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Rr. VS. Freiberger Anzeiger «nd Tageblatt. Seite 2. 1»««. vom Reich herausgezahlt erhalte. Nach längerer Debatte wurde der AuSschußantrag aus Erhöhung der Matrilularbeiträge von 25 300000 Mark aus 26 1S0000 Mark angenommen. — Die in Darmstadt versammelte erste hessische Kammer trat gestern dem Beschlusse der dortigen zweiten Kammer wegen Erbauung einer Klinik in Gießen und Bewilligung der dasiir durch eine vierprozentige Anleihe auszubringenden Summe von 1 248 860 M. bei. In der gestern in Frankfurt am Main stattgefundenen Schlußverhandlung über die Friedhossaffaire erhärtete der Schutzmann Kern eidlich, daß der Polizeikommiffar Meyer nicht nur den Gebrauch der Waffe, sondern auch die Mitnahme scharf geladener Revolver befohlen habe. Ter Angeklagte stellte dieS in Abrede, woraus der Zeuge erwiderte, ohne den Besehl deS Kommissars hätte er die Schußwaffen nicht an die Schutz leute Georg und Nolte vertheilt, es habe der strikte Befehl zur Mitnahme der Schußwaffen Vorgelegen. Der Schutzmann Weiter, welcher die vor dem Kirchhof ausgestellte berittene Schutzmannschast kommandirte, behauptete, er und seine Leute hätten den Säbel gezogen, aber nicht in die Aktion eingegriffen. Die Zeugenvernehmung war hiermit geschloffen. Hieraus fragte Rechtsanwalt Holdheim, ob dem Angeklagten Meyer bekannt gewesen, daß im Hose der Kommandantur eine Reserve von Polizeimannschasten ausgestellt war. Polizeirath von Hake deponirte, darüber nichts zu wissen, jedenfalls sei eine solche Anordnung nicht von ihm ausgegangen. PMeidirektor Langer erklärte, eine Reserve von 10 Mann sei dorthin gelegt worden, weil die Möglichkeit bestand, daß der Zug schon am Sterbe- Hause aufgelöst werden mußte, wegen eventueller Vorgänge aus dem Friedhöfe sei jene Reserve nicht bestellt worden. Nach 1'/«stündiger Beralhung verkündigte der Gerichtshof das Ur- thril: .Polizeikommiffar Meyer wird wegen Vergehens gegen 8 340 des Strafgesetzbuchs (Ueberschrcitung der Amtsgewalt durch vorsätzliche Körperverletzung) zu dreimonatigem, Schutz mann Wingleit zu zweimouatigem, Schutzmann Hohmann zu einmonatigem, Schutzmann Schweiger zu vierzehntägigem und Schneider Leyendecker wegen Vergehens gegen das Sozialisten gesetz zu einmonatigem Gesängniß vcrurtheilt." In den Ur- theilSmoliven heißt cs: Die gegebenen Instruktionen könnten Meyer nicht exkulpircn; dieselben seien nicht derart gewesen, daß er den Gebrauch drr Waffe sofort hätte eintretcn lassen dürfen. Angegriffen sei er nicht worden, also hätte er zunächst gelindere Mittel versuchen müssen. Ob er durch die Verhaftung Leyendeckcr's sich lächerlich gemacht habe, bleibe dahingestellt. Wenn er nach der Erledigung der Hauptsache den Gebrauch der Waffen Wirte, könne ihn das nicht straflos machen; cs falle ihm Alles, was aus dem Fricdhos passirte, zur Last. Mildernde Umstände habe der Gerichtshos mit Rücksicht aus die Vorsätzlichkeit nicht bewilligen können. — Wie man aus Kiel, meldet wurde dort in der Prohl'schen Hochverraths- affaire der Maschinenmeister der kaiserlichen Werft, Schwarz, verhaftet. Der Kaiser von Oesterreich richtete an den Minister präsidenten Grasen Taaffc an Handschreiben, welches dem bisherigen Handelsminister Pino von Friedenthal auf dessen Ansuchen seines Amtes in Gnaden enthebt und die einstweilige Leitung des Ministeriums dem Sektionschef von Pußwald überträgt. Ein zweites