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Rr. SV. Freiberger Amreiger «nd Tageblatt. Seite S. »Ul an maßgebender Stelle diesen Vorgängen «ine ganz bt- sondrrr Ausmerkjamleit widmet. Jene Verordnung deS bisherigen österreichische« HandelSmmisterS Baron Pino, welche den Sturz des letzteren unmittelbar herbeisührte und bekanntlich die Organisation und den Wirkungskreis des Postsparlastmamts betraf, ist aus Grund emrr kaiserlichen Ermächtigung mittelst Verordnung deS Handelsministeriums vom 18. März aufgehoben und sofort außer Kraft gesetzt worden. — Dem Nachfolger Pmo s liegt mm die Pflicht ob, eine von der Linken des Abgeordnetenhauses eingebrachrr Interpellation über den Bau einer Bahn von Schluckenau brs WölmSdors zu beantworten. Die Inter- pellanten weisen daraus hin, daß nach der Konzessionsurkunde vom 9. September 1871 die böhmische Nordbahngesellschast dir Verpflichtung übernommen habe, nach Herstellung des An schlusses ihrer Linien an die sächsischen Bahnen in den Richtungen gegen Zittau, Löbau und Bautzen eine Bahn von Echlulkenau nach WölmSdors zu errichten. Trotzdem wurde die böhmische Nordbahn m Folge einer Abmachung mit dem Handelsministerium vom 26. Mai 1882 der Verpflichtung zur Herstellung der Bahnverbindung gegen Bautzm lo§ge sprochen. Dadurch wurden die Bewohner von Schluckenau und Umgebung in ihren Interessen tief geschädigt, da es der Stadt Schluckenau nicht möglich ist, aus eigene Kosten den Anschluß an die sächsische Bahnstation Schland herzustcllen. Dir Interpellanten stellen sohin die Frage, in welcher Weise daS Handelsministerium diesen Widerspruch ausklären, be ziehungsweise die Aufhebung einer zum Reichsgesctzc erhobenen Konzessionsurkunde durch einen Beschluß des Handelsministeriums rechtfertigen könne. Am Schluß der vorgestrigen Sitzung der italienische« Kammer forderte Abg. Lucca den Ackerbauminister auf zu er wägen, ob die Getreidezölle, die in 54 Provinzen als rettende Maßregel angesehen würden, nicht endlich eingeführt werden sollen. Grimaldi erwiedrrte, die Regierung habe schon des Oestrrn sich darüber geäußert. Die Kammer könne zu Wohl zwecken alles Mögliche in Verhandlung ziehen, allein die Re gierung werde sich von den Wünschen der Schutzzöllner in Italien, Oesterreich und Deutschland nicht beirren lasten. Gestern berieth der französische Senat den Primär unterricht, wobei Jules Simon den Artikel der Vorlage, welcher den Volksschulunterricht ausschließlich den Laien übcr- trägt, entschieden bekämpfte. — Die Gruppe Wilsons (des Schwiegersohns des Präsidenten Grevy) will in der Deputirten- kammer verlangen, daß der Finanzplan über die Ausgabe drei prozentiger Rente ausgegeben werde und statt besten eine Kre- irung vierprozentiger Rente und die sofortige Konvertirung der alten 4'/, prozentigen Rente in vierprozcntige erfolge. — Der gestrige Jahrestag der Errichtung der Pariser Kommune verlief vollständig ruhig. — Einige Pariser Blätter veröffent lichen Privatdepeschen aus Ostasien, wonach sich die Provinz Kambodscha in vollem Ausruhr befinden soll. Die Manda rinen und Prinzen haben sich angeblich gegen den König em pört, und sollen die Rebellen schon vor den Thoren von Phnom-Penh stehen, während die französischen Truppen zu schwach sind, den Ausstand zu dämpfen. Die englische Ministcrkrisis dauert fort, und haben die bisherigen persönlichen Unterhandlungen Gladstones mit Chamber lain und Trevelyan noch zu keinem Ergcbniß geführt. Treten diese beiden Minister zurück, so dürsten noch 6 oder 7 unter geordnetere