Volltext Seite (XML)
Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite S. 18»«. kennen, daß dieselbe ebenfalls den Bestrebungen des Vereins vollste Anerkennung zollt und bereit ist, den Wünschen desselben entgegen zu kommen Der Herr Minister des Innern er- theilte in der betreffenden Deputationssitzung die Zusage, in erster Linie den Aktienmagazin-Gctreidegclderfonds, welcher zur radrn empfand, hat ausgehört zu schlagen. Der um daS Militärvereinswesen vielfach verdiente Militärvereins-Bezirks vorsteher, Herr Lithograph Wießner, verschied in der ver gangenen Nacht um 1 Uhr am Herzschlag in seinem 69. Lebens jahre. DaS Andenken des Dahingeschiedenen wird in den Kreisen unserer Bürgerschaft stets in Ehren gehalten werden. — Der seit vergangenem Herbste sich stetig mehrende Güterverkehr viu Moldau nach Sachsen herein, wovon behufs Beförderung bezw. Ausrangirung dieser Waffen hauptsächlich Station Freiberg in erster und Nossen und Bienenmühle in zweiter Linie betroffen werden, machte die Vermehrung der Maschinenkräfte aus diesen Bahnhöfen nöthig. Es wurden daher an diese Punkte mehr Maschinen mit den zugehörigen Führern theils fest placirt, theils dahin abkommandirt. Letzteres geschah hauptsächlich, um bei einem eintretenden Nachlaß dieser lebhaften Frequenz das Kommando wieder sofort aufheben zu können. Eine Verminderung des Verkehrs ist jedoch bis jetzt nicht eingetreten, im Gegentheil ein noch viel größeres Anwachsen desselben. Zu dem Zwecke nun erhält Station Freiberg vom 1. künftigen Monats ab noch eine vierte Maschine mit Personal und außerdem noch werden zwischen Nossen und Bienenmühle zwei neue Güterzüge mehr zur Einlage gebracht, um auch gleichzeitig hiermit eine Ent- neuen größeren Krankenhauses, für welches die Stadt Dresden in Aussicht genommen ist, in erster Linie dieser Stadt und ihrer nächsten Umgebung zu Gute kommen. Der Umstand aber, daß es nur durch Errichtung einer größeren Kranken anstalt möglich sein wird, eine größere Zahl Krankenpflegerinnen, deren segensreiche Wirksamkeit in allen Landesthcilen gebührend gewürdigt wird, auszubllden und damit nach und nach den unausgesetzt an den Verein herantretendcn Wünschen zur Er richtung weiterer Krankenpflegerinnen-Stationen zu entsprechen, und in Rücksicht darauf, daß die Stadt Dresden ihrerseits zu dem beabsichtigten Bau bereits eine Summe von 100000 M. bewilligt hat, auch unter Anerkennung der von dem Verein in der Petition niedergelcgten Zusage, seine Thätigkeit nunmehr ausschließlich und so lange dem engeren Vaterland« zuwendcn zu wollen, als das Bedürfniß in demselben vorhanden ist, hat die Deputation bestimmt, dem Petitum seinerseits thunlichste Förderung angedeihcn zu lassen. Die hierüber gepflogenen Verhandlungen mit der Königlichen Staatsregierung ließen er- an der Bürgerschule zu Thum. Einkommen: 1050 Mark Gehalt, welcher von fünf zu fünf Jahren um 150 Mark bis zu 1800 Mark steigt, und 60 bez. 150 Mark Wohnungsgrld. Gesuche sind bis zum 29. März an den Stadtrath zu Thum „Grille" dem Gast zur Entfaltung seiner glänzenden Eigen« chasten die beste Gelegenheit giebt, auf eineu hohen Genuß zefaßt machen. Was die übrigen an der gestrigen Vorstellung Betheiligten betrifft, so läßt sich nicht verhehlen, daß „Dorf und Stadt" bisher die schwächste Leistung der Gesellschaft Tauscher war. Herr Schibilsky bemühte sich zwar redlich, dem Lindenwirth, den er sür den erkrankten Direktor wohl erst in letzter Stunde übernommen hatte (was dem Publikum hätte angezeigt werden sollen), möglichst gerecht zu werden, doch würde Herr Tauscher in den rührenden