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Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Dierteljähriges Abonnement: am Schalter 1 M., durch den Boten ins Haus 1 M. 25 Pf., durch die Post 1 M. 25 Pf., durch die Post frei ins Haus 1 M. 50 Pf. —»— KrOnlMM Inserate für die am Abend vorher auszugebende Nummer werden bis früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn dies der Einsender nicht anders bestimmt, durch Post- Nachnahme erhoben. WMlWuMUigM AmMatt für äie königkiekm unä stääMm Selwräen zu Kroßenkain. Druck und Verlag von Herrmann Starke (Plasnick L Starke) in Großenhain. Für die Redaction verantwortlich: Herrmann Richard Starke. Nr. 135.Dienstag, den 15. November 1887. 75. Jahrgang. Bekanntmachung. Zum Behufs der Aufstellung der Cataster für die bevorstehende Abschätzung zur Ein kommensteuer auf das Jahr 1888 werden mit heute von dem unterzeichneten Rathe die Haus listen an die Hausbesitzer bez. deren Stellvertreter ausgegeben. Dieselben sind im Laufe dieser und nächster Woche von den Hausbesitzern bez. den be treffenden Familienhäuptern unter genauer Beobachtung der denselben vorgedruckten Bemerkungen außzufüüen. Alle Angaben find streng der Wahrheit gemäß zu bewirken, da jeder Hausbesitzer rück sichtlich seiner Miether, jedes Familienhaupt rücksichtlich der Aftermiether und der zu Einern Hausstande gehörigen Personen für die Steuerbeträge haftet, welche durch nnrlchtrge oder ««vollständige Angaben dem Staate entgehen. , Die Abgabe der ausgefüllten und unterschriebene« Hauslisten hat bmnen 10 Tagen, von deren Behändigung ab gerechnet, und bei Vermeidung einer Geld strafe bis zu SO Mark in der Stadtkassen. Expedition durch die Hauseigenthümer selbst oder durch eine mit den Verhältnissen der Hausbewohner hinlänglich bekannte Person (daher keineswegs durch Schulkinder oder Dienstboten) zu erfolgen. Großenhain, am 14. November 1887. Der Itadtiath. Herrmann. — Aufforderung. Die aufs Jahr 1887 noch im Rückstände befindlichen Pachtgelder für die Wiesen- und Feldparzellen in de« drei Schlägen pp., Schaukzinsen, Röhrwasserzinsen, Erbzinse», Schötz- und Wächtergelder sind nunmehr baldigst und längstens bis zum 3. December an unsere Stadtkasse zu berichtigen, anderen Falles nach Ablauf dieser Frist mit Klagestelluvg beziehentlich Einleitung des Vollstreckungs-Verfahrens vorgegangen werden muß. Großenhain, am 14. November 1887. Dkl Stadtialh. Herrmann. Bekanntmachung. An Stelle des Anlagen-RegulativeS vom 23. November 1881 ist Seiten der städtischen Collegien ein neues dergleichen aufgestellt worden, welches mit dem 1. Januar 1888 in Wirk samkeit tritt. Dasselbe liegt vom Tage dieser Bekanntmachung gerechnet vier Wochen lang in unserer Rathskanzlei zur Einsicht für die Betheiligten aus und werden Druckexemplare, soweit der Vorrath reicht, an nämlicher Stelle gegen Erlegung von 20 Pf. für das Stück abgegeben. Großenhain, am 14. November 1887. Dkl Slädtlälh. Herrmann. Bekanntmachung. Die städtischen Anlage« pro 4. Termin 1887 sind den Z. November ». e. M!g und bi- längstens den 2«. November 1887 an die Stadthauptkasse zu bezahlen. Großenhain, am 29. October 1887. Dkl Itadtialh. Herrmann. Submiffion. Die Anlieferung von 3488 li^. LvAAviL-LIvbtstroL zum Nachfüllen der SLrohsäcke in den hiesigen Kasernen soll Sonnabend, den IS. November a. e., Vormittags 11 Uhr im Wege der öffentlichen Submission verdungen werden. Bewerber wollen die Bedingungen im Bureau der unterzeichneten Verwaltung, Kaserne v, Stube Nr. 20, einsehen und ihre Offerten bis zu obengenanntem Tage dahin einsenden. Großenhain, den 14. November 1887. Ortskrankenkaste zu Großenhain. Dienstag, de« SS. November 1887, Abends 8 Uhr im HaatLvk »»r ordentliche Generalversammlung. Tagesordnung: 1. Beschlußfassung nach Z 59 des Statuts. 