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Derselbe stimmt für iinveriiuderte Annahme der MilitSrvorlage anf 7 Jahre (Septennat), stimmt aber nicht für Monopole und nicht für eine Aendcrong des bestehenden allgemeine« Wahlrechts Täuschende Friedensstimm«« len >s° Nichts kennzeichnet die deutschen Gegner der Septennats- »orlage besser, als daß sie sich von Frankreich bezeugen lass«, daß eine Verstärkung der deutschen Wehrkraft auf sieben Jahre hinaus überflüssig sei. Die französischen Mitter, welche noch im Dezember deS vorigen Jahres die heftigsten Revanche-Artikel brachten, haben den Friwrnston erst angestimmt, seit die deutsche regierung den festen Willen bekundete, sich von den Ereig- «issm nicht überraschen zu lassen und seit die militärischen Fachmänner Frankreichs die Ueberzeugung gewannen, daß die französischen Ostprovinz« gegen eine deutsche Ueber- raschung keineswegs hinreichend gesichert seien. Me That- sache, daß Frankreich rüstet, vermochten weder Kr KriegS- mimster Boulanger noch die ihm nahestehenden Organe « überzeugender Weise in Abrede zu stülen, vielmehr machen die jetzt von Paris ausgehenden Friedenskund gebungen ganz den Eindruck eines abgekarteten Spiels, welches der Deputirte Greville vor wenigen Tagen zum -»tsetzen der französischen Kammer unvorsichtig aufdeckte, «iS er sich in der Hitze des Wortgefechts die Aeußerung entschlüpfen ließ, die im Hafen von Toulon müssig liegenden großen Marine-Transporlschiffe würden für einen etwaigen Transport von algerischen Truppen nach Frankreich in Bereitschaft gehalten. Dasselbe Pariser Blatt .France", welches am 13 d. M. erklärte: .Europa müsse wissen, daß Frankreich den Krieg nicht gewollt habe und nicht wollen werde, daß die Veiantwotlichkeit für einen Friedens- druch deshalb auf Deutschland zurückfalle", hat früher genau das Gegentheil geschrieben. Die .Nordd. Allg. Ztg." weist darauf hin, daß die „France" am 17. Oktober 1886 einen kriegerischen Artikel mit den Worten schloß: .Bou langer ist kampfbereit und wir sind es, und je früher die Entscheidungsstunde schlägt, da Frankreichs Ruhm wieder erstehen und es sich seiner verlorenen Provinzen wieder bemächtigen wird, desto freudiger werden wir diese Stunde begrüßen!" Noch am 18. Dezember v I. schrieb die „France": „Graf Moltke hat gesagt, Deutschland werde Elsaß-Lothringen nie wieder herausgehen. Das haben wir auch gar nicht erwartet; aber da wir beabsichtigen, diese beiden Provinzen zurückzunehmen, so steht es nun un widerruflich fest, daß der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland unvermeidlich geworden ist, ein Krieg, der bei der ersten Gelegenheit zum Ausbruch kommen wird." Diese Aeußerungen hindern die „France" nicht, jetzt Frankreich als die harmloseste friedliebendste Nation Europas hinzu stellen und die Mehrzahl der Pariser Blätter stimmen da- mit völlig überein. Ganz anders lauten die Privatnachrichten, welche ver schiedenen größeren deutschen Blättern aus Paris zuge kommen sind. In einem Pariser Briefe der „Neuen Preuß. Ztg." heißt es wörtlich: „Der feste Schlag, den Kaiser Wilhelm auf seinen erzenen Schild that, ließ die kühnen Worte der Presse erlahmen, die heißen Reden der Chauvi nisten erkalten, Däroulsde und seine Liga verstummen und Frankreich erkennt, daß es von Reizungen gar leicht auch zu Thaten kommen kann. Diese ernüchternde Erkenntniß, zugleich mit der Thatsache, daß am „letzten Gamaschen- knopsc" noch Manches fehlt, läßt Schweigen oder Friedens versicherungen die Parole in den maßgebenden Kreisen bilden. Wenn aber in Deutschland in Folge der fortwäh rendcn Abwiegelungen jenseits der» Vogesen die Meinung immer mehr sich auszubreiten scheint, daß man in Frank reich ernstlich den Frieden haben wolle, so steht derselben außer der provozirenden Person des Kriegsministers die aufrecht zu erhaltende Thatsache gegenüber, daß man sich in Frankreich zum Kriege vorbereitet. Jedenfalls ist es auffallend, daß die Baracken, welche für die Ostgrenze ge plant sind, nicht etwa flüchtige