Szenen sicher ergreisender gewirkt haben. Der Reinhard des Herrn von Klinkow ström vermochte auch nicht voll zu bcsriedigen; die Sprechweise war mitunter wieder etwas überhastet und undeutlich. Frau Caßmann, welche sich dem hiesigen Publikum zuni ersten Male in einer dankbaren Rolle zeigte, erwarb als Bärbel wiederholt stürmischen Beifall. Die allzu breite Betonung des Derbkomischen bei dieser Rolle, sowie bei Aufschrift versehen bis zum 27. d. M. wieder abzugeben. — Der Kirchenvorstand zu Berthelsdorf hat von den ihm zur Wahl für sein erledigtes Pfarramt seitens des hiesigen Stadtraths vorgeschlagenen drei Bewerbern den Pfarrer Winkler aus Bräunsdorf bei Limbach, Sohn des ehrwürdigen Pastor Winkler in Naundorf, einstimmig gewählt. - Wie verlautet, soll mit Einführung des diesjährigen Sommersahrplanes auch auf der Linie vin Moldau eine bedeutend bessere Anschlußverbindung nach und von Böhmen herein geschaffen werden. Ganz wahrscheinlich dürste der erste Frühzug in Richtung Bienenmühle von dieser Zeit ab zeitiger Verkehren, und direkt bis Moldau, unter Wcgsall des jetzigen langen Aufenthalts in Bienenmühle, weiter laufen. Es foll beabsichtigt werden, somit jede» Tag zweimal direkt nach Brüx, Teplitz rc. und dreimal von diesen genannten Orten Anschlüsse er langen zu können. Von dem reisenden Publikum würde diese Verbesserung gewiß mit Dank ausgenommen werden. — Ein braves Soldatenherz, das warm und innig für Kaiser, König und Vaterland, sowie sür jeden biederen Kame- — Stadttheater. Bei aufgehobenem Abonnement und erhöhten Preisen ging gestern das bekannte Birch« Zfeiffer'sche Stück „Dors und Stadt" mit der Königl. Hof chauspielerin Fräulein Charlotte Bastö als „Lorle" in Szene. Der durch eine reizende Persönlichkeit und ein höchst glücklich veranlagtes Talent ausgezeichnete Gast fand hier die ehrendste Anerkennung. Das „Lorle" ist hier so ost und gut gegeben worden, daß es keine leichte Aufgabe war, diese Rolle per hervorragend zur Geltung zu bringen. Wenn dies trotz dem Fräulein Basts in wahrhast glänzender Weise gelang, so dankte die Künstlerin dies der sinnigen Auffassung und konsequenten Durchführung ihrer Ausgabe, dem richtigen Fern- Halten des Allzukveinerlichen und der lebhasten Betonung der herzgewinnenden Natürlichkeit, worin Fräulein Basts nur noch von Hedwig Raabe übertroffen werden dürste. Nach dieser ausgezeichneten Leistung darf man sich heute Abend, wo die Zeit die Summe von ca. 160000 M. repräsentirt, zur Ver fügung stellen zu wollen, während er anheim gab, den Rest unter Kap. 63 des Etats transitorisch einzustellen. Die Depu tation erklärt sich damit vollständig einverstanden und schlägt der Kammer vor, der Anstalt die gewünschten Mittel durch Ueberweisung der Getreidegelderfonds und Zuzahlung deS er forderlichen Restes aus dem Etat zu gewähren und zu letzterem Zwecke ein Berechnungsgeld von gemeinjährig 65000 Mark transitorisch einzustellen. — Herr Musikdirektor Otto Kade in Schwerin in Meck lenburg, Vater des am hiesigen Gymnasium Albertinum thätigen Herrn Kandidaten Reinhard Kade, erhielt von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg den Titel eines Professors. — Dem Lehrer Waldemar Hugo Udo Isensee in Liebert- wolkwitz ist für die von demselben am 18. Dezember v. I. unter eigener Lebensgefahr bewirkte Rettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens die silberne Lebensrettungsmedaille mit der Erlaubniß zum Tragen derselben am weißen Bande ver liehen worden. — Zu besetzen: die neuerrichtete 7. ständige Lehrerstelle Oertliches Freiberg, den 19. März. — Die