2. Vornahme der er forderlichen Neuwahl des Vorstandes. Die Herren Vertreter werden zu recht zahlreichem und pünktlichen Erscheinen eingeladen. Großenhain, den 15. November 1887. Der Vorstand der Drtskrankenkaste zu Großenhain. Wilhelm Otto, z. Z. Vorsitzender Tagesmchrichkn. Sachse«. Der Landtag ist am 11. November Mittags 12 Uhr im Thronsaale des königl. Schlosses durch Se. Ma jestät den König mit folgender Thronrede eröffnet worden: „Meine Herren Stände! Ich habe Sie berufen, damit Sie nach verfassungsmäßiger Ordnung von Neuem mit Meiner Regierung den Staatshaushalt feststellen und alle die Angelegenheiten erledigen, welche in dieser Periode Ihrer Berathung und Entschließung durch die Interessen unseres öffentlichen Lebens zugeführt werden. Es ist im Ganzen ein günstiger Zeitpunkt, in welchem Sie wieder zu gemeisamer Arbeit zusammentreten. Sind wir doch durch Gottes Gnade auch in diesen Jahren vor allgemeinen den Wohlstand unseres Landes be drohenden Gefahren bewahrt geblieben, ist uns doch der Friede er halten worden und keines jener Ereignisse eingetreten, welche in größerem Umfange die Arbeit an der Verbesserung der sittlichen und wirthschaftlichen Verhältnisse hätten hemmen müssen. Allerdings sind nicht alle Theile des Landes von Unfällen verschont worden. Ins besondere haben wir es zu beklagen, daß die südliche Lausitz in diesem Frühjahr abermals durch ein mit verheerenden Ueberschwemmungen verbundenes Unwetter getroffen worden ist, das erhebliche Schäden verursacht und namentlich die öffentlichen Wege sammt Brücken und Ufermauern in größern Umfange zerstört hat. Die hierbei beteiligten Gemeinden sind durch diesen neuen Unfall um so härter betroffen worden, als sie noch an den Nachwirkungen des vor wenigen Jahren in ähnlicher Weise cingetretenen Nothstandcs zu tragen haben. Ich halte in einer solchen Lage die Gewährung einer außerordentlichen Beihilfe aus der Staatskasse zur Wiederherstellung der zerstörten Verkehrsmittel für gerechtfertigt und hoffe, daß Sie das hierzu Erforderliche zu be willigen geneigt sein werden. Wenn in manchen Erwerbsgebieten nicht mehr diejenigen Früchte erzielt werden, welche man nach "früheren Er fahrungen zu erwarten berechtigt gewesen wüte, so liegt der Grund zum großen Theil in allgemein wirkenden Umständen, welche dem Einfluß der Regierungsgewalt entzogen sind. Nicht bloß die Landwirthschaft, sondern auch unser Erzbergbau leidet wegen solcher Ursachen unter einem schweren Drucke und der Betrieb der mit Ihrer Zustimmung er worbenen Gruben des Freiberger Erzbergbaues legt dem Staate be deutende Opfer auf. Andererseits bestätigen die Ergebnisse der letzten Jahre von Neuem, daß nur durch den Erwerb jener Gruben das als baldige Erliegen des Freiberger Bergbaues verhütet und die Bevölkerung eines ausgedehnten Landstrichs vor einer schweren Prüfung bewahrt werden konnte. Die wohlthätigen Folgen der'gesetzlichen Kranken- und Unfallversicherung sind trotz der kurzen Zeit ihres Bestehens unverkennbar. Wegen ihrer alsbaldigen Ausdehnung auf die in land- und forst- wirthschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen wird Ihnen ein Gesetzentwurf vorgelegt werden. Meine Regierung ist bestrebt gewesen, die Ausführung dieser