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,! «M «nd b-nÄgi d«^E?k 1886. son veralt MkNlm Lo Ps. mkMMMer und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen imd städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. Berautwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg. —————— SS. Aahrgaog. L I Sonnabend, Sen 1. Mai. wird, dennoch den Zweck, die Frage der Sonntagsruhe noch mals im Reichstage zur Sprache zu bringen. Nach der „Nationalliberalen Korresp." lassen sich die darauf bezüglichen zahlreichen in Deutschland geltenden Vorschriften in drei Gattungen scheiden. Die erste derselben bezweckt lediglich den Schutz des Gottesdienstes gegen äußere Störung, daneben vielfach auch die Förderung des Besuches desselben. Die hier her gehörigen Vorschriften enthaltm sämmtlich das Verbot jeder geräuschvollen oder sonst öffentlich hervortretenden und dadurch die Gottesdienstfeier störenden Arbeit während der Stunden des öffentlichen Gottesdienstes. Zudem luttersagen sie meist das Fernhalten abhängiger Personen, Gesinde, Ge sellen, Gehilfen, Lehrlinge, vom Besuche des Gottesdienste-, vielfach auch das Ablohnen von Arbeitern während desselben. Die zweite Gruppe bezweckt, die ganze öffentliche Feier des ganzen Sonn- bezw. Festtages gegen Störung zu schützen. Die hierher gehörenden Vorschriften verbieten daher für den ganzen Tag, oder doch wenigstens über die dem öffentlichen Gottesdienste gewidmete Zeit hinaus, jede Arbeit, die eine solche Störung verursacht, lassen aber diejenige, welche sich ohne äußere Wahrnehmbarkeit vollzieht, unberücksichtigt. Beide Gattungen von Vorschriften bewegen sich vorwiegend auf dem Boden der Kultusgesetzgebung, gewähren aber unmittelbar den Arbeitern auch einen rnehr oder weniger ausgedehnten Schutz gegen Beschäftigung an Sonn- und Feiertagen, indem sie diese durch das Verbot aller oder doch der geräuschvollen oder öffentlich hervortretenden Arbeit wenigstens für einen Theil des Sonn- und Festtages ausschließen. In höherem Grade greift die dritte Gruppe von Vorschriften in das Gebiet der sozialen und insonderheit der Arbeiterschutzgesetzgebung ein, indem sie hier bald mehr, bald weniger den Grundsatz zur Geltung bringt, daß die Sonn- und Festtage, wie der Andacht und inneren Sammlung, so auch der Ruhe von der Arbeit und von den Geschäften gewidmet sein sollen. Dementsprechend wird nach den dieser Gruppe zugehörigen Vorschriften vor nehmlich der Fabrikbetrieb, mehrfach auch die Ausübung der Handwerke und der Betrieb von Handelsgeschäften, 'ohne Rücksicht darauf, ob es sich um geräuschvolle oder öffentlich hervortretende Arbeiten handelt, unter Gewährung einzelner, bestimmter Ausnahmen untersagt. Das von dem deutschen Kaiser dem Papste durch den Gesandten von Schlözer zum Osterfeste übersandte Kreuz soll nach der „Germania" einen Werth von 10000 Mark besitzen. — König Ludwig II. von Baiern beauftragte das bairische Staatsministerium, bei dem Landtage eine Vor lage über die Regelung der Verhältnisse der Kabinetskasse ein zubringen, welche dahin geht, eine Staatsanleihe von einem sehr namhaften Betrage aufzunehmen, deren Zinsen und Tilgung durch jährliche Abzüge von der Zivilliste gedeckt werden sollen. Die Münchener „Reuest. Nachr" fügen dieser Mittheilung hinzu, daß die patriotifche Partei dem Vorschläge nicht abgeneigt sei, als Preis der Zustimmung aber ein Ministerium Franckenstein . fordere