leichte Bauwerke, sondern, wie ich heute höre, in so solider Konstruktion entworfen keilen, besonders wenn beide Theile zur Ueberzeugung ge langen werden, daß sie diese Verständigung auf dem Wege direkter und aufrichtiger Auseinandersetzungen zu such« haben. Was mich betrifft, so halte ich dafür, daß der beste Ausweg aus den gegenwärtigen Schwierigkeit« und das beste Mittel zur Herstellung herzlicher Beziehungen zwischen dies« Mächten darin besteht, die Sphäre der politischen Inte ressen auf der Balkan-Halbinsel zwischen ihnen in der Weise abzugrenzrn, wie dies bereits geschehen ist. WaS d« gegenwärtigen Stand der bulgarischen Krise betrifft, so b« ich überzeugt, daß dieselbe nicht mit einem Kriege zwisch« Rußland und Oesterreich-Ungam, sondern mit einem diplo matischen Siege Rußlands enden wird, falls letzteres i» der That, wie ich vorauSfetze, nur die Wiederherstellung seiner Mtorität in Bulgarien anstrebt. Weg« Bit garienS werden wir un« mit Rußland nicht schlag«, wenn die Letter der russischen und unserer Politik es versteh« werd«, die geheimen Anstachelung« de» deutschen Kanzlers abzuweis«, welcher bemüht ist, das drohende Gespenst eines russisch-österreichischen Krime» auf die Szme zu zerr« und die orientalische Krise künstlich zu verschärfen, um unter dem Drucke einer europäisch« Kriegsgefahr ein dem Septennat günstiges Wahlresultat z« erzielen. Fürst Bismarck riskirt dabei nichts. Kommt e» zu einem Zusammenstöße zwischen Rußland und Oesterreich- Ungarn, so ist der Rück« des deutschen Reiches für d« Fall eines Krieges mit Frankreich gesichert. Unser Kaiser ist der friedliebendste Mann; unsere Monarchie ist bereit, sich jeder Macht anzuschließen, deren Freundschaft ihr Frieden und Ruhe zu verbürgen vermag. Bismarck hat dies errathen und die Dienste und Freundschaft Deutschland» angeboten — das ist der Inhalt und die ganze Geschichte des österreichisch-deutschen Bündnisses, welches jedoch vo» der politischen Bühne verschwinden und durch em andere« Bündniß ersetzt werden wird, sobald unsere höchsten Kreise erkennen werden, daß dieser Inhalt des österreichisch-deutschen Bündnisses nur ein Phantom ist. Und ich glaube, daß die russischen Politiker nicht minder wichtige Gründe haben, die enge Freundschaft mit unserer Monarchie dem russisch- deutschen Bündnisse vorzuziehen. Dieses letztere Bündniß kommt einzig und allein nur dem Prestige und der Macht Deutschlands zu statten, während es zur Größe und politi schen Bedeutung des russischen Kaiserreiches nichts beiträgt." Es bleibt abzuwarten, ob diese angeblichen deutsch feindlichen Ergüsse des Abgeordneten Rieger wirklich die Herzensmeinung der Czechen darstellen. Wenn aber auch nur ein Theil davon wahr ist, zeigen sie, daß Graf Moltke Recht hatte, als er sagte, daß Deutsch land sich nur auf sich selbst als starke Macht verlassen könne und daß wir einer Wehrkraft bedürfen, welche Deutsch land nöthigenfalls nach zwei Fronten hin vertheidigea kann. Besitzen wir diese, dann können wir des zweifelhaften Wohlwollens aller Nachbarstaaten entbehren. Sobald Deutschland so mächtig sein wird, wie die neue Militär vorlage es zu machen bestimmt ist, kann es allen Even tualitäten mit der muthigen Ruhe des Starken entgegen setzen — einfach weil Deutschland dann Alles gethan habe» wird, was in sein« Kräften stand, um einen etwaigen An griff auf die Unverletzlichkeit des Reiches abzuwehren. Diese Ruhe, die man jetzt erwartet, ist bedauerlicher Weise nicht diejenige der vollen Sicherheit, sondern nur die nach ge- thaner Pflicht. Daß diese Ruhe, wenn man die Aeußerung« der Pariser Blätter für baare Münze nehmen will, jetzt wirklich errungen zu sein scheint, ist nicht Denjenigen zu danken, welche die Beunruhigung der letzten Tage als ein Wahlmanöver bezeichnen wollten, sondern Denjenigen, welche durch eine richtige Darstellung der Lage die Wähler hoffent lich dazu gebracht haben, Männer in den Reichstag zu senden, die bereit sind, mit derRegierung für dieVertheidigung des gefährdetenVater- landes