wichtigen Maßregel so einfach und so wenig kostspielig alS möglich zu gestalten. Ebenso wird Ihnen im Anschluß an die reichsgesetzlichen Bestimmungen ein Gesetzvorschlag zur Regelung der Fürsorge für gewisse Beamtenklassen bei Betriebsunfällen zugehen. Seit Ihrer letzten Versammlung sind sechs treue Eisenbahnlinien dein Verkehr übergeben und sämmtliche auf dem letzten Landtage bewilligten Eisenbahnbauten in Angriff genommen worden. Der jetzige Entwurf des Staatshaushalts wird von der unausgesetzten Fürsorge Meiner Regierung für die weitere Entwickelung des Verkehrs auf jedem Gebiete von Neuem Zeugniß ablegen. Ich hoffe, daß der Vorschlag der auch im Schooße deS Lairdtags als Bedürfniß anerkannten Aufbesserung der Lage einzelner Beamtenklassen der Bahnverwaltung Ihre Zustimmung erhalten wird, sowie die Vorlage über die Errichtung einer Pensions kasse für die ständigen Eisenbahnarbeiter und deren Hinterlassene, durch welche einem erprobten Arbeiterstämme ein ruhiger Blick in die Zukunft und eine erhöhte Berufsfreudigkeit gewährt werden soll. Dem zu Meiner ausrichtigen Befriedigung sich immer mehr entwickelnden reli giösen Leben kommt die Erhöhung des Zuschusses zu Kirchenbauten ent gegen, welche Ihrem Anträge gemäß in den diesmaligen Etat aus genommen worden ist. Das öffentliche Schulwesen ist in allen seinen Zweigen in planmäßigem und gedeihlichem Fortschreiten begriffen. Auch die gewerblichen und landwirthschaftlrchen Fachschulen zeigen eine erfreuliche Entwickelung. Sie mögen bei Feststellung des Staatshaus halts anderweit Ihrer Berücksichtigung empfohlen sein. Es werden Ihnen ferner zwei Gesetzentwürfe über Abänderung der hinsichtlich der Landrentenbank und der Landeseulturrentenbank bestehenden Be stimmungen vorgelegt werden, welche den Zweck verfolgen, den Nenten- pflichtigen einige zulässig erscheinende Erleichterungen zu gewähren. Auch wird Ihnen der Entwurf eines Gesetzes über die Erhebung der Gerichtskosten in nichtstrcitigen Rechtsangelegenheiten und die Verord nung über die Heranziehung von Militärpersonen zu örtlichen Abgaben zu gesetzlicher Verabschiedung zugehen. Was die finanziellen Verhältnisse des Landes betrifft, so ist zwar in den letzten Jahren ein Rück gang bei einzelnen Einnahmequellen zu bemerken gewesen; andere dagegen haben Mehrerträgnisse in dem Umfange geliefert, daß das vergangene Jahr den Erwartungen des Voranschlags annähernd entsprochen hat. Bei den zu erhoffenden Erträgnissen der im Reiche neu eingeführten Verbrauchssteuern gewährt daher die Finanzlage auch für die nächste Finanzperiode die erfreuliche Füglichkoit zur Befriedigung der noth wendigen Bedürfnisse in allen Zweigen der Staatsverwaltung, zur Hebung der Wohlfahrt und des Gedeihens des Landes, sowie zur abermaligen Ueberweisung eines Theiles der Einnahmen an Grund steuern an die Schulverbände. Auch hat ein erhöhter Betrag zu Unter stützungen an die Wegebaupflichtigen aus der Staatskasse in den Staats haushalt eingestellt werden können. Noch ist es Meinem Herzen Bedürfniß, auch an dieser Stelle die Empfindungen des wärmsten Dankes für die neuen Beweise treuer Anhänglichkeit au Mein Haus zum Ausdruck zu bringen, welche ihm aus Anlaß der Vermählung Meiner vielgeliebten Nichte, der Erzherzogin Maria Josepha, von allen Thellen des Landes entgegengebracht worden sind. So mögen Sie denn, Meine Herren Stände, Ihr Werk unter Gottes gnädigem Beistände beginnen und zum wahren Wohle des Landes vollenden!" Deutsches Reich. Leider haben sich die günstigen Privat