Mitglieder der Regierung ebenfalls ihre Entlastung nehmen. — Die Erklärung der Stadtbehörden von Man- chester, daß sie augenblicklich keine Arbeit geben könnten, rief eine Arbeiterkundgebung hervor. Ein großer Haufen ver sammelte sich vor dem Stadthause: hier von der Polizei zer streut, begab sich ein Theil der Arbeiter in drohender Haltung nach den Straßen, wo sich die bedeutendsten Kaufleute befinden, zertrümmerte die Fenster der großen Modewaarengeschäste und machte Anstalten zur Plünderung der Juwelierläden. Es gelang der Polizei, dies zu verhindern; drei Unruhestifter wurden verhaftet. König Milan von Serbie« erließ eine Proklamation an sein Volk, in welcher er demselben den erfolgten Austausch der Ratifikationen des Friedensvertrages nütthellt und ihm für den bewiesenen Patriotismus und seine Opserwilligkeit zur Verwirklichung des serbischen Staatsgedankens innig dankt. In Athen versammelten sich am Mittwoch die dort ein getroffenen Kommandanten der in Thessalien stehenden griechi sche« Truppen zu einer ernsten Berathung. Die Einbe rufung der Reserven wird unverzüglich erwartet. Man glaubt in Athen allgemein, daß die internationale Flotte nicht ernsthaft gegen Griechenland vorgehen werde. Die politische Loge ist deshalb durchaus unverändert. Die Meinungsverschiedenheit der über das egyptische Heer verhandelnden Bevollmächtigten Mukhtar Pascha und Drummond Wolff ist ausgeglichen, indem der erstere der Er nennung englischer Offiziere für Suakim zugestimmt hat. Die englische Regierung ist mit der cgyptischcn Regierung betreffs der Konversion der Daira- und Domainen-Anlchen nunmehr in Verhandlung getreten. Wom Landtage. — Dresden, 18. März In der ersten Kammer reserirte Herr Bürger meister Beutler über die Petition des Lohnkcllners Hoffbauer in Chemnitz und seiner Ehefrau um Entschädigung für unschuldig erlittene Strafhaft, nahm dabei die Polizei behörde zu Chemnitz entschieden gegen die Angriffe in Schutz, welche gegen dieselbe von einigen Mitgliedern der zweiten Kammer erhoben worden sind, und wies darauf hin, daß der Petent weder nach den Grundsätzen eine Entschädigung zu beanspruchen haben würde, mit denen sich die sächsischen Kammern aus Antrag des Grasen Könneritz einverstanden erklärten, noch nach jenen Grundsätzen, welche die Reichstags kommission aus den Antrag Lenzmann hier angenommen Hot Die Kammer ließ die Petition dem Antrag der Deputation gemäß auf sich beruhen. Das Gleiche widerfuhr der Petition der Lohnkommission der Maurer und Zimmerer von Dresden und Umgegend wegen Abwehr des Zuzugs fremdländischer Arbeiter, und einer Petition O. Hartenstcm's in Plauen i. V. und Genossen um weitere Ausdehnung der Schonzeit für Hasen. Eine kurze Diskussion knüpfte sich an die Petition des Vor standes des Dresdner Bezirksvereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke, Errichtung einer Trinkerheilanstalt und Entmündigung der Trinker betreffend, indem Herr v. Sch ön- berg (Mockritz) weitergehende Beschränkungen für den Klein handel von Branntwein befürwortete. Der Minister von Nostitz. Wallwitz erklärte darauf, daß die sächsische Re gierung bei dem Bundesrathe stets für weitergehende Be schränkungen eingetreten sei, als sie das Gesetz enthalte, und sagte diesen Vorschlägen Erwägung zu. Die Kammer beschloß, die Petition der StaatSregicrung zur Kenntnißnahme zu über weisen und erledigte außerdem noch einige Petitionen privat« Inhalts. Die zweite Kammer beschäftigte sich mit dem Gesetz entwurf über die Bildung von Zuchtgenoffcnschasten und