Handschreiben des Kaisers an den bisherigen Handelsminister spricht demselben für seine dem Staate mit großem Eifer und patriotischer Hingebung geleisteten vieljährigen und vorzüglichen Dienste die volle Anerkennung aus. — Trotz des strömenden Regens feierte die akademische Jugend der ungarischen Hauptstadt am Montag den Gedenktag deS Ausbruchs der Erhebung von 1848 durch Auszüge und Singen patriotischer Lieder auf dem UniversitütS- und Petöfyplatz. Ein nach Tausenden zählendes Publikum wohnte dem Aufzuge bei und die Studenten sendeten an Ludwig Kossuth cin BegrüßungStelegramm nach Neapel, den selben als Gouverneur von Ungarn anrrdend. — Die Mit glieder der Unabhängigkeitspartei versammelten sich aus dem selben Anlaß Montag Nachmittag zu einem Bankett unter Vorsitz Daniel Jranyis, der den Sieg der staatsrechtlichen und politischen Ideen des JahreS 1848 schwungvoll feierte. Man führt in Italien die seltsame Haltung des NcguS von Abyfsinien gegenüber der nur scheinbar ganz ausgegcbenen Mission des Generals Pozzolini auf Einflüsterungen dcs französischen Konsuls in Massauah zurück, der aus Abyfsinien erst vor einigen Tagen dorhin zurückkchrte. Die „Raffegna" fragt, ob cs nicht möglich wäre, sich über die Beziehungen dcs sranzösiichen Konsuls zu dem abyfsinischen Feldherr» Ras Alula Klarheit zu verschaffen. Bei den meisten Franzosen erweckt die Aussicht aus Vermehrung der Staatsschuld durch die beabsichtigte Ausgabe von 1464 Millionen Franks drciprozentiger Rente Besorgniß oder Mißbehagen. Die hervorragenden republikanischen Blätter begrüßen diesen Finanzplan Carnot's mit sehr geringem Enthusiasmus, ohne freilich ein anderes Mittel anzugebcn, wie! die französische Regierung aus der jetzigen sehr prekären! Finanzlage herauskommen könnte. An dem Ernst der jetzigen englischen Kabinetskrisis ist; nicht zu zweifeln. Die „Times" bestätigt die Nachricht, daß Chamberlain und Trevclyan um ihre Entlassung nachsuchten, von Gladstone aber ersucht worden sind, ihren dessallsigcn Entschluß nochmals in Erwägung zu ziehen. Es verlautet, Gladstore wolle seinen Plan zur Lösung der irischen Frage umarbeitcn, um die Bedenken Chamberlain's und Trcvelyan's zu beschwichtigen. Der Erstere widersetzte sich zunächst dem irischen Landplane Gladstone's, welcher die Staatsschuld um 200 Pfund Sterling vergrößern würde. Dem russischen Finanzministcr ging von mehreren Steuerinspektoren der Ortschaften dcs Kreises Kirsanow , (Gouvernement Tambow) die amtliche Meldung zu, es seien dort gegen 1500 Bauern wegen Steuer-Rückständen von den Gemeindegerichten zur Prügelstrafe verurthcilt worden, obgleich sie thatsächlich zahlungsunfähig gewesen. Diese Meldung liefert den Beweis, cin wie dringendes Bcdürfniß das von dem russi schen Finanzminister Bunge geschaffene Institut der kontroliren- den Stcuerorgane war. Wom Landtage. — Dresden, 17. März Die ersteKammer erledigte heute den Etat des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Dabei bat Frhr. v. Tauchnitz den Kultusminister, seinen Einfluß daraus zu verwenden, daß zur Regelung der deutschen Rechtschreibung eine Akademie er richtet werde, wie in Frankreich. Hr. Bürgermeister Beutler hob die Nachtheile hervor, welche der schwankende Ansangs- und Endtermin dcs Schuljahres jetzt mit sich bringe und gab dem Ministerium anheim, in dieser Beziehung Erwägungen cintreten zu lassen. Oberbürgermeister Or. Andrä rügte das namentlich in der