nachrichten über das Ergehen des deutschen Kronprinzen nur allzu schnell als irrthümlich und mißverständlich herausgestellt. Die betreffenden Berichterstatter halten aus den Thatsachen, daß die Rückkehr des Kronprinzen nach Berlin vorläufig noch nicht erfolgt und daß von einer Operation zunächst Abstand genommen wurde, ganz irrige Schlüsse gezogen. Die Abreise ist wegen der vorhandenen Geschwulst ansgeschoben woroen und die Operation scheint zunächst aufgeqeben zu sein, weil die in San Remo versammelten Aerzte augenscheinlich nicht in der Lage waren, auch nur die Wahrscheinlichkeit eines Er folges zu gewährleisten. Es ist deshalb anzunehmen, daß über die weitere Behandlung der leider unzweifelhaft krebs artigen Krankheit erst nach Lem Eintreffen des Kranken in Berlin ein endgiltiger Beschluß gefaßt werden wird. — Die Wiener „Neue freie Presse" bringt die Inhaltsangaben der Gutachten der Aerzte nach der am 9. Novbr. in San Remo vorgenommenen Untersuchung. Prof. Schrötter hält dis neue Sprießung entschieden für Krebs und stimmt für die voll ständige Ausschneidung des ganzen Kehlkopfes; eine sofortige Operation sei zwar sehr nützlich, doch würde er auch einer Verzögerung zustimmen, da inzwischen das Uebel auch durch Tracheotomie bekämpft werden könne. Prof. Schrötter ist über zeugt, der Kronprinz könnte durch die gänzliche Ausschneidung des Kehlkopfes erhalten werden, obwohl die Operation sehr gefährlich sei; eine Operation biete allerdings nicht ein sicheres Resultat, könne jedoch für die Dauer von guten Folgen be gleitet sein, während ein bloßer Luftröhrenschnitt nur eine Hinausschiebung für einige Jahre bedeute, vr. Krause erklärte, die neue Sprießung verhindere ihn vollständig, ein bestimmte- Gutachten gleich abzugeben; allen Anzeichen nach halte auch er das Leiden für ein krebsartiges, niemals würde er jedoch der vollständigen Ausschneidung des Kehlkopfes zustimmen, sondern blos einer Spaltung, vr. Mackenzie erklärt die Sprießung dem Anscheine nach als krebsartig, doch ist er für die Ex- trahirung eines Stückchens, welches Prof. Virchow analysiren solle; je nach dem Gutachten des Prof. Virchow würde sich Dr. Mackenzie über eine Operation definitiv aussprechen; er ist der "Ansicht, daß mit der Tracheotomie die Katastrophe hinausgeschoben werden könnte, verspricht sich aber von deren Wirksamkeit eine kürzere Zeitdauer als Prof. Schrötter; auch komme es vor, daß selbst nach allen Operationen wieder krebs artige Nachwüchse auftauchen. — Se. königl. Hoheit Prinz Wilhelm ist am Sonnabend früh von San Remo nach Ber lin zurückgereist. Der Bundesrath genehmigte in der am Freitag unter dem Vorsitze des StaatssecretärS v. Bötticher abgehaltenen Plenar sitzung die Entwürfe der Etats der Reichspost- und Telegraphen- Verwaltung, der Neichsdruckerei, über den allgemeinen Penfions- fonds und für die Verwaltung der kaiserlichen Marine auf da- Etatsjahr 1888/89, den letzteren Entwurf mit den von den Ausschüssen für Seewesen und für das Rechnungswesen vor geschlagenen Abänderungen. Die Uebersicht der Reichsausgaben und Einnahmen für da« Etatsjahr 1886/87 und der Entwurf zum Besoldungs - und Pensionsetat der Reichsbankbeamten mit Ausnahme der Mitglieder des Reichsbank-Directoriums für das Jahr 1888 wurden den zuständigen Ausschüssen zur Vor- berathung übergeben. Endlich wurde noch über die geschäftliche Behandlung mehrerer Eingaben Beschluß gefaßt. Die gesetzlichen Bestimmungen über den Verkehr mit Wein haben, wie die „Magdeb. Ztg." vernimmt, im Bundesrathe