die Körung von Zuchtbullen, welcher nach kurzer Debatte mit einigen Abänderungsanträgen des Vizepräsidenten Streit und des Abg. v. Oehlschlägel im Uebrigen nach den Anträgen der Gesctzgebungsdeputation einstimmig angenommen wurde. Die Kammer bewilligte hierauf Kapitel 106 des Staatshaus- haltsetats (Kosten der Reichstagswahlen) mit 1500 Marh Kapitel 107 (Kosten der Vertretung Sachsens im Bundesrathe) mit 22 750 Mk., und ertheilte dem Gesetzentwürfe über die Aufnahme einer dreiprozentigcn Rentenanleihe ihre Zustimmung. Eine Petition der städtischen Kollegien zu Riesa um Beseiti gung des dasigen Brückengeldes wurde der StaatSregicrung zur Kenntnißnahme überwiesen. Es folgte die Berathung der Petitionen des Vorstandes des Zweigverbandes deutscher Kon ditoren in Chemnitz und mehrerer Landgemeinden um Ab änderung der Verpflichtung zum Besuch der Fortbildungsschule, zu welchen die Beschwerde- und Petitionsdeputation den Antrag stellte, dieselben der Staatsregierung zur Kenntnißnahme zu überweisen. Abg. Heger meinte bezüglich der letzten Petition, es werde genügen, Einzelne von dem dritten Schuljahr zu dispensiren. Abg Or. Mehnert wies darauf hin, daß daS Betragen der Fortbildungsschülcr gerade im dritten Schuljahre auf dem Lande sehr viel zu wünschen übrig lasse, Abg. Kir bach hielt es für bedenklich, einen Angriff auf eine Einrichtung zu unternehnien, auf welche stolz zu sein man alle Veranlassung habe. Abg. Heger beantragte, die Petition aus sich beruhen zu lassen. Die Abgg. May, von Polenz und Strauch wünschen dagegen im Interesse der Landwirthschast und der Fortbildungsschule selbst, daß den Gemeinden die Möglichkeit gegeben werde, auf dem Wege des Ortsstatuts das dritte Schuljahr zu beseitigen. Nachdem sich Abg. Heymann in demselben Sinne ausgesprochen hatte, beklagte Abg. v. Oehl schlägel, daß man diese Frage bei jedem Landtag aufwerse. (Zustimmung.) Das letzte Jahr sei allerdings ein Flegeljahr, aber gerade darum müffe man den Flegel in der Schule be halten. (Sehr richtig!) Daß man die Frage immer wieder anrege, halte er für sehr unglücklich, und um endlich ein Ende zu machen, werde er für den Antrag Heger stimmen. (Bravo!) Gerade vom konservativen Standpunkte aus müffe man cs bekämpfen, daß ein so junger Mensch sich schon als Erwachsener fühle. Der Referent Dr. Straumer fürchtete, daß die De batte der gedeihlichen Entwickelung der Fortbildungsschule schaden werde. Wollte man das dritte Schuljahr in einzelnen Gemeinden beseitigen, so würde damit das sächsische Fort bildungsschulwesen durchaus nicht beeinträchtigt werden. Beim vorigen Landtage habe man viel weitergehende Petitionen der Regierung zur Kenntnißnahme überwiesen, man möge also auch diesmal den ganz harmlosen und gutgemeinten Antrag der Deputation annehmen. Der Antrag der Deputation wurde sodann mit 33 gegen 23 Stimmen angenommen. Melitta. Familien-Roman von L. Migula. ° 44. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Enttäuscht ließ Walter ihre Hand sinken, die er in über- ' wallendem Gefühl ergriffen; er hatte eine andere Antwort erwartet. Ach, würde sie denn jede Annäherung seinerseits immer so stolz zurückweisen, sollte er wirklich die kaum erwachte Hoffnung wieder sinken lassen? Rein, das konnte er nicht. Er wollte warten, geduldig warten, bis sie ihm einmal weniger ' schroff entgrgentreten würde. i Am andern Tage war Melitta an den Strand hinabge- ' gangen und hatte sich von dem Sohne ihres Wirthcs, dem ' neunzehnjährigen Peter, nach der Düne übersetzen lasten, wo die kleine