Zeitungsprcsse wahrzunchmcnde Fremd wörterunwesen. Der Kultusminister erklärte, daß die vom, Herrn v. Tauchnitz angeregte Frage weit über seine Wirkungssphäre hinausgchc. Zu Kap. 90 „Katholisch-geistliche -Behörden," trat Bischof Bernert der Darstellung entgegen, welche der Abg. Kaden in der zweiten Kammer von dem Ver halten des Geistliche» bei dem Begräbniß seiner Ehefrau ge geben hat. Zu Kap. Sl, Universität Leipzig, widerlegte Prof, vr. Fricker die in der zweiten Kammer erhobenen Klagen über den Mißbrauch der akademischen Freiheit Der Kultus. Minister bekämpfte den von dem Vorredner ebenfalls be rührten Gedanken einer Entfernung der Universität von ihrem jetzigen Areal, das sie nun seit 343 Jahren besitze. Zu Kapitel 93, evangelische Kirchen, besürwortete Herr von Friesen den Antrag Heger aus Höhcreinstellung der Bei hilfen zu Baulichkeiten an Kirchen und Schulgebäuden. Nach, dem Oberhosprediger Or. Kohlschütter vom Standpunkte dcs evangelisch-lutherischen Landeskonsistoriums aus den Antrag mit Freuden begrüßt hatte, wurde derselbe einstimmig ange nommen. Zu Kap. 94, Gymnasien, Realgymnasien und Real schulen, erklärte der Kultusminister die Ansicht, daß an der Aufhebung des Plauen'schen Realgymnasiums die mangelnde Energie des Rektors und des Lehrerkollegiums schuld sei, für unbegründet. Die Petition der Stadt Schneeberg um Er richtung eines Gymnasiums wurde von den Abgg. von der Planitz und v. Schönberg (Mockritz) bekämpft. Gegen 5 Stimmen beschloß die Kammer den Beitritt zu dem Be schlusse der zweiten Kammer, die Petition zur Erwägung zu überweisen. Eine kurze Debatte verursachten noch die Petitionen der Stadtgemeinden Borna und Freiberg um Erhöhung der für ihre Realgymnasien gewährten Staatsunterstützung, welche die Bürgermeister Beutler, Heinrich und Hirschberg der Regierung zur Erwägung zu überweisen beantragten; die Kammer beschloß jedoch gegen 5 Stimmen, dieselben nach dem Vorgänge der zweiten Kammer auf sich beruhen zu lassen. Zu Kap 97, Katholische Kirchen und wohlthätige Anstalten, verwendete sich Bischof Bernert für eine Erhöhung dcs zur Unterstützung katholischer Kirchen in den Erblanden bestimmten Pauschquantums. In der zweiten Kammer wurden auf Antrag des Abg. Uhlemann (Görlitz) durch Akklamation zu Mitgliedern des Staatsgcrichtshofs gewählt die Herren Senats- Präsident a. D. Otto in Dresden, Justizrath Rechtsanwalt Dr. Schaffrath in Dresden und Justizrath Rechtsanwalt Höfs »er in Nossen, als Stellvertreter die Herren Rechts anwalt Temper in Zwickau und Geh. Justizrath Or. St übel in Dresden. Es folgte die Berathung des Eisenbahnprojekts Annaberg-Schwarzeuberg mit Zweigbahnen. Das Gutachten der Deputationsmehrheit fand außer in dem Referenten Philipp nur an dem Abg. May einen Vertheidiger, wo gegen fämmtliche übrigen Redner, die Abgg. N ietham mer, Möbius, Vizepräsident Streit, Schreck, Acker mann, ».Oehlschlägel, I)r. Heine und v. Kirchbach sich für die Regierungsvorlage aussprachcn. Abg. Uhlmann (Stollberg) beantragte, zur schleunigen Ausführung des beim vorigen Landtage vorgcschlagcnen Schmasspurnetzes der Regie rung 7 Millionen Mark zu bewilligen. Nachdem die Staats- mi nist er des Innern und der Finanzen sich eben falls gegen den Majoritätsantrag ausgesprochen hatten, weil cin Ausschub nicht dahin sichren könne, von dem vorliegenden, nach den gründlichsten und sorgfältigsten Erwägungen ange nommenen Projekte wieder