und daß cs augenblicklich sehr fraglich erscheine, ob das > gegenwärtige Ministerium Lutz diese Anleihevorlage an die Kammer bringen werde. Angesichts der Möglichkeit, daß die österreichisch- ungarischen Zollverhandlungen, die jetzt im Gange sind, nicht mehr rechtzeitig zum Abschluß gelangen und dann eine verschiedene Zollbehandlung der österreichischen und der ungari schen Waaren gegenüber dem rumänischen Transitverkehr ein treten könnte, wurden die österreichisch-ungarischen Transport anstalten beauftragt, jedenfalls vor dem 1. Mai die Verbands- tarise mit Rumänien zu kündigen und gleichzeitig zu erklären, daß diese Kündigung nur dann zurückgezogen werden würde, wenn die Vertragsbeziehungen zu Rumänien keine Unterbrechung erleiden würden. — Aus Anlaß der Eröffnung der Dobrj- Tuzla-Siminhan-Eisenbahn fand am Mittwoch Abend in Tuzla ein von 200 Personen besuchtes Fest statt, bei welchem der Reichsfinanzminister v. Kallay unter begeistertem Jubel der Anwesenden auf den Kaiser toastete, dann aber auf Bosnien und die Herzegowina, deren tüchtiger Bevölkerung die neue Bahn ein Mittel zur Hebung des Wohlstandes biete. Ein fernerer Trinlspruch des Ministers galt dem FJM. Appel, dem kenntnißrcichen, erleuchteten Ches der Landesverwaltung, dessen Wirken dem Lande eine gedeihliche Zukunst sichere. Tagesschau. Freiberg, den 30. April. Die an den Reichstag gelangte Uebersicht der im deutsche» Reiche geltenden gesetzlichen und polizeilichen Bestimmungen über die Vornahme gewerblicher Ar beiten an Sonn- und Festtagen hat, obwohl sie nur zur Kenntnißnahme der deutschen Volksvertretung gebracht Nachbestellungen ans die Monate Mai mW Juni werden zum Preise von t M. 5« Ps. von allen kaiserlichen Postanstatten sowie von den be kannten Ausgabestellen und der unterzeichneten Expedition angenommen. Expedition des Freiberger Anzeiger. waffneten Abyssiniern auf den Weg, um genießbares Wasser zu suchen. Als sie die Karawane auf etwa zwei Kilometer hinter sich gelassen hatten, gewahrte Barral im Gebüsch versteckt eine Schaar Eingeborener, von denen Mohammed Loitah versicherte, es wären Freunde und man hätte von ihnen nichts zu befürchten. Er trat denn auch auf sie zu und knüpfte mit ihnen ein Gespräch an. Der Häuptling der Assaimaras, Momena, bekannte, daß seine Leute eine andere mit reicher Ladung von Schoa ausgegangene fran zösische Karawane Chefneux überfallen wolle, konnte es aber nicht verhindern, daß es sofort zu einem Handgemenge kam, bei dem die 19 Abyssinier bald unterlägen und so wohl Mohammed Loitah als Momena getödtet wurden. Ueber die Leichen Barral's und seiner Frau hinweg suchten die Räuber den Kern der Karawane auf; bei ihrem An blicke schnitten aber die Kameeltreiber die Lederriemen entzwei, mit denen die Kisten auf die Thiere befestigt waren und ergriffen eiligst die Flucht zurück nach Harrar. Zwei Tage spater traf die Karawane Chefneux auf der Stätte des Ueberfalls an und fand dort zahlreiche Gewehre auf dem Boden zerstreut und dazwischen abgeschnittcne Gliedmaßen. Als der apostolische Vikar in Schoa, der Bischof Louis >e Gonzague davon hörte, zog er mit seinen Missionären finaus, um die Ueberreste der Leichen zu sammeln und zu bestatten; aber es war nicht leicht, die Glieder zusammen zufügen, denn die Hyänen hatten einen Theil derselben schon aufgezehrt. Bei solchen Zuständen werden es die Franzosen gar nicht ungern sehen, wenn die Engländer