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GrOnlMM WerhMMgs mMMdlM Amt8bkatt für äie Königtum Mtl stäätiscklm Ketwräen zu Eroßenkain Erschtin-n: Dienstag. Donnerstag, tzonnabknd. Vierteljähriges 'Abonnement: am Sckalter 1 M., durch den Boten ins Haus 1 M. 25 Pf., durch die Post 1 M. 25 Pf., durch die Post frei ins Haus 1 M. 50 Pf. Inserate für d'e am Abend vorher auszugebende Nummer werden bis früh 9 Udr angenommen und G>bübren für solch« von auswärts, wenn dies der Einsender nickt anders bestimmt, durch Post- Nachnahme erhoben. o— Druck und Verlag von Herrmann Starke (PlaSnick L Starke) in Großenhain. Für die Redaction verantwortlich: Herrmann Richard Starke. 75. Jahrgang Sonnabend, de« 15. Oktober 1887 Nr. 122. Vom Königlichen Justizministerium ist auf Ansuchen der Friedensrichter für Großenhain, Großraschütz, Kleinraschütz, Mülbitz, Naundorf mit Rittergut, sowie Zschieschen mit Rittergut Herr Stadtrath Gottfried August Kohlase in Großenhain von dem Friedensrichteramte für diesen Bezirk enthoben und letzteres zunächst auf die Zeit bis Ende September 1888 dem Privatmann und Stadtrath Herrn Friedrich Wilhelm Weber in Großenhain, Berliner Straße 5266, part., Übertragen worden, was in Gemäßheit von ß 8 der Justizministerialverordnung vom 16. Mai 1879 hierdurch bekannt gemacht wird. Großenhain, am 14. October 1887. Königliches Amtsgericht daselbst. . Steche, AR. Spritzen -Versteigerung. Zwei vierräderige Fahrspritzen, die eine mit, die andere ohne Zubringer, welche für die hiesigen Feuerlöfcheinrichtungen nicht mehr ausreichen, für kleinere Feuerlöschverbände aber noch vollständig genügen, sollen Sonnabend, den 29. Qetober 188?, Mittags 12 Uhr in der Nahe des Knabenschulgebäudes an der Amalien-Allee unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend verkauft werden. Großenhain, am 13. October 1887. Dxx Stadtrath. Herrmann. Bekanntmachung. Die den 1. October n. e. fälligen Brandversicherungsbeiträge sind nach 1 Pfennig von jeder Beitragseinheit längstens bis zum 23. Dctober ». v. an die Stadthauptcasse zu bezahlen. Großenhain, am 28. September 1887. Dxx Stadtrath. Herrmann. Bekanntmachung. Mit Genehmigung der Königlichen Amtshauptmannschaft zu Großenhain wird wegen Reparatur der Brücken der „Fährverkehr" auf dem Zabeltitz — Görziger Com- municationswege vom 17. bis 21. October d. I. gesperrt und inzwischen über Walda — Bauda verwiesen. Die Gutsherrschaft zu Zabeltitz. Bekanntmachung. Mit Genehmigung der Königlichen Amtshauptmannschaft zu Großenhain wird wegen des Brückenbaues im Dorfe ZotteWitz der Fahr-Verkehr durch das Dorf vom 17. bis 22. dieses Monats gesperrt und inzwischen über Blattersleben verwiesen. Die Drtsbehörde zu Zottewitz, am 5. October 1887. TagesmchrWen. Deutsches Reich. Die Nachrichten über die künftige Gestaltung der Handelsbeziehungen zu Oesterreich - Ungarn schwankten bisher fortwährend; jetzt darf es als ziemlich gewiß angesehen werden, daß es einstweilen zu einer Ver längerung des gegenwärtigen Handelsvertrages auf ein Jahr kommen wird, daß aber schon im Frühjahr künftigen Jahres die Verhandlungen über einen Tarifvertrag beginnen werden. Es liegt auf der Hand, daß bei der kurzen Spanne Zeit, die bis zum Ablauf des jetzigen Vertrages gegeben ist, ein an deres Abkommen kaum getroffen werden kann. Sicherem Vernehmen nach wird die deutsche Regierung keine Schiffe nach Marokko senden; sie hat vielmehr die eng lische Regierung ersucht, vorkommenden Falls dort den Schutz der deutschen Reichsangehörigen wahrzunehmen, und hat sich die britische Regierung hierzu gern bereit erklärt. — Außer Deutschland haben sich nun auch Frankreich und Italien bereit erklärt, eine marokkanische Conferenz zu beschicken. Die offi- ciellen Einladungen werden erst ergehen, wenn das Befinden des Sultans von Marokko sich gebessert hat. Wie die „Berl. Börs.