abzugehen, wurde der Antrag der Majorität mit 52 gegen 14, der Antrag des Abg. Uhlmann (Stollberg) mit 46 gegen 20 Stimmen abgelehnt und die ^Regierungsvorlage dagegen einstimmig angenommen. Zum > Schluß überwies die Kammer eine Petition dcs sächsischen Fischcreiverems der Staatsregierung zur Kenntnißnahme. Melitta. Familien-Romau von L. Migula- 43. Fortsetzung. Stachdruck verboten. Er ging, sein Pferd am Zügel führend, plaudernd neben Melitta her; bald hatten sie den Park durchschritten und standen vor dem Schloß, das Edward mit bewundernden Blicken überflog „Wahrhaftig, jetzt begreife ich die Vorliebe für Deine alte Heimath, sie ist wirklich schön; hätte ich früher cine Ahnung davon gehabt, ich würde mich nicht so sehr gekränkt gefühlt haben, wenn Du so achtlos an Allem, was wir Dir bieten konnten, vorübergingst." „O, vor einem Jahre sah cs hier nicht so aus," entgegnete Melitta; „die Anlagen im Park sind größtcntheils Walters Werk, wie er ja überhaupt fabelhaft viel für Rodcndorf ge- than hat." Sie winkte einem Diener, Edward das Pferd abzunchmcn und schritt ihm dann voran ins Schloß. Sie führte so unbefangen sicher die Unterhaltung, vermied so gcschickt jede Klippe der Erinnerung an die Vergangenheit, daß sie ihm in ihrer stolzen ruhigen Würde fast fremd erschien. Das war nicht mehr das schüchterne, sauste Wesen, als das er sie vor noch nicht zwei Jahren kennen gelernt, nur ihre lieb liche Schönheit war dieselbe geblieben, ja, sie hatte sich, wie ihm schien, noch vollkommener entfaltet. Der Helle Klang der Mittagsglocke erinnerte ihn daran- scinen Besuch zu beendigen. Mclitta's sreundliche Einladung, zum Diner zu bleiben, lehnte er sür heule ab, indem er ver sprach, bald wieder zu kommen. Kurze Zeit darauf kehrte auch Walter zurück, und ihre erste Frage war: „Bist Du bei Doktor Alten gewesen?" „Gewiß, das war ja der Zweck meiner Fahrt, ich mußte doch mein Versprechen erfüllen." „Und welche Auskunft hat er Dir gegeben?" „Ach, cs war der reine Unsinn, überhaupt hinzugchcn. Er fabelte etwas von angegriffenen Nerven und dergleichen, was ,ch selbst längst weiß, aber nicht ändern kann; zum Schluß kam er daraus, ich müßte durchaus in ein Seebad — als ob davon die Rede sein könnte!" „Abcr Walter, natürlich, aus jeden Fall mußt Du seinem Ausspruch solgen," rics Melitta dringend. Er sah sie einen Augenblick scharf an und entgegnete dann kühl: „Ist Dir so viel an meiner Abwesenheit gelegen?" „Ich glaube, Du mißverstehst mich absichtlich, ich sprach nur aus Sorge um Deine Gesundheit," sagte sie kurz und verließ das Zimmer. Der Nachmittag wurde ihr endlos lang, aber sie konnte sich nicht entschließen, Hedwig auszusuchen, deren scharfem Auge ihre Stimmung nicht entgangen wäre; sie fürchtete die Fragen oder theilnehmcndcn Bemerkungen. So blieb sie denn allein und überließ sich ihren bitteren Betrachtungen. Als sie zum Abendessen in das Speisezimmer trat, sand sie ihren Mann schon dort, scheinbar in heftiger Erregung auf und abschreitend. Bei ihrem Eintritt traf sie ein finsterer Blick aus seinen Augen, und mit Herzklopfen sah sie in sein todt- blasses Gesicht. Schweigend nahmen sic Platz, abcr die Speisen blieben fast unberührt; sie fühlte instinktiv, daß ihn irgend etwas ungewöhnlich aufrege, aber sie scheute sich auch, darnach zu fragen — er hatte ja so oft nur kurze, abweisende Antworten für sie. Endlich war die Qual des schweigenden Gegenübersitzens vorüber; der