregel, eben weil sich auf einem derartigen Wege keine durchgreifende Lösung der ganzen Frage ersehen laßt. Wenn trotzdem die Regierung mit einer neuen Kornzoll-Vorlage vorzugehen gedenkt, so dürfte dies vielleicht auf gewisse „taktische" Erwägungen zurückzuführen sein, auf einen bloßen „Fühler"; au ernfalls wäre in einer so bedeu tungsvollen Frage regierungsseitig wohl schon bestimmter auf getreten worden. Ob durch einen solchen „Vorstoß" schließlich nicht den oppositionellen Elementen ein willkommener Grund zu einer auf die Leidenschaften der unteren Masse berechneten Agitation gegeben wird, ist eine Frage für sich. Jedenfalls verdienen aber die Schlußsätze des Vortrages, den der national liberale Neichstagsabgeordnete Kalle über die neuerliche Ge treidezoll-Agitation jüngst in Hessen gehalten, eine gewisse Beachtung. Es heißt da etwa: „Man vergesse nicht, daß wir in den letzten Jahren gute Ernten hatten. Dadurch sind die Weltmarktpreise so gesunken, daß in Deutschland trotz des Zolles das Getreide jetzt billiger ist, als vor 1885. Eine Erhöhung des Getreidezolles auf 6 Mk. für 100 Kilogr., d. h. auf etwa 40 pCt. des jetzigen Roggenwerthes, würde selbst bei gewöhnlichen Ernten zur Bertheuerung des Brodes führen, bei schlechten Ernten würde aber letztere so erheblich werden, daß die völlige Aufhebung des Zolles stürmisch verlangt wer den würde. Gegen die widerstrebenden Agrarier würde sich dann der Haß großer Schichten der Bevölkerung wenden; jene würden den Freihändlern den Platz räumen müssen, welche natürlich sofort den Zoll aufheben würden, und zwar nicht für ein Jahr, sondern für die Dauer ihrer Herrschaft. Lediglich als wirthschastliche Maßregel betrachtet, ist daher die Erhöhung der Getreibezölle in hohem Grade bedenklich, vor allem für die Landwirthschaft selbst." Tagesnachrichttil. Deutsches Reich. Die Störungen im Befinden Seiner Majestät des Kaisers haben sich, wie aus Berlin vom 2. No vember officill gemeldet wird, nach einer gut verbrachten Nacht bereits am Dienstag gemildert und machten nach der ebenfalls ohne Unterbrechung verlaufenen letzten Nacht weitere Fort schritte in der Besserung. Die Schmerzen im Kreuz treten noch namentlich bei Bewegungen auf und sind manchmal recht empfindlich, sie gestatten auch das Verweilen außer dem Bett noch nicht. Der Reichstag ist durch eine kaiserliche Verordnung vom 31. v. M. zum 24. November einberufen worden. Die Grundzüge der Alters- und Jnvalidenversorgung der Arbeiter find nunmehr unter möglichster Berücksichtigung der in den Gutachten der verbündeten Regierungen ausgesprochenen Wünsche im Reichsamts des Innern ausgearbeitet und fertig gestellt worden. Unter Berücksichtigung der Instanzen, welche die Vorlage noch zu durchlaufen hat, und der Arbeiten, die noch daran vorzunehmen sind, ehe der Gesetzentwurf in seiner endgiltigen Fassung den Bundesrath passirt, kann man zu dem Schluffe gelangen, daß immerhin Ende Januar oder Anfang Februar herankommen dürfte, ehe der Reichstag sich mit der Materie zu befassen hat. Dem Bundesrathe ist seitens Oldenburgs der Antrag zu gegangen, zu beschließen, daß die Stadt Brake mit demselben Zeitpunkte, wie die jetzt noch ausgeschlossenen Theile des Bremischen Staatsgebietes und die Unierweser, dem Zollgebiet angeschlcss n werde; der Hafen soll ein Freigebiet ganz in derseN.:- Äerfr, wie der der der Stadt Bremen neu erbaute mit seiner HDm und sollen die für den letzteren und für die Schifffahrt auf der Unterweser von und nach Bremen zu erlassenden Bestimmungen in gleicher Weise auf den Schifffahrtsverkehr von und nach Brake Anwendung finden; die Nachsteuer soll nach den für den Anschluß Bremens maßgebenden Grundsätzen erhoben und der großherzoglich olden burgischen Regierung zur Verwendung für die zollsichere Ab schließung des Freigebiets überwiesen werden. Durch die von der Kölner Stadtverordnetenversammlung kürzlich beschlossene Einverleibung der Vororte in die Stadt gemeinde vergrößert sich das Gebiet der Stadt um das Zehn fache; die Einwohnerzahl wächst um 80000. Köln wird also jetzt, da es bei dem Census von 1885 bereits mehr als 160000 Einwohner hatte, ungefähr eine Biertelmillion zählen und somit nahe an München und Dresden heranreichen. Welche Schwierigkeiten die Commission für den Bau des Nordostseecanals beim Erwerb der erforderlichen Ländereien zu überwinden hat, mag aus der Mittheilung erhellen, daß gegen 8000 Grundstücke abzuschätzen find, die von ungefähr 1200 verschiedenen Besitzern erworben werden müssen. Oesterreich »Ungar«. Die Delegationen haben bislang noch nichts von sich hören lassen; da indeß der ungarische Reichstag bereits am 25. d. M. wieder zusammentritt, so weiden die Delegationen ihr übrigens nicht besonders umfang reiches Arbeitspensum bis längstens zu dem genannten Zeit punkte zu erledigen haben. Die am Sonntag von Wien nach Prag zurückgekehrten czechischen Abgeordneten wurden vor Studentendemonstrationen durch polizeiliche Absperrung des Franz-Josef-Bahnhofes ge schützt; selbst der Verkauf von Perronkarten war für Jeder mann eingestellt. Schweiz. Infolge Befehls des BundesratheS ordnete die Züricher Cantonspolizei eine Untersuchung gegen den badischen Hauptmann v. Ehrenberg, seit 1883 in Zürich lebend, an. Die Untersuchung hatte höchst compromittirende Ergebnisse. Ehrenberg ist ein politischer Intrigant schlimmster Sorte; als Verräther seines deutschen Vaterlandes hatte er intime Be ziehungen mit aus der Schweiz ausgewiesenen Anarchisten und wurde dieserhalb verhaftet. Nach beendigter Untersuchung erfolgt voraussichtlich seine Ausweisung durch den Bundesrath. Bebel und der Redacteur des Züricher „Socialvemokrat", Bernstein, hielten am Freitag in London mit den dortigen Socialdemokraten eine Sitzung ab, in welcher Frau Guillaume- Schack Bericht über den Socialtstentag erstattete. Bebel be klagte, daß extreme Elemente eine eigene Partei bilden wollten. Dem Vernehmen nach sollen zunächst Besprechungen betreffs des für 1888 geplanten Londoner internationalen Socialiften- CongresseS bevorstehen. Rustland. Die internationale Lage macht nach der Meinung der Polen, wie man der „Schles. Ztg." aus War schau schreibt, in nächster Zukunft einen europäischen Krieg unvermeidlich; die Polen sind daher mit geheimer Freude erfüllt, da sie aus einem solchen Kriege nur Gewinn zu ziehen hoffen, wem auch der Sieg zufallen sollte. Daß die russisch- französische Coalition gegen das ihnen verhaßte Deutschland Polen sympathisch ist, kann nickt Wunder nehmen; sie rechnen trotz der österreichisch-italienischen BeW auf dm en^Migen