Königl. Kreishauptmannschaft Dresden bewilligte dem Posthilssboten Herrn Karl August Krause in Groß- voigtSberg, der am 30. Januar d. I. das Kind eines dortigen Bergarbeiters mit besonderer Anstrengung aus einer Lebensgefahr gerettet hat, eine Geldbelohnung von 20 Mark. — Die Königl. Ersatz-Kommifsion der Aushebungsbezirke Freiberg und Brand bringt zur öffentlichen Kenntniß, daß die Mannschaften der Reserve, Landwehr und Ersatz-Reserve, welche Anspruch auf Zurückstellung für den Fall einer Mobilmachung erheben wollen, ihre Gesuche bei den Gemeindebehörden ihres Aufenthaltsortes anzubringen haben, welche die Gesuche prüfen und eine Nachweisung an den Zivilvorsitzenden der Königl. Ersatz-Kommission aufstellen. Aus dieser Nachweisung müssen nicht nur die militärischen, bürgerlichen und Vermögensvcrhält- msse des Bittstellers, sondern auch die besonderen Umstände ersichtlich sein, durch welche eine zeitweise Zurückstellung bedingt werden kann. Für den Bezirk Freiberg sind diese Nachweisungen bis zum 29. d. M., für den Bezirk Brand bis zum 2. April tinzureichen. Die Zurückstellung beanspruchenden Personen deS ersteren Bezirks (1. Landwehr - Kompagnie) müssen sich am 3. April, Vormittags 11 Uhr, in der Restauration „Union" hier, die im Bezirk Brand (2. Landwehr-Kompagnie) Aufhält lichen am 10. April, Vormittags 11 Uhr, im dortigen Gasthof zum Kronprinzen mit ihren Militärpapieren vor der verstärkten Königl. Ersatz-Kommission in Person einfinden, wenn sie nicht ihres Anspruches verlustig gehen wollen. — Die Stadtpolizeibehörde untersagt bei Strafe das vielfach vorgckommene Zuschütten der von der Bauverwaltung von Schnee und Eis frei gemachten Schnittgerinne, die außerdem auf Kosten der betreffenden Hausbesitzer wieder freigelrgt werden müßten. — Die Stadtbauverwaltung fordert Diejenigen, welche sich um die Ausführung eines Holz- und Gerätheschuppens beim Rittergute Freibergsdorf bewerben wollen, auf, bis zum 22. d. M. die erforderlichen Blanquets zu entnehmen und die letzteren ausgefüllt, verschlossen und mit entsprechender lastung der Personen- und gemischten Züge für den kommenden Sommerverkehr, welche zur Zeit zur Bewältigung all der Lasten ebenfalls stark mit eingreifen mußte, herbeizuführen. I zu richten. An Stelle dieser neu einzulegenden Güterzüge sind bis dato Extragüterzüge abgelaffen worden. — Der Finanzdeputation X der zweiten sächsischen Kammer lag folgende Petition vor, „die Ständeversammlung wolle dem Vereine für die evangelisch-lutherische Diakoniffen-Anstalt zu Dresden, sür den Bau eines neuen Krankenhauses eine außer ordentliche Beihilfe von 300000 M. bewilligen." Die Depu tation erkannte zunächst gern ein allgemeines Landesintcrcsfe an den Bestrebungen der Diakoniffen-Anstalt an, wenn auch die Thätigkeit des Vereins, insbesondere die Errichtung eines Sie hatte die Spitze umgekehrt und die Art, wie sie ruhig und würdevoll die taktlose Bemerkung Ella s zurückwics, ent zückte Walter ebenso, wie es diese verblüffte; sie hatte sich eben nie die Mühe genommen, zu ergründen, ob der Zurück haltung, die ihr das junge Mädchen stets bewiesen, wirklich nur geistige Unbedeutendheit zu Grunde lag, wie sie bisher gedacht. „O, meinen« Manne geht es gut, wie immer," erwiederte sie leichthin, „ich danke; er ist allerdings hier, wenn auch ziemlich gegen seinen Willen, denn er wäre natürlich lieber mit den Kameraden zusammengeblieben, aber Papa wünschte seine Begleimng und da konnte er nicht anders." „Sie sind schon lange hier?" fragte Melitta, um von einem Thema abzulenken, das, wie sie wußte, leicht Anlaß zu