Hella, die Schwester des Letzteren, Muscheln sammelte. Das hübsche, blauäugige Kind mit den langen flachsblonden Zöpfen hatte ihre Aufmerksamkeit erregt, und wir sie Peters Herz durch ihre Schönheit im Fluge gewonnen, so erwarb sie sich die Zuneigung der Kleinen durch ihre Güte und Freundlichkeit. Sie war noch nicht acht Tage in Helgo land, und schon wären Peter und Hella für sie durchs Feuer grgangen. Melitta liebte es, sich von dem jungen Menschen m dem leichten Fahrzeug auf das Meer hinaus rudern zu lasten, und Walter, der ihr seit jenem Gespräche seine Begleitung nicht! ausdrängen wollte, ließ sic gewähren, nachdem er sich überzeugt, daß Peter ein zuverlässiger Schiffer sei. So lebte Melitta ganz nach ihrem Gefallen in ungestörtem Genüsse des ihr so neuen und angenehmen Vergnügens, ohne mit den übrigen Badegästen in eine andere Berührung zu kommen, als bei einem flüchtigen Begegnen auf der Düne. xxxx. Ein Wiedersehen. Melitta wurde nicht müde, täglich weite Spaziergänge zu machen. Sie hatte einen romantischen Pfad entdeckt, der in dessen nicht zu jeder Zeit zu benutzen war, da er über dir schroffen Fclszacken sührte, die nur zur Zeit der Ebbe bloß- grlrgt waren, während der Fluth aber in den Wogen ver schwanden. Diesen etwas gefährlichen Weg liebte Melitta be sonders. Furcht kannte sie nicht, und als ihr Peter einmal erzählte, wie vor Jahren dort eine junge Fischerdirne, die nach ihrem Liebsten ausgeschaut, von der Fluth überrascht und in den Wogen umgekommen sei, da hatte sie nur ungläubig ge lächelt und sich in ihren Wanderungen nicht stören lasten. An einem schönen klaren Abend bat sie Walter um seine Begleitung an den Strand; sie wollte gern den Sonnenunter gang sehen, und doch war es ihr peinlich, allein dahin zu gehen, wo das schöne Schauspiel eine Menge Zuschauer heran! ocktr. Walter halte ihr den Arm gereicht und sührte sie plaudernd aus und ab, ohne auf seine Umgebung Acht zu haben. Plötz lich fühlte er, wie sie jäh zusammenzuckte und der Richtung ihres Blickes folgend, sah er unweit eine hohe, imponirende Frauengcstalt, die ihm seltsam bekannt erschien. Einen Augen blick sann er nach, da, wie ein Blitz kam ihm das zweifellose Erkennen: — Ella! — Er hatte den Namen im ersten, bestürzten Staunen un willkürlich laut ausgesprochen, und als Melitta nun angstvoll zu ihm aussah, bemerkte sie, wie eine dunkle Röthe seine Stirn überzog, während sich eine tiefe Falte zwischen den dichten Brauen grub. „Laß uns nach Hause gehen," bat sie leise. „Warum?" sragte er ruhig. „Ich denke, Du wolltest den Sonnenuntergang sehen, er verspricht selten schön zu werden." Er wollte nicht umkehren, cs hätte ausgesehen, wie eine Flucht vor der Frau, die zu fliehen er durchaus keine Ursache mehr hatte. Diese mußte das langsam näherkommende Paar auch schon erkannt haben, denn der gelangweilte Ausdruck ihres schönen Gesichts war dem eines lebhaften Staunens gewichen, und das kleine Mädchen, welches neben ihr spielte, an die Hand neh- > mend, schritt sie den Beiden rasch entgegen. I „Welche Ueberraschung!" ries sie schon von Weitem- „Ich hatte keine Ahnung, daß ich so liebe Bekannte hier finden würde!" ' Sie reichte Melitta unbefangen die Hand und streckte sie ' dann Walter entgegen, indem sie lächelnd sagte: ' „Es ist zwar eine hübsche Reihe von Jahren vergangen, seit wir uns nicht gesehen haben, Herr Herdungen, aber ich denke, Sie haben Ella Selten so wenig vergessen, wie der un gestüme Walter meinem Gedächtniß entschwunden ist." Ein Zornesblick aus den dunkelblauen