und Italiener die Wege von Harrar nach Schoa durch eine gemeinsame militärische Expedition sichern, wozu sofort nach der Er mordung der Mailänder Expedition von Nom aus die Anregung erfolgt ist. Das Londoner Kabinel wird es sicher der italienischen Regierung erleichtern, aus der blutigen Saat Früchte zu ziehen und bei der Bestrafung des Emirs von Harrar ihre ostafrikanische Kolonie Massauah nach der lohnendsten Seile hin auszudehnen. Die italienische Kolonialpolitik hat durch den traurigen Zwischenfall einen neuen Anstoß erhalten und es kommt nur darauf an, ob und wie der Minister Graf Robilant die Gelegenheit benutzt, aus der ungesunden Sackgasse von Massauah herauszu kommen, wo die müssig verharrende italienische Garnison bisher durch Fieberkrankheiten arg dezimirt wurde. Ein solcher Rachefeldzug gegen die feigen Meuchelmörder von Harrar dürfte den italienischen Machthabern gar nicht un willkommen sein und schon deshalb von den übrigen Kolonialmächten begünstigt werden, weil cs hohe Zeit ist, der Zügellcsigkeit der ostafrikanischen Stämme Schranken zu setzen rind dieselben gewaltsam für die Segnungen euro päischer Kultur empfänglich zu machen. Khartum ermordeten Generals Gordon der nach Aden ge flüchtete Sohn des früheren Emirs, Prinz Abdullahi, auf den Thron von Harrar erhoben und verließen in Folge der dabei getroffenen Vereinbarungen im Mai 1885 die letzten egyptischen Soldaten das Land. Der neue Emir von Harrar, der England seine Erhebung verdankte, geneh migte zunächst die Einsetzung eines englischen Konsuls in Harrar, sowie den Bau einer Eisenbahn von dort nach Berbera, zu dem es aber bis jetzt noch nicht gekommen ist. Der Emir wünschte dagegen die Ueberlassung der Hafen stadt Zeilah, wo die Engländer eine Garnison halten, gegen deren weiteres Verbleiben er nichts einzuwenden hatte. Das gute Einvernehmen zwischen dem Beherrscher von Harrar und den Engländern soll erst in letzter Zeit durch den früheren Sultan von Zeilah, Abu Baker, gestört worden jein, welcher die falsche Nachricht verbreitete, daß England Zeilah an die Italiener überlassen wolle, die besonders durch das herrische Auftreten des Grafen Antonelli in jener Gegend sehr verhaßt geworden sind. Man vermuthet nicht ohne Grund, daß nicht der Emir von Harrar, sondern sein falscher Freund, der frühere Sultan von Zellah, der die Engländer ebenso wie die Italiener haßt, bei der Ermordung des Grafen Porro und der übrigen Mitglieder der italieni schen Expedition die Hand im Spiele gehabt hat. Die auf so traurige Weise umgekommencn Mitglieder der Mailänder Expedition waren die Grafen Porro und Montiglio, Pro fessor Skala, vr Gethardi, die Herren Romagnoli, Janni, Bianchi und zwei Diener. Der jetzt an der Wiener Universität angestellte Professor Ur. Paulitschke, welcher der „Neuen Freien Presse" feine Erlebnisse bei der mit dem Ur. von Herdegger im Winter 1884/85 in die Landschaften von Harrar unternommenen österreichischen Expedition mittheilte, hatte seit Beendigung seiner Reise die Ueberzeugung, daß es bei der feindseligen Stimmung der Eingeborenen nicht so bald wieder einem weißen Reisenden gelingen werde, die Somali-Länder zu durchziehen und in Harrar die Galla-Länder zu betreten. Die österreichische Expedition verfügte seinerzeit über 40 Ge wehre, mit welchen die Somali in respektvoller Entfernung gehalten wurden, schwebte aber sechs Wochen lang in größter Gefahr. Graf