unerquicklichen Klagen über ihren Gatten gab, denn sie scheute sich durchaus nicht, ihre unglückliche Ehe den Augen der Welt zu zeigen. „Seit vorgestern; ich habe noch nicht Gelegenheit gehabt, die Badeliste durchzusehen, sonst hätte ich unzweifelhaft Ihren Namen gesunden und würde mich nicht so vor der Langeweile geängstigt haben, die an einem fremden Badeorte, wo die Be kanntschaften nur höchst oberflächlich angeknüpst werden, tödtlich werden kann. Ich hoffe," wendete sie sich mit einem liebens würdigen Lächeln an Herdungen, „Sie überlasten mir Ihre Frau Gemahlin recht ost, Sie würden mich sehr glücklich da durch machen!" „Ich bin nicht so egoistisch, gnädige Frau, die Gesellschaft meiner Frau ausschließlich für mich beanspruchen zu wollen, Melitta hat vollkommen freie Verfügung über ihre Zeit." „Um fo besser, dann werde ich mich also an Sie halten, Frau Herdungen; sehen wir uns morgen an der Table d'hüte?" „Nein, wir speisen zu Hause; es ist nicht angenehm, den ziemlich weiten Weg in der Mittagshitze zurückzulegen, wir wohnen nämlich in einem etwas abgelegenen Fischerhause unweit des Strandes." „O, schade! Aber Sie werden erlauben, daß ich Ihnen morgen meinen Mann vorstelle. Dürfen wir kommen?" „Sie werden mir jederzeit willkommen sein," warMelitta's etwas frostig gegebene Antwort. Die Aufmerksamkeit der kleinen Gesellschaft wurde nun ausschließlich von dem wundervollen Schauspiel gefesselt, welches rin Sonnenuntergang auf dem Meere bietet, und als die letzten Strahlen erloschen waren, beeilte sich Walter, den Rückgang anzutreten, nachdem er sich rasch von Frau von Horst verab schiedet und auch der kleinen Ella die Hand gereicht hatte. Letztere hatte Melitta versprochen, sie bald zu besuchen und als sie jetzt an der Hand ihrer Mutter dahin schritt, sagte sie: „Mama, es ist schade, daß Tante Melitta nicht allein hier ist, der große Onkel hielt sie immer so sest, da kann sie ja gar nicht mit unS spielen." XXXXI. Ottomar und Ella. In einem elegant eingerichteten Zimmer des ersten Hotels lag um diese Zeit Ellas Gattx, Ottomar von Horst, in be quemster Stellung, die Beine über die Seitenlehne hängend, auf dem Sopha und rauchte seine Zigarre. Er war gewiß einmal ein schöner Mann gewesen, noch jetzt konnte er dafür gelten, obgleich das leichtsinnige Leben, welches er geführt, seine Spuren in diesem Antlitz zurückgelassen hatte. Haupt mann von Horst war der einzige Sohn der jüngsten Schwester des Generals von Falkenhausen, welche in sehr jugendlichem Alter und eigentlich gegen den Willen der Ihrigen den nur wenig bemittelten Major von Horst heirathete und eine Reihe von Jahren in der glücklichsten Ehe mit ihm lebte. Sie hatte cs vortrefflich verstanden, den heftigen, aber sonst gutmüthigcn Mann zu lenken, und wäre cs Ottomar vergönnt gewesen, eine Frau gleich ihr zu finden, seine Ehe wäre eine eben so friedliche gewesen, wie die seiner Eltern. Sein Charakter war nämlich im Grunde genommen nicht leichtsinnig, sondern nur schwach, und er ließ sich darum nur zu willig von gewissenlosen Freunden zu einein Leben verleiten, welches ihn unaushaltsam seinem Ruin entgcgenführte. Es war ein Unglück sür ihn, daß ein Mädchen, wie Ella Selten, alle Leidenschaft seines Herzens wach rief und dm Wunsch in ihm erweckte, sie fürs Leben zu gewinnen. Er erhielt auch wirklich das Jawort des schönen, vielumworbenen Mädchens, und es nahm Niemanden Wunder: der glänzende, liebenswürdige Offizier schien wohl geeignet, ein Mädchenherz zu bestricken. Das Letztere war indessen nicht der Fall ge wesen, — er hatte dieses Herz nie besessen, und