Augen des stolzen . Mannes traf die Frau, welche unzart genug war, an der Ver- c gangenheit zu rühren, die am besten unerwähnt blieb, namentlich . in Gegenwart seiner Frau. - „Sie sind sehr gütig, gnädige Frau, dem unbedeutenden „ Ingenieur, der damals das Glück hatte, in Ihrem Hause zu g verkehren, eine freundliche Erinnerung zu bewahren," sagte er k eiskalt: „es hat sich Manches in dieser Zeit verändert, aber „ ich habe alle Ursache, mit dieser Veränderung zufrieden zu sein." Das Lächeln verschwand von dem Antlitz der schönen Frau und ein wenig spöttisch sagte sie: e „Ah, sicher! Aus dem unbedeutenden Ingenieur ist der - Besitzer von Rodendors geworden, das sagt genug. Doch es u scheint, als hätten Sie sich in den weniger glänzenden Bcr- r hältnisten wohler gefühlt, wie als Herr der prachtvollen Güter, wenigstens sahen Sie glücklicher aus." „Der Schein trügt zuweilen, meine gnädige Frau, ich kann Ihnen die Versicherung geben, daß nichts zu meinem Glücke fehlt." Die letzten Worte waren ein wenig schwankend gesprochen, beiden Frauen fiel es auf und Beide deuteten cs nach ihrer Weise. „Ich freue mich aufrichtig, dies zu hören," erwiederte Frau von Horst, „und ich glaube es um so eher, als es kaum möglich ist, bei einem jungen Ehemann« das Gegentheil vorauszusetzen." Sie hatte das im verbindlichsten Tone, völlig harmlos gesagt, aber der Blick, der dabei über das vor ihr stehend« Paar glitt, bewies Melitta nur zu deutlich, daß es diese» kalten, klugen Augen nicht entgangen war, wie wenig Walter'S Aeußerung ihm von Herzen kam. Ihre Blicke begegneten sich einen Moment feindselig, dann wendete sich Melitta zu der kleinen Ella, die längst sehnsüchtig zu der schönen Tante emporgcblickt hatte, und nun zärtlich die Arme um ihre» Hals schlang. „Ah, Sie haben, wie ich sehe, die bewunderungswürdige Vorliebe für Kinder behalten," meinte Ella lächelnd, „meine Kleinen konnten nicht genug von „ihrer lieben Tante Melitta" erzählen; es war aber auch rührend, wie kindlich Sie mit ihnen zu spielen verstanden, und ich bewunderte Sie oft, daß Sie die liebenswürdigste Unterhaltung, ja Mozart und Beethoven im Stich lasten konnten, um mit den verwöhnten Lieblingen zu spielen." So unbefangen heiter die Worte gesprochen wurden, für Melitta war jedes derselben ein wohlgezielter Mefferstoß. Frau von Horst mußte es ja wissen, wie Walter die Musik liebte und daß cs Melitta in seinen Augen erniedrigen mußte, wenn sie die Kinderunterhaltung dem Genüsse einer Beethove»'- schen Sonate, die Ella meisterhaft zu spielen verstand, vorzog. Aber sie fühlte sich machtlos dieser Frau gegenüber, die ihr an Welterfahrung und Menschcnkenntniß so weit überlegen war. Was konnte sie auch zu ihrer Entschuldigung anführen? Es war ja richtig, daß sie sich vor dem hinreißenden Spiel Ella's geflüchtet hatte, aber durste sie eingestehen, daß es nur ge schehen war, weil sie es mit dem brennenden Schmerz über die eigene Unfähigkeit, je Aehnliches leisten zu können, erfüllt hatte? Sie nahm allen ihren Stolz zusammen und erwiederte ruhig: „Sie haben recht, Frau Horst, meine Vorliebe für die herzigen Keinen Wesen ist noch ganz dieselbe geblieben und daß sie sehr groß sein mußte, sehen Sie ja eben daraus, daß es mir möglich war, mich dem Genuß Ihres herrlichen Spiels zu entziehen, um irgend einen der kindlichen Wünsche zu er füllen, denn ich liebe die Musik unendlich. Aber, verzeih« Sie, daß ich so lange von mir spreche, ohne nach dem Er gehen Ihres Herrn Gemahls zu fragen, befindet er sich auch in Helgoland?"