Porro ließ sich jedoch von den Oesterreichern nicht warnen und wählte zudem noch den ungünstigsten Zeitpunkt für den Marsch nach Harrar, bei dem 2000 Meter hohe Bergzüqe zu übersteigen sind, da dort die Regenperiode das Vorwärtskommen ungemein erschwert und die Pulvervorräthe bei den heftigen Güssen Das Blutbad in Harrar. Die Nachricht von der Niedermetzelung der von der geographischen Gesellschaft in Mailand ausgerüsteten wisscn- chaftlichen Expeditton in Harrar erweckt allgemeines Ent- etzen, lenkt aber gleichzeitig die Aufmerksamkeit Europas auf die ostafrikanischen Somali-Länder, welche bisher allen kolonisatorischen Bestrebungen trotzten. Alle friedlichen Ver- fuche der Engländer, sich an der Südküste des Golfes von Aden aus im Innern des Landes festzusetzen und die Handelsstraßen von Zeilah und Berbera nach dem reichen Schoa zu beherrschen, erwiesen sich vergeblich. Im Jahre 1883 verzichtete England nicht nur selbst endgiltig auf diesen Plan, sondern veranlaßte auch Egypten, das Somali- Gebiet und auch harrar zu räumen. Die egyptische Herr schaft hatte in diesem Staat im Ganzen acht Jahre ge dauert. Nachdem der Vater des jetzigen Emirs von Harrar, Mahomed Abdes Schakur, im Oktober 1875 von einem Baschibozuk in seinem eigenen Palaste erdrosselt und das Land für den Khedive Ismael von Daud Pascha erobert worden war, bildete Harrar eine Art von egyptischer Pro vinz, deren Botmäßigreit aber als sehr zweifelhafter Natur erschien. Da die verschiedenen Paschas, welche Harrar ver walteten, manchen Grund zur Unzufriedenheit boten, wurde auf den nicht sonderlich glücklichen Rath des später in eicht unbrauchbar werden, vr. Paulitschke vermuthet, daß >ie italienische Expedition in einem solchen kritischen Augen blicke überfallen und umgebracht wurde und zivar bei Artu zwischen Zeilah und Dschaldessa, wo das wellige, von Trachyt-Kegeln gebildete Terrain einen Ueberfall sehr be- zünstigt Die Umgebung des Emirs von Harrar ist, nach )er Schilderung des österreichischen Forschers, in ihrem Europäerhaß zu jeder Unthat fähig und hat den letzten in Harrar aufhältlichen fünf weißen Händlern den Auf enthalt so verleidet, daß diese längst den Platz verlassen hätten, wenn man ihnen freien Abzug gönnte. Die Mailänder Expedition ist nicht nur von dem ge nannten österreichischen Gelehrten, sondern auch von den italienischen Behörden in Massauah und von den englischen in Aden ernstlich gewarnt worden, ließ sich aber von ihrem gefahrvollen Unternehmen nicht abschrecken. Die Somali- und Galla-Stämme, welche sich zu dieser Frevelthat ver banden, werden sicher nicht straflos auSgehen, zumal außer Italien auch England durch die Besetzung von Gildezza in Mitleidenschaft gezogen wurde und auch Frankreich an der Sicherung der Handelsstraßen nach dem reichen Schoa- gebiet durch seine Besitzungen Obok und Tadschurah lebhaft mteressirt ist. Im Februar dieses Jahres wurde eine von Obok nach Schoa abgeganaene französische Expedition in ähnlicher Weise vernichtet. Der französische Reisende Barral, dessen Frau, ein gewisser SavourSe und ein Dolmetscher, führten einen beträchtlichen Vorrath von Gewehren und Munition mit sich und gelangten von Harrar nach zwei tägigem Marsche bis zu der schwefelhaltigen Quelle Quio- trissa. Wie dem „Journal des Debats" mitaetheilt wird, begaben sich von dieser Quelle aus Barral, dessen Frau und der Bruder des Sultans Loitah mit neunzehn gut be-