nur äußere Vortheile, die seine bevorzugte Stellung in der Gesellschaft gewährten, bewogen Ella, ihm ihre Hand zu reichen. Diese Uebcrzeugung brachte ihm schon die erste Zeit nach seiner Vermählung, und je mehr nach und nach seine Leidenschaft sür das schöne Weib erkaltete, um so zügelloser gab er sich dem leichtsinnigen Leben hin, und suchte im Kreise seiner Kameraden zu vergessen, daß er in seinem eigenen Hause Glück und Zufriedenheit vergeblich stichle. So waren elf Jahre vergangen, ohne daß cs Ella gelungen war, die Fessel, welche ihr allmählich drückend lästig geworden war, zu zer brechen, denn Ottomar, so schwach er sonst war, weigerte sich um ihrer Kinder willen entschieden, in eine Scheidung zu willigen, und fand bei feinem Schwiegervater die kräftigste Unterstützung. So lebten sie weiter neben einander, Jedes ging seinen Weg, ohne sich viel um den Andern zu kümmern. Als Herr Selten seiner Tochter das Reisegeld nach Helgo land zum Geschenk machte, hatte Ottomar nur ungern cinge- willigt, Ella zu begleiten, schließlich aber doch dem Wunsch des alten Herrn nachgegcben und sich mit dem Vorsätze ge tröstet, so angenehm wie möglich zu leben. „Es ist unbegreiflich, was Ella so lange draußen zu thun hat," brummte er endlich ärgerlich vor sich hin, indem er den Rest der Zigarre in eine Ecke schleuderte. „Wenn sie ein Vergnügen daran findet, des Abends an, Strande hin und her zu laufen, so konnte sie wenigstens die Kinder hier lasten, es ist schauderhaft langweilig." Er gähnte laut, richtete sich auf und langte endlich nach der Mütze, um sich nach Frau und Kindern umzusehen. Aber in demselben Augenblick hörte er vor der Thür die Helle Stimme seines Töchterchens, und gleich daraus trat Frau von Horst mit den beiden Kindern ein. „O, Papa, rathe, wen wir getroffen haben," rief die kleine Ella freudestrahlend. „Nun?" fragte dieser, das hübsche Kind zärtlich an sich ziehend. „Denke Dir, Tante Melitta! Du weißt, die in Falkcnhausen immer so schön mit uns spielte." Ottomar blickte seine Frau fragend an. „Ja, es ist, wie Ella sagt," bestätigte diese. „Die Nichte Onkel Falkenhausens, ehemalige Gräfin Rodcudorf, ist wirklich mit ihrem Manne hier. Ich habe sür morgen Deinen Besuch angemeldet, denn ich setze voraus, daß Du aus Rücksicht gegen den General diese Herdungens auf suchen wirst." Sein Blick glitt forschend über sie hin. Was hatte denn plötzlich eine solche Aenderung ihres Sinnes bewirkt? Sie war doch sonst nicht geneigt, irgend welche Rücksicht zu nehmen, gegen wen es auch sein mochte. „Ich sehe eigentlich nicht ein, weshalb ich diesen meinen Besuch so sehr beeilen soll. Ich habe nicht das mindeste Interesse daran, mit diesen mir völlig fremden Leuten in Verkehr zu treten, indessen da Du einmal einen Termin fest gesetzt hast, so wäre es unhöflich, ihn nicht einzuhalten." „Du darfst nicht vergessen, daß Frau Herdungen stets fo liebevoll zu unseren Kleinen ist, die ihr ja auch auf das Zärt lichste zugethan sind." „Wahrlich, Du fetzest mich in Erstaunen, Ella," erwiederte er spöttisch; „erst die zarte Rücksichtnahme für Onkel Falken hausen, nun gar dankbare Erinnerung für Freundlichkeiten, welche man den Kindern erwiesen. Wahrhastig, ich kenne Dich kaum wieder! Was in aller Welt «st vorgefallen, um Dich so um zuwandeln ?" Ella zuckte die Achseln und entgegnete kalt: „Ich denke, Du hast am wenigsten Grund, darüber zu spotten, wenn ich nicht immer geneigt bin, Rücksichten zu nehmen, wo diese niemals aus mich genommen werden. Vielleicht wäre ich unter anderen Verhältnissen duldsamer ge worden." (Fortsetzung solgt.)