zusorgen. sind, daß sie auf die Dauer und mit wechselnder Belegung von Truppen benutzt werden können." Auf die Zeugnisse Pariser Blätter sollten sich demnach die deutsch« Gegner der Militärvorlaae nicht berufen, wenn sie behaupt«, Frank reich denke an kein« Friedensbruch und die Warnungen vor der Kriegsgefahr sei« nur Wahlmänner der Septen- natsfreunde. Zu Gunsten der angeblichen deutschen Wahlmanöver würde Oesterreich-Ungam nicht seine Wehrkraft verstärk« und ohne die feste Ueberzeugung thatsächlich drohender Ge fahren würden die Volksvertretungen Oesterreichs und Ungarns nicht ohne Weiteres und mit Vermeidung jeder politischen Diskussion zu HeereSauSgaben ihre Zustimmung geben, welche die schwach« Finanzen dieser Reiche neu be lasten. Der geforderte Krebst beträgt für die österreichische ReichShälfte über 12 Millionen Gulden, für die ungarische 72 Million« Guldm. In der dem österreichisch« Ab geordnetenhause zugegangenen Begründung zu dieser Vor lage heißt eS: „Daß diese Anforderungen gestellt werden müssen, ist begründet in der Unsicherheit der allgemeinen politischen Lage, welche alle Staaten zu jener intensiven und beschleunigten Entwickelung ihrer Wehrkräfte drängt, und der Regierung Sr. Majestät die Verantwortung zu übernehmen unmöglich macht, nicht auch ihrerseits jene Maßnahmen ohne Verzug zur Durchführung zu bringen, welche für die Sicherheit und Machtstellung der Mo, archie unerläßlich erschein«." Aehnlich lautet die Begründung der ungarischen Kreditvorlage, in der ausdrücklich gesagt wird: „Wir müssen wie jeder Staat, der den Lebens- interessen nicht entsagen will, im Nothfalle zur Vertheidigung der Monarchie zu jedem Opfer bereit sein, um uns durch die Ereignisse nicht überraschen zu lassen." Bekanntlich nahm daraufhin der Wehrausschuß des ungarischen Ab geordnetenhauses die Kreditvorlage sofort einstimmig an und in keiner der beiden Reichshälften wurde bisher die Unsicherheit der allgemeinen Lage angezweifelt oder ein Hinweis darauf als Wahlmanöver bezeichnet. Wohl aber ist Etwas über die Herzensmeinung der Czechen laut geworden, was sehr geeignet erscheint, Die jenigen zu widerlegen, welche behaupten, daß die feste Bundesgenossenschaft zwischen Deutschland und Oesterreich- Ungarn hinreichende Sicherheit biete und jede Heeresver mehrung unnöthig mache. Die Wiener „Neue Freie Presse" veröffentlicht das Referat eines Berichterstatters des Mos kauer „RuskiKurjer" über eine sehr bemerkenswerthe Unter redung, welche ersterer mit dem bekannten Czechenführer vr. Rieger über die Kriegssrage hatte. Wenn es sich hier um keine Erfindung handelt, wurde in jenem Gespräche der Gedanke ausgeführt, daß nach Ansicht der Czechen das Bündniß Oesterreichs mit Deutschland durch ein Bündniß mit Rußland abgelöst werden müsse, vr. Rieger soll der russischen Regierung den Vorwurf gemacht haben, daß sie den vor 16 Jahren von dem Grafen Hohenwart genehmigten Plan der Herstellung eines böhmischen Königthums durch einen Protest zerstörte, der aus der irrigen Befürchtung hervorging, daß die Wiederausrichtung des czechischen Staates die Wiederherstellung des Königreichs Polen zur Folge haben könne. Trotzdem betrachte sich das czechische Volk als ein Glied der großen slavischen Familie, der auch das russische Heldenvolk angchört. Nach dieser Darstellung fuhr der Führer der Altczechen fort: „Die Leiter der öster reichisch-ungarischen Politik werden es nicht ablehnen, in ein enges Bündniß mit Rußland zu treten, wenn dasselbe unserer Monarchie dieselbe Sicherheit gewähren wird, welche ihr das österreichisch-deutsche Bündniß in Aussicht gefüllt hat. Ich halte überhaupt dafür, daß ein russisch-öster reichisches Bündniß den Interessen beider Kaiserreiche mehr entspricht und insbesondere der österreichisch-ungarischen Monarchie ungleich größere Bürgschaften für ihre Sicher heit gewährt, als das österreichisch-deutsche Bündniß. Eine Verständigung zwischen Oesterreich und Rußland bezüglich der obwaltenden Differenzen bictet keine besonderen Schwierig-