-Ztg." hört, soll die Berufung des Reichstages zum 14. November erfolgen. Aus Westpreußen wird der „Franks. Ztg." geschrieben: „Es tritt in ganz bestimmter Weiss das Gerücht auf, daß Graudenz, welches aus der Reihe der Festungen gestrichen war, wieder zur Festung erhoben werden soll. Veranlassung hierzu geben die von den Generalstabsoffizieren mehrfach vor genommenen Besichtigungen der dortigen umliegenden Höhen. Vor einigen Tagen war auch der Chef des Ingenieur- und Ptoniercorps und Generalinspecteur der Festungen, General der Infanterie v. Stiele, in Graudenz anwesend und besich tigte in eingehendster Weise die Umgegend der Stadt. Man versichert, daß um Graudenz ein Kranz von Forts errichtet werden soll. In Thorn, bekanntlich eine Festung ersten Ranges, werden gegenwärtig sechs neue Forts bez. Zwischen forts gebaut/' Der Trinkspruch des jungen Großfürsten beschäftigt die in- und ausländische Presse noch immer. Daß durch die Ver öffentlichung des Spruches, wie die französischen Blätter ihn brachten, dem Großfürsten unrecht gethan worden sei, ist wahrscheinlich, wie aus nachstehender Mittheilung über den jungen Prinzen, die der „Köln. Ztg." von kundiger Seite aus Mecklenburg-Schwerin zugeht, sich schließen läßt: „Daß der russische Großfürst Nikolaus, geboren im April 1859, eine so alberne Rede, wie die französischen Zeitungen sie von ihm mittheilen, gehalten haben soll, hat hier viel Befremden erregt. Der Großfürst Nikolaus, ältester Bruder der Frau Groß- herzoain Anastasia, ist hier wohlbekannt und am Hoflager in Mecklenburg ein häufiger Gast; noch in diesem Sommer weilte er hier längere Zeit. Er gilt allgemein als ein sehr harmloser junger Mann, der sich um geistige Interessen und nun gar um Politik wenig zu bekümmern pflegt, dagegen ein eifriger Jäger lst und im Kreise lustiger Kameraden gern dem Becher zuspricht. Woher er übrigens einen so wüthigen Eifer gegen alles Deutschthum haben sollte, dürfte schwer er klärlich sem. Wenigstens ist sein Vater, Großfürst Michael, früher langjähriger Generalgouverneur des Kaukasus, ein entschiedeuer Freund deutscher Sitte und Bildung, und hat sich seine Mutter, die Tochter des verstorbenen und die Schwester des jetzigen Großherzogs von Baden, stets als eine edle, echte deutsche Fürstin an Geist und Herz gezeigt, die allen ihren Kindern, soweit dies in Rußland überhaupt möglich ist, die beste deutsche Erziehung geben zu lassen bemüht war. So glaubt man hier allgemein, daß der Großfürst Nikolaus solche grenzenlos unsinnigen Rodomontaden, wie die französischen Blätter sie ihm in den Mund gelegt, unmöglich gesprochen haben könne, selbst wenn der Champagner noch so sehr seine klare Zurechnungsfähigkeit gemindert haben sollte. Große militärische Fähigkeiten dürfte aber weder Großfürst Nikolaus, noch irgend ein anderer der vielen jungen russischen Groß fürsten, die jetzt so häufig in Deutschland umherreisen, be sitzen, und wenn die Franzosen ihnen im Falle eines Krieges gegen uns wirklich ein Commando anvertrauen sollten, können wir schon ganz zufrieden damit sein." Oesterreich »Ungarn. Die Annahme des 8 mm-Calibers für das österreichische Militärgewehr ist endgiltig beschlossen worden unter Beibehaltung des Systems Mannlicher. Officiös wird betont, daß der Uebergang zum kleineren Caliber dieses Systems weder schwierig noch zeitraubend sei, da nur wenige Maschinentheile zu ändern seien. Mehrere sind bereits vor handen, weil fremde Staaten mit dem kleineren Caliber des Systems Mannlicher schon experimentirt haben. Herzogin Thyra von Cumberland wird die Heilanstalt des Professors Leidesdorf wahrscheinlich schon am 15. October verlassen und zu ihrer Familie nach Penzing zurückkehren. Professor Leidesdorf erklärte, daß die Herzogin Thyra voll kommen gesund sei. In Krakau wurde am 12. October die Landesausstellung geschlossen. Das Deficit beträgt 20000 Gulden. Frankreich. Das „Journal des Debats" sagt, Frank reich strebe keineswegs nach einer Besitznahme Marokkos; da aber die Mächte Kriegsschiffe nach Tanger entsendeten, so müßten Frankreich und Spanien, die allein ein directes und bestimmtes Interesse an Marokko hätten, sich mit einander verständigen, um zu verhindern, daß Marokko ein zweites Bulgarien werde. Wie die „Rspublique fran<;aise" meldet, ist unter den bei dem General Caffarel beschlagnahmten Papieren auch eine Zusammenstellung des MobilistrungSplanes für das 17. Armee corps, so wie dieselbe vom „Figaro" veröffentlicht wurde, vorgefunden worden. Infolge der bei d'Andlau vorgenommenen Haussuchung sei eine Anzahl Schriftstücke, besonders Agenden und