Diener hatte sich entfernt und Walter schob hastig seinen Stuhl zurück, um seine ruhelose Wanderung wieder aus zunehmen. Plötzlich blieb er vor ihr stehen. „Du hast Besuch gehabt?" fragte er mit völlig klangloser Stimme. Sie stand erstaunt auf; diese Frage hatte sie am wenigsten erwartet. „Besuch? Ach ja, Vetter Edward war hier, es hat mich außerordentlich überrascht." „Willst Du damit sagen, daß Du nichts von seiner Ankunft in Hclbburghausen gewußt hast?" „Natürlich nicht, woher hätte ich cs wissen sollen? Onkel und Tante sind schlechte Briefschreiber und Edith denkt erst gar nicht daran." „Sprichst Du die Wahrheit, Melitta?" fragte er dringend, indem er ihre Hand ergriff und ihr tief in die klurea Augen blickte, die ihn ängstlich, aber doch offen und unschuldig an- blicktcn. „Ich wüßte nicht, welchen Grund Du hättest, daran zu zweiseln." Er zog sie näher an sich und sagte leise: „O, Melitta, Du weißt nicht, wie Du mich manchmal quW!" Der Ausdruck ihres bleichen, süßen Gesichtchens wurde immer angstvoller; er bemerkte cs, und ihre Hand freigebend, richtete er sich mit einem tiefen Seufzer auf. „Acngstige Dich nicht so, ich will Dich nicht belästigen." Wieder schritt er einige Male auf und nieder, dann, wie einer plötzlichen Eingebung folgend, fragte er: „Melitta, könntest Du Dich entschließen, mit mir in das Seebad zu gehen?" „Wie? Du willst doch Doktor Altcns Rath befolgen?" lautete die erstaunte Gegenfrage. „Das kommt eben aus Dich an. Allein gehe ich auf keinen Fall; es widerstrebt mir, Dich ohne Schutz hier zurück zulassen. Abcr wenn Du mich begleitest, bin ich gern bereit." Melitta zögerte einen Augenblick mit der Antwort. Was bewog ihn aus einmal dazu, ihr ein solches Anerbieten zu machen? War cs wirklich nur der angegebene Grund? Er legte ihr Schweigen anders aus und entgegnete heftig: „Ich dachte cs wohl, daß dies ein zu großes Opfer für Dich sei, darum wies ich Mens Nath auch sogleich als unausführbar ab; sprechen wir nicht mehr davon." „Du irrst Dich, Walter, ich gehe gern mit Dir, wenn Du es wünschest," sagte sie nun freundlich. Ein Heller Freudenblitz flog über sein Antlitz. „Wie, Lu könntest Dich wirklich dazu entschließen?" Sie neigte lächelnd den Kopf. „Das macht mich sehr glücklich!" sagte Walter warm, auf'S Neue ihre Hand ergreifend. „Wann wollen wir reisen und wohin? Du hast die Wahl zwischen Ostende, Norderney und Helgoland." „O, das bestimme nur ganz nach Deinem Gutdünken, ich bin mit Allem einverstanden," entgegnete fic mit einem ver geblichen Versuch, ihre Hand zu befreien. „Nun, dann wollen wir sobald als möglich in die frische Seelust, ich wette, sie wirkt Wunder!" rief Walter heiter. „Air wollen es hoffen! Aber bitte, nun lasse mich gehen, es ist schon ziemlich spät." „Verzeih, ich hatte mich vergessen," versetzte er, ihre Hand sofort freigebend und sich mit einer leichten Verbeugung von ihr verabschiedend. Der Entschluß Melitta s wurde von ihren Freunden mit sehr getheilten Gefühlen ausgenommen; Frieda klagte darüber laut, daß sie jetzt gerade fort wolle, wo es so hübsch werde; sie hatte sich so auf lustige Partien mit ihr und Evward ge freut. Letzterer bedauerte cs ebenfalls, tröstete sich aber mit der Aussicht, sie im Herbst wiederzuschen, da Marko ihm daS Versprechen abgcnommen hatte, zu den Jagden wiederzukommen. Nur Hedwig empfand eine ungemischte Freude, sie wünschte und hoffte von dieser Reise das Beste.