Register, beschlagnahmt worden, in denen der für den Handel mit Ordenszeichen gezahlten Summen Erwähnung gethan werde. Das Gericht habe darauf die Verhaftung d'Andlau's angeordnet; derselbe habe sich aber nach Brüssel begeben. Der „Gaulois" ist autorisirt, die Gerüchte von der Ab dankung des Kaisers von Brasilien zu Gunsten seiner ältesten Tochter, der Gräfin Eu, zu dementiren. Holland. Die Regierung beabsichtigt, wie verlautet, den Kammern eine Vorlage wegen der Maasbefestigung zugehen zu lassen; es wurde bereits eine militärische Commission zur Prüfung der Frage eingesetzt. Belgien. Der seit Monaten von der Presse im Interesse der nationalen Industrie Belgiens leidenschaftlich geführte und von den französischen Hetzblättern kräftigst unterstützte Kampf gegen die Uebertragung der Kanonenlieferungen an die Krupp schen Werle schließt mit dem Siege Krupp'ö ab. Das mi nisterielle „Brüsseler Journal" erklärt mtt Bestimmtheit, die Kammern hätten die Gelder für Militärzwecke nicht im Inter esse der Lütticher Industrie oder zur Errichtung nationaler Werkstätten, sondern zu einer ernsthaften Vertheidigung be willigt. Die Kanonen müßten also da genommen werden, wo sie am besten und bewährtesten sind; handle die Regierung anders, so sei sie strafbar. Das Regierungsblatt äußert sich über die Bange'sche Kanone abfällig und betont, daß jene große Bange'sche Kanone, welche auf der Antwerpener Aus stellung so angestaunt wurde, schon bei dem ersten Schieß versuche in Calais zersprungen sei. Die Erfolge des clericalen Schulprogramms werden immer ersichtlicher. Während die staatlichen Schulen veröden, haben es die Brüder der christlichen Schulen heute dahin gebracht, daß sie in ihren der Staatsaufsicht nicht unterworfenen Lehr anstalten 17000 Kinder haben. England. Nach der Niederlage, welche sich der Lord kanzler von Irland in den Processen gegen den Lordmayor von Dublin und O'Brien zugezogen hat, gewinnt das Gerücht an Wahrscheinlichkeit, daß Lord Bshbourne sein Amt nieder legen wird. Einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus" aus Kabul zufolge find 3M russische Unterthanen unter Olyed A rkub Ali in Herat eingezogen, behauptend, sie seien Kaufleute. Der Gouverneur von Herat berichtete dieses an den Emir, welcher ihn an den russischen Gouverneur von Murghab wies. Die Antwort des Letzteren steht noch aus. Rußland. Wie verlautet, wird der jetzt noch an dem dänischen Königsbofe weitende Czar am 17. October nach Petersburg zurückkehren und sich sodann mit der ganzen Fa milie zu längerem Aufenthalt nach Moskau begeben. Im Kreml werden bereits große Vorbereitungen getroffen. Nachrichten aus St. Petersburg melden dort starken Frost und Schneestürme. Mehrere Schiffsunfälle werden ebenfalls berichtet. In Kuopio (Finnland) sind drei Grad Kälte. Amerika. An Bord des im Hafen von New-Jork lie genden französischen Dampfers „Alesia" sind drei weitere Cholera-Erkrankungen vorgekommen. In New-Jork und Brooklyn ist 2000 Mesfingarbeiteru gekündigt woroen, rmil sie sich weigerten, aus ihren halben Feiertag am Sonnabend zu verzichten. zitUk-e Nachrichten. Wien, 13. October. Der Kaiser empfing heute Vormittag den König von Serbien und machte demselben heute Nachmittag einen Gegenbesuch. An dem Nachmittags in Schönbrunn stattgehabten Hofdmer nahmen der König von Sachien. der Kömg von Serbien und der Prinz Wilhelm von Preußen theil. Letzterer hatte heute Vormittag einer Jagd im Thiergarten zu Auho» delgewohnt. Paris, 13. October. Ter Kriegsmimster Ferren hat die Antwort des Generals Boulanger, daß er bisher keinen Einblick in die Zei tungen gehabt habe, welche dre ihm uige-chr:ebenen Aeußerungen enthalten sollten, für ungenügend erachtet, well die gedachten Zei tungen in Clermont-Ferrand Vorlagen, und eure neue Depesche an den General Boulanger gerichtet, worin derselbe amgewrdert wird, mit Ja oder Nein zu antworten, ob er die fraglichen Aeußerungen gethan habe. Wenn seine Antwort eine ungenügende sei, werde rm Disewllnarwege gegen ihn vorgegangen werden. Belgrad, 13. October. 56 Arnauten überfielen an der Grenze des Jablamzaer Bezirkes eine serbische Patrouille mit einem Be- zirksbeamten an der Spitze, wurden jedoch nach heftigem Kampfe zurückgeworsen.